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Wenn Form ihr Ziel erreicht hat, ist sie keine Form mehr. Form denkt, sie erreiche Ruhe(Inhalt), wenn sie sich bewegt, weshalb sie sich immer mehr bewegt, immer mehr zur Form macht und immer entfremdeter dem Inhalt gegenüber wird. Je mehr eine Form versucht, zu sein, desto weniger ist sie. Denn wenn Form immer mehr zur Form wird, rückt sie immer weiter von sich selbst ab. Durch den scheinbaren “Fehler“ der Form, durch die Form zum Inhalt zu gelangen, wird die Form so weit zur Form, dass sie sich auflöst. Form ist Inhalt, der Form vortäuscht, um Inhalt anstreben zu können. Erreicht die Form das, was sie ist, dann ist sie nicht mehr, weshalb die Bestrebung des Ausdrucks von Inhalt in einer Form immer wieder von Neuem gewollt sein will.

Endliche Formen werden von unendlichem Inhalt bis in die Unendlichkeit hinein zum Entstehen gebracht, um wieder zu vergehen. Dabei kann (und muss) Form Inhalt haben, Form strebt aber danach, Inhalt zu sein und nicht nur Inhalt zu haben. Alles, was Form hat, hat Inhalt, und alles, was Inhalt hat, will Inhalt und nicht Form sein. Form kann nie Inhalt sein, das bewirkt die Strebung in jeder Form. Form ist Inhalt, der nach Inhalt strebt! Jede Form bestimmt sich durch den Grad ihrer Abgetrenntheit vom Inhalt. Je stärker die Abgetrenntheit einer Form von ihrem Inhalt ist, desto gegensätzlicher ist der Zustand und die Eigenschaft der Form im Gegensatz zum Inhalt. Und doch haben Form und Inhalt ein und dieselbe Substanz und unterscheiden sich lediglich in ihrem Zustand. Form ist das radikal entgegengesetzte Möglichkeitsextrem von Inhalt. Form besitzt den Willen zu Vergänglichkeit, zur Auflösung, um wieder in den Zustand des immer gleichen Inhalts zurückzukehren, aus dem sie hervor-kam. Und im Inhalt findet sich der Wille zur Formbildung, zum Ausdruck, denn ohne ihn wäre nichts. Die Form wird durch den Inhalt zur Form. Die Form gebiert den Inhalt in seiner begrenzten formalen Weise, wobei es der Inhalt ist, der die Form gezeugt hat. Die Form ist dazu da, etwas über den Inhalt, nicht aber etwa über die Form zu lernen. Allerdings wird der Inhalt erst dann lehr- und lernbar, wenn er sich in ein Formengewand kleidet. Zur Form veräußerlichter Inhalt muss über die Form etwas über sich lernen, was nur dann geht, wenn er sich nicht mit Form identifiziert. Jede Form schränkt den Inhalt in seiner Inhaltlichkeit scheinbar ein. Die hohe Kunst besteht darin, das formal durchzuführen, wozu der Inhalt drängt, sodass Form und Inhalt gleichermaßen ausgerichtet sind, und die Form den Inhalt im geringsten wie nur möglichen Maße beschränkt. Inhalt erschafft Form, Form erschafft nie Inhalt. Werden scheinbar Formen von Formen erschaffen, dann erschafft der Inhalt, in der Form, und nie die Form selbst. Form kann auf Form wirken. Inhalt wirkt nur innerhalb seiner selbst. Hat sich Inhalt einer Form verschrieben, dann hat er sein Sein in ein Werden eingetauscht, indem er mit und gegen andere Formen, im Entstehen und Vergehen der Existenz, ringt. Über die Veränderung der Form und über die Beeinflussung durch andere Formen wird Form zu etwas sich Verselbstständigendes. Inhalt hat sich selbst ausgeliefert und geopfert, damit ein Formenspiel gespielt werden kann. Glaubt der Inhalt in diesem Formenspiel, dass es selbst Form sei, dann scheinen alle eigens erschaffenen Formen auf den formbildenden Inhalt zurückzuwirken. Inhalt glaubt nahezu