Читать книгу: «Eine relative Abhandlung über das Absolute», страница 5

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Jede eitle Selbstbestätigung, die ein nach Anerkennung hungerndes Selbst annimmt, baut die Bedürftigkeit nach derselben weiter aus, und führt zur Aufrechterhaltung einer urteilenden Welt, wobei es keine Welt dort draußen gibt, die verurteilt, oder über weiche geurteilt werden könnte, denn vielmehr ist die wahrgenommene Welt als solche eine Inszenierung des eigenen Urteiles. Selbstbestätigung ist Weltbestätigung, und erst die Selbstlosigkeit kann die wertenden Urteile dieser Welt gleichmütig entgegennehmen. Das an der Welt orientierte Selbstkonzept kann niemals über die Welt erhaben sein und über sie hinausgehen, denn es ist angewiesen auf die Urteile der Welt. Ein solches Angewiesensein fördert den im Selbst wahrgenommen Mangel, der zwangsweise ab der ersten Aufspaltung einsetzen muss. Ein auf Trennung und Mangel basierendes Selbstkonzept versucht entweder seinen Mangel dadurch auszugleichen, dass es in der Welt die Erfüllung sieht, oder es projiziert sein eigenes Mangelerleben auf die Welt und versucht so, vor seinen eigenen Projektionen davonzulaufen. Es bedurfte von deinem Selbstkonzept einer Vielzahl an Illusionskünsten, bis du dich davon überzeugen konntest, wirklich in einer Welt zu leben und mangelleidend und unerfüllt sein zu können.

Das aus diesen Überzeugungen hervorgegangene Selbst entstand aus einer Neigung, das Unerfülltsein auszufüllen, und nur das ständige Zu- oder Abgeneigtsein des Selbst hält ebendies aufrecht. Urteilende Neigung ist das, woraus sich das Selbst selbst gemacht hat, wobei die Welt quasi eine Begleiterscheinung des Daseins eines getrennt ersonnenen Selbstkonstrukts ist. Das auf Trennung basierende Selbstbild führt in eine scheinbar objektive Bildwelt, angefüllt mit einer Vielzahl separater Formen. Fortan wird das Selbstbild immer weiter von der Bildwelt gebildet, wodurch sich das Selbst immer mehr zur Welt neigt und somit bildlich gesprochen immer mehr aus sich herausfällt. Das Selbst ist nun befangen und gefangen durch den Sinneneindruck seiner Welt, durch den sich das Selbst zu definieren versucht. Die sinnlichen Formen sind die Daseinsstützen, mithilfe derer sich das Selbst selbst zu bestimmt versucht. Doch gleichzeitig sind die Daseinsstützen immer auch die Daseinsfesseln, mit denen sich das Selbst an die Welt bindet und so immer wieder in neues Dasein in die leidhafte Immanenz eintritt. Das Selbst ist eine Mein-Mach-Maschinerie, die sich über die Identifikation weltlichen Geschehens am Laufen hält, wobei das Zueigenmachen lediglich eine extreme Form eines anhaftenden Habenwollens ist. Das Selbstkonstrukt will das sein, was es für sich haben will, weil es unwissend darüber ist, was es ist. Dieses Unwissen bedingt das Verlangen nach Material zur Ich-Identifikation. Um den Durst des Verlangens zu stillen, trinkt das Selbst die trüben, salzigen Wasser dieser Welt, die nur dazu führen, dass es noch durstiger wird. Je mehr das Selbst die Erfüllung in seiner projizierten Welt sucht, desto unerfüllter wird die weltliche Sinnenerfahrung, und desto mehr gerät es in einen benebelten Dämmerzustand einer Welttrunkenheit, in der es sich selbst verliert. Wie ein Süchtiger irrt das Selbst dann durch seine Welt in ständigem Aufruhr seinen Durst zu stillen. Das Wasser, das den Durst löscht, die Triebstillung herbeiführt und den Entsüchtungsprozess der Welt- und Selbstsucht einleitet, kann nur aus dem Grund des Selbst geschöpft werden. Das von dort angezapfte, klare Wasser, aus dem unergründlichen Lebensquell, sorgt für eine Ernüchterung von dem, was die Welt zu bieten hat und führt in eine von der Welt unberührte, grundlose, inneren Zufriedenheit. Dieses Wasser ist das ruhige abkühlende Wasser, in dem jede aufgewühlte Eigenheit ertrinkt, und das