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Sam reicht Jessica die Hand und verabschiedet sich freundlich von ihr, um dann auch Neve die Hand zu reichen.

»Bis morgen, Ms. Stewart«, verabschiedet sie sich ungewöhnlich freundlich. Geduldig wartet sie, dass Neve ihre gereichte Hand empfängt. Es dauert etwas, bis sie diese tatsächlich entgegennimmt. Allerdings muss sie gleich darauf diese freundliche Geste als großen Fehler abstempeln. Denn anstatt einfach die Hand zu nehmen, beugt sich Sam etwas herunter, dreht Neves Hand vorsichtig und haucht ihr einen Kuss auf den Rücken. Provokant blickt sie ihr dabei direkt in die Augen.

Neve reißt ihre Hand weg und wischt den Handrücken angewidert an der Hose ab, was Sam nur belächelt. Sie nimmt zum dritten Mal die Bierflasche, trinkt, stellt sie auf dem Tisch ab und verlässt mit Laura den Club.

»Wer war das denn?«, fragt Jessica erschlagen und sieht, wie Neve mit einem nachdenklichen Blick und wandernden Augen über den Tisch blickt. Scheinbar in Gedanken vertieft, greift sie nach der Bierflasche. Sie will einen Schluck trinken, als sie die Flasche skeptisch anschaut.

»Ich fasse es nicht, die hat mir das ganze Bier ausgetrunken«, schimpft sie wütend. Mit einem lauten Knall stellt sie die leere Flasche auf den Tisch zurück.

»Wer war das?«, fragt Jessica erneut, erreicht Neve aber noch immer nicht. Sie ist wieder in ihren Gedanken vertieft. Plötzlich springt Neve vom Stuhl hoch und geht an den Tresen.

»Entschuldigen sie bitte!?«, ruft sie die Bedienung zu sich.

»Könnte ich bitte den Block und einen Stift haben, den die junge Frau eben benutzt hat?« Die Bedienung schaut sie etwas verwirrt und fragend an, reicht ihr dann aber doch beides. Sofort beginnt Neve vorsichtig mit dem Stift auf dem Papier herumzustreichen, bis nach und nach die Adresse sichtbar wird, die Sam dort notiert hat. Neve reißt das Papier vom Block ab, dreht sich um und blickt Jessica bittend an.

»Bezahlst du für mich mit? Ich bezahle beim nächsten Mal, versprochen. Ich rufe dich später an und erkläre dir alles«, wirft sie ihrer Freundin entgegen und verlässt fluchtartig den Club.

Mit erhöhtem Tempo fährt sie durch die nächtlichen Straßen, bis sie in der Post Street angekommen ist und die Hausnummer 974 sucht. Schon nach wenigen Minuten ist sie am Ziel angekommen. Sie sieht Sams Chevy vor dem Gebäude stehen. Was zum Teufel läuft hier? Es kommt ihr nicht vor, als würde hier eine Nummer der Five Dogs laufen. Dafür ist die Luft zu sauber. Was suchen Sam und Laura dann also hier?

Um ihre Neugierde zu befriedigen, steigt Neve aus und läuft auf das Gebäude zu. Erwartungsvoll will sie die Tür zu dem Gebäude öffnen, in dem sie Sam und Laura vermutet. Verschlossen. Wie könnte es auch anders sein?

»Verdammt«, flucht sie wütend und rüttelt verzweifelt an der Tür.

»Shit!« Neve geht einige Schritte rückwärts und blickt zum Gebäude hoch. Es sind nur drei Stockwerke. Also kann Sam sich nicht so sehr verstecken, dass Neve sie nicht findet.

Wirr blickt sie sich um. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich die Jones Memorial United Methodisten Kirche. Sie läuft zu ihrem Wagen zurück und holt ein Fernglas aus dem Kofferraum. Ohne darüber nachzudenken, läuft sie auf die Kirche zu und verschwindet im Hinterhof. Dort vermutet sie einen Aufgang zum Dach der Kirche.

Nach wenigen Minuten hat sie das Dach über eine Feuerleiter erreicht. Sie hockt sich gegenüber von dem Gebäude in unauffälliger Position und setzt das Fernglas an.

