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Cecille Ravencraft

Die Hungrige Hexe

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Rechtliche Hinweise

Luke

Samiras Haus

Berechnungen

Das Hexenzimmer

Auf der Flucht

Jim und Jessie

Eingelullt

Wieder im Hexenzimmer

Rache

Gehirnwäsche

Ausbildung

Jessie im Hexenzimmer

Verraten

Vaterschaft

Mutterschaft

Gebrochen

Vorbereitungen

Jessies Flucht

In Ryan’s Field

Zuflucht

Polizei

Tracht

Der Jahrmarkt

Schlechte Nachrichten

Tania Vehl

Grace

Alma

Chris

Im Hart’s Inn

Gefühle

Sarah

Hochverrat

Die Spirale

Revolte

In der Bäckerei

Verschont

Samiras Haus

Info

Impressum neobooks

Rechtliche Hinweise

Impressum

Buchheim Promotion

Martin Buchheim

Unterheck 15

33142 Büren

Copyright: Cecille Ravencraft (Sonja Reineke) /M. Buchheim. Alle Rechte vorbehalten. Die Weiterverbreitung ist auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Rechteinhaber gestattet.

Rechtliche Hinweise

Keine der hier benutzten Namen oder Personen haben einen realen Bezug. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sowie ähnlich klingende oder existierende Namen sind rein zufällig. Auch die Handlung ist nur ein Produkt meiner Phantasie.

S. Reineke

Die Vorgeschichte zu „Die hungrige Hexe“ heißt „Im Zentrum der Spirale“ und ist im Verlag Torsten Low erschienen.

„Die Hungrige Hexe“ verschmilzt an einigen Stellen mit dem Roman „Der Zirkel der Dunklen Hexen“, der im Verlag Torsten Low erschienen ist.

Für Martin ... den ich zwar zum Fressen gern habe, aber nicht fressen werde.

Versprochen.

Luke

1

Luke fand es passend, dass es an dem Tag regnete, an dem er aus dem Gefängnis kam. Er wusste sowieso nicht, wohin, die Welt war grau, kalt und leer und nicht einmal der liebe Gott hieß ihn mit Sonne und blauem Himmel willkommen in der Freiheit.

Viereinhalb Jahre hatte er abgesessen und er war sich sicher, dass er schon bald wieder einsitzen würde. Wo sollte er hin? Wer wollte ihn? Wer würde ihn einstellen?

Wie als Antwort auf seine düsteren Gedanken schoss ein kleiner schwarzer Sportwagen um die Ecke, hielt direkt vor ihm an, und eine dunkelhaarige Frau sprang heraus. Sie nahm ein Klemmbrett vom Beifahrersitz und Luke konnte ihren Knackpo in der engen schwarzen Hose bewundern, denn sie musste sich ziemlich tief bücken.

Wie auf Kommando hörte es auf zu regnen.

Sie kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu. Sie trug eine Carmen Bluse, ebenfalls schwarz, die ihre Schultern freiließ und eine von diesen großen Designersonnenbrillen, die das halbe Gesicht verdeckten. Die hatte Luke schon in den Achtzigern sauhässlich gefunden, und jetzt war dieser Müll dank It-Girls wie Paris Hilton wieder modern.

Das Alter der Frau war schwer zu schätzen, aber er ordnete sie bei etwa dreißig ein, also seinem Alter, siebenundzwanzig, nicht allzu fern.

„Luke Malik?“, fragte sie nach einem prüfenden Blick auf ihr Klemmbrett mit einem Lächeln, dass durch die große Brille nur wenig herzlich wirkte.

„Ja. Wer sind Sie?“

„Sie können mich Samira nennen. Der Verein schickt mich.“

„Verein? Welcher Verein?“

„Der Verein zur Wiedereingliederung Krimineller in unsere Gesellschaft. VWKG. Haben Sie den Brief nicht bekommen?“ Sie runzelte die Stirn. Jedenfalls glaubte er das, da die Brille etwas verrutschte.

