Читать книгу: «Losing Game», страница 4

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LEVEL 1

»Neve!!«, platzt eine fast brüllende Stimme, abends in ihren Gehörgang und lässt sie aufschrecken. Sie blickt hoch und blickt in das Gesicht von Jessica.

»Hi«, kriegt sie nur über die Lippen. Verwirrt schaut sie sich im Department um.

»Was machst du denn hier?«

»Wo soll ich denn auch hin? Man erreicht dich ja gar nicht. Du wolltest mich letzte Nacht noch anrufen und was war? Nichts. Ich hätte jetzt endlich gerne eine Erklärung von dir, was das letzte Nacht für ein Theater war«, faucht Jessica und ist sichtlich erregt. Noch immer verwirrt, blickt sich Neve erneut im Department um, steht vom Stuhl auf und schiebt Jessica in den Archivraum.

»Komm, ich zeig dir was«, spricht sie irgendwie abwesend. Sie setzt sich an einen kleinen Tisch, auf dem ein PC mit Drucker steht. Nach ein paar Klicks landet sie auf der Polizeiseite, wo sie sich mit ihren persönlichen Daten einloggt. Sie drückt eine Zeitlang herum, bis Sam auf dem Bildschirm auftaucht.

»Das habe ich die letzten Stunden gemacht«, klärt sie Jessica auf, die kurz auf den Bildschirm blickt.

»Das ist doch das Mädel von letzter Nacht, oder?«, fragt sie verwirrt.

»Ihr habt eine Akte über sie?«, haucht sie offensichtlich von dieser Situation überfordert.

»Nicht nur das. Sie ist eine Schülerin auf der Schule, an der ich zurzeit unterrichte und sie gehört zu den Five Dogs! Schau dir das an«, klärt Neve ihre Freundin auf und macht eine weisende Kopfbewegung auf den Bildschirm. Nach ein paar Sekunden zieht sich Jessica einen Stuhl heran, um das Vorstrafenregister von Sam zu lesen.

»Oh mein Gott, hört das auch noch mal auf?«, flüstert sie und liest weiter.

Als sie irgendwann fertig ist, haucht sie ein niedergeschlagenes »Wow!« und lehnt sich in den Stuhl zurück.

»Du hast somit echt ein verdammt großes Problem.«

»Ich? Wieso?«, fragt Neve geplättet.

»Warte noch die zwei Wochen, wegen der Schule, ab und dann kannst du was mit ihr anfangen.«

»Was??«, kreischt Neve geschockt, blickt Jessica mit großen Augen an und will anfangen ihre Freundin zur Schnecke zu machen, als diese lässig den Kopf schüttelt.

»Da brauchst du gar nicht zu widersprechen. Ich kenne dich und deinen Frauengeschmack besser, als du. Und wenn du ehrlich zu dir bist, weißt du, dass du von der kleinsten Haarspitze bis zum Zehennagel in sie verschossen bist.«

»JESSICA!!«, brüllt Neve fauchend. Aufgebracht springt sie vom Stuhl hoch.

»Sie ist meine Schülerin!«

»Wo die Liebe hinfällt.«

»Sie ist erst einundzwanzig!«

»Wo die Liebe hinfällt.«

»Sie ist im höchsten Grade kriminell!«

»Wo die Liebe hinfällt«, buttert Jessica jeden Widerspruch von Neve gnadenlos unter und steht von ihrem Stuhl auf. Sie drückt ihr einen Kuss auf die Wange und begibt sich zur Tür. Jessica wirft ihrer Freundin noch einen bestimmenden Blick zu.

»Zwei Wochen Neve, halte noch zwei Wochen deine Finger bei dir und dann kann dir nichts passieren. Ich habe keinen Bock dich irgendwann vor Gericht zu verteidigen, ok?« Neve schaut sie fassungslos an, wird dann aber wütend.

»Ja verdammt! Ich bin alt genug um zu wissen was ich mache und ich kenne das Gesetz«, faucht sie. Wortlos zieht Jessica die Tür hinter sich zu.

