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Читать книгу: «Žižek in Teheran», страница 3

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Und du?

Schirin schweigt

Woraus ich schließe

Daß auch sie

In Teheran gilt

Sokut

Alamate resast

Reden ist Silber

Schweigen ist Zustimmung

Um den Inhalt des Buches verdrängen zu können

Muß die Starke Materie sehr stark sein

Deshalb heißt sie auch Starke Materie

Immerhin hat der Inhalt des zu vergessenden Buches

Dem Mädchen, unter allen Büchern, die es je gelesen

Den stärksten Eindruck gemacht

Und den größten Genuß bereitet

Folglich muß es sich bei der Starken Materie

Um die Erinnerung an ein besonders intensives Erlebnis handeln.

Das Brain-Computer-Interface verbindet nun

Die Erinnerung an dieses besonders intensive Erlebnis

Mit dem Inhalt des zu vergessenden Buches

Um den Inhalt des zu vergessenden Buches

Zu verdrängen

Wie Besen und Kehricht.

Nachdem das Mädchen

Sich die Elektrodenhaube des Brain-Computer-Interface aufgesetzt hat

Liest ihm der Computer das zu vergessende Buch vor

Alle Bücher der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher

Sind als Hörbücher im Computer abgespeichert

Bestimmte Passagen des zu vergessenden Buches

Werden ihm Wort für Wort vorgelesen

Andere werden zusammengefaßt

Nach jedem Abschnitt wird das Mädchen aufgefordert, an das

Intensivste Erlebnis

Zu denken, das es je hatte.

Elektrische Impulse

Die über die Elektrodenhaube

In das Gehirn des Mädchens geleitet werden

Verstärken die ohnehin schon starke Erinnerung

An das intensivste Erlebnis

Während die Erinnerung an das zu vergessende Buch

Von Kapitel zu Kapitel schwächer wird

Bis die Erinnerung an das intensivste Erlebnis

Die Erinnerung

An die Lektüre des zu vergessenden Buches

Ganz verdrängt.

Ist das nicht

Gefährlich?

Fragt Schirin

Ja, natürlich. Das Stärkste ist immer das Schlimmste

Aber wir Mädchen tricksen uns selbst aus

Wir versuchen

Uns nicht an das Schlimmste zu erinnern

Sondern an das Zweit- oder Drittschlimmste

Wenn nicht gleich an ein angenehmes Liebeserlebnis.

Ist Liebe nicht immer das Schlimmste?

Ja, sagt Schirin, natürlich

Irgendwie scheint sie auf einmal, wie soll ich sagen, genervt.

Aber ich rede von der romantischen Liebe

Wie sagt ihr in Graz?

Wie sagen wir in Graz?

Blümchensex, sagt Schirin.

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Das größte Problem

Das bei der Verknüpfung der Starken Materie

Mit dem Inhalt des zu vergessenden Buches auftreten kann

Ist, daß die Starke Materie nicht stark genug ist

Den Inhalt des zu vergessenden Buches zu verdrängen.

In diesen Fällen

Verknüpft sich der Inhalt des zu vergessenden Buches

Mit der Starken Materie

Und setzt sich im Gehirn des Mädchens

Erst recht fest.

Das ist, protestiere ich, das geringste Problem.

Das Problem, ich bin Analytiker, ist die Starke Materie

Und sei es das dritt- oder viertschlimmste Erlebnis, an das sich das Mädchen erinnert.

Wenn ihr die Starke Materie auch noch verstärkt

Macht ihr das Mädchen kaputt

I know, sagt Schirin

Steht auf und begibt sich

In die Tiefe des viktorianischen Raumes

Und verschwindet im Dunkeln

Jetzt kommt sie

Aus der Tiefe des viktorianischen Raumes

Mit einer Trockenhaube, die sie mir auf den Kopf setzt

Ich sitze inzwischen

Auf einem der großen Fauteuils, links vom Beistelltisch

Aus den Siebzigern.

Ich zeige es Ihnen

Geht zu einem dieser hohen

Altehrwürdigen Regale, mit den unendlich vielen altehrwürdigen Büchern

Scheint dort irgendeine Tastatur zu bedienen

Setzt sich dann links von mir

In den anderen Fauteuil

(Zwischen uns der Beistelltisch aus den Siebzigern)

Kopftuch trägt sie nicht mehr

Und setzt sich ebenfalls die Trockenhaube auf

Wie weiland die Kaiserin

Von Teheran

Sich selbst gekrönt haben soll

In den Sechzigern

(Hat sie eh nicht, LeserIn, der Kaiser hat sie)

Ich zeige es Ihnen, sagt Schirin, anhand eines Gedichtes von Hafes

Oder sagt sie Hafisens, wie Rückert gesagt haben würde oder Goethe?

