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2.4.2 European Values Study 2017

Die European Values Study (EVS) ist eine transnationale empirische Langzeitstudie über die Vorstellungen der Europäer zu Familie, Arbeit, Religion, Politik und Gesellschaft. Die Umfragen werden seit 1981 alle neun Jahre in sogenannten Wellen neu erhoben. 2017 wurde die fünfte Welle abgeschlossen und veröffentlicht, in Summe wurden über 70 000 Menschen in Europa interviewt.45 Vor diesem Hintergrund darf man sicherlich von einer repräsentativen Stichprobe sprechen. Ich habe die Daten zu den religiösen und spirituellen Ansichten für Deutschland (D), Österreich (AT), die Schweiz (CH) und Europa gesamt (EUR) unter die Lupe genommen. Dass in einer modernen, vorwiegend materialistisch orientierten europäischen Gesellschaft drei Viertel aller Menschen an Gott und mehr als die Hälfte an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, hat mich ehrlich gesagt sehr überrascht. Interessant ist auch die Erkenntnis, dass die Deutschen bei diesen Fragen deutlich zurückhaltender sind als die Österreicher, die Schweizer und die Europäer insgesamt (11 bis 14 Prozentpunkte, siehe Tabelle 2-2).

Tabelle 2-2: EVS 2017 – Glaubensfragen


Eine 2008 vom SPIEGEL in Auftrag gegebene Umfrage zeigt ein sehr ähnliches Resultat. Demnach glauben 52 Prozent der Deutschen an die Unsterblichkeit der Seele.46 Der Glaube an die Wiedergeburt, dass wir also schon vor diesem physischen Leben gelebt haben und durch immer neue Reinkarnationenszyklen die Erde betreten, war etwas, das ich eigentlich nur höchst spirituellen Menschen zugetraut hätte. Doch der Anteil der Menschen in Deutschland, die daran glauben, liegt bei 24,8 Prozent. Das sind bei 83 Millionen Einwohnern (Schätzung des statistischen Bundesamtes vom Januar 2019), über 20 Millionen Menschen allein in Deutschland, die an Reinkarnation glauben. Wenn wir diese Berechnung auf Europa mit einer Gesamtbevölkerungszahl von 746 Millionen (Schätzung der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung 2018) bei einer Quote von 26,7 Prozent übertragen, so leben in Europa fast 200 Millionen Menschen, die an eine Wiedergeburt glauben.

Tabelle 2-3: EVS 2017 – Was entspricht am ehesten deinem Glauben?


Tabelle 2-3 fasst zusammen, welcher Glaubenssatz am ehesten für die Befragten zutraf. Beim Vergleich der Daten aus Tabelle 2-2 zur Frage Glaube an Gott mit den Ergebnissen aus Tabelle 2-3 wird deutlich, dass für die meisten Menschen bei diesem Punkt der Begriff Gott einen übergreifenden Charakter besitzen muss. So ist nicht nur der Glaube an einen persönlichen, biblischen Gott gemeint, sondern auch der Glaube an eine Geistige Welt. Beim Thema Geistige Welt gibt es in Europa übrigens eine große Diversität. In den meisten westeuropäischen Ländern liegt der Prozentwert beim Glauben an eine Geistige Welt zwischen 29,2 Prozent (Spanien) und 59,8 Prozent (Schweiz), wohingegen in den osteuropäischen Ländern enorme Schwankungen zu erkennen sind. So glauben z. B. in Armenien lediglich 1,3 Prozent und in Georgien 5,6 Prozent der Bevölkerung an eine Geistige Welt. Die Schweiz ist beim Thema Geistige Welt Spitzenreiter in dieser Studie. In der Schweiz gibt es eine lange Tradition der Spiritualität, viele der weltweit renommiertesten Medien und spirituellen Lehrer stammen aus der Schweiz oder leben dort (z. B. Pascal Voggenhuber, Andy Schwab, Kim-Anne Jannes u. v. m.). Dort findet dieses Thema auch durch renommierte Organisationen wie den Baseler Psi-Verein in der Bevölkerung bereits eine breite Akzeptanz. Ich bin mir sicher, dass sich diese Akzeptanz weiter erhöhen und in den nächsten Generationen durchsetzen wird. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen sollte man sich nicht länger davor fürchten, diese Themen auch in der Öffentlichkeit frei zu diskutieren. Der Paradigmenwechsel hin zu einer Welt, in der auch die Spiritualität Einzug halten darf und mitunter eine Selbstverständlichkeit ist, ist nicht länger von der Hand zu weisen.