Geplättet und von Jessicas Worten überrollt, legt Neve ihren Kopf in den Nacken, pustet ein lautes »Oh man.« und nimmt den Kopf wieder nach vorne. Als sie auf den Bildschirm blickt und Sams Foto dort sieht, steigt noch mehr Wut in ihr auf.

»Du verdammte...!« Den Rest verschluckt sie, weil sie ansonsten etwas sagen würde, was ihr vielleicht irgendwann leidtun könnte.

Neve rückt mit dem Stuhl näher an den Tisch und beugt sich weit zum Bildschirm vor. Sie betrachtet Sams Foto, das mittlerweile fast zwei Jahre alt ist und gleitet mit ihrem Blick von Pore zu Pore, bis sie plötzlich das Gefühl hat, Sams Parfüm zu riechen. Wieder bekommt sie eine Gänsehaut.

»Scheiße, verdammt!«, flucht sie und stellt den PC aus.

Eine Minute später steht sie wütend und wie eine Dampflok pfeifend, vor Jake.

»Wollten wir heute nicht noch was unternehmen? Fährst du? Ich will mich besaufen«, giftet sie. Ohne auf eine Antwort von ihrem Partner zu warten, stampft sie mit harten Schritten aus dem Department.

Eine halbe Stunde fährt Jake durch das nächtliche San Francisco, bis er den Wagen in einer Parkbucht hält und Neve erwartungsvoll anblickt. Sie schaut aus dem Fenster und schimpft ein kurzes »Och nö, kein Striplokal. Hier kann man nicht saufen!«.

»Aber da kannst du ein bisschen runterfahren. Ich weiß ja nicht was bei dir heute so abgelaufen ist, aber so wie du derzeit drauf bist, bekommt es dir sicherlich ganz gut, wenn dir eine schöne Frau fünf Minuten ihren Arsch vor die Nase hält.« Neve atmet tief durch und hebt kampflos die Arme.

»Ich ergebe mich«, pustet sie und steigt aus. Ihre Augen fallen auf das schwarze Firmenschild mit dem Namen Crazy Horse Gentlemen´s Club. Ok, eine halbe Stunde Arschwackeln hält sie aus, aber dann will sie definitiv etwas Hartes für ihre Leber, sonst überlebt sie die restlichen Schultage nicht.

Während Jake für beide in der Lobby bezahlt, wandert Neve gelangweilt in den Innenraum. Suchend schaut sie sich um, um einen einigermaßen vernünftigen Platz zu ergattern. Nicht zu dicht an der Bühne. Aber man muss schon was sehen können und sich in dem Stuhl wie zerflossen hinschmeißen können, sonst bringt das alles nichts. Also ab auf die linke Seite, erste Reihe, ganz nach außen. So hat sie alles im Blick, genug Abstand und einen Fluchtweg. Besser geht’s nicht.

Jake folgt ihr, lässt sich neben ihr auf den Stuhl fallen und muss sofort eine rümpfende Nase von Neve ertragen, als eine Wasserstoffblondine auf der Bühne erscheint und zu der Musik tanzt.

»Gott, auch wenn ich auf Frauen stehe, aber diese Haarfarbe erzeugt doch Augenkrebs. Das frisst sich brutal von der Hornhaut zum Glaskörper durch und zerfetzt sämtliche Sehnerven«, grinst sie und erntet ein kurzes Schmunzeln von ihrem Kollegen.

Tänzerin um Tänzerin hält Neve durch, bis sie Jake irgendwann anstubst und um ein Bier bittet, was natürlich darauf hinauslaufen soll, dass sie diese Räumlichkeit verlassen und endlich eine Kneipe aufsuchen.

»Eine noch, ok? Dann hauen wir ab, versprochen.«

»Solange die nicht schon wieder wasserstoffblond ist, denn sonst werde ich noch blind«, stöhnt Neve genervt, lehnt sich nach vorne und legt für einen Moment beide Arme über den Kopf, um ihren Rücken ein paar Minuten zu entspannen.

Sie hört, wie die versammelte Männermannschaft die jetzige Tänzerin mit tosendem Applaus verabschiedet und neue Musik aufgelegt wird. Neue Musik, neue Tänzerin, aber Neve hat nicht wirklich Lust den Kopf zu heben. Es ist derzeit einfach viel zu gemütlich ist. Außerdem ist sie auch in ihren Gedanken an Sam versunken.

