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Nun ist aber genug mit den Zahlenspielen und wir kommen wieder zurück zu den schlauen Jungs, denn sowohl die Freimaurer als auch die Jesuiten (SJ) werden oft als solche bezeichnet.120

Die schlauen Jungs

Kennen Sie P2? Nein, damit ist nicht ein Parkdeck im zweiten Stock eines Parkhauses gemeint. P2, genauer gesagt Propaganda Due, hieß eine Freimaurerloge in Italien, die von dem ehemaligen Großmeister Licio Gelli, der 2015 verstarb, im Jahr 1970 gegründet wurde. Im Zusammenhang mit dieser Loge sollten Sie unbedingt noch einmal den Begriff „Verschwörungstheorien“ googeln und bei Wikipedia nachlesen, was darüber geschrieben steht. Auf das Konto dieser Loge, der viele Richter, Politiker, Banker und Militärs angehörten, geht jedenfalls auch der Mord an dem Banker Roberto Calvi, der als „Banker Gottes“ bekannt war. Dieser hatte Gelder der Mafia gewaschen und sie über die Vatikanbank IOR ins Ausland gebracht. Doch nicht nur Geldwäsche, sondern auch Waffengeschäfte, Steuerflucht und dergleichen gehen auf das Konto der päpstlichen Bank. Jaja, die Kirche und das liebe Geld. Hätten Sie gewusst, dass sich der Vatikan mit seiner enormen päpstlichen Schuldenlast in den Krisenzeiten des 19. Jahrhunderts nur durch Rothschild-Kredite über Wasser halten konnte? Die Schulden waren seit der Barockzeit durch die Errichtung von Kirchen, Palästen und Villen in Rom und dessen Umland ins Unermessliche gewachsen.121 Niemand wurde für den Mord an Calvi verurteilt, die Loge aber 1981 verboten. Prominentestes Mitglied war übrigens Silvio Berlusconi, der spätere italienische Ministerpräsident.122 Sie wissen schon, der Bunga-Bunga-Silvio, für den bis zu 20 Frauen, u. a. als Barack Obama verkleidet, gestrippt haben.123 Erst am 1. März 2019 starb Imane Fadil, eine wichtige Zeugin im Prozess gegen Berlusconi. Diese soll mit radioaktiven Substanzen vergiftet worden sein.124

Einst lebten in Italien die reichsten und mächtigsten Adelsfamilien Europas, die nicht selten auch als Schwarzer Adel bezeichnet werden. In Bella Italia der Neuzeit, dem Land von La Dolce Vita, Ciao Bella und der Mafiosi, erschien Ende 2014 von Gioele Magaldi, selbst Großmeister der Loge Oriente Democratico, das Buch „Massoni. Società a responsabilità illiminati – La scoperta delle Ur-Lodges“, zu Deutsch „Freimaurer. Gesellschaft mit beschränkter Haftung – Die Entdeckung von Ur-Logen“. Dieses gibt es bislang noch nicht auf Deutsch, doch ein Blick auf die Rezensionen bei Amazon lohnt sich durchaus und lässt einen Unglaubliches erfahren. So soll in diesem Buch die Rede davon sein, dass sie, also die 36 UrLogen, wichtige Ereignisse der letzten 300 Jahre geplant oder geprägt hätten. Kriege, Krisen, Umstürze und dergleichen würden darunterfallen, wobei es antidemokratische und demokratische Logen geben soll, und manche Mitglieder sowohl in der einen als auch in der anderen Loge anzutreffen sind. Allen Ur-Logen-Mitgliedern soll gemeinsam sein, dass sie die Alchemie des Geldes als höchste Kunst erachten. Über dieses Buch gibt es übrigens ein interessantes Video mit Werner Altnickel, der als Ex-Greenpeace-Aktivist gerne auch mal als Anhänger pseudowissenschaftlicher Verschwörungstheorien bezeichnet bzw. verunglimpft wird.125 Sicherlich kann es ebenfalls nicht schaden, sich die deutsche Zusammenfassung des mehr als 600 Seiten umfassenden Werkes anzusehen oder einen Blick auf die Internetseite von The Project Avalon zu werfen.126, 127 An dieser Stelle eine Frage an Sie: Kennen Sie das Foto mit Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD), wo beide die berühmte Raute der Kanzlerin machen? Es wurde beim traditionellen Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus 2016 aufgenommen.128 Ein gutes Jahr später fand in der Geburtsstadt der Bundeskanzlerin unter dem damaligen Bürgermeister Scholz der G20-Gipfel statt, an dem auch Frau Merkel teilnahm. Dieses Treffen und die damit verbundenen Proteste brachten der schönen Elbmetropole teils bürgerkriegsähnliche Szenen. Nein, das war wahrlich kein friedlicher Hafengeburtstag an der Elbe. Viel friedlicher ging es hingegen zwei Monate zuvor beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus zu, wo Olaf Scholz ein Grußwort zum 300. Geburtstag der Freimaurerei sprach.129