Selbst zugunsten der geistigen Weite eines selbstlosen Präsentseins weicht. Hier hat das Selbst alle Abhängigkeiten zur Welt abgehängt und alles in sich, was erst durch diese Abhängigkeit zum Entstehen gebracht wurde, aufgelöst. Es gibt dort nichts, was im Selbst noch Bestand hätte, wenn die über die Welt gehenden Selbstzuschreibungen losgelassen werden. Die vom getrennten Selbstkonstrukt erträumte Eigenwelt verblasst und gibt den Blick frei auf eine ungefärbte Begegnungswelt, in der Kommunikation möglich wird. Jedes Selbst lebt in einer anderen Welt, denn niemand kann das Weltbild der eigenen Bildwelt kommunizieren oder mitteilen, wenn diese auf der Basis des getrennten Eigensinns aufbaut. Die Selbstlosen jedoch teilen eine Welt miteinander, weil sie alle das gleiche Wasser aus dem einen Lebensbrunnen getrunken haben und ihr Selbst zugunsten der einen selbstlosen Wahrheit aufgegeben haben. Der Selbstlose erkennt, dass die Wege der Welt nirgendwohin führen, egal welcher Pfad eingeschlagen wird, denn die ausgetretenen Pfade, die man Leben für Leben geht, enden dort, wo sie begonnen wurden. In dieser Erkenntnis liegt sowohl die tiefste Hoffnungslosigkeit, als auch die heilsamste Erlösung. An jedem Anfangspunkt und jeder Weggabelung auf diesem Pfad findet sich ein Schild, auf dem steht: „Wähle erneut!“ Du folgst so lange den bereits gegangenen Pfaden und den bereits getroffenen Entscheidungen, bis du dich dazu entscheidest, die Wege dieser Welt und die kreisenden Gedankenpfade deines Selbst hinter dir zu lassen, über dich selbst hinauszugehen, um den letzten noch ungegangenen Weg zu dem, was du bist, zu beschreiten.

Ordnung und Chaos
Oder: Ordnung hat Prinzip

Ordnung zeichnet sich überall da ab, wo Mustererkennung möglich ist, wo sich etwas innerhalb einer Gesetzmäßigkeit abspielt, die durch zyklisch rhythmische Wiederholung bestimmter Abfolgen eine gewisse Vorhersagbarkeit ermöglichen. Die Frage nach der Spannweite, die der Ordnungsbegriff fassen soll, erfragt, ab welchem Ordnungsgrad man sich auf den Begriff der Ordnung einigt. Chaos fängt dort an, wo der Ordnungsgrad als unzureichend erlebt wird, was weniger an der mangelnden Ordnung, als an der mangelnden Ordnungswahrnehmung liegt. Zoomt man aus einer kleinmaschigen Raum- Zeit- Einkästelung weiter heraus, so stößt man immer wieder auf jeweils höhere Ordnungsprinzipien, die die scheinbar chaotischen Gesetzlosigkeiten miteinander versöhnen. Letztlich landet man irgendwann in einer kosmischen Sphäre, die nicht umsonst Kosmos (griech. Ordnung) heißt. Alles, was existiert, kann nicht nicht nach einer Ordnung existieren, da selbst chaotische Entropien einem Prinzip folgen, nämlich dem entropischen Prinzip. Passiert etwas außerhalb der Ordnung, so ist dem “Zufall“ nur noch nicht das richtige Prinzip zugeordnet worden. Zufall ist das, was einem gesetzmäßig zufällt. Leben, das nicht einem Ordnungsprinzip folgt, kann nicht sein, und trotzdem wird Leben erst dadurch, dass es mit einer Vielzahl an Gesetzmäßigkeiten bricht. Das Lebendige am Leben ist das, was Leben außerordentlich macht, indem es immer wieder mit Unvorhersehbarkeit überrascht und zum Staunen bringt. Erst das Außerhalb der Ordnung kann etwas Außerordentliches werden. Reguliert man Ordnung in Form eines Standardisierungsprinzips immer höher, so fühlt man sich so lange in Sicherheit, bis es einem die Luft zum Atmen raubt, da alles Leben dadurch im Keim erstickt wird. Besitzt man den Mut, das Leben ohne eigene Ordnungsfilter durch sich hindurch aufleben zu lassen, so hat man sich zum Prinzip gemacht und umfasst somit alle möglichen Prinzipien. Doch folgt man dem angesprungenen Sicherheitsbedürfnis und fängt an, die Umwelt durch Ordnungszufuhr zu formalisieren, so werden aus Phänomenen Informationen, aus Geschehnissen Sachverhalte, und die künstliche Sterilität vertreibt alles Leben.