„Brief? Nein. Und wiedereingliedern … wer will schon einen Ex-Sträfling?“

„Ach, genau deswegen gibt es uns. Wir glauben, dass jeder noch eine Chance verdient.“

„Hm. Wie schön.“ Er schob seinen Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten auf die andere Schulter.

„Unser Verein geht die Sache ganz anders an als … na, als unsere Gesellschaft eben. Wir glauben, dass in jedem Menschen ein guter Kern steckt. Und dass man den am besten mit Güte und Verständnis herauskitzelt, nicht mit Härte, Strafe und Ausgrenzung.“

Luke fuhr angewidert zurück. „Sie sind von so `nem Kirchenverein, oder?“

Er blinzelte irritiert, als sie den Kopf zurückwarf und schallend lachte. Ihr langes Haar hing ihr bis beinahe auf den Hintern, und nicht zum ersten Mal durchfuhr ihn Begehren. Er hatte immerhin seit mehr als vier Jahren keine Frau mehr gesehen, und die hier tauchte in hautengen Klamotten auf, zeigte viel Haut und nun wollte sie ihn zu einem Bibeljünger machen!

„Oh nein, Luke, wirklich nicht“, sagte sie jetzt und wischte sich die Lachtränen ab, wobei sie die Brille etwas anhob und er einen Blick auf dunkelgrüne Augen erhaschen konnte. „Aber wollen wir das nicht beim Essen besprechen?“

„Ich Ihrem … Vereinshaus?“

„Nein, bei mir. Wir nehmen die ehemaligen Strafgefangenen in unseren Häusern auf, lassen sie am normalen Leben teilhaben … das ist alles ganz legal und wird staatlich gefördert. Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie den Brief mit der Broschüre nicht bekommen haben! Aber das passiert öfter. Die Wärter möchten nicht, dass ihr Jungs diese Chance bekommt. Deswegen haben Sie wahrscheinlich auch noch nie davon gehört.“

„Das würde ich denen ohne Weiteres zutrauen!“

„Dann steigen Sie ein! Es fängt sowieso gleich wieder an, zu regnen. Sie wollen doch nicht, dass wir hier im Regen stehen und nass werden, oder?“

„Ich würde mir nie verzeihen, wenn Sie meinetwegen nass werden würden“, grinste Luke, denn seiner Meinung nach war diese Samira schon nass, wenn auch eher untenrum. So eine war das also. Hatte Geld, war wahrscheinlich von ihrem reichen Ehemann geschieden, gelangweilt und wollte einen starken Mann im Bett. Deswegen engagierte sie sich für diesen merkwürdigen Verein und nahm Ex-Knackis mit nach Hause. Nun, ihm sollte es recht sein!

„Na, dann kommen Sie, Luke. Steigen Sie ein.“

Luke zögerte plötzlich. Das Lächeln der Frau zeigte zu viele Zähne. Sah eher aus wie ein humorloses Hai-Grinsen, fand er. Ihre Augen hinter der großen Brille waren unergründlich, das Gesicht blass, eine Masse eingefrorener Höflichkeit. Er spürte keine echte Sympathie hinter dem Lächeln. Eher etwas Lauerndes. Der Impuls, einfach wegzulaufen, war stark. Aber wo sollte er hin? Er konnte nur unter die Brücke, wie die anderen Ehemaligen, die man aus der Stadt vertrieben hatte. Denn Sexgangster wollte niemand in seiner Nähe haben. Warum nahm sie dieses Risiko freiwillig auf sich? Wer tat das schon?

Der kleine, elegante Sportwagen sah auf einmal wie ein im Sprung geducktes Raubtier aus.

Sie ist nur eine Frau, sie ist zierlich und schwach und ein saftiger Happen. Du musst sie nicht fürchten. Steig schon ein, du Trottel!

Stimmte wohl. Luke hatte schon vor dem Gefängnis trainiert und eine sportliche Figur gehabt. Im Knast war er zu einem Muskelpaket geworden. Man musste sich behaupten, und langweilig war es auch. Also schlug man die Zeit tot, indem man Gewichte stemmte. Er war fast zwei Meter groß, breit wie ein Kleiderschrank, kahl geschoren und ungeschickt tätowiert, wenn auch auf dem Rücken, wo man es nicht sah. Trotzdem - er sah aus wie der typische Knastbruder. Wenn sie keine Angst vor ihm hatte – er musste ganz sicher keine vor ihr haben!

