Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 18

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Nach einem Gerücht sollten etwelche der uns voran ziehenden Emigranten auf der Westseite dieser Hügel, 15–20 Meilen von hier, einen Brunnen neben der Strasse gegraben haben. Wier waren unter uns einig geworden, dass Viere von uns den Wagen vorausgehen sollen, bis wier zu dem muthmasslichen Brunnen gekommen, wo wier dann die Ankunft unserer Wagen abwarten sollten. Der grosse Bunzel, Zins, Thomen und ich wollten den Brunnen aufsuchen, selbst wenn es Nacht werden sollte, ehe wier ihn erreichten. Die Wagen sollten ihren Weg so lange als möglich fortsetzen, [nur] wenn grosse Hinternisse sie daran hintern, sollten sie den nächsten Tag abwarten.

Nach 1½ stündiger Ruhe nahmen wier unsere Reise wieder auf, wie oben erwähnt voraus, aber ohne irgendwelche Schiesswaffen mit uns zu nehmen. Jeder hatte nur sein Spazierstock bei sich. Wier waren anfangs mehrere Meilen am Fusse der höchsten Hügelkette [Cedar Mountains] über dessen untern Abhange entlang in [nördlicher]205 Richtung gegangen und waren endlich an die Stelle gekommen, wo die Strasse über höchst steile Hügel [Hastings Pass] hinauf führte.206 Wier waren sicher, dass unsere Wagen hier diesen Abend lagern würden, denn um die Hügel zu übersteigen, mussten die Fuhrwercke wenigstens verdoppelt, wenn nicht verdreifacht werden.207 Als wier diese Hügel erstiegen hatten und unsere Schritte gegen das weite, wüste Thal hinunter lenkten, neigte sich vor uns die grosse, dunkelrothe Sonnenscheibe schon ganz nahe zum nordwestlichen Horizont nach der unabsehbaren Ebene.208 Es war eine draurige Einöde, alles stille wie das Grab. Der Grund war sandvermischter Kiesel, wo nur niedrige, vielleicht 1½ Fuss hohe, holzartige, stachelige Gestrüpe209 eine kümmerliche Existenz fanden. Weder Wolf noch Antilope noch irgendein anderes Thier liess sich weder blicken noch hören, jedoch lagen da zerstreut über dem Grund die Knochen und die riesigen Hörner hier gefallener Bergschafe und einiger Elke. Je weiter wier durch die staubige, sandige Strasse in die wüste Ebene hinunter gelangten, je finsterer wurde es. Kein Laut war Vernehmbar ausser unser eigenes, dumpfes auftretten in dem von den Wagen und von den Hufen der Zugthiere aufgewühlten losen Sande in dem Fahrwege, über welchen wier ohne miteinander zu sprechen dahin schritten, einer hinter dem Andern, wie ebenso viele Rekruten, welche hintereinander das Marschieren lernen.

Es mochte vielleicht Zehnuhr sein, da meinte endlich Bunzel, wier sollten uns zur Seite des Weges hinlegen, einen Brunnen würden wier wol doch keinen finden; wier antworteten ihm aber kaum, sondern schritten wie Vorher voran, immer Weiter. Bunzel war ein grosser, starker Mann, aber wier hielten ihn alle für Faul. Allein blieb er dann doch auch nicht gern zurück, er drabte desshalben wieder hinter uns her. Nachdem wier wieder wol eine halbe Stunde derart weiter marschiert waren, unterbrach Bunzel die Lautlosigkeit der Nacht abermal und meinte, wier sollen doch Halt machen, wier fänden doch kein Wasser und er sei Müde und Schläfrig. Aber wie das Erstemal hatten seine Worte kein Gehör bei uns gefunden. Da blieb er endlich wirklich zurück. Wier drei Übrigen hatten unser Weg wie vorher fortgesetzt bis wol nach Mitternacht, und da sich bis jetzt gar nichts von dem ewigen Einerlei in der Dunkelheit hatte unterscheiden lassen, fingen auch wier an, Müdigkeit und Schlaf zu empfinden. Einige Schritte Linkerhand neben der Strasse legten wier uns auf den kieseligen Grund. Aber die Nacht war sehr kühl, und da wier uns vorher beinahe in den Schweiss gelaufen hatten, empfanden wier die kühle Nachtluft nicht wenig. Thomen hatte Zündhölzchen bei sich, wier versuchten, eine Anzahl dieser halbverdrockneten, dornigen Gesträucher (Greasewood) zusammen zu bringen, wobei unsere Hände durch die Dornen nicht wenig zu leiden hatten. Wier hatten keine grosse Mühe, ein Feuer anzuzünden, aber ein solches zu unterhalten, wäre weit Mühsammer gewesen, denn zu einem lange anhaltenden Feuer waren diese Pflantzen wieder nicht holzig genug. Wier kratzten uns Höhlen aus dem Sande und suchten uns darin theilweise gegen die kühle Nachtluft zu schützen, welches uns jedoch kaum halb gelang. Dann machten wier wieder Feuer, legten uns Abermal [hin], bis der Tag [18. August] zu grauen anfing und Bunzel sich uns wieder angeschlossen hatte.