Unter dem Gesichtspunkt der Prinzipienvergabe fällt auf, dass den Kapitelüberschriften, bestehend aus polaren Begriffspaarungen, immer jeweils nur ein Prinzip zukommt.

Nach dem Polaritätsgesetz muss dem Begriff, dem das Prinzip zukommt, immer eine oppositionelle Begrifflichkeit gegenüberstehen, um im dualen Spannungsfeld bestehen zu bleiben. Dieser Gegenpol wird aber nicht etwa darüber bestimmt, dass ihm das gegensätzliche Prinzip innewohnt, sondern das, was den Begriff ausmacht, ist die Abwesenheit des Prinzips seines Gegenteils. Kommt nur einem Pol die Ordnungsunterfütterung zu, dann muss man, um alles weiterhin in Ordnung zu halten, sich genau eben diesem Pol verschreiben. Beispielsweise besitzen Relativität, Unwissen, das Andere, Determinismus, das Seiende usw. kein eigenständiges Prinzip, sondern sie definieren sich über die Abwesenheit des Prinzips von Absolutheit, Wissen, das Ich, Freiheit, das Sein usw. Um aber das, was Prinzip hat, zu erfahren und wahrzunehmen, müssen wir etwas davon Unterschiedliches, ja Gegenteiliges Wahrgebung zukommen lassen, weil nur Unterschiede wahrnehmbar sind, denn Wahrnehmung ist Wahrnehmung von Unterschieden. Das Prinziplose ist das, was nicht von sich aus ist, sondern erst durch einen Existenzzuspruch von dem bereits bestehenden Prinzip seiend gemacht wird. Dass dieses Geschaffene eine geringere Wirklichkeit besitzt als sein prinzipunterfütterter Gegenpol, sollte damit auf erdrückende Weise erkenntlich werden. Damit wird nahezu alles selbst Erschaffene nur ein Seiendes für die Erfahrbarmachung seines Gegenteils! Dass etwas kein Prinzip hat, schließt aber keinesfalls aus, dass innerhalb dessen eine Vielzahl an Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten herrschen, beispielsweise ist Determinismus ein in sich stark auftretendes Prinzip, das aber an und für sich kein Prinzip hat. Alle im prinziplosen Pol herrschenden Ordnungsprinzipien sind aus absoluter Sicht mögliche und nicht wirkliche Gesetzmäßigkeiten. Es sind zur Wahrheit gemachte Gesetzmäßigkeiten, die vollständig, unter Anwendung höherer Prinzipien, ausgehebelt werden können. Wenn also irgendetwas innerhalb des prinziplosen Pols chaotische Züge entwickelt, dann ist das vollständig in Ordnung. Dass etwas kein Prinzip hat, wird sehr deutlich am Beispiel von Licht und Dunkelheit: Dunkelheit hat kein Prinzip, es ist lediglich ein Mangel an Licht. Dadurch ist das Licht in der Lage, die Dunkelheit zu verdrängen, nicht aber umgekehrt. Licht kann in der Dunkelheit sein (und Dunkelheit so in Licht transformieren), wohingegen Dunkelheit nie im Licht sein kann. Die aktionale Bewegung wird immer vonseiten des Lichts ausgehen und lässt da, wo es sich vollständig in seine Abwesenheit zurückzieht, etwas entstehen, was wir dann Dunkelheit nennen. Aus sich heraus kann Dunkelheit somit nie übergriffig werden, sie ist lediglich dazu da, das Licht über die Abwesenheit von Licht als das, was es ist, kenntlich zu machen.

