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Читать книгу: «Der Schutzgeist des Kaisers von Birma», страница 12

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»Kommen Sie, Sir!« sagte ich in arabischer Sprache, da ich nicht wünschte, von dem Dolmetscher verstanden zu werden.

»Allah! Ich täuschte mich also nicht! Sie sind es wirklich, Hugo?« rief er wie aus einem Traum erwachend. —

»Entlassen Sie für einige Stunden Ihren Dolmetscher und kommen Sie mit mir!«

Er gab dem Manne ein Geldstück und erklärte ihm, daß er seiner für heute nicht mehr bedürfe. Er werde erst abends hierher zurückkehren.

»Ich stehe zu Ihrer Verfügung,« wandte er sich hierauf wieder zu mir.

»Kommen Sie!«

Das Menschengewühl begann sich zu entwirren.

Die Chinesen hatten sich überzeugt, daß es hier vorläufig nichts mehr zu sehen gab und der Kampf erst gegen Abend ausgetragen werden sollte. Sie verließen den Platz, um ihren Geschäften nachzugehen.

Ich warf noch einen Seitenblick auf meine Gefährten. Congi hatte sich mit einigen der Männer entfernt; Merlan und die andern aber hatten dem weißen Elefanten gegenüber Platz genommen, um ihn scharf im Auge zu behalten.

Wir entfernten uns und bogen in eine Seitengasse ein, wo ich das Stillschweigen brach: »Welcome; Sir John! O welches Vergnügen ich empfand, als ich Ihre sonore Stimme sechshundert Tael auf den weißen Elefanten setzen hörte!«

»Nun, ich kann das Erstaunen nicht beschreiben, das ich fühlte, als Sie so würdevoll auf dem Platze auftauchten – in diesem Gewande noch dazu —«

»Mein Gewand und meine Sprache ist die eines reichen Birmanen, aber Sie – wer setzte Ihnen in den Kopf, sich als Chinese zu kleiden, ohne die Sprache eines solchen zu verstehen?«

»Ich beabsichtigte damit, die Chinesen im Innern des Landes zu täuschen, welche die Europäer hassen. Ich komme direkt von Tonking und habe die Absicht, den weißen Elefanten zu kaufen.«

»Wie erfuhren Sie, daß sich hier ein solches Tier befinde?« forschte ich erstaunt.

»Ich las ein Werk von Webster, in dem viel von ihm die Rede war. Webster wünscht, daß dieses seltene Tier nach Europa gebracht werde, damit die Zoologen seine Eigenart besser studieren können. Ich aber will es für Amerika sichern.«

»Armer Freund! Es tut mir sehr leid, daß Sie die weite Reise nach diesem weltfernen Neste umsonst gemacht haben.«

»Warum?«

»Das Tier wird niemals Ihr Eigentum werden.«

»Machen Sie keine Scherze, Herr. Das Tier muß mein werden. Ich möchte den sehen, der mich hindern könnte, es zu erstehen.«

»Ich kann es!«

»Sie?« fragte er bestürzt. »Sie, mein Freund?«

»Ja, eben weil ich Ihr Freund bin, wünsche ich, daß Sie von dem Kaufe abstehen und mir die Bestie überlassen.«

»Unmöglich! Verlangen Sie von mir, was Sie wollen, aber das nicht.«

»Aber was wollen Sie denn mit dem Elefanten? Sie wollen ihn wohl für Ihr grönländisches Museum erwerben?« fragte ich neckend, auf eine Reise des Lords nach Grönland anspielend.

»Pshaw, Sir! Kein Wort mehr von dem Museum! Ich will den Elefanten nach meinem Park bringen, der durch ihn eine der größten Sehenswürdigkeiten New Yorks werden wird. Denken Sie doch einmal! Die größten Gelehrten der Erde werden meinen Park aufsuchen, um das merkwürdige Tier sehen und beobachten zu können. Die Wissenschaft wird mir dankbar sein.« —

Armer Daffley! Er hatte mit solchem Enthusiasmus gesprochen, er sah sich im Geiste schon als Berühmtheit gefeiert – und ich mußte ihn nun grausam aus dem Himmel seiner Träume reißen.

