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Читать книгу: «Der Schutzgeist des Kaisers von Birma», страница 3

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Viertes Kapitel.
Der schlafende Kerkermeister

Die Rückfahrt gestaltete sich sehr romantisch. Die im Untergehen begriffene Sonne tauchte hinter der Stadt in den Fluß hinab und ihre letzten Strahlen ließen noch einmal die goldenen Dächer und Verzierungen der Türme, Obelisken und Pagoden aufleuchten.

Der Steuermann störte mich aus meiner Betrachtung auf.

»Du sagtest, daß du hier fremd bist?« wandte er sich an mich.

»Ja, ich komme weit her.«

»Aus Bangkok vielleicht?«

»Ich war dort, aber meine Heimat ist noch viel weiter.«

»Bist du schon lange hier?«

»Nein, erst vor wenigen Stunden bin ich angekommen.«

»Hast du schon Wohnung in einem Gasthause genommen?«

»Bist du vielleicht der Besitzer eines solchen?« fragte ich spöttisch.

»Nein! Ich bin Steuermann, aber ich könnte dir ein vorzügliches Gasthaus nachweisen.«

»Wirklich?«

»Gewiß. Wir Fährleute bringen viele Fremde zur Stadt und die Herbergsbesitzer wissen das wohl. Deshalb bitten sie uns oft, ihre Herbergen den Reisenden zu empfehlen.«

»In welches Gasthaus würdest du mich führen?«

»In ein sehr feines, in welchem alle die fremden Wongy absteigen, die hierher kommen. Denke nur, Herr, wer gut zahlt, erhält dort sogar ein eigenes Zimmer, was du sonst in der ganzen Welt nicht haben kannst. Es führt den Namen ›Zur Wohnung des Herrn‹, um anzudeuten, daß es sogar würdig wäre, den Senmeng zu beherbergen.«

»Ist jenes Gasthaus weit vom Landungsplatz?« fragte ich den Steuermann.

»Nein, gar nicht weit. Es befindet sich in der Nähe des Tempels des Herrn.«

»Bürgst du mir wirklich dafür, daß das Gasthaus ›Zur Wohnung des Herrn‹ imstande ist, einen vornehmen Fremden aufzunehmen?« fragte ich ihn.

»Ich sagte dir ja, daß es das beste ist, welches die Stadt am Seebesitzt.«

»So führe mich dorthin.«

Wie ich vorausgesehen hatte, war die Nacht bereits hereingebrochen, als wir den Landungsplatz erreichten. Sie war von echt südlicher Schönheit.

Der Landungsplatz war voll Leute, die in größeren und kleineren Gruppen eifrig redend beisammen standen.

Ich lohnte die Fährleute ab und folgte dem Steuermann zur Stadt. Dabei mußten wir an einer solchen Gruppe vorüber, die andächtig einem Manne lauschte, der auf sie einsprach:

»Gautama rief alle Tiere vor sein heiliges Antlitz, um eines auszuwählen, das ihm geeignet schien, der Schutzgeist des Kaisers zu werden. Da kam der Leopard und bewarb sich um diese Ehre, doch Gautama wies ihn ab, weil er zu grausam sei. Aus demselben Grunde verwarf er auch den Tiger. ›Der Kaiser,‹ sagte er, ›muß milden Sinnes und ein Feind des Blutvergießens sein.‹ Nun erschien das Pferd. Gautama betrachtete es mit Wohlgefallen. Es war schön, edel und klug, auch ein Freund des Menschen, aber – es war feige. Es läßt sich von dem Menschen unterjochen, der Kaiser aber soll durch innere Hoheit herrschen. So wurde auch das Pferd verworfen. Da kam endlich der Elefant, der von allen Tieren, die auf der Erde wohnen, das größte und stärkste ist. Gautama erkannte ihn als würdig der Ehre, der Schutzgeist des Kaisers zu sein. Aber damit dies die Erde auch erfahre, ließ er unter den tausend und aber tausend Elefanten dunkler Farbe einen weißen geboren werden, der also von dem großen Buddha abstammt.«

Ich war stehen geblieben. »Warum erhebt dieser Mann den weißen Elefanten so?« wandte ich mich an einen der mir Zunächststehenden.

»Weißt du nicht, daß der Senmeng gestorben ist?« gab der Gefragte erstaunt zurück.

Ich stellte mich sehr erschreckt über diese Nachricht: »Tot?«

»Ja, tot! Schweres Unglück droht über unser Land hereinzubrechen.«

Der Redner mochte diese Worte vernommen haben und flocht sie sofort in seinen Vortrag ein: »Ja, schweres Unglück bedroht uns. Wir müssen suchen, dem drohenden Schlage vorzubeugen. Vor allem muß der Tod des Herrn an seinem Urheber gerächt werden.«

»Rache! Rache!« brüllten viele Stimmen.

