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Literatur

Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 109 – 113. 215 – 222; W. W. Wurster/​M. Wörrle, Die Stadt Pinara, Arch. Anzeiger 93 (1978) 74 – 101.

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Beim Besuch von Xanthos fährt man – parallel zur gepflasterten antiken Straße – mitten hinein in das antike Stadtzentrum um die Agora und das Theater, zwei kaiserzeitliche Anlagen, die von eindrucksvollen lykischen Pfeilergräbern aus dem 5. Jh. v. Chr. überragt werden. Die Einzigartigkeit dieser Monumente selbstbewusster Dynasten führte im Jahre 1988 die Stadt Xanthos zusammen mit dem benachbarten lykischen Nationalheiligtum im Letoon auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Xanthos – Pfeilergräber als Herrschaftssymbole
Lykien
Geschichte

Die Geschichte von Xanthos ist von Zeiten großer politischer und kultureller Blüte ebenso geprägt wie von verheerenden Katastrophen. In der „Ilias“ führte Sarpedon seine Krieger vom Fluss Xanthos nach Troia. Die Stadt selbst trat mit einer Katastrophe in die Geschichte ein. Als im Jahre 545 v. Chr. der persische Feldherr Harpagos gegen die Lykier zog, verschanzten diese sich in dieser Stadt. Da ihnen ihre Freiheitsliebe eine Kapitulation verbot, kam es zu einer von Herodot überlieferten Tragödie: „In ihrer Stadt eingeschlossen, versammelten sie ihre Frauen, ihre Kinder, ihre Habe und ihre Sklaven auf der Burg und zündeten diese an, sodass sie vollständig niederbrannte. Danach schworen sie sich furchtbare Eide, machten einen Ausfall und fielen alle im Kampf. Von den heutigen Lykiern aber, die Xanthier zu sein behaupten, sind die meisten außer achtzig Familien Zugewanderte; diese Familien waren damals nicht in der Stadt und blieben so am Leben.“ Zusammen mit Neusiedlern erweckten diese achtzig Familien ihre Heimatstadt zu neuem Leben, wie der Fürstenpalast auf der lykischen Akropolis und die angrenzende Nekropole mit dem Harpyienmonument bezeugen.

Mitte des 5. Jhs. v. Chr. entwickelte sich eine Abhängigkeit von Athen, der Vormacht des Delisch-Attischen Seebundes, doch als 429 v. Chr. eine athenische Flotte unter Melesandros höhere Steuern von den Xanthiern forderte, setzten diese sich unter ihrem Fürsten Kherẽi erfolgreich zur Wehr. Melesandros fiel im Kampf, Kherẽi verherrlichte seinen Sieg auf dem Inschriftenpfeiler in Xanthos. Weitere großartige Denkmäler, in denen lykische, griechische und persische Elemente eine Synthese eingingen, gaben der Stadt ein glanzvolles Gepräge. Von diesen zählen die Sarkophage des Payava und des Offiziers Merehi sowie das einzigartige Nereidenmonument zu den klassischen Denkmälern Lykiens. Ihre Reliefs und Friese schildern die Heldentaten lykischer Dynasten, wie sie uns auch in den Heroa von Trysa und Limyra begegnen. In dieser Zeit des Nationalstolzes entstand auch die „Lykische Geschichte“ des Menekrates von Xanthos, von der leider nur Fragmente erhalten sind, die sich auf die Mythologie beziehen.

In hellenistischer Zeit erlebte Xanthos wie alle lykischen Städte wechselnde Herrschaften, bis sich ein freundschaftliches Verhältnis zu Rom entwickelte. Insbesondere die Treue zu Rom im 1. Mithradatischen Krieg belohnte die Weltmacht am Tiber mit vorteilhaften Privilegien, die Xanthos zu Wohlstand verhalfen. Doch gerade dieser Wohlstand beschwor in den römischen Bürgerkriegen eine neue Tragödie herauf. Im Jahre 42 v. Chr. suchte Brutus in Lykien Geld für den Kampf gegen Oktavian und Antonius zu requirieren und belagerte Xanthos, das auf keine Hilfe hoffen konnte. Appian beschreibt die Ereignisse als Wiederholung der Katastrophe von 545 v. Chr. Vor den Augen der Belagerer müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben, die selbst Brutus – wohl mit Blick auf sein Ansehen in der griechischen Welt – zu „Mitleid“ rührten; eine von ihm ausgesetzte Belohnung für jeden geretteten Xanthier soll zur Rettung von 150 Personen geführt haben.