Wier hatten weder etwas zum Essen noch zum Drinken bei uns, doch das Essen quälte uns nicht besonders. Sobald aber die Sonne anfing, sich dem Zenithe zu nähern, wurde ihre Wirkung immer empfindlicher. Es war da gar nichts, welches Schatten gab; setzte man sich auf den Grund, empfand man die Hize nur noch umso mehr – es war gerade umgekehrt von der Nacht. Vielleicht zwei Meilen vor uns konnten wier ein felsiger Hügel [Grayback Mountain] sehen, welcher sich wol 40 Fuss über die Fläche erhob und über welchen die Strasse führte. Thomen, Zins und Bunzel hatten sich entschlossen, bis Dorthin zu gehen, um dort die Ankunft unserer Wagen abzuwarten, allein ich wollte lieber warten, wo ich war, denn soviel schneller konnte ich Wasser erhalten, sobald die Wagen kamen. Immer empfindlicher wurde mein Durst, und ich wandte meine Blicke kaum von der Stelle, wo ich erwartete, dass die Wagen zwischen den fernen Hügeln, über welche wier Gestern Abend herab gekommen, erscheinen müssten. Endlich sah ich, dass sich ein wenig Staub erhob, aber bald erwies es sich, dass es nur ein einzelner Reiter war, welcher daher kam. Als dieser zu mir kam, fand ich in ihm ein kleiner, alter Badenser (Müller)210, welcher beim Hopy war und auf dessen Pferd er zwei kleine Fässchen hatte, mit welchen er voraus reiten sollte, bis er zu frischem Wasser käme, um sie dann zu füllen und wieder damit zurück zu kommen. Müller erzählte mir, dass die Gesellschaft am Fusse der steilen Hügel übernachtet und Dieselben erst diesen Morgen mit einiger Schwierigkeit überschritten hätte. Er meinte, dass man sie bald müsste zwischen den Hügeln herunter kommen sehen, und richtig: Da, wo ich früher zuerst den Staub aufsteigen gesehen, stieg er jetzt wieder in die Höhe, und wie eine Schlange wanden sich die Wagen nacheinander nach der Ebene herunter. Ihr Kommen kam mir langsam vor – doch sie kamen, und ich hatte mein Durst gelöscht, schon befor wier den felsigen Hügel vor uns erreichten.

Auf dem Hügel hielten wier, um Mittag zu machen und eine Stunde auszuruhen. Wier gaben jedem Stück Vieh vielleicht eine Gallone Wasser, auch ein wenig von dem mitgenommenen Gras, wovon sie zwar frassen, doch hätten sie gar so gern noch mehr Wasser genommen. Es mochte stark auf Dreiuhr gehen, als wier, unsere Reise fortsetzend, von dem Hügel wieder in die Ebene hinab fuhren [und] bald nachher durch eine kleine Saharasandwüste kamen.211 Der Wind wehte heftig von Nordosten her und trieb den weisslich gelben Sand zu allen Seiten vor sich her. Unsere Wagen wanden sich zwischen den vielen 10–12 Fuss hohen Sandhügeln hindurch, die Luft war verfinstert, von der Sonne konnte man nichts mehr entdecken – man glaubte, es sei bereits Abenddämmerung, obschon es dazu noch zu früh war. Ein recht dichtes, feines Schneegestöber hat mit diesem fliegenden Sande vielleicht am meisten Änlichkeit.212 Diese Sahara war glücklicherweise nicht so gross wie die Afrikas, sie konnte nicht mehr als 4–5 Meilen Durchmesser haben da, wo wier durch sie hinzogen.