»Das Haus des Wongy muß dem Erdboden gleich gemacht, seine Güter eingezogen, seine Sklaven verkauft werden. Seine Frau wird mit Schmach und Schande von ihrer Familie ausgestoßen werden, aber das genügt nicht. Noch lebt der Wongy. Wohlan, Leben für Leben! Das Leben des Wongy für das Leben des Senmeng!«

»Tod dem Wongy!« schrie wieder der Chor.

»Wir müssen dann einen neuen weißen Elefanten suchen . . .«

Mir war bei diesen Worten, als zuckte ein blendender Blitzstrahl vor mir nieder und zeigte mir den Weg, den ich fortan gehen mußte. Ja, nun wußte ich, was ich zu tun hatte, um den armen Wongy zu retten.

Wir legten mehrere lange Straßen zurück und gelangten endlich auf einen schönen großen Platz.

»Ist dies nicht der Tempel des Herrn?« fragte ich meinen Führer, auf ein großes Gebäude im Hintergrunde deutend.

Er bejahte.

Wie ich an den Fenstern sah, war der Tempel innen beleuchtet. Die Soldaten hielten noch Wacht vor ihm. Ich blickte nach dem Palaste des Wongy, aber es war zu dunkel, als daß ich hätte unterscheiden können, ob die Zerstörung bereits begonnen hatte oder nicht. Näher zu treten verboten mir die Vorsicht und – die Soldaten.

Eine Seitenstraße nahm uns auf und aus dieser gelangten wir auf einen zweiten, etwas kleineren Platz.

»Hier ist das Gasthaus,« sagte der Steuermann und deutete auf die linke Seite der Straße.

»Und was für ein Haus ist dies hier?« fragte ich, mich rechts wendend und ihm ein langes, niedriges Holzgebäude bezeichnend.

»Dies ist das Gefängnis.«

»Es sind gewiß viele Gefangene darin?«

»Nicht so viele, daß es nicht mehr als genügend Raum für sie hätte. Und ist es einmal voll, so schafft man schnell Platz für die neuen Ankömmlinge.«

Diese Worte hatten eine eigene Bedeutung. Mir fiel die Festung Amedia in den türkischen Bergen ein. Eine Festung ersten Ranges, bildet Amedia den Schlüssel zu Kurdistan und besitzt unter anderem auch ein großes Gefängnis, das ich in Gesellschaft des Gouverneurs besichtigte.

»Das Gefängnis ist überfüllt und für morgen sind schon wieder neue Gefangene aus Mossul angemeldet,« sagte er zu mir. »Ich muß daran denken, Platz zu machen.«

»Und wie machen Sie das?« erkundigte ich mich in aller Unschuld.

»Das werden Sie morgen sehen,« lautete die Antwort.

Ja, ich sah es!

Am nächsten Morgen knallten auf dem Hauptplatze der Stadt Flintenschüsse. Dieselbe Art war wahrscheinlich auch im Kaiserreiche Birma beliebt.

»Dies also soll das gerühmte Gasthaus sein?« fragte ich, als mein Führer vor der Türe Halt machte.

»Ja!« Er klopfte an die Türe, aber niemand zeigte sich.

»Mir scheint, das Haus ist gar nicht bewohnt,« bemerkte ich.

»Siehst du nicht an dem Fenster, daß drinnen Licht ist?« entgegnete der Steuermann und klopfte ein zweites Mal – aber wieder vergebens. Er klopfte zum dritten Male – doch mit keinem besseren Erfolge.

Nun verlor er die Geduld und begann zu schreien:

»Wirt, fauler Wirt! Buddha hat sich gewiß geirrt und eine Schnecke aus dir machen wollen. Öffne!«

Jetzt tat sich ein Fensterchen auf und hinter dem Gitter wurde das Antlitz eines Mannes sichtbar.

»Was willst du?«

»Öffne, große Schnecke! Ich bringe einen Fremden zu dir, einen Edelmann, einen Wongy!«

»Was will er von mir?«

»Du mußt dich geirrt haben. Dies ist gewiß kein Gasthaus,« sagte ich zu dem Steuermann.

»Dies ist das Gasthaus ›Zur Wohnung des Herrn‹,« und sich wieder nach dem Gitter wendend, rief er: »Er will bei dir wohnen, große Schnecke! Mach auf! Ich bin es, der Steuermann vom See.«

»Ach du bist es Bruder! Warum sagtest du das nicht gleich? Ist der Fremde, welchen du mir zuführst, vornehm?«

»Sehr vornehm,« antwortete ich an Stelle des Steuermannes.