»Es tut mir leid, Mylord, aber die Hoffnung auf Berühmtheit durch den weißen Elefanten müssen Sie schon fahren lassen.«

»Fällt mir nicht ein. Des Dickhäuters wegen reiste ich von New York hierher und er muß mein werden um jeden Preis. Ich gebe ihn nicht auf.«

»So kämpfen wir um ihn. Wer den höchsten Preis für ihn zahlt, führt den Elefanten heim.«

»Pshaw! Dann ist er mein,« sagte Sir John, in dem Bewußtsein behaglich lächelnd, viel reicher zu sein als ich. »Tausend Tael opfere ich für ihn.«

»Und ich dreitausend und noch mehr, wenn es sein muß.«

»God bless my life! Soviel?« stieß er erstaunt hervor. »Nun, ich muß sagen, die Ehre käme mir zu teuer! Aber Freund, warum bestehen Sie so auf dem Tier?«

»Ich muß das Tier haben, denn es handelt sich um das Leben eines mir sehr teueren Freundes.«

»Ah! Ein Abenteuer also? Wer ist denn dieser Freund?«

»Ein Birmane.«

»Pshaw! Ich glaubte, ein Amerikaner. Und für einen Birmanen wollen Sie soviel tun?«

»Ein Birmane ist auch ein Mensch. Und wie ich Lord Daffley kenne, wird er gewiß nicht verlangen, daß ich das Leben eines lieben Freundes opferte, um ihm zu einer sehr fragwürdigen Berühmtheit zu verhelfen.«

»Hum!« machte der würdige Lord. Zwei Gefühle stritten in ihm der Ehrgeiz und die Nächstenliebe.

Eine Weile schritt er still neben mir hin; endlich brach er unvermittelt das Stillschweigen: »Hugo, ich habe einen phänomenalen Hunger. Lassen Sie uns in dieses gesegnete Gasthaus eintreten und ein opulentes Mahl bestellen. Während des Speisens erzählen Sie mir Ihre Erlebnisse aus jüngster Zeit, und dann werden wir ja sehen, was sich tun läßt.«

Sechzehntes Kapitel.
Die Rache

In jenem Lande tritt der Sonnenuntergang gewöhnlich um 17 Uhr ein. Fünf war es bereits vorüber, als wir den Platz wieder betraten. Wir hatten einen Vergleich abgeschlossen. Lord Daffley verzichtete auf den Senmeng und stellte mir sogar seine Börse zur Verfügung für den Fall, daß die meinige zum Ankaufe nicht ausreichte, ich aber hatte ihm dafür das Versprechen gegeben, ihn mit nach Amarapura zu nehmen, dem Kaiser vorzustellen und ihn dann auf einer Reise zu begleiten, die er nach den noch wenigen erforschten Sunda-Inseln zu unternehmen gedachte.

Leute waren bereits wieder genug da. Sicher war auch nicht ein Einwohner von Muang-la zu Hause geblieben.

Man erkannte uns sofort. »Die Käufer des Elefanten!« flüsterten unterschiedliche Stimmen und die Menge machte Platz. Aller Blicke ruhten auf uns und ich las in diesen Blicken neben der natürlichen Neugierde auch eine gewisse Geringschätzung, ja, Mitleid. Und mich wunderte das nicht. Die Chinesen sind so hervorragend praktische Leute, daß sie sich nie dazu verstehen würden, einen Centesimo mehr für einen Gegenstand auszugeben, als dessen wirklicher Wert beträgt.

Der Elefant befand sich noch auf seinem früheren Platze. Auch der Cuangfu, der Verkäufer und der alte Pagan waren schon zur Stelle. Zwei Schritte von dem letzteren standen meine Gefährten. Merlans Gesicht war von Zorn verzerrt. Da, nur zwei Schritte von ihm entfernt, war sein Todfeind und er durfte sich nicht auf ihn stürzen – gewiß keine leichte Sache für den armen Häuptling.

»Endlich, Wongy,« sagte der Mandarin, als er mich erblickte. »Ich fürchtete schon, du würdest erst zurückkehren, wenn der Verkauf bereits beendet wäre.«

»Es fehlt ja noch einige Zeit bis zum Sonnenuntergang,« entgegnete ich; eine Guinee aus der Tasche ziehend, reichte ich sie ihm mit der Bitte: »Betrachte bitte, doch einmal diese Münze.«

Er nahm sie, drehte sie um und besah sie mit Aufmerksamkeit und fragte endlich: »Was soll es damit?«

»Mit dieser Geldsorte gedenke ich den Elefanten zu bezahlen.«

»Hast du kein chinesisches Geld?«

»Nein. Du weißt, daß die chinesischen Goldmünzen sehr selten sind, und jene von Silber sind im Gewicht zu schwer. Tausend Tael in Silber mit sich herumzutragen, hätte etwas zu bedeuten. Deshalb führe ich stets fremdes Gold bei mir.«

»Aber ich kenne den Wert dieses Goldstückes nicht,« sagte der Mandarin unschlüssig.

