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Mormonen ein Jahr nach Heinrich Lienhard auf dem Weg zum Grossen Salzsee ebenfalls benutzten, sowie den «Lienhard Cutoff» südöstlich des Grossen Salzsees (Etappe vom 8. August 1846).

Zu unserer Linken sahen wier noch immer die Uintagebirge, an deren Seiten Nadelholzwälder sich zu befinden schienen. Im Thale dieses Flusses, dessen Wasser klar und gut war, befinden sich etliche den Rothtannen ähnliche Bäume, doch bildeten die Cotton Bäume und Weidengebüsche den Hauptholzgehalt des Bärenflussthales da, wo wier ihn durchfuhren. Der Bärenfluss ist nicht ganz Unbedeutend, er liefert die grösste Wassermasse für den Salzsee. Er soll aber in seinem Laufe zum See ein grosser Bogen machen und durch den Zufluss einiger Bäche sich noch bedeutend vergrössern. Rechts und vor uns befanden sich eigentlich keine Berge, sondern nur felsige Hügel, welche da und dort mit kümmerlichen Cedern spärlich bewachsen sind. Wier waren Gestern durch ein Stück der grössten Salbeistöcke gekommen, welche oft über 4 Fuss Höhe erreichten und so dicht beisammen standen, dass man kaum zwischen ihnen hindurch gehen konnte. Heute hatten die Salbeifelder über die Hügel einer spärlichen Grasart theilweise Platz gemacht. Nachdem wier ungefähr 7 Meilen zurück gelegt hatten, lagerten wier neben dem Bette eines beinahe drockenen Baches, wo wier jedoch eine Quelle vortrefflichen Wassers sowie hinreichend Gras für unser Vieh fanden.163 Die 52 uns voran fahrenden Fuhrwercke164 hatten hier zwei verschiedene Wege genommen, und Hastings zeigte uns noch einen andern, wie er glaubte bessern Weg, welchen wier zu versuchen gedachten. Hastings hatte uns am Abend verlassen, um eine uns voran fahrende Gesellschaft einzuholen.165

Am 29. blieben wier auf demselben Lagerplatze, weil einige Wagen der Reparatur bedurften und wobei andere theils ihr Schuhwerck oder Kleider flickten und noch andere waschten. Die beiden letzten Nächte war das stille Wasser mit einer dünnen Eiskruste überzogen, die Tage waren aber hell und warm. Man hatte Gestern Morgens beschlossen gehabt, die Reise aufzunehmen.166 Ripstein hatte [sich], seine Büchse und sein Dolch mit sich nehmend, auf den Weg gemacht, oder vielmehr er war in der Direktion, wo unsere Strasse uns führen sollte, voraus gegangen in der Hoffnung, vielleicht einen Antilopen schiessen zu können. Erst nachdem er fort war, hatte man gefunden, dass an einem Wagen Reparatur durchaus nöthig war, bevor man die Reise weiter fortsetzen durfte. Wier fürchteten, dass dieses für Ripstein einige Unannehmlichkeiten absetzen möchte, da er natürlich glauben musste, dass er uns unterwegs treffen würde, und nicht, dass wier auf dem gestrigen Lagerplatz geblieben seien. Der Abend kam, aber Ripstein war nicht zurück gekehrt. Wo er war, wusste von uns Niemand.

Nach Aufbruch unseres Lagers am 30. führte unser Weg eine lange, zimmlich steile Anhöhe hinauf, von dort gieng es schnell hinab in eine Vertiefung zwischen den Hügeln hindurch, an einer wol 3 Meilen vom letzten Lagerplatze entfernten Quelle vorüber, um bald nachher zu dem drockenen Bette eines Baches zu gelangen, welchem wier folgten, bis wier zirka 14 Meilen vom letzten Lagerplatze anhielten, um zu lagern, da man wieder Wasser und Gras, unsere zwei Hauptbedürfnisse, vorfand.167 Ripstein war noch nicht zurück gekehrt, und wier fingen an, ernstlich um ihn besorgt zu werden.