immer, er sei die Form, die er sich erschaffen hat, und es dauert lange, bis er seinen Irrtum bemerkt. Egal, wie extrem das Verhältnis von Form und Inhalt vom Inhalt hin zur Form gewählt wird, der Inhalt bleibt gleich! Und genau das ist es, was der Inhalt über die Form lernen muss, dass er unabhängig des eigenen Formwandelns inhaltlich gleichbleibt. Inhalt wird ganz zum Gegenteil, zur Form, und dadurch ganz (durch sein Gegenteil), indem er über die Form zu sich zurückkehrt. Inhalt muss die Erfahrung der eigenen Form machen, um seinen Inhalt bestätigt zu sehen, doch keine Form kann zur Gänze diese Bestätigung leisten. Inhalt muss sich in die Form verwickeln, an die Form binden, um irgendwann zu merken, dass der Inhalt unabhängig von Form gleich bleiben kann. Jeder Entwicklung ist eine Herausentwicklung aus dem in die Form verwickelten Inhalt. Das Ziel des Inhalts bei der Bindung an seine Form ist die Lösung von dieser. Inhalt ist die erste Ursache, die Prima Causa, die auf ihrem Weg in die Form die Form notwendigerweise zur ersten Ursache erklärt, damit sich der Inhalt von dort wieder aus der Form herausarbeiten zu kann. Die erste Ursache, der reiner Inhalt, wird zur letzten Wirkung, zur reinen Form. Und auf formaler Ebene wird nun die letzte Wirkung zur ersten Ursache, und die erste Ursache, zur letzten Wirkung. Von der reinen Form aus vertauscht sich Ursache und Wirkung, damit sich Inhalt aus seiner formalen Bestimmtheit herausentwickeln und zu sich als Inhalt zurückkehren kann. Der reine Inhalt bedarf dieser Herausentwicklung nicht, da er von seiner Unabhängigkeit und der Unmöglichkeit von Formbildung weiß. Alles, was auf der Formebene hin und her wirkt, ist dem immer gleichbleibenden Inhalt gleich. Inhalt geht nicht verloren, egal wie formbelastet er ist. Bei jedem Ursache- Wirkungssprung, bei jedem Darüber-Hinaus (Meta) lässt der Inhalt es zu, dass er sich von sich selbst entfernt und in die Entfremdung geht. Ein selbstentfremdeter Inhalt, der durch die Form in Inhaltsvergessenheit versunken ist, wird von seiner Form dominiert. Doch Formmerkmale sind rezessiv, wenn erkannt wird, dass der Inhalt aller Formen Inhalt ist. Hierdurch hört die Form auf, Form zu sein und offenbart sich als Inhalt. Die Frage nach der wahren Ursache von Formen erfragt den Grund von etwas nie Dagewesenen und führt sich deshalb in der Fragestellung schon selbst ad absurdum. Die anfangs getätigte Aussage, Inhalt sei der Ursprung der Form, ist folglich nur bedingt richtig, denn Inhalt hat Form im streng transzendenten Sinne nicht erschaffen, sondern Form hat sich selbst aus dem Bereich des Inhalts zur Existenz “hinausgeträumt“. Formen versuchen sich über die Vielzahl anderer Formen selbst zu verursachen. Doch sind sie jenseits der Seinsbestätigung von anderen Formen ursachenlos und damit inexistent, insofern die Bedeutsamkeit von Formen nicht mehr an anderen Formen, sondern am Inhalt gemessen wird. Inhalt verursacht Inhalt, nie aber hat Inhalt in der Pfadrichtung der Transzendenz eine Form verursacht. Und da Inhalt die einzig wahre Ursache sein kann, schwinden die prinziplosen Formen, sobald ihre Grundlosigkeit gesehen wird und eröffnen die Schau auf den einen formlosen Inhalt. Karikiert man die Inhaltslosigkeit der Form, so kann dies die Formlosigkeit des Inhalts zum Erscheinen bringen, die Formen aus ihrer Inhaltsvergessenheit erwecken und die systemisch-relationalen Selbstverursachungsversuche der Form enttarnen.