Hafes, LeserIn, ist der berühmteste und beste Teheraner Dichter

(Siehe West-Östlicher Divan

Goethe

Rückert

August von Platen

Hammer-Purgstall usw. usw.)

Interessiert dich nicht?

Macht nichts

Mich eh auch nicht wirklich.

Holla Saki, reiche mir den Krug

Anfangs schien die Liebe leicht

Die mich mit Beschwernis schlug

Angenehme Stimme, sonor, des Computers des BCI

Wie die Radiostimmen, männlich, unter dem Kaiser, rasiert

Und Krawatte natürlich.

Offenbar sind Schirins Trockenhaube und meine

Parallelgeschaltet

So daß auch ich die Radiostimme höre, sonor

Die sonst nur sie hören würde

Und die sie auffordert

An ihr intensivstes Erlebnis zu denken

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Alles ändert sich

Ich versinke

Mit dem Fauteuil

Bis grad noch mein Kopf aus der Vertiefung herausschaut

Oder ich sitze im Zuschauerraum

Und schaue

Auf eine höher gelegene Bühne.

Im Halbdunkel des viktorianischen Zimmers

Eine Insel des Lichts

Auf der Insel steht Schirin, neben einer Couch

Obwohl sie noch immer im Fauteuil rechts von mir sitzt

(Zwischen uns der Beistelltisch aus den Siebzigern)

Im Meer des viktorianischen Wohnzimmers

Steht Schirin auf einer Teheraner Insel

Bestehend aus Stilmöbeln

Das, LeserIn, sagt über die BewohnerInnen (der Insel) schon alles

Schirin scheint nicht zu ihnen zu gehören.

Das ist Starke Materie, LeserIn

Schirins Erinnerung an das intensivste Erlebnis

Auf der Couch eine Frau und ein Mann

Teheraner Mittelschicht, obere

Sie gehören zusammen

Die Frau, nicht alt, aber ältlich

Die Haare aufdringlich schwarz

Die Schminke respektive das Kleid

Paßt perfekt zu den Stilmöbeln

Mir ist, als könnt’ ich sie riechen

An ihrem Mann

Scheint alles rund zu sein

Die Nase, der Bauch, die hellbraunen Schuhe, die Wange

Und zu glänzen

Am rundesten glänzt

Aus der ohnehin schon glänzenden Wohnzimmerinsel heraus

Die Spitze der Nase

An wen, LeserIn, erinnert uns dieser Runde?

An Kaklaki natürlich, Sadeg, Henker der Revolution, der Islamischen

Kaklaki war aber runder

Und lustiger als dieser

Zwischen der Ältlichen und einem Couchtisch steht Schirin

In einer Schuluniform

Weißes Hemd, blauer Faltenrock, blauer Schal usw.

Weißt eh, wie im japanischen Schulmädchenporno.

Nein, LeserIn?

Du schaust keine japanischen Pornos?

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Was muß ich?

Fragt Schirin

Erst glaub’ ich, sie lächelt

Was die Ältliche antwortet, kann ich nicht hören

Oder greift, statt zu antworten, nach der Schirin ihrem Gesicht

Holt es (das Gesicht) mit zwei Fingern zu sich

Und läßt es gleich wieder los

Bleib!, sagt sie, als die Schirin sich aufrichten will

Der Ältlichen ihre Stimme

Paßt weder zu den Stilmöbeln noch zu der Kleidung

Ein ältliches Mädchen

Wie die Haare einer Puppe

Arrangiert sie der Schirin die Haare

Und drückt

Diverse Stellen in der Schirin ihrem Gesicht

Akupressur

Aber sanft

Aber unsanft

Drückt sie der Schirin den Mund

Zusammen

Dann auseinander

Holla Saki!

Auf dem Couchtisch ist eine Puppe

Die ich näher ins Auge zu fassen versuche, was anstrengend ist

Eine Barbie

Ich bin Analytiker und kurzsichtig

Schon erscheint die Barbie in Großaufnahme

Das Gedächtnis funktioniert wie ein Film.

Holla Saki!