Als wier sie hinter uns hatten, [hatte] der Wind fast ganz aufgehört zu wehen. Wier waren in einer total Vegetationslosen Ebene angekommen, wo nicht das geringste Pflantzenleben mehr existierte. Es fing an finster zu werden, aber soviel man in dieser starken Dämmerung unterscheiden konnte, war der Grund, auf welchem wier nun waren, ein sandvermischter, salzdurchschwängerter, grauer Läte oder Lehm, welcher sehr viel Änlichkeit mit dem Grund vom Salzsee selbst hatte. Entweder steht diese Gegend zu Zeiten unter Salzwasser – vielleicht in recht regnerischen Zeiten –, oder dann hat diese dotale Fläche früher selbst zum Salzsee gehört oder war mit [ihm] irgendwo verbunden.213

Als wier auf dieser Fläche angekommen waren, ruhten wier, gaben jedem Stück Vieh wieder ein wenig Wasser und Gras, nahmen selbst etwas zu uns und setzten dann unsere Reise fort, hoffend, dass wier am nächsten Morgen die lange ersehnten Süsswasserquellen nebst gutem Grase erreicht haben würden. Zins und ich blieben beim Wagen, [während] Ripstein, Diel und Thomen voraus giengen, die erstern Beiden mit der Absicht, zu gehen, bis sie die süssen Quellen erreicht haben würden. Schritt für Schritt gieng es beständig über diese graue Fläche in der noch graueren Dunkelheit der Nacht. Der Grund war Stellenweis ein wenig weich, ein neuer Beweis, dass vor nicht sehr langer Zeit hier Wasser gestanden haben musste. Wier waren ohne anzuhalten gefahren bis gegen Einuhr Morgens, als plötzlich unsere drei Kameraden zu uns sprachen. Sie hatten kurze Distanz von da einen Mann getroffen,214 welcher bei mehrern Wagen zurück geblieben war; von diesem Manne hatten sie erfahren, dass die Distanz zu den nächsten Süsswasserquellen und Gras noch wenigstens 24 Meilen betragen sollte. Wier waren bald neben dem Wagen, worin der Mann war, angekommen, und von ihm erfuhren wier, dass vor uns bereits viele Wagen zurück gelassen worden seien und dass man das Vieh voraus nach den Quellen getrieben habe, um sich dort zu erholen. Nachher wolle man die Wagen wieder abholen. Bis dahin war unser Vieh noch in passablem Zustande. Die Nacht war kühl, die Ebene zum fahren ausgezeichnet, mit Ausnahme einiger etwas weichen Stellen.215