»Wo seid ihr?«, murmelt sie. Systematisch tastet sie das Gebäude mit dem Fernglas ab. Fenster um Fenster bricht sie ohne Genehmigung in die Privatsphäre der Leute ein, die dort wohnen, bis sie ihr Ziel endlich im Fokus hat.

»Hallo Laura«, begrüßt sie flüsternd die junge Dame, die sie im dritten Stock ausfindig macht. Laura steht, mit vor der Brust verschränken Armen, an einer Wand und gleicht einem Bodyguard. Wie witzig das aussieht. So witzig, dass Neve hinter dem Fernglas grinsen muss, die Etage aber weiter abtastet.

»Wo versteckst du dich Sam?«, fragt sie leise. Sie grinst noch immer, bis ihr eine Tür ins Auge sticht. Diese öffnet sich im selben Moment. Sam tritt heraus. Vor Schreck rutscht Neve das Fernglas aus der Hand. Sekundenlang starrt sie geschockt auf das Gebäude, bis sie blind nach dem Fernglas tastet und es wieder ansetzt.

»Oh mein Gott«, flüstert sie hauchend, als sie Sam sieht. Ihr wird erst nach ein paar Sekunden klar, weshalb sich die beiden Schülerinnen hier befinden und Sam, zum Teufel nochmal, nur noch einen BH, Stringtanga und High Heels trägt. Ihr Gesicht ist aufdringlich, aber professionell geschminkt.

Hektisch schwenkt Neve mit dem Glas zum nächsten Fenster auf dieser Etage. Sie sieht einen älteren Mann, der freudestrahlend auf einer Couch sitzt und begeistert nach vorne blickt. Sicherlich hat er Sam direkt im Blickfeld, was Neve ihm gleichmacht. Sie lässt Sam keine Sekunde aus den Augen.

»Tu das nicht Sam! Tu das verdammt noch mal nicht!«, schimpft sie leise mit ihrer Schülerin. Allerdings muss sie unterlegen aufgeben, als Sam die ersten Schritte auf den Mann zumacht.

Ok, langsam! Neve fängt an mit ihrem Gehirn zu arbeiten und stellt folgende Dinge für sich fest. Sam ist Schülerin auf der UC Berkeley Extension Schule, sie ist 21 (wie sie aus dem Klassenbuch entnahm), sie ist bei den Five Dogs (einer der gefährlichsten Gangs von Frisco) und ist offensichtlich eine Stripperin, die zu diesem Auftrag angerufen wurde. Das bedeutet, dass sie bei einer Agentur gemeldet ist und solche Auftritte per Telefonat bekommt.

Neve weiß jetzt schon, dass sie zu Hause das ganze Internet auf den Kopf stellen wird, um herauszufinden, bei welcher Agentur Sam arbeitet.

Doch jetzt konzentriert sie sich wieder auf diesen ungewöhnlichen Anblick. Sie lässt Sam mit ihrem Blick nicht los. Auch nicht, als Sam beginnt zu einer Musik zu tanzen. Neve bedankt sich flüsternd bei Gott, dass sie diese im Moment nicht hören kann.

Sie sieht eine halbe Ewigkeit dabei zu, wie Sam für diesen Mann tanzt, irgendwann den BH auszieht und im Begriff ist, sich direkt vor seinen Augen auch noch von ihrem String zu befreien. Neve will eigentlich gar nicht mehr hinsehen. Aber ihre Polizeiader verbietet es ihr, auch nur eine Information zu verpassen. So muss sie mit ansehen, wie Sam sich mehr als verführerisch zu dem Mann umdreht, ihm ihre Kehrseite zeigt, sich langsam vorbeugt und den String in Zeitlupe herunterzieht. Der Blick des Mannes, ist starr nur auf das Eine gerichtet. Neve kann es in keinster Weise nachvollziehen, weshalb Sam sich das antut. Freiwillig und scheinbar ohne jegliche Scham. Wie kann sie nur?

Auch wenn sie weitermachen will, um ihr Wissen als Polizistin zu erweitern, kann sie den Anblick als Mensch und Frau nicht weiter ertragen. Sie verschwindet vom Kirchendach.