1 * Kleinstcomputer, meist für den Einsatz in eingebetteten Systemen (z. B. in programmierbaren Kaffeemaschinen oder in Steuergeräten für das Auto).

2 * https://thanatos.tv/

3 * Veden = altindische heilige Sanskrit-Schriften aus der Tradition des Hinduismus

3 Materie

» Wenn wir die Galaxien der Sternenwelt zählen oder die Existenz von Elementarteilchen beweisen, so sind das wahrscheinlich keine Gottesbeweise. Aber als Forscher bin ich tief beeindruckt durch die Ordnung und die Schönheit, die ich im Kosmos finde, sowie im Inneren der materiellen Dinge. Und als Beobachter der Natur kann ich den Gedanken nicht zurückweisen, dass hier eine höhere Ordnung der Dinge im Voraus existiert. Die Vorstellung, dass dies alles das Ergebnis eines Zufalls oder bloß statistischer Vielfalt sei, das ist für mich vollkommen unannehmbar. Es ist hier eine Intelligenz auf einer höheren Ebene vorgegeben, jenseits der Existenz des Universums selbst.« 1

Carlo Rubbia, Nobelpreis für Physik 1984

In Kapitel 1: Und plötzlich war alles anders (➛Seite 17) habe ich dir von Jomas Unfalltod erzählt, was mich auf so unglaubliche Weise berührt und verändert hat. Seit diesem tragischen Ereignis begleitet mich der folgende Gedanke. All die Liebe, die dieses Mädchen mit ihren Eltern verband, ihr Lächeln, ihre Lebensfreude und alles, was sie ausmachte, kann doch jetzt nicht einfach verschwunden sein. Mir wurde schlagartig klar, dass die Materie, aus der unser Körper besteht, das alles niemals beherbergen kann. Ich bin nicht der erste Mensch, der sich diese Art von Gedanken macht. Rupert Sheldrake nennt es einen seit Jahrhunderten andauernden Streit über das Seele-Körper- oder Geist-Gehirn-Problem. Während es für die Materialisten nichts als Materie und somit kein Bewusstsein gibt, betrachten die mechanistischen Dualisten nur den Körper als unbewusste, unbelebte und niedere Materie, und losgelöst davon existiert für sie der ewige immaterielle bewusste Geist.2 Um der Sache auf den Grund zu gehen, begann ich danach zu recherchieren, was Materie eigentlich ist und ab wann Materie lebendig wird und ob ein Bewusstsein mit Gefühlen wie Liebe, Freude und Trauer daraus entstehen kann. Vielleicht ist aber auch schon die Frage danach, wie Bewusstsein in Materie entstehen könnte, grundlegend falsch; denn womöglich existiert das Bewusstsein außerhalb der uns bekannten Raumzeit-Dimension, und es war schon immer da und geht nur zeitweise eine körperliche Verbindung im Rahmen von Inkarnationen ein. 2005 wurden in einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift Science der American Association for the Advancement of Science die 125 wichtigsten von der Wissenschaft noch unbeantworteten Fragen veröffentlicht.3

Die wichtigste Frage lautete demnach: »Woraus besteht das Universum?« Viel interessanter ist jedoch die Frage auf Platz zwei: »Was ist die biologische Grundlage des Bewusstseins?«

Diese Frage als solche halte ich für grundlegend falsch. Sie darf so nicht gestellt werden, denn sie impliziert, dass es offensichtlich eine biologische Grundlage geben muss, die man nur noch genau entdecken müsse. Diese Frage zeigt ganz deutlich, dass ein rein materialistisches Weltbild fahrlässig beschränkend ist und verhindert, überhaupt die richtigen Fragen zu stellen.