»Dann nehme ich es nicht an,« erklärte der Eigentümer des Elefanten.

Um Pagans Lippen flog ein schadenfrohes Lächeln. »Dieses Geld befindet sich überhaupt nicht mehr im Verkehr,« behauptete er. »Laßt euch nicht von diesen beiden Schwindlern betrügen.«

»Schweig, Mörder des Senmeng von Amarapura,« entgegnete ich verächtlich.

Pagan erbleichte jäh. Er war entdeckt worden – wie war das zugegangen? Er erholte sich jedoch rasch von seinem Schrecken. Er zwang wieder ein Lächeln auf seine blassen Lippen: »Dieser Wongy ist ein Betrüger und ein Narr zugleich.«

Ich würdigte ihn keiner Antwort mehr. Es war jetzt nicht der Augenblick, mit ihm zu streiten.

Der Sonnenuntergang war nahe und noch vor Eintritt desselben mußte die Frage bezüglich des Geldes entschieden sein. Ich wandte mich wieder an den Mandarin: »Sollte sich in dieser berühmten Stadt kein Wechsler befinden?«

»Ja, wir haben einen, dessen Ruf weit verbreitet ist.«

»So laß ihn holen. Vielleicht befindet er sich auch bereits hier« – und ich deutete auf die Menge, die sich zu uns herandrängte.

»Sehr gerne! Cin-se!« schrie der Mandarin gellend.

»Hier ist er!« antwortete eine dünne Stimme und eine seltsame Figur zwängte sich durch das Gedränge.

»Hier ist er! Hier ist er!« schrie der dicke Knirps und kam hüpfend näher. »Hier ist Cin-se! Was soll er? Was soll er?«

»Du bist ein Wechsler?« fragte ich.

»Gewiß, und sogar ein sehr berühmter.«

»Kennst du die Münzen aller Länder?«

»Ja.« »Und kannst du ihren Wert beurteilen?«

»Diese Frage ist für mich eine Beleidigung.«

»Nimmst du alle Münzen an, die dir angeboten werden?«

»Versteht sich, wenn sie echt sind.«

»Betrachte einmal dieses Goldstück,« sagte ich, auf die Guinee deutend, die der Mandarin noch in der Hand hielt. Der Wechsler untersuchte die Münze, sie um und um wendend, auf das genaueste, prüfte sie durch ein Glas, das er aus der Tasche zog und beleckte sie, Gott weiß warum, mit der Zunge. Endlich nahm er noch eine kleine Goldwaage, wog das Goldstück ab und verkündete dann mit wichtiger Miene: »Dieses Gold ist echt.«

»Wieviel gibst du dafür?«

»Es ist fremd und deshalb nicht leicht abzusetzen.«

»Das ist nicht wahr. Alle Wechsler, soviel deren auf der Welt sind, nehmen dieses Geld gerne. Ich hätte nie geglaubt, daß du so unwissend seiest . . .«

»Herr,« unterbrach mich der Dicke erzürnt, »ich bin der einzige und deshalb der erste Geldwechsler von Muang-la .«

»Warum willst du dieses Geld nicht nehmen?«

»Wer sagt, daß ich es nicht nehmen will? Natürlich nehme ich die Münze, hundert, wenn es sein muß, sogar tausend Stück.«

»Dann nehme auch ich es an,« rief der Verkäufer des Senmeng.

»Dummköpfe, die ihr seid,« schrie Pagan.

»Seht ihr denn nicht, daß das Gold falsch ist?«

Ich zog meinen Revolver. »Pagan,« sagte ich ernst zu meinem Konkurrenten, »ich rate dir, höre jetzt auf, mich zu beleidigen. Siehst du diese Waffe? Es wäre sehr leicht möglich, daß eine Kugel aus ihr eine Seele nach Nirwana entführt – vielleicht die des Wongy Pagan.«

Der Wongy gab keine Antwort. Der Mandarin aber, anstatt meine Drohung zu rügen, neigte das Haupt zum Zeichen seiner Zustimmung.

»Wieviel gibst du mir für dieses Goldstück?« setzte ich nun mein Gespräch mit dem Geldwechsler fort.

»Eineinhalb Tael,« entgegnete er, schlau lächelnd.

