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Das, was du bist, findet sich weder in Konzepten noch in Symbolen und trotzdem wird versucht, über dergleichen zu dem zu gelangen, der du bist, weil es das einzige Mittel ist, das einer veräußerlichten Innerlichkeit bekannt ist. Die Innerlichkeit kann im Dunstnebel des Unbestimmten das fantastische Spiel der Möglichkeiten spielen und findet in dem, was die Äußerlichkeit Leere nennt, seine Erfüllung.

Das Persönlichkeitskonstrukt reagiert mit Angst auf das, was Erfüllung verspricht, da es darin den vollständigen Kontrollverlust sieht. Die Persönlichkeitsform, das Ego, begründet jede Form der Angst und projiziert diese auf Nebenkriegsschauplätze, damit es sich nicht direkt mit der Angst um seinen eigenen Tod konfrontiert sieht. Angst verdeckt meist etwas wovor das, was Angst hat, noch mehr (nämlich existenzielle) Angst hat, denn es könnte das, was Angst hat, auflösen. Letztendlich ist jede Angst eine Angst der Form, die ihr Vergehen, ihr Auflösen, ihren Tod fürchtet. Wenn du das bist, was du bist, und dich nicht mit Persönlichkeitsvorstellungen, Gedankenformen usw. identifizierst, dann kann es keine Angst mehr geben. Eine veräußerlichte Innerlichkeit in Angst zu versetzen, ist der größte Schutz von Äußerlichkeiten, über die sie sich aufrecht zu erhalten wissen. Es ist unmöglich, in den vielfältigen Formen von Äußerlichkeiten Wert und Bedeutung zu sehen und gleichzeitig keine Angst zu erleben. Angst ist der Drache, der die größten Schätze bewacht, und erst wer sich durch das, was Angst erzeugt, durchgearbeitet hat, wird auf den Innerlichkeitsschatz stoßen, den er immer mit sich herumgetragen hat. Es ist das, was er ist, befreit aus jeder Persönlichkeitskonstruktion. Meinen wir, wir seien die schalenartige Persönlichkeitsstruktur, die sich - bildlich gesprochen - um das, was wir sind, herumlegt, so sind wir abgekommen, oder man könnte sagen ver-rückt von dem, was wir sind. In der Rückbesinnung auf unsere Innerlichkeit rücken wir uns wieder inzentrisch zurecht, wir verrücken uns von der vorherigen Verrücktheit. Umso verrückter wir sind, umso weiter wir uns von unserem Innerlichkeitskern wegkonstruiert haben, desto geringer ist unser Schöpfungspotential und desto verzweifelter werden die Kompensationsversuche, die versuchen, einen Innerlichkeitsersatz aufzubauen. Die Innerlichkeitsleere wird versucht dadurch auszugleichen, dass die Maskenfassade der personalen Identität immer undurchdringlicher gestaltet wird, womit man sich selbst immer mehr veräußerlicht und dann wortwörtlich neben sich steht, bzw. nicht mehr bei sich ist. In einer Innerlichkeitsbereinigung, in der man wieder zu sich findet, werden Äußerlichkeiten herausgeworfen und Haftungen aufgelöst. Dabei kann nichts Wirkliches verloren gehen, denn alles, von dem man sich potenziell lösen kann, und alles, was man innerhalb seiner selbst auflösen kann, kann man nicht selbst sein. Hat man sich so bis auf den Grund des Egofundamentes vorgearbeitet, dann findet sich dort der Selbstzerstörungsknopf, der alle darauf aufbauenden Äußerlichkeiten aushebeln und in die Luft jagen kann. Um bis zu dieser grundlosen Tiefe seiner Innerlichkeit vorzudringen, bedarf es der Handreichung der befreiten Innerlichkeit, die bereits in einem wohnt, und die den Ruf heimwärts von Innerlichkeit zu Innerlichkeit erklingen lässt. Das, was du bist, ruft dich über die tosenden Wellen der Vielheit von unwesentlichen Äußerlichkeiten hinweg zurück auf deine Innerlichkeitsinsel in dir. Wer im Meer der Äußerlichkeiten schwimmt und bereits durch sie zu ertrinken droht, der ist bereit, auf den Ruf der Innerlichkeit zu hören, alle Äußerlichkeiten loszulassen und sich selbst wieder eine Insel zu sein, die unberührt von allen Schwankungen des Meers an Äußerlichkeitsformen liegt. Wer dem Ruf der Innerlichkeit, von dem, was er ist, folgt und durch ihn das rettende Ufer der grundlosen Innerlichkeitsinsel erreicht hat, der kann sich dort in der Stille mit seiner Innerlichkeit vereinigen, aus der heraus sich nur noch sagen lässt:

Ich bin der, der ich bin!

