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9 Bernhard Heisig: Lenin, Öl auf Leinwand, 160 × 150 cm, Galerie Brusberg, Berlin

Sittes wachsende Zweifel an der ökonomischen Überlegenheit der DDR lassen sich aber in seiner Kunst ablesen. Die Malerei kann den inneren Konflikt nicht verbergen, sie bekommt schon ab Mitte der 1960er Jahre erste Risse, franst und leiert aus, verliert ihre scharfen, prägnanten Konturen. Die Formate werden immer größer, weil sie den abnehmenden Glauben durch auftrumpfende Gestik, Pathos und strotzende Leiber im Stil von Rubens und dem späten Corinth kompensieren müssen. Auf die Renaissance schlanker Formen, eleganter Gesten und intimer Szenen des Alltags folgt der trotzige Gestus eines zwanghaften sozialistischen Barocks, eines Stils der Gegenreformation von Honeckers Gnaden zu Ulbrichts marktwirtschaftlichen und technokratischen Reformversuchen.

Sittes Hommage à Lenin (1969, S. 423)94 zeigt den Revolutionsführer als entrücktes Standbild, zu dem die Betrachtenden in extremer Untersicht aufschauen müssen. Er richtet seinen Blick in eine unbestimmte Ferne und rudert dabei heftig mit seinen Armen und Händen. Um seine Gestalt wabern diffuse Farbströme und Stofffetzen. Am rechten unteren Bildrand lassen sich ein Kreissegment mit einem bunten Fahnenwald und darüber emporgereckte Fäuste identifizieren. Die Andeutung einer Weltraumstation soll, so Sitte, darauf hinweisen, „daß Lenin mit seiner wissenschaftlich revolutionären Theorie eben nicht nur vom Nahziel wußte […]. Sein Blick – und darum ging es mir – reicht weit in das Morgen.“95

Im Gegensatz zu dieser sich in Auflösung befindlichen Leitfigur des Marxismus-Leninismus stellt Bernhard Heisig 1971 seinen Lenin 9 als einen hochkonzentrierten Redner vor Augen, der sich in Körperhaltung und Blick ganz den Betrachtenden zuwendet und sie unmittelbar und eindringlich anspricht. Er tritt in einem eleganten, gutsitzenden dunkelvioletten Anzug mit Weste und Krawatte wie ein Wissenschaftler im Hörsaal oder Advokat vor Gericht beim Plädoyer auf. Das einzige Attribut ist ein Buch, das er in der Rechten hält, wobei sein Zeigefinger eine bestimmte Stelle markiert, die er vielleicht während seiner Ansprache noch zitieren wird. Seine Rede beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Seine Linke deutet auf die Zuschauer und stellt auf diese Weise einen direkten Kontakt her. Er schaut nicht auf sein Publikum herab, sondern leicht zu ihm auf. Der etwas vorgeneigte Oberkörper unterstreicht diese Hinwendung zum Publikum.

Sittes Malerei der 1970er und 1980er Jahre fehlt jede Spur von kritischer Hinterfragung und nachdenklicher Distanz zu den Ritualen und Dogmen eines erstarrten Gesellschaftssystems, wie sie die Malerei seiner Leipziger Kollegen zu dieser Zeit auszeichnet. Seine Bilder fragen nicht nach den unabgegoltenen Erwartungen jenseits der sozialistischen Fortschritts- und Wissenschaftsgläubigkeit im metaphysischen Raum, wie Volker Stelzmann (* 1940) mit seinem Gemälde Pietà96 von 1981. Der Leipziger Maler spricht mit dem Thema der christlichen Pietà tabuisierte Eigenschaften wie Erbarmen, Mitleid, Anteilnahme und Trauer an. Bernhard Heisig sieht zentrale Defizite des Sozialismus in der DDR, wenn er sagt, es „müssen die Denkkonventionen ergänzt werden, der ganze Bereich des Ethischen. Die Menschen können sich mit ihren Ängsten nirgendwohin wenden. Sie fallen ständig auf sich selbst zurück. […] Wir haben kein Fatum, uns fehlt der Schicksalsbegriff. Wir ersetzen den Begriff des Schicksals mit dem Zufall, das wird grausam. Ich bin kein Philosoph, ich weiß nur, daß uns da was fehlt und daß dort die Bilder herkommen, da fangen sie an. Malerei hat zu tun mit dem Sinn des Lebens und des Todes.“97

