Читать книгу: «Die Rache der Mondgöttin», страница 4

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»Du wirst es nicht erzählen wollen. Das ist ein Unterschied.« Konstantins selbstgefällige Art ging ihr zusehends auf die Nerven. Jetzt grinste er auch noch frech.

»Schon klar!«, rief Arianna wütend. »Bringt ihr mich zu einer Sekte, die mir eine Gehirnwäsche verpassen wird, und dann lebe ich fröhlich bis zum Rest meiner Tage in der Pampa? Dort bestelle ich das Feld oder erledige andere Arbeiten einer Leibeigenen, wenn ich nicht gerade einem durchgeknallten Guru huldige?«

Leo lachte herzlich. »Sie ist echt kreativ. Das habe ich schon vermisst.«

»Wenn du es sagst«, murmelte Konstantin.

Leo übernahm das Gespräch. »Ich habe uns für eine Woche ein kleines Ferienhaus mitten im Taunus gemietet. Es liegt tief im Wald. Dort ist es ruhig und es kommt keine Menschenseele vorbei.«

Arianna wurde blass und sah von einem zum anderen. Beide waren stattliche junge Männer, die sich bestimmt auch gern amüsierten. »Keine Sekte, sondern eine Orgie?!« Mist, ihre Stimme war eine Oktave zu hoch und hörte sich an wie das Quieken einer verängstigten Maus.

Konstantin verdrehte die Augen. »Garantiert nicht.«

Schnell versuchte Leo eine andere Erklärung. »Wir werden dir nichts tun, versprochen. Es geht nur darum, dass du dich ausruhen und den Kopf frei bekommen sollst.«

»So klingt es wie eine Kur.« Das war unmöglich. Niemand wurde entführt, damit er Urlaub machte. Für einen winzigen Augenblick glaubte Arianna, Zac spiele ihr einen Streich. Manchmal war er unberechenbar, und es war nicht abwegig, dass er die beiden dazu engagiert hatte, sie zu entführen, und als Überraschung mit ihr in den Urlaub fuhr. Das würde erklären, warum Konstantin sich so sicher war, dass es ihnen gut ging, obwohl Zacs SUV im Main versunken war.

Das war Blödsinn! Dazu war es zu echt. Autos waren zerstört und Menschen verletzt worden. Für einen Streich war das zu viel des Guten. Nein, diese Hoffnung begrub sie direkt. Sie wurde gerade wirklich entführt.

»Eine Entziehungskur, wenn du so willst. Du musst ausnüchtern.«

Sie hatte mit gar keiner Antwort gerechnet und war überrascht, doch eine zu bekommen. Jetzt klang Konstantin wieder freundlicher. Auch der Blick aus seinen grünen Augen wirkte sanft.

Was wurde hier gespielt? Arianna wurde einfach nicht schlau aus ihm. Doch wie es aussah, hätte sie von jetzt an ein paar Tage Zeit dazu – ob sie wollte oder nicht.

5


Eine unfreiwillige WG

Taunus, ein einsames Ferienhäuschen

10. April 2018

Konstantin

Etwa eine halbe Stunde später verließen sie die asphaltierte Straße und Leo bog auf einen schmalen Waldweg ab. Konstantin hatte keine Ahnung, wo genau die Hütte lag. Die Buchung und Vorbereitung hatte er Leo überlassen. Er selbst hatte in der Zwischenzeit Arianna beschattet und ausspioniert.

Die Heizung lief auf hoher Stufe. Trotzdem kämpfte sie vergeblich gegen den Fahrtwind, der durch das Loch im Dach und die kaputten Scheiben blies. Konstantin wickelte sich fester in die Jacke und riskierte einen Blick zu Arianna. Sie trug nur eine dünne Bluse und fror erbärmlich. Jedoch hatte sie sich deswegen nicht beklagt.