Abb. 16 Xanthos, lykische Pfeilergräber. Harpyienmonument und Pfeilersarkophag.

Diese Tragödie fand großen Widerhall in der antiken Welt. Marcus Antonius kümmerte sich persönlich um den Wiederaufbau von Xanthos, ihm folgten mehrere Kaiser bis zu Vespasian, dem die Xanthier zum Dank einen Ehrenbogen errichteten. Auch Inschriften des 2. Jhs. n. Chr. berichten von einer kaiserlichen Förderung der Stadt, die mit der Agora und dem Theater ein neues Zentrum erhielt und über Jahrhunderte die Segnungen der pax Romana genießen konnte. Erst in byzantinischer Zeit wurden die Verhältnisse wieder unsicher und als im 7. Jh. der Druck der Araber bei gleichzeitiger Verlandung des Hafens zu groß wurde, verließen die Xanthier ihre Stadt, die bald nur noch ein unbedeutendes Dorf war.

Entdeckung und Erforschung

Im Jahre 1838 wurde Xanthos von Charles Fellows entdeckt, der mit Erlaubnis der Hohen Pforte mehrere Denkmäler nach London bringen ließ, darunter die prachtvollen Sarkophage des Payava und des Merehi, die Reliefs vom Harpyienmonument und vom „Löwengrab“ sowie Reliefs, Skulpturen und Architekturglieder vom Nereidenmonument. Diese sind im Lykischen Saal des Britischen Museums ausgestellt, in dem dank der seit 1950 laufenden französischen Ausgrabungen in Xanthos sogar die Fassade vom Nereidenmonument rekonstruiert werden konnte. Darüber hinaus haben die französischen Archäologen großflächig das Stadtzentrum (Lykische Akropolis, Theater und römische Agora) und die zur Ostagora führende Kolonnadenstraße ausgegraben sowie mehrere Monumente wie den „Sarkophag der Tänzerinnen“ wieder aufgestellt.

Das Nereidenmonument

Oberhalb vom Vespasiansbogen erhob sich einst das Nereidenmonument – ein peripteraler Tempel ionischer Ordnung mit je vier Säulen auf den Schmalseiten und je sechs Säulen auf den Langseiten. Zwischen den Säulen stehen in tanzender Bewegung die Nereiden, die Töchter des Meeresgottes Nereus, die von Vögeln, Fischen und Schildkröten über das Meer getragen als Seelenbegleiterinnen zu verstehen sein dürften. Reliefs auf dem Architrav sind der beim lykischen Adel beliebten Bärenjagd gewidmet; im Westgiebel erkennt man Kampfszenen zwischen einem Reiter und einem Hopliten, im Ostgiebel den Herrscher im Kreise seiner Familie.

Die beiden Friese auf den oberen Steinlagen des Sockels zeigen unterschiedliche Motive. Der größere untere Fries reiht in einem heroischen Stil, der vom Parthenonfries inspiriert ist, Kampfszenen von Griechen und Persern aneinander. Der kleinere obere Fries zeigt ein historisches Ereignis aus dem Leben des hier bestatteten Herrschers. Lebendige realistische Bilder schildern die Belagerung und Eroberung einer lykischen Stadt mit zinnenbewehrten Mauern, Häusern und Denkmälern. Das Nereidenmonument ist offensichtlich mit Hilfe griechischer Architekten und Bildhauer entstanden, die nach dem Peloponnesischen Krieg (431 – 404 v. Chr.) in Kleinasien ein neues Betätigungsfeld suchten. Als Bauherr kommt in erster Linie der xanthische Dynast Arbinas, Sohn des Kherẽi, in Betracht, der ein begeisterter Anhänger der griechischen Kunst und Kultur war.