»Nicht alle Vornehmen sind reich.«

»Ich bin sehr reich.«

»Nicht alle Reichen zahlen.«

»Ich zahle immer.«

»Auch gleich?«

»Auch gleich, wenn es sein muß.«

»Gut?«

»Sehr gut.«

»Und wie steht es mit den Trinkgeldern?«

»Wenn du nicht sofort aufmachst, werde ich dir sogleich ein solches in Form einer Ohrfeige verabreichen,« entgegnete ich.

»Du bist ein sehr merkwürdiger Herr, aber ich will dir doch gehorchen,« sagte der Gasthausbesitzer. »Ich öffne!« Und der Kopf verschwand vom Gitter.

Ein Schlüssel drehte sich klirrend und die Türe öffnete sich. In der Öffnung erschien eine seltsame Figur. Sie war sehr klein, wurde von zwei kurzen Beinen und unverhältnismäßig großen, zur Zeit nackten Füßen getragen und war in einen schmutzigen, oftmals geflickten Talar aus weißem Baumwollenstoff gehüllt. Aus dem nicht minder schmutzigen Turban blickte ein langes, hageres Gesicht mit spitzem Kinn und gebogener Nase. Brust und Rücken des Männchens war durch einen entsetzlich großen Höcker entstellt. Lange Arme und ebensolche hagere Hände mit krallenartigen Fingern vervollständigten das Bild von dem glücklichen Besitzer des berühmten Hotels ›Zur Wohnung des Herrn‹.

»Ih! ih! ih!« schrie das Männchen grinsend, »mein Freund, der Steuermann, mit einem Fremden! Und dieser Fremde soll sehr reich sein! Welch schöne Kleidung, welch kostbare Mütze, was für mörderische Waffen! Es scheint, als wäre Wischnu selbst oder, nach den todbringenden Waffen zu urteilen, richtiger Schiva, der Gott der Zerstörung, hier erschienen. Ih! ih! ih!«

»Ist dies der Herbergsvater, den du mir so gerühmt hast?« wandte ich mich kopfschüttelnd an den Schiffer.

Er bejahte und fuhr zu dem Buckligen gewendet fort: »Laß diesen vornehmen Wongy in deine Herberge eintreten und erfülle deine Pflichten.«

Der Wirt machte mir eine tiefe Verbeugung.

»Tritt ein, mächtiger Wongy, tritt ein!«

»Und mir gib das versprochene Trinkgeld,« fuhr der Fährmann fort.

»Ih! ih! ih! Du bist wohl verrückt, mein Guter?« rief der andere lachend.

»Gib es mir! Ich fordere nur, was mir gebührt.«

»Du bist wohl im Begriffe, ein rechter Geizhals zu werden?«

»Nein, aber ich brauche Geld.«

»Das ist auch mein Fall. Auch ich brauche Geld, viel Geld sogar.«

»Wer bezweifelt das? Aber deshalb darfst du mir das Versprochene nicht verweigern.«

»Ich verweigere es dir nicht. Komm ein anderes Mal wieder.«

»Nein! Heute, jetzt auf der Stelle mußt du mich bezahlen.«

»Narr, der du bist! Heute erhältst du von mir nichts.«

»Wenn du mich nicht bezahlst, so werde ich diesen Wongy in ein anderes Gasthaus führen, das ihm besser zusagen wird, als das deinige,« drohte der Steuermann.

»Meinetwegen, Freundchen, wenn er dir folgen will,« versetzte der Wirt.

Der Steuermann wandte sich nun wirklich zu mir. »Wongy,« sagte er, »komm mit mir! Ich werde dich in ein vornehmeres Gasthaus führen, als dieses ist.«

»Sagtest du mir nicht, daß dies die erste Herberge der Stadt ist?« fragte ich.

»Damit log ich allerdings. Dies ist das verrufendste Gasthaus von Amarapura, das beste heißt: ›Zur Rose des Buddha‹! Komm!«

»Aber dieses Gasthaus gefällt mir sehr.«

»Ih! ih! ih! Hast du es gehört, Steuermann? Mein Gasthaus gefällt diesem vornehmen Wongy,« schrie höhnisch der Bucklige.

»Du hast nicht die Wahrheit gesagt, Wongy! Wie kann dir ein so schmutziges, ekelhaftes Haus gefallen? In ganz Amarapura findest du nichts Ähnliches.«

»Es gefällt mir und damit gut. Hier hast du ein anständiges Trinkgeld, ich bleibe hier,« sagte ich, ihm eine größere Geldmünze reichend. Dann trat ich in das Haus.

Ein kleiner, niedriger Raum empfing mich, in dem mir vor allem ein steinerner Herd auffiel, auf dem zwei Töpfe aus gebrannter Tonerde zischten und brodelten. An den Wänden hingen einige kupferne Gefäße und in den Fußboden, der aus fest gestampfter Tonerde bestand, waren zwei Pfähle gerammt, auf denen ein rohes Brett festgenagelt war.