Am nächsten Tag, 31. Juli, folgten wier diesem Bachbette und seinen Windungen. Zu unserer Rechten hoben sich mehrere 3 bis 4 hundert Fuss hoche Nagelfluhfelsen (Conglomerate) von röthlicher Färbung in die Höhe. Zu unserer Linken waren verschiedene Höhen und Hügel, bald recht Felsig, dann wieder mit spärlichem Grase und niedrigem Gestrüp bewachsen. Das enge Tobel168 führte uns oft beinahe ganz südlich [südwestlich] und wurde dabei immer enger, so dass wier gezwungen wurden, das Bachbett sehr oft zu kreuzen. Wier mussten uns endlich durch dichtes Weidengebüsch den Weg bahnen, dann fanden wier eine Menge rother, schwarzer und gelber Johannesbeeren, an welchen wier uns gütlich thaten, denn wier fanden nicht jeden Tag geniessbare Früchte. In diesem Thälchen fanden wier auch wieder seid langem die ersten, wenn auch nur niedrigen Eichen.

Diesen Abend, gerade als wier dicht neben dem Bachbett zum Lagern hielten an einer Stelle, wo wier Gras und Wasser fanden, kam uns der bereits als ganz verloren geglaubte Ripstein entgegen, nachdem er drei Tage und zwei Nächte abwesend gewesen war. Er war anfänglich sehr über uns aufgebracht, dass wier nicht, wie man doch, als er noch im Lager gewesen, beabsichtigt habe, unser Lager aufgebrochen hätten. Er hatte eine Antilope geschossen und eine gute strecke Weges getragen, wo er gehofft hatte, uns zu treffen. Als er uns aber nicht fand, lief er bald schnell voran. In dem Glauben, wier müssten wahrscheinlich schon weit voran gefahren sein, liess er den Antilopen ligen und eilte schnell vorwärts, bis er mit Gesellschaften zusammen traff, welche uns weit voraus waren. Durch diese erhielt er die Gewissheit, dass wier noch zurück sein müssten. Nach dieser Nachricht kam er wieder viele Meilen weit des Weges zurück. In der ersten Nacht wollte er unter einem vorspringenden Felsen übernachten, aber die Prairiewölfe liessen ihn nicht zum schlafen kommen. Fortwährend hatte ein kleines Rudel dieser Thiere ihn bewacht, und sei er dann aufgestanden und wäre von der Stelle weggegangen, seien sie ihm wie eine Heerde Hunde nur wenige Schritte hinter ihm gefolgt. Er hatte sich einen Dachsen geschossen, aber sein Messer hatte er verloren, als er sich mit dem Antilopen beschäftigt hatte; es war ihm daher nicht möglich, sich von diesem ein Stück abzuschneiden, wodurch er sich etwas davon hätte braten können. Er hatte daher fasten müssen, bis er mit andern Gesellschaften zusammen traff, wo er sich sein Hunger stillen konnte.169

«Echo Canyon» von William Henry Jackson, 1934.

Am 1. August setzten wier unsere Reise noch immer durch diese Thalschlucht fort, welcher man den Namen «Willow Cañon»170 gegeben hatte. Wier hatten dem ganzen Bache entlang viele Wasserquellen gefunden, so dass das Bachbett nicht mehr wie weiter oben drocken blieb. Die Strasse war aber womöglich noch schlechter als am vorgehenden Tage, sie machte dieselben Schlangenwindungen, und oft war man verbunden, mit der Axt sich Bahn zu brechen durch dichtes, niedriges Gehölz. An einer Stelle fanden wier mehrere 8–12 Fuss hoche Gebüsche des Juneberrybaumes (Junibeeren)171, ausserordentlich voll der süssen, traubenartigen blauen Beeren, wo man, um von ihnen zu pflücken, kurze Zeit anhielt, und Alle halfen sich mit ihnen nach Herzenslust, denn sie waren vollkommen reif und schmekten ausserordentlich gut. Wier fanden, dass auch Meister Bär an ihnen Wohlgefallen finden musste, dafür sprachen die vielen breiten Spuren in dem hier feuchten und theils weichen Grunde und die gebrochenen, jedoch hängen gelassenen Zweige.

Begegnung mit Hastings und sein Rat. Abenteuer Weber Canyon

Nach Zurücklegung von vielleicht 12 Meilen172 durch [die] verschiedenen Windungen der Schlucht öffnete sich plötzlich ein Thal vor uns, und ein schönes, klarwässriges Flüsschen floss an uns vorüber. Dieser Fluss war als der Weberfluss bekannt. Er floss durch ein zimmlich schönes, kleines Thal in nordöstlicher [nordwestlicher] Richtung am südöstlichen Fusse der hohen Wahsatchgebirge, welche dieses Thal von dem Salzsee trennen. Wier folgten den Windungen des Flüsschens Abwärts um hohe, oft wie Burgruinen aussehende Hügelvorsprünge. Thomen meinte, Vater Noa müsse mit seiner Arche hier durchgekommen sein und Theile derselben sitzen gelassen haben.173 Ungefähr nach 5-Meiliger Fahrt an den Ufern des Weberflusses lagerten wier an einer hochen Uferstelle neben dem Flusse. Einige von uns hatten lust, sich in dem klaren Wasser zu baden; da machten sie die Entdeckung, dass es an seichten Stellen viele Krebsen gebe, und sofort begaben wier uns mit Essgabeln bewaffnet hinab in seine Gewässer, und bald hatten wier eine genügende Zahl Krebse, um den grössern Theil von unserm Abendessen auszufüllen.