Die Freimaurer, die auch als Söhne des Lichtes bezeichnet werden, sozusagen illuminiert sind, wobei es ja auch tatsächlich die von Adam Weishaupt 1776 gegründeten Illuminaten gab, sowie die US-Ein-Dollarnote haben ein symbolisches Element gemeinsam: Es ist das allsehende Auge, auch Auge der Vorsehung oder Auge Gottes genannt.130 Mit dem Bild Gottes aus der Bibel hat dies jedoch nichts zu tun, auch wenn im Aachener Dom, wo der Schrein von Karl dem Großen steht, und in der nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebauten Dresdner Frauenkirche dieses Symbol zu finden ist. In Verbindung mit dem Auge der Vorhersehung taucht dabei immer wieder ein Dreieck auf, welches oft als Pyramide dargestellt ist. Seit 1935 befindet sich unter Präsident Roosevelt auf dem Ein-Dollar-Schein eine 13-stufige Pyramide, aber auch eine winzig kleine Eule ist dort schräg links oberhalb der Eins zu sehen, wie die Ein-Dollar-Note ohnehin mit vielen interessanten Symbolen übersät zu sein scheint.131 Denken Sie an das alte Ägypten und was Sie damals im Geschichtsunterricht über den Bau der Pyramiden sowie das System der ägyptischen Gesellschaft gelernt haben. Wer machte dort den großen Teil der Gesellschaft aus? Na servus – kleiner Scherz unter uns Lateinern –, ich bin mir ganz sicher, Sie haben es bestimmt richtig erkannt.

Unter den Augen der Eule

Privat treffen sich die 2.000 einflussreichsten Männer Amerikas aus Politik, Finanzen, Militär, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Medien sowie deren geladene Gäste im exklusivsten und geheimnisvollsten Herrenclub der USA, dem Bohemian Club, 120 km nördlich von San Francisco zur größten Männer-Party der Welt. Dies berichtete schon 1982 der SPIEGEL in seiner 30. Ausgabe.132 In der Vergangenheit waren unter den Teilnehmern Persönlichkeiten wie die US-Präsidenten Herbert Hoover, Dwight D. Eisenhower, Richard Nixon und Gerald Ford sowie auch Helmut Schmidt als damaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Auch die beiden Bush-US-Präsidenten, auf die wir später noch zu sprechen kommen, das Politikurgestein Henry Kissinger – googeln Sie mal „Die Akte Kissinger“ mit dessen Kriegsverbrechen und Massenmorden – und der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, von dem später ebenfalls noch zu lesen sein wird, waren Teilnehmer des seit 1878 bestehenden politischen Freiluft-Hinterzimmers. Doch nicht nur das: Auch der aus Österreich stammende Arnold Schwarzenegger – „Terminator“ und kalifornischer Gouverneur bis 2011 – nahm im Sommer 2010 an einem solchen Treffen teil.133 Dort geht es bei einer zweiwöchigen großen Sause bei Tanz, Essen und Trinken natürlich nur um eines: Um Spaß und Vergnügen, um dem Alltag mal zu entfliehen. So stand es zumindest u. a. in einem Artikel der Frankfurter Rundschau aus dem Jahr 2008.134, 135 Auch Prinz Philip, Ehemann von Queen Elisabeth II. und Vater von Prinz Andrew, soll 1962 im Grove gewesen sein.136 So viele einflussreiche und monetär betuchte Männer und keine Frauen dabei, mag so manch einer sich jetzt wohl denken.