Dies sollte offenbar der Tisch sein, neben dem einige nicht minder einfache Stühle standen. Auf einem von ihnen ließ ich mich nieder.

Draußen stritten sich unterdes die beiden weiter. Deutlich unterschied ich die scheltenden Worte meines Führers, der mit Ungestüm seinen versprochenen Lohn forderte, und das spöttische Lachen des Buckligen, der durchaus nicht gewillt war, ihn zu zahlen. Endlich trat der letztere wieder in das Zimmer zurück, den anderen hörte ich schimpfend die Straße entlang traben.

»Warum gibst du dem Schiffer nicht, was du ihm doch versprochen hast?« fragte ich den Wirt, der sorgfältig die Türe schloß.

»Weiß ich denn, ob du länger hier bleibst und nicht vielleicht schon morgen wieder abreisest, oder ob du mich überhaupt bezahlen wirst? Er wird in einigen Tagen wieder hierherkommen und dann werde ich ihm geben, was ihm gebührt,« erklärte der Birmane, der nicht so ganz Unrecht hatte.

»Gefällt dir mein Gasthaus?« fragte er dann.

»Es ist vorzüglich,« entgegnete ich ironisch.

»Es ist das erste der Stadt. Willst du jetzt gleich schlafen gehen?«

»Nein! Ich möchte erst etwas zu Nacht essen.«

»Da hast du recht. Meine Küche ist mit allem versehen. Was willst du essen?«

»Was kannst du mir geben?«

»Willst du vielleicht Fleisch?«

»Ja.«

»Rindfleisch?«

»Ja.«

»Das Rindfleisch ist aber sehr hart und schwer verdaulich. Wäre es nicht besser, wenn du eine Henne nähmest?«

»Gut, so gib mir eine Henne.«

»Aber es soll gewiß keine alte Henne sein?« »Nun, wenn ich eine junge bekommen kann, ist es mir natürlich um so lieber.«

»Soll es eine sehr junge Henne sein?«

» Natürlich!«

»Dann wäre es allerdings besser, ich gebe dir Eier,« setzte der Wirt, der unstreitig ein Original war, das Gespräch fort.

»Gut, so gib mir Eier,« entgegnete ich, überzeugt, daß ich diesen Abend ohne Nachtmahl zu Bett gehen mußte.

»Herr, die Eier sind selten in unserem Lande. Selten, daß sie auf der Tafel des Kaisers erscheinen. Nicht wahr, du willst keine haben?«

»Warum nicht?«

»Weil sie sehr teuer sind.«

»Das tut nichts. Ich bezahle sie.«

»Sie sind sehr selten.«

»Ich liebe gerade das Seltene.«

»Sie sind nur für die Vornehmen bestimmt.«

»Ich gehöre zu den Vornehmen. Bring mir also einen Teller voll Eier.«

»Herr, ich habe keine.«

»Ah, das ist gut! Wie kannst du es dann wagen, sie mir anzubieten? Nun sag aber endlich: Was kannst du mir geben?«

»Ich habe nichts da als Reis.«

»Gut, so gib mir Reis.«

Der Wirt stellte einen halbwegs reinlichen Holzteller vor mich hin, holte einen Topf vom Feuer, nahm von der Wand einen schmutzigen Holzlöffel und brachte mir diese Raritäten.

»Der Reis ist fertig. Nimm und iß.«

Er reinigte den Holzlöffel ein wenig und warf ihn in den Topf, in welchem der Reis einen dicken, schleimigen Brei bildete.

»Der Reis hat zu viel gekocht,« sagte ich.

»Wärest du früher gekommen, so hätte er nicht so lange zu kochen brauchen. Bei Sonnenuntergang war er noch ganz roh,« entgegnete die Perle von einem Herbergsvater.

Was wollte ich machen? Ich hatte Hunger, nahm den Löffel und würgte die Speise hinunter.

Der Wirt sah mir grinsend zu: »Schmeckt es dir, Herr?«

»Ausgezeichnet.«

»Ja, es versteht auch hier niemand so gut zu kochen, als der Wirt des berühmten Gasthauses ›Zur Wohnung des Herrn‹. Willst du vielleicht noch etwas?«

»Was kannst du mir noch geben?«

»Früchte, schöne Früchte habe ich hier.«

»Gut, so gib einige her.«

Er zog unter dem Tische einen mit wirklich sehr schönen Früchten gefüllten Korb hervor, wie sie in Birma massenhaft gedeihen, schob ihn mir zu und sagte: »Da iß.«

Ich langte nach einer Feige. Sie war sehr süß.

Noch aß ich, da wurde mit Ungestüm draußen an die Pforte gepocht. Der Wirt näherte sich phlegmatisch dem Fenster.

»Wer ist draußen?« erkundigte er sieh.