Reiche mir den Krug!

Die Barbie

Hat man zu einem

U

Zusammengebunden

An ihrem Hals ist ein Halsband befestigt, aus massivem Metall.

Fessel nennt man die Region zwischen Fußgelenk und Wade

(Bei Tieren jene zwischen Mittelfuß und Huf)

Die Fesseln der Barbie tragen Fußfesseln

Keine elektronischen, aber ebenfalls aus massivem Metall

An der linken Seite der linken

Respektive an der rechten der rechten Fußfessel

Ist seitlich je eine Stange befestigt

Je eine Drahtreihe

Verbindet die beiden Fußfessel-Stangen

Mit einer Stange am Halsband (ebenfalls aus massivem Metall)

So daß sich die Drahtreihen

Unterhalb der Stange am Halsband

Überkreuzen

Das ganze

Halsband-Fußfessel-Drahtreihen-Arrangement

Schaut aus

Als hätte man zwei umgekippte Harfen aneinander gelötet

Mit der Barbie als Resonanzboden

Anfangs schien die Liebe leicht

Die gepflegte Radiostimme, sonor

Kann nicht aufhören, den Hafes zu zitieren

Die mich mit Beschwernis schlug

Der Runde schaut

Auch wenn es eine Kamera natürlich nicht gibt

In die Kamera, LeserIn

Die Kamera zeigt die Schuhe des Runden, die spitzen

Habe ich gesagt, dem Runden seine Schuhe sind rund?

Sie sind spitz, LeserIn

Und die Spitze ist aus massivem Metall

Glänzend

Und kalt ist dir, LeserIn?

Oder geil?

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Die Schuhspitze des Runden

Bewegt sich, aus massivem Metall, auf den Faltenrock zu

Den japanischen, blauen

Die Farbe der Schuhe, in Teheran, der meisten

Ist braun

Daß sich die Schuhspitze auf den Faltenrock zubewegt

Habe ich, genaugenommen, nicht gesehen

Sondern der Schuh war auf einmal unter dem Rock.

Schirin stürzt

Oder fällt der Ältlichen

Um den Hals

Zu sagen, Ich höre den Schrei, wäre übertrieben

Die Ältliche umarmt sie

Fest

Und steht auf

Sie ist dünn, aber stark

Will Schirin aufrichten

(Und tragen?)

Die sitzt aber

Mit dem Rücken an die Couch gelehnt

Auf dem Teppich.

Der Runde und die Ältliche

Machen sich an die Arbeit

Schnell und präzise

Mit einem Plastikseil

Werden der Schirin ihre Hände

An ihren Körper gefesselt

Mit der einen Hand hält sie der Runde

Am Nacken

Mit der andren drückt er ihr

Die Füße zusammen

Derweil ihr die Ältliche

An den Hüft- und Kniegelenken die Beine streckt

Du glaubst, es wird so weitergehen, LeserIn?

Im Ernst?

Hast dich im Pornographischen doch nicht eingerichtet?

Wirst doch nicht wollen

Daß sie Schirin

Zu einem U zusammenbinden wie die Barbie?

Daß die Ältliche ein Geschirr holt, bestehend aus einem

Halsband, zwei Fußfesseln und Stangen aus massivem Metall?

Sonst noch was?

Holla Saki! Reiche mir den Krug!

Anfangs schien die Liebe leicht

Die mich mit Beschwernis schlug

Wie könnt‘ ich in des Geliebten Rastort

Sicher leben, denn sogleich hebt die Glocke an

Zu rufen: Aufgepackt zum Weiterzug!

Färbe bunt mit Wein den Teppich

Wenn der Alte Wirt es sagt, Denn der Wand’rer

Ist nicht unkund der Stationen Recht und Fug

Finstre Nacht und Wogengrauen und entsetzlich Wirbeldrehn

Wie soll unsern Zustand kennen,

Wer am Strand geht, leicht und klug

All mein Thun hat eigensinnig

Üblen Namen mir verschafft

Wie verbirgt sich ein Geheimnis, das man unter Leute trug!

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Schirin sitzt jetzt links von mir

Auf einem Ohrensessel

Süß ist das Lächeln der Teheraner Mädchen

Wir sitzen noch immer

In einer Art Zuschauerraum

Und schauen auf eine höher gelegene Bühne

Süß ist das Lächeln der Teheraner Mädchen

(Islamische oder nicht-islamische ist ganz wurscht)

Lächeln, als sei nichts gewesen

War ja auch nichts. Sie glauben doch nicht, daß ein islamisches Mädchen Erlebnisse hat

Ich bin Analytiker

Augen so groß

Wie der Schirin ihre

Wollen nicht sehen, sondern sagen

Je größer

Desto mehr

Als tausend Worte

Jetzt sagen sie

Schau!