Ich vertrete hierbei dieselbe Ansicht wie Pim van Lommel; denn die Frage müsste vielmehr lauten: »Hat das Bewusstsein überhaupt eine biologische Grundlage?« und er ergänzt diese Frage ganz folgerichtig mit zwei weiteren: »Können wir denn von einem Anfang unseres Bewusstseins sprechen? Und gelangt unser Bewusstsein je an ein Ende?«4

In Kapitel 5: Bewusstsein (➛Seite 272) werde ich dieses Thema vertiefen. In der Liste der wichtigsten Fragen gibt es noch weitere interessante Fragen, die ich in diesem Buch zu beantworten versuche. So befindet sich auf Platz zwölf die Frage: »Wie und wo entstand das Leben auf der Erde?« Nicht nur viele Wissenschaftler, Dozenten und Lehrer glauben, dass diese Frage schon längst beantwortet sei, doch kommen zum Teil so unfassbar fadenscheinige, ja nahezu naive Erklärungen zum Vorschein, deren Wahrscheinlichkeiten erwiesenermaßen praktisch bei null liegen. Da diese Erklärungen aber in das in Stein gemeißelte materialistische Paradigma passen, werden sie ohne eigenes Denken als bewiesene Tatsachen angesehen. Das eigentlich Schlimme daran ist, dass diese Leute nicht nur für ihr eigenes Wissen verantwortlich sind, sondern die verantwortungsvolle Aufgabe haben, junge Menschen auszubilden. In meinen Augen halte ich es für höchst verantwortungslos, wenn Studenten und Schülern diese lückenhaften unbewiesenen Theorien ganz selbstverständlich und völlig alternativlos als die einzig mögliche Anschauung eines modern denkenden und aufgeklärten Menschen vermittelt werden. Wie sagte schon der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer: »Ein Paradigma ist das Brett, das alle vor dem Kopf haben (…) Voraussetzungen, die keiner mehr hinterfragt.«5 In Kapitel 4.1.1: Wie entstand das Leben ursprünglich? (➛Seite 110) werde ich dieses Thema genauer unter die Lupe nehmen und unter anderem zeigen, dass in unserem dogmatischen Bildungssystem kein Raum für wissenschaftliche Diskussionen zugelassen wird, weil in den Augen der Verantwortlichen alles, was nicht materialistisch ist, mutmaßlich religiöse fanatische Ideologie sein muss. Dass die Frage nach dem Ursprung des Lebens jedoch überhaupt in dieser Liste auftaucht, zeigt, dass es zum Glück noch ein paar vernünftige Wissenschaftler geben muss, die hier weitere Verifikationen bzw. Falsifikationen einfordern.

Wenn die Materialisten behaupten, dass alles, was wir sind, nur das Zusammenspiel von unbewusster toter Materie sei, dann müssten wir doch Antworten oder zumindest Hinweise darüber finden, wenn wir die Konsistenz der Materie ergründen. Ich habe bei meinen Recherchen atemberaubende und überraschende Antworten gefunden, die ich mir so nie hätte vorstellen können. Ich sehe unsere materielle Welt nun mit komplett anderen Augen. Die Ergebnisse meiner erkenntnisreichen Reise findest du in diesem Kapitel.

