Читать книгу: «Losing Game», страница 8

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»Hände aus dem Fenster und aussteigen!!!«, befiehlt sie in einem scharfen Ton und beobachtet den Wagen, der regungslos und mit laufendem Motor vor ihr steht. Weil die Häuser um sie herum kaum Licht in die Gasse lassen, hat sie arge Probleme zu erkennen, wer sich hinter dem Steuer befindet. Nicht ein Lichtstrahl fällt in das Auto. Das erschwert natürlich zusätzlich, dass sie nicht sieht, ob der Fahrer eventuell eine Waffe trägt.

»Aussteigen!!«, brüllt Neve erneut. Sie hört wie bei dem Bentley ein Gang eingelegt wird. Im selben Moment gibt der Fahrer Gas und fährt mit durchdrehenden Reifen nach hinten.

»Stehen bleiben!!!«, schreit Neve und feuert zielsicher einen Warnschuss auf den rechten Scheinwerfer, der durch den Aufprall der Kugel zerspringt. Schlagartig tritt der Fahrer auf die Bremse.

»Aussteigen habe ich gesagt!!!« Konzentriert kontrolliert Neve die Situation und sieht, wie beide Türen des Fahrzeuges gleichzeitig aufgehen.

»Ganz langsam und keine falsche Bewegung!!!« In dem Moment in dem Sam auf der Fahrerseite und Laura auf der Beifahrerseite aussteigt, glaubt Neve ihren Augen nicht zu trauen. Auf einmal hat sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ihr Herz krampft schmerzhaft.

»Sam!! Sie ist ein verdammter Bulle!!«, kreischt Laura. Mit einem, auf Laura, gerichteten scharfen Blick, haut Sam auf das Autodach.

»Halt die Klappe!!«

»Das glaube ich jetzt nicht«, stottert Neve fassungslos und fühlt nichts anderes als vollkommene Leere in ihrem Kopf, bis unglaubliche Wut in ihr aufsteigt.

»Seid ihr denn des Wahnsinns?? Ich hätte euch verletzen oder sogar töten können!! Ihr seid ja völlig bescheuert!!«, brüllt sie durch die ganze Gasse, während Sam langsam auf sie zugeht.

»Sam, was soll die verdammte Scheiße?«, keift Neve erschüttert.

»Sam, du weißt dass sie ein Bulle ist??«, schreit Laura und reizt die eh schon angespannte Stimmung noch mehr.

»Halt endlich deine Klappe!!«, brüllt Sam zurück und bleibt unmittelbar vor Neves Wagen stehen, die ihre Waffe noch immer auf sie richtet.

»Neve, bitte. Ich weiß, dass das hier jetzt echt scheiße für dich aussieht, aber bitte glaube mir! Jedes einzelne Wort auf der Karte ist mein voller Ernst!!« Sam blickt Neve bittend und eindringlich an, während in Neve nur noch rasende Wut tobt.

»Wie soll ich dir denn glauben??«, schreit sie verzweifelt.

»Wie zum Teufel, soll ich dir denn jemals glauben und vertrauen, wenn du so eine beschissene Scheiße abziehst?!«, brüllt sie, wird dann aber ruhig.

»Haut ab!! Verschwindet!!!«

»Neve, bitte lass mich das erklären! Ich musste diesen Job machen weil…!!«

»Ich will kein Wort mehr von deinen scheiß Lügen hören! Haut ab bevor ich mich vergesse!« Es dauert etwas bis Sam rückwärts zum Bentley zurückgeht und Neve dabei die ganze Zeit in die Augen blickt. Neve verfolgt mit einem hasserfüllten Blick jede ihrer Bewegungen.

»Ich liebe dich!«, ruft ihr Sam zu, als sie in den Bentley steigt, den Motor anlässt und rückwärts die Seitenstraße zurückfährt.

»Verdammte Scheiße! Das kann doch alles nicht wahr sein!«, brüllt Neve durch die ganze Straße, schleudert ihre Waffe in den Wagen und tritt mit aller Gewalt gegen einen Reifen.

Mit einem Grund mehr wütend auf Matt zu sein, steht Neve vor seiner Haustür und klopft gegen das Holz. Es dauert nicht lange, bis diese geöffnet wird und A.J. sie ausdruckslos anschaut. Wortlos geht sie an ihm vorbei und will das Haus betreten, als er einen Arm vor ihr ausstreckt und sie wie eine Schranke auf ihrem Weg aufhält. Neve blickt auf seine ausgestreckte und flache Hand. Sie weiß was er will. Sie greift sich an den Rücken, holt ihre Waffe heraus und legt sie wortlos auf dieses große Tablett von Hand. Herr Gott, von dem möchte sie keine gepfeffert bekommen. Danach ist sicherlich nichts mehr an dem Platz, wo es hingehört. Als sie den nächsten Schritt machen will, dringt ihr A.J.´s tiefe Stimme ins Ohr.