Selbst und Welt
Oder: Selbstlosigkeit und Weltlosigkeit

Um zu verstehen, was das Selbst ist, bedarf es eines Verständnisses darüber, was es macht. Weshalb zunächst auf den reflexiven Zusammenhang von Selbst und Welt und das daraus resultierende Bewusstsein eingegangen werden soll. In der Differenzierung von Selbst und Welt schwingt die noch separat abgehandelte Subjekt-Objekt-Trennung mit. Jeder würde von sich behaupten, er selbst sei Subjekt, in einer Vielzahl ihn umgebender Objekte der Umwelt. Niemand würde meinen, sein innerstes Wesen sei Objekt, und trotzdem identifizieren wir uns mit mentalen Phänomenen und rechnen diese zu unserem Subjekt, obwohl wir sie zum Objekt haben. Alles, was sich ein Subjekt zum Objekt machen kann, kann nicht mehr Subjekt sein, und doch wird es fälschlicherweise dafür gehalten. Mit anderen Worten: Alles, womit du dich auseinandersetzen kannst, kann nicht das sein, was du bist. Der Grund ist, dass man sich mit allem anderen, außer mit sich selbst befassen kann, damit wird das Selbst, der innere Beobachter, stets zu seinem eigenen blinden Fleck. Er ist das, was alles sieht und doch nicht gesehen werden kann. Wenn du dich mit dir auseinandersetzt, sprich, dich von dir selbst verobjektivierend wegsetzt, dann bist es nicht mehr du, nicht mehr Subjekt, womit du dich beschäftigst. Du bist dir selbst notwendigerweise immer dein größtes Geheimnis, da Selbsterkenntnis letzten Endes am Fakt der Selbstlosigkeit zerschellt. Sich selbst für selbstverständlich zu nehmen, führt zu größter Unverständlichkeit im Erleben von Welt. Der Prozess der Selbsterkenntnis holt aus deiner Seinssphäre Elemente heraus und setzt sich mit ihnen auseinander, indem er sich diese Elemente, nach wie vor innerhalb seiner Gedankenwelt zum Gegenstand macht. Diese Veräußerlichung führt zu einem Selbstabbau und zur Ablehnung aller jener Elemente, die sich das Subjekt einmal auferlegt hat. Die letzte Selbsterkenntnis in diesem Prozess ist zwangsläufig die Selbstlosigkeitserkenntnis, in der man zu dem wird, was man ist. Ist das Selbst im hohen Maße zu sich selbst bewusstseinsfähig, so wird es kein Selbst mehr geben, worüber ein Bewusstsein existieren könnte. Sobald du ein Bewusstsein über dich hast, ist das, worüber du ein Bewusstsein hast, nicht mehr du, da alleinig durch den Vollzug der Reflexionsfigur des Bewusstseins sich das, worüber reflektiert wird, verändert. Der Reflexionsrest, der blinde Fleck, ist immer der Punkt, von dem aus die Reflexion gestartet ist, von dem aus etwas hergedacht wird. Der Punkt, der nicht reflektiert werden kann, ist derjenige, der wiederum alles andere zu reflektieren vermag. Er ist der eine Unbekannte, den jeder kennt, er ist eben jenes Subjekt, von dem aus beobachtet wird. Das, womit man sieht, kann man selbst nicht sehen, ohne die Zuhilfenahme eines Spiegels. So, wie man auf der körperlichen Ebene nicht in der Lage ist, seine Augen ohne Zuhilfenahme eines Spiegels zu sehen, so ist man auch auf der mentalen Ebene nicht in der Lage, sich seines Selbst bewusst zu sein, ohne Zuhilfenahme des umweltlichen Spiegels.