Seit ihrem Gespräch war sie schweigsam und starrte aus dem Fenster. Unweigerlich fragte sich Konstantin, was in ihrem Kopf vorging. Wie weit reichte Zelos’ Beeinflussung? War es mit ein paar Tagen Abstand getan? Hoffentlich!

»Wie lange fahren wir noch?«, wollte Konstantin wissen.

»Bestimmt dreißig Minuten. Von hier an geht es durch den Wald und ich muss teilweise sehr langsam fahren.« Leo sah konzentriert auf den Pfad vor ihnen und wich einem Schlagloch aus.

»Hast du an Brennholz gedacht?«

Leo warf ihm über den Rückspiegel einen Blick zu. »Ja und Vorräte für eine Woche. Wir müssen die Hütte so lange, wie es dauert, nicht verlassen.«

Je länger sie dortblieben, desto geringer war das Risiko, entdeckt zu werden. Auf ein baldiges Wiedersehen mit den Göttern konnten sie verzichten. Der Schmerz in Konstantins Hand war übel und er war froh, ihn nicht mehr lange ertragen zu müssen.

Sobald die Sonne unterging, würde Antares ihm helfen. Sein Stern heilte ein paar gebrochene Knochen schnell. Sie hatten schon Schlimmeres überstanden – viel Schlimmeres.

Wieder wanderte sein Blick zu Arianna. Sie zitterte leicht, nicht nur aus Angst. Seufzend nahm Konstantin beide Handys aus den Taschen und zog die Jacke umständlich aus. Dabei entfuhr ihm ein schmerzhaftes Zischen, als er versuchte, den rechten Ärmel über die Verletzung zu streifen.

»Was macht die Hand?«, fragte Leo.

»Geht schon«, gab Konstantin knapp zurück. Währenddessen gelang es ihm, die Jacke auszuziehen, und er hielt sie Arianna hin. »Hier.«

Sie schenkte ihm einen abfälligen Blick und drehte sich demonstrativ wieder zum Fenster. Sie wollte die Schweigsame geben? Kein Problem! Das wäre Konstantin sogar recht. Spätestens bei ihrem Erwachen in ein paar Tagen hätte sie genug Redebedarf.

»Nun nimm schon«, sagte er bemüht ruhig. Es wäre besser, wenn Arianna ein bisschen Vertrauen fasste. Das machte die nächsten Tage einfacher.

»Du kannst sie behalten. Ich will sie nicht«, gab sie würdevoll zurück.

Konstantin schnaubte. »Ich kann das Klappern deiner Zähne bis hierher hören. Niemandem ist geholfen, wenn du dich jetzt erkältest.«

Daraufhin bekam er keine Antwort mehr. Genervt warf Konstantin die Jacke in ihre Richtung. Sie landete auf Arianna und bedeckte ihre linke Seite, die dem Loch im Dach zugewandt war. Na immerhin. Sie rührte sich nicht und ließ die Jacke an ihrem Platz.

Ein paar Minuten später bemerkte Konstantin, wie sie die Zipfel möglichst unauffällig feststeckte. Arianna wollte doch nicht länger frieren. Nur war sie zu stolz, das zuzugeben. Ein schmales Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Er sparte sich aus Höflichkeit jeglichen Kommentar.

Leo behielt recht. Die Hütte stand auf einer kleinen Lichtung, die mitten im Wald lag. Hier sollte sie niemand finden. Selbst Helios, der Sonnengott, dürfte nicht in der Lage sein, sie an diesem verlassenen Fleckchen zu entdecken – und der sah tagsüber angeblich alles.

Sobald der Wagen stand, sprang Konstantin raus und begutachtete den Schaden. Die eine Seite war vollkommen zerkratzt und der Spiegel fehlte, die Motorhaube war eingedrückt und voller Dellen. Kaum eine Scheibe war noch intakt. Das kaputte Dach war nichts Neues. Missmutig stapfte er zum Kofferraum, von dem so gut wie nichts übrig geblieben war.

