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Wenn ich Menschen erlebe, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, Eltern, die den Tod eines Kind hinnehmen mussten, dann bricht für diese Menschen eine Welt zusammen, und es macht zunächst überhaupt keinen Unterschied, ob diese Personen spirituell oder atheistisch sind. Sie alle durchleben dasselbe unvorstellbar große Leid. Doch sobald es um das Thema Trost und Heilung geht, ändert sich das. Der Materialist hat schon in der Schule gelernt, dass alles Leben das Resultat von rein chemischen, biologischen und physikalischen Prozessen ist und dass materialistische Abläufe und Gehirnaktivität unser Sein erklären. Für so jemanden bedeutet der Tod eines geliebten Menschen das Ende. Die Naturwissenschaft sagt ihm im Grunde: »So, das wars. Ende, aus, für immer und ewig! Tot ist tot. Du wirst deinen Angehörigen mit absoluter Sicherheit niemals wiedertreffen.« Was für eine furchtbare Vorstellung das ist, zumal so vieles dafürspricht, dass sie nicht stimmt. Wie traurig muss es für die Hinterbliebenen sein, wenn sie in dieses schwarze leere Nichts blicken. Angesichts der Tatsache, dass die Evolutionstheorie auf dermaßen wackeligen Beinen steht, finde ich es unverantwortlich, anstandslos und unehrlich, diese Theorie als bewiesene Tatsache zu verkaufen. Wir Menschen sind weitaus mehr als unser physischer Körper, und das ist in über 100 Jahren der Forschung auf diesem Gebiet schon vielfach in evidenzbasierten Studien belegt worden. Eines der Hauptziele dieses Buches ist es, die Wissenschaft und die Spiritualität in Einklang zu bringen, denn aus meiner Sicht sind sie keine sich ausschließenden Disziplinen, sondern gleichwertige und sich ergänzende Aspekte der Realität.

2.1 Wahrnehmung und Wirklichkeit

»Das Nicht-Wahrnehmen von etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz.«

Dalai Lama

Dieses Zitat seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, politisches und geistiges Oberhaupt der Tibeter, zeigt einfach formuliert und logisch nachvollziehbar, dass unsere Welt mehr zu bieten hat, als das, was wir wahrnehmen können. Das Wundervolle an diesem Satz ist, dass man ihn mit trivialen Beispielen aus unserem Alltag auf einfache Weise nachvollziehen und schließlich auf sogenannte übersinnliche Phänomene übertragen kann. Wenn ich meinen Studierenden im Rahmen ihres Informatikstudiums die ersten Schritte in der Programmierung beibringen möchte, zeige ich gern kleine Einstiegsprojekte für den Arduino-Microcontroller*. Im Folgenden möchte ich die Aussage des Dalai Lama mit einem praktischen Beispiel untermauern, bevor wir einen Blick auf den tieferen Sinn dahinter werfen: Angenommen ein Wissenschaftler konstruiert sich eine kleine Wetterstation mit einem solchen Microcontroller, einem Temperatursensor und einer digitalen Anzeige. Das System wird so zusammengesteckt und programmiert, dass die gemessene Spannung am Temperatursensor in die passende Temperatur umgerechnet und auf dem Display angezeigt wird. In der für dieses Szenario konstruierten Welt eines klassischen Naturwissenschaftlers wäre in diesem Experiment nur Platz für das, was man wiederholbar auch objektiv messen kann. Demnach wäre in der Realität dieses Wissenschaftlers mit der kleinen Wetterstation lediglich die Temperatur ein real existierender Wert. Wenn jetzt jemand kritisch bemerken würde, es gäbe doch auch noch den Luftdruck, und die Wetterstation könne somit nur einen Teil der Wirklichkeit erfassen, so müsste man dieser Kritik zweifelsfrei zustimmen. Wenn kein Luftdrucksensor verbaut ist, kann dieser auch nicht gemessen werden. Nichtsdestotrotz existiert der Luftdruck. Nun ist uns allen zwar die Existenz des Luftdrucks bekannt, aber dass es durchaus auch uns unbekannte Parameter geben kann, können wir nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil bin ich sogar davon überzeugt, dass unsere Welt viel mehr enthält, als wir oder unsere Technik wahrnehmen können. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant vertritt eine ganz ähnliche Ansicht. Als Begründer der modernen Philosophie beschreibt er mit seiner Kritik der reinen Vernunft8, dass wir die Wirklichkeit, wie sie wirklich ist, niemals erkennen können. Unsere Wirklichkeit ist das Produkt unserer subjektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit. Dessen sollten wir uns bewusst sein, und es betrifft ja nicht immer nur geistige Aspekte. Man kann es schon an den einfachsten Dingen in unserer alltäglichen Welt nachvollziehen. Ein Hund nimmt die Welt mit seinem ausgeprägten Geruchssinn ganz anders wahr als wir. Eine Biene sieht die Welt in ultraviolettem Licht. Eine Fledermaus nimmt die Welt durch das Senden und Empfangen von Ultraschall wahr. Mit einem Menschen, einem Hund, einer Biene und einer Fledermaus haben wir nun bereits vier verschiedene Wahrnehmungen von Realität. Welche entspricht der wahren Wirklichkeit? Ich denke, wir kommen der Wirklichkeit näher, wenn wir alle Wahrnehmungen aufsummieren, doch sollten wir stets akzeptieren, dass wir niemals wissen können, welche Sinne und Wahrnehmungen im Universum überhaupt möglich sind.