[Wem es Spaß macht, der kann das kompositionelle Verhältnis von Licht und Dunkelheit auf die im Text genannten Begriffspaarungen analog übertragen. Dazu eignen sich Sein/Seiendes, Chaos/Ordnung, Subjekt/Objekt, Relativität/Absolutheit und Tod/Leben im Besonderen, wobei nicht jedes Zusammenspiel gleich sinnvoll ist und zu Gehirnwindungsverrenkung führen kann]. Zugegebenermaßen sind nicht alle Kapitelüberschriften wirkliche, polare Gegensatzbegriffe, bei denen eine Aufteilung in prinzipvolle und prinziplose Pole sinnvoll und stimmig ist. Die meisten Hauptüberschriften jedoch lassen sich in dieses Schema einordnen, wobei der prinzipvolle Pol immer der erstgenannte ist. Das Wechselspiel zwischen prinzipvollem und prinziplosem Pol, sowie das Schema der Analogebenen, das in “Inhalt und Form“ ausführlich dargestellt wurde, sind die zwei zentralen konzeptuellen Knotenpunkte dieser Abhandlung. Jede Satzaussage über ein Verhältnis scheinbarer Gegensätze läuft in diesen zwei Knotenpunkten zusammen, und es erhöht den Beschäftigungswert mit der gesamten Abhandlung enorm, wenn sowohl Inhalt und Form, als auch Prinzip und Prinziplosigkeit stets gedanklich mitgeführt werden. Die Abhandlung zielt auf einen durchlebten Wegfall des prinziplosen Pols ab, indem das gesamte duale Spannungsfeld in sich zusammenbricht und den Zugang zu etwas Konzeptfreiem, Nondualem schafft. Hierfür muss die Prinziplosigkeit so weit durchdrungen werden, dass man sie als etwas Ursachenloses begreift. Der prinziplose Pol ist grundlos, denn er ging nur scheinbar aus dem Prinzip hervor, das davon träumte, sich in sich selbst aufzuspalten, um so, getrennt vom Prinzip, das heißt getrennt von sich selbst, andere Prinzipien zu etablieren. Das Prinzip ist trotz hartnäckiger Versuche der Ab- und Aussonderung von Prinzipelementen nach wie vor ungeteilt, so wie es immer schon war. Es kann von der Prinziplosigkeit nie ernstlich bedroht oder von dieser vernichtet werden, da die Wirkrichtung immer nur vom Prinzip ausgeht. Und trotzdem muss der prinziplose Pol erscheinen, um den prinzipvollen Pol in die Erfahrung und zu sich selbst zurückzubringen. Wer beständig den prinzipgedeckten Pol polarisiert und ausschließlich auf den lichthaften Pol fixiert hat, dem sollte bewusst sein, dass die Stärkung des einen auch immer eine Stärkung des Gegensatzes mit sich bringt, solange es in einem dualistischen Denken stattfindet. Der gespaltene Geist des Dualismus sucht automatisch nach dem prinziplosen Pol, wenn er das Prinzip sieht. Er sucht automatisch nach Leid, wenn er Glück erfährt, er sucht automatisch nach einem Teufel, wenn er von Gott hört, weil er nur innerhalb der Dualität denken kann. Erst in der Erkenntnis der Nondualität, in der erfahren wird, dass Ordnung bzw. der prinzipvolle Pol kein Gegenteil hat, und es dadurch keine Polarisierung geben kann, löst sich das Konzept von Prinzip und Prinziplosigkeit auf. Was daraus entsteht, ist ein abgelöster Gleichmut, der gegenüber jeder Polarisierung neutral mitfühlend ist, sich aber jeder sprachlichen Beschreibung entzieht. Für einen nondualistischen Geist, der mit sich eins geworden ist, erübrigt sich die Gegenüberstellung von Prinzip und Prinziplosigkeit. Für ihn ist der prinzipvolle Pol ein Einheitssymbol, außerhalb dessen es nichts gibt. Ordnung, Licht, Geist, Absolutheit, Wahrheit sind dann Symbole, denen man nichts gegenüberstellen kann, da sie alles sind, was ist und was nicht ist. Werden diese Symbole von dem gespaltenen, noch heilungsbedürftigenden Geist aufgenommen, so braucht dieser ein gegenteiliges Symbol, um sich das eigentlich Gegenteilslose vorstellen zu können. Er braucht eine Vielheit, die um das Einheitsfundament herum konstruiert wurde, für die Erfahrbarmachung seines konstruktionslosen Seins. Der prinziplose Pol ist eine Hilfskonstruktion für die Wahrnehmbarmachung des prinzipvollen Pols. Doch sobald das Prinzip in die Wahrnehmung herunter- gezogen wird, kann es nicht mehr als das Prinzip wahrgenommen werden, was es zuvor war, und die Prinziplosigkeit schleicht sich ein. Nur im relativen Bereich der Wahrnehmung hat der prinziplose Pol eine gewisse Wirklichkeit, sobald aber die Polarität zur Einheit hin verlassen wird, wird der prinziplose Pol verschwinden. Gäbe es keine Spaltung innerhalb des Geistes, so wären wir in der Lage, die Einheit des einen wahren Prinzips einzusehen. Da wir aber auf Trennung beharren, trennen