Am nächsten Morgen lässt es sich Neve nicht anmerken, was sie letzte Nacht über Sam herausgefunden hat und dabei auch im Internet fündig geworden ist. Über diese Striptease Agentur und über Sam selbst.

Auch Sam und Laura verlieren kein Wort darüber, dass sie sich in dem Club gesehen haben. Im Gegenteil, gerade Sam verhält sich wie am Tag zuvor. Frech, aufmüpfig, rücksichtlos, unverschämt und im höchsten Grad provokant.

Neve geht dem normalen Unterricht nach und verteilt nach fünf Minuten einen unangemeldeten Test, worüber sich dreiviertel der Klasse beschwert. Sie verteilt Schüler für Schüler die Blätter und setzt sich an den Lehrertisch, um die Schüler zu beobachten.

Schon nach kurzer Zeit sieht sie, wie Sam plötzlich in ihrem Stuhl hochschreckt und starr auf die Blätter blickt. Ihre Gesichtsfarbe verändert sich.Es scheint, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbricht. Dann reißt sie den Kopf hoch und starrt zu ihrer Lehrerin. Im ersten Augenblick bemerkt Neve, dass Sam verdammt schnell mit den Aufgaben fertig sein muss, wenn sie jetzt schon auf der letzten Seite angekommen ist. Ihre Mitschüler haben noch nicht einmal die Hälfte erreicht.

Die letzte Seite dieses Tests ist nämlich die Seite, die Sam so zusammenschrecken und ihre Hautfarbe erschreckend blass werden ließ. Denn auf dieser Seite ist Sam abgebildet. SF Exotic Dancersist über dem gedruckten Foto geschrieben, das sie in Dessous-Wäsche zeigt, während ihr die Agentur den Namen Angelique verpasst hat.

Verstört starrt Sam Neve an, die ihren Blick spürt. Selbst auf diese Entfernung schaut sie ihr direkt in die Augen. Jetzt hat sie sie! Jetzt weiß sie, welches Geheimnis Sam mit sich trägt. Auch wenn es ihr scheinbar nichts ausmacht, diesen Job zu machen. Jedoch scheint sie im Moment so beschämt zu sein, dass ihre Mathematiklehrerin das herausgefunden hat, dass sie zuerst den Blickkontakt abreißt und verstört durch die Klasse blickt.

Dann scheint sie sich wieder gefasst zu haben. Erneut blickt sie zu ihren Mitschülern. Sie faltet die Blätter des Tests vollkommen leise zusammen, dreht die Blätter um und hält den Stapel so weit hoch, dass sie sich sicher sein kann, dass es keiner der Schüler bemerkt. Nur Neve erkennt es, denn sie hat den Blickkontakt noch nicht beendet. Somit blickt sie direkt auf das Agenturfoto von Sam, während diese sich selbst hinter den Blättern regelrecht versteckt. In Zeitlupe kommt ihr Gesicht hervor. Provokant grinst sie Neve an. Sofort errötet Neve. Sam hat das erreicht was sie wollte. Neve sieht auf dem Blatt eine Stripteasetänzerin und direkt daneben, das Gesicht dieser Tänzerin, die in einer brutalen Gang Mitglied ist und mit Sicherheit schon einige Menschen auf dem Gewissen hat. Diese zwei Welten prallen in dem Klassenraum brutal aufeinander. Beides hat mit Sam zu tun. Etwas was Neve nicht mit sich vereinbaren kann. Von daher reißt sie sofort den Blickkontakt ab.

Selbstgerecht grinsend legt Sam den Stapel Papiere auf den Tisch zurück, blättert noch einmal alles von vorne bis hinten durch und räumt ihre Sachen zusammen. Sie steht von ihrem Stuhl auf, wirft sich die Tasche auf den Rücken und steuert mit dem Test in der Hand direkt auf Neve zu, die so tut, als wenn sie über irgendwelchen Büchern brüten würde.