10 Wolfgang Mattheuer: Was nun?, Öl auf Hartfaser, 100 × 125 cm, Museum Ludwig, Köln

Undenkbar ist für Sitte eine Haltung, wie sie einer seiner mitausstellenden Malergenossen auf der documenta 6 in Kassel 1977, Wolfgang Mattheuer (1927–2004), auf einem Gemälde von 1980 eingenommen hat 10, das eine Insel, deren Gestalt an das Territorium der DDR erinnert, zeigt. Sein Titel stellt – in Anspielung auf Lenins theoretisches Hauptwerk des Marxismus-Leninismus Was tun?98 – die Frage in den Raum Was nun? Wie Schiffbrüchige stehen oder sitzen isoliert voneinander acht Menschen ratlos auf dem Eiland, während, von ihnen unbeachtet, in ihrer Mitte ein offensichtlich toter Mann auf dem Rücken mit ausgebreiteten Armen liegt. „Die Apathie beherrscht die Szenerie, die Hoffnung scheint tot, wenn auch noch nicht begraben. […] Das Modell einer geschlossenen Welt – zumal nach dem Absturz von Ikarus, der immerhin eine himmelsstürmende Utopie verkörperte. Nun aber scheint nur noch der Untergang vor den Ausgesetzten zu liegen. Eine andere Welt werden sie nicht mehr sehen […].“99 Allein die mysteriösen weißen Flügel scheinen trotz der von links heranziehenden dunklen Wolke einen Funken Hoffnung zu Beginn des letzten Jahrzehnts der DDR zu signalisieren.

Die Partei als Kirche

Sitte blieb dem Glauben seines Vaters an den Kommunismus treu. Seine weltliche Kirche wurde die hierarchisch strukturierte SED mit ihren Forderungen nach Unterwerfung, Gehorsam und Loyalität. Trotz seiner guten Taten in Form propagandistischer Bilder und seiner wiederholten Bekenntnisse zur unfehlbaren Weisheit der Partei misstrauten ihm die Hüter des Dogmas bis weit in die 1960er Jahre hinein, dann wurde seine unverbrüchliche Loyalität endlich mit Ämtern, Macht, Preisen und Selbstdarstellungsmöglichkeiten belohnt.

Sittes Wandbild Proletarier alle Länder, vereinigt Euch! (1978/79, 11) in der Parteihochschule beim ZK der SED ist ein gemalter Katechismus. Sitte selbst hatte das Thema vorgeschlagen: „Gedanken zum kommunistischen Manifest“. Im Gespräch mit Günter Gaus (1929–2004) sagte er, hier sei sein Ideal formuliert, an das er „seines Lebens Hoffnung“ geknüpft habe. „Das Kommunistische Manifest habe ich mindestens vier- oder fünfmal gelesen, das konnte ich stellenweise fast auswendig.“100 Angesichts von Karl Marx als blitzeschleuderndem Zeus drückt der Wandfries diese Gläubigkeit auch aus. Die Farbe der Roten Fahne umfängt Marx wie eine Aura, „die Linke machtvoll zur Faust erhoben.“101 Im Zentrum befreit sich der Gekreuzigte als der durch den Kapitalismus unterdrückte Mensch selbst vom Kreuz, eine Ikonografie, die Fritz Cremer in die Kunst der DDR eingeführt hatte und von Bernhard Heisig weiterentwickelt worden war.102