3.1 Wo kommt Materie her?

Es gibt drei wunderbare Aussagen, die unbestritten gleichermaßen von Esoterikern als auch von Physikern immer wieder gern verwendet werden:

– Wir sind alle Sternenstaub

– Wir sind reine Energie

– Wir sind Schwingung

Wohingegen der Esoteriker dabei eine gewisse Romantik und spirituelle Tiefe erkennt, sieht der Physiker die Dinge ganz nüchtern und naturwissenschaftlich abgeklärt. Beides hat seinen Reiz, und das Wundervolle dabei ist, dass wir hier großartige Synergien freilegen können.

3.1.1 Urknall, Sterne und Kernfusion

Vor 13,7 Millionen Jahren entstand unser Universum in einer brachialen Expansion aus einem sehr heißen dichten Punkt in Form des Urknalls oder auch Big Bangs. Diese Theorie gilt gemeinhin als vielfach bestätigtes Konzept6, auch wenn es durchaus ernst zu nehmende Alternativhypothesen gibt. 2006 wurde George F. Smoot für sein COBE-Experiment mit dem Physik-Nobelpreis geehrt, das durch die Messung der kosmischen Hintergrundstrahlung die Urknalltheorie eindrucksvoll bestätigte.7 In seiner TV-Sendung a-Centauri bezeichnet Harald Lesch den Urknall als »den Tag ohne Gestern, (…) den Anfang von Allem«8, wobei ich dieses Zitat gern mit den Worten »… in der materiellen Welt!« ergänzen würde. Denn mit dem Urknall entstanden Materie, Energie, der Raum und die Zeit. Für mich scheint es daher eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass es dann offensichtlich auch etwas geben muss, das ohne Raum und Zeit existiert; denn der Urknall kann nach meinem Verständnis unmöglich aus dem Nichts entstanden sein. Die Frage: »Was war vor dem Urknall?« hört sich zunächst einmal sehr interessant an, jedoch ist sie in dieser Form unzulässig. Das Wörtchen vor impliziert, dass es Zeit gegeben haben musste. Doch die Zeit entstand ja erst durch den Urknall selbst. Für mich ist dies schon ein erster Hinweis darauf, dass es offensichtlich auch Dimensionen geben muss, in denen es weder Raum noch Zeit gibt. Die Quantenmechanik bestätigt diese Einschätzung. Ich werde es dir in Kapitel 6: Quantenmechanik und Spiritualität? (➛Seite 290) anschaulich am Beispiel der Quantenverschränkung und des Quantenradierers zeigen. Kehren wir zurück zum Urknall und fokussieren uns auf die Entstehung von Materie. Unser menschlicher Körper mit beispielhaften 80 kg besitzt circa 1028 Teilchen (Protonenmassen) aus 60 verschiedenen Elementen, wobei etwa 97 Prozent der Masse von lediglich vier Elementen bestimmt werden: Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff.


Tabelle 3-1: Die chemischen Elemente des menschlichen Körpers nach Anne Marie Helmenstine9
Element Elementsymbol Masseanteil
Sauerstoff O 65,0 %
Kohlenstoff C 18,0 %
Wasserstoff H 9,5 %
Stickstoff N 3,2 %
Calcium Ca 1,5 %
Phosphor P 1,2 %
Kalium K 0,4 %
Schwefel S 0,2 %
Natrium Na 0,2 %
Chlor Cl 0,2 %
Magnesium Mg 0,1 %
andere < 0,5 %