Stimmt es wirklich? Hat Jessica etwa Recht? Hat sie sich tatsächlich in Sam verguckt? In so kurzer Zeit? So schnell? Mit all diesem Hintergrund, den sie mittlerweile von ihr kennt? Das kann nicht sein. Das geht gegen jeglichen vernünftigen Verstand, der hier auf dieser Welt umher kursiert. Und doch weiß sie, dass irgendetwas passiert ist. Ob sie sich wirklich verliebt hat, ist ihr bis jetzt selbst noch nicht richtig klar. Sie will jetzt einfach nur noch in eine Bar und sich zulaufen lassen, mehr will sie gar nicht.

»Nein, die ist nicht wasserstoffblond, im Gegenteil, die könnte dir sogar gefallen.«, stubst Jake seine Kollegin an, die ihren Kopf hebt und ihn fragend anblickt. Er macht nur eine Bewegung nach vorne. Neve schaut zur Bühne, schreckt dann aber steif gegen die Sitzlehne zurück.

»Scheiße!!«, flucht sie leise.

»Was ist? Gefällt sie dir so gut?« Ziemlich brutal haut Neve ihre Hand auf Jakes Mund und starrt mit großen Augen auf die Bühne.

»Was hast du denn?« Verwirrt nimmt er Neves Hand weg.

»Jake! Halt endlich deine Klappe!! Das ist eine Schülerin von mir, verdammt noch mal« faucht sie und blickt zu Sam auf die Bühne die, wie schon live erlebt, in BH, String und High Heels dort oben steht und um diese verfluchte Stange tanzt.

»Ich glaube das nicht!« Völlig aus der Fassung, sitzt Neve steif auf ihrem Stuhl und beobachtet, wie sich Sam mit sehr verführerischen Bewegungen vor den Männern räkelt. Lüstern lächelt sie diese in der ersten Reihen an.

Mit offenem Mund lässt Neve sie nicht aus den Augen. Sie registriert überhaupt nicht mehr, was um sie herum passiert. Sie bekommt weder mit, dass Jake mit ihr redet, noch, dass die Männer in der ersten Reihe Sam begeistert beobachten.

»Das ist echt zu viel für mich«, stottert Neve geschockt, steht von ihrem Platz auf und geht auf die Toilette. Erschrocken über diese ganzen Erkenntnisse, lässt sie immer wieder kaltes Wasser in ihre Hände laufen, um es sich rücksichtslos ins Gesicht zu schlagen.

Minuten verbringt sie auf der Toilette, bis sie sich wieder in den Club zurückwagt. Ganz langsam nimmt sie auf dem Stuhl neben Jake Platz, während Sam noch immer auf dieser scheiß Bühne tanzt.

An der Musik erkennt Neve, dass ihr Auftritt sich dem Ende zuneigt. In dem Moment kommt ihr ein Gedanke, den sie mit sich selbst vereinbaren kann.

Während Sam ihre letzten Bewegungen auf dieser Drecksbühne macht, steht Neve von ihrem Stuhl auf und beginnt zu applaudieren. Sofort richten sich einige Blicke auf sie. Auch der von Sam. Steif wie ein Brett steht Neve an ihrem Platz und applaudiert Sam zu. Für sie selbst hat das aber eine ganz andere Bedeutung, als wie es bei all den Männern ankommt. Denn für sie ist es eine reife Meisterleistung von unermesslichem Mist, welcher definitiv applaudiert werden muss.

Sam starrt Neve mit ihren geschminkten Augen fassungslos und zutiefst erschrocken an. Regungslos hockt sie auf der Bühne. Ihre Gesichtszüge entgleiten ihr bis ins tiefste Erdloch, welches sich extra nur für sie auftut.

Hektisch springt Sam von der Bühne auf und läuft in den Backstage Bereich, während Neve nicht glauben kann, welcher scheiß Film hier läuft. Warum verdammt nochmal macht Sam das? Wieso verkauft sie ihren Körper so oft und auf diese Art und Weise?? Bekommt sie mit ihren Deals in der Gang nicht genug Geld zusammen? Was soll diese verdammte Scheiße??