11 Willi Sittes Gemälde Proletarier aller Länder, vereinigt euch! (1979, Mischtechnik auf Spanplatte, 16 Teile, Gesamtgröße 232 × 1871 cm, heute im Kunstarchiv Beeskow) in der Parteihochschule „Karl Marx“ in Ost-Berlin

1920 sagte Franz Kafka (1883–1924) zu Gustav Janouch (1903–1968): „Die Menschen versuchen in Russland eine vollkommen gerechte Welt aufzubauen. Das ist eine religiöse Angelegenheit. […] Der Bolschewismus wendet sich aber gegen die Religionen. Er tut es, weil er selbst eine Religion ist.“103

Am Ende die Wende zu sich selbst

In seinen zahlreichen Interviews nach der Wende bekannte sich Sitte zu seiner Rolle als Künstler in der DDR: „Ich war für die DDR, das war meine Überzeugung. Und dazu stehe ich. Andere Maler haben ihre Orden und Preise zurückgegeben, das will ich nicht, das wäre gelogen. Was war, das ist gewesen. So ist das mit dem Sitte, und so bleibt’s.“104

Seine letzten ambivalenten Selbstporträts wie Nur ein Mensch (1989/90, S. 480) offenbaren dagegen Selbstzweifel und stellen Fragen an sich und sein Publikum. Sitte hinterlässt der Nachwelt einen großen schwarzen Schatten, bedrängt von allen Seiten. Er steht vor seiner eigenen Kreuzigung, der Lorbeerkranz krönt nicht sein Haupt, sondern entschwebt in den Himmel. Der parteitreue Rebell und eigensinnige Künstler schlüpfte spätestens ab 1965 in die Rolle eines Repräsentanten des Staates und diente bedingungslos dem System. Angesichts einer ritualisierten Gesellschaft, an deren Ideale niemand mehr glauben wollte, kümmerte er sich beharrlich zuerst um das eigene Wohlergehen und dann das seiner Schutzbefohlenen im Verband.

Nach der Wende sieht sich der einstige Sieger der Geschichte als ihr Opfer, als einer, dem ein leuchtender Stern am Firmament der Kunstgeschichte von den eigenen Leuten, die zu Verrätern geworden sind, und vom „Klassenfeind“ verwehrt wurde.

1 — Ausst.-Kat. Wittlich 2011.

2 — Motiv Mensch. Willi Sitte und Fritz Cremer im Dialog, Kunsthalle Rostock, 11.11.2018–10.03.2019, ohne Katalog.

3 — Sächsisches Staatsarchiv, BT/RdB, Mappe 2265, Bll. 49–53: Protokoll der erweiterten Bezirksleitungssitzung des VBKD Leipzig am 03.07.1953. Gemeint ist der Maler Walter Münze, 1952–56 Vorsitzender des Leipziger Bezirksverbandes des VBKD.

4 — Alexander Dymschitz: Über die formalistische Richtung in der deutschen Malerei, in: Tägliche Rundschau, Nr. 271, 275, 19./24.11.1948, S. 97–103.

5 — Zit. n. Günther Rüther: Die deutsche Literatur – ein Bindeglied der geteilten Nation, in: Ders. (Hrsg.): Kulturbetrieb und Literatur in der DDR, 2. Aufl., Köln 1988, S. 7–35, hier S. 12.

6 — Archiv Burg Giebichenstein, Bestand B1/1: Personalbogen, „Besuch von Parteischulen“ etc.: „keine“.

7 — Willi Sitte zit. n.: Thomas Grimm (Hrsg.): Was von den Träumen blieb. Eine Bilanz der sozialistischen Utopie, Berlin 1993, S. 157.

8 — Willi Sitte im Interview mit Ilka Franzmann, in: Ein Atelierbesuch bei Willi Sitte, eine filmische Dokumentation von Eva Kohlweyer, Arthaus Musik, München 2009.

9 — Vgl. hierzu den Beitrag von Anna Habánová in dieser Publikation S. 149.