Die Lehre von der Form, die in die Inhaltsvergessenheit gestürzt ist, ist die Metaphysik oder auch Immanenzlehre. Die Lehre, die Inhalt vermittelt, wird hier als Transzendenzlehre bezeichnet. Die gesamte Abhandlung lehrt folglich den “Inhalt“ der Transzendenzlehre, und die Transzendenzlehre verweist auf den Inhalt. Alles, was existiert, hat die Doppelstruktur, die Gespaltenheit zwischen Inhalt und Form. Inhaltsarme Form ist leer, ist hohl, besitzt keine eigene Souveränität, keine Selbstauthentizität, eine geringe Eigenschwingung und kaum eine Wirkung, dafür existiert sie fest und konkret. Formarmer Inhalt ist subtil, transparent, allumfassend, fein, hochfrequent und hochpotent, dafür existiert er nur sehr abstrakt und transzendent. Inhalt ist phänomenale Gestimmtheit und auf seine eigene Inhaltlichkeit abgestimmt, wobei die Eigenfrequenz der Gestimmtheit schon wieder Form, schon wieder Ausdruck, und nicht Inhalt ist. Form dagegen ist Bestimmtheit in einem klaren Sachausdruck. Form drückt sich eher darüber aus, was etwas ist, Inhalt hingegen verweist darauf, wie etwas ist. Wie etwas ist, ist unabhängig von dem, was es ist, denn egal in welcher Form etwas erscheint, ist das, wie etwas erscheint, nicht in der Erscheinung selbst, sondern im Auge des Betrachters zu finden. Die Aussage, wie etwas ist, trifft noch keine Aussage darüber, wie etwas zu sein hat, denn Inhalt ohne Form entzieht sich jedem Urteil. Je formbereinigter etwas ist, desto mehr Gewahrsam kommt dem eigenen gegenstandslosen Inhalt zu, und desto leichter kann dieser durch die Form hindurchscheinen. Es geht darum, die Form zu öffnen, aufschließen, um den Inhalt daraus zu befreien. Wer dies macht, erkennt die Vielfalt in Form- und Ausdruckswandel des immer gleichen, inhaltslosen Inhalts. Ein anderer Weg zum Inhalt zu gelangen, ist die Abstraktion, denn was die Abstraktion abzieht, ist immer Form, nie aber Inhalt. Wenn sich Inhalt in die Form niedersetzt, dann deformiert die Form den Inhalt, wobei der niedergesetzte, in Form gekleidete Inhalt von sich glauben muss, dass er aus dem Nichts entstanden oder Ursache seiner selbst sei. Besinnt der Inhalt sich auf sich zurück, dann transzendiert er seine Form und erkennt das, woraus er hervorgegangen ist. Formen können gegeneinander stoßen, sich aneinander aufreiben und sich ihr Anderssein gegenseitig vorwerfen, denn mit der Unterscheidung von Formen kommen Kategorien wie richtig und falsch mit ins Spiel. Alles, was die Formen charakterisiert, wird im Inhalt in sein Gegenteil verkehrt, und Gegenteile sind als Gegenteil blind für einander, obwohl sie aus ein- und derselben Quelle stammen. Form kann nur Formen sehen, Inhalt dagegen kann nur Inhalt sehen, denn er sieht in allen Formen nur seinen Inhalt. Man kann Formen studieren und analysieren, bis in das kleinste Molekül hinein, und man wird trotzdem nicht an den Inhalt gelangen, solange man aus einer Formbetrachtung herausschaut. Erst wenn das zwischen den Formen hervorgetan und beobachtet wird, können die Formen selbst verstanden werden, denn erst der inhaltliche Kontext macht eine Form zu der, wie sie uns erscheint. Um das zu verstehen, was da ist, muss verstanden werden, was da ist, wo nichts ist. Form nimmt viele Formen an und ist doch aus Sicht des Inhalts nur eine bedeutungslose Idee eines Anderssein-Wollens, weshalb Form keine Verbindung zu anderen Formen eingeht, da sonst ihr Anderssein, ihre Formgrenze, aufgelöst werden könnte. Schließen sich Formen doch einmal zusammen, dann vereinigen sie sich nur, um mächtiger gegen andere Formen zu sein. Sie reichern sich quantitativ mit Formen an, wobei immer nur dann an Form gewonnen werden kann, wenn andere Formen Form verlieren. Formen treten nur dann zueinander in Kontakt, um aneinanderzugeraten und einen Konflikt auszutragen. Aus einem solchen Konflikt kann aus Sicht des Inhalts keine Form als Sieger hervorgehen, kämpfen sie doch nur gegen sich selbst, wobei der Inhalt auf beiden Seiten Verlust trägt. Im Bereich der Illusion von sich unterscheidenden Formen wird, gerade aufgrund ihrer Unwirklichkeit, um