Vielleicht fallen Ihnen an dieser Stelle aber auch gerade der „Lolita-Express“ des 578-US-Dollar-Millionärs, Investmentbankers und wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilten Jeffrey Epstein und seine guten wie Freunde Prinz Andrew und Bill Clinton ein? Dieser stand auch in gutem Kontakt mit Leslie Wexner, dem Inhaber der amerikanischen Modemarke Vicoria´s Secret für Reiz- und Damenunterwäsche. Auch nach seiner Verurteilung und seiner Entlassung aus dem Gefängnis hielt man Epstein in erlauchten Kreisen und im Geldadel die Stange. Wenn das keine wahre Freundschaft fürs Leben ist. So nahm Epstein beispielsweise im Jahr 2011 an einem Milliardärsessen teil, bei dem auch Elon Musk und Jeff Bezos zugegen waren.137 Gönnen Sie sich doch mal per YouTube einen Drohnenflug zu Epsteins Privatinsel Little St. James samt Tempel mit goldener Kuppel und zwei goldenen Eulen auf dem Dach. Die Queen ist jedenfalls not amused über die Freundschaft ihres von den Briten oft als „Randy Andy“ – der geile Andy – bezeichneten Sohnemanns zu dem pädophilen Wallstreet-Manager gewesen. Dieser soll am 10. August 2019 in seiner Zelle in einem New Yorker Hochsicherheitsgefängnis einen viele Fragen aufwerfenden Suizid – eventuell wurde er auch geselbstmordet – begangen haben, während in den laufenden Ermittlungen auch der britische Prinz mit Vorwürfen belastet und in Erklärungsnot gebracht wird.138, 139 Ein Insider soll zuvor sogar erklärt haben, die Königin befürchte, die Monarchie könnte nicht überleben, wenn der Skandal hochkocht.140 Nunmehr bleibt also abzuwarten, ob auch nach dem Tod von Epstein, der in seinem Haus ein Ölgemälde von Bill Clinton in einem blauen Kleid nebst roten High Heels in lasziver Pose hängen hatte, die durchaus Interpretationsspielraum bietet, weiter ermittelt wird oder ob die Akte zu seinem Sexsklavenring, zu dessen Kunden Politiker, Staatsanwälte und Professoren gezählt haben, als geschlossen gilt.141 Fein säuberlich hatte Epstein auf 92 Seiten eines schwarzen Notizbüchleins seine Kontakte in die höchsten Kreise der angeblich feinen Gesellschaft geführt. Neben manchen Namen hatte er das Wort „witness“, also Zeuge vermerkt.142 Möchten Sie mehr Details über die Hintergründe im Fall Epstein oder aber über die Bronfman-Erbin im Fall der Sex-Sekte Nxivm wissen? Dann empfehle ich Ihnen sehr gut recherchierte Beiträge auf YouTube von Amazing Polly in englischer Sprache, gute Übersetzungen dazu von Anon Rah ins Deutsche oder Videos des vermeintlichen Verschwörungstheoretikers Oliver Janich.

Um die britische Krone müssen wir uns sicherlich keine Sorgen machen. Die Monarchie hat schon so viele Kriege, Eskapaden und Krisen überlebt, da wird doch eine solche „Lappalie“ nicht zu deren Sturz führen. Schließlich wurde der britische Discjockey und BBC-Moderator Jimmy Savile, der nach eigener Angabe als inoffizieller Eheberater von Prinz Charles und Prinzessin Diana Ende der 1980er-Jahre agiert haben soll, 1990 zu den Ehrungen des Geburtstags der Queen für sein soziales Engagement zum Ritter geschlagen. Noch im gleichen Jahr wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Ritter des Gregoriusordens ernannt. Er, den Scotland Yard als den schlimmsten Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes bezeichnete.143 Und denken Sie nur an die vielen Missbrauchsfälle von Telford und Rotherham, wo man im Reich der Insel-Royals so wunderbar weggesehen hatte.