Monumente im Stadtzentrum

Im freigelegten Herzen von Xanthos sieht man die Folgen der beiden großen Katastrophen. Auf dem höchsten Punkt liegt die zerstörte, aber immer noch stark ummauerte lykische Akropolis mit den Grundmauern des Dynastenpalastes. Nördlich schließt sich die aristokratische Nekropole an, in die hinein in der römischen Kaiserzeit mit dem Theater und der Agora das neue Stadtzentrum gelegt wurde. Ob dafür Grabmonumente beseitigt wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. Eine Inschrift lässt darauf schließen, dass zumindest einige Grabbauten versetzt worden sind, während zwei besonders eindrucksvolle Grabmonumente westlich oberhalb des Theaters stehen bleiben konnten – das Harpyienmonument und der Pfeilersarkophag (Abb. 16).

Das nördliche Grabmal ist das um 480 v. Chr. errichtete Harpyienmonument – ein 5 m hoher Monolithpfeiler, der eine von Reliefplatten verkleidete Grabkammer aus Marmor trägt. Da die Originalreliefs sich in London befinden, hat die Türkische Antikenverwaltung im Jahre 1975 Abgüsse anbringen lassen, um dem Monument seine ursprüngliche Ausstrahlung zurückzugeben. Die Reliefs zeigen Szenen aus dem Leben des Grabherrn: Auf der Ostseite eine Audienz beim persischen Großkönig, dem er ein wertvolles Geschenk überreichen lässt, und auf der Nordseite die Einsetzung in ein militärisches Amt im persischen Heer. Zwei weitere Reliefs scheinen den Übergang des Grabherrn in das Totenreich darzustellen: Auf der Westseite bitten Chariten und Horen vor Demeter und Persephone für die Seele des Verstorbenen, auf der Südseite tritt der heroisierte Fürst vor Göttervater Zeus. Auf der Nord- und Südseite werden die Bilder von weiblichen Fabelwesen mit dem Kopf eines Mädchens und dem Körper eines Vogels eingerahmt, die Ch. Fellows als Harpyien deutete und so dem Monument den Namen gab. Nachvollziehbar wäre, dass es sich um sirenenähnliche Wesen handelt, die nach der lykischen Jenseitsvorstellung die Seelen der Verstorbenen in Gestalt kleiner Kinder in das Lichtreich, nach der griechischen Gedankenwelt über das Meer zu den Inseln der Seligen geleiten.

Direkt neben dem Harpyienmonument steht ein einzigartiger Pfeilersarkophag, dessen Pfeiler nicht aus einem Block, sondern aus vier Orthostatenplatten besteht, die eine untere Grabkammer einfassen. Dieses Grab datiert zwar erst in das 4. Jh. v. Chr., doch haben die Ausgräber festgestellt, dass die Reliefplatte eines Pfeilergrabes von 530/​520 v. Chr. in sekundärer Verwendung eingebaut worden ist. Diese zeigt eine Szene aus den zu Ehren eines verstorbenen Kriegers veranstalteten Leichenspielen – zwei Ringer zwischen Musikanten mit Leier und Doppelflöte (Arch. Museum Istanbul). Über dem Pfeiler ruht auf einer mächtigen Deckplatte ein Sarkophag in Form eines Holzhauses mit Giebeldach.


Abb. 17 Xanthos, Inschriftenpfeiler. Detail der lykischen Inschrift.

In der Nordostecke der römischen Agora steht noch ein außergewöhnliches Grabmonument – der stark zerstörte Inschriftenpfeiler, der Grabkammer und Statue des Fürsten Kherẽi trug. Auf allen vier Seiten ist die längste bekannte lykische Inschrift eingeschlagen (Abb. 17), die auf der Nordseite durch ein zwölfzeiliges griechisches Epigramm ergänzt wird, das in lyrischer Form die Heldentaten des Kherẽi zusammenfasst. Der lykische Text ist in zwei Dialekten verfasst: 138 Zeilen im relativ häufigen und weitgehend verständlichen „Lykisch A“ und 106 Zeilen im poetischen und recht seltenen „Lykisch B“. Letzteres gibt uns noch viele Rätsel auf und begegnet auch in der Grabinschrift auf dem Hyposorion-Sarkophag in Antiphellos. So geleiten zunächst nur die bekannten Eigennamen durch den Text: Dareios, Artaxerxes, Melesandros/​Milasañtra und natürlich der Kriegsheld Kherẽi, Sohn des Harpagos, dessen Porträt wir von Münzen aus Xanthos und Tlos kennen.

