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Literatur

Marksteiner, Lykien; Brandt/​Kolb, Lycia et Pamphylia; Hellenkemper/​Hild, Lykien und Pamphylien; Götter, Heroen, Menschen in Lykien, Ausstellungskatalog Schallaburg (1990); Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs.

Pamphylien und südliches Pisidien
Geografie

In der Höhe von Antalya treten die schroff aufsteigenden Ketten des Taurosgebirges von der Mittelmeerküste zurück und umschließen in einem weiten Bogen bis hinter Alanya die gut bewässerte und äußerst fruchtbare pamphylische Küstenebene mit ihren weiten Baumwoll- und Sesamfeldern sowie Orangen- und Zitrusplantagen, die mit langen Sandstränden, wunderbaren Wasserfällen bei Antalya (Abb. 5) und Manavgat und teilweise subtropischer Vegetation das Herz der Türkischen Riviera ist. Maßgeblich gestaltet wurde diese Landschaft von den drei Flüssen Kestros (Aksu), Eurymedon (Köprü Çayı) und Melas (Manavgat Çayı), die über hohen Travertinterrassen, von denen die letzte an der Uferpromenade von Antalya steil zum Meer abfällt, eine etwa 90 km lange und 30 km breite Schwemmlandebene aufgeschichtet haben.


Abb. 5 Antalya, der Obere Düden-Wasserfall.

Diese Ebene bot den ersten griechischen Siedlern, die den Stadtlegenden folgend bereits nach dem Troianischen Krieg in Pamphylien einwanderten, sehr günstige Lebensbedingungen, angebaut wurden nach inschriftlichen Zeugnissen in erster Linie Baumwolle, Oliven und Weizen. Außer zahlreichen kleineren, agrarisch ausgerichteten Siedlungen entstanden die bevölkerungsreichen und recht wohlhabenden Städte Perge, Sillyon, Aspendos und Side, zu denen in der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. noch die pergamenische Gründung Attaleia (Antalya) hinzutrat. Von diesen lagen die stark ummauerten Städte Attaleia und Side direkt am Meer, aber auch die auf markanten Tafelbergen angelegten Städte Perge, Sillyon (Abb. 50) und Aspendos verfügten aufgrund der Tatsache, dass die Küstenlinie weiter landeinwärts verlief und die Flüsse Kestros und Eurymedon in ihrem Unterlauf schiffbar waren, über einen direkten Zugang zum Meer oder im Fall von Sillyon zumindest über eine Hafensiedlung und somit über eine ideale Seeverbindung zum griechischen Mutterland. In ihrer umfangreichen Münzprägung und in vielen Inschriften betonen die pamphylischen Städte die Unabhängigkeit der einzelnen Poleis. Diese kannten keinen Zusammenschluss in Form eines Bundes, sondern pflegten eine zwischenstädtische Rivalität, machten aber bei gleichzeitiger Bewahrung griechischer Kultur Pamphylien zu einem Vorposten der Hellenisierung, sodass sich diese Landschaft kulturell stark vom benachbarten Lykien abhob.

Im Norden wird die pamphylische Küstenebene von den Gebirgszügen des Pisidischen Tauros begrenzt, dessen Hochebenen dem Getreideanbau dienten, während zahlreiche Hochflächen als Sommerweiden genutzt wurden. Der Tauros ließ als steile Barriere kaum Kontakte zwischen der griechischen Bevölkerung Pamphyliens und den einheimischen Pisidern zu. Enger waren lediglich die Beziehungen zu den pisidischen Städten Termessos und Selge, die südlich der Taurospässe liegen und in ihren nahezu uneinnehmbaren Stadtfestungen nicht nur Alexander dem Großen, sondern auch den Angriffen seleukidischer und pergamenischer Könige erfolgreich Widerstand leisteten. Aufgrund ihrer Lage südlich des Tauros waren diese Städte verkehrsmäßig eher auf Pamphylien ausgerichtet und wurden zu Beginn der Kaiserzeit sinnvollerweise zur Provinz Pamphylia geschlagen, Städte wie Ariassos und Kremna, die unmittelbar nördlich des Tauroskammes liegen, kamen zur Provinz Galatia (25 v. Chr.).