Nun aber wieder zurück zum Bohemian Grove mit seinen schützenden sowie gigantisch hohen Redwood-Bäumen. Zu diesem, einmal im Jahr über zwei Wochen stattfindenden Sommerlager, welches nur Männern vorbehalten ist und ungebetenen Gästen den Zugang strikt verwehrt, war Helmut Schmidt durch den damaligen US-Außenminister George Shultz eingeladen worden. Der hatte ihn im „politischen und sozialen Fort Knox“ in der „Straße der Verdammten“ des „Mandalay“-Camps untergebracht. Wie, das alles wussten Sie nicht? Dann haben Sie bestimmt auch nicht gewusst, dass Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe während des Kalten Krieges gilt, ebenfalls zu den illustren Gästen zählte. Ein weiterer solcher Gast war bereits in den 1930er-Jahren der Atomphysiker Ernest Lawrence. Dieser soll interessanterweise beim Geschirrspülen auf den Financier William Crocker getroffen sein. Von ihm erhielt er 75.000 US-Dollar für seine Forschungsarbeit, die grundlegende Voraussetzungen zum Bau der Atombombe schuf.144 Schon in seiner Ausgabe 31/1979 berichtete das SPIEGEL-Magazin unter der Überschrift „SCHMIDT-URLAUB – Altar der Eule“ von einer privaten USA-Visite von Kanzler Schmidt, auf der er sich mit politischen Gegnern des US-Präsidenten traf.145 Dort sei er damals von den Republikanern in den Bohemian Grove eingeführt worden. Mit folgenden Worten beginnt übrigens der SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 1982: „Unter riesigen Mammutbäumen, nahe einem kleinen See, steht eine rund zehn Meter hohe, moosüberwachsene Eulenskulptur. Davor sind Holzkloben zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet. In lange rote Gewänder gekleidete Männer tragen eine Figur herbei, bringen sie zum Scheiterhaufen und entzünden ihn unter Sang und Klang. Eine Band spielt das Lied ‚Heiße Zeiten in der alten Stadt‘.“ Können Sie sich, die Sie wie ich vielleicht der schon etwas älteren Generation angehören, den früheren Hamburger Innensenator, Finanzminister und Bundeskanzler Schmidt vorstellen, dessen Trauerfeier in der St. Michaeliskirche, dem Hamburger Michel, stattfand, wie er in roter Robe mit Kapuze unter einer riesigen Steineule an einem okkulten Opferritual teilnimmt? Würde Ihr Nachbar so etwas bei sich im Garten veranstalten, würden Sie ihn wahrscheinlich für verrückt erklären, oder? Bei den Teilnehmern dieses Sommercamps handelt es sich jedoch um US-Präsidenten und die Mächtigen über Finanzen, Wirtschaft & Co., allesamt männlich und extrem einflussreich. Das alles stand wie gesagt schon 1979 und 1982 im SPIEGEL bzw. 2008 in der Frankfurter Rundschau. In seinem Buch „Menschen und Mächte“ schreibt Schmidt Schnauze, wie der frühere Bundeskanzler häufig aufgrund seines Koddermundwerks genannt wurde, über seine Zeit im US-amerikanischen Sommerlager: „Dieses Wochenende brachte mir eine der erstaunlichsten Erfahrungen, die ich je in den USA gemacht habe. Später bin ich noch ein zweites Mal im Bohemian Grove gewesen, und meine Eindrücke haben sich noch vertieft.“146 Auch soll er in seinen Memoiren erwähnt haben, dass es ähnliche Clubs in Deutschland gebe, wo zum Teil ebenso die „Cremation of Care“ vorgenommen werde, aber auch andere druidische Rituale.147 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das, was Helmut Schmidt in seinem Buch „Was ich noch sagen wollte“ schreibt: „Meine Verehrung für Mark Aurel geht auf das Jahr meiner Konfirmation zurück. Das kirchliche Ritual selbst habe ich nicht sehr ernst genommen, das meiste fand ich etwas seltsam. Was mir am Konfirmationsunterricht Spaß gemacht hat, war die Tatsache, dass ich das Harmonium spielen durfte.“148