Neve weiß es nicht. Im Moment ist es ihr auch egal. Sie ist auf dreihundertsechzig und glaubt in einem verdammt schlechten Horrorfilm zu sein.

Rasend vor Wut, dreht sie sich zu Jake um und haut ihm gegen die Schulter.

»Gehen wir«, faucht sie scharf und begibt sich zur Lobby zurück. Dort wartet sie aufgebracht auf ihren Kollegen. Dieser scheint mit dieser ganzen Situation keineswegs klarzukommen, weil er offensichtlich das Schneckentempo eingeschaltet hat und schwerfällig einen Fuß vor den anderen setzt.

Während Neve am Eingang der Lobby wartet, betritt plötzlich eine größere Traube Männer den Club. Von der Masse gedrängt, muss sie tatsächlich ein paar Schritte in den Club zurückgehen.

Genervt wartet Neve und beobachtet die lüsternen Männer, die irgendwelchen Dünnpfiff von geilen Ärschen und prallen Titten von sich geben, bis ihre Aufmerksamkeit auf den hinteren Teil des Clubs fällt.

Sam tritt aus dem Backstage Bereich. Zu Neves Überraschung hat sie zusätzlich zum String noch ein schwarzes Netzshirt an, bei dem nicht nur ihre nackten Brüste, sondern auch ihr restlicher Körper viel zu sehr zur Schau gestellt wird. Frischfleisch eben.

Sam steuert genau auf sie zu. Neve beginnt in ihrem Kopf schon ein paar Sätze zurechtzulegen um Sam fertig zu machen, als Sam direkt an ihr vorbeigeht und ihr keinerlei Beachtung schenkt. Sie konzentriert sich voll und ganz auf die Männertraube. Sam tritt selbstbewusst mitten zwischen die Kerle. Unverschämt verführerisch lächelt sie in die Runde.

Aus dem Augenwinkel sieht Neve, dass noch ein paar andere Tänzerinnen ebenfalls den Backstage-Bereich verlassen und auf die Lobby zukommen. Dann hört sie Sams Stimme.

»Hi, ich bin Hope. Wer von euch süßen Jungs hat mich gebucht?«, säuselt sie, was Neve auf der Stelle die Galle hochkommen lässt. Sofort johlt einer der Männer los und schmeißt seinen Arm in die Luft. Man kann ihm die Freude über so eine schöne Frau nicht nur am Gesicht ablesen. Auch sein kleiner Freund in der Hose freut sich tierisch.

Neve sieht mit an, wie Sam den jungen Mann an der Krawatte packt und ihn hinter sich herschleift, während die weiteren Tänzerinnen sich um die anderen Männer kümmern.

Bevor Sam mit dem Typen im Schlepptau im V.I.P. Bereich verschwindet, wirft sie Neve noch einen wütenden Blick zu, der jedoch unberührt an ihr abprallt.

»Ich krieg echt zu viel!«, flucht Neve wütend und macht den ersten Schritt zum V.I.P Bereich, als auch die anderen Tänzerinnen mit den restlichen Männern dort verschwinden. Sofort hält Jake sie fest.

»Neve, lass es. Das ist nicht deine Angelegenheit, sie muss selbst wissen was sie tut.«

»Jake! Sie ist noch immer eine Schülerin von mir. Ich kann doch nicht einfach ruhig hier stehen und dabei zusehen, wie sie wildfremde Männer abschleppt und dann auch noch so tun, als wenn ich nichts gesehen hätte.«

»Neve, bitte. Es ist schließlich ihr Job.« Ohne auf ihren Kollegen zu hören, geht sie in den V.I.P. Bereich und betritt einen langen Gang, der mit einem gedämpften, ruhigen, hellroten Ton beleuchtet ist. Rechts und links befinden sich je drei Räume, die nicht wie üblich mit Türen, sondern nur mit Vorhängen vom Gang getrennt sind.