Wirklichkeit gekämpft. Das, was wahr ist, ist unveränderlich wahr, und damit sind Formen gerade deshalb unwahr, weil sie sich verändern. Sie ringen mit anderen Formen um ihre Wirklichkeit und versuchen, sich als besonders wirklich darzustellen, indem sie möglichst viele andere Formen als unwirklich darstellen. Wo nichts ist, muss darum gekämpft werden, damit der Kampfestrubel (die Bewegung) den Schein aufrechterhält, es sei doch etwas dort. Wobei der Angriff durch das, was er bewirkt, gerechtfertigt wird, da alle Gesetze innerhalb der Form invertiert, auf den Kopf gestellte Gesetze des Inhalts sind. Der Glaube, es gäbe einige Formen, die wahr sind, und andere, die es nicht sind, ist ein Glaube an eine Wirklichkeitsabstufung innerhalb der Illusion, wobei der in Form investierte Glaube immer eine Investition in die Vergänglichkeit selbst ist. Doch streng genommen, und aus Sicht des Inhalts vergehen die Formillusionen nicht, denn das würde die Wirklichkeit ihres vorherigen Daseins voraussetzen. Vielmehr erkennt man die Formen, wenn man sie durchschaut, als nie dagewesene. Keine Form, die ihren Inhalt vollständig erkennt, würde sich für ein Anderssein und eine Begrenzung innerhalb einer Form entscheiden, denn keine Form kann ihrem Inhalt gerecht werden. Im gleichen Maße wie Form Inhalt darzustellen versucht, versteckt sie diesen und verbirgt, dass etwas über die Form hinaus die Form durchsetzt. Dieses Darüber-Hinaus kann vom Inhalt erst über eine Deutung in einen Inhalt übersetzt werden. Form ist also die inhaltsfremde Zone, die erst dann bedeutsam wird, wenn sie in ihrer Funktion der Übermittlungsebene vom Inhalt gedeutet wird. Form an sich ist bedeutungslos, und das Sehen von Formen ist große Blindheit, wenn durch sie jeder Inhalt verloren geht. Erst wenn Formen als Gleichnis aufgefasst werden, kann dessen Symbolgehalt inhaltlich entnommen werden. Offenbart sich ein (hin zur Form verloren geglaubter) Inhalt und schafft dadurch die Selbstrückbindung zu seiner eigentlichen Inhaltlichkeit, dann vereinigt sich der Inhalt mit sich selbst und fügt sich somit in den einen Inhalt ein, der alle Formen formt und in einen Ordnungszusammenhang bringt. Form ist dimensional und konzeptuell. Inhalt ist nondual, nondimensional, nonkonzeptuell und nur über eine Negativbestimmung zu erfassen. Form ist Dimensionsaufteilung, Inhalt hingegen trägt in sich eine Weite jenseits jeder Dimension. Inhalt ist ein gegenteilsloses Einheitssymbol, das aber erst in der Gegenüberstellung zur Form verstanden werden kann. Inhalt für sich gesehen muss anders betrachtet werden, als Inhalt, der in die Polarität gezogen und der Form gegenübergestellt worden ist. Die Gegenüberstellung von Inhalt und Form ist eine Hilfskonstruktion zur Sichtbarmachung des eigentlich gegenteils- losen Inhalts. Form ist eine Form des Inhalts mit einem veränderten Ausprägungsgrad, nicht aber dessen Gegenteil, da Inhalt, wie gesagt, gegenteilslos ist. Gibt man dem Inhalt einen Namen, dann schadet man ihm, ja, alle definitorischen Benennungen kommen einer Zerstörung gleich, da Benennungen ein Relikt aus dem Bereich der Formen sind. So stark, wie hier formalisiert wurde, gibt es keinen Inhalt, der sich noch aussprechen ließe, und gleichzeitig bleibt kein Inhalt damit ungesagt…

Um die Unabhängigkeit von Inhalt und Form unter “Beweis“ zu stellen, nun folgendes Experiment: Inhalt ist ab jetzt Form und Form Inhalt! Über die Unabhängigkeit von Form und Inhalt hinaus, offenbart dieses Experiment die Wahllosigkeit sprachlicher Setzungen und stellt die Illusion einer festen Begriffssprache bloß. Wir lösen also jetzt einen Gedanken, eine Idee, von ihrem sprachlichen Etikett und etikettieren es sprachlich mit dem gegenteiligen “Begriff“. Diese Variabilität sorgt dafür, dass man nicht am sprachlichen Inhalt haften bleibt, sondern, dass man das eine formale Prinzip hinter jeder sprachlichen Inhaltlichkeit zu erkennen vermag. Das Leben, als abstrakte Lebensform, bietet eine Form, in der sich jeder mögliche Inhalt hineinergießen kann. Form formt alles und überformt es in etwas Existierendes.