Im fernen Osten fing es allmälig an, lichter zu werden. Fern zu unserer Rechten konnte man im dimmern Morgenlicht eine hohe, steile Bergkette unterscheiden; ein wenig zu unserer Linken, fast ganz vor uns, erblickte man einige Andere, sich beinahe senkrecht aus der grauen, toden Ebene erhebende Berggipfel [Silver Island], und dort herum hofften wier jetzt, das ersehnte Wasser zu finden. Mit Sonnenaufgang, welche als eine grosse, runde, rothe Scheibe aus der unendlich scheinenden Fläche sich langsam erhob, waren wier diesem hohen Berge in gerader Richtung vor uns bis auf einige Meilen nahe gekommen.216 Wier hatten bis dahin 24 zurück gelassene Wagen passiert, jetzt machten wier Halt. Unsere Ochsen schienen Alle zu leiden, das Ganze Eingeweide schien bei ihnen in Aufruhr. Es war ein fortwährendes Kollern und entweichen von Gas, sie wurden Hohläugig, und es that einem recht leid, die armen Thiere so leiden zu sehen. Wasser konnten wier ihnen keines mehr geben, wier hatten nur noch wenig für uns selbst, und von dem Grase, welches wier ihnen reichten, berührten sie kaum. Doch konnten wier da nicht bleiben, wier mussten vorwärts, das arme Vieh musste die Wagen hinter sich herschlepen. Bald fanden wier zurückgelassenes Vieh, einige bereits tod, Andere bewegten noch ihre Ohren, wieder andere würde man wol mit Wasser allein haben retten können. Die hohen, sich steil aus der Fläche erhebenden Gebirge [Silver Island] waren jetzt ganz nahe zu unserer Linken, um welche wier nach Norden bogen.217 Aber an ihnen wuchs keine Vegetation, sie sahen röthlich braun – wie verbrant – aus; an dem Fusse dieser Berge war alles Dürr, kein Zeichen von Feuchtigkeit. Vor uns neben diesen Bergen erhob sich eine kieselige Anhöhe. Sicher müssen wier jetzt nahe beim Wasser sein, so hoffte man, aber Oh weh – auf der Höhe angelangt, sahen wier über ein 10 Meilen breites Thal durch den bläulichen Dunst ein anderes hoches Gebirge [Pilot Peak]218 jenseits, und nun wussten wier, dass wier auch dieses zu durchziehen hatten, befor wier das unentpehrliche Element erreichen würden.

Das Thal zwischen uns und den fernen, nebelhaften Bergen sah aus, als ob es ein breiter, grosser See wäre, denn die Berge und Hügel spiegelten sich in dem scheinbaren Wasser Stellenweise trügerisch ähnlich ab; doch wier wussten bereits zu wol, dass es nur eine Luftspiegelung war, deren ähnliche wier bereits früher Mehrere gesehen hatten.219 Mitten durch den scheinbaren Wasserspiegel schien von dem jenseitigen Ufer sich uns ein schwarzes Ungethüm zu nähern, gleich einer furchtbar riesigen Schlange in langen Windungen. Wier alle staunten eine Zeitlang über diese unerklärliche Erscheinung; einzelne Glieder trennten sich, nun glaubte man, eine Schaar Indianer auf sich kommen zu sehen. Wier fuhren ihnen jedoch langsam die Anhöhe hinab entgegen, da erkannten wier sie: Es war weder ein Schlangen-Ungeheuer, noch waren es feindliche Indianer, es waren eine bedeutende Anzahl Männer mit Ochsen, einigen Mauleseln und Pferden, welche nach der Pflanzenlosen Wüste zurück kehrten, um die dort gelassenen Wagen herüber zu holen. Wier hatten seid Sonnenaufgang nur Einmal eine Kurze Rast gemacht, als wier unser letzter Rest des wenigen, warm gewordenen Wasser tranken. Nicht blos unser Vieh lit jetzt an Durst, sondern alle zur Gesellschaft gehörigen Persohnen. Wier fanden die Zurückkehrenden mit Wasser versehen, welches theils Ochsen oder Maulesel auf ihren Rücken in kleinen Fässchen trugen. Auf unsere Bitten reichten sie uns willig Jedem ein Trunk; für unser Vieh konnten sie aber Keines Entpehren,220 welches wier von ihnen aber auch nicht verlangten.