Leo gesellte sich zu ihm. Er sah alles andere als begeistert aus. »Wenn wir hier fertig sind, müssen wir uns abholen lassen. Es überrascht mich, überhaupt so weit gekommen zu sein. Selbst wenn diese Schrottkarre den Rückweg packen könnte, wären wir viel zu auffällig.«

Konstantin stimmte nickend zu, dann fiel ihm etwas auf. »Warst du so schlau, die Nummernschilder vorher zu demontieren, oder haben wir die unterwegs verloren?«

»Keine Sorge, die habe ich vorher schon abgemacht.«

»Okay, so sollte uns wenigstens nicht auch noch die Polizei nerven.« Konstantin drückte an der Griffmulde des Kofferraums herum. Natürlich bekam er ihn dadurch nicht auf. Frustriert stützte er seinen Fuß darauf und übte Druck auf das lädierte Metall aus.

»Hey!«, rief es von drinnen. »Könnt ihr das machen, nachdem ihr mich rausgelassen habt?«

Leo sah zerknirscht aus und eilte zur hinteren Tür, die durch die Kindersicherung verriegelt war, und öffnete sie. »Sorry!«

Wütend sah Arianna sich um. Ob sie ihre Fluchtmöglichkeiten durchging?

»Komm nicht auf die Idee, abhauen zu wollen. Sonst müssen wir dich doch anbinden«, sagte Konstantin streng.

Sie würdigte ihn keiner Antwort.

An Leo gerichtet fragte er: »Hast du eine Brechstange oder so was? Irgendwie müssen wir an die Klamotten kommen.« Für sie alle lagen Wechselwäsche und diverse Hygieneartikel im Kofferraum.

»Ausgerechnet heute habe ich sie vergessen. Dabei gehe ich sonst nie ohne aus dem Haus.«

Konstantin verdrehte die Augen. »Man wird ja noch mal fragen dürfen. Vielleicht gibt es irgendwo Werkzeug. Passt du auf sie auf? Dann sehe ich mich mal um.«

»Geht klar! Komm, Arianna, ich zeige dir das Haus«, sagte Leo. Seine Hand lag auf ihrem Rücken und er schob sie sanft zur Tür. Widerwillig ließ sie es geschehen.

Neben dem Ferienhaus stand ein kleiner Schuppen. Konstantin steuerte ihn an. Er war verschlossen. Den Schlüssel fand er vermutlich im Haus. Anstatt seinen Gefährten direkt zu folgen, ging er einmal außenrum und sah sich gleich etwas um. Eines der Fenster war vergittert. Die Scheibe dahinter bestand aus Milchglas. Es musste sich um ein Badezimmer handeln. Sehr gut, so entwischte Arianna ihnen nicht, während sie vorgab, auf der Toilette zu sein.

Drinnen suchte er nach Leo. Mit der kaputten Hand bekäme Konstantin den zerstörten Kofferraum sowieso nicht auf. Das müsste sein Freund übernehmen. Im Erdgeschoss fand er die Küche, eine Gästetoilette und ein großzügiges Wohnzimmer. Immerhin gab es einen Fernseher und sogar Strom. Der Erbauer dieses Hauses hatte auf den Luxus der Zivilisation nicht verzichtet.

Unten war niemand zu sehen. Leos Stimme erklang von oben. Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief Konstantin die Treppe hinauf. Er fand die beiden in einem Schlafzimmer.

»Ich dachte, du schläfst hier. Das Zimmer hat die schönere Aussicht. Kon und ich schlafen abwechselnd in dem anderen Zimmer«, erklärte Leo gerade.

»Wieso abwechselnd?«, wollte Arianna skeptisch wissen.

»Weil wir dich nicht aus den Augen lassen dürfen«, sagte Konstantin, während er eintrat.