Form als solche ist inhaltslos, doch inhaltslose Form ist nichts, da Form erst über Inhalte sich formal Ausdruck verleihen kann. Dafür kann inhaltslose Form allen möglichen Inhalten Form geben und so in die Wirklichkeit überformen. Hat sich die Form in eine Erscheinung begeben, beginnt die Identifikation mit Inhalten, wobei die Form als Form bestehen bleibt. Formschön ist die Form nur, wenn sie nicht zu sehr von Inhalten zugestellt ist. Inhalte besitzen ein Relativierungsvermögen und wirken wie hypnotisch auf die Form, die sich von ihnen verführen lassen möchte. Hat sich eine Form erst einmal mit Inhalten angereichert und in die Inhaltswelt verstrickt, dann scheint es, richtige oder falsche, passende oder weniger passende Inhalte zu geben. Einige Inhalt scheinen wie für die Form geschaffen zu sein und wissen ihren formalen Selbstausdruck zu bestätigen, an andere Inhalte wagt sich die Form nicht heran, da sie Angst hat, an ihnen zu Bruch zu gehen. Sie wählt das eine aus und lehnt das andere ab, bis sie lernt, dass es keinen Inhalt gibt, für den sie nicht Form sein kann. Gleichzeitig merkt die Form, dass es keine Inhalte gibt, die ihre Form selbst auszudrücken vermögen, da jeder Ausdruck inhaltliche Aufladung mit sich bringt. Die Form wird nun immer transparenter, je mehr Inhalte sie aus sich heraushalten kann. Die Form lernt an den Inhalten, dass kein Inhalt mit dem zu tun hat, was sie als Form ist. Die Bewusstseinsform der Form scheint bei manchen Inhalten einen inhaltsgerechten Umgang gewährleisten zu können und bei manchen nicht. Doch Inhalte können alles ausdrücken, nur nicht ihre Form, sonst wären es keine Inhalte. Es gibt keine Inhalte, es gibt lediglich Form, die Inhalte aus sich heraus evozieren. Eine prämanifeste Erscheinungsform ist Form im strengen Wortsinne, doch wenn Erscheinungsformen erscheinen, reichern sie sich mit Inhalten aus ihrem Inneren an, indem sie sie in ein scheinbares Außen projizieren. Identifiziert sich Form mit dem aus sich heraus geborenen Inhalt, dann wirken alle anderen, bereits bestehenden Inhalte auf die Form ein. Form verliert damit seine formvollendete Formschönheit, wenn diese mit Inhalten durchmischt wird. Form bleibt immer als Form und als Gesamtheit ihrer Eigenschaften bestehen, unabhängig ihres Inhalts! Das, was wir sind, ist reine inhaltslose Form, die sich, wenn sie sich einen Inhalt gibt, nicht selbst wiedererkennt. Etwas bestimmt Erscheinendes ist mehr Inhalt als Form, was eine mögliche Anhaftung mit diesem mit sich bringt. Ein inhaltsloses Wesen wird schnell zu einem formlosen Wesen, da es sich aus der Identifikation mit Inhalten löst und nur bestimmte, feste Inhalte Haftung gewährleisten. Abstraktion ist stets ein Abzug des Inhalts, nie aber Abzug von Form, und sie ist deshalb so dienlich, weil man durch die wachsende Inhaltslosigkeit beginnt, sich selbst in die Struktur einzufüllen. Inhaltsentladungen öffnen Möglichkeitsräume, die die Erfahrbarmachung der eigenen (Lebens)Form ermöglichen, ohne dass diese mit inhaltlichem Gedankengut durchmischt werden. Ist der sachinhaltliche Input auf ein Minimum reduziert, liegt die Aufmerksamkeit mehr auf der Art, zu denken, als auf dem, worüber man nachdenkt. Das, worum es dann eigentlich geht, ist die Spiegelung seiner selbst aufzufangen und sich seiner eigenen Bewusstseinsform bewusst zu werden. Wird inhaltsabstrahierte Form versprachlicht, beschäftigt sich der Leser im Lesen mit sich selbst, und die klassische Subjekt-Objekt-Trennung ist heruntergefahren. Die Denkform, die sich am Inhaltlichen aufhängt, ist bedenklich, wohingegen das gedanklich Ungerichtete, was frei spielerisch mit Form umgeht, wichtiges, kreatives Gut bedeutet. Form ist der stille Beobachter in dir, der die Inhalte an sich vorbeiziehen sieht, ohne sie zu werten oder zu beurteilen, und sie Stück für Stück immer mehr untereinander angleicht. Unterscheidet Form nicht mehr zwischen verschiedenen Inhalten und sieht, dass sie Formgeber aller möglichen Inhalte ist, dann entdeckt sie, dass kein Inhalt seine Form auszudrücken weiß. Sie löst sich von der Welt der Inhalte und begibt sich als reine Form in das absolute Reich der einen formlosen Form.

