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Literatur

Hellenkemper, Burgen; B. Flemming, Landschaftsgeschichte von Pamphylien und Lykien im Spätmittelalter (1964); Erdmann, Karavansaray.

Antike Städte und Monumente


Abb. 8 Kaunos, Felsnekropole am Dalyan Çayı.

01

Das kleine Fischerdorf Dalyan ist Ausgangspunkt für den Besuch mehrerer touristischer Attraktionen. Es liegt gegenüber von antiken Felsgräbern mit großartigen Tempelfassaden, in der Nachbarschaft der langjährigen Ausgrabungen von Kaunos und an einem Fluss, auf dem man mit einem Boot durch ein schilfbestandenes, weitverzweigtes Delta den 4 km langen, feinsandigen Iztuzu-Strand erreichen kann, der das Meer vom Delta des Dalyan Çayı trennt (Abb. 9).

Kaunos (Dalyan) – Antike Ruinen beim Schildkrötenstrand

Karien

Im Jahre 1987 sind Flussdelta und Strand von Dalyan in die Schlagzeilen der internationalen Presse gekommen, weil in diesem Naturparadies ein gewaltiger Hotelkomplex angelegt werden sollte. Zum Glück waren die Proteste von Naturschützern aus aller Welt erfolgreich, sodass dieses Projekt verhindert und der Iztuzu-Strand zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. So finden sich hier nach wie vor Fischadler, Eisvögel, Ibisse, Kormorane und Reiher sowie Flusskrebse, Otter, Welse und die bis zu einem Meter langen Unechten Karettschildkröten (caretta caretta), die diesen Strand als Laichplatz aufsuchen. Der östliche Teil des Strandes ist den Meeresschildkröten allein vorbehalten und von 20 – 8 Uhr darf der gesamte Strand nicht betreten werden, um die Schildkröten bei der Ablage ihrer Eier nicht zu stören. So wird man keine der großen Meeresschildkröten zu sehen bekommen, kann aber auf der Bootsfahrt deren gleichgroßen Süßwasser-Verwandten beobachten, wenn der Bootsführer einige dieser Prachtexemplare mit einem Köder anlockt.

Geschichte

Herodot berichtet uns, dass die Einwohner von Kaunos glaubten, ihre Vorfahren seien von der Insel Kreta gekommen; er selbst hielt sie für Karer mit einem eigentümlichen Dialekt. Im Jahre 545 v. Chr. geriet Kaunos nach verlustreichen Widerstand unter persische Herrschaft, sodass die Teilnahme am Ionischen Aufstand (500 – 494 v. Chr.) ebenso wenig überrascht wie die spätere Zugehörigkeit zum Delisch-Attischen Seebund unter der Führung Athens. Der Königsfriede des Jahres 387 v. Chr. bescherte Kaunos zwar erneut ein persisches Intermezzo, jedoch erhielt die Stadt durch den Satrapen Maussolos mehr und mehr griechischen Charakter, bis sie unter Regierung seiner Schwester Ada im Alexanderreich aufging.

Wechselvoll war das Schicksal von Kaunos in hellenistischer Zeit, bis die Ptolemäer im Jahre 189 v. Chr. die Stadt für 200 Talente Silber an Rhodos verkauften – eine stolze Summe, die die Rhodier möglichst schnell durch hohe Steuern in Kaunos wieder hereinholen wollten. Erst als Rhodos die Gunst Roms verlor und an seiner Stelle die Insel Delos zum Handelszentrum aufgebaut wurde (168 v. Chr.), erhielt Kaunos den Status einer civitas libera und wurde 129 v. Chr. in die aus dem pergamenischen Erbe gebildete römische Provinz Asia integriert. Aber die Kaunier vergaben die Chance auf eine ruhige Entwicklung unter römischer Herrschaft, indem sie 88 v. Chr. für einen der letzten großen Gegner Roms, Mithradates VI. Eupator von Pontos, Partei ergriffen. Sie befolgten den von Mithradates VI. erlassenen „Blutbefehl von Ephesos“ und ließen die römischen Bürger in ihren Mauern umbringen. So wurde Kaunos im Jahre 85 v. Chr. im Frieden von Dardanos, durch den Mithradates VI. auf seine pontischen Besitzungen zurückgeworfen wurde, erneut den verhassten Rhodiern unterstellt. Es folgten intensive Bestrebungen, durch Ehrungen für einflussreiche Römer, darunter ein ehernes Reiterstandbild des Lucius Licinius Murena, das rhodische Joch abzuschütteln und die Freiheit wiederzuerlangen, bis Kaunos im Jahre 65 v. Chr. erneut als „freie Stadt“ in die Provinz Asia aufgenommen wurde.