An dem äussern Abhange des uns gegenüberligenden Wasatchgebirges wuchsen einige Tannen, einige buschigen Cedern und verschiedene Gebüsche. Im Thale hingegen bildeten Weiden und Cotton Bäume den Hauptholzwuchs. Einige Ahorn, etliche Eichen und Erlen fanden wier ebenfalls, letztere sellten über 20 Fuss hoch. Im Thal hatte es einige engen Plätze, welche uns gezwungen hatten, oft von einer Seite des Flüsschens zu der Andern hinüber zu setzen.

Am 2. Tag August setzten wier unsere Reise durch das sich jetzt wieder ein wenig erweiternde Thal fort, ohne jedoch die Strasse174 viel besser als am vorgehenden Tage zu finden. Es gieng durch Gebüsch, durch das Flussbett und durch Wald wol 5½ Meilen weit. Da öffnete das Thal sich endlich wieder mehr, wo wier uns etwas mehr nach Rechts wandten, den Fluss zu unserer Linken, wo er zwei kleine Bäche aufnahm. Wier fuhren von dieser Stelle noch 1½ Meile weiter thalabwärts, dann lagerten wier.175 Die Bergen an beiden Seiten neben uns hatten ein schönes Aussehen. Infolge des schon lange anhaltenden drockenen Wetters waren die Grasarten in dem kieseligen Grunde alle beinahe drocken. Die grossen Rauchwolken zeugten von den Grasbränden, welche wahrscheinlich durch die Nachlässigkeit leichtsinniger Reisender entstanden sein mochten.

Als wier am 3. August auf unserm Wege dem Fluss entlang hinab in nördlicher [nordwestlicher] Richtung zirka 5 Meilen zurück gelegt hatten, war uns Captain Hastings entgegen gekommen.176 Auf sein Rath hin hielten wier an, er war der Ansicht, dass wier wie alle uns voranziehenden Gesellschaften den unrechten Weg verfolgten. Er hatte den ersten Gesellschaften den Rath gegeben, dass sie nach Ankunft am Weberflusse nach linker Hand sich wenden sollten, wo er sie auf einem nähern Wege an den Salzsee bringen wollte. Seinem Rathe hatten [sie] keine Folge geleistet, sondern hatten ihren Weg auf gut Glück hin dem Flusse hinab folgend genommen. Wier wendeten unsere Fuhrwercke wieder um und trieben zirka zwei Meilen zurück, wo wier uns lagerten.177 Wier hatten an diesem Tage bald bedekten Himmel mit ein wenig Regen, dann wieder warmen Sonnenschein. Am 4. blieben wier im Lager.178 Einige von der Gesellschaft hatten versucht, einen bessern Weg aufzufinden, kehrten aber unverrichteten Sache ins Lager zurück.179

Am 5. August brachen wier wieder auf, fuhren aber nicht Thalauf-, sondern Thalabwärts den sogenannten bösen Stellen des Weberbaches entgegen. Kiburz, die Barber und wier hielten, um zu lagern, [während] der Übrige Theil unserer Gesellschaft den gefürchteten Plätzen entgegen fuhr und diese ohne besondere Schwierigkeit passierte.180 Der Weberfluss hatte, anstatt wie bisher nach Norden [Nordwesten] zu fliessen, hier eine westliche Richtung genommen. Die eigentliche schlimmste Stelle war 5 Meilen lang – der Weberfluss hatte sich seinen Weg zwischen den steilen, hohen Wassatchgebirgen durchbrochen –, es war ein tiefer Durchschnitt, durch welchen die Gewässer über Felsen schäumten und dobten.