(Innerhalb der Abhandlung sind Form und Inhalt einmal auf diese und einmal auf die vorherige Art verwendet worden. Das meint es, dass man das, worauf ein Zeichen zeigt, nur aus der Kontexteinbettung des Zeichens verstehen kann, nicht aber aus dem isolierten Zeichen selbst).

Innerlichkeit und Äußerlichkeit
Oder: Was du bist, und was du nicht bist

Das, was du bist, ist Innerlichkeit, doch wenn du nicht auch Äußerlichkeit in die Innerlichkeit zugelassen hättest, dann wärst du nicht. Denn das, was du bist, kann als reine Innerlichkeit nicht existieren, ja erst die Äußerlichkeit stellt das Sprungbrett für den Sprung in die Existenz bereit. Innerlichkeit, das was du bist, ist. Ist unbedingt. Ist ohne Bedingung und damit auch nicht dingfest zu objektivieren. Die Bedingung für die Existenz ist die Bedingtheit, die Dingwerdung , das Hereinholen von Äußerlichkeit. Das Unbestimmte, was du bist, kann nicht unbestimmt existieren, ist doch die Bestimmung und damit auch das Bestimmt- Werden notwenige Voraussetzung für die Existenz. Innerlichkeit muss sich in Bestimmtes und Unbestimmtes aufspalten, um Innerlichkeit und Äußerlichkeit auszubalancieren. Eine geteilte Innerlichkeit tritt immer mit einer Ambivalenz, einer Ambiguität, an Äußerlichkeiten heran, in der es sich entweder dazu entscheidet, Innerlichkeit sein zu lassen und in eine Innerlichkeitsbeziehung einzugehen, oder sich mit innerer Äußerlichkeit an äußeren Äußerlichkeiten zu stoßen. Innerlichkeit ist Vollkommenheit, die, wenn sie als Vollkommenheit in Erscheinung treten möchte, sich ihrer inneren Vollkommenheit enthebt. Dadurch, dass das Naturell der Innerlichkeit, die du bist, Vollkommenheit ist, ist Vollkommenheit keine schwer zu erbringende Leistung. Im Gegenteil: Das, was für dich wirklich schwer war, war dich selbst von der Idee deiner eigenen Unvollkommenheit zu überzeugen. Die Überzeugung eigener Unvollkommenheit geht einher mit dem Glauben, dass Trennung und Absonderung von allem, was ist, geschehen könnte. Damit ist die Basis von allem getrennt Existierenden die Unvollkommenheit. Der Mensch, der sich als Mangelwesen auffasst, baut seine eigene Bedürftigkeit auf die Innerlichkeit und die in ihr noch bestehende Idee der Vollkommenheit auf. Würde es keine Innerlichkeit und damit kein intuitives Grundwissen über die Vollkommenheit des großen Ganzen geben, dann könnten wir uns selbst nicht als mangelleidend wahrnehmen. Die Innerlichkeit sieht die Innerlichkeit in jeder Äußerlichkeit und Äußerlichkeit sieht die Äußerlichkeit jeder Innerlichkeit. Oder mit andern Worten: Die Unvollkommenheit sieht die Vollkommenheit unvollkommen und die Vollkommenheit sieht die Unvollkommenheit vollkommen. Würde die Vollkommenheit die Unvollkommenheit als Unvollkommenheit sehen können, dann wäre die Vollkommenheit unvollkommen. Vollkommenheit kann nicht existieren, und trotzdem gibt es nichts, was nicht vollkommen ist. Begegnen sich innere Vollkommenheit und äußere Unvollkommenheit, dann avancieren sie in dem jeweils Anderen ihre eigene Wesensart. Der Mensch als Doppelwesen zwischen Innerlichkeit und Äußerlichkeit kann sich frei dazu entscheiden, in der Unvollkommenheit die Vollkommenheit zu sehen und dadurch die Vollkommenheit in dem Unvollkommenen anzusprechen, sie herauszulocken und sie dadurch zu realisieren. Das Einzige, was dafür getan werden muss, ist die Rückbesinnung auf das, was er ist. Äußerlichkeit ist wirklichkeitsgebunden und bedingt durch eine, in ihr niedergesetzte Innerlichkeit Die Unbedingtheit der ungesetzten Innerlichkeit entbindet von jeder faktischen Wirklichkeitsgebundenheit und bringt eine Möglichkeit mit ins Spiel, die nicht weniger wirklich ist, als die Wirklichkeit selbst. Ein an der Äußerlichkeitswahrnehmung