»Die andere auch.« Neve blickt zu ihm hoch, zieht eine Augenbraue nach oben und grinst sarkastisch. Er hat es nicht vergessen. Sie hebt ihr linkes Bein, holt die zweite Waffe unter der Jeans hervor und legt diese ebenfalls in seine Pranke. Super, nun ist sie dem Eisbrecher von A.J. und Matt vollkommen schutzlos ausgeliefert. Aber egal, sie hätte ja auch gar nicht hierher kommen müssen.

Wortlos führt A.J. sie durchs Haus, welches sie nicht eine Sekunde beachtet. Sie ist einfach nur noch angespannt und will am liebsten wieder weg.

Nachdem sie mehrere Türen passiert haben, klopft A.J. an eine große und öffnet diese gleich darauf. Er tritt ein, worauf Neve ihm geräuschlos folgt, bis ihr Blick zu Matt fällt, der in einem riesigen Wohnzimmer an einem Billardtisch steht und eine Kugel über den Filz flitzen lässt. Er blickt hoch und lächelt, als er Neve erkennt. Ok, wo sind seine zwanzig Untertanen die sich hier versteckt haben? Dieses freundliche Lächeln meint er doch nicht wirklich ernst, oder?

Matt legt den Queue auf den Tisch und geht direkt auf Neve zu.

»Schön, dass du es einrichten konntest«, begrüßt er sie und reicht ihr die Hand. Neve zögert etwas bis sie ihm auch ihre reicht und ihn argwöhnisch im Auge behält. Zu Recht, denn er hält ihre Hand fest, greift an ihre Jacke und zieht erst die eine und dann die andere Seite etwas auseinander, um sich ganz sicher zu sein, dass A.J. nicht doch noch etwas übersehen hat. Danach blickt er zu seinem Kumpel und nickt wortlos. Dieser dreht sich auf der Stelle um und verlässt das Zimmer.

»Setz dich doch«, lächelt er freundlich und deutet auf eine weiße Ledercouch. Neve zögert etwas, steuert aber dann doch zum Sofa und setzt sich.

»Das was Sam fehlt, ist die richtige Nase und ein gutes Gespür. A.J. hingegen, riecht einen Bullen auf hundert Meilen«, schmunzelt er noch immer freundlich, was Neve aber nicht wirklich interessiert. Sie will nur wissen, warum sie hier ist.

»Und?«, fragt sie trocken.

»Sam scheint dir enorm zu vertrauen, wenn sie dich wirklich mit in mein Haus bringt. Wusste sie vorher schon, dass du ein Bulle bist?«

»Sie hat mir zwei Kugeln in den Rücken geschossen, weil ich euch euren letzten großen Deal versaut habe. Sie war dann doch etwas überrascht ihre Mathematiklehrerin mit einer schusssicheren Weste zu sehen«, klärt Neve ihn auf, der daraufhin grinsend nickt und sich in die Couch zurücklehnt. Plötzlich springt die Wohnzimmertür auf. Sofort können Neve und Matt eine kreischende Stimme hören.

»Matt!!« Wie eine Furie stürzt Laura in das Zimmer und bleibt abrupt stehen, als sie Neve auf der Couch sitzen sieht. Neve interessiert sich jedoch kein Stück für sie und bleibt mit dem Rücken zu ihr, auf dem Sofa sitzen. Sie kann sich aber nur zu gut ihr entsetztes Gesicht vorstellen, als ihr klar wird, wer da bei ihrem Boss auf der Couch sitzt. Neve hört ein kurzes Klicken, blickt Matt direkt in die Augen und grinst. Sie weiß ganz genau, dass in diesem Moment eine geladene und entsicherte Waffe auf ihren Kopf gerichtet ist.

»Du verdammtes Miststück!!«, faucht Laura, während Matt Neve nicht eine Sekunde aus den Augen lässt.

»Laura, steck die Waffe weg, es ist alles ok«, versucht Matt sie zu beruhigen, worauf sie sich allerdings nicht einlässt.

»Sie ist ein beschissener Bulle!!«, brüllt Laura, woraufhin er lediglich nickt.