„Haben Sie schon einmal von Thomas Norris gehört?“, fragte sie, als er den Türgriff berührte.

„Hä? Nee. Kenne ich nicht. War der auch im Knast?“

„Ist nicht so wichtig. Kommen Sie nun mit, oder wollen Sie lieber hier Wurzeln schlagen?“

Er stieg ein.

Im Wagen roch es nach Kräutern, eigentlich recht angenehm, wenn auch ungewöhnlich. Wenn das ein Lufterfrischer war, dann eine ganz neue Marke. Samira glitt anmutig in den Sitz neben ihn und startete den Wagen. Sie gab ordentlich Gas, wendete, und fuhr mit kreischenden Reifen davon. Sie hatte es wohl eilig, flachgelegt zu werden.

Luke wunderte sich. Er hatte erwartet, dass diese Samira in einem Haus am Rand der Stadt oder in einem schicken Apartment in der Innenstadt wohnte, aber sie ließ auch die Vororte hinter sich und preschte raus aufs Land.

„Sie wohnen aber ziemlich abseits.“

„Die Stadt nervt. Ich brauche Ruhe und Abgeschiedenheit.“

„Aha. Und was machen Sie so?“

„Ich schreibe Bücher.“

„Ach so! Habe ich mal eins davon gelesen?“

„Das bezweifele ich offen gesagt sehr.“

„Verstehe.“

„Auch das wage ich zu bezweifeln.“

Luke starrte sie an. Ein hämischer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Sie rauchte und steuerte lässig den schnellen Wagen. Ihn beachtete sie kaum noch. Sollte sie ihn jetzt nicht nach seiner Zeit im Gefängnis fragen? Nach seiner Therapie? Was machte sie so sicher, dass er kein Messer aus seinem Rucksack zog, sie zwang, anzuhalten, sie vergewaltigte und in kleine Häppchen schnitt? Ihre Ausbildung als Sozialarbeiterin war in so einer Situation keinen Pfifferling wert. Und ihr VWK-was-auch-immer-leck-mich-am- Arsch-Verein konnte ihr dann auch nicht mehr helfen. Komischer Verein. Wahrscheinlich gab es ihn gar nicht. Luke erschrak: was, wenn diese Samira eine Schwester oder Freundin eines seiner Opfer war? Und sich an ihm rächen wollte?

Er sah sie an. Sie hatte ein hübsches Profil, aber ihr Gesicht kam ihm mehr und mehr wie eine Maske vor. Sie lächelte wieder kalt. „Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin nicht auf Rache aus. Und außerdem, wo wollen Sie denn hin? Bei diesem Wetter?“

Wetter? Luke wollte es gerade fragen, da klatschten die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe.

Wieder musterte er die merkwürdige Frau neben ihm. Langsam wurde sie ihm unheimlich.

„Sind Sie eine Wetterhexe?“, fragte er jetzt grinsend, um die Stimmung etwas aufzulockern. Sie lachte wieder, ein wenig schrill, wie er fand.

„Wer weiß, Luke, vielleicht bin ich das. Hätten Sie dann Angst vor mir?“ Sie drehte den Kopf und sah ihn an. Ihre Zungenspitze glitt verführerisch über die tiefroten Lippen. Luke entspannte sich wieder.

„Vielleicht müssen Sie ja Angst vor mir haben, Samira. Zumindest nachts.“

„Nachts“, echote sie keck, „nachts brauche ich mehr was zum Ankuscheln, wenn Sie verstehen, was ich meine. Nichts, was mir Angst macht.“

„Wie wär’s damit: Erst mache ich Ihnen Angst, dann können Sie sich ankuscheln.“ Er hob die Hand und fuhr sanft mit dem Zeigefinger über ihren Unterarm. Sie zog ihn nicht weg.