wir auch unsere Innerlichkeit, wobei alle nachträglichen Selbstzuschreibungen prinziplos sein müssen, da sie auf der Prinziplosigkeit der Trennung aufbauen. Diese innerliche Zerteilung des gespaltenen Geistes, des polaren Bewusstseins, ist der Grundstein aller nach außen projizierten, polaren Vielheitswahrnehmungen. Jeder Versuch, den prinziplosen Pol wirklich werden zu lassen, hat zur Intention, sich seine eigene abgetrennte Existenz zu bestätigen. Das Heraustreten aus der Einheit wird dann als besonders wirklich erlebt, wenn man unter einer Welt leidet, die getrennt von mir, mich beeinflussen kann. Die Funktion der Prinziplosigkeit hat nichts anderes zum Ziel, als mir zu bestätigen, dass ich meine selbst gewählte Besonderheit, meine Außerordentlichkeit, mein Sein außerhalb der Ordnung, auslebe. Zu existieren bedeutet hervorstechen wollen und als etwas Besonderes aus der Ordnung auszubrechen. In der Meisterung der Existenz, in dem Rückweg zur nie verlassenen Ordnung, werden die Illusionen der Prinziplosigkeit aufgegeben, und alles fügt sich wieder in die nie verlassene Ordnung ein. Man transzendiert, verschwindet in der Ordnung, wird den Ordnungsmustern des Lebens angeglichen und vereinigt sich letztlich mit dem einen Prinzip, das immer war. Es gibt nichts Leichteres als wieder ins Prinzip zu kommen, man muss lediglich den Traum der Prinziplosigkeit aufgeben und von ihm zum Prinzip hin erwachen. Der Erwachte kann denen, die noch von Prinziplosigkeit träumen, sagen, dass sie das Prinzip nie wirklich verlassen haben, und dass alles, was sie an Prinziplosigkeit wahrnehmen, lediglich eine Halluzination eines gespaltenen Geistes ist. Wer meint, er sei noch von Prinziplosigkeit belagert, dem sei gesagt, dass man nicht nicht im Prinzip sein kann, man kann höchstens nur nicht erkennen, dass es nach wie vor nur das Prinzip gibt. Für einen geheilten, sprich nondualen Geist, der erkennt, dass es nie etwas anderes als das Prinzip geben kann, ist alles, was für einen dualen Geist als prinziplos erscheint, ohne Wirkung. Was eine Wirkung hat, muss eine Ursache haben, der prinziplose Pol jedoch hat keine Ursache und dadurch auch keine Wirkung. Ein Geist, der von seiner inneren Spaltung und seiner Abtrennung von Einheit träumt, muss glauben, die Ursache der Prinziplosigkeit liege in der Absonderung, womit er ihre Wirkungen für wahr halten muss. Im Versuch, die Prinziplosigkeit wahr zu machen, wird eine Wirkung gesehen, die keine Ursache hat, denn Trennung ist nie geschehen. Wenn man über das Wirken hinwegsieht, löst sich seine nie vorhandene Ursache auf und lässt das Prinzip gewähren, das in seinem Wirken nie vergeht. Dieses Prinzip erschafft nur wie sich selbst, und nichts, was es erschafft, ähnelt auch nur im Geringsten einer chaotischen Prinziplosigkeit. Der prinzipvolle Pol erschafft folglich damit nicht sein Gegenteil, sondern das Gegenteil wurde ab dem Moment geboren, ab dem sich das Prinzip spaltete, bzw. ab dem Moment, in dem es so schien, als ob sich das Prinzip spaltete. Für die Transzendenzlehre geht es um die freiwillige Rückkehr in die Geborgenheit des einheitlichen Grundprinzips, in der jede Spaltung ungeschehen gemacht wird. Der, der immerdar innerhalb dieses Grundprinzips weilt, scheint für die Immanenzlehre dem unterlegen zu sein, der sich von diesem Prinzip abwendet, um sich dann freiwillig wieder für dasselbe zu entscheiden. Die Abwendung vom Prinzip gleicht einer Verwicklung, einer Identifikation, mit Bruchstücken des gespaltenen Prinzips, an die man sich bindet. Die Rückkehr ist ein Dekonstruieren, in dem die Bindungen aufgelöst werden und man sich aus den Verwicklungen herausentwickelt. Wer bis zum Hals in den Pol der Prinziplosigkeit verwickelt ist, der findet teilweise schneller zum Prinzip zurück, wenn er tiefer hineingeht, denn früher oder später wird sie sich vor seinen Augen auflösen. Innerhalb des zirkulären Wechselspiels von Prinzip und Prinziplosigkeit ist später früher und früher später, und nichts ist höherwertiger als etwas anderes. Mit anderen Worten: Die Ersten, die es zum lichthaften Prinzip der Einheit geschafft haben, werden die Letzten sein, da sie die Ersten sind, die sich wieder in eine Prinziplosigkeit hineinbegeben wollen. Die Wirklichkeit von dem, was Prinzip hat, wird erst dann in die Erfahrung gebracht, wenn man sich durch die Prinziplosigkeit hindurchgearbeitet hat, um auf ihrem Grund auf