»Das weiß ich, sonst würde sie hier mit Sicherhit nicht sitzen.«

»Wie kannst du sie nur in dein Haus lassen? Sie kann uns alle auffliegen lassen! «, keift Laura wütend und steht direkt neben der Couch. Langsam dreht sich Neve etwas in ihre Richtung und blickt sie mit einem überheblichen Grinsen an.

»Das S.W.A.T. Team hat sich schon im Garten versteckt und wartet nur auf ein geheimes Zeichen von mir«, grinst sie gehässig. Sie hört Matt leise lachen.

»Ich brauche nur an meinem Ohrläppchen ziehen und sie stürmen das Haus«, lacht sie und hebt einen Arm, um die Hand an ihr Ohr zu führen. Sofort weiten sich Lauras Augen erschrocken. Sie macht einen Schritt weiter auf sie zu.

»Lass es lieber Neve. Laura ist im Moment ziemlich angepisst und würde dir sogar glauben, dass es den Weihnachtsmann tatsächlich gibt«, lacht Matt und macht eine Kopfbewegung zu Laura.

»Nimm die Waffe endlich weg und setz dich hin«, befiehlt er ihr scharf. Verwirrt blickt Laura zu ihm, sieht in seinen Augen jedoch, dass er alles unter Kontrolle hat. Zögernd senkt sie die Waffe, steckt sie in Zeitlupe weg und setzt sich neben Matt auf die Couch, der sogleich einen Arm um sie legt. Was wird das denn jetzt??

»Erzähl mir mal was das letzte Nacht für ein Schauspiel von euch war«, fordert er Neve auf, die daraufhin grinst und sich in die Couch zurücklehnt.

»Das ist lediglich auf meinem Mist gewachsen. Sam hatte keine Ahnung.«

»Das war verdammt gefährlich und mutig von dir. Alleine schon mit einer Waffe bei mir aufzutauchen«, antwortet Matt ruhig.

»Ich weiß, aber durch meinen Job habe ich seit Jahren mit Leuten wie euch zu tun und somit weiß ich, was ich zu tun habe, um bei euch den nötigen Respekt zu bekommen!«

»Respekt!!«, lacht Laura schnippisch, während Matt nur nickt.

»Den hast du!« Sofort schießt Laura in ihrer gammelnden Haltung hoch und starrt Matt mit großen Augen entsetzt an. Der reagiert aber nicht, sondern führt das Gespräch mit Neve weiter.

»Du bist ihre Mathematiklehrerin?! Dann musst du ja mittlerweile bemerkt haben, was für Fähigkeiten in Sam schlummern.« Neve beantwortet die Frage lediglich mit einem Nicken.

»Dann tu mir einen Gefallen.«

»Und der wäre?«

»Ich will, dass Sam bei uns aufhört.« Jetzt platzt Laura aus allen Nähten und schießt von der Couch hoch.

»MATT!!«, kreischt sie, worauf er ihr einen wütenden Blick zuwirft und auf die Couch zeigt.

»Setz dich!«, befiehlt er ihr scharf, was Laura erst zögernd befolgt und ihn dabei noch immer verständnislos anschaut.

»Ich habe Sam nicht ohne Grund auf diese Schule geschickt. Ich will, dass sie ihre Fähigkeiten weiter ausbaut und damit mal ein vernünftiges Leben beginnt. Sie ist erst letzten Monat einundzwanzig geworden und somit voll strafmündig. Für die Morde, die sie bisher begangen hat, würde sie für den Rest ihres Lebens einsitzen. Und ich habe keinen Bock, dass sie irgendwann im Leichensack landet, weil sie für fünfzig Dollar eine Tankstelle überfallen hat. Dafür steckt einfach zu viel Potential in ihr.« Überrumpelt, positiv entsetzt, dennoch unendlich enttäuscht und verletzt, starrt Neve Matt an. Sie spürt ein merkwürdiges Gefühl in sich aufsteigen.

»Wie viele Morde?«, haucht sie fassungslos, worauf Matt nur mit den Schultern zuckt, Laura grinsend die Frage mit »Zehn!« beantwortet und ihre Freundin somit in die Lüfte heben will. Es scheint auch noch, als sei sie unendlich stolz darauf.

»Was gibt es denn da zu grinsen?? Findest du das geil oder was??«, brüllt Neve sie an, die daraufhin sofort aggressiv aufspringt und sie mit ihrem Blick durchbohrt.

»Schluss jetzt Laura!!«, mischt Matt sich sofort ein und zieht sie zu sich zurück.

»Halte dich zurück, sonst lernst du mich kennen!!«, faucht er bestimmend, worauf Laura aber keineswegs reagiert. Neve reibt sich den verspannten Nacken und muss die neuen Erkenntnisse erst mal verarbeiten, bis sie zu Matts Worten zurückkehrt.