Bereits in der Kaiserzeit machten der Stadt zwei Probleme sehr zu schaffen – die langsame, aber stetige Verlandung ihres Hafens und die gesundheitliche Gefährdung ihrer Bürger durch Stechmücken, die in der sumpfigen Umgebung ideale Lebensbedingungen vorfanden. Schon Strabon und Plinius berichten von dem ungesunden Klima von Kaunos. Erst 1948 ging man energisch gegen die Stechmücken vor, die schon in der Antike bekämpfte Verlandung des Hafens dagegen konnte nicht verhindert werden. Heute liegt Kaunos etwa 3 km von der Küste entfernt, den ehemals mit einer Kette versperrbaren Hafen erkennt man in dem von einer weiten Schilffläche umgebenen Sülüklü Göl („Blutegelsee“) wieder.


Abb. 9 Kaunos, Delta des Dalyan Çayı und Iztuzu-Strand.

Die Felsgräber

Die großartigen Felsgräber, die man mit dem Boot auf dem Kalbis (Dalyan Çayı) passiert, sind ohne Zweifel die Hauptsehenswürdigkeit von Kaunos (Abb. 8). Sie liegen zumeist in zwei Reihen übereinander – oben die Tempelgräber mit ihrer reichen Fassadenarchitektur, unten einfache Kammergräber mit viereckigen Türöffnungen. Bei der oberen Reihe handelt es sich um Grabkammern, deren äußere Gestaltung einer ionischen Tempelfassade mit zwei Säulen in antis entspricht. Daneben gibt es aber auch ein unvollendetes Grab, das mit vier Säulen in antis geplant war, von oben nach unten bearbeitet wurde und die anderen Gräber an Größe weit übertreffen sollte.

In einem strengen Kontrast zur aufwendigen Fassadengestaltung der Tempelgräber steht nicht nur in Kaunos, sondern auch bei vergleichbaren lykischen Monumenten die schlichte Ausführung der kleinen Grabkammern. Diese sind völlig ohne Schmuck und weisen meist drei Steinbänke (Klinen) zur Bestattung auf. Nach Keramik- und Glasfunden sind diese Gräber in das 4. Jh. v. Chr. zu datieren, vereinzelt bezeugen Inschriften die Wiederverwendung eines Grabes in der römischen Kaiserzeit. Ein interessantes Detail ist die schwer zu deutende Tatsache, dass in dieser Felswand auf zwei unmittelbar benachbarten Felsgräbern zwei völlig identische Inschriften stehen, die diese beiden Gräber für dieselben drei Personen in Anspruch nehmen. Vielleicht gefiel dem Auftraggeber das benachbarte Grab plötzlich doch besser, sodass er dort seine Inschrift noch einmal einschlagen ließ und nicht mehr daran gedacht hat, die erste Inschrift wieder löschen zu lassen. Oder hat der Steinmetz einfach die „Baustelle“ verwechselt und diese Inschrift noch einmal am richtigen Felsgrab einschlagen müssen? Die am falschen Grab stehende Inschrift jedenfalls scheint niemanden gestört zu haben!

Nur ganz wenige von diesen Tempelgräbern können gefahrlos aufgesucht werden. Wer dazu sportlich genug ist, wird eine weitere interessante Einzelheit feststellen: Alle Tempelgräber stehen in einer künstlichen Felshöhle, d. h. sie sind von einem begehbaren Korridor umgeben, auch die Giebel sind vollständig aus dem Felsen herausgearbeitet. Diesen Architekturentwurf kennen wir in dem an Felsgräbern so reichen Kleinasien nur noch von den großen pontischen Königsgräbern im Burgfelsen hoch über der Stadt Amaseia (Amasya).