Wesentliche Einzelheiten können wir aber dem griechischen Epigramm entnehmen, das berichtet, dieses Denkmal „sei zur Erinnerung an Eroberung und Krieg“ errichtet worden und in seiner Art einzigartig: „Seitdem Europa von Asien durch das Meer getrennt wird, hat kein Lykier eine solche Stele aufgestellt“. Dann werden die Taten des Kherẽi besungen, der als meisterhafter Ringer und Eroberer vieler Städte bezeichnet wird; auch soll er an einem Tag sieben arkadische Hopliten besiegt haben. Diese Aussage korrespondiert mit den Reliefs der Grabkammer, von denen Fragmente entdeckt worden sind (Arch. Museum Istanbul). Wie im Epigramm geschildert, eilt der in übermenschlicher Größe und in griechischer Rüstung abgebildete Kherẽi über einen Gefallenen hinweg und besiegt an einem Tag sieben schwerbewaffnete Feinde. Dieses wird durch sechs Schilde verdeutlicht, die als Beutestücke bereits über ihm hängen, während er mit triumphaler Geste nach dem Schild eines weiteren dahin sinkenden Gegners greift. Ohne Frage hat Kherẽi mit diesem 11 m hohen Grab- und Siegesdenkmal ein einzigartiges Monument geschaffen, das in einer langen Tradition steht, in die sich auch die Säule des Kaisers Traian in Rom einreiht.

Weitere Grabmonumente

Stehen die interessantesten Monumente im Stadtzentrum, so lohnt sich doch auch ein Spaziergang auf der gepflasterten Kolonnadenstraße, die zur Ostagora und zur byzantinischen Basilika führt. Am Ende der Straße folgt man einem durch das Gebüsch führenden Fußweg und steht wenig später vor dem 1992 wieder aufgerichteten „Sarkophag der Tänzerinnen“, der seinen Namen nach der Abbildung zweier Tänzerinnen in den Giebelfeldern des Sarkophagdeckels erhalten hat. Auf dessen Wölbungen sind oberhalb der löwenköpfigen Bossen eine Eberjagd und ein Zweikampf mit Schildraubszene dargestellt.

Folgt man der Stadtmauer im ansteigenden Gelände, so erreicht man das Löwengrab. Dieses älteste Grabmal in Xanthos aus der 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. ist umgestürzt, der mächtige Pfeiler liegt unter Sträuchern verborgen. Die Reliefs der Grabkammer – ein Löwe im Angriff auf einen Stier und eine Löwin mit ihren Jungen – befinden sich im Britischen Museum. Weiter oberhalb erkennt man eine Gruppe schöner Felsgräber in Hausform, die von einem schlichten Grabpfeiler überragt wird. Ganz in dessen Nähe stand auf einem Sockel der prächtige Payava-Sarkophag aus der Mitte des 4. Jhs. v. Chr., der ebenfalls im Britischen Museum zu besichtigen ist. Vor Ort gibt eine Informationstafel eine Vorstellung von den großartigen Reliefs, die Szenen aus dem Leben des Payava zum Thema haben: Auf dem Sockel Payava als junger Athlet, als gerüsteter Krieger, als Reiter im Kampfgetümmel und mit lykischen Adeligen in einer Audienz beim persischen Satrapen Autophradates in Sardeis – auf beiden Seiten des gewölbten Giebels Payava, der seinen Streitwagen besteigt, dessen Pferde nur mühsam vom Wagenlenker zurückgehalten werden können, und auf dem Firstbalken die vom lykischen Adel sehr geschätzten Jagdszenen.