Am 6. August wagten auch wier die wilde Fahrt, bis dahin entschieden die Wildeste, wenn auch gerade nicht sehr Gefahrvolle.181 Um unsere vier Wagen durchzubringen, verwendeten wier den ganzen Vormittag und bis voll Einuhr Nachmittags. Es gab Stellen, wo man alle Ochsen mit Ausnahme derer an der Teichsel losliess, dann spannte man beide hintern Räder, Einer trieb an, die Übrigen hielten den Wagen aufrecht, dann glitt man schnell zu dem schäumenden Wasser hinab, spannte die losgelassenen Ochsen wieder an die Wagen, und nun gieng es durch das schäumende Flussbett voll grosser Felsblöcke, wobei die Wagen bald auf die Eine, dann auf die andere Seite umzufallen drohten. Hier musste man die Räder an den Speichen aufdrehen, dann wieder mit aller Kraft halten, dass [das Fuhrwerk] nicht zu schnell von diesem auf einen tiefer ligenden Fels falle, um sich an diesem zu zerschlagen. Bei Jedesmaligem Rückwege, [um] ein anderer Wagen nachzuholen, hatte man vorsichtig zu sein, dass man auf den glatten Felsen unter Wasser nicht ausglitt, damit [einen] nicht die schnellen, schäumenden Wellen mit sich nahmen. Ich hatte, als ich die Reise betrat, drei Pare Stiefel und ein paar Schuhe; heute hatte mein einziges bis dahin übrig gebliebenes Paar Stiefel mir seine letzten Dienste erwiesen – die Absätze hatten sich neben den Füssen seitwärts in die Höhe gehoben, das Untere nach Oben. In der Zukunft musste ich schauen, wie ich mir selbst mein Schuhwerck verfertigte. Als die ersten Gesellschaften hier ankamen, fanden sie natürlich gar keine Strasse. Es gab da viele Arbeit, um es zu ermöglichen, durchzukommen, wier hatten daher verhältnissmässig wenig Mühe gehabt.182

Am Grossen Salzsee. Rast für die Zugtiere und Vorbereitung auf die Wüste

Nachdem wier den Weberfluss zu unserer Rechten verliessen, welcher nicht weit von dieser Stelle in den Salzsee mündet, fuhren wier über guten, wilden Wiesengründen noch zirca 3 Meilen südlich, die Wasatchgebirge jetzt zu unserer Linken, und lagerten uns dann in einem kleinen, grasigen Thälchen mit hinreichendem, guten Wasser. Die Witterung war sehr warm gewesen. Am 7. erreichten wier die flachen Ufer des herrlichen Salzsees, dessen Wasser klar wie Kristall, aber so salzig wie die stärkste Salzlacke ist. Er ist eine grosse Wasserfläche und bietet dem Auge in nordöstlicher [nordwestlicher] Richtung nichts als Himmel und Wasser. In ihm sind ein paar vegetationslose Inseln, welche aussehen, als ob sie ganz überbrannt worden wären. Das Land dehnt sich von den Bergen in einer herrlichen schiefen Ebene nach dem See hinab und wirdt nur durch die Wasserrinnen [von] mehrern oberhalb entspringenden Quellen des frischesten Wasser durchschnitten. Der Grund ist ein reicher, tiefer, schwarzer, sandvermischter und muss ohne Zweifel im Stande sein, gute Produkte liefern [zu] können.

Der klare himmelblaue Seespiegel, die warme sonnige Luft, die nahen hochen Berge mit dem schönen Gelände zu [ihren] Füssen, über welches wier auf einer schönen Strasse dahin zogen, machten auf mein Gemüth ein ungemein freundlichen Eindruck – den ganzen Tag hätte ich Singen und Pfeifen mögen. Wäre nur eine einzige Familie weisser Menschen hier zu finden Gewesen, so glaube ich, dass ich dageblieben wäre. Oh wie schade, dass diese herrliche Landschaft unbewohnt war! Ich ahnte damals nicht, dass vielleicht kaum zwei bis drei Wochen nach unserem Durchzug diese Gegend schon Hunderte zivilisierter Menschen, welche bald zu Tausenden anschwollen, beleben sollten, und doch war es so. Die Mormonen folgten uns auf den Füssen in ihrer irrthümlichen Hoffnung, hier in dieser Wildniss für immer ganz nach eigenem Wohlgefallen schalten und wallten zu können.183 Seidher sind noch keine 29 Jahre verflossen, und die Mormonen haben gewiss schon längst einsehen gelernt, dass es mit ihrer geträumten Unabhängigkeit zu Ende geht.184

Unsere Strasse hatte uns oft durch das nahe an dem Seeufer wachsende Schilf gebracht. Nachdem wier an einem Flüsschen, dem Uta, angekommen, dessen Wasser ein wenig wärmlich, sonst aber von gutem Geschmack war, bis wohin wier 20 Meilen zurückgelegt zu haben glaubten, schlugen wier wieder unser Lager auf.185 Das Gras war da aber schlecht, und an Feuermaterial war auch kein Überfluss. Die Wassatch-Gebirge sind hoch, in seinen Schluchten konnten wier einiges Nadelholz sehen, dessen Bäume von schlanken Wuchse zu sein schienen, doch war die Gegend im ganzen Holzarm.