„Klingt gut, Luke, klingt wirklich gut.“

Samiras Haus

2

Sie wohnte nicht nur ländlich, sondern total abgeschieden. Eine Kleinstadt namens Ryan’s Field war in der Nähe, aber nicht in unmittelbarer Nähe, sondern mindestens zwanzig Autominuten entfernt.

Luke stieg aus und stand vor einem Holzhaus, es sah tatsächlich wie ein Hexenhaus aus. Spitzes Dach, schmal geschnitten und klein, obwohl es zwei Stockwerke hatte, wirkte es winzig. Wenn er ehrlich war, erinnerte es ihn an das Haus aus „Psycho“, in dem Norman Bates mit seiner „Mutter“ lebte. Aber es war weiß gestrichen und von hübschen Blumenbeeten umgeben. Auch die Fensterkästen waren mit bunten Blumen gefüllt, die üppig daraus hervorquollen. Neben dem Gartentörchen wuchsen rechts und links Lavendelsträucher, und weiter hinten gab es ein sehr großes Kräuterbeet. Diese Samira hatte wohl einen grünen Daumen. Der Duft, den er im Auto schon wahrgenommen hatte, war hier noch stärker, dabei waren sie an der frischen Luft.

„Was riecht denn so intensiv?“

„Thymian. Fleisch taugt nicht ohne Thymian. Kommen Sie mit rein.“ Samira stieg schon die drei Schritte zum Eingang herauf und öffnete die Tür. Luke blinzelte.

„Schließen Sie Ihre Tür nie ab?“

„Brauche ich nicht, hier kommt kaum je einer her.“ Das mochte stimmen. Es gab weit und breit kein anderes Haus, nur Wälder erstreckten sich hinter dem Haus und weiter die Straße entlang. Verwundert folgte er ihr mit rein und staunte nicht schlecht. Das Haus schien von innen viel größer zu sein und war sehr hell und freundlich eingerichtet. Die Küche war der größte Raum, dahinter schloss sich ein Zimmer an, das durch eine hohe Fensterfront und ein Oberlicht fast den ganzen Tag von der Sonne durchflutet wurde. Hier fand er noch mehr Pflanzen und Kräuter in liebevoll bemalten Töpfen. Sie standen in mannshohen weißen Regalen. Ein langer Tisch aus dickem Holz mit einem darauf festgeschraubten Fleischwolf, wie ihn noch Lukes Oma benutzt hatte, passte aber nicht so recht hier rein.

Im Wohnzimmer fand er noch mehr Landhausstil, auch wenn Luke dergleichen scheißegal war. Aber das helle und freundliche Design beruhigte und überraschte ihn. Es schien – wie der Fleischwolf - nicht so recht zu der zierlichen, schwarzgekleideten Frau zu passen.

„Irgendetwas duftet hier sehr gut.“ Er wandte sich zu Samira um, die ihre Schuhe auszog und ihm gleichzeitig ein Paar Filzpantoffeln hinschob. Aha, also war sie doch penibel, typisch Frau. Er schlüpfte aber beflissen hinein, damit sie ihn auch woanders hereinschlüpfen ließ, und warf seine ausgelatschten Treter auf die Veranda hinter ihm. Auf der luden Schaukelstühle und Rattanmöbel zum Sitzen ein. Sie verstand es, zu leben. Die Frau hatte Geld.

„Das ist mein Rinderbraten, Luke. In etwas mehr als einer Stunde können wir essen. Das gibt uns genug Zeit.“

Er hob die Augenbrauen. „Zeit wofür?“ Samira nahm die Brille ab. Ein Sonnenstrahl fiel seitlich auf ihr Gesicht, als sie zu ihm kam, und ließ ihre grünen Augen grell aufleuchten wie die eines Tiers.

„Fürs Bett natürlich, was dachtest du denn?“ Sie grinste zu ihm hoch und legte die Hände auf seine mächtige Brust. Luke zog sie an sich. Seine Hände glitten über ihren Rücken und herunter zu ihrem Po, den er sanft zu kneten begann. Sie rieb genießerisch ihr Becken an seinem. Eine ihrer Hände war plötzlich in seinem Schritt und machte kreisende Bewegungen. Er wurde so groß, wie er noch nie gewesen war und sehr, sehr hart. Viereinhalb Jahre. Die sollte jetzt ihr blaues Wunder erleben.