»Ich!« antwortete lakonisch eine Männerstimme.

»Ich? In Amarapura gibt es viele Ich. Wer ist dieser Ich?« forschte der Wirt weiter.

»Ich bin es, Cujen!«

»Cujen? In Amarapura gibt es wohl an tausend Cujen.«

»Ich bin Cujen, der Kerkermeister.«

»Endlich! Ich komme sogleich,« sagte der Bucklige mit einem Seufzer und ging, um den Riegel zurückzuschieben.

Der Mann, der jetzt in das Zimmer trat, war das Gegenstück zu meinem Wirt. Es schien, als habe man zwischen zwei Kartenblätter etwas Pulver gestreut und daraus eine menschliche Figur gepreßt.

Alles an ihm war lang: das Gesicht, die Nase und die Ohren. Diese lange Gestalt war in ein sehr weites und sehr kurzes, feuerfarbenes Gewand gekleidet, die entsetzlich schmutzigen Beine waren vom Knie an nackt und die großen Füße steckten in alten Pantoffeln. In der rechten Hand hielt diese Schönheit einen riesigen Bund Schlüssel.

Der Ankömmling ließ sich in meiner Nähe nieder, wobei er vor sich auf den Tisch einen hölzernen Spucknapf stellte, der mit rotem Speichel angefüllt war. Bei diesem Anblick mußte ich mich voll Ekel abwenden, meine Mahlzeit war sofort zu Ende.

Der Kerkermeister zog ein Betelblatt hervor, wickelte ein Stück ungelöschten Kalk hinein und schob es in den weiten Mund. Dann rief er den Wirt.

»Was willst du?« fragte dieser.

»Das Gewöhnliche!«

»Ich bringe es sofort.«

Der wackere Herbergsvater nahm eine hölzerne Tasse, gab einige Teeblätter hinein und goß mit dem Löffel, den ich zum Reisessen benutzt hatte, etwas heißes Wasser darauf. Diesen köstlichen Trank brachte er dann dem Manne mit den Schlüsseln.

»Hier hast du!«

Der Kerkermeister nahm die Tasse und trank, sehr langsam und in ganz kleinen Zügen, nach jedem Schlucke verzerrte sich sein Gesicht vor Vergnügen.

»Wer bist du?« wandte er sich während des Trinkens an mich.

»Ein Wongy,« entgegnete ich hochmütig.

Doch der Kerkermeister gab mit noch größerem Selbstgefühl zurück: »So bist du würdig, daß ich mit dir spreche.«

»Aber du bist nicht würdig, daß ich ein Wort an dich richte,« erwiderte ich, indem ich ihn verächtlich ansah.

»Oh! Du weißt nicht, wer ich bin,« sagte er empfindlich.

»Ich weiß es sehr wohl. Ich bin ein Wongy und du bist ein jämmerlicher Kerkermeister, nicht bloß ein Diener des Kaisers, sondern sogar der Diebe und Mörder.«

»Du irrst. Ich bin der Oberkerkermeister des Reiches.«

»Der Oberkerkermeister? Wie viele Gefängniswärter unterstehen wohl deiner Leitung?« fragte ich spöttisch.

»Keiner. Ich bin der einzige Kerkermeister in Amarapura —«

»Womit du sagen willst, daß sich sonst niemand soweit herabwürdigen will, ein Diener der Straßenräuber zu werden,« fiel ich rasch ein.

»Da irrst du dich abermals. Hunderte sehnen sich nach der Würde, die ich bekleide, ich bin der berühmte —«

»– Diener der Diebe,« spottete ich.

»Hüte deine Zunge Wongy! Es könnte leicht sein, daß du eines Tages unter meine Obhut kommst.«

»Was? Du willst mir drohen?« schrie ich aufspringend und mich sehr erzürnt stellend.

»Das ist nicht meine Absicht —«

»Du sagtest —«

»Was leicht werden kann.«

»Beweise es mir.«

Cujen schüttelte seine Schlüssel.

»In meinem Kerker befindet sich ein vornehmer Wongy.«

»Das glaube ich dir nicht.«

»Es ist wahr. Dieser Wongy wurde heute gefesselt in das Gefängnis gebracht, weil er sich an der geheiligten Person des Kaisers vergriffen hat.«

»Ein Wongy ist nicht fähig, ein Verbrechen zu begehen.«

»Mein Gefangener tat es aber doch. Er hat den heiligen Elefanten getötet.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nun begreife ich, Cujen. Der Tee, welchen du trinkst, hat deine Sinne verwirrt. Weißt du nicht, daß der weiße Elefant nicht stirbt?«

»Und weißt du nicht, daß er heute gestorben ist?«

»Bah, das glaube ich nicht.«

»Was muß ich tun, um dich zu überzeugen?«

»Gar nichts kann mich überzeugen. Ein Wongy wird niemals ein Verbrechen begehen.«

Der Kerkermeister schüttelte von neuem seinen Schlüsselbund. »Wenn ich dir aber sage, daß der Wongy Mangvé-Mengyi bei mir eingekerkert ist,« schrie er.