Geschichte

Die ältesten Siedlungsspuren in Pamphylien wurden in den Höhlen von Karain und Beldibi entdeckt; in der Höhle von Karain konnten von der Altsteinzeit bis in die römische Kaiserzeit acht Siedlungsschichten festgestellt werden, die durch Stein- und Knochenwerkzeuge sowie durch Keramik Aufschluss über frühe Arbeitstechniken geben. Die erste griechische Einwanderung erfolgte um 1200 v. Chr. nach dem Troianischen Krieg. Teile des siegreichen Heeres erreichten unter der Führung der legendären Seher Mopsos, Kalchas und Amphilochos über das anatolische Hochland die fruchtbare Küstenebene, die die Einwanderer entsprechend ihrer vielfältigen Herkunft Pamphylia („Land aller Stämme“) nannten. Der größte Teil von ihnen fand hier eine neue Heimat, kleinere Splittergruppen sind der Überlieferung zufolge bis nach Kilikien gelangt. Mopsos und Kalchas wurden später von den Bewohnern von Perge als Stadtgründer verehrt; die Städte Sillyon und Aspendos führten ihren Ursprung auf Mopsos, die Stadt Selge auf Kalchas zurück.

Sprachwissenschaftliche Untersuchungen haben eine Bestätigung für diese frühe Besiedlung durch griechische Einwanderer erbracht. Bei der in weiten Teilen Pamphyliens gesprochenen Sprache, die uns von Münzlegenden und Inschriften aus Perge, Sillyon, Aspendos und Side bekannt ist, handelt es sich nämlich um einen aus kyprischem und arkadischem Sprachgut gemischten frühgriechischen Dialekt. Hinzu kommen noch geringe dorische Einflüsse, die auf die in einer zweiten Wanderungswelle um 700 v. Chr. nach Side eingewanderten Kymaier aus der Aiolis zurückzuführen sind. Allein die Bewohner von Side haben diesen pamphylischen Dialekt zunächst nicht angenommen, sondern weiterhin eine einheimische anatolische Sprache gepflegt, die uns durch Münzen und einige wenige Inschriften überliefert ist. Alle bisher bekannten sidetischen Inschriften sind linksläufig geschrieben, darunter befinden sich auch zwei kurze griechisch-sidetische Bilinguen; dennoch ist es bisher nicht gelungen, die Lautwerte aller sidetischen Schriftzeichen zu bestimmen.

Aus dem Dunkeln der Geschichte trat Pamphylien – wie das benachbarte Lykien auch – erst im 7. Jh. v. Chr., als das Land zum Königreich der Lyder gehörte. Bereits 546 v. Chr. wurde es von den vordringenden Persern erobert, unter deren Herrschaft es bis zur Befreiung durch Alexander den Großen im Jahre 334 v. Chr. blieb. Nach Alexanders Tod fiel Pamphylien in der Reichsteilung von Triparadeisos (321 v. Chr.) an Antigonos Monophthalmos und gehörte bis zur Schlacht von Ipsos im Jahre 301 v. Chr. zu dessen kleinasiatischem Großreich. Im folgenden Jahrhundert beanspruchten sowohl die Ptolemäer als auch die Seleukiden Pamphylien für sich. Schließlich wurde auch Rom in diesen Konflikt verwickelt, nachdem der Seleukide Antiochos III. im Jahre 204 v. Chr. Pamphylien und Kilikien erneut zurückgewonnen und sich sogar in die inneren Angelegenheiten Griechenlands eingemischt hatte. Im Jahre 191 v. Chr. wurde er bei den Thermopylen von den Römern besiegt, die mit ihren Verbündeten Pergamon und Rhodos in den Seeschlachten vor Phokaia und Side den Übergang nach Kleinasien erzwangen und Antiochos III. bei Magnesia am Sipylos eine vernichtende Niederlage bereiteten (190 v. Chr.).