Leise geht sie den Flur entlang und blickt flüchtig in jeden einzelnen Raum. Aus jedem dringt unterschiedlich ruhige Musik, bis sie Sam in dem letzten auf der linken Seite entdeckt. Unauffällig bleibt sie an der Wand stehen, schiebt den Vorhang einen kleinen Spalt zur Seite und sieht, wie der junge Mann, den Sam hinter sich hergezogen hat, auf einer kleinen Couch sitzt. Außer dieser Couch steht nur noch ein Stuhl in dem Raum.

Auf einmal ertönt leise Musik. Dann beobachtet sie, wie Sam sich dem jungen Mann nähert. Obwohl sie innerlich zu kochen beginnt, bleibt Neve ruhig und lässt ihre Augen nicht von Sam, die vor dem Mann beginnt, sich für ihn sehr erregend, passend zu der Musik tänzerisch zu bewegen.

Regungslos sieht Neve zu, wie sich Sam nach einiger Zeit auf die Beine des Mannes setzt und sich selbst in dieser Position so bewegen kann, dass es ihn erregt. Als er sie berühren will, nimmt sie seine Hände und schiebt sie von sich weg. Es wird also auch hier die Regel eingehalten, dass nicht angefasst werden darf. Sehr schön.

Sam steigt wieder von den Beinen des Mannes herunter und tanzt minutenlang vor dem Typen weiter. In dieser Zeit befreit sie sich von ihrem Netzshirt und vom String. Sie setzt sich wieder auf den Schoß des jungen Mannes und beginnt ihre Hüfte kreisend immer schneller vor und zurück zu bewegen. Sie setzt ihre weiblichen Reize bis ins Letzte ein und tut immer wieder so, als wenn sie den Mann küssen würde. Das ganze macht den Kerl so wahnsinnig, dass er irgendwann unter ihren Bewegungen laut aufstöhnt.

Es vergehen noch ein paar Minuten, in denen der Typ sich von diesem schönen Abend erholt. Er reicht Sam mehrere Scheine, bis er von der Couch aufsteht und in den Club zurück will.

Als er durch den Vorhang geht, erschrickt er, als er Neve dort stehen sieht, geht aber wortlos an ihr vorbei. Neve blickt zu Sam zurück und beobachtet, wie diese sich wieder anzieht und das verdiente Geld an ihrer Hüfte in den String klemmt.

Leise betritt sie den kleinen Raum und verharrt in der Bewegung, als sich Sam zu ihr umdreht.

»Was zur Hölle machst du hier??«, faucht Neve messerscharf.

»Und, hat es dir gefallen?«, grinst Sam. Sie scheint nicht über Neves Anwesenheit in diesem hinteren Bereich überrascht zu sein scheint.

»Was??«

»Ich bin nicht blöd. Ich weiß dass du alles mit angesehen hast. Ich will nur wissen, ob es dir gefallen hat.«

»Spinnst du? Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass mich das erregt hat?!«

»Nicht? Schade, bisher hat sich noch kein Mann beschwert. Was willst du überhaupt hier? Das ist eigentlich nicht der richtige Ort für dich.«

Auf einmal fühlt sich Neve wie vor den Kopf gestoßen.

»Was?«, platzt es wieder aus ihr heraus.

»Ich verdiene mir hier meine Miete und was machst du hier?«

»DU fragst MICH was ich hier mache? Du bist ja völlig verrückt.«

Eigentlich hat sich Neve die ganze Situation völlig anders vorgestellt. Es sollte mehr dazu übergehen, dass sie Sam eine Standpauke über ihr Verhalten hält. Aber sie wird von ihr so dermaßen aus der Fassung gebracht, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.

Auf einmal schaut Sam sie mit einem ehrlichen und süßen Lächeln an. Sie legt ihren Kopf etwas schief.

»Zweiunddreißig.«

»Was?«

»Ich tippe darauf, dass du zweiunddreißig bist, hab ich recht?« Verwirrt nickt Neve schwach. Dann schauen sich beide schweigend in die Augen. Es dauert nicht lange, bis sich zwischen ihnen eine unglaublich knisternde und angespannte Stimmung aufbaut. Sie sehen sich in die Augen und spüren beide, dass ihre Herzen schneller zu schlagen beginnen. Neve will das nicht, kann es allerdings aus unerfindlichen Gründen nicht kontrollieren.