Den Druiden Miraculix kennen Sie wahrscheinlich nur aus der Comicserie „Asterix und Obelix“. Hätten Sie gewusst, dass die Druiden in Großbritannien seit 2010 offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt sind?149 Den keltischen Druiden, die vor dem Römischen Reich und der Christianisierung durch die katholische Kirche lebten, wird ein gewaltiger politischer Einfluss nachgesagt und ihr Wissen über die Natur soll enorm gewesen sein. Ihre Rituale sind oft blutig gewesen, wobei auch Menschenopfer erbracht worden sein sollen.150 Und in Amerika sind jetzt die Satanisten am Werk, die für die Anerkennung ihres Glaubens an den Teufel kämpfen, da Satan der Befreier sei und in den USA nun einmal Glaubensfreiheit herrsche.151 Was für eine irre Welt! Schaut man auf der Internetseite „Die Unbestechlichen“ nach, so sind dort viele Fotos, Videos und Buchempfehlungen zum Bohemian Grove zu finden.152 In der Mythologie kommen der Eule übrigens verschiedene Bedeutungen zu. Einerseits steht sie als Symbol für Schutz und Weisheit, andererseits als Botin des Todes.153 Biologisch betrachtet ist sie ein lautlos fliegender Vogel, der überwiegend nachts, also im Verborgenen der Dunkelheit aktiv ist.

Seit 1985 lud Helmut Schmidt, der während seiner Amtszeit lieber Schulden machte als Reformen voranzutreiben, nebenbei bemerkt zu einer Art privaten Denkfabrik, bestehend aus 25 Mitgliedern, an jedem zweiten Freitag im Monat in der Winterzeit in sein Reihenhaus ein. Dabei ging es in erster Linie um Außen- und Weltpolitik, weniger jedoch um Innenpolitik.154 Erst ein halbes Jahr vor Schmidts Tod wurde diese Runde 2015 aufgehoben. Dieser Freitagsgesellschaft, die sich zu strenger Diskretion verpflichtet sah, und immerhin knapp drei Jahrzehnte tagte, gehörten u. a. der Unternehmer Michael Otto vom Versandhaus und Internethandel, der Schriftsteller Siegfried Lenz und Max Moritz Warburg von der Hamburger Bankendynastie an.155, 156 Bei dem letzten Treffen, welches der Flüchtlingsproblematik gegolten hatte, sagte Helmut Schmidt dem Kunsthistoriker Heinz Spielmann beim Abschied, er sei froh, dass er diese Zukunft nicht mehr erleben müsse.157

Wie, das war Ihnen alles noch nicht bekannt? Aber die Bilderberger, die kennen Sie doch bestimmt oder etwa auch nicht? Naja, man hat einfach mit Familie, Beruf, Haushalt und dergleichen genug zu tun und kann sich schließlich nicht um alles kümmern.