Die Sonne schien brennend heiss wie jeden Tag, wenn sie nicht durch Wolken verdeckt war. Wier wurden ernstlich Bange, dass unser Vieh dieses breite Thal nicht mehr werde durchschreiten können, denn es schien fürchterlich zu leiden. Unser Wagen war der Zweitvorderste, aber unser vorderstes Joch Ochsen kamen jeden Augenblick in Gefahr, sich ihre Hörner in den Rädern des uns voran fahrenden Wagens zu brechen, indem sie mit ihren Köpfen immer auf dessen Schattenseite zu bleiben suchten und dabei fortwährend zwischen die Räder geriethen. Um dieses zu verhüten, trieb Zins voraus, und ich gieng ihnen dann voran. Ich erhielt aber dabei nicht wenige Stösse von den Hörnern, da jeder der beiden vordern Ochsen das Bisschen Schatten von mir zu provitieren suchte und dabei einander wegstemmten. Wie gern ich den armen Teufeln jede mögliche Erleichterung gegeben hätte, so verleideten sie mir mein Vorangehen gar bald. In diesem Thal gab es eine grosse Masse des feinsten Salzes, oft in 2 Zoll dicken Krusten. Stellenweise floss einige Zolltief kristallhelles Wasser, aber alles war so salzig wie das Salz selbst, und das arme Vieh, vom fürchterlichen Durste gequält, versuchte immer, davon zu Drinken, nur um sich wieder darob zu schütteln.

Ankunft bei den Quellen

Wier waren langsam dem grossen, gemeinsammen Lagerplatze näher gekommen, wo ein kleines Dorf von Wagen aufgestellt war. Noch war kein einziges Stück von unserm Zugvieh gefallen, und immer näher kamen wier dem grünen Rasen – da plötzlich fielen zuerst der eine, dann der andere Ochse des vordersten Joches, kaum eine Viertelmeile vom rasigen Grunde entfernt. Zins und ich hatten viele Mühe, bis wier sie wieder auf die Füsse gebracht hatten; nachdem dieses jedoch geschehen, gieng es langsam vorwärts. Doch jetzt hatten wier rasenbedekten Grund erreicht, und kaum hatten die Ochsen diesen betretten, da liefen sie so schnell, als ob sie gar nicht Müde wären. Am untern Ende dieses Wagendorfes angelangt, machten wier Halt und befreiten die armen Thiere von ihren Jochen. Zum Glück war die Quelle [Pilot Spring]221 so mit Wagen umstellt, dass das Vieh nicht freien Zutritt fand; es war daher genöthigt, sein Durst sich durch das langsame Einschlürfen des an der Oberfläche des Grundes fliessenden Wassers zu löschen. Vollkommen zwei Stunden verflossen, ehe sie ganz genug davon bekommen zu haben schienen, dann schien ihr erstes Bedürfniss die Ruhe zu sein. Die Quelle bestand aus einem prächtigen Loche von zirka 4 bei 6 Fuss und 4 bis 5 Fuss Tiefe, das Wasser war frisch und schien vollkommen frei von irgend einem salzigen oder mineralischen Beigeschmack. Die Brüder Kellog hatten ein schöner, grosser schwarzer Hund bis hieher gebracht, er war wahrscheinlich auch beinahe verdurstet, als er hier angekommen. Er sei in die Quelle hinein Gesprungen und habe darin sich gebadet und getrunken. Als er aber wieder daraus auf den Grund gekommen, sei er plötzlich umgefallen und sei sogleich gestorben.222

Obschon Mr. Hopy nicht immer unser Captain war, so hiess unsere Gesellschaft doch «Hopies Company». Man sagte uns, dass die uns voranziehenden Gesellschaften allgemein der Ansicht gewesen seien, dass unsere Gesellschaft auf dieser langen Wüste am meisten leiden, wenn nicht vielleicht gar sammt und sonders zu Grunde gehen würde. Da wier aber die einzige Gesellschaft waren, welche weder ein Wagen noch ein Thier zurück gelassen hatten, hatte man sich darüber nicht wenig gewundert. Die Reise vom letzten guten Gras und Wasser bis Hierher hatte von 9 Uhr Vormittags vom 17. bis etwas nach 4 Uhr Nachmittags am 19. August gedauert, und unterwährend dieser Zeit hatte das Vieh nur die erste Nacht wirklich Ruhe geniessen können, ohne jedoch von ihren Jochen befreit geworden zu sein.223 Alle sonst gemachten Halte zusammen können kaum mehr als 4 Stunden betragen haben, sonst wurde es fortwährend getrieben bis zu unserer Ankunft an dieser Quelle. Alles Wasser, welches wier auf ein stück Vieh unter dieser Zeit geben konnten, kann kaum mehr als 1½ Gallone betragen haben. Wier hatten freilich unser Vieh so viel geschont, als wier unter diesen Umständen konnten, aber wier schätzten uns doch alle Glücklich und hatten dazu Ursache, dass wier, ohne den geringsten Schaden zu erleiden, durchgekommen waren.