Arianna wirbelte zu ihm herum. »Soll das heißen, einer von euch wird am Bett sitzen, wenn ich schlafe? Folgt ihr mir vielleicht sogar bis aufs Klo?«

»Ein Platz an der Tür sollte reichen«, erwiderte Konstantin. »Was das Bad betrifft, da darfst du allein rein. Wir werden vor der Tür warten und du musst alle zwei Minuten ein Lebenszeichen von dir geben, wenn du nicht willst, dass wir einfach so reinplatzen. Natürlich haben wir alle Schlüssel vorher entfernt.«

Seine Erklärung schmeckte Arianna gar nicht. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und rang um Worte.

Konstantin wandte sich an Leo: »Kannst du in dem Schuppen nach Werkzeug suchen? Er ist abgeschlossen und ich vermute, du weißt, wo der Schlüssel ist.« Demonstrativ hielt er die gebrochene Hand in die Höhe. »Bis zur Nacht bin ich dir leider keine große Hilfe.«

Zum ersten Mal sah Leo sich die Verletzung genauer an. »Bia hat aber auch einen festen Händedruck.«

»Haha, ich lache dann später.«

Kameradschaftlich schlug Leo ihm auf die Schulter, während er sich an Konstantin vorbeischob und das Zimmer verließ. »Ach komm, mich hat sie auch schon öfter als einmal erwischt.«

»Ich glaube, das trifft auf jeden von uns zu«, murmelte Konstantin.

Arianna hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Ihre Mimik schwankte irgendwo zwischen Frust und Trauer. Schließlich seufzte sie und ihr Gesicht glättete sich. »Verrätst du mir jetzt, was ihr von mir wollt? Warum das ganze Theater? Ich bin niemand Besonderes, meine Eltern oder mein Verlobter sind nicht reich, es lohnt nicht, einen meiner Angehörigen zu erpressen.«

Konstantin musterte sie aufmerksam. Sie tat ihm leid, wie sie so verloren vor ihm stand und keine Ahnung hatte, wer sie eigentlich war und was es mit ihrer Bestimmung auf sich hatte. »Wir wollen dir nicht schaden und ebenso wenig jemanden erpressen«, erklärte er sanft. »Ich kann dir nicht viel verraten, das könnte den Prozess behindern, sonst würde ich es tun. Du wirst es in ein paar Tagen verstehen und dann wirst du dankbar sein. Bis dahin machen wir uns hier eine ruhige Zeit und warten.«

»Eine ruhige Zeit?! Sag mal, willst du mich jetzt völlig verarschen?«, fuhr Arianna ihn an.

»Ich will dir helfen«, hielt Konstantin dagegen.

»Du hast mich entführt!«

Konstantin versuchte, ruhig zu bleiben. »Ich habe dich gerettet. Gib mir drei Tage, höchstens vier. Dann wirst du es erkennen.«

»Was erkennen?«, fragte Arianna störrisch. Immerhin brüllte sie nicht mehr.

»Wie froh du über mein Eingreifen bist. Ich wette sogar mit dir. Wenn du zu deinem Verlobten zurückwillst, lasse ich dich gehen. Wenn du jedoch die Wahrheit erkennst, helfe ich dir dabei, ihm eine Abreibung zu verpassen.«

»Warum sollte ich Zac etwas antun wollen?«, fragte Arianna trotzig. Die braunen Augen schossen Blitze in seine Richtung.

»Frag mich das in vier Tagen noch mal.« Am liebsten hätte Kon­stantin sie einfach stehen lassen. Aus naheliegenden Gründen ging das nicht. Bei der erstbesten Gelegenheit startete Arianna einen Fluchtversuch, davon war er überzeugt.

Sein Herz raste und er riss sich zusammen, um ihr nichts an den Kopf zu werfen, was er später bereute. So endete es immer mit ihnen. Sie waren wie Feuer und Eis, Tag und Nacht, Wüste und Meer.