»Wow«, lächelt Sam schwach und hat plötzlich einen für Neve völlig unbekannten Ausdruck in den Augen. Dieser reißt sie hin und her.

»Was?«, flüstert sie leise. Sam senkt ihren Kopf, hebt ihn wieder und schaut Neve mit so einem unglaublich weichen Blick an, dass ihr dieser durch und durch geht. Ihre Knie werden weich, ihr Herz beginnt aufgeregt zu trommeln. Eine Gänsehaut breitet sich auf ihrem ganzen Körper aus. Überall prickelt es.

»Ich glaube, dass ich mich das erste Mal in meinem Leben verliebt habe«, haucht Sam ernst und lässt Neve nicht aus den Augen, was sie völlig durcheinander bringt.

»Das darfst du aber nicht«, antwortet sie leise auf Sams Offenbarung.

»Das weiß ich. Dessen bin ich mir voll und ganz bewusst, aber…,« Langsam geht Sam ein paar Schritte auf Neve zu und steht ihr direkt gegenüber.

»irgendetwas ist da zwischen uns, was ich bisher so noch nicht erlebt habe. Du ziehst mich auf eine magische Art und Weise an, die mich unglaublich süchtig macht«, gibt Sam zu.

Du sprichst mir aus der Seele. Neve erschrickt über diese unkontrollierten Worte in ihrem Kopf.

Sam tritt vorsichtig einen letzten Schritt an sie heran, hebt eine Hand und will ihr ganz vorsichtig über die Wange streichen. Aber aus Erfahrung, verharrt sie für einen kleinen Moment, berührt dann aber zaghaft ihre Haut. Neve wehrt sich nicht dagegen.

Schon fast in Zeitlupe, beugt sie sich zu Neve vor. Ihre Gesichter sind unmittelbar voreinander. Neve kommt sich wie ein außer Betrieb gesetzter Roboter vor. Sie hat keinerlei Kontrolle mehr über ihren Körper, als beide Lippenpaare direkt voreinander sind. Sie kann Sams Atem auf ihrer Haut spüren. Error! Error! Error!

Sam blickt ihr tief in die Augen. Ganz leise haucht sie »Wenn du es nicht willst, musst du es mich nur wissen lassen.«

Plötzlich, als wenn sämtliche Sicherungen in Neve gleichzeitig durchbrennen, sie nicht sie selbst wäre und Sam nicht verboten hätte, sich in sie zu verlieben, legt Neve ihre Hände seitlich an Sams Gesicht, zieht sie an sich heran und küsst sie. Als wenn sie die komplette Kontrolle über sich, ihre Gefühle, ihre Gedanken und ihren Körper verliert, beginnt sie zuerst sanft, dann wilder mit Sams Zunge zu spielen. Unkontrolliert lassen sich beide Frauen fallen. Neve hat das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wird und sie keine Kraft mehr hat, auf den Beinen zu stehen. Ihr Kreislauf spielt verrückt, ihr wird innerhalb von einer Sekunde schwindelig.

Dennoch braucht Neve nur wenige Schritte, die sie Sam vor sich herschiebt, bis sie sie gegen die Wand drückt. Immer wilder, hungriger, gieriger und von ihren Gefühlen leitend, küsst sie sie. Sie beginnt mit ihren Lippen langsam Sams Hals entlang zu wandern.

Unter Neves Berührungen atmet Sam schwerer. Sie vergräbt die Hände in ihren langen Haaren, bis Neve sie wieder auf den Mund küsst. Plötzlich, als wenn ihr jemand einen Vorschlaghammer über den Schädel ziehen würde, löst sie sich blitzschnell von Sam und starrt sie mit großen Augen an. Schlagartig wird ihr bewusst, was sie hier macht.