In dem Friedensvertrag von Apameia (188 v. Chr.) wurden die Seleukiden endgültig hinter den Tauros zurückgeworfen und die pamphylischen Städte dem Königreich Pergamon zugesprochen. Doch verweigerten diese ihre Unterwerfung, sodass die Pergamener erst 165 und 159/​158 v. Chr. auf zwei Feldzügen mit den westpamphylischen Städten Perge, Sillyon und Aspendos wenigstens einen Teil dieser „Kriegsbeute“ eintreiben konnten. Die ostpamphylische Hafenstadt Side und das südpisidische Selge widerstanden aber den pergamenischen Eroberungsversuchen, sodass Attalos II. (159 – 138 v. Chr.) mit der Gründung von Attaleia einen neuen Hafen anlegen musste.

Literatur

Brandt/​Kolb, Lycia et Pamphylia; Hellenkemper/​Hild, Lykien und Pamphylien; H. Brandt, Gesellschaft und Wirtschaft Pamphyliens und Pisidiens im Altertum, Asia Minor Studien 7 (1992).

Im Jahre 133 v. Chr. vermachte der letzte pergamenische König Attalos III. sein Reich testamentarisch der Römischen Republik, die daraus die Provinz Asia konstituierte, ohne gleichzeitig auch Lykien und Pamphylien in diese neue Ordnung einzubinden. Die Städte beider Landschaften genossen als civitates liberae Freundschaft und Schutz des Römischen Volkes, konnten sich aber allein – nach Zurückdrängen der Seleukiden und vor allem nach der Dezimierung der seleukidischen Flotte – nicht mehr der isaurischen und kilikischen Seeräuber erwehren. Handel und Verkehr erlitten großen Schaden, das Wirtschaftssystem des hellenistischen Ostens brach zusammen und Städte wie Olympos, Phaselis und Side mussten ihre Häfen und Märkte den Seeräubern öffnen. Als Rom dem Prätor des Jahres 102 v. Chr., Marcus Antonius, dem Großvater des späteren Triumvirn, den Auftrag gab, militärisch gegen die Seeräuber vorzugehen, zeitigte dieses halbherzig durchgeführte Unternehmen keinen dauerhaften Erfolg.

Die Piraten standen auf dem Höhepunkt ihrer Macht, als Mithradates VI. Eupator von Pontos (121 – 63 v. Chr.), einer der letzten großen Gegner Roms, während des 1. Mithradatischen Krieges (88 – 85 v. Chr.) mit ihnen ein Bündnis schloss. Erst in diesem Krieg erkannte man in Rom die Seeräubergefahr in ihrer vollen Tragweite, und P. Servilius Vatia führte nach großen Rüstungsanstrengungen einen dreijährigen Feldzug (79 – 77 v. Chr.) gegen die ostlykischen, pamphylischen und isaurischen Piraten, dessen erfolgreicher Ausgang ihm den Ehrennamen Isauricus eintrug. Die endgültige Niederwerfung der Seeräuber gelang schließlich dem mit außerordentlichen Vollmachten ausgestatteten Pompeius, der 67 v. Chr. in einer großangelegten 40-tägigen Kampagne das ganze Mittelmeer durchkämmte und die letzte Piratenflotte vor der Festung Korakesion vernichtete.

In der Folgezeit gehörte Pamphylien kurz zur neuen pompeianischen Großprovinz Cilicia, wurde aber in den frühen 40er Jahren von M. Antonius dem römischen Klientelkönig Amyntas von Galatien übertragen, der in Side Münzen prägte. Nach dem Tode des Amyntas im Jahre 25 v. Chr. wurden seine galatischen, lykaonischen und nordpisidischen Besitzungen in die Provinz Galatia umgewandelt, die pamphylischen Städte bildeten zusammen mit den südpisidischen Städten Termessos und Selge die Provinz Pamphylia. Kaiser Vespasian (69 – 79 n. Chr.) legte Pamphylien mit dem benachbarten Lykien zu einer Doppelprovinz zusammen, doch wurde diese von Diokletian wieder in zwei selbstständige Provinzen aufgeteilt, die bis in byzantinische Zeit bestanden.