Ariannas Gesicht spiegelte seine eigenen Emotionen. Sie sah aus, als platze sie gleich. Dann holte sie tief Luft und Konstantin konnte ihr dabei zusehen, wie sie sich zur Ruhe zwang. »Na schön, warten wir vier Tage.«

Natürlich wusste er, dass Arianna ihn nur in Sicherheit wiegen wollte, um ihren Entführern zu gefallen. Von ihrem Standpunkt aus betrachtet, ergab das sogar Sinn, wenn sie befürchtete, er oder Leo könnten ihr jederzeit etwas antun oder über sie herfallen.

»Ich hab die Taschen«, rief sein Freund von unten und unterbrach die angespannte Stille.

Konstantin löste seinen Blick, der sich mit dem von Arianna verhakt hatte, und schielte zur Treppe. An deren Fuß stand Leo mit drei Reisetaschen in den Händen.

»Prima, lasst uns auspacken und danach etwas essen«, beschloss Konstantin.

6


Warum suchst du mich nicht?

Taunus, ein verdammtes Gefängnis

10. April 2018

Arianna

Arianna saß neben Konstantin auf dem Sofa und kaute lustlos auf einem Stück lauwarmer Pizza. Leo hatte sich in den Sessel gelümmelt. Insgeheim hoffte sie, sich die nächsten Tage nicht ausschließlich von Tiefkühlkost ernähren zu müssen. Mal war das okay, aber Arianna bevorzugte richtiges Essen.

Konstantin bemerkte ihre fehlende Begeisterung. »Ab morgen koche ich, wenn meine Hand wieder in Ordnung ist.«

Arianna runzelte die Stirn. Sie wollte ihn gerade fragen, wie das denn funktionieren sollte, als das Intro der Lokalnachrichten anfing. Auf keinen Fall durfte sie die verpassen!

In der Zusammenfassung war von einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd die Rede. Nach ein paar anderen Einspielern über den verstauchten Knöchel eines Fußballspielers und Nachwuchs im Zoo ging es direkt mit dem Hauptthema los.

Ariannas Blick klebte am Bildschirm. Es wurden ein paar Szenen von oben gezeigt. Offenbar hatte ein Amateurflieger mitgefilmt. Die Aufnahmen waren verwackelt. Trotzdem sorgten sie bei ihr für eine Gänsehaut. Ein paar Mal war es knapp gewesen.

Als Nächstes kam ein Schnitt und ein scharfes Bild folgte. Das Team eines Abschleppunternehmens wurde dabei gefilmt, wie es Zacs schwarzen SUV aus dem Main barg. Von den Insassen fehlte jede Spur. Arianna stieß die angehaltene Luft hart aus. Dann waren sie wirklich noch am Leben und sie durfte sich Hoffnungen machen?

Während im Hintergrund die Bergung lief, sprach davor ein Reporter in sein Mikro: »Noch sind die genauen Umstände vollkommen unklar. Bisher hat die Polizei keine Anhaltspunkte auf die Identität der Fahrer oder ihr Motiv finden können. Zur selben Zeit ging in der Leitstelle der Notruf einer jungen Frau ein, die behauptete, entführt zu werden. Bedauerlicherweise brach der Anruf ab und konnte nicht zurückverfolgt werden. Ob beide Taten in einem Zusammenhang stehen, ist bisher rein spekulativ. Sachdienliche Hinweise nehmen die Beamten jederzeit entgegen. Wenn man den Schaden am Fahrzeug und die Zerstörung betrachtet, die beide Wagen auf ihrem Weg hinterlassen haben, grenzt es an ein Wunder, dass es zu keinem ernsthaften Personenschaden gekommen ist. Wir werden Sie diesbezüglich auf dem Laufenden halten. Zurück ins Studio.«

Damit war das Thema durch und jetzt ging es um den Fußballer. Was war mit Zac? Wieso stand er nicht vollkommen aufgelöst vor einer Kamera und flehte um die Freilassung seiner Verlobten? Immerhin war er ihnen doch hinterhergejagt, solange es ihm möglich gewesen war.