»Oh Gott«, flüstert sie leise. Sofort nimmt sie ihre Hände von Sam. Ängstlich macht sie ein paar Schritte von ihr weg, die noch immer an der Wand steht und schwer atmet. Die Erregung ist ihr ohne größere Probleme vom Gesicht abzulesen. Ihre Augen sind so dunkel geworden und haben einen gierigen Ausdruck bekommen, dass sich Neve sofort davon gefangen fühlt. Dennoch ist sie wieder bei klarem Verstand.

»Scheiße verdammt!! «

»Es war auch zu schön, um wahr zu sein«, keucht Sam mit kraftloser Stimme. Sie muss erst ihre schwere Atmung wieder unter Kontrolle bringen. Dann spürt Neve diese von ihr gewohnte Kälte, was ihr allerdings in dieser Situation mehr als lieb ist.

»Man sieht sich«, wirft ihr Sam kurz an den Kopf. Wortlos verschwindet sie hinter dem Vorhang.

Neve steht regungslos an der Wand. Um einen Schrei zu unterdrücken, presst sie sich die Hände auf den Mund. Als ihr klar wird, was sie ohne jegliche Kontrolle gemacht hat, schießen ihr Tränen in die Augen.

Das kann nicht wahr sein! Du hast dich nicht in sie verliebt! Lass, verdammt nochmal, die Finger von ihr! Sie ist erst einundzwanzig! Sie ist deine Schülerin! Sie ist kriminell!!,versucht sie sich gedanklich selbst zur Vernunft zu rufen.

Erst nach ein paar Minuten, nachdem sie es irgendwie geschafft hat, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen, verlässt sie den V.I.P. Bereich. Eigentlich will sie zu ihrem Kollegen nach draußen gehen. Als sie allerdings sehen kann, dass der DJ des Clubs Sam an seiner Seite hat und irgendetwas zu ihr sagt, wird sie neugierig. Es scheint etwas zu sein, was sie sichtlich erregt. Ihre wild werdenden Armbewegungen und ihr wütender Gesichtsausdruck verraten dies.

Neve überlegt kurz, ob sie dazwischen gehen soll. Aber im selben Moment weiß sie noch nicht einmal was sie das angeht und was sie zu dieser Situation beitragen sollte. Somit sieht sie nach wenigen Augenblicken, wie Sam schimpfend ihre Arme nach oben wirft, was den Anschein hat, als wenn sie aufgeben würde. Dann macht sie sich auf dem Weg zur Bühne.

Der DJ unterbricht die laufende Musik, die derzeit nur im Hintergrund läuft, weil sich keine Tänzerin auf der Bühne befindet.

»Sehr geehrte Gäste. Weil unsere Tänzerin Paradise aus gesundheitlichen Gründen für heute Abend ausgefallen ist, wird Hope noch einmal für sie tanzen und zur Entschädigung von Paradise´ Fehlen, noch ein kleines Extra für sie präsentieren«, kündigt er Sams erneuten Auftritt an und legt auch schon die passende Musik auf. Als Sam / Hope auf der Bühne erscheint, springt der Typ, für den sie getanzt hat, von seinem Stuhl hoch. Voller Euphorie zeigt er auf Sam und brüllt seinen Kollegen zu, dass sie seine Tänzerin ist. Wie pervers das doch rüberkommt. Seine, seine, seine! Neve könnte kotzen wenn sie derzeit was im Magen hätte. Aber dort befindet sich nichts. Umso mehr freut sie sich gleich auf die Kneipe. Sie weiß, dass der Alkohol aufgrund ihres leeren Magens schneller und härter wirken wird.

Neve will sich umdrehen und den Club verlassen, als sie spürt, dass ihre Beine ihren Befehlen nicht gehorchen. Wie angewurzelt bleibt sie stehen. Auch ihre Augen fügen sich ihr nicht und verweigern ihren Dienst. Sie hat nichts mehr unter Kontrolle. Machtlos über ihren Körper, sieht sie dabei zu, wie Sam zu tanzen beginnt.

Als sie nach einer Minute Neve dort stehen sieht, zeichnet sich ein kleines selbstgerechtes Grinsen auf ihrem Gesicht ab. Es scheint, als ob sie ab dem jetzigen Zeitpunkt nur noch für sie tanzen würde. Wie eine Raubkatze schleicht sie auf allen vieren über den Laufsteg der Bühne und hält nur kurz an, um sich von den notgeilen Kerlen unzählige Dollarscheine in den String stecken zu lassen.