Sam tritt an den Lehrerpult und reicht ihr den Test, den Neve aber nicht entgegennimmt. Sie hebt noch nicht einmal den Blick, sondern weist nur mit einer kurzen Handbewegung zum Rand des Pults, wo Sam den Test wortlos hinlegt. Mit einem heftigen Ruck dreht sie sich von ihrer Lehrerin weg, mit dem Effekt, dass schon wieder der Duft von Sams Parfüm in ihre Nase steigt. Nur wage bekommt Neve mit, wie Sam das Klassenzimmer verlässt und die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt.

Erleichtert, dass sie aus dieser Situation doch recht glimpflich rausgekommen ist, atmet Neve lautlos aus. Sie beobachtet die restlichen Schüler, die am Ende der Stunde den Test so schnell wie möglich auf ihrem Schreibtisch abladen, nur um diese verdammte Bombe loszuwerden.

Neve packt im leeren Klassenzimmer alles zusammen, als die Tür plötzlich aufgeht. Ganz leise betritt Sam den Raum. Sie schließt die Tür und bleibt dort wie angewurzelt stehen.

»Woher weißt du davon?«, fragt sie ruhig. Es scheint nicht ihre Absicht zu sein, provokant oder frech wirken zu wollen.

»Verfolgst du mich etwa?«, fragt sie noch immer gefasst. Neve spürt, dass sich die Stimmung ändert. Ohne Sam bisher angesehen, oder Notiz von ihr genommen zu haben, zieht sie ihre Tasche vom Pult und steuert auf die Tür zu. Sam hingegen, fängt zu kichern an.

»Du beobachtest mich, stimmt´s? Und weshalb tust du das? Weil du scharf auf mich bist, nicht wahr?«, fragt sie bissig. Provokant stellt sie sich Neve in den Weg.

»Du wolltest mich von dem Augenblick an, als du mich gestern das erste Mal angesehen hast. Wenn es nach dir gegangen wäre, hättest du es am liebsten auf der Ladefläche meines Chevys mit mir getrieben«, grinst Sam herausfordernd.

Neve blickt ihr direkt in die Augen. Sam kann in ihren tobende Wut erkennen. Um ihre Schiene weiterzufahren und Neve für sich zu beanspruchen, hebt sie eine Hand und will ihr sanft über die Wange streichen, als diese ihren Kopf zurückzieht. Sam lächelt nur.

»Keine Panik. Die Agentur ist sehr seriös und achtet darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Ich fasse keinen der Männer an und niemand von denen darf mich anfassen«, kommt sie Neves Gedanken zuvor. Sie lächelt noch immer selbstgerecht. Neve beugt sich etwas zu ihr vor und blickt ihr direkt in die Augen.

»Du und deine Art zu leben, widert mich bis ins Mark an!«, faucht sie leise, greift an Sam vorbei und verlässt aufgebracht, den Klassenraum.

Nach Schulschluss fährt Neve nach Hause, um sich frische Kleidung anzuziehen. Auf dem Weg zum Department hält sie noch an einer Tankstelle. Sie tankt, betritt das kleine Geschäft und steuert auf die Kaltgetränke zu. Sie zieht sich einen Becher Espresso aus dem Kühlregal, weil ihr wegen Sam letzte Nacht mindestens vier Stunden Schlaf fehlen. Diese muss sie irgendwie wieder auffangen.

Als sie in Richtung der Kasse geht, sieht sie, wie zwei junge farbige Männer die Tankstelle betreten. Ohne zu zögern bedrohen sie den Kassierer mit Waffen.

»Noch nicht einmal in Ruhe tanken kann man hier«, flucht Neve leise, geht vor den Broten, die in den Regalen zu einem Pfund verpackt sind, in Deckung und zieht ihre Waffe aus dem Holster. Lautlos schleicht sie zum Anfang des Regals und blinzelt daran vorbei, um die Situation richtig einschätzen zu können. Sie will sich ja nicht selbst in Gefahr bringen. Vorsichtig erhebt sie sich aus ihrem Versteck. Sie behält die beiden Täter genau im Auge, bis sie bei einem von ihnen die Tätowierung der Five Dogs im Nacken erkennen kann. Der andere hat keine. Er wirkt auch recht nervös. Im Gegensatz zu seinem Kollegen, hüpft er unruhig von einem Fuß auf den anderen. Was soll das hier werden? Lehrstunde, oder was? Neve kommt es jedenfalls so vor, als wenn der tätowierte Typ dem deutlich jüngeren beibringt, wie man eine Tankstelle überfällt. Was steht heute auf dem Lehrplan? Überfall auf eine Tankstelle? Super Stundenplan!