10 — Peiner hatte 1938 den Großauftrag für sieben Gobelins ( jeweils 12 Meter lang) über die Schicksalsschlachten in der deutschen Geschichte, beginnend mit der Schlacht im Teutoburger Wald, erhalten, die in der Neuen Reichskanzlei in der Vossstraße aufgehängt werden sollten.

11 — Schirmer/Sitte 2003, S. 17.

12 — Beide im Nachlass Willi Sitte, vgl.: ebd., S. 74 f.

13 — Ich danke Reinhold Jaretzky für den Hinweis und die Abbildungen.

14 — Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Bauer-Friedrich in dieser Publikation S. 192.

15 — Schirmer/Sitte 2003, S. 36.

16 — Sitte im Interview mit Sabine Weißler am 05.08.1982, in: Ausst.-Kat. Berlin 1982, S. 122.

17 — Lied vom Sturmvogel, 1948, Bleistift, Bister, Gummi arabicum auf getöntem Papier, 34,5 × 46,5 cm, Nachlass Willi Sitte.

18 — Schirmer/Sitte 2003, S. 39.

19 — Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Bauer-Friedrich in dieser Publikation S. 206.

20 — Vgl. hierzu die Beiträge von Thomas Bauer-Friedrich, Nathalie Brauns und Dorit Litt in dieser Publikation S. 198, 214, 226.

21 — Schirmer/Sitte 2003, S. 41.

22 — Weißler 1982 (wie Anm. 16).

23 — Willi Sitte. Zwischen Pathos und Partei, Film von Reiner E. Moritz, Arthaus Musik, München 1991.

24 — Ebd.

25 — Weißler 1982 (wie Anm. 16).

26 — Schirmer/Sitte 2003, S. 59.

27 — Beide im Nachlass Willi Sitte.

28 — „Ungefähr 1952 hatte ich eine erste Begegnung mit Originalen von Fernand Léger in Berlin.“ – Sitte im Film von Reiner E. Moritz (wie Anm. 23). Eine Léger-Ausstellung in dieser Zeit in Berlin ließ sich nicht recherchieren. Vgl. den Beitrag des Verfassers in dieser Publikation S. 383, Anm. 18.

29 — Schirmer/Sitte 2003, S. 60.

30 — Sitte im Film von Reiner E. Moritz (wie Anm. 23).

31 — Schirmer/Sitte 2003, S. 42 f.

32 — Sitte im Film von Reiner E. Moritz (wie Anm. 23).

33 — Willi Sitte in: Grimm 1993 (wie Anm. 7), S. 160. – Wolfgang Hütt erinnert sich: „Hermann Bachmann war eng mit Willi Sitte befreundet, hatte dazu beigetragen, daß dieser Maler und hervorragende Zeichner aus der Enge eines von ihm grandios gemeisterten Akademismus ausbrach, zur klassischen Moderne, in ihr besonders zu Picasso hinfand.“ Wolfgang Hütt: Schattenlicht. Ein Leben im geteilten Deutschland, Halle (Saale) 1999, S. 125.

34 — In Zusammenarbeit mit Bachmann und Rübbert entstanden 1951 in der Landesverwaltungsschule für Sachsen-Anhalt in Halberstadt drei Wandbilder, die 1952 auf Veranlassung der Partei als „formalistische“ Werke übertüncht werden mussten.

35 — Vgl. hierzu den Beitrag von Dorit Litt in dieser Publikation S. 181.

36 — Schirmer/Sitte 2003, S. 59.

37 — Grimm 1993 (wie Anm. 7), S. 160.

38 — Hrsg. v. Dorit Litt und Matthias Rataiczyk, Kunstverein “Talstrasse“ e. V., Halle (Saale) 1998.

39 — Hrsg. v. Dorit Litt und Katja Schneider, Stiftung Moritzburg, Halle (Saale) 2004.

40 — Vgl. hierzu den Beitrag von Dorit Litt in dieser Publikation S. 268.