Arianna versuchte, den Kloß im Hals runterzuschlucken, doch es gelang ihr nicht. Fassungslos beobachtete sie Leo und Konstantin, die gemütlich auf ihren Plätzen saßen.

»Du wirst nicht namentlich in den Nachrichten auftauchen und die Polizei wird auch nicht nach dir suchen. Das werden dein feiner Verlobter und seine Geschwister schon zu verhindern wissen«, sagte Konstantin, sobald er ihren Blick bemerkte.

Woher wusste er so genau, was ihr gerade durch den Kopf ging?

Arianna wollte widersprechen, stattdessen blieb sie stumm. Innerlich spürte sie, dass das die Wahrheit war. Zac liebte sie doch! Warum setzte er nicht alles daran, sie zu finden und zu befreien? Er musste bei der Polizei doch unbedingt Anzeige erstatten.

Die Nachrichten kamen zum Ende und in der Zwischenzeit war die Sonne untergegangen.

»Na endlich«, seufzte Konstantin kurz darauf. Er stand auf und sah zu Leo. »Wir ziehen uns kurz zurück. Passt ihr solange auf sie auf?«

»Klar, lasst euch Zeit. Wenn du willst, kannst du auch direkt schlafen. Wir übernehmen die Nachtschicht.«

Konstantin schnaufte. »Mal sehen, vielleicht mache ich das sogar. Nach diesem Tag bin ich echt fertig. Solltest du zu müde werden, weck mich. Wir wollen doch nicht, dass du einschläfst und sie abhaut.«

»Geht klar«, erwiderte Leo fröhlich.

Warum sprachen sie voneinander in der Mehrzahl? War ihr Ego nach der geglückten Entführung so groß, dass es für eine Person nicht mehr reichte?

Leo sah in ihre Richtung und Arianna versteifte sich bei dem intensiven Blick. Allerdings sah er sie gar nicht direkt an, sondern starrte vielmehr auf einen Punkt über ihrer rechten Schulter. Verwirrt drehte sie den Kopf. Dort entdeckte sie nichts Außergewöhnliches. Was hatte er nur?

Es wurde ihr unheimlich und Arianna stand ruckartig auf. »Ich gehe auch ins Bett. Wenn hier jemand einen anstrengenden Tag hatte, dann ich!«

Sie wandte sich ab und marschierte zur Treppe. Leo erhob sich ebenfalls und folgte ihr dichtauf. Na, das konnte ja heiter werden!

7


Bei gebrochenen Knochen sparen Sie sich den Gang zum Apotheker und suchen Hilfe bei Ihrem Stern

Taunus, ein einsames Ferienhäuschen

10./11. April 2018

Konstantin

Antares schwirrte den ganzen Weg nach oben nervös um Konstantin herum wie ein Glühwürmchen auf Speed. »Es hat geklappt!«, jubelte er. »Ich hab doch gesagt, du schaffst das.«

Konstantin zog die Tür zum Schlafzimmer auf und wartete darauf, dass der Stern ihm hinterhertrudelte. »Ich mag es ja, wenn du mich anfeuerst, aber können wir uns erst mal wichtigeren Dingen widmen?«

Antares stellte das Hüpfen ein und das Leuchten nahm etwas ab. »Was ist los?«

Erschöpft sank Konstantin auf die Bettkante und hielt die verletzte Hand in die Höhe. »Bia hat mich erwischt. Es war echt knapp und wäre beinahe schiefgegangen.«

Beim Anblick der dunklen Flecken am Gelenk wurde Antares blass und schwirrte schnell zu ihm. »Das haben wir gleich.«