Bewusstsein kann nie etwas Ununterscheidbares, Vereinheitlichtes sein, denn die Bedingung für Bewusstsein ist eine trennende Grenzziehung zwischen dem, wovon das Bewusstsein hergedacht wird, und dem, was sich gegenständlich im Bewusstsein befindet, oder mit anderen Worten: Die Subjekt-Objekt-Trennung. Holt man Welt zu sich hinein, bzw. überführt Objekte in ihren Subjektgrund, so erfüllt das Bewusstsein seine Reflexivfunktion innerhalb des Individuums. Ein Individuum setzt sich alleinig deshalb, dass es als Individuum existiert, aus dem zusammen, was es ist, und dem, was es nicht ist. Das, was wir sind, ist das, was wir waren, bevor wir ein werdendes Wesen wurden. Wir sind der Zustand, der herrschte, bevor wir uns von uns weggedacht haben, in dem man in einem unpersönlichen, vereinheitlichten Sein-Können verweilte. Wenn das, was wir nicht sind, zu dem hinzukommt, was wir sind, dann fangen wir an, zu werden, indem das, was sein kann, zu etwas wird, was ist. Dabei nehmen wir Form an und werden als Formnehmer ebenfalls Formgeber. Was sich über das hinaus, was wir sind, in uns einschleicht, ist der Gedanke, dass wir wüssten, was wir sind, und dadurch auch wüssten, was wir nicht sind. Dies ist die Geburtsstätte von Welt und Selbst, in der es ein Anderssein, als so, wie ich es bin, geben kann. Genaugenommen war das Ich vor der Welt da, da Welt lediglich die sich aufdrängende Ganzheitlichkeit ist, die dem Selbst komplementierend Rückmeldung gibt. Die Welt, das als Außen Wahrgenommene, zeigt dem Ich, was es noch nicht ist, da es ja selbst von sich behauptet, es wüsste, was es ist, und deshalb meint, keinerlei Ergänzung zu brauchen. Ist das Ich nicht entgrenzungs- und ergänzungsfähig, so wird es immer von Neuem noch Weltenkonstruktion ausstehen haben. Das, wovon wir uns abtrennten und damit zu etwas wurden, was wir nicht sind, will sich uns, über die Welt, wieder anfügen. In Existenzbereichen, in denen die abtrennende Individuation besonders stark ist, zieht das Außen nach, und setzt sich gleichermaßen als eine erbarmungslose Bestimmtheit fest. Man schafft sich selbst die äußerlichen Grenzen, damit man sein kann, was man nicht ist, denn nur über eine Welt oder irgendeine andere Form äußerer Einschränkung können wir das, was wir nicht sind, sein. Es ist das, was wir nicht sind, das sich notwendigerweise Selbstrestriktion andenkt, um bestehen zu bleiben neben der Ich auflösenden Allmacht von dem, was wir sind. Das Außen bleibt so lange bestehen, bis man gelernt hat, das Außen nach innen zu holen. Lernt man, was es heißt, alles zu sein, so hat man die Welt zu sich hereingeholt. Oder mit anderen Worten: Das Objekt ist notwenigerweise ergänzend zu dem, was das Subjekt noch nicht bereit ist, zu sein. Ist das Subjekt bereit, auch das Objekt zu sein, so erkennt es das Subjekt im Objekt, und dieses Spiel wird so lange gespielt, bis es nur noch Subjektinnerlichkeit gibt. So, wie die Welt zur Selbstreflexion zwingt, denn Weltreflexion ist Selbstreflexion, so kann man erst dann lernen, was man ist, wenn man den Zweck der Welt verinnerlicht und das Außen nicht mehr für ein Außen hält. Die Spiegelungsfunktion der Welt (mit Welt ist immer alles im Außen gemeint) wird hereingeholt und innerhalb des Individuums vollzogen, was wir dann als Bewusstsein bezeichnen. Bewusstsein ist die mentale Repräsentation des Außen, in der man auf Welt verzichtet, um innerhalb seiner selbst zu lernen, was man ist und was man nicht ist. Indem man die Selbstreflexion hereinholt, verinnerlicht, schwindet die Wertbeimessung für das aufspannte Weltenszenario. Bewusstsein ist die Verinnerlichung, die Hineinholung von Welt, wobei das Außen sich je nach Bewusstseinsstufe unterschiedlich präsentiert. Je bewusstseinsfähiger ein Wesen ist, sprich, je mehr ein Wesen sich innerhalb seiner selbst spiegeln kann, desto feinstofflicher wird seine Umgebung werden. Nur das, was du nicht bist, braucht die Lehrstunde des Bewusstseins, da es dich zu lehren versucht, was du bist. Sowohl das Außen, als auch das Verinnerlichte, Bewusstseinsfähige, sind