Antidemokraten

Prinz Bernhard der Niederlande, Gemahl von Königin Juliana, eröffnete im Jahr 1954 im Hotel de Bilderberg die erste Konferenz der oft als Bilderberger bezeichneten Teilnehmer, die überwiegend aus NATO-Staaten stammen. Der Prinz selbst war eine skandalumwitterte Person. So war er immer wieder durch seine eheliche Untreue aufgefallen, hatte mehrere Geliebte sowie uneheliche Töchter und griff selbst Minderjährigen unter die Bluse. Ein weiterer Skandal politischer Art aber war, dass er kurzzeitig Mitglied von SA und SS und seit 1933 Mitglied der NSDAP war.158 Nach seinem Examen als Rechtsreferendar war der deutschstämmige Prinz im Amsterdamer Büro der IG Farben tätig.159 Die Veranstaltung der Bilderberger wurde also von einem früheren Nazi mit adligem Blut eröffnet. Initiiert wurde dieses Treffen durch Jòzef Retinger, der damals sein Amt als Generalsekretär der Europäischen Bewegung niederlegte. Das Augenmerk Retingers, der laut Gerhard Wisnewski Jesuit gewesen sein soll, sollte sich von nun an darauf richten, inoffizielle und vertrauliche Zusammenkünfte zwischen europäischen und US-Politikern und Wirtschaftsführern zu fördern.160, 161 Im Vorwege der Bilderberg-Konferenz spielten u. a. Max Brauer, der nach dem Zweiten Weltkrieg auf eine flexible Handhabung der Entnazifizierung gedrängt haben soll, und der Rockefeller-Erbe David Rockefeller eine nicht unerhebliche Rolle.162, 163

Laut eines Artikels der Frankfurter Rundschau vom 6. Mai 2008 mit der Überschrift „Verschwiegene Weltmacht“ sind die Bilderberger der wohl elitärste Machtzirkel auf globaler Ebene, an dessen Sitzungen Journalisten teilnehmen, ohne der Öffentlichkeit darüber zu berichten: „Trotz der Geheimniskrämerei: Bilderberg ist keine große Verschwörung, sondern verweist im Wesentlichen auf eine Art vom vorgelagerten, wenig demokratischen politischen Formationsprozess. Aufgrund des Einflusses und der Hochrangigkeit der Teilnehmer ist davon auszugehen, dass die dort geäußerten Ideen auch in die gesellschaftspolitische Realität eingewoben werden. So stand es in einem Artikel der Frankfurter Rundschau mit der Überschrift „Bilderberg-Konferenz – Verschwiegene Weltmacht“ vom 5. Juni 2008.164 Private Treffen, von denen unter dem Mantel der Verschwiegenheit geäußerte Ideen in die Gesellschaft eingewoben werden? Was könnte damit wohl gemeint sein? Mit Indoktrination und Propaganda wird das doch wohl nichts zu tun haben. Und mit der Einstimmung auf Krieg – mitnichten. Das wäre ja völlig abwegig.

Diese alljährlichen Zusammenkünfte, zu denen der Vorsitzende und zwei Generalsekretäre die Teilnehmer persönlich laden, hielten beispielsweise Einladungen, teilweise auch mehrmals, für folgende Teilnehmer bereit: Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel, Joschka Fischer, Jürgen Trittin, Olaf Scholz, Mathias Döpfner, Bill Clinton, Henry Kissinger, David Rockefeller, Emmanuel Macron und Christine Lagarde.165 Das Interessante an diesen Treffen: Kurz nach ihrer Teilnahme wurden bzw. werden die politischen Vertreter in den allerhöchsten Staatsämtern ihrer Länder bzw. auf dem Brüsseler Parkett der EU angetroffen. Denken Sie in diesem Kontext nur einmal an die EU-Wahlen vom 23. bis 26. Mai 2019 im Zusammenhang mit der Ex-Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihre Berateraffäre. Sie nahm vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 an der Bilderberg-Konferenz im schweizerischen Montreux teil. Als Kandidatin für den EU-Kommissionspräsidentenposten war sie gar nicht angetreten, wurde dennoch auf wundersame Weise als Amtsnachfolgerin für den scheidenden Juncker auserkoren. Neben Frau von der Leyen nahmen 2019 beispielsweise auch Mike Pompeo, Ex-CIA-Chef und derzeit US-Außenminister, Ex-CIA-Chef und General David Petraeus, Hauptfinancier von Emmanuel Macron und IS-Aufrüster sowie Jared Kushner, Schwiegersohn von Präsident Trump und dessen Berater für den Nahen Osten, an dem privaten Treffen in der Schweiz teil. Kushner selbst ist ein enger Freund des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu. Ebenso waren der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und erstmals auch der italienische Ex-Premier Matteo Renzi dabei.166 Dass Renzi mit von der Partie war, dürfte aufgrund der besonderen Rolle, die Italien seit der Migrationskrise 2015 spielt, durchaus interessant sein. Und siehe da: Plötzlich spaltete sich der italienische Politiker von der Partito Democratico ab und gründete im September 2019 seine eigene Partei „Italia Viva“, was vom SPIEGEL mit der Schlagzeile „Italienischer Populismus – Renzis gefährlicher Egotrip“ kommentiert wurde.167 Spaltung, Spaltung, soweit das Auge in Europa reicht.