»So sage ich dir, daß du ein Lügner bist,« entgegnete ich gelassen.

»Komm mit mir! Ich werde dir den Wongy zeigen.«

Das war es, was ich bezweckt hatte. Aber ich wollte doch nicht sofort auf seinen Vorschlag eingehen, um keinen Verdacht zu erwecken.

»Ein edler Wongy wird niemals ein Gefängnis, die Heimat der Diebe, besuchen,« lehnte ich deshalb ab.

»Es ist aber jetzt auch die Heimat eines Wongy. Übrigens verlierst du nichts mit einem solchen Besuche. Auch unser erhabener Herrscher, Mendun-Men, war schon einmal dort. Komm!«

»Jetzt gleich?«

»Ja.«

»Jetzt habe ich keine Zeit. Ich muß erst mein Abendessen beenden. Wirt, hast du nichts zu trinken?« fragte ich den Gasthofbesitzer.

»Willst du Tee?«

»Nein. Hast du keine Liköre?«

»Ja, ich habe einen sehr feinen Likör, den die Engländer gerne trinken und den ich mir von Rangoun schicken ließ, wo sehr viele leben.«

»Bringe ihn mir.«

Der Wirt trat in ein nahes Gemach und kehrte mit einer versiegelten Flasche zurück, dessen Etikette mir sagte, daß sie Kognak enthielt. Die Flasche kam mir gelegen.

Ich öffnete sie, goß etwas von der Flüssigkeit in eine hölzerne Tasse und kostete sie. Der Kognak war nicht schlecht.

»Was trinkst du da?« fragte der Kerkermeister.

»Jugendlikör.«

»Was ist das?«

»Dies ist ein Likör, den Gautama selbst hergestellt hat und der demgemäß ungemein köstlich ist. Wer von ihm trinkt, dem wird ewige Jugend und ewiges Leben zuteil.«

»Ist es möglich?« rief Cujen.

»Es ist, wie ich dir sagte. Wie viele Jahre glaubst du wohl, daß ich zähle?« fragte ich lächelnd.

»Dreißig.«

»Du irrst. Ich habe bereits achthundert hinter mir,« entgegnete ich mit einer Unverfrorenheit, die sich auf die grenzenlose Unwissenheit der Birmanen stürzte.

»Achthundert!« schrie der Kerkermeister zwischen Erstaunen und Unglauben.

»Achthundert,« versicherte ich mit größtem Ernst.

»Und dieses Alter verdanke ich allein dem Gebrauche des Jugendlikörs.«

Der Kerkermeister betrachtete mich eine Weile verwirrt, dann sprang er auf und näherte sich drohend dem Buckligen.

»Elender Wirt,« schrie er und schüttelte seinen Schlüsselbund. »Fürchte meine Rache! Ich werde dich zertreten, wie man einen Wurm zertritt. Elender Wirt! Verräter!«

»Was tat ich dir Übles?« fragte der Wirt verblüfft.

»Ein Verbrecher bist du, der sich an der geheiligten Person Seiner Majestät vergriffen hat. Ja, du hast dich an ihr vergriffen, weil du mein Leben bedroht hast, weil du meinen Tod wolltest, um dem Kaiser seinen wichtigsten Beamten, seinen neuesten Diener zu rauben.«

»Ih! ih! ih! Du redest irre, mein Guter,« entgegnete der Wirt, etwas betroffen von diesen Worten; er betrachtete mitleidig den Kerkermeister, den er für verrückt hielt.

»Ich rede nicht irre, sondern spreche im vollen Ernst. Du wolltest meinen Tod.«

»Was habe ich denn getan?«

»Den köstlichen Jugendlikör hast du mir verhehlt. Dein Vergehen verdient keine Entschuldigung.«

»Ih, ih, ih! Du weißt nicht, was du sprichst. Du hast mich noch niemals nach dem Preise dieses Likörs gefragt.«

»Nun, der Likör —?«

»Ist sehr teuer.«

»Ich bin nicht arm.«

»Ich weiß es, du erhältst jeden Monat einen Tael.«

»Nun und scheint dir dies wenig?«

»Nein, sehr viel sogar. Aber eine Flasche von diesem Likör kostet zehn Tael. Du müßtest also zehn Monate arbeiten, ehe du dir eine kaufen könntest.«

Der Kerkermeister sperrte seinen großen Mund weit auf, rang die Hände und sank wie vernichtet auf seinen Sitz zurück. »Oh, ich Ärmster! Ich muß also sterben,« stöhnte er tiefschmerzlich.