»Hat Sam mit dir geredet?«, fragt sie atemlos.

»Nein, ich habe sie seit letzter Nacht weder gesehen, noch mit ihr gesprochen. Warum?«

»Das kann ich dir genau sagen« mischt sich Laura erneut in das Gespräch ein und setzt ein gehässiges Grinsen auf, in der Hoffnung, Neve nun genug in die Pfanne zu hauen, damit Matt ihr sofort eine Kugel verpasst.

»Sam hat sich nicht nur in Neve verliebt, sondern sie hat ihr heute Morgen ihre Liebe gestanden, nachdem die beiden sage und schreibe, fünf Stunden miteinander gevögelt haben. Und wie war Neves Reaktion darauf? Dass es für sie selbst nur ein Fick war, der absolut keine Bedeutung hatte!!«, bricht sie Neves Genick direkt vor Matts Augen.

»Sam liebt dich?«, fragt er ruhig, aber sichtlich erschlagen. Neve lehnt sich nach vorne und reibt sich erneut den Nacken.

»Ich würde dir sehr gerne den Gefallen tun, aber das kann ich nicht. Ich kann Sam nicht vertrauen. Überhaupt nicht! Das hat sie vorhin erst wieder unter Beweis gestellt, als ich sie mit dem Bentley erwischt habe. Seit ich sie nämlich kenne, rennt sie mir ständig bei ihren Jobs über den Weg und ich habe sie bisher mehr als einmal laufen lassen«, klärt sie Matt auf, der daraufhin zaghaft nickt.

»Ich kann mir gut vorstellen, dass du zwischen zwei gewaltigen Stühlen sitzt«, beruhigt er sie, wobei er allerdings keineswegs darauf aus ist, sie in die Pfanne zu hauen, was Laura doch so stark gehofft hatte.

»Siehst du absolut keine Möglichkeit ihr zu helfen?« Neve lacht kurz, als Matt sie das fragt.

»Ich finde es sehr interessant, dass du jetzt und ausgerechnet bei mir mit dieser Bitte ankommst!« Fragend blickt er sie an, während Laura bockig die Arme vor der Brust verschränkt.

»Nachdem ich Sam erklärt habe, dass ich nichts Ernsteres mit ihr anfangen will, weil sie bei euch ist, ist sie völlig ausgeflippt und hat mit einem Baseballschläger meinen gesamten Hausstand und meinen Wagen zertrümmert!«

»Richtig so«, lacht Laura leise. Neve wirft ihr nur einen wütenden Blick zu.

»Heute Nachmittag allerdings, kam ich nach Hause und hatte einen neuen Wagen in der Auffahrt stehen. Sam hat mein ganzes Haus aufgeräumt, gesaugt und mir einen riesen großen Rosenstrauß geschenkt. Darin steckte eine Karte, in der stand, dass sie sich dem fügen wird. Wenn meine Liebe zu ihr der Ausstieg bei euch bedeutet, würde sie diesen Schritt gehen.« Laura vergisst zu atmen, während ihr sämtliche Gesichtszüge entgleiten und sich entsetzt in Matt Oberschenkel festkrallt.

»Na dann sind wir ja einer Meinung und es dürfte nicht allzu schwer sein, Sam vom Ausstieg zu überzeugen«, grinst Matt und reibt sich bildlich schon die Hände, während Neve ihm das mit einem Kopfschütteln aus dem Kopf schlägt.

»Ich glaube nicht, dass es ganz so einfach wird. Frage nicht warum, aber ich habe das im Gefühl. Außerdem mag es zwar schön sein, dass Sam für mich bei euch aufhören würde, aber dafür müsste ich sie lieben und das kann ich unter diesen Umständen einfach nicht! Nicht solange sie auch nur noch ein Ding dreht«, verwirft sie Matts Zukunftspläne die er für Sam vorbereitet hat. Er überlegt kurz und steht dann von der Couch auf, während Laura zu einer Salzsäule erstarrt ist und sich keinen Millimeter mehr bewegt.

»Ich verspreche dir, dass sie von mir keine Aufträge mehr erhalten wird. Du hast mein Wort darauf, dass ich sie ab dem jetzigen Zeitpunkt aus allem raushalte.« Neve steht ebenfalls von der Couch auf und hat Matts kurze Geste sofort als Aufbruch verstanden. Er reicht ihr zum Abschied die Hand.

»Wir werden sehen was in den nächsten Tagen passiert und dann entscheide ich weiter« verabschiedet sie sich von ihm und blickt zu Laura, die noch immer mit offenem Mund und großen Augen auf der Couch sitzt. Wie schnell doch so eine wunderschöne Seifenblase zerplatzen kann.