orientiertes Leben ist eine beständige Replizierung vergangener Unvollkommenheitsvorstellungen, die die innere Vollkommenheitsbasis, den vorherigen schöpferischen Akt, leugnet. Die Innerlichkeit ist kontrafaktisch, solange “Ich und Welt“, Innerlichkeit und Äußerlichkeit noch auseinander diffundieren. Doch was ist ein Fakt, wenn nicht letztlich etwas von der Innerlichkeit Hervorgebrachtes und damit durch die Innerlichkeit Veränderbares? Innerlichkeit kann Wahrnehmung und Wirklichkeit überfliegen, gerade weil sie diese durch Wahrgebung von Möglichkeit erschaffen hat. Lasse die Innerlichkeit, die du bist, die Äußerlichkeit, die du einmal sein wolltest, aber nicht bist, überflügeln! Die Kunst besteht darin, eine Glaubensgewissheit in das Potenzial der Innerlichkeit zu setzten und zu lernen, diese konsequent über Äußerlichkeiten zu stellen. So wird die Lücke zwischen den eigenen fantastischen Innerlichkeitszuständen und der äußeren Manifestation dessen verschwindend gering, bis keine Weltenkonstruktion mehr aussteht, da sich Innerlichkeit und Äußerlichkeit geeint haben, bzw. Äußerlichkeiten hineingeholt und als Innerlichkeit durchschaut wurden. Aus der Sicht dessen, was du nicht bist, ist das, was du bist, eine exorbitante Selbstüberschätzung, doch das, was du bist, ist geistige Gesundheit. Und tatsächlich entspricht die Selbsteinschätzung von depressiven Menschen eher ihrem faktischen Fähigkeitsniveau, als bei psychisch gesunden Menschen, die sich mit ihren Einschätzungen systematisch überschätzen. Das Leben in einer kontrafaktischen Innenwelt zeugt von geistiger Gesundheit, denn erst hier lebt ein Geschöpf seinen eingeborenen Schöpfungsmodus aus. Die Innerlichkeit liebt es, sich mit Äußerlichkeiten anzureichen, wobei sie selbst dabei verschüttgeht, und sich ihrer Schöpfungskraft, nach ihrem Willen selbst Äußerlichkeiten zu gestalten, beraubt. Eine fast selbst zu Äußerlichkeit gewordene Innerlichkeit muss sich erst aller Äußerlichkeiten entledigen, um ihr Schöpfungspotenzial zu erkennen. Eine potente Innerlichkeit ist diejenige, die ihr eigenes Sein über die konventionelle Realität zu stellen weiß und immer wieder entgegen eigener Denkgewohnheiten, gegen eigene Musterbildung, denkt. Es ist eine Innerlichkeit, die entgegen einer Festsetzung arbeitet und an äußere Manifestationen nicht anhaftet, unabhängig, ob sie bewusst gewollt, oder unbewusst ungewollt sind. Eine solche Innerlichkeit ist nicht ergebnis-, sondern prozessorientiert, da alles was sie macht Selbstzweck ist, unabhängig der daraus entstehenden Resultate. Diese sehr reine Form der Innerlichkeit geht keinen Weg in der Hoffnung, auf diesem etwas zu finden, oder irgendwo anzukommen. Sie selbst ist der Weg, und egal wo sie hingeht, ist sie immer schon dort angekommen. Sie ist schon immer das, was sie werden will, womit jede Sorte Veränderungen spielend einfach wird. Anstatt sich passiv reaktiv zu Umwelt zu verhalten, verhält sie sich aktiv kreativ, da sie sich als Ursache jeder auf sie einwirkenden Erfahrungen sieht. Nur eine gefestigte, rein gehaltene Innerlichkeit ist stabil genug, die volle Verantwortung für alle ihr widerfahrenden Ereignisse zu tragen. Je mehr Last der Eigenverantwortlichkeit getragen werden kann, desto mehr kann aus der Innerlichkeit heraus erschaffen werden, anstatt sich scheinbar von Äußerlichkeiten erschaffen zu lassen. Eine Figur im Weltengeschehen wird dann immer mehr zu einem Spieler, der die Ursache seiner Erfahrung ist, anstatt nur deren Auswirkungen wahrzunehmen, auf sie zu reagieren und sie für etwas außerhalb von sich zu halten. Ein Spieler mit einer von allen Äußerlichkeiten befreiten Innerlichkeit ist resistent gegen jede Form äußerer Gifte und Verschmutzungen, da alles von außen Kommende