Kaum jemand hat es so gut verstanden, wie der renommierte Quantenphysiker, frühere Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München und Friedensforscher Hans-Peter Dürr, das spirituelle Urwissen der Menschheit mit den modernen Erkenntnissen der Physik in Einklang zu bringen. Als Träger des Right Livelihood Awards (»alternativer Friedensnobelpreis«) und langjähriger Wegbegleiter des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg darf man ihn als einen Brückenbauer zwischen den Weltbildern bezeichnen. Das folgende Zitat von ihm betont gezielt die Limitation der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse:

»Es ist grob unzulässig und falsch, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit mit der Wirklichkeit schlechthin gleichzusetzen. Genau dies passiert jedoch, wenn wir wissenschaftliche Erkenntnis als allumfassend betrachten.«9

Auch der in Deutschland geborene, international renommierte Arzt und Philosoph Karl Jaspers teilt diese Ansicht:

»Das Unheil menschlicher Existenz beginnt, wenn das wissenschaftlich Gewusste für das Sein selbst gehalten wird und wenn alles, was nicht wissenschaftlich wissbar ist, als nicht existent gilt.« 10

Mit dem Dalai Lama, Immanuel Kant, Hans-Peter Dürr und Karl Jaspers kommen ein Buddhist, ein Philosoph, ein Quantenphysiker und ein Arzt letztendlich übereinstimmend zur selben Auffassung. Sie machen ganz gezielt darauf aufmerksam, dass wir uns auf dem Weg zur Erkenntnis, wer wir eigentlich sind und woher wir kommen, nicht allein auf unsere oberflächliche grobstoffliche Wahrnehmung verlassen dürfen. Mit anderen Worten bestimmt offensichtlich unsere Wahrnehmung unsere Realität, und unsere Wahrnehmung erfolgt über unsere Sinne. Doch unsere Wahrnehmung ist bei Weitem nicht auf das Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten, den Gleichgewichtssinn, Temperatursinn und die Körperempfindung zu reduzieren, denn wir Menschen sind sensitiv und medial zu weit mehr fähig. Wir sollten die Vorstellung zulassen, dass es Menschen gibt, die gewisse Sensoren besitzen, mit denen sogenannte parapsychologische Phänomene (Psi) über die Hellsinne (siehe Kapitel 7.1.: EREAMS-Studie zur Wirksamkeit und Authentizität von Botschaften aus der Geistigen Welt ➛Seite 325) erfasst werden können. Wissenschaftliche Forschungen, die über den Tellerrand der materialistischen Naturwissenschaft hinausblicken, werden zumeist als Pseudo- oder Psi-Wissenschaften und somit als angeblich nicht verifizierbar eingestuft. Darunter versteht man unter anderem die Erforschung von telepathischen Fähigkeiten, der Hellsinne, von Nahtoderfahrungen und Seelenkontakten. Doch diese Begrifflichkeiten finden in der akademischen Welt aktuell keinen Platz und werden à priori von glaubenstreuen Materialisten abgelehnt, obwohl die Erkenntnisse dazu nach den üblichen wissenschaftlichen Maßstäben erhoben wurden. Für mich als freien Forscher ist dieses Verhalten nicht nachvollziehbar, denn die meisten von ihnen, die mit ihrer öffentlichen Kritik oftmals an Polemik kaum zu überbieten sind, haben sich nicht die Mühe gemacht, sich inhaltlich mit diesen Studien ernsthaft auseinanderzusetzen. Diese Ansicht teilt auch der amerikanische Neurochirurg Dr. Eben Alexander, von dessen Nahtoderfahrung ich noch in Kapitel 2.4.1 (Unsere Gesellschaft ist der Wissenschaft einen Schritt voraus ➛Seite 79) genauer berichten werde. Er erzählt von sich selbst, bevor er seine Nahtoderfahrung erlebte:

»Ebenso wie viele andere wissenschaftliche Skeptiker weigerte ich mich sogar, mir die Daten genauer anzuschauen, die für Fragen zu diesen (übersinnlichen) Phänomenen relevant waren. Ich fällte vorschnelle Urteile über diese Daten und diejenigen, die sie zur Verfügung stellten, weil meine eingeschränkte Sichtweise es mir nicht erlaubte, mir auch nur eine vage Vorstellung davon zu machen, wie solche Dinge tatsächlich geschehen können.«11

Kein halbwegs intelligenter Mensch würde es wagen, eine Publikation zu schwarzen Löchern im Zentrum von Scheibengalaxien zu kritisieren, wenn er davon keine Ahnung hat. Doch bei dem Thema Psi fühlt sich anscheinend jeder materialistische Naturwissenschaftler ohne den Hauch einer Ahnung von diesen Themen dazu berufen, alle Erkenntnisse dazu zu diffamieren. Wenn gewisse Menschen keine eigenen spirituellen Erfahrungen durchlebt und auch sonst keine Ahnung von diesem Thema haben, steht ihnen das Kritisieren schlichtweg nicht zu. Mit ihrem Verhalten missbrauchen sie die allgemeingültige Auffassung von wahrer Wissenschaft, die sie nur für sich allein in ihrer starr eingegrenzten Welt des Materialismus beanspruchen. Diese Überheblichkeit spiegelt sich auch in einer Aussage des Physikers und Philosophen Dr. Lars Jaeger in seinem Buch Wissenschaft und Spiritualität wider:

»Zumeist sind die Vertreter dieser These (einer höheren Intelligenz zur Entstehung des Lebens) nicht bereit, sich den kritischen Methoden und Reflexionen der Wissenschaften zu stellen.« 12

Ganz im Gegenteil sind diese Vertreter sehr wohl dazu bereit. Ihre Studien und Argumente sind frei zugänglich und können öffentlich diskutiert werden. Doch dazu kommt es in der Regel nicht. Kaum ein Wissenschaftler macht sich die Arbeit, diese Erkenntnisse ernsthaft zu lesen oder nachzuvollziehen. Ohne jegliche Gegenargumente werden diese Themen in der Regel ohne inhaltliche Auseinandersetzung als Spinnerei oder Kreationismus abgetan. Ich würde mich sehr freuen, wenn die klassischen Wissenschaftler endlich damit begönnen, die Psi-Studien einer kritischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu unterziehen, statt unentwegt herablassend darüber zu meckern. Aber weil es von vornherein als absurd betrachtet wird, geschieht das leider nicht. Daher halte ich es für keine richtige Einschätzung, den Psi-Wissenschaftlern den Vorwurf zu machen, sie würden sich einer wissenschaftlichen Diskussion nicht stellen. Genau genomen sind es die materialistischen Wissenschaftler, die dies ganz offenkundig nicht zulassen. Als wahrhafter Wissenschaftler sollte man stets mit guten Argumenten arbeiten und nicht voreilig und polemisch urteilen. Aber selbst die für diese Psi-Themen aufgeschlossenen Wissenschaftler trauen sich häufig nicht, sich vollständig von den Fesseln des Materialismus zu lösen. So kann auch Dr. Reto Eberhard Rast, Arzt und Präsident der SWISS IANDS (Schweizerische Gesellschaft für Nahtodstudien), die ihm auferlegten naturwissenschaftlichen Grenzen wohl auch zu seinem eigenen Schutz, wie seine folgende Äußerung zeigt, offensichtlich nicht überwinden:

»Die Verifizierung der spirituellen Erfahrungen in einem Jenseits entziehen sich naturgemäß der Überprüfung, da diese Welt eben jenseitig, also jenseits unserer Sinne sein muss.« 13

Ich halte dies für eine Fehleinschätzung, insbesondere die Verwendung des Wortes naturgemäß macht hier deutlich, dass es in den Köpfen vieler Wissenschaftler eine bereits vorgefertigte Definition von dem gibt, was sie als natürlich empfinden! Wir besitzen definitiv mehr als unsere materialistisch geprägten Sinne. Insbesondere hochsensitive und medial begabte Menschen haben einen Zugang zu diesen subtilen Wahrnehmungen. Grundsätzlich besitzt aber jeder von uns diese Sensorik. Wir sollten akzeptieren, dass es für einige Menschen absolut natürlich ist, die Welt über die Hellsinne wahrzunehmen. Wir müssen den Wissenschaftsbegriff erweitern und nicht nur mit einer materialistisch geprägten Methodik forschen. Die Ansicht, dass nur das, was materialistisch nachweisbar ist, real sei, vermittelt ein sehr beschränktes Verständnis von Realität.

Dass hier etwas mit dem Gros unserer Wissenschaftler nicht in Ordnung ist, hat auch schon der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Thomas Kuhn geäußert. Er ist der Auffassung, dass sich herkömmliche Wissenschaftler wie mit Scheuklappen in ihrer Forschungsaktivität nur auf bereits bestehende Erkenntnisse und Theorien stützen, damit ihre Ergebnisse ja keine Lawinen lostreten und schön in das allseits anerkannte materialistische Paradigma passen.14 Ich bin hier absolut der gleichen Auffassung wie der niederländische Kardiologe und Nahtodforscher Pim van Lommel, dass gerade die unerklärlichen Phänomene, die nicht mit den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen erklärbar sind, das größte Entfaltungspotenzial für neues Wissen darstellen.15 Würde man die unerklärlichen Beobachtungen pauschal als falsch, manipuliert oder gar irre bezeichnen, so wäre uns die Welt der Quantenmechanik verschlossen geblieben. Wenn man die Prozesse betrachtet, die bei der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit (Paper) durchlaufen werden, so offenbaren sich enorme Schwächen im System. In der Regel muss sich ein Paper einem sogenannten peer review stellen, das bedeutet, dass ein kleines Komitee von Wissenschaftlern aus dem jeweiligen Fachgebiet die eingereichte Arbeit begutachtet. Was denkst du, welche Inhalte diese Wissenschaftler wohl akzeptieren und für gut erklären werden? Es werden ausschließlich Paper gefördert, die ins Paradigma passen. Dieses System fördert ausschließlich Wissenschaftler, die in die Fußstapfen ihrer Gutachter treten. Querdenker werden chancenlos ausgemerzt, doch genau diese Revolutionäre, die an den Grenzen der Wissenschaft forschen, besitzen das größte Potenzial für neues Wissen. Dieses Gutachtersystem fördert keinen Fortschritt, sondern untermauert nur bestehendes Wissen. Prof. Dr. Eckhard Kruse bestätigt in seinem Buch Der Geist in der Materie diese Einschätzung:

»Egal ob es um Fördergelder oder um wissenschaftliche Veröffentlichungen geht, immer gibt es Begutachtungen durch einen kleinen Kollegenkreis derselben Fachrichtung. Was den Kollegen nicht gefällt, wird herausgesiebt. Es ist ein Prinzip, das Meinungsgleichheit fördert, Querdenken unterdrückt und obendrein die Gefahr von Vetternwirtschaft birgt.« 16