41 — Peter Arlt: Doch die Kunst-Verhältnisse, sie sind nicht so. Schwierigkeiten mit der Kunst am Anfang der DDR und nach ihrem Ende, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, 102 (2009), S. 61–68, hier S. 63.

42 — Schirmer/Sitte 2003, S. 53.

43 — Aus dieser Festanstellung wurde ab 1956 eine Dozentur im Fach Textilgestaltung, 1959 die Wahrnehmung einer Professur. 1964 wird er Professor und Leiter des Instituts für Künstlerische Werkgestaltung, 1972 Direktor der Sektion bildende und angewandte Kunst, 1973 bis zu seiner Emeritierung 1986 schließlich ordentlicher Professor für Malerei. Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Bauer-Friedrich in dieser Publikation S. 275.

44 — Schirmer/Sitte 2003, S. 44.

45 — „Nicht die prachtvollen, gesunden Kinder am Strand […], sondern vor Wochen an den Strand gespülte und verfaulte Fische […] mit herausgerissenen Eingeweiden, das hatten sie zum Gegenstand ihrer Studien gewählt.“ Wilhelm Girnus: Lebensfeindliche Kunstdiktatur in „Giebichenstein“. Ein Ferienbrief aus Ahrenshoop, in: Neues Deutschland, Nr. 153, 06.07.1951, S. 5. – Walter Ulbricht griff diese Wortwahl in seiner Volkskammerrede am 31.10.1951 auf, wenn er sagte: „Wir brauchen weder die Bilder von Mondlandschaften noch von faulen Fischen […]. Die Grau-in-Grau-Malerei, die ein Ausdruck des kapitalistischen Niederganges ist, steht in schroffstem Widerspruch zum neuen Leben in der Deutschen Demokratischen Republik.“ – abgedruckt in: Neues Deutschland, 01.11.1951. Vgl. Andreas Hüneke: Bilder aus Halle 1945–1958, in: Günter Feist/Eckhart Gillen/Beatrice Vierneisel (Hrsg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR, Köln 1996, S. 218–236, hier S. 225–227.

46 — Schirmer/Sitte 2003, S. 56.

47 — Ebd., S. 57.

48 — Willi Sitte im Interview mit Ilka Franzmann (wie Anm. 8).

49 — Autodidakten war die Mitgliedschaft im VBK grundsätzlich verwehrt, erst unter Sitte als Präsident gab es Ausnahmen, vor allem in den 1980er Jahren (z. B. Klaus Hähner-Springmühl in Karl-Marx-Stadt). Vgl. hierzu den Beitrag von Paul Kaiser in dieser Publikation S. 129.

50 — Schirmer/Sitte 2003, S. 64.

51 — Ebd., S. 56.

52 — Ebd., S. 63.

53 — Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Bauer-Friedrich in dieser Publikation S.264.

54 — So die Angabe im 1971 publizierten Werkverzeichnis. Vgl. WVZ Hütt 1971 G 30.

55 — Sitte berichtet, er habe den Auftrag nach seiner Beteiligung an der Landeskunstausstellung Sachsen-Anhalt 1949 mit der Zeichnung Kapitalismus (S. 211) bekommen. „Ich habe […] mir in Antiquariaten viel dokumentarisches Material besorgt, beispielsweise den Jahrgang 1848 der Halleschen Zeitung Courir.“ Schirmer/Sitte 2003, S. 39 f.

56 — Ebd., S. 40.

57 — Die gegen das Licht gestellten „Ohrwascheln, in denen man das Blut pulsieren sehen konnte“, der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften auf dem Riesenbild Sitzung des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR aus dem Jahr 1951 von Wassilij P. Jefanow waren für Sitte das Synonym dafür. Schirmer/Sitte 2003, S. 63.

58 — Ronald Paris an Susanne Mucchi, 19.01.2012. Der Brief wurde dem Verfasser von Susanne Mucchi zur Verfügung gestellt.

59 — Gabriele Mucchi: Verpasste Gelegenheiten. Ein Künstlerleben in zwei Welten, Berlin 1997, S. 275.