LEVEL 4

Um kurz nach Mitternacht fährt Neve endlich nach Hause um diesen beschissenen Tag zu Ende zu bringen. Er war lang und stressig genug, das reicht definitiv für einen Tag.

Sie hält noch an einem 24h Supermarkt um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Eine viertel Stunde später steht sie gähnend und die rettende Luft in sich einsaugend, an der Kasse und beobachtet ein junges Paar, dass sich am liebsten gleich auf das Kassenlaufband werfen würde. Vielleicht machen sie damit ja auch noch Karriere und ordentlich Geld. Denn dieser Supermarkt hat in allen Ecken Kameras, die jeden Schritt aufnehmen.

Als Neve an der Reihe ist und mit kraftlosen Bewegungen ihren Einkauf in der Papiertüte verstaut, hört sie, wie ein Streifenwagen auf das Geschäft zufährt. Zum Glück hat sie Feierabend. Sie wäre jetzt nicht mehr annähernd fähig dazu, auch nur eine Schnecke zu verfolgen. Die würde wie ein Blitz vor ihr flüchten. Also nur eben kurz hinschauen und sich freuen, dass ihr beschissener Tag vorbei ist, während ihre Kollegen von der Streife noch bis acht Uhr morgens arbeiten müssen, bis der Schichtwechsel kommt.

Neve blickt mit verschlafendem Blick durch die Scheibe und hört die Sirenen näherkommen. Dann schießt plötzlich ein schwarzer 89´er Chevy Pick Up an ihr vorbei. Dicht dahinter der Streifenwagen. Sofort ist Neve hellwach. Im Bruchteil einer Sekunde, nimmt sie den Grund dieser Verfolgung wahr. Ein defektes Rücklicht! Ein beschissenes defektes Rücklicht! Eine Mistgeburt von defektem Rücklicht kann Sam das Genick brechen!

»Nein, nein, nein, nein, nein«, schimpft Neve brüllend und rennt zur Ausgangstür des Supermarktes.

»Ma´am!! Sie müssen noch bezahlen!!«, ruft die Kassiererin ihr scharf hinterher.

»Ja verdammt!!«, keift Neve, fummelt hektisch Geld aus der Hose, schmeißt der armen Mitarbeiterin fünfzig Dollar auf die Kasse, schnappt sich die Einkaufstüte, rennt zum Auto raus, schmeißt dort rücksichtslos den Einkauf auf die Rückbank und startet sofort den Wagen. Mit wenigen Handgriffen, hat sie ihr Blaulicht montiert und die Sirene eingeschaltet. Mit quietschenden Reifen rast sie auf die Fahrbahn und sieht eine viertel Meile weiter, wie der Streifenwagen am Straßenrand stehengeblieben ist. Sams Pick Up davor steht. Als Neve ihr Auto hinter dem Streifenwagen parkt, hört sie Sam auch schon wütend brüllen.

»Nimm deine dreckigen Finger von mir!«

»Hey Peter, sind neuerdings defekte Rücklichter dein Opfer?«, versucht Neve ihre schlechte Laune zu unterdrücken, als sie sich dem Pick Up nähert. Ihr Kollege hat währenddessen Sams Arme auf dem Rücken gedreht, ihr Handschellen angelegt und drückt sie gegen die Fahrertür.

»Eigentlich nicht, aber mir ist schlecht geworden, als ich ihr Kennzeichen überprüft habe«, erklärt er sich. Er hat Schwierigkeiten Sam unter Kontrolle zu halten. Sie reißt sich nach allen Seiten hin und her, nur um von dem kalten Stahl an ihren Handgelenken wegzukommen. Dann blickt sie zu Neve.

»Verdammt Neve. Kannst du deinem scheiß Kollegen sagen, dass er mir gerade die Arme bricht?!«, faucht sie aufgeputscht. Überrascht blickt Peter zu Neve und fragt sie »Du kennst sie?«.

»Flüchtig« antwortet Neve kühl.

»Flüchtig? Flüchtig?? Du kennst mich flüchtig?«, fragt Sam leise und überraschend ruhig. Im nächsten Moment, beginnt sie aber sich so stark zu winden, dass sie Peter etwas wegdrückt und sich ein klein wenig von ihm entfernen kann.

»Lass mich los, du Scheißkerl!«, brüllt sie wie verrückt und versucht verzweifelt von ihm loszukommen. Sie hat nicht die geringste Chance. Peter hält sie fest im Griff.