Es riecht süßlich

Moschusartig

Aber irgendwie ungut

Und ich glaube

Eine Hafes-Zeile hab’ ich unterschlagen

Eh’ der Frühwind endlich löste

Jenes Stirnhaars Moschusquell

Wie viel Blut troff nicht in Herzen

Aus dem duftumringten Bug

Schau!

Sagen der Schirin ihre Augen

Aber es ist nicht Schirin, die spricht

Sondern links von mir

Weißt du’s, LeserIn? Nein?

Sitzt die Narges.

Es reicht

Ich erhebe mich

Und renne

Weder das Wohnzimmer, das viktorianische

Noch die Märchen-, noch die Mädchengrottenbahn

Existieren respektive haben je existiert

23

Es gibt noch

Ein

Draußen

Atme ich

Luft

Das Leben

Ist schön

Trotz allem

(Trotze!

Allem!)

Geht weiter

Und weiters

Zu kurz, um lange Gedichte zu machen

Ein kurzes also

Ta Saqayegh hast

Zenedegi bayad kard

Solange es Mohn gibt

Klatschmohn

Muß das Leben

Gelebt werden

Sagt einer, der genauso ausschaut

Auch das ist Lyrik aus Teheran, LeserIn

Steht

Draußen vor der Tür

Des Hauses des Vergessens der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher

Des Internats Islamischer Mädchen

Aus der ich im Laufschritt heraustrete

Streckt den Kopf

Nach links und nach rechts

Sucht er wen? Hinter mir?

Sagt einer, der genauso ausschaut

Hast nicht verstanden, ich weiß, LeserIn

Will heißen

Genauso ausschaut wie einer, der draußen vor der Tür steht

Unvermutet

Und sagt

Solange es Mohn gibt

Klatschmohn gibt usw.

So nämlich

Jung, aber nicht mehr ganz

Panamahut, hager, Hosenträger, Krawatte

Hinten längeres Haar

Vorne schütteres

Früh gealtert

Dennoch aber fesch irgendwie

Panamahut, mit aufgebogener Krempe

Schlaksig, melancholisch, sympathisch

Singt laut und posiert

Sperrt beim Singen den Mund auf

Sperrangelweit.

Zusammenfassung

Altvaterisch, weil aus den Siebzigern

(Altvaterisch hat er aber schon in den Siebzigern ausgeschaut).

So may I introduce to you

Parvis Kardan aka

Morad der Elektrische

In Teheran kennt mich jeder

Sie nicht? Sie leben im Ausland?

Den Elektrischen kenn’ ich natürlich

Von vor der Revolution

Held der Fernsehserie Morad der Elektrische

Ist er unablässig in Bewegung

Suchen Sie etwas?

In Wahrheit hieß die Serie

Der sein Haus auf den Schultern trägt

Und das Haus, das er auf den Schultern trug, war in Wahrheit

Ein alter Mercedes, ein roter, mit Schrägdach

Den er Rubin nannte.

24

Der Elektrische scheint wen zu suchen

Streckt den Kopf nach rechts und nach links

Hektisch

Als sei ich eine unüberwindbare Schranke

Ist das hier, fragt er, das Institut für Gehirnwäsche?

Ohne zurückzuschauen

Zeigt mein Daumen nach hinten

Das ist

Das Haus des Vergessens der Bibliothek der in der Sprache

Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Sind Sie ein islamisches Mädchen?

Der Elektrische lacht, herzhaft

Wie wir alle ihn kennen.

Darf ich rein?

Glaubt vermutlich, ich sei hier der Wächter.

Lieber nicht, sage ich

Und

Ich kenn’ Sie eh auch

Das Strahlen

Im Gesicht des Elektrischen, das ich

Und sämtliche Kinder im ganzen Teheran

So lieben

Ist natürlich, wie soll ich sagen, LeserIn, elektrisch.

Du kennst mich? Echt jetzt?

Wo kommst du her?

Von vor der Revolution

Will ich sagen

Der Elektrische streckt mir eine Packung Ernte 23 entgegen

Sind aus Deutschland.