Trotz den soeben überstandenen Strapatzen war Alles Munter und Fröhlich. Die jungen Mädchen sammelten sich, sangen, die jungen Americaner tantzten nach den kratzenden Tönen, welche ein Mann namens Roedies224 seiner alten Violin entlokte, dass der Staub sich erhob, kurz, man hätte fast glauben sollen, dass die ganze Reise bereits vollends überstanden sei.

Am 20. blieben wier natürlich hier, es gab wieder zu Waschen und zu Flicken, und das Vieh war der Ruhe und Erholung so bedürftig. Es schien auch sich recht gut zu erholen, nur war das Gras des vielen Viehes und langen Aufenthaltes wegen knap geworden. Heute befanden sich zwei Jäger in unserm Lager, es waren, soviel ich glaube, Franzosen. Zwei oder drei Shoshawnee-Indianer kamen ebenfalls in unser Lager, die Jäger konnten sich mit ihnen dürftig unterhalten. Als Proviant trugen sie eine bräunliche Masse in ledernen Beuteln bei sich; diese [sei] aus einer Essbaren Wurzel zubereitet, sagten die Jäger, welche die Indianer graben, weshalben man sie die «Gräber» (Diggers) heisse.

Der Eine dieser Jäger hatte auf einem von ihnen kürzlich verlassenen Lagerplatze einen Revolver verloren, dieser wurde von einem Shoshawnee gefunden. Nicht wissend, ob die Waffe geladen war und wie sie zu handhaben, habe er damit herum gespielt, bis sich plötzlich und ganz gegen Erwarten des Indianers ein Schuss entlud und ihn dabei noch ein wenig verletzt habe. Die Indianer haben darauf den Revolver als ein geheimnissvolles Ding angesehen und sich beinahe davor gefürchtet. Sie hielten das selbst Losschiessen als ein Beweis des Manito (hohen Geistes), dass das Ding nur Schaden bringen würde, wollten sie es behalten. Sehr vorsichtig hätten sie es dann wieder vom Grunde aufgehoben, und da sie gesehen, nach welcher Richtung die Jäger sich gewandt, hätten sie beschlossen, ihnen diese unheimliche Waffe nachzutragen und zu überliefern, damit nicht am Ende Manito sich noch auf andere Art an ihnen räche. Die Jäger hatten nicht versucht, den Indianern ihr Aberglaube auszureden, sondern sie suchten sie sogar noch darin zu erstärken, denn diesem Umstande hatten sie es zu verdanken, dass sie den Revolver wieder erhielten. Eine solche Schiesswaffe in der Wildniss zu verlieren, ist ein Verlust, den man nicht sogleich wieder ersetzen konnte.225