3

Kein Wunder, dass sie so abseits lebte. Bei der Schreierei hätte sonst jemand die Polizei gerufen. Luke lag schweißüberströmt in dem großen Himmelbett mit den weißen Vorhängen. Sie war schon wieder aufgestanden, um nach dem Braten zu sehen, obwohl sie von Rechts wegen kaum noch laufen können durfte.

Unten hantierte sie mit den Töpfen herum. Luke war schläfrig, aber Hunger hatte er auch. Und die Neugier quälte ihn. Er stand auf und öffnete eine ihrer Schranktüren. Klamotten quollen ihm entgegen, ein Outfit verführerischer als das andere. Aber auch eine lose schwarze Robe und ein graues Trägerkleid mit weißer Bluse, so etwas Altmodisches konnte die doch unmöglich tragen? Ein rundes Abzeichen mit einem V darauf saß auf der linken Brust, direkt über dem Herzen. Eine Plastikhülle schützte das Kleid nebst Bluse. Die schwarze Robe war mit blutroten Fäden bestickt, Spiralen, Runen oder ähnliche Zeichen, ein fünfzackiger Stern und noch mehr solcher Sachen. Vielleicht spielt sie nebenher noch Theater, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Deswegen auch das Trägerkleid, das waren nur Kostüme. Er fand auch ganz normale Sommerkleider in Orange und Weiß, Jeans, T-Shirts, jede Menge Schuhe natürlich, aber sogar noch mehr Handtaschen. Nichts Besonderes also.

Luke zog sich wieder Boxershorts und Jeans an, ließ aber sein Flanellhemd auf dem Boden liegen, das ihm Samira eben ungeduldig und leidenschaftlich vom Körper gezerrt hatte. Sie war nicht zimperlich. Vorspiele waren gar nicht nötig gewesen. Fast so, als wäre sie selbst ein Mann. Von wegen Kuscheln.

Luke verließ das Schlafzimmer und wandte sich nach rechts. Ein Badezimmer von beachtlichen Ausmaßen, komplett mit Whirlpool und auch hier ein Oberlicht. Marmorwaschtische. Die Frau hatte eindeutig Geld en masse.

Die Tür links vom Schlafzimmer war abgeschlossen. Nun wunderte sich Luke aber wirklich: Samira schloss ihre Vordertür nicht ab, aber dafür die hier oben? Was war das für ein Blödsinn?

„Luke!“, rief sie von unten, „Essen ist fertig! Schieb deinen Knackarsch hier runter!“

Er grinste und stapfte die Treppen herunter. Sie sah ihn lüstern an, wie er da nur mit seinen Jeans bekleidet in der Küche auftauchte. Er spürte, wie er wieder hart wurde. Nach dem Essen war sie wieder fällig.

Er nahm am Tisch Platz und gab ein erfreutes „Wow!“ von sich, als sie ihm einen Teller voll mit Fleisch, Röstkartoffeln und Bohnen hinstellte. Und ein Glas Bier. Es schäumte noch, so frisch eingeschenkt war es.

„Danke, Baby.“ Er schlang das Essen in sich hinein. Selten hatte ihm etwas so gut geschmeckt.

Samira lächelte geschmeichelt. Sie hatte geduscht und trug nur einen Bademantel. So ohne ihre Brille und die schwarzen Klamotten wirkte sie viel natürlicher und auch jünger. Sie benutzte auch kein Make-up. Aber sie sah ihm nicht oft in die Augen. Ihm wurde jedes Mal flau im Magen, wenn sie das tat, deshalb war er insgeheim erleichtert, wenn sie die Lider niederschlug oder zur Seite sah.

„Möchtest du noch mehr, mein Hengst?“

„Geht das? Ich meine, sonst hast du nichts mehr …“

„Ich esse später etwas. Das ist alles für dich.“ Sie wies mit der Hand auf den Herd, auf dem in hohen Edelstahltöpfen noch Mengen von Kartoffeln, Bohnen und Fleisch warmgehalten wurden.