Kilikien
Geografie

Das antike Kilikien gliedert sich in zwei geografische Gebiete, wie sie verschiedener kaum sein können: im Westen das Rauhe Kilikien von Syedra bis zum Lamos (Lamas Çayı) mit den bis unmittelbar an die Küste heranreichenden, dicht bewaldeten Gebirgszügen des Tauros, die nur für kleine Küstenebenen Raum geben (Abb. 6), und im Osten das Ebene Kilikien vom Lamos bis zum Amanosgebirge, dessen weite fruchtbare, von den Flüssen Saros (Seyhan Nehri) und Pyramos (Ceyhan Nehri) durchflossene Ebene im Norden vom Tauros, im Osten von Amanos abgeschirmt wird. Erst im Jahre 1975 wurde im Rauhen Kilikien die Küstenstraße ausgebaut, die in endlosen Windungen die Städte Alanya, Anamur und Silifke miteinander verbindet. Eine Fahrt auf dieser Strecke ist besonders reizvoll, da sie traumhafte Ausblicke auf türkisfarbene Buchten mit weißen Sandstränden und umbrandeten Felsen sowie auf kleine Schwemmlandebenen bietet, in denen alle nur denkbaren Arten von Obst und Gemüse sowie sehr geschmackvolle süße Bananen gedeihen. Die moderne Stadt Mersin mit einer schönen Uferpromenade, hübschen Stadtvierteln und einem bedeutenden Hafen liegt bereits im Übergang zum Ebenen Kilikien. Nur wenig östlich öffnet sich bei Tarsus die nahezu baumlose Çukurova, in der mit Hilfe künstlicher Bewässerung eine intensive Landwirtschaft, vor allem Baumwollanbau, betrieben wird, der die Grundlage für den Aufschwung von Adana legte. In der Antike gab es dort noch größere Olivenplantagen, die Araber legten bei Anazarbos sogar Palmenhaine an.


Abb. 6 Küstenlandschaft im Rauhen Kilikien unterhalb der Tokmar Kalesi.

Die geografische Lage macht verständlich, warum das Rauhe Kilikien mit einer Steilküste, die bis zum Kap Anamur Hochgebirgscharakter hat, zu allen Zeiten schwer zugänglich war und bis in die römische Kaiserzeit in Kleinfürstentümer und unabhängige Stammesgebiete zerfiel. Kleinere Städte wie Anemourion entstanden meist im Bereich der Schwemmlandebenen, doch sind auch manche Städte in die Steilküste hineingebaut wie Iotape und in beeindruckender Weise Antiocheia am Kragos. Als letzte der südanatolischen Landschaften konnte das Rauhe Kilikien erst im Jahre 72 n. Chr. in das Römische Reich integriert werden. Demgegenüber war das Ebene Kilikien, von Norden über die Kilikische Pforte und von Südosten über die Syrische Pforte gut zugänglich, ein Durchzugsgebiet zwischen Kleinasien und Syrien/​Mesopotamien und deshalb über Jahrhunderte heftig umkämpft.