Genervt, weil sie alleine schon an diesem verdammten Gedanken verzweifelt, verwirft sie diesen und rückt in ihrer Deckung weiter vor, bis ihre Augen durch die Scheibe zu den Zapfsäulen fallen. Sie muss sich stark zurückhalten, um nicht laut zu fluchen, als sie Sams Chevy vor der Tür stehen sieht. Super, es wird noch besser! Sam chauffiert den Schüler sogar zur Lehrstunde? Perfekt, besser geht es wirklich nicht mehr!

Wütend sieht Neve plötzlich wie die Fahrertür des Pick Up geöffnet wird. Tatsächlich steigt Sam aus. Mit langsamen Schritten geht sie auf Neves Cabrio zu. Sie stützt sich an der Fahrertür ab, blickt in den Wagen hinein und schmettert dann ihre Hände wütend auf die Tür. Sofort legt sie zwei Finger an die Lippen und pfeift ihre Kollegen zu sich. Diese blicken zu ihr. Sam macht nur eine schwenkende Armbewegung, um sie da rauszuholen. Beide reagieren wie auf Befehl. Genau wie Laura letzte Nacht.

Etwas verwirrt über ihre Entscheidung, gehen beide Männer mit leeren Händen aus dem Verkaufsraum und steigen in den Pick Up. Als Sam von der Tankstelle fährt, kann Neve gerade noch erkennen, dass sie wütend über die misslungene Aktion ist. Die beiden Jungs fuchteln hingegen mit ihren Händen wild vor ihrem Gesicht herum. Scheinbar fragen sie Sam, warum sie das so plötzlich abgebrochen hat.

Neve atmet ihre angehaltene Luft aus, senkt den Kopf und wuschelt sich mit einer Hand durch die Haare.

»Ma´am?«, ruft der Verkäufer mit zitternder, aber besorgter Stimme.

»Ma´am, ist alles in Ordnung mit ihnen?« Langsam kommt Neve hinter dem Regal zum Vorschein und atmet tief durch.

»Ja und mit ihnen?« Der Verkäufer nickt. In seinen Augen spiegelt sich noch immer blanke Angst wieder.

Neve kümmert sich noch einige Minuten um den Kassierer, um ihn wieder zu beruhigen. Dann fährt sie zu dem Basketballplatz der Five Dogs, wo sie Laura und Sam gestern beobachtet hat, weil sie Sam dort vermutet. Sie lobt sich selbst und grinst bis zu den Ohren, als sie Sams Pick Up am Straßenrand stehen sieht.

Sie zieht ihre Waffe und die Polizeimarke von der Hose, verstaut beides in dem kleinen Handschuhfach und schließt es ab. Sie steigt aus und geht mit langsamen Schritten zu Sams Wagen, um dort einen flüchtigen Blick in den Innenraum und die Ladefläche zu werfen. Bis auf eine zerdrückte Zigarettenschachtel befindet sich nichts Besonderes oder Verdächtiges dort drinnen. Im Gegenteil, der Wagen ist ungewöhnlich sauber und ordentlich.

Während sie auf den Basketballplatz zugeht, dröhnt ihr immer lauter werdende Hip Hop Musik entgegen. Vorsichtig drängt sie sich durch die dortige versammelte Menschenmenge. Alle Anwesenden tragen die Tätowierung der Five Dogs im Nacken. Als Neve abschätzt, dass sie sich inmitten von ungefähr zwanzig Gangmitgliedern befindet, wird ihr doch etwas mulmig. Sie behält aber die Fassung, bis sie direkt hinter Sam steht. Neve schaut sich einige Sekunden lang das Spektakel an, das der Grund für diesen Menschenauflauf ist.