Die antike Stadt

In Kaunos, das man von der nördlichen Anlegestelle aus nach einer kurzen Fußwanderung erreicht, hat Baki Öğün (Universität Ankara) im Jahre 1965 eine erfolgreiche Ausgrabung ins Leben gerufen, die seit 2000 sein Schüler Cengiz Işık leitet. Das Stadtzentrum wird von zwei Akropolishügeln überragt, die durch mächtige Mauern miteinander verbunden waren. Am Fuß des größeren Akropolisfelsens liegt das am besten erhaltene Gebäude – ein Theater mit 34 Sitzreihen, die etwas mehr als einen Halbkreis umschreiben. Freigelegt werden konnte auch die untere Etage des Bühnenhauses. Auf dem Höhenrücken nördlich des Theaters folgen drei weitere Großbauten: ein Rundbau, vielleicht eine der vom Architekturhistoriker Vitruv beschriebenen Vermessungsplattformen, eine dreischiffige Basilika und eine hoch aufragende Thermenanlage. Letztere diente den Archäologen über Jahrzehnte als Depot für bedeutende Funde wie die Statuenbasen des Maussolos von Halikarnassos und seines Vaters Hekatomnos sowie die Exedra des berühmten Künstlers Protogenes, der in der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. auf Rhodos große Erfolge feierte. Diese und weitere Funde befinden sich heute im Museum von Fethiye.

Zwischen der Basilika und den Thermen zweigt ein getreppter Weg zur Unterstadt und zum Hafen ab, in ein Gebiet, auf das sich die jüngsten Ausgrabungen konzentriert haben. Dabei passiert man vorbei an einem rekonstruierten Säulenportikus auf einer Terrasse einen kleinen Antentempel dorischer Ordnung und die Fundamente eines hellenistischen Heroons. Unten am Hafen liegen außer Resten der von Strabon erwähnten Schiffswerften noch zwei interessante Gebäude. Dabei handelt es sich zunächst um eine zur Agora gehörende Säulenhalle, Fundort der bereits angesprochenen Ehreninschrift für Murena. Das zweite Bauwerk ist das rekonstruierte, baulich schlicht wirkende Brunnenhaus aus der Zeit des Kaisers Vespasian (69 – 79 n. Chr.). An seiner Westfassade ist die große Zollinschrift eingemeißelt, von der sich die Bürger und Kaufleute von Kaunos eine Belebung des schwächelnden Handels erhofften. Es galt, fremden Kaufleuten trotz der Verlandung des Hafenbeckens und des ungesunden Klimas eine Niederlassung in Kaunos schmackhaft zu machen.

Diese Bemühungen der Kaunier werden in der Zollinschrift deutlich, die von einer jährlichen Subventionierung der städtischen Zolleinnahmen durch reiche Bürger in Höhe von 60.000 Denaren berichtet. Offenbar hatte der Verlandungsprozess des Hafens bereits so große Fortschritte gemacht, dass die Handelsbedingungen für auswärtige Kaufleute verbessert werden sollten – allerdings ohne die Stadtkasse zu belasten. Da Kaunos vom Export lebte, ist dieses Vorgehen nur allzu verständlich. Als Exportgüter werden in erster Linie Sklaven und Meersalz erwähnt, das nach Plinius als Zusatz für eine kostbare Augensalbe verarbeitet wurde; ferner die verschiedenen Früchte des Umlandes, darunter die besonders beliebten, zuckersüßen kaunischen Feigen, die auf den Märkten Roms nach ihrem Herkunftsort als cauneae verkauft wurden; weiter Harze und Pech aus den Pinienwäldern – Materialien, die nicht nur die kaunischen Werften für den Bau von Schiffen benötigten, sowie Salzfisch, ein Hauptnahrungsmittel der antiken Bevölkerung. Somit ist diese Zollinschrift eine historische Quelle ersten Ranges nicht nur für die Stadtgeschichte von Kaunos, sondern auch für die antike Wirtschaftsgeschichte überhaupt. Sie gibt dem Besucher einige Gedanken mit auf den Weg zur südlichen Anlegestelle, wo sein Boot für die weitere Fahrt durch das Schilfgelände zum Iztuzu-Strand auf ihn wartet.