Am 8. August liessen wier die Wassatchgebirge zu unserer Linken ligen186 und richteten unser Kurs in südwestlicher Direktion einem andern, röthlichbraunen Gebirge [Oquirrh Mountains] zu, welches uns bei der überaus klaren, durchsichtigen Morgenluft kaum 6 Meilen entfernt zu sein schien. Wier konnten uns heute überzeugen, dass wier [uns] vollkommen um das Doppelte geirrt hatten. Zehn Meilen weit über eine Ebene brachte uns in eine sumpfige Gegend, wo Schilf und einige saure Sumpfgräser gediehen, durch welche uns die Strasse nun führte. Das Wasser war salzig und ungeniessbar, selbst das Vieh mochte es nicht.187 Nach 2 weitern Meilen hatten wier den Fuss des Berges erreicht, wo eine grosse, kristallhelle, etwas wärmliche und wenig gesalzene Quelle dem Grunde entquoll. Hier hielten wier kurze Zeit, um uns sowie unserm Vieh einige Ruhe zu gönnen. Wo die Quelle aus dem Grunde kam, bildete sie ein schönes Basin, worin mehrere von uns sammt den Kleider an sich badeten.188 In der Nähe dieser Quelle war ein einzeln stehender, grosser, abgerundeter Fels, unter dem sich eine Höhle befand und worin Diejenigen, welche hineingiengen, ein menschliches Gerippe fanden.189 Wier hatten im Laufe dieses Vormittages den uns vorangegangene Theil unserer Gesellschaft wieder eingeholt und setzten nun die Weiterreise wieder gemeinschaftlich fort. Wier kamen noch einige Mal an das schilfige Ufer [an] dem südlichen Ende des Salzsees und lagerten endlich an einer grossen Quelle am Fusse des Gebirges, dessen Wasser aber auch ein wenig salzig schmekte. Ein stück sumpfiges Wiesenland trennte uns hier vom See.190 Wier mochten diesen Nachmittag zirka 6 Meilen gemacht haben.

Am 9. August setzten wier unsere Reise am südlichen Rande des Sees in westlicher Richtung fort.191 Ripstein, ein Amerikaner namens Buntsel192 und ich waren unsern Wagen zimmlich weit voraus gegangen und hatten eine Stelle erreicht, wo der See fast dicht an die Strasse herankam. Der Morgen war so lieblich warm und das Thierlose, klare Wasser so einladend, dass wier uns schnell hier ein Salzwasserbad zu nehmen entschlossen. Der Grund des Wassers193 schien mit weisslich grauem Sande bedeckt, an dem Ufer konnte man die noch frischen Spuren eines Bären sehen. Dessenohngeachtet hatten wier uns bald entkleidet und waren in das salzige Gewässer hinein gegangen. Wier mussten aber nicht viel weniger als eine halbe Meile hinaus gegangen sein, bis uns das Wasser an unsere Hüfte reichte. Hier war es aber noch immer so durchsichtig, dass man den Grund so sehen konnte, als ob gar kein Wasser darüber wäre, aber es war so schwer, dass wier den Grund kaum recht mit den Füssen betretten konnten. Es war hier durchaus keine Kunst, auf den Zehen – sogar auf Einem – zu stehen. Ich glaube zuversichtlich, dass man über den 70 Meilen langen See hinüber schwimmen könnte, ohne die geringste Gefahr zu ertrinken, selbst Personen, welche vom Schwimmen nur wenig verstehen. Ich war ein schlechter Schwimmer, Ripstein war gar keiner, und [doch] konnte er sich auf den Rücken legen, wobei sein voller halber Körper über der klaren Salzlacke hervor stand. Hätte ich nicht gewusst, dass ich in gewöhnlichem Wasser leicht untersänke, würde ich geglaubt haben, ein ganz vortrefflicher Schwimmer zu sein. Ich konnte alle erdenklichen Stellungen probieren ohne die Geringste Gefahr; ich konnte sitzend, seitwärts, auf dem Rücken schwimmen, und ich glaube, man hätte ein gehöriger Burzelbaum machen können ohne besondere Anstrengung, denn wenn man nur mit einer Zehe dem Grund einen kleinen Stoss gab, konnte man hoch aufhüpfen. Da meine Haare damals dick und bis auf die Schultern hinab hingen, musste ich schon ein grosser Theil meines Körpers, wenn ich auf dem Rücken lag, hinten194 in die Höhe halten, befor ich mit meinem Kopf unter Wasser kam.