Lucindas Geschichte

Heute wurden die meisten zurück gelassenen Wagen eingebracht. Im Lager war Alles frohen Muthes, Geschichtchen wurden erzählt, [es wurde] Gesungen und Getantzt. An einer Stelle hatten sich die jungen Mädchen versammelt, unter ihnen – wie der Teufel unter Engeln – hatte Fräulein Lucinda auch Platz genommen, zwar ohne von ihnen dazu eingeladen zu sein. Man konnte leicht genug sehen, dass Lucinda ihnen durchaus nicht sehr Angenehm war, solches sah oder wollte sie nicht bemerken. Die jungen Männer standen in einem Kreise um die singenden Mädchen herum. Alfried, der zehnstündige frühere Gatte Lucindas, stand zu meiner Linken dicht neben mir und hörte wie wol die meisten Übrigen auch die Lieder. Da erhob sich Lucinda und schmiess mit einem kurzen Stück Holz nach ihm, doch traff sie ihn nicht. Das Stück Holz berührte unser beider Haare; hätte es den Alfried ins Gesicht getroffen, würde er vielleicht dadurch ordentlich verletzt worden sein, denn Lucinda war ein starkes Stück zweibeinigen Thieres. Diese neue Heldenthat Lucindas war doch den Leuten zu viel. Der ältere Kellog wandte sich zu Alfried mit der Frage: «Lässt Du dir eine solche Behandlung gefallen?» Der Jüngling meinte, was er denn machen könne – er sei arm und wisse nicht einmal, ob er Freunde habe. Kellog sagte ihm, dass wier Alle seine Freunde seien, und er würde, wäre er an seiner (Alfrieds) Stelle, sich diese schmäliche Behandlung durchaus nicht länger von dieser Person gefallen lassen. Obschon die Mädchen sich von ihr abwandten und Alle sie mit verächtlichen Blicken betrachteten, fühlte sich Lucinda dadurch keineswegs veranlasst, den Platz zu verlassen.

Um mit dieser Person einmal fertig zu werden, ist es am besten, wenn ich das Übrige, was mir noch von ihr bekannt ist, hier erzähle. Lucinda hatte die Reise mit Hopys Familie angetretten, suchte und fand bei den Harlans Aufnahme, hatte bei diesen den Jüngling Alfried geheirathet, nachdem aus der Heirath mit Zins nichts wurde, sich aber mit ihm, Alfried, während der Nacht gezankt, so dass sie am nächsten Morgen voneinander absolut nichts mehr wissen wollten. Sie kehrte wieder zu Hopys zurück und schien ein Auge – wo nicht Zwei – auf den grossen, schönen Mann Mike, welcher das andere Fuhrwerck trieb, gehabt zu haben. Dieser aber hatte, wahrscheinlich um der zu grossen Verliebtheit ein Ende zu machen, Hopys verlassen am nächsten Tag, nachdem er mit meinem Karobiner jenen Buffalo geschossen. Hopy hatte damals ein Brief geschrieben, welcher von Mike an Lucinda gerichtet war226 und den man an der Strasse gefunden haben wollte. Da Lucinda den Brief nicht selbst lesen konnte, hatte Mr. Hopy selbst die Gefälligkeit, ihn ihr in Gegenwart vieler zur Gesellschaft Gehörenden laut zu verlesen. Der Brief strotzte von Lauter Liebeserklärungen, so dass die Zuhörer, Lucinda ausgenommen, am hellen Lachen erhalten blieben. Lucinda aber drükte der überschwängliche Liebesbrief unter vielen Seufzern an ihre Brust, nachdem ihn Hopy übergeben hatte, unter den Ausdrücken «Oh, my dear Mike, I wish you was here» etc. Miss Lucinda war dann wieder bald zu den Harlans gegangen, bei welchen sie blieb bis zum Anfang der langen Wüste, bekannt unter dem Namen «the long trip». Hier hatte man ihr, wie oben angegeben, ihr Kleiderbündel aus dem Wagen geschmiessen, war von ihr weggefahren, und nur sehr ungern – nur fast durch drohen – liess sich endlich Hopy bewegen, sie noch einmal in sein Wagen aufzunehmen. Kaum waren wier übrigens an dieser Stelle angelangt, wo wier die Harlans und der grösste Theil aller Gesellschaften versammelt fanden, siedelte sie wieder zu Harlans über.