Die materialistische Weltsicht ist in unserer Gesellschaft der Status quo und gilt gemeinhin als kompromisslos akzeptiert, offensichtlich weil sie uns schon von Kindesbeinen an in der Schule alternativlos eingeimpft wird. Ich frage mich, warum und mit welchem Recht wir dogmatisch in einem materialistischen Weltbild verharren? Psi-Wissenschaften lassen sich übrigens sehr wohl verifizieren. So konnten wir in unserer EREAMS-Studie wissenschaftliche Evidenz durch objektive Überprüfung von Beweisen erzielen. Nichtsdestotrotz halte ich persönliche Erfahrungen und Erlebnisberichte ebenfalls für legitime wissenschaftliche Erkenntnisquellen. Der Schweizer Jenseitsforscher Franz Dschulnigg bezeichnet die Nahtoderlebnisse der von ihm befragten Menschen als Reisen und ihre Erzählungen dazu treffenderweise als Reiseberichte.17 Warum sollten wir den vielen Reiseberichten der Menschen mit Nahtoderfahrungen keinen Glauben schenken? Jede wissenschaftliche Methodik sollte neben einer objektiven auch eine subjektive Verifikation zulassen, nur so erhalten wir ein ganzheitliches Abbild unserer Wirklichkeit. Der Mensch ist ein subjektives Wesen. Wenn ich ihn erforschen möchte, darf ich die Subjektivität nicht verbannen. Der deutsche Philosoph und Psychologie-Pionier Prof. Dr. Johann Friedrich Herbart (1776–1841) hat bereits sehr richtig erkannt, »dass es sich aus guten Gründen lohnt, über den Menschen anders nachzudenken als auf der Grundlage von Messungen«18 .

Insbesondere bei der Erforschung der Essenz des menschlichen Seins, der Entstehung von Leben, Bewusstsein und Liebe sowie der Frage nach der Unendlichkeit der Seele und einem Leben vor der Geburt bzw. nach dem physischen Tod erreichen naturwissenschaftliche Erkenntnisse schnell ihre Grenzen. Diese Begrenztheit führt fatalerweise zu der allseits anerkannten Fehldeutung, dass dies alles ja gar nicht existiere. Der britische Biologe, Biochemiker, Philosoph und Bestsellerautor Rupert Sheldrake beschreibt die heutige Naturwissenschaft und ihre Betrachtung von Bewusstsein sehr treffend und zugleich vorwurfsvoll:

»Heutige Naturwissenschaft ruht auf der Annahme, Realität sei grundsätzlich materieller oder physikalischer Natur. Es gibt materielle Wirklichkeit und sonst nichts. Bewusstsein ist ein Nebenprodukt der physischen Gehirntätigkeit. Materie ist ohne Bewusstsein. Der Evolution liegt kein Plan zugrunde. Gott existiert nur als Idee im Menschengeist, das heißt in menschlichen Köpfen.« 19