Um darin schwimmen zu lernen, kann es in der ganzen Welt kein Gewässer geben, welches sich dazu besser eignete als der Salzsee, da man bei den Mündungen der in ihn hinein fliessenden Süsswasserflüsse sich allmälig leichteres Wasser wählen könnte, sobald man sich als vollkommener Schwimmer sicher weiss. Ich schwam beinahe die ganze Distanz zurück, ja man konnte im Wasser, welches kaum mehr 1½ Fuss tief, noch leicht schwimmen. Ein einziger Umstand mochte das Schwimmen in diesem See haben, welcher nicht Jedem gefiel, dieser bestand darin, dass, wenn einem nur wenig Wasser in die Augen kam, es ein stark brennender Schmerz verursachte. Und gieng man an das Land und kleidete sich an, ohne sich vorher in ungesalzenem gewaschen zu haben, so verspürte man bald ein beinahe unerträgliches Beissen oder Jucken am ganzen Körper, da das Salzwasser alle Poren der Haut ausgefüllt [und] dadurch überall seine Salztheile abgesetzt hat.

Beinahe den ganzen Tag führte die Strasse am Fusse des Gebirges dicht an dem Seeufer in westlicher Richtung, wobei wier mehrere Grosse Wasserquellen passirten, wovon jedoch die Meisten salzig waren. An einer dieser Quellen, welche ein wenig süsser war und wo wier auch Gras für unser Vieh fanden, hatten wier uns gelagert. Der See hatte sich jedoch von der Strasse zurück gezogen, ein Stück Schilfland trennte sie.

Morgens am 10. August fand man einen alten Ochsen, dem Mr. Hopy gehörend, in einem der tiefen Wasserquellöcher beinahe erschöpft. Er musste in der Nacht hinein gefallen sein, und es war ihm nicht möglich gewesen, sich daraus hervor zu arbeiten. Als man ihm daraus half, starb er bald nachher. Wier hatten eine tiefe Thalbucht erreicht, wo sich einige sehr tiefe, aber vollkommen Salzfreien Quellen befanden, ebenso fanden wier noch viel gutes Gras, auch an Holz war da kein Mangel.195 Drei andere Gesellschaften waren hier im Lager ausser uns, und da es bekannt war, dass wier bald schwere Arbeit für unser Zugvieh bekommen würden, war es nöthig, das sehr stark mitgenommene Vieh sich hier gehörig erholen zu lassen. Hastings war zurück geritten, um zurück gebliebenen Gesellschaften, wenn es nöthig sein sollte, den Weg zu zeigen. Einige wollten seine Rückkehr abwarten, befor sie die Reise weiters fortsetzen wollten. Die die weite Bucht umgebenden, zimmlich hohen Gebirge waren nur spärlich bewaldet; nur ein kleines Bächlein führte oben aus einigen kleinen Quellen dem Thale etwas Wasser entgegen, welches aber, nachdem es das Thal erreicht hatte, bald in dem sandigen, sogar kieseligen Grunde wol eine halbe Meile oberhalb unseres Lagers versiegte, um nachher da, wo die Gesellschaften sich gelagert hatten, als tiefe Quellen wieder zu erscheinen.

Seid wier Fort Britcher verlassen, wo noch, soviel ich glaube, Indianer der Sioux-Stämme sich befanden, hatten wier bis Gestern keine mehr gesehen;196 diese Letztern waren dunkle, ärmlich gekleidete, nicht schlanke, [sondern] untersetzte Burschen und sollen dem Utastamme angehören.197 Wo wier uns jetzt befanden, sollen die sogenannten Digger-Indianer bereits zu hause sein, ein Stamm, welche im Veruf waren, falsch und Hinterlistig zu sein, und sich nichts daraus machen würden, einen weissen Menschen zu morden, wenn sie solches thun könnten, ohne dass sie dafür Strafe zu befürchten hätten. «Digger» heisst auf Deutsch «Gräber», und dieser Namen wird beinahe allen Stämmen von Hier bis in die Ansiedlungen von California beigelegt, weil sie Alle von vielen Wurzeln leben, nach welchen sie mit spitzen Stöcken graben. Die Indianer, mit welchen wier von hier aus zusammen traffen, hiessen sich immer Shoshanee oder Schoschanie,198 unter welchem Namen man sie eigentlich allein benennen sollte.