Hilfestellungen, die letztlich darauf abzielen, sich als Hilfestellungen selbst abzuschaffen. Die spiegelnde Hilfskonstruktion geht von den groben Reflexionsformen zu immer feineren, inneren Reflexionen über, bis man keiner Reflexion mehr über sich bedarf, da man nun all-einig und alleinig das ist, was man ist. Die Umwelt ist in unserer Anlage angelegt, und zwar weit ausgeprägter, als es die Epigenetik bereits auf korporaler Ebene annimmt. Das, was die Welt an Selbst scheinbar exogen im Selbst hervorbringt, ist eine Verdeckung des Wesentlichen, durch die Hereinnahme von Relativität in die Innerlichkeit. Eine relative Welt (und Welt kann nur relativ sein) kann nicht mehr als ein relatives Selbst hervorbringen, wohingegen das selbstlose Selbst in sich den Funken der Absolutheit trägt, und sich so der Absolutheit in allem, was ist, gewahr wird. Der Wesenskern von allem, was als Seiendes ist, kommt aus dem Reich des Absoluten, in dem alle Dinge alles sind. Dadurch, dass das selbstlose Selbst ebenfalls diesem Reich entspringt, kann ihm nichts Seiendes wesensfremd sein, weil es nichts gibt, was es nicht ist. Der Mensch ist in sich alles, was ist, was er jedoch über die Idee der Abtrennung verdrängt und über die Besonderheit seines Selbstkonzepts verdeckt. Alle Abtrennungen, Ablehnungen, Abgrenzungen, alles Wegschieben im Sinne von “das bin nicht ich“ entspringt einer erdachten, nachgefügten Selbstvorstellung. Diese Ich-Vorstellung ist der prinziplose Gegenpol von dem, was wir sind. Unabhängig, mit welcher Vehemenz man sich der Prinziplosigkeit verschreibt, bleibt doch etwas bestehen, was auch alles andere ist, womit nie jemand etwas anderes als sich selbst erlebt hat. Verurteilt man dieses Andere, so verurteilt man sich selbst, grenzt man dieses Andere aus, lehnt es ab und entwertet es, so entwertet man etwas von sich. Alle abgelehnten Teile, die innerhalb des Selbst des Platzes verwiesen worden sind, werden sich auf dem Wege der Umwelt, dem Individuum immer wieder nähern und aufdrängen. Alles, was als Prinzip auf bewusster Ebene nicht integriert und ausgesöhnt wird, wird man in unterschiedlichsten Inszenierungsarten über die Umwelt wieder erfahren. Die abgetrennten Schattenanteile, die man nicht innerhalb seines Selbst sehen möchte, sind so wenig über Verdrängung abzuschütteln, wie man seinen Schatten darüber loswird, dass man vor ihm davonläuft, dann das Verdrängte drängt. Solange ein Selbstkonzept, die Idee einer Persönlichkeit, festgesetzt ist, solange wird auch die Außenwelt in gleichem Maße festgesetzt erscheinen. Dieses Selbst macht sich zum Sklaven seiner einzementierten Weltsicht, nur um der Selbstsicherheit willen. Ein von allen Unwesentlichkeiten befreites Wesen hat sich seiner festen Selbstvorstellungen entledigt, und findet sich auf einmal in einer mental dekonstruierten Umwelt wieder. Sind einmal die festen Gegebenheiten verflüssigt, so kann mit dem projektiven Verhältnis von Selbst und Welt viel spielerischer umgegangen werden. Wer der Projektion von Selbst auf Umwelt Existenz abspricht, der lässt der Reprojektion, der Rückspiegelung von Umwelt auf Selbst, automatisch Seinszuspruch zukommen. Oder mit anderen Worten: Umso weniger das eigene Wirken gesehen wird, desto erdrückender erlebt man eine Wirkung von außen, wobei es sich natürlich um ein und dasselbe Wirken handelt. Dies führt dazu, dass die Umwelt als stark dominierende Kraft erlebt wird, die das Selbst nach Belieben formen und bestimmen kann. Begegnet ein solches Selbst seinen Schöpfungen, seiner erschaffenen Welt, dann kann es sich nicht in der Verantwortungsposition als deren Schöpfer sehen und schafft Verantwortung durch Projektion aus sich heraus. Wer meint, die Welt hätte Einfluss auf das, was er ist, der meint, dass die Schöpfung Einfluss auf den Schöpfer hat, bzw. dass die Wirkung auf die Ursache wirkt. Das, was du bist, hat sich ein besonderes Selbst geschaffen, das in einem Guss mit der Welt entstand. Selbst und Welt sind Kokonstitutionen, die sich gegenseitig in ihrer mangelleidenden Besonderheit