Literatur

B. Öğün/​C. Işık, Kaunos – Kbid. The results of 35 years of research (1966 – 2001) (2001).

02

Fethiye ist eine moderne Stadt, in der sich enge Gassen und alte Holzhäuser nur noch am Hang der Burg finden lassen. Dieses Bild erklärt sich durch die Zerstörungen, die 1957 ein schweres Erdbeben verursachte. Dennoch hat sich Fethiye aufgrund der berühmten Strände von Gemile und Ölüdeniz (Abb. 3) sowie vieler Ausflugsmöglichkeiten zu antiken Städten und zur 1923 verlassenen griechischen Siedlung Kaya Köyü zu einem beliebten Ferienort entwickelt, der auch für Freunde der Antike großartige Monumente bietet.

Telmessos (Fethiye) – Felsgräber überstehen verheerende Erdbeben

Lykien

Der Gründungsmythos von Telmessos ist dem Sagenkreis um den Troianischen Krieg zuzuordnen und im Jahre 446/​445 v. Chr. erscheint die Stadt in den Tributlisten des Delisch-Attischen Seebundes mit einem jährlichen Tribut von einem Talent Silber (etwa 26 kg), war also bereits recht vermögend. Nach einer im Letoon aufgestellten Inschrift eroberte im späten 5. Jh. v. Chr. der xanthische Dynast Arbinas diese Stadt, deren schönen Hafen er besonders hervorhebt. Und dieser geschützte Hafen war auch das Ziel einer lykischen Koalition unter Perikles von Limyra, der im frühen 4. Jh. v. Chr. für kurze Zeit die Stadt besetzte. Im Jahre 334 v. Chr. ergab sich Telmessos widerstandslos den Truppen Alexanders des Großen, es folgten Jahrzehnte unter ptolemäischer und pergamenischer Herrschaft, bis die Stadt 133 v. Chr. zunächst zur römischen Provinz Asia und 43 n. Chr. zur Provinz Lycia kam.

In der Spätantike residierte in Telmessos ein Bischof, der 451 n. Chr. am Konzil von Kalchedon teilnahm, doch zeichnete sich der Niedergang der Stadt schon ab. Im 7. Jh. wurde sie mehrfach von arabischen Flotten geplündert, seither vollendeten mehrere Erdbeben die Zerstörung. Das gilt vor allem für das schwere Erdbeben von 1856, dem der Artemistempel und das Theater zum Opfer fielen, die Charles Texier 1836 noch ausführlich dokumentiert hat. Ebenfalls stark zerstört ist die Festung auf der Akropolis, die die Byzantiner unter Verwendung zahlreicher antiker Spolien erbaut haben und die im 15. Jh. von den Johannitern und Genuesen zum Schutz von Stadt und Hafen noch einmal verstärkt worden ist. Zu dieser Zeit heißt die Stadt nach einer Insel in der Hafeneinfahrt bereits Makri. Den heutigen Namen Fethiye erhält sie erst 1914 zu Ehren eines der ersten Militärpiloten des Osmanischen Reiches, Hauptmann Fethi Bey, der in diesem Jahr bei Damaskus abgestürzt ist und im Garten des Grabes von Saladin dem Großen seine letzte Ruhestätte fand.

Sarkophage und Felsgräber

Da die Stadt Fethiye genau über Telmessos liegt, ist von den öffentlichen Gebäuden der Antike mit Ausnahme des in den späten 90er Jahren freigelegten Theaters wenig erhalten. Lediglich Inschriften berichten von weiteren Bauwerken wie einem Kaisertempel, zwei Säulenhallen, einer Gladiatorenschule, einem Gymnasion und einem Bad mit Exedra, für die Opramoas von Rhodiapolis 35.000 Denare stiftete. So bleiben nur einige monumentale Steinsarkophage mit architektonisch gegliederten Gehäusen und reliefgeschmückten Spitzbogendeckeln, die mehr oder weniger versteckt im modernen Stadtbild die Erdbeben überlebt haben: am Platz bei den Kaianlagen, mitten in der zu den Felsgräbern hinaufführenden Asphaltstraße und unmittelbar vor dem Gebäude der Stadtverwaltung (Belediye Binası). Der letztere zeigt auf dem Firstbalken und den Deckelwölbungen Kampfszenen vor den Mauern einer Stadt. Darüber hinaus ist er ein beredter Zeuge für die tektonischen Veränderungen in den letzten zwei Jahrtausenden. Seit der Antike hatte sich das Küstenniveau so weit abgesenkt, dass dieser Sarkophag auf einem Aquarell des englischen Landschaftsmalers William James Müller im Jahre 1843 vom Wasser der Bucht umspült wird. Nach den seitherigen Erdbeben 1856 und 1957 aber hat sich die Küste gehoben und dem Meer konnte ein breiter Küstensaum entrissen werden, sodass dieser Sarkophag wieder auf festem Grund steht.