Von Wildbrett hatten wier schon längere Zeit ausser einzelnen Spuren nichts mehr gesehen; die Spuren zeugten aber von dem Dasein von Bären, Elke und Hirsche, und grosse Bergschafhörner bewiesen, dass auch sie hier herum zu Zeiten sich aufzuhalten pflegten.

Am 11. August blieben wier ligen. Zwei der neben uns lagernden Gesellschaften verliessen aber den Platz, um ihr Weg fortzusetzen. In der andern noch neben uns lagernden Gesellschaft starb ein Mann, welcher nur kurze Zeit krank war.199 Am 12. August blieben wier noch auf derselben Stelle, wier hatten zu waschen, unsere Schuhe und Kleider zu reparieren. Mr. Hastings war zurück gekehrt,200 er war der Ansicht, dass wier Wohl daran thun, unserm Vieh noch mehr Gelegenheit zur Ruhe zu geben. Der Gestern gestorbene Mann in der neben uns lagernden Gesellschaft wurde Heute beerdigt, nachher verliessen sie uns, um die Reise ebenfalls fortzusetzen.

Wier blieben am 13. noch immer in demselben Lagerplatze. Unser Vieh, welches bei unserer Ankunft stark mitgenommen war, hatte bereits angefangen, sich gut zu erholen. Heute schien es, als ob sie einen Tanz unter sich ausführen wollten, sie machten allerlei komische Sprünge, welche passender für junge Ziegen gewesen wären als für alte, grosse Ochsen. Wier hatten ihnen indessen nichts dagegen, dass sie sich Lustig machten, sondern wier freuten uns noch sogar über ihre Lustbarkeit. Die Witterung war die letzten Tage nicht Unangenehm gewesen, obschon der Himmel oft bewölkt war.

Am 14. August endlich verliessen auch wier wieder diesen Platz. An keinem andern Platze – mit Ausnahme am Blatte, wo wier des Büffelfleisches wegen einige Tage bleiben mussten – waren wier sonst so lange geblieben. Hier blieben wier hauptsächlich so lange, [damit] sich unser Vieh auf die bald beforstehende lange Reise ohne Gras und Wasser erkräftigen und stärcken könne. Unsere Strasse führte anfangs dem Fusse des Berges entlang in nördlicher Richtung 10 bis 11 Meilen weit, dann bogen wier wieder nach links um des Berges vorsprung herum, wobei wier den Salzsee zu unserer Rechten ligen liessen und uns allmälig immer mehr von ihm entfernten.201 Unterwegs kamen wier an mehrern Quellen vorüber, deren Wasser aber grossentheils sehr Salzig war. Das Innere Dieses südlich an den See grenzenden Gebirges muss sehr wahrscheinlich aus unermesslichen Lagern von Salzfelsen bestehen und bildet Jedenfall die Hauptursache des ausserordentlichen Salzgehaltes des Sees. Da der See kein bekannter Abfluss hat, so muss das viele in ihn hinein fliessende Wasser des zimmlich bedeutenden Bärenflusses, des grossen Weber- und des vielleicht ebenso grossen Uta-Baches während der Sommerzeit verdunsten. Der Salzgehalt der vielentheils grossen Salzquellen muss womöglich mit jedem Jahre grösser werden, da das Salz sich nicht verdunsten lässt.

Wier hatten in einer andern Bucht dieser Gebirge späht Nachmittags endlich wieder eine Quelle gefunden, [deren] Wasser man trinken konnte, auch war da noch Gras genug, um unser Vieh theilweise zu sättigen. John Barber brachte uns einen zirca 2½ Zoll langer Scorpion, ohne jedoch zu wissen, dass es ein solcher sei.202 Das Insekt war tod – wäre es lebend gewesen, würde er sein Irrthum wahrscheinlich bald genug erfahren haben. John hatte geglaubt, es sei eine neue Art eines Krebsen, denn er hatte ihn aus einer Quelle genommen. Als ich ihm aber sagte, dass es ein Skorpion gewesen, den er sehr bald würde gehen lassen haben, wenn er lebendig gewesen wäre, da schien ihm das Fangen neuer Krebsen für die Zukunft verleidet zu sein.