Den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen, saß er da, ein Bild heller Verzweiflung.

»Möchtest du gern wieder jung werden, Cujen?« fragte ich ihn.

Er öffnete die Augen und sah mich vorwurfsvoll an. »Welche Frage, Herr!«

»So trinke deinen Tee aus und reiche mir die Tasse. Ich will mit dir dieses köstliche Getränk teilen.«

Der Lange sprang vor Freude: »Herr, o wie gut du bist! Du schenkst mir nicht nur die Jugend, du gibst mir das Leben wieder! Wie soll ich dir danken! Niemals werde ich deine Güte vergessen.«

Er gab mir die leere Tasse und ich füllte sie mit Kognak. Gierig griff er darnach und trank sie in einem Zuge aus.

»Brr!« schüttelte er sich, »das brennt wie Feuer.«

»Ja, in diesem Getränk befindet sich auch das Feuer der Jugend, jenes Feuer, welches in den Adern aller brennt, die noch im Frühling des Lebens stehen.«

»Wie gelehrt du bist! Aber du sprichst wahr. Ich fühle mich so wohl, so glücklich, nun ich diese Tasse geleert habe. Es wogt und siedet in meinen Adern und ich möchte singen und springen vor Lust.«

Der Bucklige betrachtete uns mit erstaunten Äuglein, in welchen ich ganz deutlich die Lust glitzern sah, dieses merkwürdige Getränk auch kosten zu dürfen.

»Herr,« begann er, »du bist doch überzeugt, daß ich der Besitzer der ersten Herberge in Amarapura bin?«

»Ich glaube es und bewundere dich deshalb.«

»Ich verstehe sehr gut zu kochen —«

»Das feine Abendessen, das du mir vorgesetzt hast, bewies mir das zur Genüge.«

»Mein Ruhm erfüllt deshalb die ganze Erde —«

»Das bezweifle ich nicht.«

»– Und mein Tod würde ein schweres Unglück für das Land bedeuten.«

»Auch meine Tränen würden um dich fließen, denn du hast mich vorzüglich empfangen.«

Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen: »Herr, du gehörst zu den wenigen, die mich nach Verdienst schätzen.«

»Wer dich nicht kennt, kann dich auch nicht schätzen.«

Der Wirt sperrte die Augen weit auf. »Wäre es dir also nicht auch lieb, wenn ich ewig leben könnte?«

»Gewiß, ich wünsche das sogar sehr. Binnen kurzem werde ich Amarapura verlassen, doch hoffe ich in tausend Jahren zurückzukehren —«

»In tausend Jahren!« schrie der würdige Herbergsvater von panischem Schrecken erfaßt.

»Ja, in tausend oder vielleicht auch zweitausend Jahren, je nachdem. Und natürlich würde es mich ungemein freuen, dich dann noch lebend vorzufinden und wieder bei dir übernachten zu können.«

»Das steht in deiner Macht, Herr!«

»Nicht in der meinigen, sondern in deiner, mein werter Wirt!«

»Ja der deinigen, Wongy! Du besitzest den köstlichen Jugendlikör. Laß auch mir seine geheimnisvollen Kräfte zugute kommen, indem du mir einen Schluck des gesegneten Getränkes anbietest.«

»Gautama stehe dir bei, Teuerster! Sag einmal: woher habe ich dieses wertvolle Getränk?«

»Von mir.«

»Wie willst du also, daß ich dir schenke, was du mir soeben verkauft hast? Ich bin überzeugt, daß sich in deinem Besitze noch viele solche kostbare Flaschen befinden. Leere sie alle, aber lasse mir und meinem lieben Freunde hier diese eine ungestört.«

»Diese Flasche ist die letzte. Ich besitze nicht eine einzige mehr,« versicherte der Bucklige.

»Unmöglich!« rief ich, mich erstaunt stellend.

»Es ist so, wie ich dir sage. Ich kaufte sechs Flaschen von einem Kaufmann aus Rangoun, der mir jedoch nichts von der diesem Liköre eigentümlichen Kraft verriet. Fünf davon verkaufte ich einigen durchreisenden Engländern, die sechste und letzte gab ich dir.«

»Du hast nicht klug gehandelt, jene Flaschen zu verkaufen.«

»Jetzt weiß ich es; deshalb, Herr, wollte ich dich —«

»Laß dir von Rangoun noch ein halbes Dutzend Flaschen schicken, mein Lieber, und leere sie alle. Du bist reich und kannst es dir leisten. Diese da ist für mich und meinen Freund Cujen.«

»Gut gesprochen!« schrie dieser und hob seine Schlüssel hoch. »Noch einen Becher, noch einen einzigen!«

Er reichte mir die Tasse und ich füllte sie aufs neue.