„Ja, dann gerne.“ Als sie aufstand und ihm nachfüllte, glaubte Luke, er sei im Himmel gelandet: gutes, reichliches Essen und eine attraktive Frau, die auf Sex stand und ihn von vorne bis hinten bediente. Was könnte besser sein als das?

Es ist zu schön, dachte er unvermittelt und die Gabel verharrte kurz vor seinem Mund, viel zu schön, um wahr zu sein. Etwas ist hier faul.

„Ist was nicht in Ordnung, Süßer? Fehlt Salz?“

„Nein … nein. Ich frage mich nur, was für ein Verein das ist. Ich meine, du nimmst mich einfach hier auf, vögelst mit mir, tischst mir Essen auf …“

„Tja, das wird nicht immer so sein, mein Lieber. In ein paar Tagen kommt Dr. Roberts vorbei. Er hat den VWKG gegründet und überzeugt sich persönlich davon, dass du auch alles tust, um wieder ein normales Mitglied unserer Gesellschaft zu werden. Außerdem wird er dich mit in die Stadt zu deinem Bewährungshelfer nehmen. Das gehört mit dazu. Aber danach …“ sie strich mit dem langen Nagel ihres kleinen Fingers über seinen muskelbepackten Unterarm, „… danach bringt er dich wieder her, und es geht weiter wie bisher. Aber dann, beim nächsten Besuch, bespricht Dr. Roberts dein Programm mit dir.“

„Programm?“, mampfte Luke.

„Ja. Als Erstes sieht er sich an, ob du mir im Haushalt mithilfst und für mich Holz hackst und was man sonst einer zarten Frau noch an Arbeit abnehmen kann. Er spricht wieder mit dir, um deine Motivation zu testen. Und dann überprüft er noch deine Schulbildung. Hat sie Lücken, schickt er dich zu Abendkursen. Das Ziel ist ja, dass du eines Tages ganz auf eigenen Füßen stehst. Das heißt natürlich nicht“, sie lächelte anzüglich, „dass du mich nicht mehr sehen darfst. Ich bin weiterhin deine Bezugs- und Vertrauensperson. Ich helfe dir, wo ich nur kann. Und dass ich dich bumse, ist meine private Entscheidung. Wer kann bei so einem Body schon widerstehen? Das geht Dr. Roberts nichts an. Das müssen wir ihm auch gar nicht erst sagen.“

Luke hatte während ihrer langen Rede den Teller wieder geleert, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und trank sein Bier aus. Samira sah es mit Befriedigung. Das war wohl doch der Himmel. Eine Frau, die es gerne sah, dass man Bier trank.

„Ein guter Verein.“

„Ein sehr Guter, Luke. Ich finde ihn ganz wunderbar.“

Kann ich mir denken. Immer willige Kerle, die ausgehungert nach Sex direkt in dein Bett fallen. Aber es war ja nicht sein Problem, dass sie sich in Gefahr brachte. Eines Tages würde sie auf einen treffen, der nicht so gut therapiert worden war wie er, und dann fand man ihre Einzelteile auf dem Dach oder im Blumenbeet.

„Und wann kommt dieser Dr. Roberts?“

„Das wird noch dauern. Er kümmert sich zurzeit um einen anderen Entlassenen in New Mexico. Eigentlich wollte er ihn einfliegen lassen, aber der fühlt sich wohler in seiner gewohnten Umgebung. Also ist er dort besser aufgehoben. Dr. Roberts kümmert sich um alles. Auch um dich. Du wirst sehen.“

„Wenn er sich nur halb so gut kümmert wie du, kann ich ganz zufrieden sein“, grinste Luke. Seine Hand wanderte unter ihrem Bademantel den Oberschenkel herauf.

„Dann lass uns nach oben gehen, dann werden wir ja sehen, was wir tun können, um deine Zufriedenheit noch zu vergrößern“, schlug sie schelmisch vor.