Am 15. August gelangten wier zeitig an die letzten süssen Wasserquellen. Es gab Dieser hier mehrere, und glücklicherweise war ein Überfluss an grossem Gras ebenfalls vorhanden.203 Wier traffen hier wieder die letzte uns vorangezogene Emigrantengesellschaft, unter welchen die Harlans und Weimer waren, mit welchen wier von der Indian Creek die Reise begonnen hatten.

Am nächsten Tag, 16. August, war diese Gesellschaft wieder aufgebrochen. Die vordern Wagen waren bereits angetrieben, da wurde aus einem der hintersten Wagen ein Bündel mit Kleidern geschmissen, er gehörte der dicken, hellhaarigen Fräulein Lucinda. Die Eigenthümerin dieses Bündels wollte man ebensowenig oder wahrscheinlich noch weniger im Wagen behalten als den Bündel selbst. Der Bündel war aus einem von Mr. Harlans Wagen geflogen, bei welchem Miss Lucinda schon Zweimal Aufnahme gefunden hatte. Sie waren sie aber wieder Überdrüssig geworden und hatten wahrscheinlich das Hinausschmeissen des Kleiderbündels als das beste Mittel betrachtet, um damit die immer heirathslustige Lucinda loszuwerden. Hätte man den Charakter dieser famosen Persöhnlichkeit nicht gar zu wohl gekannt, so würde man diesen Akt der Harlans als überaus Herzlos angesehen haben; auch jetzt betrachteten ihn einige von uns so. Mr. Hopy hatte sie von den Ansiedlungen mitgenommen, sie hatte ihn aber auch bereits Zweimal verlassen; er wollte sich daher nicht bewegen lassen, die nun – wenigstens Scheinbar – weinende, im Grase neben ihrem Bündel stehende Lucinda wieder in den Einen seiner Wagen zu nehmen. Es gab da viel hin und her Redens, wobei jede Partei sie der andern aufbürden wollte, bis man zuletzt zimmlich Allgemein zu der Ansicht kam, dass man dieses stück Menschenfleisch doch nicht so allein in der Wildniss bleiben lassen könne und dass trotz Alledem Mr. Hopys Familie sie wieder nehmen müsse, welcher Ansicht Hopy unwillig Folge leistete.

Wier blieben am 16. August noch hier, das viele frische Gras that dem Vieh ebenso gut als das ausgezeichnete Wasser. Wier benutzten unsere Zeit, um uns so gut als möglich auf die am Morgigen Tage zu beginnende lange Distanz – zwischen 70 bis 90 Meilen ohne Gras und Wasser – vorzubereiten. Wier schnitten mit unsern Taschenmessern so viel Gras als wier konnten, welches wier in Bündel banden, um es mitzunehmen. Jedes Gefäss, welches Wasser halten konnte, wurde in Bereitschaft gehalten, um diese noch vor unserer Abfahrt mit dieser unentpehrlichen Flüssigkeit zu füllen – und wie Froh wären wier gewesen, wenn wier wenigstens 4 Mal so viel hätten mitnehmen können!

Durch die Grosse Salzwüste

Der 17. August war angebrochen, und unser Vieh lag zufrieden Wiederkäuend im Grase herum. Nachdem das Frühstück vorüber, war Jederman beschäftigt, das bereit behaltene Gras und alle soeben mit dem frischen Wasser gefüllten Gefässe (kleine Fässer, Kannen etc.) in die Wagen zu verpacken, und zwar mit aller Vorsicht, damit man wo immer Möglich keines verliere. Die Ochsen führte man noch einmal zum Wasser, damit sie noch Drinken sollten, die Meisten verlangten aber nicht darnach. Es mochte bereits 9 Uhr geworden sein, als wier aufbrachen. Vor uns lag eine breite Salzebene oder Thal [Skull Valley], wo man nur sehr wenige, dornige, verkümmerte Vegetation, dagegen oft Salzkrusten auf dem Grunde fand. Unsere Richtung war nordwestlich, in gerader Linie dem gegenüberligenden Berge [Cedar Mountains] zu. Die Strasse fing an, über die anfangs mässigen Hügel hinauf zu führen, und um zirka Halbzweiuhr hatten wier zimlich hoch oben an der Hügelseite eine Quelle erreicht, wo wier Halt machten, um unser Vieh zu dränken. Allein das Wasser – obschon schön anzusehen – war doch zu salzig, und das Vieh war noch nicht Durstig genug, so dass es kaum davon kostete. Von dem wenigen grobhalmigen Grase machte es ebenfalls keinen besondern Gebrauch, dazu hatten sie wieder nicht Hunger genug.204

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