Der Spitzbube! Für eine Münze von 25 Lire Wert bot er mir 12!

»Du bist verrückt,« sagte ich kurz.

»Warum?«

»Du bietest mir für diese Münze 12 Tael; ich aber verlange 34 und fordere damit nicht zu viel. Das Gold ist eine große Seltenheit in euerem Lande.«

»Zwei Tael will ich dir geben, Herr,« sagte der schurkische Chinese zögernd.

»Cin-se, ist diese Münze wirklich 34 Tael wert?« fragte hier der Besitzer des Senmeng.

»Hum! Hum!« machte der Gefragte hüstelnd.

»Ja oder nein?« fragte ich gebieterisch.

»Drei Tael ist sie schon wert.«

»Ich nehme sie für 3 Tael,« entschied der Verkäufer.

»Und ich nehme sie ebenfalls für 3 Tael und als Geldwechsler habe ich den Vorzug,« schrie Cin-se.

»Ich nehme kein anderes Geld als dieses,« erklärte Huang-tse, der, nicht minder schlau als der Wechsler, aus dessen Gebaren sehr richtig schloß, der Wert des Goldstückes müsse 3 Tael noch übersteigen.

»Du nimmst diese Münzen so gut an, wie unser einheimisches Silbergeld,« entschied der Mandarin.

In diesem Augenblicke machte sich Pagans Stimme hörbar. »Ich biete 700 Tael.«

»Zeige das Geld,« befahl der Cuangfu.

Mein Widersacher zog eine gefüllte Börse hervor und zählte 700 Tael auf seine Hand, teils in Silber, teils in Goldmünzen zu 2 Tael.

»Siebenhundert und ein Tael,« schrie ich dagegen.

Dabei breitete ich ein seidenes Tuch auf den Boden und zählte das Geld darauf, die Guinee zu 3 Tael berechnend.

»Achthundert!« schrie Pagan wieder. Auch er legte das Geld zu seinen Füßen nieder.

»Pah! Tausend!« und ich warf eine Handvoll Gold auf das Tuch.

Stürmische Beifallsrufe tönten in der Runde. Tausend Tael! Der Elefant war kaum vierhundert wert.

Eine lange Pause entstand. Pagan schien unentschlossen. Reichte vielleicht sein Geld nicht? Seine Börse war schon um ein Bedeutendes zusammengeschrumpft.

»Dein dritter Mitbieter scheint die Lust verloren zu haben,« bemerkte der Mandarin zu mir, auf Sir John deutend.

»Er findet den Preis zu hoch,« gab ich zurück.

»Er hat nicht unrecht. Die Wahrheit zu sagen, begreife ich nicht, warum dir der Besitz dieses Tieres so am Herzen liegt?«

»Es handelt sich um eine Wette. Gelingt es mir nicht, den Elefanten zu erstehen, habe ich verloren.«

»Handelt es sich um viel?«

»Um ein Menschenleben.«

»Du scherzest wohl?« fragte der Mandarin, der diese Worte nicht verstand.

Aber ich konnte ihm jetzt keinen näheren Aufschluß geben, denn mein Feind zog noch mehr Geld aus der schwindsüchtig gewordenen Börse. »Tausend und ein Tael!« bot er.

»Elfhundert!« Und dreiunddreißig Pfund Sterling flogen noch auf das Tuch.

»Elfhundert und ein Tael!« Pagan stieß einen Seufzer aus.

»Zwölfhundert!« sagte ich kalt.

Er hob die Arme wie ein Verzweifelnder und schrie mit vor Erregung heiserer Stimme: »Zweitausend! Zweitausend Tael! Zweitausend!«

Die Chinesen heulten und klatschten wie närrisch, als sie dies vernahmen. Alles an ihnen, vor allem die Zöpfe, wackelte vor Aufregung. Der glückliche Huang-tse rieb sich seelenvergnügt die Hände, während der Mandarin auf die Füße gesprungen war, um sich mit weit aufgerissenem Munde die zwei Männer zu betrachten, die sich um dieses alte, kranke Tier so stritten.

Ich allein verhielt mich gleichgültig. Pagans Gebot focht mich wenig an, wußte ich doch zu gut, daß er es nicht erlegen konnte. Ich zog die Uhr. Sechs! Der Sonnenuntergang war nahe.

Auf dem Dache eines nahen Häuschens sah ich einen Mann, der aufmerksam gegen Westen blickte.