Geschichte

Bereits das hethitische Großreich (15. – 12. Jh. v. Chr.) nutzte das Ebene Kilikien als Aufmarschbasis gegen die nordsyrischen Fürstentümer und die nach Syrien vorgestoßene zweite Großmacht der Zeit, das ägyptische Pharaonenreich. Etwa zeitgleich mit dem Untergang des hethitischen Großreiches um 1200 v. Chr. erreichten die Spitzen der griechischen Einwanderungswelle unter den Sehern Mopsos und Amphilochos das Ebene Kilikien. Dort gründeten sie die Städte Mallos und Mopsouhestia, die im späthethitischen Königreich Qu‘e aufgingen. Als dessen Vasall Azatiwada in der 2. Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. seine Residenz auf dem Karatepe errichten ließ, stand das Ebene Kilikien aber politisch wie kulturell bereits unter starkem assyrischen Einfluss: 715 v. Chr. eroberte Sargon II. das Königreich Qu‘e, zwei Jahrzehnte später zerstörte Sanherib nach einem Aufstand die Stadt Tarsos. Seit dem Jahre 546 v. Chr. gehörte das Ebene Kilikien zu einer persischen Satrapie, die von Tarsos aus verwaltet wurde, bis 333 v. Chr. Alexander der Große mit seinem Sieg über den Großkönig Dareios III. beim kilikischen Issos der Weltgeschichte eine neue Richtung gab.

In den folgenden Jahrhunderten stand Kilikien unter seleukidischer Herrschaft, die für das Rauhe Kilikien zeitweilig nur nominellen Charakter hatte. Als aber die Römer im Frieden von Apameia (188 v. Chr.) die Seleukiden hinter den Tauros zurückdrängten und deren ehemals mächtige Flotte auf 10 Schiffe reduzierten, wurde das Gleichgewicht der Mächte im östlichen Mittelmeerraum entscheidend gestört. Es entstand ein Machtvakuum, in das die kilikischen Piraten hineinstießen. Rom war diese Entwicklung zunächst nicht unangenehm, sorgten doch die Piraten dafür, dass die von der römischen Wirtschaft benötigten Sklaven in immer größerer Zahl auf den Märkten von Delos und anderer Städte wie Side zum Verkauf standen. Erst als sich die Piraten zu größeren Geschwadern zusammenschlossen, mit dem römischen Feind Mithradates VI. Eupator von Pontos (121 – 63 v. Chr.) paktierten und sogar Sizilien und den römischen Hafen Ostia sowie die küstennahen Straßen Italiens wie die Via Appia unsicher machten, reagierte Rom mit umfassenden Flottenrüstungen.

Im Jahre 67 v. Chr. säuberte der mit einem außerordentlichen Kommando ausgestattete Pompeius das Mittelmeer so gründlich von den Piraten, dass diese erst wieder in byzantinischer Zeit zu einem Problem wurden. Den auf dem Triumphzug des Pompeius mitgeführten Tafeln war zu entnehmen, dass 700 Schiffe erbeutet, 120 Festungen geschleift und 20.000 Piraten gefangen wurden. Über diesen militärischen Erfolg hinaus bewies Pompeius ein gutes Gespür für die von Rom mitverschuldeten sozialen Missstände, die Ursache dafür gewesen waren, dass immer mehr Bauern zu Piraten wurden. Daher siedelte er die gefangenen Piraten im griechischen Dyme und in den kilikischen Städten Soloi, Adana, Mallos und Epiphaneia an, die im Jahre 91 v. Chr. von Tigranes dem Großen weitgehend entvölkert worden waren, als dieser die Bewohner dieser Städte in seine neue Residenz Tigranokerta deportierte.

Nach seinen Siegen über Mithradates VI. Eupator von Pontos und Tigranes den Großen von Armenien richtete Pompeius 64 v. Chr. die beiden Provinzen Pontus et Bithynia und Cilicia ein. Zur letzteren gehörte nominell auch das Rauhe Kilikien, doch zeigte sich Rom noch nicht in der Lage, der kriegerischen Bergstämme Herr zu werden. Aus diesem Grunde behielten auch die Priesterfürstentümer von Olba und Hierapolis Kastabala ihre Unabhängigkeit, die für die Dynastie von Hierapolis Kastabala aber nur bis zum Jahre 17 n. Chr. andauerte. Im Jahre 38 n. Chr. wurde das Rauhe Kilikien dem Klientelkönig Antiochos IV. von Kommagene übertragen, der 52 n. Chr. einem Angriff der Kieten auf Anemourion mehr durch geschickte Diplomatie als durch Waffengewalt erfolgreich begegnete und seine Herrschaft gegenüber den Taurosstämmen durch die Gründung neuer Städte wie Iotape, Antiocheia am Kragos, Germanikopolis und Klaudiopolis festigte. Als 72 n. Chr. Kaiser Vespasian die Ostgrenze des Römischen Reiches an den Euphrat vorschob, verlor Antiochos IV. nicht nur sein Stammland Kommagene, sondern auch seine kilikischen Besitzungen. Das Rauhe Kilikien und das Ebene Kilikien wurden in der Provinz Cilicia zusammengefasst.