Tabelle 3-1 zeigt die elementare Zusammensetzung des menschlichen Körpers, die Spurenelemente (wie Jod, Zink, Eisen, Fluor, Kupfer, Mangan, Selen, Chrom oder Cobalt) kommen nur in Spuren vor und werden daher mit einem Gesamtanteil von < 0,5 Prozent zusammengefasst. Aus diesen Bausteinen ist unser Körper also aufgebaut. Aber wie sind diese entstanden? Nach dem Urknall begann das Universum damit, sich auszudehnen, und das tut es auch noch heute. In den ersten Sekunden herrschte in dem noch jungen Universum eine ungeheure Energie- bzw. Massedichte mit unvorstellbar hohen Temperaturen von mehreren Milliarden Grad Celsius. Durch die Ausdehnung kam es jedoch zu einer Abkühlung. Dabei bildeten sich die ersten Atomkerne. Zunächst entstand aus den Protonen der Wasserstoff, das erste Element im Universum. Durch den Zusammenschluss der Protonen mit den Neutronen entstanden die Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium, aus denen schließlich das zweite Element Helium entstand. Es gab einen kleinen Zeitraum von drei Minuten zu Beginn unseres Universums, in denen die Elemente Wasserstoff und Helium entstehen konnten. Wasserstoff mit einem Proton und Helium mit zwei Protonen und zwei Neutronen stehen im Periodensystem ganz vorn, alle anderen Elemente dahinter bezeichnet man daher auch als die schweren Elemente, die also nicht beim Urknall entstanden sind, sondern in den Sternen durch Kernfusion »erbrütet« werden.10 Wenn wir nun einen Blick auf die elementare chemische Zusammensetzung unseres Körpers werfen, so müssen wir feststellen, dass die meisten unserer körperlichen Elemente somit erst nach dem Urknall in großen Sternen entstanden sein müssen. Die Sterne selbst entstanden und entstehen durch den gravitativen Zusammenschluss von Gaswolken im Weltraum. Durch die Schwerkraft klumpt das Material immer weiter zusammen, bis die Gaswolke schließlich unter ihrer eigenen Last zusammenbricht. Durch die enorme Masse- und somit auch Energiedichte wird ein Kernfusionsprozess in Gang gesetzt. Zu Beginn fusioniert ein Stern wie unsere Sonne Wasserstoff zu Helium. Wenn die Masse des Sterns allerdings groß genug ist, dann kann der Kernfusionsprozess auch nach dem Helium fortgeführt werden. Der Stern muss dafür allerdings mindestens fünf Sonnenmassen besitzen, sodass schließlich die schweren Elemente oberhalb von Helium entstehen können, vor allem Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Der Kernfusionsprozess funktioniert so lange, bis der Stern beim Element Eisen angekommen ist. Eisen ist das letzte Element im Periodensystem, bei dem im Verschmelzungsprozess noch Energie entstehen kann. Danach endet der Kernfusionsprozess, und es entsteht schließlich ein Eisenkern so groß wie unsere Erde, der blitzartig unter seiner eigenen Last auf eine Größe von zehn bis 20 Kilometer Durchmesser zusammenschrumpft. Aus dem Stern ist ein Neutronenstern geworden, und die äußeren Hüllen seiner ehemaligen Sonnenstruktur schlagen mit einer gewaltigen Wucht auf ihn ein. Der Physiker und Mathematiker Josef M. Gaßner vergleicht diesen Hülleneinsturz auf den Eisenkern mit einem Trampolineffekt. Für die einstürzenden Sternhüllen bedeutet das, dass sie mit mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde zurückgeschleudert werden.11 Im Zuge dieser Supernovaexplosion steigt die ursprüngliche Leuchtkraft des Sterns milliardenfach an. Dabei entstehen all die schweren Elemente, die im Periodensystem oberhalb von Eisen stehen.12 Wenn also jemand sagt, dass wir aus Sternenstaub bestehen, dann ist das nicht metaphorisch, sondern tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen. Ist der Gedanke nicht unglaublich, dass die Atome und Moleküle unseres Körpers in einem Stern und seiner Supernova entstanden sein müssen? Aber es sind natürlich nicht nur unsere Körper, sondern auch alles andere um uns herum und das, was wir täglich in Form von Nahrung zu uns nehmen oder einatmen. Man darf dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass unser Körper einem stetigen Wandel unterliegt. Sämtliche Moleküle unseres Körpers (bis auf die DNA) werden innerhalb von Tagen oder Wochen komplett ausgetauscht.13 In jeder Sekunde unseres Lebens werden 500 000 Zellen abgebaut und erneuert.14 Die Materie unseres Körpers wandelt sich kontinuierlich durch einen stetigen Austauschprozess. Selbst die Zellmembranen unserer Neuronen, denen materialistisch geprägte Wissenschaftler eine große Bedeutung bei der Entstehung von Bewusstsein zusprechen, werden im zweiwöchentlichen Rhythmus auf molekularer Ebene ausgetauscht. Die Vorstellung, dass unser Bewusstsein auf Teilchen basiert, die kontinuierlich ausgetauscht werden, scheint mir ebenso abwegig zu sein, wie die Idee, dass Bewusstsein durch Kernfusionsprozesse in den Sonnen entsteht. Vielleicht ist die Frage nach der Entstehung von Bewusstsein auch schon grundlegend falsch, denn eine Entstehung impliziert, dass es zunächst kein Bewusstsein gegeben haben muss. Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass Bewusstsein schon immer existierte und vielmehr der Auslöser all dieser Prozesse war.