das immer schon Gewesene zu stoßen. Des Öfteren wurde diese Denkfigur bereits angewendet, dass man über den einen zu dem gegenteiligen Pol gelangt, bzw. dass man nur durch den einen hindurch zum anderen kommt, denn diese Figur zeigt sich in allen Ebenen des dualen Denkens. Das Prinzip ist immer und unveränderlich, denn ohne das Ordnungsprinzip könnte nichts sein. Das, was ist, strebt mit allem, was es ist und was es macht nach Ausgewogenheit, nach Ordnung und Harmonie. Es hat zum Ziel, so zu sein, wie das, woraus es hervorgegangen ist. Es gleicht einer Annäherung an das, was es immer schon war, wobei die Neigung zur Selbstähnlichkeit immer wieder in den gegenläufigen Moment, den expressionistischen Willen, aus sich selbst herauszukommen, wechselt. Das aus sich Herauskommen lässt (immer schon Dagewesenes) Neues entstehen, denn erst über die Un-Ordnung kommt es zu scheinbaren Neubildungen. Die Unordnung der Prinziplosigkeit erscheint dann, wenn nur ein winziger Teilausschnitt der Ordnung betrachtet wird, und man sich in einer engen Form, auf einem feinmaschigen Raum- Zeit-Raster, bewegt. Je weiter man dieses Raster spannt, desto leichter kann das zugrunde liegende Ordnungsprinzip gesehen und durchschaut werden. Durchschaut man die Ordnung (und Ordnung kann nur durch-schaut werden, da in der Ordnung nichts ist), dann erkennt man auch im Bereich des Seienden die Vollkommenheit in ihrer Abstimmung zueinander. Alle scheinbar einzelnen Elemente im kosmischen Universum richten ihren Ort und Zustand nach allen anderen scheinbar abgetrennten Elementen aus. Ändert sich ein Ding im Universum, so passt sich alles andere der Zustandsveränderung so an, dass ein übergeordnetes Gleichgewicht zustande kommt. Übereinstimmende Zustände von Elementen ziehen sich zusammen, und alles, was ist, passt sich der entstandenen Bewegung des Zusammenzugs an. Es gibt nichts, was nicht in irgendeiner Weise aufeinander abgestimmt ist, denn alles, was passiert, passiert nur, weil es sich auf das, was passiert, einstimmt. Auch auf psychologischer Ebene kann man sagen, dass jede Handlung, jede noch so kleine Kleinstbewegung aus dem Grund ausgeführt wird, dass man sich durch sie etwas erhofft, und versucht, direkt oder indirekt Glück durch sie zu mehren. Jede Veränderung zielt auf einen Ausgleich ab, jede Bewegung hat Harmonie und Ausgewogenheit zum Ziel, wobei sie sich weniger an Faktoren innerhalb kleiner Raumzeitmuster orientiert, als an der harmonischen Ordnung des Kosmos selbst. Jede Bewegung verursacht aus sich heraus ihre Gegenbewegung, die bis auf das negative Vorzeichen identisch mit ersterer Bewegung ist. Was Bewegung und Veränderung eigentlich suchen, ist die Ruhe, die Veränderungslosigkeit. Die Bewegung glaubt, dass sie über die (Ausgleich) Bewegung zur Ruhe kommt, hat sie doch eigentlich Ruhe zum Ziel. Aber dadurch, dass Bewegung meint, durch Bewegung zur Ruhe zu kommen, bewegt sie sich immer heftiger und gerät immer mehr in eine prinziplose Unruhe. Jede Bewegung zieht Bewegungen nach sich, bis sich letztlich alles bewegt, um erstere Bewegung auszugleichen, um den Kosmos wieder zu harmonisieren. Dabei entsteht immanente Konkretion, die sich bei noch stärkerer Bewegung wieder transzendiert. Aus dem scheinbaren “Fehler“ der Bewegung, durch Bewegung zur Ruhe zu kommen, entsteht die kosmisch zentrale Figur von Immanenz und Transzendenz. Etwas scheinbar Bewegungsloses in der konkreten Immanenz hält seine Statik nur darüber aufrecht, dass es auf mikro- und makrokosmischer Ebene heftige Bewegung zeigt (Bewegung innerhalb atomarer Ebenen und die Bewegung der Planten auf ihren Bahnen). Eigentlich ist alles in vollkommener Ruhe, denn jede Bewegung ist vorgetäuschte Bewegung der Gegenläufigkeit von Prinzip und Prinziplosigkeit, die dem Wesen nach gleich sind und sich nur unterschiedlich zueinander verhalten. Die Prinziplosigkeit ist lediglich eine graduelle Abstufung, ein Möglichkeitsextrem des Prinzips, das sich gegenteilig zum Prinzip verhält. In der Geschlechtlichkeit des prinzipvollen und prinziplosen Pols, des positiven und negativen Pols, liegt das Schöpfungsprinzip von allem, was ist. Wobei mit keinem der beiden Pole eine Wertigkeit verbunden ist, vielmehr schenken und berauben sie sich gegenseitig ihrer Polarisation und bringen dadurch das kosmische Kino zum Laufen. Alle Wertsetzungen können nur aus einer bestimmen Position heraus getroffen werden, und