Die neue Provinz erlebte wie ihre Nachbarprovinz Lycia et Pamphylia unter der pax Romana eine knapp zweihundertjährige Blütezeit, zollte aber ihrer vorgeschobenen Durchgangslage Tribut, als im Jahre 260 n. Chr. der Sasanide Shapur I. mit Ausnahme von Pompeioupolis alle wichtigen Städte Kilikiens eroberte und plündern ließ; im Jahre 269/​270 n. Chr. drangen die aufständischen Palmyrener unter ihrer Königin Zenobia über Mopsouhestia, Adana und Tarsos bis nach Ankyra vor. Auch regten sich gegen Ende des 3. Jhs. n. Chr. wieder die isaurischen Bergstämme, sodass Kaiser Diokletian die Großprovinz Cilicia in drei Verwaltungseinheiten aufgliederte: Isauria mit der Hauptstadt Seleukeia am Kalykadnos, Cilicia prima um Tarsos und Cilicia secunda um Anazarbos. Allerdings konnte auch diese Straffung der zivilen und militärischen Verwaltung nicht verhindern, dass Anemourion und Seleukeia am Kalykadnos in der 2. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. von isaurischen Stämmen geplündert wurden.

Literatur

Hild/​Hellenkemper, Kilikien und Isaurien; H. Hellenkemper/​F. Hild, Neue Forschungen in Kilikien (1986); Budde, Antike Mosaiken.

Die Landschaften der Türkischen Riviera in Mittelalter und Neuzeit

Trotz der von Konstantin dem Großen (305 – 337 n. Chr.) de facto in West und Ost getrennten Reichsverwaltung war das Römische Reich weiterhin als Einheit anzusehen, bis 476 n. Chr. der Germanenfürst Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte und die Teilung des Reiches auch de iure besiegelte. Das Byzantinische Reich war nicht mehr in der Lage, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, auch wenn Kaiser Iustinian (527 – 565 n. Chr.) noch einmal Italien und Teile von Nordafrika eroberte. Schon unter Kaiser Herakleios (610 – 641 n. Chr.), der das Griechische zur offiziellen Reichssprache erhob, begann der Siegeszug der Araber; im Jahre 636 n. Chr. mussten nach der Niederlage am Yarmuk nicht nur Ägypten und Syrien, sondern auch die kilikischen Festungen Anazarbos und Tarsos aufgegeben werden.

Die Schwäche des Byzantinischen Reiches zeigte sich auch bei arabischen Flottenüberfällen auf die Küstenstädte; Perge und Aspendos wurden im 8. Jh. aufgegeben, andere Städte suchten durch Reduzierung ihres Stadtgebietes und Anlage neuer Mauern zu überleben wie Xanthos, Limyra und Side. Im Jahre 672 n. Chr. blockierte eine arabische Flotte von April bis September sogar Konstantinopel. Den Höhepunkt erreichten die Kämpfe unter Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos (912 – 959 n. Chr.), dem im Emir von Aleppo, Sayf ad-Dawla (944 – 967 n. Chr.), ein erbitterter Gegner erwuchs. Erst Mitte des 10. Jhs. ermöglichte die Einrichtung islamischer Teilstaaten in Syrien den Byzantinern ein erneutes Ausgreifen über die Taurosgrenze. Nikephoros II. Phokas eroberte in einer vierjährigen Kampagne (962 – 965 n. Chr.) beginnend mit Anazarbos, der Hauptfestung des Sayf ad-Dawla, ganz Kilikien zurück. Im Jahre 966 n. Chr. fiel Antiocheia am Orontes wieder an die Byzantiner, die wenig später sogar Damaskus besetzten.