3.2 Materie ist nicht materiell

Woraus besteht Materie? Die Frage nach der Struktur der Materie ist jahrtausendealt. Im antiken Griechenland im fünften Jahrhundert vor Christus prägten die Philosophen Leukipp und sein Schüler Demokrit den Begriff Atom (unteilbar = griech. atomos)15. Ihrer Ansicht nach musste alles aus kleinsten unzerstörbaren Teilen bestehen, selbst die menschliche Seele wurde als Produkt einer atomaren Zusammensetzung betrachtet, die mit dem Tod verschwand, wobei die Atome als ewige Teilchen wieder neue Verbindungen eingehen konnten.16 Nach Jahrhunderten des Stillstands stellte man sich erst wieder im 19. Jahrhundert die Frage, woraus denn Materie eigentlich besteht.

Wir alle sind mit der massebehafteten Materie in unserer makroskopischen Welt bestens vertraut. Wir berühren Dinge, wir benutzen sie, wir können sie voneinander abgrenzen, wir können Materie zu uns nehmen oder uns daran verletzen. Aber wenn wir unsere makroskopische Welt verlassen und immer tiefer in die Materie eindringen, dann betreten wir eine neue Welt, die von Energien und dem Nichts bestimmt wird. Schon Albert Einstein formulierte mit seiner wohl berühmtesten Formel e=mc2 die die Äquivalenz von Energie und Masse, die Konstante für die Lichtgeschwindigkeit (hier sogar zum Quadrat) darf für die Darstellung dieses Zusammenhangs getrost weggelassen werden. Das ist vergleichbar mit der O-Notation in der Informatik zur Beschreibung des Wachstums einer Funktion. Konstanten spielen für die grundlegende Betrachtung einer Funktion und ihr Wachstumsverhalten keine Rolle. Mit anderen Worten, Masse und Energie sind nach Einstein dasselbe. Aber wie kann man sich das nun genau vorstellen? Wenn ich morgens nach dem Aufstehen noch im Halbschlaf mit meinem Fuß gegen den Bettpfosten laufe, dann tut es höllisch weh, und der Pfosten ist ohne Zweifel zumindest in meiner Wahrnehmung keine Energie, sondern äußerst massiv und hart.