Wow, Sam muss an so einem Abend ein halbes Vermögen mit diesem Scheiß verdienen. Sie erhält sicher einen Festbetrag für jeden Tanz auf der Bühne, dann der gebuchte Auftritt, den sich jeder Kunde sicherlich auch noch einiges kosten lassen wird und dann das Geld, das sie auf der Bühne noch zugesteckt bekommt. Eigentlich eine schnelle und saubere Sache um an Geld ranzukommen, aber für Neve persönlich ein absolutes No Go.

Während das Licht in dem Club wild um Sam herumflackert, steht Neve noch immer bewegungsunfähig an ein und derselben Stelle und hält den Blickkontakt mit Sam. Sie frisst Neve mit ihrem Blick auf eine Art und Weise auf, die Neve sämtliche Kontrolle über ihren Körper versagen lässt und spürt, dass sie dieser Blick erregt.

Erschrocken presst sie kaum sichtbar ihre Beine zusammen. Sie kriegt ihre Augen nicht von Sam los. Was verdammt nochmal soll das? Sie will das doch gar nicht. Sie will hier nur noch raus und diesen Albtraum vergessen. Was aber hält sie hier und lässt ihren Körper diese unkontrollierbaren Funktionen einschalten? Was zum Teufel…?

Am Anfang des Laufstegs kniet sich Sam breitbeinig hin und kettet Neve mit ihrem Blick an sich. Sie weiß, dass sie gewonnen hat. Sie weiß, dass Neve ihr verfallen ist und das kostet sie jetzt in vollen Zügen aus.

Wie eine Pornodarstellerin, lässt sie auf einmal ihren rechten Zeigefinger in ihrem Mund verschwinden. Gleitet dann mit der ganzen Hand langsam über ihren Hals, ihren Busen und über ihren Bauch. Die Stimmung in dem Club beginnt noch mehr zu kochen, als Sam genau diese Hand in ihrem String verschwindet lässt. In dem Club bricht jegliche Zurückhaltung zusammen, während sie Neve die ganze Zeit verführerisch anlächelt, weil sie ganz genau weiß, was derzeit in ihrem Körper abläuft. Es scheint, als wenn Neve eine Leuchtreklame auf ihrer Stirn hätte, auf der warnend steht, dass sie derzeit ihren Slip versaut. Nur weil sie nichts mehr von sich kontrollieren kann.

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht, für das sie mit Sicherheit einige Jahre hinter Gitter kommen würde, steht Sam aus ihrer knienden Haltung auf, dreht sich um, beugt sich nach vorne und dann kann sich kein Mann mehr auf dem Stuhl halten. Ganz langsam und in quälender Zeitlupe zieht sie ihren Stringtanga herunter. Das ist also das kleine Extra, welches der DJ angekündigt hat??!! Dass sich Sam so präsentiert wie Gott sie schuf? Etwas worauf Neve getrost verzichten kann, aber wegen ihres noch immer gelähmten Körper dazu gezwungen wird, sich das mit anzusehen.

Sam dreht sich zu der Kundschaft um und hat ihren Tanga verführerisch zwischen ihren Zähnenklemmen. Alle gierigen Männerblicke kleben auf ihrem splitterfasernackten Körper, was sie aber vollständig auszublenden scheint. Sie hat nur noch Augen für Neve. Diese Tatsache beruht auf Gegenseitigkeit. Beide Frauen schauen sich ununterbrochen an, bis Neve das Gefühl bekommt, die Kontrolle über ihren Körper wieder zu erlangen. Ohne dies zu testen, reißt sie sich blitzschnell herum, verlässt den Club und überlässt Sam den lüsternen Blicken der Männer. Was soll sie auch machen? Sie hat sich diesen Job ausgesucht. Sie tut es freiwillig und ist sicherlich schon daran gewöhnt. Also gibt es für Neve keinen Grund mehr noch länger hier zu bleiben.

769,47 ₽
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610 стр. 1 иллюстрация
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9783847632771
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