»Neve, könntest du bitte eben die Wagentür aufmachen?«, bittet Peter seine Kollegin. Er hat große Mühe Sam noch länger festzuhalten.

Mit einem Gefühl der Genugtuung, aber gleichzeitig schlechtem Gewissen, drückt Neve Sams Kopf etwas runter, damit sie sich beim Einsteigen diesen nicht stößt.

»Meine Güte ist das vielleicht ein Biest«, stöhnt Peter pustend.

»Woher kennst du sie eigentlich?« Gerade als Neve ihm sagen will, dass es unwichtig ist, haut er auf das Autodach und blickt in den Wagen, in dem Sam mittlerweile tiefer in die Rücksitzbank gerutscht ist und mit den Füßen immer wieder gegen die Tür auf der anderen Seite tritt.

»Hör sofort auf damit!«, fordert er sie bestimmend auf, bis Neve ruhig gegen die Scheibe klopft. Für einen kurzen Moment hört Sam auf und schaut sie an. Neve schüttelt den Kopf und will ihr eigentlich damit zu verstehen geben, dass sie mit diesem Kindertheater aufhören soll, aber sie hätte es besser wissen müssen.

»Leck mich am Arsch! Du kannst mich mal!«, schreit Sam sie an und beginnt wieder gegen die Tür zu treten.

»Peter, ich glaube es ist besser wenn ich sie ins Departement bringe. Du kannst mit meinem Wagen fahren. Ich kümmere mich um sie.«

»Nichts lieber als das.«, grinst ihr Kollege und nimmt den Wagenschlüssel, den ihm Neve entgegenhält. Sie öffnet die Fahrertür des Streifenwagens, setzt sich hinein und greift nach dem Funkgerät.

»Zentrale!? Hier 1327. Ich benötige einen Abschleppwagen in die Sutter Street. Ein schwarzer Chevy Pick Up mit San Francisco Zulassung und dem amtlichen Kennzeichen SAM 07. Die Schlüssel liegen auf der Ladefläche.« Es dauert einige Sekunden, bis eine kratzige Männerstimme antwortet.

»Zentrale verstanden, 1327, Abschleppwagen ist unterwegs.« Neve steckt das Funkgerät in die Halterung zurück und steigt aus.

»Fass meinen Wagen an und ich breche dir alle Knochen!!«, brüllt Sam.

»Halt deine Klappe!!«, antwortet Neve kalt, geht zum Pick Up, schließt ihn ab, legt die Wagenschlüssel, wie der Zentrale durchgegeben, auf die Ladefläche und geht zum Streifenwagen zurück.

Kaum hat sie sich gesetzt und die Tür geschlossen, tritt Sam gegen das Gitter, das die vordere von der hinteren Fahrgastzelle trennt. Sofort schlägt Neve mit der Faust dagegen.

»Sam hör auf, es reicht jetzt!!«

»Fick dich!!«, brüllt Sam und tritt erneut gegen das Gitter.

»Was hätte ich denn sagen sollen?«, schreit Neve genervt zurück und spricht somit genau das Thema an, das der Grund für Sams maßlose Wut ist.

»Vielleicht die Wahrheit!«

»Die Wahrheit?? Wenn ich mit der Wahrheit anfangen würde, würdest du nie wieder einen Schritt in Freiheit machen!!«, versucht sie Sam zu beruhigen. Aber es wäre leichter ein Rudel kleine Tiger zum Schlafen zu überreden, als diese pubertierende Göre zu beruhigen.

»Das wäre mir egal! Ich würde mich niemals für dich schämen und dich verleugnen!«

»Tatsächlich? Das wäre dir egal?«, keift Neve zurück und setzt ein fieses Grinsen auf.

»Sehr schön! Endlich eine vernünftige Aussage von dir! Ich bringe dich persönlich ins Gefängnis! Mir reicht es mit dir!«

»Ich bring dich um, das schwöre ich dir!! Ich bring dich um!!«, brüllt Sam aus Leibeskräften und tritt mit aller Kraft gegen das Gitter.

»Das hat doch alles keinen Sinn!!«, flucht Neve und fährt Peter zum Departement hinterher.

Dort angekommen, will sie Sam aus den Wagen ziehen, als diese auf der Rücksitzbank liegend beginnt nach ihr zu treten.

»Sam hör auf, verdammte Scheiße noch mal!!« Immer wieder muss sie einen Schritt von der Tür weggehen, weil Sam wie eine Verrückte mit unglaublicher Brutalität nach ihr tritt.

»Peter! Komm her!«, ruft sie ihren Kollegen zu sich.