2.2 Es gibt mehr als Materialismus und Kreationismus

Auf der Titelseite seines Buches Gotteswahn zitiert der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Richard Dawkins sich selbst mit den Worten: »Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen.«20 Er stellt sich außerdem unterstützend auf die Seite Eric Rothschilds, dem Chefanwalt der Kläger im Prozess Kitzmiller versus Dover Area School District aus dem Jahre 2005, in dem es darum geht, ob Intelligent Design als alternative Evolutionstheorie in Schulen betrachtet werden darf. Intelligent Design ist ein Begriff, den erstmals der Biochemiker Prof. Dr. Michael J. Behe in seinem Buch Darwins Black Box verwendet hat. Er hat dabei viele schlüssige Argumente liefern können, dass gewisse Strukturen und Abläufe in der biologischen Evolution unmöglich hätten ohne intelligente Planung umgesetzt werden können.21 Seine Argumentation ist rein wissenschaftlich und tief fundiert, unverständlicherweise wird ihm und vielen anderen Befürwortern völlig haltlos Kreationismus vorgeworfen. Wer sich jedoch tatsächlich mit Intelligent Design auseinandergesetzt hat, weiß genau, dass Kreationismus und Intelligent Design nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun haben müssen. In Kapitel 4: Ursprung und Evolution des Lebens (➛Seite 103) werde ich auf die Themen Evolution und Intelligent Design noch detailliert eingehen. Rothschild lobte die ehrenhaften materialistischen Wissenschaftler, die mit größtem Einsatz Mittel und Wege finden, schwere Erkrankungen zu behandeln und zu heilen, und dass sie sich im Verborgenen abmühen, ohne Tantiemen und Vortragshonorare dafür zu bekommen. Er warf hingegen den Menschen, die sich mit Spiritualität, Gott oder Geistigen Welten auseinandersetzen, vor, sie täten nichts, was die wissenschaftlichen oder medizinischen Kenntnisse voranbrächte. Außerdem würden sie ein schlechtes Vorbild für zukünftige Wissenschaftlergenerationen sein, weil sie zu faul seien, richtige Forschungsarbeit zu leisten, und jedwede Wissenslücke begrüßten, um sie mit Gott zu begründen.22 Diese Lobpreisung für die in seinen Augen ehrenhaften Wissenschaftler möchte ich nun ein wenig relativieren, denn viele dieser hier gelobten Wissenschaftler agieren meist nicht aus reiner Nächstenliebe oder aus purer Leidenschaft (die mag es hier und da auch geben), sondern haben in erster Linie ihre eigene Karriere und Reputation im Blick. Ich bin auch sehr dankbar für die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolge dieser Menschen, von denen wir alle profitieren. Diese Wissenschaftler leisten unglaublich tolle Arbeit, ihnen gebührt unser aller Anerkennung. Aber wer schon einmal erlebt hat, wie sich erwachsene Wissenschaftler darüber streiten, wessen Name in welcher Reihenfolge auf der Veröffentlichung zu stehen hat, der weiß auch, dass das eigene Ego dabei eine sehr große Rolle spielt. Ein Wissenschaftler, der hingegen Psi-Phänomene oder Spiritualität erforscht, wird dies niemals für sein Ego oder seine Reputation tun. Die meisten dieser Wissenschaftler laufen vielmehr Gefahr, ihre Reputation, Karriere und Arbeitsstelle wegen dieser Art von Wissenschaft zu verlieren (siehe Kapitel 2.3.: Freiheit in der Forschung ➛Seite 72). Die gesamte Forschung auf diesem Gebiet geschieht in der Regel freiwillig, ohne Bezahlung und ohne jegliche Anerkennung in der Öffentlichkeit. Meist werden die Forscher für ihre Arbeit sogar noch belächelt oder beschimpft, dabei ist die Qualität des Studiendesigns im Bereich der Parapsychologie erwiesenermaßen besonders hoch. Dies ist wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass man schon im Vorfeld weiß, wie übertrieben penibel auf Unstimmigkeiten geachtet und wie scharf in diesem Randbereich der Forschung kritisiert wird. Ein Qualitätskriterium ist z. B. der Einsatz von Doppelblindstudien. Dabei geht es darum, den Experimentatoreffekt zu vermeiden, denn es kann passieren, dass die eigenen Erwartungen und Überzeugungen die Studie beeinflussen. Doppelblindstudien sind das Werkzeug dafür, um dies zu vermeiden. In der klinischen Forschung ist dieses Studiendesign weitverbreitet. Dabei wissen weder der Experimentator noch der Teilnehmer, wer welche Behandlung bekommt. Zunehmend finden in der Parapsychologie sogar Dreifachblindversuche statt, bei denen selbst Versuchsleiter und Auswerter nicht wissen, welches Ergebnis zu erwarten oder zu befürchten ist.23 Rupert Sheldrake hat in einer Studie über zwei Jahre hinweg Publikationen in über 1500 führenden wissenschaftlichen Zeitschriften auf die Verwendung von solchen Blindverfahren hin untersucht.24 2004 haben Caroline Watt und Marleen Nagtegaal diese Studie wiederholt.25 Tabelle 2-1 zeigt die eindeutigen Ergebnisse dieser beiden unabhängig voneinander erhobenen Untersuchungen. Der Anteil der wissenschaftlichen Studien mit einem Blindmethodik-Design ist in der Parapsychologie mit 85,2 Prozent bzw. mit 79,1 Prozent im Vergleich zu den anderen Fachgebieten mit deutlichem Abstand am größten.