Und du? Woher kommst du?

Zu sagen

Ich komme aus Teheran

Wäre zwecklos

Ich wurde als Auslandsteheraner identifiziert

Also bin ich Auslandsteheraner.

Ich komme aus Graz.

Und warum soll ich da nicht rein?

Ja, warum denn nicht, LeserIn?

Das ist für islamische Mädchen.

Der Elektrische lacht

Islamisch schaust du aber nicht aus

Ich bin hier zur Schule gegangen

Vor der Revolution

Ach so … ich war auch einmal dort.

Er meint natürlich in Deutschland

Weil Deutsche Schule von Teheran

Und streckt mir wieder die Packung Ernte 23 entgegen

Obwohl ich noch nicht fertig geraucht hab’

Aber Graz ist nicht in Deutschland.

Der Elektrische schaut

An mir vorbei

In das Haus des Vergessens

Meinen Rubin kennst du auch?

Na klar.

Hab’ ich in Deutschland gekauft

Lebte er noch

Wäre Kardan aka Morad der Elektrische

Jetzt siebzig

Der da kann der Echte also nicht sein

Obwohl er es ist.

25

Was wollen Sie

Im Haus des Vergessens?

Der Elektrische nimmt eine Ernte 23

Hat feine Finger

Eine Gehirnwäsche.

Auf meiner linken Schulter

Ruht auf einmal

(Hätte ich mich nicht geschämt

Ich hätte geschrien wie ein Mädchen

Oder wie der komische Kopf im Bild von Munch

Obwohl im Bild von Munch

Eigentlich nicht der Kopf schreit

Oder der Kopf wohl auch

Aber der ursprüngliche Titel des Bildes

War Der Schrei der Natur)

Auf meiner linken Schulter

Ruht auf einmal

Die Hand eines Mädchens.

Es ist Schirin

(Wieder Schirin

Nicht mehr Narges)

Herr Kardan!

Dieselbe Teheranische Liebenswürdigkeit

Die sie vorhin mir gegenüber an den Tag gelegt hat

Vorhin ist eine Ewigkeit her

Das tut weh, LeserIn

Und daß sie eh nicht unendlich hübsch ist (trotz unendlich sympathisch)

Ist kein Trost.

Der Elektrische

Freut sich sichtlich

Und beide beginnen

Mich zu ignorieren

Ob sie seinen Antrag an die Kommission weitergeleitet hätte

Schirin lächelt

(Unendlich unhübsch aber auch wieder nicht)

Und setzt den Elektrischen

Indem sie seine Hand nimmt

Auf einen der bastbezogenen, blaulackierten Stühle

Links neben dem Eingang

Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Stehen auf einmal zwei Tavernenstühle

Wie in Athen

Und zwischen den Stühlen ein blaulackierter Tavernentisch.

Der Elektrische will sich setzen, da

Zuckt Schirin auf einmal zusammen

Als sei etwas Entsetzliches passiert

Ergreift sie die Hand des Elektrischen

Und zieht ihn

Hauruck

In die Höh’

Warum?

Der Elektrische schaut mich an, ratlos, als sei ich hier zuständig.

Schirin

Beginnt jetzt

Den Elektrischen zu ignorieren

Indem sie sich bei mir

(Wie vorhin im Haus des Vergessens)

Entschuldigt, für ihre Unaufmerksamkeit

Nimmt sie meine Hand

Die unendliche Sanftheit

Der Hand von Teheraner Mädchen

Kann das (allfällige) Fehlen ihres unendlichen Hübschseins

Mehr als kompensieren, sage ich, LeserIn

Oder ein Vers der traditionellen Teheraner Lyrik.

Nimmt mich bei der Hand

Und weist mir jenen bastbezogenen, blaulackierten Tavernenstuhl zu

Den sie erst dem Elektrischen zuweisen wollte

Der Elektrische hat sich, ratlos

Zu dem andern Tavernenstuhl hinbegeben

Wir setzen uns

Während aber ich sitzenbleibe

Springt der Elektrische gleich wieder auf

Und beginnt einen Tanz

D.h. er rudert

Und zuckt

Mit den Armen

D.h. mit dem ganzen Körper

Und brüllt

Umgeben von blauen und grünen

Zackigen Blitzen

Wie im Zeichentrickfilm.

1 993,31 ₽
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0+
Объем:
351 стр. 3 иллюстрации
ISBN:
9783854359814
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
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