»Was tut dieser Mann dort?« fragte ich den Cuangfu.

»Ich beauftragte ihn, mir den Sonnenuntergang anzuzeigen.«

Der Lärm verstummte so rasch, als er entstanden war. Die Chinesen brannten vor Begierde zu hören, was ich nun sagen, ob ich weiter steigern würde oder nicht.

»Nun du,« erinnerte mich der Cuangfu.

»Bevor ich weiter biete, muß mein Gegner erst der Vorschrift nachkommen,« sagte ich.

»Was meinst du?«

»Der Wongy muß erst die 2000 Tael erlegen, ehe sein Gebot gilt.«

»Ah, du hast recht,« erklärte der Mandarin.

»Wo sind die 2000 Tael?« wandte er sich zu Pagan.

»Du traust mir wohl nicht?« schrie der Wongy, sich sehr erbost stellend.

»Gewiß, aber ich muß das Gesetz beobachten.«

»Ich sagte 2000 Tael und werde sie bezahlen. Ich bin ein Mann von Wort,« schrie Pagan.

»Wer bezweifelt das? Ich weiß, daß du ein reicher Mann bist. Es wird dir deshalb nicht schwer sein zu beweisen, daß du genügend Geld bei dir hast,« erwiderte der Mandarin.

»Ich habe es, aber ich zeige es nicht. Diesen Gefallen tue ich meinem Feinde nicht, nein und tausendmal nein! Mein Gebot ist das letzte und deshalb das einzige, welches gilt.« »Was soll ich tun?« wendete sich der Mandarin unentschlossen an mich.

»Du bist der Cuangfu. Du hast dafür Sorge zu tragen, daß das Gesetz geachtet werde.«

»Aber dieser Mann scheint von hohem Stande.«

»Ich bezweifle das nicht. Aber auch er ist dem Gesetze Gehorsam schuldig.«

»Bietet niemand mehr?« rief Pagan jetzt höhnisch.

»An dir ist es, zu bieten,« entgegnete ich.

»Ich tat es bereits. Ah! ah! ah! Mein Gegner hat den Mut verloren, das Geld fehlt ihm. Zweitausend Tael! Ah! ah! ah!«

»Zeige das Geld! Kannst du das nicht, ist dein Gebot ungültig.«

»Es gilt!« schrie er.

»Sonnenuntergang!« rief in diesem Augenblicke der Mann auf dem Dache.

»Der Elefant ist mein!« sagte ich gelassen.

»Er ist mein!« schrie Pagan zornbebend dagegen.

»Und du bist mein!« kreischte Merlan und stürzte sich plötzlich mit einem Sprunge auf ihn.

Das Wort ›Sonnenuntergang‹ hatte auf die Zuschauer einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht.

»Sonnenuntergang! Sonnenuntergang! Wer hat gesiegt? Wem gehört der Elefant?« klang es bunt durcheinander. Die Ansichten gingen auseinander und jeder vertrat die seinige. Nach einigen war der Sieg mein. Niemand durfte das bezweifeln. Andere schrieben ihn meinem Gegner zu und noch andere verlangten, daß man die Feilbietung wiederhole.

In diesen Meinungsaustausch mischten sich die Schreckensrufe derer, die in der ersten Reihe standen und den Kampf zwischen Merlan und Pagan beobachten konnten. Die beiden Gegner rangen Brust an Brust.

Keiner machte Gebrauch von den Waffen. Es waren nur die physischen Kräfte, die sich maßen. Wahrhaftig, die beiden waren einander würdig. Merlan war ein erprobter Ringer, gewandt und voll männlicher Kraft, die jetzt durch den Rachedurst zum Äußersten angespornt wurde; aber auch der alte Pagan war nicht zu verachten und wenn ihn der Cherenhäuptling vielleicht an Stärke übertraf, so war er diesem wiederum an Schnelligkeit überlegen.

Sie rangen lautlos, aber in tiefster Erbitterung.

Der Mandarin stand voll Schrecken da. Dieses Ende hatte er nicht erwartet.

»Was soll ich tun, Herr?« fragte er ängstlich.

»Du bist einer der ersten Beamten des chinesischen Landes und fragst mich, den Birmanen, nach deinen Pflichten?«

»Ich soll also die Kämpfer trennen lassen?«

»Tue das, wenn du es für deine Pflicht hältst.«

»Es wäre vielleicht das Beste, wenn man sie trennte, aber —«

Immer wilder, immer erbitterter wurde der Kampf. Die beiden lösten ihre mörderische Umschlingung nur, um mit desto größerer Wut wieder übereinander herzufallen. Merlan hatte seinen Feind am Halse gepackt und würgte ihn krampfhaft, während sich dieser mit heftigen Faustschlägen wehrte.