Der Stern ließ sich auf Konstantins Arm nieder und tauchte ihn in Licht. Es flutete das kleine Zimmer und erfüllte seinen ganzen Körper. Es blendete und er kniff die Augen zusammen. Prickelnde Wärme breitete sich im Handgelenk aus und vertrieb die Schmerzen. Unter der Haut spürte er, wie sich die Knochen zurück an ihren Platz schoben. Er wurde schläfrig, streifte die Schuhe ab und ließ sich zurücksinken. »Sorry, Antares«, murmelte Konstantin, »ich kann kaum noch die Augen offen halten. Du willst bestimmt hören, was passiert ist.«

Der Stern erhob sich und flog vor Konstantins Gesicht. »Ich weiß doch, dass eine Heilung dich müde macht. Leo kann es mir auch erzählen.«

Konstantin bekam es kaum mit. Seine Augen waren bereits geschlossen und er driftete ab in einen tiefen Schlaf.

Stunden später wurde er wach, weil ihn etwas blendete. Stöhnend rollte Konstantin sich zur Seite und hob den Arm vor die Augen. Antares leuchtete grell und pulsierend, um ihn zu wecken. »Komm schon, raus aus den Federn! Leo sagt, er braucht eine Pause und du musst ihn ablösen.«

Konstantin brummte etwas Unverständliches.

»Manchmal wünsche ich mir Hände«, sinnierte der Stern. »Dann würde ich dir jetzt einen angelutschten Finger ins Ohr stecken.«

»Du bist widerlich.« Trotzdem lachte Konstantin bei der Vorstellung.

Stattdessen schwebte Antares über seinem Ohr und strahlte Hitze ab.

»Au!«, rief Konstantin und versuchte, ihn mit der Hand zu verscheuchen. »Willst du mir die Haare abfackeln?« Er saß senkrecht im Bett und suchte den übermütigen Stern.

Antares schwebte unter der Decke und kicherte fröhlich.

Mit der Hand fuhr Konstantin sich übers Gesicht. »Wie spät ist es eigentlich?«

»Kurz vor fünf.«

»Was ist mit Arianna?«

Antares sank tiefer und kam wieder in Reichweite. »Taurus schläft seit ein paar Stunden. Zunächst lag sie ewig schmollend im Bett. Nach Mitternacht ist sie endlich eingeschlafen.«

Somit wurde es wirklich Zeit, aufzustehen und Leo das Bett zu überlassen. Neu motiviert zog Konstantin sich an und griff nach dem Kulturbeutel. Er lief am Badezimmer vorbei und steckte den Kopf in Ariannas Schlafzimmer. Sie lag ruhig im Bett. Aldebaran hatte sich neben ihr auf dem Kissen niedergelassen.

Leo hatte auf einem Stuhl an der Tür Stellung bezogen und flüsterte leise mit seinem Stern Regulus. Dessen dunkelblaue Farbe war deutlich angenehmer für die Augen als Aldebarans leuchtendes Rot. Wenn sie nicht besser aufpasste, weckte sie Arianna versehentlich.

»Ich mache mich kurz frisch und dann tauschen wir.«

Leo sah aus rot geränderten Augen zu ihm auf und nickte zustimmend.

In Rekordgeschwindigkeit machte Konstantin sich fertig und war wenige Minuten später wieder in Ariannas Schlafzimmer.

Wankend stand Leo auf und schlurfte an ihm vorbei. »Gute Nacht«, murmelte er, »wenn ihr mich braucht, weckt mich.«

»Na klar«, erwiderte Konstantin und nahm sich gleichzeitig vor, es nicht zu tun. Sein Freund musste sich dringend ausschlafen. Denn so wie es aussah, würde Leo auch die nächsten Nächte durchmachen. Jetzt, da sie mit diesem Rhythmus angefangen hatten.