Abb. 10 Telmessos (Fethiye), Tempelgrab des Amyntas.

Weithin sichtbares Wahrzeichen ist in der mächtigen Felswand im Südosten der Stadt eine Gruppe von Felsgräbern, die einen ersten Eindruck von der Formenvielfalt der lykischen Grabarchitektur vermittelt. Besonders eindrucksvoll ist das Amyntasgrab (Abb. 10), das inschriftlich einem sonst unbekannten Amyntas, Sohn des Hermagios, zugeschrieben wird. Die Frontseite ist im Stil eines ionischen Antentempels gestaltet, wobei die Anten eine tiefe Vorhalle bilden und zwei ionische Säulen einrahmen; darüber erhebt sich der Giebel mit Akroteren. Die Form der Kapitelle und die architektonischen Schmuckelemente, die ursprünglich farbig angelegt waren, erlauben eine Datierung in das späte 4. Jh. v. Chr. Das Besondere am Amyntasgrab ist die originalgetreue Nachbildung eines hölzernen Portals mit Türflügeln, Bronzebeschlägen und Schmuckrosetten. Eine Öffnung im rechten Türflügel, die mit einer Steinplatte verschlossen werden konnte, ermöglicht den Zugang in die schlichte Grabkammer.

Die Großartigkeit dieses auf Fernwirkung angelegten Tempelgrabes und seine leichte Begehbarkeit – heute dank einer modernen Treppe – haben leider seit dem 19. Jh. für unzählige touristische Graffiti gesorgt: Angefangen mit dem sorgfältig auf dem Architrav eingravierten Namenszug von Charles Texier, dem „Vater der kleinasiatischen Archäologie“, über mehrere in Schmuckvignetten gesetzte Namen früherer Forschungsschiffe und ihrer Kapitäne, darunter der spätere Admiral und Namensgeber für die Windskala Sir Francis Beaufort, bis zu den primitiven Graffitis von Besuchern unserer Tage. Davon ist ein weiteres Felsgrab mit ionischer Antenfassade, das nur wenige Meter östlich vom Amyntasgrab auf einem nicht leicht zu erreichenden Felsvorsprung angelegt ist, erfreulicherweise weitgehend erschont geblieben.

Museum

Das Museum führt durch die Geschichte von Telmessos von den Lykiern über die Johanniter bis zu den Osmanen; hinzu kommen Funde aus den Grabungen von Xanthos und im Letoon (u. a. die berühmte Trilingue vom Letoon – s. S. 52) sowie aus den benachbarten lykischen Städten Kadyanda, Oinoanda, Tlos und Pinara, aber auch aus dem karischen Kaunos. Bemerkenswerte Prunkstücke sind zwei Denkmäler aus Tlos, die uns einen Einblick in die ritterliche Lebensweise der lykischen Oberschicht geben. So zeigt ein attischer Klinensarkophag des 2./​3. Jhs. n. Chr. Bilder von der Wildschwein-, Hirsch- und Löwenjagd, während die Basis des Izraza-Monuments aus dem 5. Jh. v. Chr. dramatische Kampfszenen vorführt: den Zweikampf des Izraza mit einem anderen Ritter, einen Hopliten, der einen Reiter mit einem Stoß seiner Lanze vom Pferd reißt, das Kampfgetümmel mehrerer Hopliten und die Bestürmung einer Burg, in der wir nach der topografischen Lage und dem doppelten, nur schwer zu durchbrechenden Verteidigungsring vielleicht die Burg von Tlos selbst erkennen dürfen.

Literatur

Marksteiner, Lykien 39 – 43; Hellenkemper/​Hild, Lykien und Pamphylien II 704 – 709; Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 187 – 190.

Adressen

Fethiye Müzesi, Kesikkapı Mah., Okul Sok. 6, 48300 Fethiye, Tel. 02 52/​6 14 11 50

03

An der Strecke von Fethiye nach Denizli in dicht bewaldeter Landschaft gelegen, ist Kadyanda vom Dorf Üzümlü aus gut zu erreichen. Am Parkplatz wartet zumeist der Antikenwärter (bekçi), der die Besucher über einen steilen Pfad in das antike Stadtgebiet hinaufführt und vor allem den Weg zu zwei mit großartigen Reliefs versehenen Grabbauten zeigen kann.