Ende des 11. Jhs. entstand den Byzantinern in den aus Zentralasien stammenden Seldschuken ein neuer mächtiger Gegner. Dessen Druck auf Armenien führte zur Auswanderung vieler Armenier in den kilikischen Tauros, wo sie als byzantinische Vasallen zahlreiche Burgen und Grenzkastelle befehligten. Im Jahre 1071 vernichteten die Seldschuken unter Alp Arslan in der Schlacht von Malazgirt nördlich des Van-Sees das byzantinische Heer unter Kaiser Romanos IV. Diogenes und standen bereits 1081 mit der Einnahme von Nikaia (Iznik) kurz vor Konstantinopel. Die Byzantiner konnten zwar mit Hilfe der Ritter des 1. Kreuzzuges (1096 – 1099) Nikaia zurückgewinnen, stellten aber für das seldschukische Sultanat von Konya keine ernsthafte Gefahr mehr dar. Vielmehr entstanden ihnen im Gefolge der Kreuzzugsidee mit der Gründung fränkischer Staaten wie der Grafschaft Edessa und des Fürstentums Antiocheia sowie mit den ihre Herrschaft über ganz Kilikien ausdehnenden Armeniern neue Bedrohungen.

So überrascht es nicht, dass die Byzantiner die Kreuzzüge mit Misstrauen betrachteten. Als der vom deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa geleitete 3. Kreuzzug im Jahre 1190 den seldschukischen Herrschaftsbereich erreichte, weilte Friedrich Barbarossa als Gast bei Sultan Kılıç Arslan, während der byzantinische Kaiser Isaak II. Angelos dem Ayubidensultan Saladin, der 1187 bei Hattin das Heer der Kreuzfahrerstaaten vernichtet und Jerusalem erobert hatte, sein Bedauern übermittelte, dass er die Kreuzfahrer nicht hatte aufhalten können. Doch endete auch dieser Kreuzzug mit einem Fehlschlag, da mit dem Tode von Friedrich Barbarossa am 10. Juni 1190 im Saleph (Göksu Nehri) nördlich von Silifke Führung und Zusammenhalt des Heeres verloren gingen (Abb. 7). Wie sehr der Argwohn der Byzantiner gegenüber den Kreuzfahrern berechtigt war, zeigte der 4. Kreuzzug, dessen Teilnehmer die Befreiung des Heiligen Landes aus den Augen verloren, im Jahre 1204 Konstantinopel eroberten und das Lateinische Kaiserreich gründeten. Erst 1261 gelang den Byzantinern von Nikaia aus die Rückeroberung ihrer Hauptstadt.

Diese Schwächung des Byzantinischen Reiches nutzten die Seldschuken, die 1207 unter Sultan Giyāseddin Kayhosrau I. mit Attaleia (Antalya) die letzte Bastion der Byzantiner an der Südküste eroberten und ihrem Binnenreich einen Zugang zum Meer erkämpften. Antalya wurde zu einer starken Festung und zur Hafenstadt ausgebaut, der Handel durch Annäherung an das fränkische Königreich Zypern gefördert. Alāeddin Kaykobād I. (1219 – 1236) führte die Handelspolitik seiner Vorgänger fort und erteilte weitere Privilegien an Venezianer, Pisaner und Genuesen. So brachte die seldschukische Eroberung keinen Bruch in den Handelsbeziehungen zwischen Kleinasien, Zypern und Ägypten, sondern eine neue Blüte für Antalya, das sich zu einem wichtigen Warenumschlagplatz entwickelte. Abgesichert wurde der Handel durch die Eroberung der westlichen Vorpostenburgen des kilikischen Königreichs Kleinarmenien; der persische Historiker Ibn Bibi spricht von der Besetzung von 40 christlichen Kastellen, unter diesen Kalonoros (Alanya) und Alara Kalesi, die im Jahre 1221 seldschukisch wurden.