Gehen wir der Sache nun auf den Grund. Dazu betrachten wir eine massive und glatte Tischplatte. Stell dir vor, wir zoomen wie bei einem Foto immer näher an die Tischplatte heran. Langsam verlassen wir den makroskopischen Bereich, und die glatte Oberfläche wird immer mehr zu einem zerklüfteten Gebirge. Wir zoomen immer weiter hinein, es erscheinen gitterförmig angelegte Molekülstrukturen, die ihrerseits aus Atomen bestehen.17 Nun haben wir im Prinzip die Ebene erreicht, die die alten Griechen als die kleinste Struktureinheit der Materie definierten. Doch wir zoomen weiter in die Atomhülle hinein und finden neben ganz viel Nichts noch weitere Bausteine. Im Zentrum befindet sich ein winziger Atomkern, der nahezu die komplette Masse des Atoms ausmacht. Um diesen Atomkern herum befinden sich in der Hülle zu gewissen Wahrscheinlichkeiten die noch kleineren Elektronen, die einen verhältnismäßig riesigen Abstand zum Kern besitzen. Um sich das bildhaft vorzustellen, vergleichen Lesch und Gaßner das Größenverhältnis eines gesamten Atoms zu seinem Atomkern mit dem eines großen Fußballstadions (z. B. dem Dortmunder Signal-Iduna-Park) als Atom und einem Reiskorn im Mittelpunkt des Anstoßkreises als dessen Kern.18 Allerdings ist im Signal-Iduna-Park immer unheimlich viel los, tolle Fußballmannschaften kämpfen um den Sieg, und über 80 000 euphorische Fans bejubeln das Spiel, im Vergleich dazu herrscht in der Atomhülle bis auf die negativ geladenen Elektronen gähnende Leere. Wir zoomen weiter hinein und erreichen den Atomkern, der aus den positiv geladenen Protonen und den elektrisch neutralen Neutronen besteht. Diese Kernbausteine bestimmen die Masse des gesamten Atoms, also schauen wir sie uns noch genauer an. Es spielt keine Rolle, ob wir Neutronen oder Protonen betrachten, das Folgende gilt gleichermaßen für beide. Wir werfen einen Blick in ein Proton hinein und erreichen somit einen Bereich, wo wir zumindest nach dem aktuellen Stand in der Forschung die wirklich kleinsten unteilbaren Elementarteilen, die Quarks, finden. In jedem Proton befinden sich drei Quarks (zwei Up-Quarks und ein Down-Quark) und die sie zusammenhaltenden Gluonen (vom englischen glue: kleben abgeleitet), die mit dieser starken Wechselwirkung eine der vier Grundkräfte der Physik erzeugen. Diese Elementarteilchen stehen in einer permanenten Wechselwirkung mit einem überall im Universum gleichermaßen wirkenden Kraftfeld, dem sogenannten Higgsfeld, das nach dem schottischen Physiker Peter Higgs benannt wurde. Unter Einbeziehung dieses im Large Hadron Collider* experimentell nachgewiesenen Higgsfelds stellte sich heraus, dass sämtliche Elementarteilchen eines definitiv massereichen Protons bzw. Neutrons komplett masselos sein müssen. Ja, du hast richtig gelesen! Dort, wo eigentlich die feste Materie sein müsste, gibt es de facto keine Masse. Wie ist das möglich? Wie kann ein Atom eine Masse besitzen, wenn es aus ganz viel Nichts und masselosen Elementarteilchen besteht? Erinnerst du dich an die einsteinsche Formel? Masse ist dasselbe wie Energie, und die Masse der Materie besteht somit nicht aus fester Substanz, sondern aus Bewegungs- und Bindungsenergie der Quarks und Gluonen. Ist es nicht faszinierend, wenn wir uns im Kleinsten betrachten, dass wir zu 100 Prozent aus Energie bestehen? Es ist also kein esoterischer Quatsch, wenn wir sagen, dass wir reine Energie sind. Es ist sogar physikalisch bewiesen. Der Quantenphysiker und frühere Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München Hans-Peter Dürr kommt sogar zu dem Schluss, dass es gar keine Materie gibt:

»… welche Überraschung, wir müssen feststellen, es gibt die Materie im Grunde nicht mehr. Es gibt letzten Endes nur noch eine Art Schwingung. Es gibt, streng genommen, keine Elektronen, es gibt keinen Atomkern, sie sind eigentlich nur Schwingungsfiguren. Eine Art Schwingungsfigur wie Ihr Handy-Gespräch im elektromagnetischen Feld, nichts Materielles im eigentlichen Sinne. An diesem Punkt haben wir die Materie verloren.«19

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