60 — Ebd., S. 278 f.

61 — Ebd., S. 276.

62 — Vgl. hierzu den Beitrag von Dorit Litt in dieser Publikation S. 262.

63 — Alle im Nachlass Willi Sitte.

64 — Willi Sitte: Reise nach Italien, in: Freiheit, Nr. 200, 27.08.1955, S. 5.

65 — Willi Sitte: Gedanken nach einer Italienreise, in: Bildende Kunst (1957) H. 1, S. 53.

66 — Gabriele Mucchi: Über Realismo (1950), in: Gabriele Mucchi. Malerei und Graphik, Ausst.-Kat. Altes Museum, Berlin 1983, S. 25 f.

67 — Vgl. hierzu den Beitrag des Verfassers in dieser Publikation S. 350.

68 — Vgl. hierzu den Beitrag von Paul Kaiser in dieser Publikation S. 358.

69 — Neue Kunst braucht keine Musterknaben, Interview in: Sonntag, Nr. 28, 09.07.1961, zit. n.: Bittere Früchte. Lithographien von Meisterschülern der DAK zu Berlin 1955–1965, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Galerie Pariser Platz, Berlin 1991, S. 21.

70 — Vgl. Bittere Früchte. Lithographien von Meisterschülern der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin 1955–1965, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Galerie Pariser Platz, Berlin 1991. Vgl. auch Kathleen Krenzlin: Die Akademie-Ausstellung Junge Kunst 1961 – Hintergründe und Folgen, in: Günter Agde (Hrsg.): Kahlschlag. Das 11. Plenum des ZK der SED 1965. Studien und Dokumente, 2. erweiterte Auflage, Berlin 2000, S. 66–78.

71 — Vgl. hierzu den Beitrag von Paul Kaiser in dieser Publikation S. 362.

72 — Vgl. hierzu den Beitrag des Verfassers in dieser Publikation S. 383.

73 — Frauen auf der Straße (Passantinnen), 1961, Filzstift, Pinsel, Sepia und rote Tusche auf Papier, 95,5 × 74,8 cm, WVZ Hütt 1971 Z 405, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Inv.-Nr. MOIIH01575.

74 — Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989, Berlin 1999, S. 41.

75 — „Plaste und Elaste aus Schkopau“ stand an der Transit-Autobahn Berlin-Hof und warb für die Produkte des VEB Chemische Werke Buna. Der von Siegfried Berthmann entworfene historische Schriftzug ist heute Teil der Sammlungen des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Plaste ist aus dem englischen ‚plastics‘ eingedeutscht, Elaste die Kurzform für Elastomere, die gegenüber der härteren Plaste von gummiähnlicher Konsistenz sind. In den 1936 gegründeten Buna-Werken wurde der 1927 entwickelte Synthetik-Kautschuk gleichen Namens hergestellt. Der seit 1957 produzierte legendäre Plaste-Trabant bestand aus bis zu 100 Lagen von mit Phenolharz durchtränkten Baumwollresten, die aus der Sowjetunion importiert wurden. Vgl. Nils Schiffhauer: Plaste und Elaste aus Schkopau, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2007.

76 — „Drehte er die Knöpfe am Radio, Kunststoffe … Das gesamte Instrumentenbrett, Kunststoffe … Die Autos vom Typ Trabant […] Kunststoffe … […] Die Sesselbezüge, der Fußbodenbelag, der Becher, aus dem er den Kaffee trank, Lias Unterwäsche sicherlich ebenfalls … Man wird verrückt vor allen den Plasten, Bakeliten, Igeliten, Perlons, Kunststoffen …“ – Erik Neutsch: Spur der Steine, Halle (Saale) 1964, S. 386 f.

77 — Vgl. hierzu den Beitrag des Verfassers in dieser Publikation S. 406.