Konstantin bezog seinen Posten und beobachtete Arianna. Obwohl sie schlief, wirkte sie erschöpft und traurig. Einem Teil von ihm tat es leid, dass sie das durchmachte. Wenn sie bald die Wahrheit erkannte, würde ihr aller Leben so viel leichter werden!

Arianna murmelte im Schlaf und wälzte sich auf die Seite.

»Vielleicht willst du ein bisschen Abstand halten? Mit deinem grellen Licht blendest du sie bloß und weckst sie.«

Doch Aldebaran rührte sich nicht vom Fleck. »Taurus sieht mich immer noch nicht. Ich kann sie gar nicht blenden.« Der Stern klang beleidigt.

Fast bekam Konstantin Mitleid mit ihr, wenn er an seine eigene Bindung zu Antares dachte. Zwischen sie beide passte nicht mal ein Blatt Papier. »Hab noch ein paar Tage Geduld, dann sollte sie erwachen. Bis dahin darfst du sie nicht drängen. Angeblich dauert es sonst länger.«

Aldebaran würdigte ihn keiner Antwort und spielte die beleidigte Diva – eine Rolle, die ihr fabelhaft stand. Stattdessen unterhielt Konstantin sich leise mit Antares und Regulus.

Eine Schlafende zu bewachen erwies sich als ausgesprochen langweilig. Es war ein Wunder, dass Leo so lange durchgehalten hatte.

Kaum graute der Morgen, wurden die Sterne unruhig. In wenigen Minuten verblassten sie und konnten erst nachts wieder zu ihnen kommen. Aldebaran schwirrte um Arianna herum und drückte gegen ihre Stirn. Ganz offensichtlich wollte der rote Stern das Erwachen seiner Herrin erzwingen.

»Jetzt lass sie in Ruhe«, knurrte Konstantin. Die Gefahr, Taurus länger als nötig zu babysitten, war groß und unbequem.

»Als ob ich auf dich hören würde«, erwiderte sie trotzig. Damit war es amtlich. Dieser dickköpfige Stern raubte ihm den letzten Nerv.

Arianna stöhnte leise und drehte sich von der Seite auf den Rücken.

Bedrohlich langsam stand Konstantin auf. »Und wie du auf mich hören wirst. Selene hat mich hiermit beauftragt, und ich werde nicht zulassen, dass du dieses Vorhaben in deinem Übereifer behinderst.« Erst jetzt bemerkte er, dass Arianna zwischenzeitlich die Augen geöffnet hatte.

Bei dem barschen Tonfall setzte sie sich ruckartig auf, wobei sie die Bettdecke um sich raffte. »Wovon sprichst du?«, fragte sie ängstlich.

Konstantin ignorierte sie und funkelte Aldebaran böse an. »Haben wir uns verstanden?«

Verwirrt folgte Arianna seinem Blick, der nicht auf ihr ruhte. »Oder sollte ich fragen, mit wem du sprichst?«

Er zwang sich zur Ruhe und einem müden Lächeln. »Mit niemand Wichtigem.« Aus dem Augenwinkel sah er Aldebarans Licht wütend pulsieren, während sie mit der aufgehenden Sonne allmählich verblasste und verschwand.

»Na wunderbar! Ich bin in den Fängen eines Irren gelandet, der wütend Selbstgespräche führt«, murmelte Arianna gerade laut genug, um gehört zu werden.

Konstantin horchte auf, dann zog er einen Mundwinkel hoch. »Bald wirst du sie sehen können. Wenn du mir einen Gefallen tun willst, sag ihr, sie soll aufhören, mich zu nerven. Auf dich hört sie vielleicht.«

»Soll das heißen, nach ein paar Tagen mit euch Wahnsinnigen werde ich genauso verrückt sein wie ihr? Nein danke, ich verzichte.«

Konstantin ignorierte ihren Kommentar komplett. »Wenn du eh wach bist, kannst du auch aufstehen. Ich mache Frühstück. Dir beim Schlafen zuzusehen war alles andere als spannend.«

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