Vom Löwengrab aus bietet sich die Möglichkeit, zum Abschluss des Rundgangs durch eine Bresche in der Stadtmauer in die Ostnekropole zu gelangen und weitere Grabmäler aufzuspüren, wie ein Grab mit dem Relief von zwei Löwen, die einen Stier reißen. Zugleich gewinnt man einen guten Eindruck von der Monumentalität der Stadtmauer und sieht, welche enormen Anstrengungen und Kosten die Xanthier über Jahrhunderte in ihre Sicherheit investiert haben.

Literatur

Marksteiner, Lykien 62 – 79; J. des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003); Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 18 – 56.

08

Die Göttin Leto und ihre Kinder Apollon und Artemis können als Nationalgottheiten der Lykier bezeichnet werden. Alle gemeinsamen kultischen und kulturellen Veranstaltungen des Lykischen Bundes fanden über Jahrhunderte im Letoon statt, das über eine Prozessionsstraße (via sacra) mit Xanthos verbunden war.

Letoon – Ein Heiligtum für Leto, Apollon und Artemis
Lykien

Im Letoon finden seit 1962 Grabungen des französischen Teams aus Xanthos statt, die unter Einsatz von Pumpen auch unterhalb des Grundwasserspiegels durchgeführt worden sind. Die Gründung dieses Heiligtums geht auf den Mythos der Leto zurück, die als Geliebte des Zeus diesem auf der Insel Delos die göttlichen Zwillinge Apollon und Artemis geboren hatte und seither vom Zorn der Hera verfolgt wurde. Auf ihrer Flucht kam sie nach Lykien und wollte mit ihren erschöpften Kindern aus der Quelle trinken, an der später das Heiligtum entstand (Abb. 18). Eine wundervolle Ausschmückung dieser Episode findet sich in den „Metamorphosen“ des augusteischen Dichters Ovid, nach der die Göttin lykische Bauern, die ihr den Zugang zu Quelle verwehrten, zur Strafe in quakende Frösche verwandelt hat. Grandios wie Ovid ihr Quaken lautmalerisch in seine Verse eingebaut hat, und wer am frühen Abend das Letoon besucht, der kann hören, dass dort immer noch die Nachfahren dieser Frösche leben.

Das Heiligtum

Im Herzen des Heiligtums standen an der Quelle drei hellenistische Tempel unterschiedlicher Größe für Leto, Apollon und Artemis, von denen der Tempel der Leto, von dem etwa 85 Prozent des Baumaterials erhalten sind, seit 2012 restauriert wird. Den Fußboden der Cella des Apollontempels schmückt ein schönes Mosaik, das in großer Farbenpracht Bogen und Köcher der Artemis sowie die Leier des Apollon zeigt. Unmittelbar südwestlich schließt sich ein hellenistisches Nymphaion an, das von der Quelle gespeist wurde und auch heute unter Wasser steht. Nördlich stehen die Grundmauern und Säulenbasen einer hellenistischen Stoa ebenfalls im Wasser. Dort konnten mehrere griechische Inschriften freigelegt werden, darunter eine Ehrung für Alexander den Großen, der 334 v. Chr. nach der siegreichen Schlacht am Granikos den Göttern des Letoons einen Besuch abstattete.

Von der Stoa kommt man mit wenigen Schritten zum Theater mit einem sehenswerten dorischen Fries über dem nordöstlichen Eingang. In den Metopen sind Theatermasken ausgearbeitet, unter denen man Dionysos, einen Silen, einen Satyr und eine komische Alte erkennt. Für kultische Festspiele fehlt nur noch ein Stadion, das zwar inschriftlich belegt ist, aber in den umliegenden Feldern bisher nicht lokalisiert werden konnte.