78 — Erich Apel war 1940 nach Peenemünde zur Heeresversuchsstelle dienstverpflichtet worden und bis 1944 Leiter einer Forschungsabteilung und Mitarbeiter Wernher von Brauns. Statt wie von Braun in die USA ging er als Oberingenieur von 1946 bis 1952 in die UdSSR, wurde 1955 Minister für Schwermaschinenbau und im Januar 1963 Leiter der Staatlichen Plankommission. Vgl. Erich Apel/Günter Mittag: Ökonomische Gesetze und neues ökonomisches System, Berlin 1963.

79 — Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Bauer-Friedrich in dieser Publikation S. 400.

80 — Hans Bentzien: Meine Sekretäre und ich, Berlin 1995, S. 217 f. Zum Jugendsender DT64, dessen Name sich von dem großen FDJ-Festival 1964, dem Deutschland-Treffen in Ost-Berlin herleitet, vgl. Andreas Ulrich und Jörg Wagner (Hrsg.): DT-64. Das Buch zum Jugendradio 1964–1993, mit einem Vorwort von Kurt Biedenkopf, Leipzig 1993.

81 — Vgl. dazu die Abbildung Beim Bau neuer Werkhallen im Beitrag des Verfassers in dieser Publikation S. 390.

82 — Vgl. hierzu den Beitrag von Paul Kaiser in dieser Publikation S. 466.

83 — Son-My, 1970, Polyptychon mit Predella, Öl auf Hartfaser, 150 × 207 cm, WVZ Raum/Sitte 1981 G 70/20, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Inv.-Nr. MOI01882.

84 — Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und Freiheit, 1974, Triptychon mit Predella, Öl auf Hartfaser, 408 × 423 cm, WVZ Raum/Sitte 1981 G 74/1, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. 78/02.

85 — U. a. 1965 Mitglied des Zentralvorstands des VBK, 1967 Jurymitglied der VI. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1969 Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1970 Vizepräsident, 1974 Präsident des VBK, 1976 Mitglied der Volkskammer, 1986 Mitglied des ZK der SED.

86 — Schirmer/Sitte 2003, S. 143.

87 — Ebd.

88 — Vgl. Agde 2000 (wie Anm. 70).

89 — Christa Wolf: Erinnerungsbericht, in: Agde 2000 (wie Anm. 70), S. 344–354, hier S. 347, 350 f. In diesem Sammelband ist auch ihre Rede auf dem Plenum abgedruckt, von der die ND-Beilage zum 11. Plenum. Aus der Diskussion vom 19.12.1965, S. A 12, nur Auszüge brachte.

90 — Vor den Bildern sterben die Wörter. Rüdiger Thomas im Gespräch mit Christa und Gerhard Wolf, in: Deutschlandbilder, Ausst.-Kat. Berliner Festspiele im Martin-Gropius-Bau Berlin, hrsg. v. Eckhart Gillen, Köln 1997, S. 572.

91 — „Ich war überrascht und tief enttäuscht über die verpasste Möglichkeit, sich als Kommunist – gepaart mit seiner großen Begabung als Liedermacher und Sänger – für die Ideale unserer marxistisch-leninistischen Weltanschauung einzusetzen und auch unbequeme Fragen zu artikulieren. Biermann, in solcher Weise, wie er in dieser Veranstaltung in Köln in Erscheinung getreten ist, habe ich bis jetzt nicht gekannt. Es ist für mich unbegreiflich, wie man Hand in Hand mit der schärfsten Reaktion Front machen kann gegen ein Land und ein Volk, das man vorgibt zu lieben.“ Willi Sitte im Neuen Deutschland, 20./21.09.1976.

92 — Hannah Arendt hat in ihrem Essay Ideologie und Terror, einer Neufassung des letzten Kapitels ihres Totalitarismus-Buches, in der modernen „totalitären Diktatur“, im Unterschied zu bürgerlichen Diktaturen, die nahtlose Verfugung von Terror und Ideologie gesehen, die keinen Raum mehr lässt für Freiheit, Individualität und Empathie. Vgl. Ingeborg Nordmann: Rückkehr nach Europa?, in: Ausst.-Kat. Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert, Berlin 2020, S. 107 f.