Tabelle 2-1: Anteil von Blindmethodik-Design in wissenschaftlichen Studien der verschiedenen Fachrichtungen nach Rupert Sheldrake26
Fachrichtung Sheldrake Watt/Nagtegaal
Physik 0,0% 0,5%
Biologie 0,8% 02,4%
Psychologie 7,0% 22,5%
Medizin 24,2% 36,8%
Parapsychologie 85,2% 79,1%

Ich halte die von Dawkins und Rothschild getroffene Unterteilung zwischen den braven und guten Wissenschaftlern auf der einen Seite und allen anderen, die zwangsläufig verblendete Kreationisten sein müssen, für nicht angemessen. Ich möchte hier definitiv keine Lanze für die Kreationisten brechen. Ich halte es nämlich für gefährlich, wenn man ausgehend von einer religiösen Gesinnung nach passenden Argumenten sucht. Und wenn Dawkins mehrfach schreibt, dass sich Kreationisten die wissenschaftliche Welt und Wissenslücken so zurechtbiegen, dass es zu ihrem Gottesbild passt, so hat er damit nicht immer unrecht. Andererseits muss die Frage erlaubt sein, ob materialistische Wissenschaftler nicht irgendwo dasselbe tun, nur dass sie statt von Gott von einem materialistischen Weltbild geleitet werden. Ich denke, es gibt hier weitere Kategorien von Wissenschaftlern, die fernab von Materialismus und Kreationismus seriöse, ausgezeichnete Arbeit leisten, doch finden diese ganzheitlichen freien Wissenschaftler im Dawkins-Universum keinen Platz. Möglicherweise erscheint es ihm zu gefährlich für sein eigenes Weltbild, solche Wissenschaftler in Erscheinung treten zu lassen, also schafft er sich diese eingeschränkte Zwei-Kategorien-Welt. Viele dieser Wissenschaftler, deren Antriebsfeder nicht der Kreationismus, sondern der wissenschaftliche Wunsch nach Erkenntnis ist, haben ihrerseits wertvolle wissenschaftliche Fragen gestellt, die der Materialismus weniger gut beantworten kann, als es andere Theorien können. Dawkins unterschätzt meiner Ansicht nach die Tatsache, dass er sich hier ausgewiesenen Wissenschaftlern gegenüber sieht, die alles andere als faul sind. Sie sind mutig genug, auch die Dinge zu hinterfragen, die die Materialisten ganz selbstverständlich längst als bewiesen ansehen (z. B. die in der synthetischen Evolutionstheorie formulierte Makroevolution zur Entstehung der Arten). Er macht sich zudem darüber lustig, dass es Wissenschaftler (in seinen Augen Kreationisten) gibt, die aufgrund enormer Unwahrscheinlichkeiten gewisse Dinge infrage stellen (z. B. die Entstehung von Leben aus toter Materie). Wenn nachvollziehbare Wahrscheinlichkeiten keinen Einfluss mehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse haben dürfen, ja was dann? Ein großer Teil wissenschaftlicher Erkenntnisse wird durch das Aufstellen und Falsifizieren von Hypothesen gewonnen. Diese Hypothesentests funktionieren nur deshalb, weil man sich an Wahrscheinlichkeiten orientiert. Die komplette wissenschaftliche statistische Bewertung zur Bestimmung von Signifikanz beruht auf Wahrscheinlichkeitsprinzipien. Solange die Wahrscheinlichkeiten sein materialistisches Weltbild stützen, ist offensichtlich alles okay. Sobald die Wahrscheinlichkeiten dagegensprechen, sind sie für ihn augenscheinlich ein bedeutungsloses Werkzeug der Kreationisten ohne Aussagekraft, denn seiner Meinung nach lösen sich große Unwahrscheinlichkeiten durch lange Zeitspannen und das Aufteilen in viele kleine Einzelschritte wieder vollkommen auf. Dazu formuliert er seine Parabel mit dem Unwahrscheinlichkeitsgebirge, das man nicht wie die Kreationisten über den Steilhang erklimmen darf, sondern von der anderen Seite mit einem langen und flachen Anstieg.27 Ein langer flacher Anstieg nützt aber nichts, wenn er länger sein müsste, als das Universum groß ist. Außerdem gibt es auf diesem Weg unüberwindbar tiefe Schluchten, doch darüber schaut er anscheinend hinweg. Ich habe den Eindruck, dass es keine Rolle spielt, ob wir es mit Kreationisten oder Materialisten zu tun haben. Frei nach Pippi Langstrumpf machen sie sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Dawkins zitiert in seinem Buch den Genetiker Jerry Coyne, der folgende Aussage über die Naturwissenschaft und Gott machte: »Wenn die Geschichte der Naturwissenschaft uns etwas lehrt, dann dieses: Unser Unwissen ›Gott‹ zu nennen, führt nirgendwo hin.