aufrechterhalten, bis das Selbst sich dazu entscheidet, alle sich selbst beigebrachten Illusionen zu entfernen und selbstlos zu werden. Je weiter das Selbst seine Ich-Identifikation ausweitet, desto eher sieht es das Außen als eine Projektionsfläche seiner selbst an. Wird die Außenwelt von einem weit gefassten Selbstkonzept als eine fragile, dynamische, sich ständig wandelnde gesehen, so ist es möglich, das projektive, realitätsbildende Verhältnis von Selbst und Welt zu durchschauen. Ein Konzept einer statisch existierenden Außenwelt dagegen absorbiert Projektion und muss von einem rigiden Selbst herstammen. Das Wirken eines projizierenden Selbst wird von den wenigsten gleichermaßen alleinig vom Selbst kommend erlebt, vielmehr schreibt man den weltlichen Rückspiegelungen eine unkontrollierbare Andersartigkeit zu, die man möglichst von sich auf Abstand halten möchte. Mit anderen Worten: Das Selbstkonzept, was du nicht bist, sieht seine Spiegelung und will auf Grund dessen noch anders sein, als es ist. Das, was wir als Umwelt und außerhalb von uns wahrnehmen, sollte in Anbetracht des einseitigen Wirkens des Selbst eher als eine Selbstinszenierung gesehen werden. Das bedeutet aber nicht, dass die weltliche Rückspiegelung, die szenenartige Entfaltung des Selbst, nicht ein sehr hilfreiches Selbsterkenntnismittel ist. Die Umwelt als Spiegel kann uns mehr über uns zeigen, als es uns ohne Spiegel möglich wären. Ja, ein Spiegel wird erst dann zu einem sinnvollen Hilfsmittel, wenn es um Seiten an uns geht, die für uns schwerer einzusehen und anzunehmen sind. Für die Bereiche, die für uns bewusst einsehbar sind, brauchen wir keinen Spiegel, bei allen anderen sollten wir das Hilfsmittel der weltlichen Selbstspiegelungen dankbar annehmen. Die vom Selbst abgelehnten Eigenschaften, die eigentlich dem Selbst eigen sind, sind für das Selbst leichter im Umweltspiegel zu erkennen, als direkt innerhalb seiner selbst. Verwesentlichen wir uns im Prozess der Selbstaufgabe, so nehmen wir unsere Projektionen zurück, womit die angedachte Bedeutungs- und Sinngebungsdimension, die die Objekte im Außen zu dem machen, was sie für uns sind, abgezogen werden. Dieser Abzug lässt die sonst so bedeutungsvolle Umwelt zur Spielzeugwelt werden, der einzige Unterschied ist das Maß der zugeführten Wahrgebung. Die Außenwelt wird bei unterlassener Wahrgebung zunehmend kulissenartiger, surrealer, unwirklicher wahrgenommen, was so weit führen kann, dass die Umwelt eine gläserne Transparenz bekommt. Wobei die veränderte Umweltwahrnehmung eher ein Beiprodukt veränderter Selbstwahrnehmung ist, da Welt nichts über die Weltwahrnehmung und dadurch über die Selbstwahrnehmung hinaus ist. Der Selbstabbau ist vergleichbar mit dem Dimmen eines Projektors, der zunehmend schwächere, schleierhaftere, unwirklich wirkende Welten projiziert. Bei vollständigem Vollzug der Selbstlosigkeit, bei Wegfall des Selbst-Pols, müsste sich der entgegengesetzte Pol der Welt gleichermaßen auflösen, denn das einzige, was Welt aufrechterhält, ist die Aufrechterhaltung des Selbst. Die im Selbst angelegte Welt, wird nur dann noch als etwas außerhalb von einem selbst erlebt, wenn sie noch nicht genug verinnerlichend erkannt wurde. Das Außen ist im Grunde genommen nur aus dem Grund noch außen, weil es noch nicht zum Innen gemacht wurde. Das Andere ist deshalb noch ein Anderes, weil es noch nicht zum Ich gemacht wurde. Alle Aussagen über etwas anderes, alle Aussagen, die ein Ich über die Welt trifft, sind keine Aussagen über die Welt, sondern Aussagen über das Ich, das meint, vom Anderen zu sprechen, dabei aber immer nur von sich redet. Dadurch, dass man nicht in der Lage ist, etwas anders als sich selbst zu erleben, ist man auch nicht in der Lage, über etwas anderes als über sich selbst zu sprechen. Jede Aussage über Welt ist Aussage über Selbst! Stört mich etwas an der Welt, so muss mich dies, was mich scheinbar dort stört, selbst an mir stören, damit ich erst in der Lage bin, das dort Störende zu erkennen. Viele, die von Welt sprechen, sind sich ihrer Selbstoffenbarung