»Ich lass mich doch nicht von dir verarschen!!«, schimpft Neve und geht um den Streifenwagen, während Peter von der einen Seite versucht Sam zu fassen zu kriegen.

Neve öffnet die Tür und dann fällt ihr Sam im wahrsten Sinne des Wortes schon entgegen.

»So schlau und doch so blöd«, lacht sie. Ihr tut dieser Satz schon ein Stück weit selbst weh, aber sie ist im Moment einfach zu wütend auf Sam. Sie kann nicht fassen, dass Sam erst heute Nachmittag ein Auto geklaut hat, obwohl sie ihr versprochen hat, auszusteigen.

»Sam hör endlich auf! Noch einmal sage ich es dir nicht!« Sie packt Sam an beiden Armen und versucht sie zuerst alleine ins Departement zu bringen. Als sie aber merkt, dass Sam sich einfach zu stark nach allen Richtungen hin- und herreißt, hilft ihr Peter. Zusammen bringen sie Sam in das Gebäude und drücken sie auf einen der Stühle.

»Hey Rick, einmal das übliche bitte«, begrüßt sie ihren Kollegen hinter dem Tresen, der sie erstaunt anschaut.

»Ich dachte du bist schon zu Hause.«

»Das dachte ich auch, aber es ist ja immer was auf der Straße los. Machst du sie soweit klar?«

Nach Luft ringend, wirft Neve einen kurzen Blick zu Sam, die von Peter mit beiden Händen auf den Stuhl gedrückt wird. Ihr Blick bringt sie fast um.

Während Neve zu ihrem Schreibtisch geht, kann sie kaum glauben, dass sie wirklich die letzte Nacht mit Sam verbracht hat. Sie war so unglaublich liebevoll und zärtlich, wie Neve es zuvor noch nie von einer Frau erlebt hat. Und von Sam hätte sie diese Einfühlsamkeit schon gar nicht erwartet. Die junge Frau hat sie nach allen Regeln der Kunst bis ins kleinste Detail vollkommen verwöhnt und sie spüren lassen, dass sie ernsthaft etwas für sie empfindet. Und jetzt? Jetzt sitzt sie kochend vor Wut bei ihr im Departement und beschimpft sie bis aufs Schlimmste.

Neve stützt ihren Kopf auf den Schreibtisch, atmet tief durch und dann wird es laut im Raum. Wie eine Verrückte schlägt und tritt Sam brüllend um sich, als Rick ihr die Handschellen abnehmen will.

»Nimm deine dreckigen Finger von mir!!«, brüllt sie und versucht sich mit einem Tritt gegen den Tresen von dem Polizisten zu befreien.

»Hey, bin ich hier im Zirkus oder was??«, ruft Neve wütend durch das ganze Departement. Sie kann nicht glauben, dass sich Sam so sehr gegen all das wehrt.

Sie geht nach vorne zum Tresen, packt Sam an beiden Armen, die mittlerweile wieder in Handschellen auf dem Rücken fixiert sind und schiebt sie zu ihrem Schreibtisch.

»Sam, ich warne dich!! Mach keinen Scheiß!!«, flüstert sie ihr ins Ohr und will sie damit eigentlich vor noch mehr Dummheiten bewahren. Aber Sam ist das vollkommen egal.

Als die beiden Frauen am Schreibtisch ankommen, tritt Sam mit einem Fuß gegen den Stuhl und schleudert ihn somit einige Meter durch das Departement. Dann tritt sie so stark gegen den Schreibtisch, dass dieser sich einige Zentimeter verschiebt. Jetzt platzt Neve der Kragen.

Mehr als brutal greift sie Sam in die Haare, knallt ihren Oberkörper auf den Schreibtisch und drückt sie mit aller Kraft herunter.

»Hör auf!! Du willst es echt auf die verdammt harte Tour, nicht wahr?? Kannst du haben, damit habe ich keine Probleme!! Ich habe die Schnauze so gestrichen voll von dir, das glaubst du gar nicht!!«, schreit sie die junge Frau an.

»Du kannst mich mal!!«, brüllt Sam zurück.

»Du mich auch!!«

Neve reißt sie vom Schreibtisch hoch und schiebt sie mit einer Hand noch immer in den Haaren und der anderen am Rücken, vor sich in einen langen Gang und stößt sie gegen eine Tür, so dass diese mit einem lauten Knall aufspringt.

Ohne Kontrolle über ihr Gleichgewicht, stürzt Sam in den Raum, der sich als Vernehmungsraum herausstellt und prallt hart zu Boden.