«28 Ich denke, dass ein wahrer Wissenschaftler auch nicht auf die Idee käme, unser Unwissen Gott zu nennen, aber er würde die Option, dass es höhere Ebenen der Realität gibt, die man vielleicht auch Gott nennen könnte, niemals vom Gabentisch aller möglichen Erklärungen verbannen. Dies aufgrund eines materialistischen Weltbilds von vornherein zu tun, halte ich für grob unwissenschaftlich. Meiner Ansicht nach fehlt es Dawkins, Rothschild und Coyne an einer ganzheitlichen Betrachtung. Typischerweise verankern die drei Herren alle medizinisch wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wohl des Menschen ausnahmslos in einer materialistisch geprägten Welt. Offensichtlich betrachten sie auch alle Erkrankungen als materialistisch behandelbar, weil die Ursachen (wie auch sonst) nur materialistisch sein können. Doch auf unserer Welt gibt es so viel Leid, das nichts mit dem Körper und der Materie, aus der wir bestehen, zu tun hat. Wie viele Menschen gibt es auf Erden, die in unendlicher Trauer leiden, weil sie geliebte Menschen verloren haben? Im Gegensatz zu einer Krankheit wird früher oder später jeder einzelne Mensch auf dieser Welt ausnahmslos damit konfrontiert, entweder durch das eigene Sterben oder den Verlust geliebter Angehöriger und Freunde. Deswegen sollte diese Thematik meiner Ansicht nach eine der wichtigsten Fragen unserer Forschung sein, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wie kann die Schulmedizin bei der Trauer helfen? Sie hat diesbezüglich nur ein sehr eingeschränktes Potenzial. Es ist aus meiner Sicht vergleichbar mit einer symptomatischen Behandlung bei Krankheiten, deren Ursache man nicht kennt. Trauerbewältigungsstrategien, eine professionelle Trauerbegleitung und Psychopharmaka sind sicherlich eine gute Unterstützung und können den Betroffenen helfen, ins Leben zurückzufinden. Aber Trost und Heilung wird man damit niemals geben können. Wie viel Leid könnte man heilen, wenn die Wissenschaftler, die übersinnliche Phänomene und Erfahrungen mit der Geistigen Welt auf seriös methodische Art untersuchten, signifikant positive Erkenntnisse und Evidenz für diesen Bereich herausfänden (was ja schon vielfach geschehen ist)? Diese Art der Arbeit ist keine Faulheit, sondern mindestens genauso mühsam und ehrenhaft, wie die Arbeit der materialistisch geprägten Wissenschaftler. In unserer EREAMS-Studie zeigte sich, dass über 96 Prozent der 243 befragten Klienten ihren Jenseitskontakt bei einem renommierten Medium als tröstlich empfanden. Dieses Maß an Tröstlichkeit kann man weder mit einer Tablette noch mit Gesprächen über das Akzeptieren und Loslassen in der Trauerbewältigung bei einem Psychotherapeuten erreichen. Es stellt sich die Frage, was so ein Medium den Trauernden erzählt hat, dass dieser unglaublich positive Effekt erzielt werden konnte. Ein paar nette Worte, Aufmunterungen und Zuspruch allein können nicht ausreichend gewesen sein. Wer einmal Eltern begegnet ist, die ihr Kind verloren haben, weiß, dass es im Grunde nichts auf der Welt gibt, wirklich rein gar nichts, was die Eltern trösten könnte. Das Einzige, was sich diese Menschen wünschen, ist, ihr Kind wieder in den Armen zu halten. Und diese leidenden Menschen werden ja nicht auf einmal dumm und naiv und glauben jede dahergesagte Trostfloskel, wie z. B.: »Euer Kind ist immer bei euch und liebt euch.«

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