heben sich im Angesicht des großen Ganzen wieder auf. Die Subsumierung von allem, was ist, ergibt nichts, alles hebt sich über das notwendig bestehende Gegenteil seiner selbst auf. Deshalb kann sich nur dort etwas Seiendes anfinden, wo das Ordnungsprinzip des großen Ganzen in sich aufgespalten und Prinzip und Prinziplosigkeit voneinander weggehalten werden, sodass sie als Gegensätze erscheinen, die eigenständige Gesetze vortäuschen. Im Folgenden soll es nun etwas um die Charakterisierung der letzten noch erkennbaren und beschreibbaren Gesetze gehen, auch wenn dies nur Annäherungsversuche an das höchste Gesetz bleiben sollen. Stark vereinfacht kann man sagen, dass die letzten Wirkungsgesetze Symmetriegesetze sind, die sich innerhalb von Kreislaufstrukturen wiederholen. Das, was wie lineare Kausalketten erscheint, sind Kleinstbereiche einer zirkulären Ordnung eines kosmischen Rads. Alles, was das kosmische Rad an Seiendem abwirft, ist ein negativer Verweis darauf, dass es sich dabei nicht um den ersten Grund (Causa Prima) selbst handeln kann. Der Grad der Absolutheit, der Vollkommenheit, ist in der Causa Prima maximal, da in ihr jede mögliche Realität enthalten ist. Auf dem Weg der Ursache- Wirkungszusammenhänge vom ersten Grund an, nimmt der Grad der in sich vereinheitlichten Vollkommenheit formal, nicht aber inhaltlich stetig ab. Eine Wirkung kann also nicht über seine Ursache erhaben sein, solange sie noch ursächlich von der Wirkung bedingt wird. Und trotzdem trägt jede Wirkung ihre Bedingtheit in sich, das heißt, in jedem Individuum ist die Gesamtheit der Ursache- Wirkungskette vorhanden, die eben zu jenem Individuum geführt hat. Im gleichen Maße trägt jedes Individuum alles das in sich, was es noch nicht ist, aber noch werden kann. Diese Gesamtheit ist der angelegte Keim der Vollkommenheit, der inhaltlich bereits maximal ist und nur darauf wartet, sich auch formal evolutionär zu entfalten. Wäre die Evolution eine Leiter, so würde die Anwendung der Begrifflichkeiten von Fort- und Rückschritt Sinn ergeben. Da wir uns aber innerhalb eines kosmischen Rads befinden, bringt uns jedes Voranschreiten näher an den Punkt, an dem wir wieder zurückschreiten, womit wiederum nichts Überlegenheit über etwas anderes hat und kein Bewusstseinszustand höher oder niedriger wertig ist. Allem kommt das gleiche Maß an Daseinsberechtigung zu. Bei den Gesetzen des Lebens ist es wie mit allen anderen Gesetzen auch: Reiben sich die Handlungen an den Gesetzen auf, werden die Gesetze als störend und begrenzend wahrgenommen. Erst die Gesetzesüberschreitung sorgt für eine problematische Verstrickung in die Gesetzmäßigkeiten und drängen zu einem oft schmerzlichen Umdenken. Es ist so, wie wenn man auf der Autobahn fährt und links und rechts die Gesetzes-Leitplanken hat. Fährt man auf der Mittelspur, so nimmt man nicht einmal Notiz von den Leitplanken, fährt man aber seine Lebensspur weit außerhalb seiner Mitte, dicht an den Leitplanken, dann werden diese als gemeingefährliche Einschränkung gesehen. Handlung innerhalb der Gesetzmäßigkeit führt folglich zur Befreiung von Gesetzmäßigkeiten und auch zu deren Wertschätzung. Wer jedoch mit dem Prinzip bricht, der wird vom Prinzip gebrochen. Alles ist davon abhängig, welche Spur man fährt. Wer im Prinzip lebt, der hat sich von dem Prinzip befreit, wer jedoch aus dem prinzipvollen Pol ausbrechen möchte, der nimmt sich innerhalb dessen, was er an Prinziplosigkeit hervorbringt, selbst gefangen. Du bist das Prinzip selbst und versuchst aus dem, was du bist, auszubrechen, um dich zu etwas Prinziplosen zu machen, was du nicht bist. Damit wird das natürliche Prinzip des Lebens zu etwas Bedrohlichem für die Besonderheit deiner Lebensform, und alles, was nur im Entferntesten an die Ordnung des Prinzips erinnert, wird zurückgewiesen und abgelehnt. Wer dem prinziplosen Pol anhängt, der ist sich dessen Prinziplosigkeit nicht bewusst, er muss im Gegenteil fest davon überzeugt sein, dass das, was er zu leben versucht, Prinzip hat, und dass alles andere prinziplos sei. Würde ihm bewusst werden, dass alles, was ihn umgibt, lediglich ein prinziploser Abglanz einer relativen Vielheit ist, dann würde er durch das Prinziplose hindurch den Glanz des aboluten Prinzips in sich selbst erkennen. Dann wäre die Prinziplosigkeit nur noch als ein Echo zu vernehmen, das die harmonische Musik der einen kosmischen Ordnung widerhallen lässt.