nicht bewusst, da sie sich nicht bewusst sind, dass sich nichts außerhalb ihrer selbst befindet. Du wirst nicht in eine schon bestehende Welt hineingesetzt, in der sich dein Selbst dann an die Welt anpasst, sondern die Welt passt sich dem an, wie du dich selbst siehst. Deine Selbstsicht bestand schon bevor es Welt gab, denn sie hat diese erst notwendig werden lassen. Um die in sich gespaltene Selbstsicht Wirklichkeit werden zu lassen, hast du Welt geschaffen, damit du sein kannst, was du dir innerhalb deines besonderen Selbstkonzepts aussuchtest, zu sein. Du hast diese Welt geschaffen, um zu sein, wer du nicht bist, und die Welt ist nichts über deine eigenen Erschaffungen hinaus. Sie ist das nach außen gestülpte Urteil darüber, wie du über dich selbst urteilst. Und kein Urteil, was scheinbar von der Welt zu deinem Selbst kommt, findet in deinem Selbst Gehör, wenn du der Welt nicht gleichnamiges Urteil hast zukommen lassen. Die Welt kann dich nicht verurteilen, wenn du sie nicht verurteilst. Die Welt trägt die volle Bedeutung, die du ihr von innen heraus gegeben hast, denn sie ist nicht mehr als die nach außen gestellten inneren Bilder, die du dir über dich gebildet hast. Veränderst du dein Denken über dich, dann verändert sich unweigerlich damit die Welt, denn sie ist nicht mehr als so, wie du über sie denkst. Welt muss nicht verändert oder verbessert werden, sie muss durchschaut werden, und ist dann durchschaut, wenn man durch sie hindurch sich selbst erkennt. Die Welt ist ein an sich neutrales Mittel, das seine Einfärbung erst über ihre Zwecksetzung gewinnt. Sie wird immer zu dem, zu dem das Selbst sie werden lässt. Oder mit anderen Worten: Nur das, was an Wahrgebung in die Welt hineingesteckt wurde, kann in ihr auch wahrgenommen werden. Innerhalb einer Welt scheint es eine Vielzahl unterschiedlicher Zwecksetzungen zu geben, die alle letztlich das weltenkonstruierende Selbstkonzept aufrecht zu erhalten versuchen. Die Welt ist das Mittel zum Zweck der Selbstbestätigung eines dir selbst gewählten Selbstkonstrukts. An der Welt lernt das Selbst Stück für Stück etwas über das, wozu es sich gemacht hat, um irgendwann zu erkennen, dass nichts von dem, wozu es sich gemacht hat, das zum Erleben bringen kann, was es ist. Ohne dein Selbstkonzept ist die Welt zweckenthoben, weshalb der Weg der Selbstwerdung durch Selbstaufgabe so lange unbegehbar bleibt, wie Bedeutung innerhalb der selbstkonstruierten Welt gesehen wird. Eine objektive Welt ohne Selbstrückbindung hat sich zweckenthoben und muss bedeutungslos erscheinen. Erst durch das Zulassen eines Selbstrückbezugs erwacht ein Selbst aus dem Traum der Seinsvergessenheit, indem es sich selbst zu etwas Fremdem hat werden lassen. Wer die Welt zu sich hereinholt und mit seinem Selbst versöhnt, der wird feststellen, dass durch die Synergie von Welt und Selbst eine überpersönliche Selbstlosigkeit entsteht, die sich aus allen relationalen Bindungen befreit hat. In der Selbstwerdung, in der ein Selbst untergeht, um hinüberzugehen in die Selbstlosigkeit, geht eine Welt unter. Meint ein Selbst, dass die Außenwelt untergehen müsse, so weiß es darum, dass es selbst untergehen muss, schützt sich aber noch dadurch, dass es seine eigene Untergangsproblematik auf die Außenwelt projiziert. Das Wissen um die Notwendigkeit des bevorstehenden Weltuntergangs, ist ein getarnter Wunsch der Selbstwerdung durch Selbstuntergang. Solange der Untergang in etwas außerhalb seiner selbst gesehen wird, solange kann die konstruierte Persönlichkeit bestehen bleiben, denn sie hat die Lösung zu ihrem Problem aus sich hinausgeschafft und sorgt damit für die Aufrechterhaltung dieser Problematik. Schon immer hat es Menschen gegeben, die ein baldiges Ende der Welt prophezeiten, und das Einzige, was sie damit an Selbstoffenbarung kundtaten, war ihre eigene Problematik der Selbstaufgabe. In dem Enthusiasmus und dem fast schon Gewollt-Sein eines Weltunterganges, zeigt sich die Absurdität, wenn innenweltliche Problematiken sich scheinbar außenweltlich zutragen sollen. Das Wissen um