Direkt in der Mitte wurde ein großer Kreis gebildet in dem vier junge Frauen und vier Männer rhythmisch und typisch für farbige Gangmitglieder zu der laufenden Musik tanzen. Neve spürt plötzlich ein eigenartiges Gefühl das sie umgibt, von dem sie aber nicht genau sagen kann, was es ist. Sie fühlt sich nicht mehr so bedroht zwischen all diesen Leuten, die Spaß daran haben die Tänzer mit rhythmischem Klatschen anzufeuern und gleichzeitig zu begleiten.

Auch Sam feuert die Tänzer an, als sich Neve vorsichtig zu ihr nach vorne beugt und eigentlich was sagen will. Als sie aber Sams Parfüm einatmet, bekommt sie schon wieder diese verdammte Gänsehaut.

Sie reißt sich zusammen und flüstert leise »Hallo Sam.« in ihr Ohr. Genau in dem Moment in dem Sam sich erschrocken umdrehen will, greift Neve nach ihrem rechten Arm, dreht ihn auf den Rücken und hält sie mit diesem typischen Polizeigriff in Schach.

»Was sollte das an der Tankstelle?«, fragt sie fauchend. Von einer Sekunde zur anderen verstummt die Musik. Alle Augen der Anwesenden richten sich auf die beiden Frauen.

»Was meinst du?«, lacht Sam ironisch. Sie versucht erst gar nicht aus dem Griff zu kommen.

»Du weißt ganz genau was ich meine. Du weißt, dass ich da war. Du hast meinen Wagen gesehen.« Konzentriert, um die Situation unter Kontrolle zu behalten, schaut Neve um sich. Ihr ist klar, dass sie vollkommen unterlegen ist, als sich plötzlich vier kräftige Männer vor ihr aufbauen.

»Ich weiß nicht wovon du redest.« Sams lachende Stimme strotzt nur so vor Ironie, weil sie weiß, dass Neve ihr nichts tun wird.

»Ich werde dich im Auge behalten« faucht Neve, lässt Sam los und stößt sie etwas von sich weg.

Sam findet ihr Gleichgewicht schnell wieder und dreht sich um. Wortlos wendet sich Neve von ihr ab, um den Platz zu verlassen, als Sams Hand mit einem klatschenden Lautmitten auf ihrem Arsch landet. Jetzt reicht es!

Blitzschnell dreht sich Neve um, holt mit einer Faust aus und schmettert diese mitten in Sams Gesicht. Ihr ist es egal, ob Sam ihre Schülerin ist oder nicht. Sie ist nicht in der Schule und sie ist auch noch nicht im Dienst. Also ist dieser Schlag eine private Sache, für die sie kaum belangt werden kann.

Sam torkelt zwei Schritte zur Seite, während Neve sie wütend anbrüllt.

»Fass mich auch nur noch ein einziges Mal an und ich schwöre dir, dass ich mich vergesse und dann kann dich auch deine verdammte scheiß Gang nicht schützen!!!«, brüllt sie und bringt Sam mit ihrem Blick um. Diese lächelt Neve daraufhin schelmisch an. Den Fausthieb scheint sie vollkommen ausgeblendet zu haben, denn in ihren Augen spiegelt sich reinste Freude wieder.

Plötzlich setzen die vier Männer hinter Sam sich in Bewegung, um Neve in ihre Bestandteile zu zerreißen. Sam streckt beide Arme weit von sich aus und hält die Männer somit zurück. Neve beobachtet das konzentriert. Sie stellt somit fest, dass Sam offensichtlich wirklich die rechte Hand von diesem Matt ist. Denn es ist schon ungewöhnlich, dass solche vier großen Tiere ohne Worte auf sie hören.

Sam fährt sich mit der Zungenspitze über den Mundwinkel, um das dortige Blut aufzufangen und lächelt Neve freundlich an. Sie legt ihren Kopf schief. Es scheint, als wenn sie Neve studieren würde. Regungslose und stille Sekunden verstreichen, bis Sam noch frecher grinst und sich von Neve abwendet.

»Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag, Mrs. Stewart«, trällert sie fröhlich und verschwindet in der großen Gangtraube.

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9783847632771
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