Pagans Gesicht war bereits hoch gerötet, die Adern in seinem Gesichte schwollen an. In seiner Verzweiflung führte er einen so heftigen Schlag nach Merlans rechter Schläfe, daß dieser mit einem Schmerzensrufe zurücktaumelte und nach dem rechten, anscheinend verletzten Auge fuhr. Diesen Augenblick benutzte der andere, um seinen Gegner mit beiden Händen an der Kehle zu packen, aber schon hatte der Häuptling seine Geistesgegenwart zurückgewonnen und umklammerte Pagan aufs neue . . .

Immer straffer spannten sich die Muskeln, immer mehr röteten sich die Gesichter der Kämpfenden, ihre Augen traten aus ihren Höhlen – da, ein Wanken, ein dumpfer Schlag —

Der Mandarin tat einen tiefen Atemzug. »Schrecklich, Herr, nicht wahr?«

»Ja, schrecklich,« entgegnete ich. »Aber laßt uns jetzt nach ihnen sehen.«

Die Cheren und die Pelugen hatten sich bereits auf die Gestürzten geworfen und rissen sie auseinander. Es kostete keine kleine Mühe, dies zu bewerkstelligen. Ein erschütternder Anblick bot sich dar: Merlan war tot – gefallen als ein Opfer der Rache; Pagan lebte zwar noch, aber ein furchtbarer Faustschlag Congis tötete ihn vollends.

Ich bezahlte den weißen Elefanten, den mir niemand mehr streitig machte . . .

Der unglückliche Merlan erhielt ein feierliches Begräbnis und am Tage darauf verließen wir Muang-la , den weißen Elefanten mit uns führend.

Die Pelugen und die Cheren, deren Gebiet wir durchzogen, kamen uns in Scharen entgegen und feierten den Senmeng. Die Cheren betrauerten Merlan zwar sehr, doch es tröstete sie auch wieder der Gedanke, daß er ja für den weißen Elefanten gestorben sei und sein Name deshalb ewig im Lande leben werde.

Am Ufer des Bamo-Nam-Tapug schloß sich uns der so ziemlich wieder hergestellte Meharamen an.

Congi mit seinen Pelugen und einigen Cheren begleiteten uns noch bis Bamo, wo uns die Bevölkerung festlich empfing.

In Bamo hatten wir das Glück, eine Barke abzufangen, die flußaufwärts fuhr. Die Schiffer wollten zuerst nichts von einer Rückkehr nach Amarapura wissen, doch der Anblick des Senmeng und noch mehr eine Anzahl Goldstücke, die ich ihnen reichte, machten sie gefügig. Ich beschenkte Congi, die Pelugen und Cheren reichlich, nahm warmen Abschied von ihnen und dann stiegen wir an Bord.

Die Fahrt verlief ohne Hindernisse. Nur Lord Daffley beklagte sich einigermaßen darüber, beziehungsweise über die Beschwerden, die sie für ihn mit sich brachte. Wir erreichten Amarapura glücklich einige Tage vor der Hinrichtung Mangvé-Mengyis.

Es war die höchste Zeit gewesen. Wie die Birmanen dem neuen Schutzgeist entgegenjubelten! Die Freudenfeste wollten nicht enden und selbst der Kaiser nahm daran teil.

Ich hatte mein Versprechen gehalten und es war nun an Mendun-Men, auch das seinige einzulösen. Und er tat es. Der unglückliche Wongy wurde nicht nur sofort aus dem Kerker entlassen, sondern auch in all seine Ehren und Würden wieder eingesetzt, ja der Kaiser schenkte ihm sogar einen bedeutenden Teil von dem Vermögen Pagans, dessen Güter als die eines Verbrechers vom Staate eingezogen wurden.

Daffley und ich hielten uns noch einige Tage in Amarapura auf, dann ging es weiter nach den Sunda-Inseln.

Einige Jahre später, als ich eben von einer Reise aus Australien zurückgekehrt war, hatte ich die unerwartete Freude, Meharamen wiederzusehen, der, von seinem Herrscher in einer diplomatischen Angelegenheit nach Europa entsandt, nach Italien gekommen war.

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Дата выхода на Литрес:
04 декабря 2019
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