Neve betritt den Raum, knallt die Tür hinter sich zu und beobachtet Sam mit scharfen Augen, wie sie sich auf die Knie stützen will. Sie geht zu ihr hin, packt sie am Kragen ihres Shirts, zieht sie hoch und drückt sie gegen eine Wand.

Sam blickt ihr direkt in die Augen und fängt an zu lachen.

»Was ist? Kommst du dir jetzt wichtig vor, nur weil du ein verfuckter scheiß Bulle bist?« Kochend vor Wut reißt Neve sie herum und schleudert sie gegen den Tisch. Sam knallt mit den Rippen gegen die Kante und fällt wieder zu Boden.

»Was zum Teufel glaubst du eigentlich wer du bist??«, schreit Neve durch den ganzen Raum, beugt sich zu Sam herunter, greift ihr erneut an den Kragen und will sie hochziehen, als sich die Tür öffnet.

»Neve?«, ruft Peter ruhig.

»Was??«, brüllt sie zurück und lässt Sam nicht aus den Augen.

»Ihr Wagen ist da. Den solltest du dir mal anschauen!«

Etwas verwirrt schaut Neve zu Peter zurück. Als sie in seinen Augen erkennen kann, dass es keine gute Nachricht ist, wirft sie Sam einen Blick zu, bei dem jeder normale Mensch tot umfallen würde.

»Was zum Teufel hast du…??«

»Leck mich am Arsch!!«, lacht Sam nur. Neve lässt sie los und wirft sie auf den Boden zurück.

»Ach, das hat doch alles keinen Sinn mit dir!!«

Ohne ein weiteres Wort, verlässt sie den Vernehmungsraum, wobei ihr Peter bis auf den Parkplatz des Reviers folgt.

»Bisher weiß nur ich davon. Ich weiß jetzt ja nicht wie euer Verhältnis zueinander ist, aber das hier wird dich bestimmt nicht rosig stimmen.« Er klettert auf die Ladefläche des Abschleppwagens, auf dem der Pick Up steht, öffnet die Beifahrertür und greift zuerst unter den einen und dann unter den anderen Sitz. Er zieht zwei Rucksäcke hervor und hält sie Neve entgegen. Sie öffnet den Reißverschluss und dann bleibt ihr die Spucke weg.

»Oh Gott wie viel ist das?« Peter zuckt mit den Schultern.

»Ich würde mal so auf siebzig oder achtzigtausend tippen. Der Rucksack hier wird dir aber noch weniger gefallen.« Peter gibt ihr den zweiten Rucksack. Direkt nach dem Öffnen, platzt aus Neve sämtliche aufgestaute Wut heraus.

»Jetzt reicht es!! Ich dreh dir den Hals um!! Du kommst hier nicht mehr lebend raus!!«

Als würde der Teufel sie verfolgen, stürmt Neve ins Departement zurück und geht mit großen Schritten zum Vernehmungsraum. Als sie die Tür aufstößt, sieht sie, wie Sam mittlerweile auf einem Stuhl am Tisch sitzt.

Sam sieht die beiden Rucksäcke in Neves Händen und diese unbändige Wut in ihren Augen. Erst jetzt wird ihr klar, dass Neve jeden Augenblick explodiert.

Neve knallt die Tür zu, hebt beide Rucksäcke hoch und schmeißt sie mit voller Wucht auf den Boden.

»Oh Shit!« Das erste Mal an diesem Abend, springt Sam ängstlich vom Stuhl hoch, als Neve auf sie zurast. In Sekundenschnelle packt sie Sam am Shirt, reißt sie mit unglaublicher Kraft über die Stuhllehne und drückt sie gegen die Wand.

»DREHST DU JETZT VÖLLIG DURCH???«, brüllt sie sie aus Leibeskräften an.

»Ich stecke dich ins Gefängnis, das schwöre ich dir!! Die nächsten Jahre deines beschissenen Lebens kannst du in einer acht Quadratmeter großen Zelle darüber nachdenken was du gemacht hast!!« Anstatt etwas darauf zu antworten, schaut Sam sie mit ängstlichen Augen an. Dann versteinert sich ihr Blick.

»Dann steck mich doch endlich ins Gefängnis!! Wäre sowieso nicht das erste Mal!! Du kannst mich echt am Arsch lecken!! Das hätte mit uns beiden sowieso nie geklappt!!«

»Da sind wir ja endlich mal einer Meinung!!«, keift Neve und pfeffert Sam auf den Stuhl zurück, verlässt den Raum und kommt mit einer Papiertüte, einer kleinen Plastiktüte und einer Akte zurück. Sie setzt sich Sam gegenüber an den Tisch und beginnt die Akte durch zu blättern.

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