Kadyanda – Bilder von Krieg und Frieden
Lykien

Zur Geschichte von Kadyanda schweigen die literarischen Quellen, obgleich nach den öffentlichen Bauten zu urteilen, diese Stadt nicht unbedeutend gewesen ist. So sind wir auf im Stadtgebiet gefundene Inschriften angewiesen. Diesen können wir entnehmen, dass Kadyanda in der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. gegen finanzielle Subsidien mit einem Truppenkontingent an einem Feldzug des karischen Herrschers Pixodares gegen Kaunos teilgenommen hat und Kaiser Vespasian (69 – 79 n. Chr.) den Bau der Thermen aus seiner Privatschatulle großzügig unterstützt hat. In hellenistischer Zeit erhielt die Stadt eine Befestigungsmauer, doch stammen die meisten erhaltenen Bauten aus der römischen Kaiserzeit, während unter den Byzantinern die Stadtmauer noch einmal instandgesetzt wurde.

Innerhalb des Mauerrings haben sich mehrere öffentliche Gebäude recht gut erhalten, darunter das Theater, eine 80 m lange Stoa, eine säulenumstandene Agora und die Thermen, wogegen zwei dorische Tempel nur noch als Trümmerhaufen zu verifizieren sind. Besonderes Interesse beansprucht zwischen den Thermen und den beiden Tempeln eine langgestreckte, etwa 15 m breite Freifläche, die im Süden von einer dorischen Säulenhalle und im Norden von sechs Sitzreihen begrenzt wird. Da dort einige Athletenstatuen und agonistische Inschriften gefunden worden sind, hat man diese Anlage lange Zeit als Stadion gedeutet. Aufgrund der Tatsache aber, dass vor einigen Jahren die Pflasterung dieser Fläche freigelegt worden ist und diese Anlage im Herzen der Stadt liegt, wird man sie wohl eher als Prachtstraße ansprechen, auf der öffentliche Veranstaltungen wie Prozessionen stattfanden.

Am Abschluss eines Besuches von Kadyanda sollte ein Streifzug durch die Nekropolen stehen, in denen man zwei Grabbauten mit wunderbaren Reliefs besichtigen kann. Nördlich unterhalb der Stadt liegt ein freistehendes, aus dem anstehenden Felsen geschlagenes Grab, das die Dorfbewohner unter dem Namen Atlıtaş („Stein mit Pferd“) kennen (Abb. 11). Auf der südlichen Langseite ist der Bestattete auf einer Kline liegend dargestellt, in der Linken eine Schale haltend, während er mit der Rechten wohl ein Rhyton hielt. Auf der nördlichen Langseite ist der Grabherr als berittener Krieger abgebildet, der über einen gefallenen Feind hinwegsprengt und einen weiteren Gegner mit seiner Lanze attackiert, der bereits in die Knie gezwungen dem Angreifer verzweifelt mit letzter Kraft Schild und Lanze entgegenstreckt. Eine lykische Inschrift neben dem Kopf des Reiters nennt mit Uzebeimi dessen Namen.


Abb. 11 Kadyanda, Felsgrab des Uzebeimi.

Unterhalb vom Grab des Uzebeimi liegt versteckt im Waldgelände das Grab des Zzala, freistehendes Grabhaus, ebenfalls aus einem mächtigen Felsbrocken herausgeschlagen ist und einen Sarkophag trug. Der reiche, allerdings stark beschädigte Reliefschmuck ist dem Gegensatz von Krieg und Frieden gewidmet: Kampfbilder und Szenen des friedlichen Familienlebens wechseln einander ab. Die Krieger tragen sowohl ihren lykischen als auch ihren griechischen Namen, wogegen von den weiblichen Gestalten nur eine als „Frau des Zzala“ bezeichnet wird. Von den Familienszenen verdient ein Bild unsere besondere Aufmerksamkeit, zeigt dieses doch Frauen bei einem Würfelspiel, das allgemein als Domäne von Männern angesehen wird.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
320 стр. 84 иллюстрации
ISBN:
9783943904871
Правообладатель:
Автор
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