Doch wie selten sehen wir in der Dunkelheit, die uns begegnet, ein verirrtes Licht, wie selten schaffen wir es durch die Welt hindurch, uns selbst zu erkennen oder die geistige Dimension hinter der stofflichen wahrzunehmen. Der prinziplose Pol weist den Weg zu dem, was Prinzip hat und zeugt auf invertierte Weise, über eine Negativbestimmung, von dem, was ist. Doch der Weg zum Prinzip kann schwer sein, da wir in einem mütterlichen Beziehungsverhältnis zur Prinziplosigkeit stehen, denn schließlich haben wir diese hervorgebracht, indem wir uns vom Prinzip abwandten, und an das, was wir hervorgebracht haben, müssen/möchten wir glauben. Man glaubt an das, was man erschaffen hat, wodurch man sich seinen Auswirkungen ausliefert. Der prinziplose Pol ist ein sich selbst abschaffendes Prinzip, denn je weiter man sich in ihn vertieft, desto näher kommt man der Auflösung desselben entgegen. Ab dem Punkt, ab dem der prinziplose Pol meint, seine Absolutheit erreicht, und seine oppositionellen Gegenspieler auf ewig beseitigt zu haben, löst er sich auf, denn sein Sein ist das Sein seines Gegenteils. Sobald etwas innerhalb eines prinziplosen Pols hinterfragt wird, und man diese Frage konsequent, bis in ihre Letztendlichkeit weiterdenkt, folgt daraus ein Rausschmiss als dem Gesamtsystem der Prinziplosigkeit. Das heißt, in der Hineinsteigerung und dem Versuch der Absolutsetzung des prinziplosen Pols, löst sich dieser auf und gibt den Blick frei auf das, was immer schon war. Der prinziplose Pol ist ein konstruierter Pol, der über das So-Sein des prinzivollen Pols konstruiert worden ist, doch keine Konstruktion, kein Modell, keine Theorie, kein “Meta“ ist in der Lage, das zu erfassen und zu ersetzten, was es zu erfassen versucht. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass eine Konstruktion des Umkonstruierten ihr Gegenteil ist, und letztlich ist ja auch der prinziplose Pol die Invertierung von dem, was Prinzip hat. Jede Theorie über das So- Sein eines Geistes muss zu deren Gegenteil werden, auch wenn sie noch so präzise ist. Diese Konstruktion von etwas ist nicht selten der Schleier, der die Erfahrbarmachung von diesem gleichnamigen Etwas verhindert. In unserer selbst erschaffenen, chaotischen Komplexität tausender Theorien und Konzepten meinen wir dann, dass die Erfahrbarmachung nur daran scheitert, dass unsere Theorie über das Phänomen nicht präzise genug konstruiert worden ist. Im Einssein gibt es keine Komplexität, kein Chaos. Und alle Komplexität basiert darauf, dass man etwas auf etwas unmittelbar Einfaches konstruiert. Etwas Konstruiertes steht im Gegensatz zu etwas Prinzipiellem, denn das Prinzipielle ist für sich, das Konstruierte jedoch nur für den, der es konstruiert hat . Das eine kann eine transpersonale Wirklichkeit für sich beanspruchen, das andere ist ein Gedanke in einem von Vielheit verwirrten Geist.

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9783754151587
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