„Baby, noch größer könnte nichts an mir werden“, flüsterte er heiser und trug sie die Treppe herauf.

Es dauerte diesmal länger und endete für ihn nicht halb so schön wie beim ersten Mal, denn Luke fühlte sich unglaublich müde. Aber wer stopfte schon sieben Scheiben Fleisch in sich hinein und ging dann zwei Stunden bumsen, ohne erschöpft zu sein?

Er rollte sich von der geilen Schlampe herunter und fiel fast sofort in einen tiefen Schlaf.

Als er wieder wach wurde, fühlte er sich wie zerschlagen. Sein Kopf drohte zu platzen. Das konnte nicht das Bier gewesen sein, es war ja nur ein Glas gewesen. Ob er sich zu viel zugemutet hatte? Aber er war ein ganzer Kerl, so ein bisschen zu viel zu essen, und dann ein williges Weib zu stemmen konnte doch nicht so eine Wirkung haben, oder? Er stöhnte.

„Oh, Baby! Das war alles zu viel heute.“ Ihre Stimme driftete zu ihm herüber, aber er bekam kaum die Augen auf. „Ruh dich nur aus.“ Sie flößte ihm etwas Tee ein, wohl aus ihren vielen Kräutern zusammengebraut und brühwarm, fast noch kochend. Er hustete, sie schüttete noch mehr in ihn hinein, und er schlief weiter.

Am nächsten Morgen fühlte er sich etwas besser. Er wartete diesmal mit dem Essen und setzte sich erst an den Frühstückstisch, nachdem er die kleinen Arbeiten erledigt hatte, die Dr. Roberts zufriedenstellen würden. Denn der nahm nur Leute in sein Programm auf, erklärte Samira, die auch hoch motiviert waren.

Luke hackte ganze Kubikmeter von Holz, schraubte eine neue Steckdose in die Wand, strich den Zaun im hinteren Garten, der riesig und üppig bepflanzt war – komplett mit einem Bächlein und einer winzigen Brücke darüber, einem Pavillon in der Mitte und einem Badesee, an dem man gemütlich sitzen konnte - und verfugte den selbstgemauerten Grill, auf dem man eine ganze Kuh hätte braten können. Auf seine Frage hin versicherte sie ihm: „Natürlich bist du beim nächsten Barbecue mit dabei! Es könnte ohne dich quasi gar nicht stattfinden.“ Offensichtlich hatte Samira gerne Gäste. Vielleicht veranstaltete sie jedes Jahr eine Orgie mit den vielen Ex-Knackis, die sie in ihrem Bett „rehabilitiert“ hatte? Ein winziger Stich der Eifersucht fuhr ihm durchs Herz und er beruhigte sich selbst damit, dass sie ihm gestern im Bett gesagt hatte, er wäre der Beste, den sie je gehabt hatte.

Samira servierte ihm heute Morgen Rührei mit gebuttertem Toast, Schinken und Würstchen. Der Kaffee war etwas bitter, aber er beklagte sich nicht.

Dann nahm er eine lange Dusche und legte sich wieder ins Bett. Nur für fünf Minuten, dachte er, denn das viele Essen hatte ihn wieder sehr ermüdet. Nach dem Gefängnisfraß erschien ihm der Aufenthalt hier wie das Paradies: Leckeres Essen, mehr als reichlich, eine leckere Frau mit einem sehr gesunden Sexhunger, auch mehr als reichlich, ein bequemes Bett, saubere Kleidung, denn Samira hatte ihm inzwischen ein paar Sachen besorgt, und dann noch die Aussicht auf ein besseres Leben, eine Ausbildung. Vielleicht eines Tages ein Heim mit einer guten Frau, nicht Samira natürlich, die war eine Schlampe, aber vielleicht eine liebe kleine Frau und zwei oder drei Kinder … die Vergangenheit hinter sich lassen und ganz normal leben. War das denn zu viel verlangt?

Er träumte von der Frau, dem Häuschen im Grünen oder einem hübschen Apartment in der Stadt und glitt wieder zurück in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

286,32 ₽
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360 стр. 1 иллюстрация
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9783847641537
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