die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines Weltuntergangs, ob es nun auf der inneren oder einer äußeren Ebene ausgetragen wird, ist die direkte Auswirkung, wenn sich ein konstruiertes Selbst mit Elementen der spirituellen Transzendenzlehre konfrontiert sieht. Nicht selten werden Projektionen institutionalisiert, und es entstehen spirituelle Gemeinden, die den außenweltlichen Weltuntergang propagieren. Und sie haben ja auch Recht, es muss möglichst bald und möglichst schnell eine Welt untergehen, nur bleibt die Welt, die wirklich unterzugehen hat, bestehen, wenn man beständig das Untergehen in der Außenwelt erwartet. Eine Flucht aus der Welt kann nicht gelingen, solange am weltenkonstruierenden Selbst festgehalten wird. Solange man seine besondere Persönlichkeit nicht ablegt, kann man ihrer äußeren Spiegelung auch nicht entkommen, egal wie oft man sich in eine andere Form kleidet. Der Schlüssel für das Entkommen aus einer Welt liegt darin, das aufzulösen, was immer wieder die Bedürftigkeit nach Weltenkonstruktion hat. In jedem Augenblick wird eine neue Welt geboren, eine neue Parallelexistenz gewählt, die mit der Welt in dem vorherigen Augenblick nicht in Verbindung stehen muss. Nur durch den Glauben an ein Selbst innerhalb von linearer Zeit, erleben wir das hochfrequentierte Flackern, den Puls des Universums, als einen sich kontinuierlich erstreckenden Prozess, in dem es zu prozeduralen Abfolgen kommt. Das hochfrequentierte Erscheinen einer Bilderreihe wird erst durch einen deutenden Bewusstseinsakt in einen kausalen Sinnzusammenhang gebracht. Doch an sich ist jedes Bild unabhängig vom vorherigen und dem darauf folgenden. Wie also ist die Welt? Das gilt es zu vergessen und es in jedem Augenblick neu für sich zu erfahren. Ein Bewusstsein, das sich als Quelle der Zeit versteht, kann sich diese Unabhängigkeit in dem Wunsch nach Selbstausdruck zunutze machen. Für die Immanenzlehre liegt in der Erschaffung der Weltenvielheit der Selbsterfahrungsexkurs der Einheit, und jedes Wesen bringt mit seiner selbst gewählten Besonderheit eine Facette der Einheit in das Erleben. Nichts aber kann sich durch sein Gegenteil erleben, und doch erlebt sich nichts ohne ein Gegenteil. Über das, was du bist, lässt sich nichts konzeptualisieren, und auch das vollendetste Selbstkonzept bleibt schlichtweg das Gegenteil von dem, was du bist. Das aber, was du bist, hat kein Gegenteil und kann deshalb nichts erfahren, was entgegen seinem Willen wäre. Dieser Wille wollte durch sein Abgetrenntsein die Erfahrung “Welt“ für sich machen, um in ihr zu erfahren, wie es ist, von dem Selbsterschaffenen beeinflusst zu werden. Wir haben der Welt beigebracht, wie sie uns am besten angreifen kann, um uns in Zugzwang zu bringen, auf das von uns Geschaffene zu reagieren, um durch unsere Reaktion weiterhin Welt konstruieren zu müssen. Diese Selbstbestätigung von dem, was wir gemacht haben, dadurch, dass wir darauf reagieren, bindet uns an unseren Äußerlichkeitsschein und hält uns in der Konkretion. Du musst den Glauben an das, was du bist, verlieren, um an eine Welt glauben zu können. Und umso mehr das Außen an Bedeutung gewinnt, desto bedeutungsloser muss dir das Innen vorkommen. Oder mit anderen Worten: Je stärker wir uns auf das Feuer der absolut feststehenden Gegebenheiten im Außen konzentrieren, desto eher vergessen wir das von uns kommende Holz, das das Feuer erst entfacht. Erst darüber, dass man auf die selbsterschaffene Welt reagiert, kann man sie für wahr halten, und hält man sie für wahr, dann wird das Selbst Stück für Stück unwahrer. Das, was du bist, verkommt dann zu einem Selbstkonstrukt, einem reaktiven Mechanismus, einem komplexen Reflex. Wenn wir erkennen, dass wir nicht unser Selbstkonzept sind, dann verhalten wir uns nicht mehr reaktiv zur Welt, sondern Welt verhält sich reaktiv zu dem, was wir sind, weil das, was wir sind, nur agieren nicht aber reagieren kann. Welt und Selbst, ist ein und dieselbe Konstruktion von etwas, was ab dem ersten Moment der geistigen Spaltung entstand. Der eine