Allerdings neigten sich die großen Tage der Seldschuken dem Ende zu, ihr Reich geriet 1243 nach der Niederlage am Köse Dağ nordöstlich von Sivas unter mongolische Vorherrschaft. Der Druck der Mongolen verstärkte sich danach über die sich an den Rändern des Seldschukenreiches etablierenden turkmenischen Emirate, darunter das Emirat von Ertuğrul (1231 – 1288) und seinem Sohn Osman (1288 – 1326) westlich von Dorylaion (Eskişehir), die Keimzelle des Osmanischen Reiches. Um 1307 brach das Seldschukenreich zusammen; in seinen lykischen und pamphylischen Gebieten entstand das Emirat der Hamidoğulları, die in Antalya residierten und 1391 von den Osmanen unter Sultan Beyazıt I. Yıldırım unterworfen wurden.


Abb. 7 Taurosdurchbruch des Kalykadnos/​Saleph, in dem am 10. Juni 1190 Friedrich I. Barbarossa ertrunken ist.

Zeitgleich mit dem Seldschukenreich entwickelte sich in Kilikien durch den Zusammenschluss mehrerer Baronien das christliche Königreich Kleinarmenien, das seine Verbündeten in den Kreuzfahrerstaaten Edessa, Antiocheia und Zypern fand. Der Rupenide Leon II. wurde im Jahre 1198 Lehensträger des Deutschen Reiches und in Tarsos als Leon I. zum König gekrönt. Sein Nachfolger Hethum I. (1226 – 1269) setzte dem Druck der Seldschuken ein Bündnis mit den Mongolen entgegen, konnte aber trotz abendländischer Hilfe nach der mongolischen Niederlage bei Ain Dschalut (1260) gegen die ägyptischen Mamluken den Niedergang nur hinauszögern. Ab 1266 fielen die Mamluken mehrmals in Kleinarmenien ein, im Jahre 1375 endete mit der Einnahme der Festungen Anazarbos und Sis das Königreich Kleinarmenien. Der Osten des Ebenen Kilikien wurde Provinz des Mamlukenreiches, der Westen fiel an das Emirat der Ramazanoğulları, die in Adana residierten; die Karamanoğulları eroberten das Rauhe Kilikien einschließlich der Burg von Silifke; Korykos konnte noch bis 1448 von fränkischen Rittern aus dem Königreich Zypern gehalten werden.

Zu dieser Zeit hatten die Osmanen schon weite Teile Kleinasiens und Thrakiens erobert, sodass das Byzantinische Reich auf das Stadtgebiet von Konstantinopel reduziert war. Im Jahre 1453 übernahm Sultan Mehmet II. Fatih mit der Eroberung der Stadt das Erbe des Byzantinischen Reiches. In einem raschen Siegeszug besetzten die Osmanen das restliche Kleinasien: Im Jahre 1471 wurden die Karamanoğulları besiegt, 1515 unterwarfen sich die Ramazanoğulları Sultan Selim I. Yavuz, der im folgenden Jahr bei Aleppo die Mamluken besiegte und Ägypten besetzte. Damit standen erstmals seit römisch-byzantinischer Zeit die Landschaften an der Türkischen Riviera im Osmanischen Reich wieder unter einheitlicher Verwaltung. Dieses wurde nach dem 1. Weltkrieg auf Kleinasien und Thrakien beschränkt und nach dem türkischen Sieg über die griechischen Invasionsarmeen bei Dumlupınar (10. August 1922) unter der Führung von Mustafa Kemal (Atatürk) als republikanischer Nationalstaat neu begründet (29. Oktober 1923).

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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320 стр. 84 иллюстрации
ISBN:
9783943904871
Правообладатель:
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