»Du bist sehr grausam, Herr,« sagte der Wirt mit einem flehenden Blick.

Ich hätte ihm gerne das Erbetene gewährt, aber jetzt konnte ich es noch nicht. Wenn der Kerkermeister im tiefen Schlafe der Trunkenheit lag, war es mir ein Leichtes, meinen alten Freund zu befreien . . .

»Grausam?« rief der Kerkermeister, die Worte des Wirtes aufschnappend, »grausam? Er ist der beste, freigebigste Mann, den die Erde trägt und ich nehme ihn von jetzt an unter meine besondere Obhut.«

Seine Stimme überschlug sich bei den letzten Worten. Der Alkohol begann bereits seine Wirkung auf ihn auszuüben, wie die glänzenden und immer kleiner werdenden Augen und das gerötete Gesicht deutlich bewiesen.

Der Wirt legte gegen die Lobeserhebungen des Kerkermeisters Protest ein: »Aber er —«

»Stillgeschwiegen!« brüllte Cujen, »stillgeschwiegen, wenn du nicht willst, daß ich dich —« Und er hielt ihm drohend das Abzeichen seiner Würde unter die Nase.

Dann wandte er sich mit aufgeheitertem Gesicht und ruhigem Blick wieder mir zu. Er versuchte mir zuzulächeln, brachte es aber nur zu einem widerlichen Grinsen. »Herr,« stammelte er, »weißt du, daß ich dich liebe?«

»Ich wußte es nicht, aber es freut mich sehr, es zu erfahren.«

»Dies muß dich doch auch sehr ehren.«

»Gewiß, ich fühle mich sehr geschmeichelt.«

»Und das mit vollstem Recht, denn ich bin bin – bin – ich habe einen Wongy unter meiner Obhut – Herr, ich hasse den Wongy, aber dich – dich —«

»Mich liebst du, das freut mich, und deshalb gab ich dir ja auch von dem kostbaren Jugendlikör.«

Der Kerkermeister senkte eine Weile den Kopf, wie es schien, in tiefes Nachdenken versunken, oder vielleicht um seine zerstreuten Gedanken zu ordnen.

»Herr,« fragte er mich dann, »welcher von uns beiden ist wohl jetzt der Jüngere?«

»Natürlich der, auf den der Jugendlikör die meiste Wirkung ausübt,« entgegnete ich.

Der Lange sah mich mit stiller Bewunderung an.

»Bei Buddha, albern bist du wirklich nicht,« rief er aus. »Aber auf welchen hat der Likör die meiste Wirkung ausgeübt?«

»Gewiß auf den, der die größere Menge getrunken hat.«

»Gut, sehr gut! Du sprichst immer wahr. Ich – ich – ich – will jung sein, ganz jung. Gib mir noch einen Becher von diesem Geschenk Nirwanas, Herr —«

Er hielt mir abermals seinen Becher hin und leerte ihn, nachdem ich ihn gefüllt, auf einen Zug.

In dieser schnellen Weise hatte er nun bereits eine halbe Flasche Kognak getrunken. Sein Antlitz glühte wie im Feuer und die stier blickenden Augen wurden immer kleiner.

»Herr,« stammelte er, »welch ein Getränk! . . . Wo bin ich? – Ich bin – ich – Aber nein – nein – nein – mein Kopf ist so verwirrt – Wer —«

»Er kann nicht mehr denken, er ist wirklich wieder ein Kind geworden. Auch ich, als ich noch ein kleines Kind war, wußte nichts von mir. Welch bewunderungswürdiges Getränk!« rief der erstaunte Wirt.

»Herr – was machst du? – Du kannst wohl nicht feststehen – du bewegst dich ja fortwährend. – Und auch der Tisch dreht sich – das Licht flackert – halte dich fest auf deinem Sessel, sonst fällst du —« fuhr der Trunkene fort.

»Ich sitze ganz ruhig,« versicherte ich.

»Ich sehe wohl, daß du viel jünger bist, als ich. Du kannst ja nicht einmal einen Augenblick ruhig bleiben . . .«

»Was sagt der Kerkermeister?« fragte der Wirt.

In der Flasche befand sich noch ein gut Teil Kognak. Ich hatte seiner nun nicht mehr nötig, denn der Kerkermeister war bereits in dem Zustand, in dem ich ihn haben wollte. Aber den Wirt gelüstete es nach dem Trank und mir konnte es nur zustatten kommen, wenn auch er berauscht und unfähig wurde, hindernd in meine Pläne einzugreifen.

»Wirt,« sagte ich deshalb zu ihm, »erfüllt es dich nicht mit Bewunderung, zu sehen, wie sich der Kerkermeister verjüngt fühlt, nachdem er kaum von dem Jugendlikör gekostet hat?«

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
Объем:
220 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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