gespaltene Teil liefert das Identifikationsmaterial für das Selbst, und aus dem abgespalten Teil ist ein Außen, eine Welt, entstanden. Die Welt konnte folglich nur durch Trennung entstehen, und Trennung geht nur über Abwehr und Angriff von dem, von dem man sich getrennt hat. Das macht die Welt zu einem riesigen, komplexen Beweisstück, das zur Bestätigung herangezogen wird, um den Gedanken der Trennung und Abgrenzung aufrechtzuerhalten. Für die Transzendenzlehre wurde die Vielheit der Welt dazu gemacht, um Einheit in einem Akt der Zerstreuung und der Auftrennung zu zerstören. Und die Welt zeigt genau das, von dem du dachtest, es getan zu haben, nur dass dein Tun dir jetzt scheinbar von der Welt angetan wird. Die Welt hört dann auf, dein Selbst zu zerstreuen, wenn erkannt wird, dass Trennung nie stattgefunden hat, und dass das, was du bist, nach wie vor in der Alleinheit ruht. Der Schein der Abtrennung von Einheit lässt sich nur darüber aufrechterhalten, dass man diese abwehrt, und durch die Abwehr wird das angegriffen, was man abwehrt, denn Angriff und Abwehr sind zwei Seiten derselben Medaille. Die immanent konkrete, sinnlich-physische Welt entstand für die Transzendenzlehre aus einer Fehlwahrnehmung deiner selbst, in der du dich selbst nicht mehr als die Heiligkeit von allem, was ist, gesehen hast, sondern meintest, dass du lediglich ein besonderer Teil dessen wärst, der abgetrennt zu existieren vermag. Welt kam dann mit ins Spiel, als du deine in dir bestehende Einheit glaubtest, zerteilt zu haben, und du dir ein vielheitliches Selbstkonzept angeeignet hast, denn dann wurde es nötig, etwas zu haben, was dieses Selbst komplimentiert. Im Sinne der Transzendenzlehre ist Welt ein Mittel, um das Selbst zu transzendieren, und ist das Selbst aufgelöst, dann ist es die Welt mit ihr. Das, was du bist, bedarf als alles, was ist, keiner dem Selbst gegenüberstehenden Welt, und erst durch eine dir gegenüberstehenden Welt kannst du das ausleben und erfahren, was du nicht bist. Nach den chaotischen Gesetzen der Welt kannst du das, was du sein willst, nur sein, wenn es ein anderer nicht ist. Bist du das selbst konstruierte Ich, was du sein wolltest, dann muss dem anderen das, was du hast, fehlen, was ein Urteil über den anderen scheinbar rechtfertigt. Der andere wird zum Symbol von dem, was du nicht sein willst, weil du meinst, dass du das, was du sein willst, bereits dem anderen entzogen hast. Ebenso muss ein Selbst die Welt sehen. Oder es sieht umgedreht, dass die Welt etwas besitzt, was sie dem Selbst entzogen hat, womit die Ursachensuche nach dem, was entzogen wurde, in der Welt beginnt. Ein Selbst sucht besonders dann innerhalb der Welt nach etwas, wenn es sich selbst dieses verwehrt. Doch keine Welt kann dir etwas geben, von dem du nicht bereit bist, es dir selbst zu geben. Erfolg und Anerkennung wird besonders dann in der Welt gesucht, wenn sich ein Selbst selbst nicht anerkennen kann. Und erkennt es sich selbst nicht an, kann es noch so viel wertschätzende Anerkennung von der Welt bekommen und sich trotzdem nicht gewertschätzt fühlen. Das Selbst ist alleinig Selbstempfänger, indem es darüber entscheidet, was es von der Welt empfangen möchte, und indem es gibt, was es empfängt, empfängt es, was es gibt. Du entscheidest darüber, wie die Welt ist, indem du dir die Freiheit nimmst, darüber zu entscheiden, wer du bist. Wer Selbstzuschreibung von der Welt übernimmt und sich mit ihr identifiziert, der muss glauben, dass das, was er ist, davon abhängig sei, wie die Welt ihn sieht. Wenn das Selbst nicht mehr ohne die (Selbst)Bestätigung der Welt leben kann, dann hat es sich so weit in ein veräußerlichtes Abhängigkeitsverhältnis hineingebracht, dass es glauben muss, kein Sein für sich mehr zu besitzen. Ein solches Selbst hat ein starkes Verlangen nach der Welt, um der Selbstbestätigung willen, da es im Selbst nur das sehen kann, was die Welt scheinbar in das Selbst hineingelegt hat.

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9783754151587
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