93 — Hannah Arendts Totalitarismustheorie hatte große Wirkung auf die Dissidenten sowohl in der DDR wie auch in Mittel- und Osteuropa. Vgl. Ilko-Sascha Kowalczuk (Hrsg.): Freiheit und Öffentlichkeit. Politischer Samisdat in der DDR 1985–1989, Berlin 2002, darin insbesondere Dorothea Höck: „Sprache, die für Dich dichtet und denkt“. Zum Verhältnis von Propagandasprache und Herrschaft, S. 230–242 sowie Ulrich Stockmann: Macht – Herrschaft – Gewalt. Aspekte der politischen Theorie Hannah Arendts, S. 243–250. Für Václav Havel war die Ideologie der Entwurf, nach dem die totalitären Regime ihre eigene Realität schufen. Sie basierte auf Täuschungen und Lügen: „Die Macht muß fälschen, weil sie in ihren eigenen Lügen gefangen ist. Sie fälscht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Sie fälscht statistische Daten. Sie täuscht vor, daß sie […] die Menschenrechte respektiert. […] Der Mensch muß nicht an alle diese Mystifikationen glauben. Er muß sich aber so benehmen, als ob er an sie glaubt.“ (Václav Havel: Versuch, in der Wahrheit zu leben, Reinbek 1978, S. 18, zit. n. Stefan Auer: Arendt-Lektüre in Osteuropa, in: Ausst.-Kat. Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert, Berlin 2020, S. 88).

94 — Das Bild wurde von Sitte für die Ausstellung Im Geiste Lenins – mit der Sowjetunion in Freundschaft verbunden gemalt, die anlässlich des 100. Geburtstags im April 1970 im Alten Museum in Ost-Berlin eröffnet wurde.

95 — Vor dem 6. Kongreß des Verbandes Bildender Künstler. Lenins Wissenschaft nutzen mit Leidenschaft. Werkstattgespräch mit Prof. Willi Sitte., in: Neues Deutschland, 10.04.1970, S. 4.

96 — Volker Stelzmann: Pietà, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 176 × 117 cm, Ludwig-Stiftung im Russischen Museum, St. Petersburg.

97 — Karl Max Kober: Interview mit Bernhard Heisig am 05.12.1976, Tonband Nr. 27, Archiv der Akademie der Künste Berlin, Nachlass Karl Max Kober.

98 — Lenin begründet hier seine Theorie der Intellektuellen als „Avantgarde des Proletariats“ und den „Demokratischen Zentralismus“. Den Titel entlehnt er dem gleichnamigen Roman von Nikolai G. Tschernyschewski.

99 — Gunnar Decker: Zwischen den Zeiten. Die späten Jahre der DDR, Berlin 2020, S. 162 f.

100 — Zit. n. Gisela Schirmer in: Kunst und Politik, Bd. 18, 2016, S. 114–126, hier S. 119, Anm. 16. Günter Gaus: Zur Person, Berlin 1999, S. 133, 138.

101 — Schirmer 2016 (wie Anm. 100), S. 119.

102 — Vgl. Fritz Cremer: Sich vom Kreuz Lösender, 1978, Lithografie und Bernhard Heisig: Christus verweigert den Gehorsam II, 1986–88, Öl auf Leinwand, 141 × 281 cm, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin.

103 — Gustav Janouch: Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und Erinnerungen, Erstausgabe Frankfurt am Main 1951, hier Düsseldorf 2008, S. 136, zit. n. Michail Ryklin: Kommunismus als Religion. Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution, Frankfurt am Main/Leipzig 2008, S. 37.

104 — Hanno Rauterberg: „An allem war ich schuld“. In der DDR war Willi Sitte ein Bonze. Jetzt bekommt der Maler in Merseburg ein eigenes Museum. Besuch bei einem Unbeugsamen, in: DIE ZEIT, Nr. 9, 23.02.2006, S. 53.

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