Die Trilingue

Eine bedeutende Entdeckung gelang dem Archäologen Henri Metzger im Sommer 1973 am Hang oberhalb des Apollontempels mit einer dreiseitig beschrifteten Inschriftstele. Diese überliefert ein Dekret, das Pixodares, Satrap von „Karien und Lykien“ sowie Bruder des Maussolos, im ersten Jahr der Herrschaft des Großkönigs Artaxerxes III. (358 v. Chr.) in Xanthos erlassen hat. Darin wird die Einführung eines Kultes für den karischen Gott Basileos Kaunios angeordnet. Detaillierte Bestimmungen regeln Einzelheiten von der Finanzierung des Heiligtums, seiner Priesterschaft und den Opfergaben bis zur Zahl der Festtage. Zuletzt wird der Zorn der Götter auf diejenigen herab beschworen, die diesen Verfügungen zuwiderhandeln; als Zeugen werden Leto, Apollon und Artemis angerufen. Bei dieser Inschrift handelt es sich um eine Trilingue, ihr Text ist also in drei Sprachen abgefasst: Aramäisch, die Hof- und Diplomatensprache der Perserkönige, Griechisch und Lykisch. Deshalb sollte diese Inschrift, die sich heute im Museum von Fethiye befindet, zusammen mit der griechisch-lykischen Bilingue auf dem großen Inschriftenpfeiler des Kherẽi von Xanthos zum entscheidenden Schlüssel für die weitere Erforschung der lykischen Sprache werden.


Abb. 18 Letoon, Tempel der Leto an der heiligen Quelle.

Literatur

Marksteiner, Lykien 80 – 90; J. des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003).

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An einem wunderbaren Sandstrand gelegen, in Teilen von Sanddünen überwandert und mit Gebüsch bestanden, so zeigten sich bis Ende der 80er Jahre die Ruinen von Patara in einem reizvoll unberührten Zustand. Erst die 1988 angelaufenen Ausgrabungen unter Fahri Işık und Havva Işkan (Akdeniz Universität Antalya) haben für das Stadtzentrum die antiken Strukturen erschlossen sowie wichtige Gebäude und Monumente freigelegt. Dennoch kann bis heute jeder im antiken Stadtgebiet seine eigenen Entdeckungen machen.

Patara – Hauptstadt des Lykischen Bundes
Lykien

Die Gründung von Patara wird im Mythos auf Pataros, Sohn des Apollon und der Nymphe Lykia zurückgeführt. Die erhaltenen Ruinen machen weitgehend einen griechisch-römischen Eindruck, das lykische Erbe beschränkt sich im Wesentlichen auf frühe Münzen mit dem Namen Pttara und einige Sarkophage. In der griechischen Welt genoss Patara hohes Ansehen wegen des Orakels des Apollon in seinen Mauern, das mit dem berühmten Orakel von Delphi konkurrierte. Mit dem Orakel von Delos bestand sogar eine Arbeitsteilung, denn das Orakel von Patara „arbeitete“ nur im Winter, da sich Apollon im Sommer auf Delos aufhielt. Als Folge der römischen Bürgerkriege, in denen Brutus auch Patara ausplünderte, machte das Orakel einen Niedergang durch, erlebte aber in der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. einen neuen Aufschwung. Die Inschrift des Opramoas von Rhodiapolis überliefert eine Stiftung von 20.000 Denaren „für Apollon, den Gott der Vorfahren, dessen Orakel nach längerem Schweigen wieder Weissagungen verkündet“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Patara längst Xanthos überflügelt, denn da seit 43 n. Chr. der römische Statthalter in Patara residierte, verlegte der Lykische Bund die Bundesversammlung und das Bundesarchiv ebenfalls dorthin. Einen weiteren Aufschwung verbuchte Patara 131 n. Chr. mit dem Besuch von Kaiser Hadrian und seiner Frau Sabina, als Hadrian den Bau eines Granariums anordnete, sodass Patara eine wichtige Rolle in der Getreideversorgung Roms übernahm. Für die christliche Welt wurde die Stadt, in deren Hafen der Apostel Paulus auf dem Weg von Ephesos nach Tyros das Schiff gewechselt hatte, als Geburtsort des hl. Nikolaos interessant, des späteren Bischofs von Myra.

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22 декабря 2023
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320 стр. 84 иллюстрации
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9783943904871
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