nicht Verunreinigungen oder Befleckungen hereintragen kann. Haben sich jedoch Äußerlichkeiten innerlich festgesetzt, dann sind diese wie Andockstellen, an denen sie ihre toxische Wirkung entfalten können. Ignoriert man jede Innerlichkeit, wird alles Absolutheitsnahe, Vollkommene, als eine idealistische Illusion abgetan. Ist die Innerlichkeit aber Grundbaustein für alles darauf Aufbauende, dann wird alles Absolutheitsferne, Relative, als gleichermaßen illusionsbehaftet betrachtet. Es kommt lediglich darauf an, ob der Standpunkt, von dem angefangen wird denkerisch tätig zu werden, ein innerlicher oder ein äußerlicher ist. Eine Innerlichkeit nimmt mit Gelassenheit das, was die Äußerlichkeiten geschäftig werden lässt, um dort geschäftig zu sein, wo die Äußerlichkeit gelassen bleibt. Innerlichkeit durchsetzt und transzendiert Äußerlichkeiten und offenbart somit andere Innerlichkeit, was zum Wegfall der Vorstellung der Andersartigkeit führt, da auch bei unterschiedlichsten Innerlichkeitsformungen deren Substanz immer ein und dieselbe bleibt. Innerlichkeit kann weder in dir noch von anderen getrennt sein, da sie alle äußeren Formen, alle Körper durchsetzt und eine Art kollektives Innerlichkeitssystem bildet. Gleichklingende Innerlichkeiten räsonieren miteinander und bilden Subsysteme. Umso mehr gleichschwingende Innerlichkeiten sich zusammenfinden, desto wirkmächtiger können sie erschaffen, denn Innerlichkeit potenziert sich, wenn man sie teilt.

Auf das, was in der Innerlichkeit eines Wesens, besonders aber in den kollektiven Innerlichkeitssystemen passiert, folgen äußerliche Manifestationen in der Sinnenwelt. Stimmt sich Innerlichkeit innerhalb mehrerer Körper aufeinander ein, dann merkt man das an der Stimmung. Wenn etwas räsoniert, stimmt es, es harmoniert im Einklang miteinander und findet Anklang und Zustimmung bei denen, die gleichgestimmt und gleichgesinnt sind. Nur von dem, was räsoniert, sind wir bewegt, und nur das, was uns tangiert, kann etwas in uns in Bewegung setzen. Durch die Übereinstimmung von Innerlichkeit wird diese immer energetischer, bis entweder Unstimmigkeiten auftreten und destruktive Interferenzen das Eingestimmtsein hemmen, oder bis sich Innerlichkeit in etwas Äußerlichem Ausdruck verleiht. Wenn dann die Innerlichkeit nicht wieder den Weg zurück zu sich findet und an ihrem manifestierten Ausdruck haftet, dann hat sie sich im Materiellen bestimmt, was die Innerlichkeit auf Dauer verstimmt, beziehungsweise ihre Stimmung drückt. Hat sich eine Innerlichkeit einmal ausgedacht und haftet an dem dabei Herausgedachten, dann hat es sich für diese Innerlichkeit ausgedacht, und alles, was sie sieht, sind Verschiedenheiten äußerer Formen. Anstatt über Dinge im Außen innere Prozesse weiterzuentwickeln, haben wir gegenteilig innere Prozesse verwendet, um Äußerlichkeiten zu gestalten. Doch die Innerlichkeit dient nicht dem besseren Verstehen von Äußerlichkeiten, sondern Äußerlichkeiten sind für das Verständnis der Innerlichkeit da. Die Innerlichkeit erschafft Äußerlichkeit, die Äußerlichkeit erschafft aber nie Innerlichkeit, denn Innerlichkeit ist immer zur Gänze vorhanden. Damit aber die von der Innerlichkeit gemachten Äußerlichkeitsdinge für den Menschen wirklich werden, muss er glauben, dass Äußerlichkeit auf Innerlichkeit wirke. Oder mit anderen Worten: Menschen machen Dinge, doch Dinge machen keine Menschen. Damit aber die von Menschen gemachten Dinge für den Menschen wirklich werden, entwickelt er einen Glauben daran, dass Dinge Menschen machen, denn hätten diese Dinge keinen Einfluss auf den Menschen, so wären sie nicht wirklich.

1 435,42 ₽
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9783754151587
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