Zu Frau von der Leyens Teilnahme in Montreux wollte man sich auf Nachfrage bei der Bundespressekonferenz nicht äußern.168 Warum eigentlich nicht? Wenn das kein Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker ist. Sollte dennoch mal was an die Öffentlichkeit dringen, so gelten die Chatman-House-Rules, d. h., die Identität der sich dort über Inhalte äußernden Teilnehmer muss anonym bleiben.169 Ein Hoch auf das Demokratieverständnis der Teilnehmer von Bilderberg-Konferenzen, zu denen sich die Hautevolee dieses Planeten aus Politik, Wirtschaft, Militär, Adel, Forschung und Medien hinter verschlossenen Türen privat unter dem Schutz der mit Steuergeldern finanzierten Polizei trifft. Damit aber nicht genug. Über diesen elitären Zirkel äußerte sich der 2018 verstorbene Richter Ferdinando Imposimato, Ehrenpräsident des Obersten Gerichtshofs in Italien, wie folgt: „‘Die Bilderberggruppe ist teilweise für die Strategie der Spannungen und damit auch der Massaker verantwortlich‘angefangen bei der Piazza Fontana [Anm.: Gemeint ist der Bombenanschlag in Milano 1969], bei der die Bilderberggruppe mit der CIA und den italienischen Geheimdiensten, mit Gladio und den neofaschistischen Gruppen, mit der P2-Loge und den USA-Freimaurer-Logen in NATO-Basen zusammenarbeitete.“170 Und wo wir gerade mal in Italien sind, noch eine Frage an Sie: Können Sie sich eine Verbindung vom Vatikan zum US-Auslandsgeheimdienst vorstellen? Googeln Sie doch spaßeshalber die Begriffe „Papst Johannes Paul II.“ und „CIA“. Das Attentat auf den ehemaligen Heiligen Vater wurde übrigens am 13. Mai 1981 um 17:17 Uhr verübt.171 Er fuhr gerade in seinem Papa-Mobil bei einer Generalaudienz über den Petersplatz, als Mehmet Ali Ağca Schüsse auf ihn abfeuerte und ihn schwer verletzte. Finden Sie heraus, ob Datum und Uhrzeit wichtig sind oder nicht. Zumindest ist es so wichtig, dass darüber in den Mainstreammedien berichtet wurde.

Aus dem Bilderberg-Club ist übrigens nachgewiesenermaßen 1973 die Trilaterale Kommission hervorgegangen.172 Diese private Denkfabrik für die globale Wirtschaft wurde von David Rockefeller gegründet und Zbigniew Brzeziński, politischer Berater vieler US-Präsidenten, war deren erster Direktor. Zu den lebenden und ehemaligen Mitgliedern gehören u. a. Sigmar Gabriel, Henry Kissinger, Jeffrey Epstein, Edmund Rothschild und Peter Sutherland.173 David Rockefellers Vater hatte bereits für das neue UNO-Hauptquartier in New York – die UNO ist quasi das Nachfolgemodell des gescheiterten Experiments des 1919 auf Initiative von Woodrow Wilson gegründeten Völkerbundes, dem die USA selbst nicht beigetreten sind – ein sieben Hektar großes Gelände gestiftet, das damals rund 8,5 Millionen US-Dollar wert war.174, 175 Vermittelt wurde das Ganze durch Nelson Rockefeller, der später Richard Nixon im Wahlkampf gegen John F. Kennedy unterstützte und 41. Vizepräsident der USA wurde.176

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23 декабря 2023
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9783945780787
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