Kaum sei Lucinda in der ersten Ansiedlung in California angekommen, hätte sie dort sogleich einen kräftigen jungen Mann geheirathet;227 dieser habe aber bald angefangen zu kränkeln und sei gestorben. Im Herbst 1847, als ich in Sutters Fort [die] Aufseherstelle vertrat, hatte ich Gelegenheit, die schon wieder ledig gewordene Lucinda wieder zu sehen,228 denn kurz vorher war ihr dear, dear Husband gestorben und vergraben [worden]. Im Fort liess sie sich damit am besten trösten, wenn die Leute ihr sagten: «Lucinda, Sie sind ja noch jung, Sie werden gewiss bald wieder einen andern Mann bekommen!», worauf ihre Antwort gewöhnlich mit «do you think so?» lautete. Da die Leute im Fort damals doch nicht recht ihren Liebesbedürfnissen entsprachen – denn mit Ausnahme eines ältern, zimmlich dürren Irrländers namens Bray229 wollte sich Niemand recht mir ihr abgeben, und Bray schien bald selbst mit sich im Zweifel, ob er denn auch, im Falle er sie als seine Frau nehmen würde, seine Pflichten als Eheherr hinreichend erfüllen könnte. In Anbetracht dieser Zweifel schienen ihm seine ersten Heirathsgelüste plötzlich zu erkühlen, so dass er vorzog, sein Hagestolzenleben230 noch eine Weile länger zu versuchen.

Indem Lucinda sich endlich vollends überzeugt zu haben schien, dass es im Fort nichts für sie zu fischen gebe, verliess sie diese Gegend und erfreute mit ihrer Gegenwart Pueblo de San Jose (das Dorf des heiligen St. Joseph), unweit dem südlichen Ende der Bay von San Franzisco gelegen. Da angekommen, habe sie ihrer Witwenschaft dadurch ein Ende gemacht, dass sie einen Matrosen geheirathet habe. Dieses Experiment soll sie, wie Personen [erzählten], welche sie gekannt und gesehen hatten, innerhalb sechs Wochen Dreimal wiederholt haben. – Es ist gut, dass ich keine weitern Lucinda-Geschichten mehr zu erzählen habe, da es mir Mühe gekostet hat, diese Eine abzuschliessen!

Von Pilot Peak zu den Ruby Mountains

Am 21. August Nachmittags gegen Abend verliessen wier diesen Lagerplatz, weil das Gras zu knap wurde, und zogen 2 Meilen südlich, wo ebenfalls gutes Wasser und Jedenfalls besseres Gras – obschon auch nicht viel – zu finden war.231 Am 22. blieben wier da im Lager, denn unser Vieh war noch mehr Ruhe bedürftig, zudem da ein langes stück Strasse vor uns ligen sollte, wo man weder Gras noch Wasser finden könne. An diesem Tag fand ich zwei kleine Skorpione. Es gab um uns herum viele Quellen, und soweit deren Wasser den Grund befeuchtete, war die Vegetation grün und schön. Das Wasser versickerte aber bald in dem sandigen Grunde, und Ausserhalb blieb alles das ewige drockene Einerlei. Auch am 23. blieben wier noch hier, sehnten uns jedoch, von hier fortzukommen. Das Wetter war hell und recht warm, gegen Abend erhob sich ein warmer Westwind.

Am 24. August brachen wier five german Boys auf, die Übrigen von der Gesellschaft zurück lassend. Es schien uns, als ob der richtige Eifer in unserer Gesellschaft, um voran zu kommen, nachgelassen habe. Wier hatten noch eine weite und harte Reise vor uns, und da das Vieh sich wieder erholt hatte, durfte man keine Zeit mehr unnöthig vorbei gehen lassen. Unser Weg führte anfangs in südwestlicher Richtung durch die Salzebene an mehrern theils salzigen, theils süssen Quellen vorüber, wo aber nur wenig Gras wuchs.232 Nach den ersten zurück gelegten 6 Meilen stiegen wier allmälig durch eine Schlucht [Silver Zone Pass] immer mehr einer Vertiefung, einer sogenannten Gap zu, wobei unser Kurs immer mehr nach Westen lenkte. Auf beiden Seiten der Schlucht waren hohe, felsige Absätze. In dieser Schlucht, so hatte es geheissen, sollen zwei Jahre früher hier durchgezogene Emigranten einen Brunnen gegraben haben,233 und diesen Brunnen bemühten wier uns noch diesen Abend zu erreichen. Obschon ein Paar von uns dem langsam die Schlucht herauf kommenden Wagen voran gegangen waren, war die Dunkelheit der Nacht doch zu schnell über uns gekommen, noch vor es uns möglich geworden, etwas von einem Brunnen zu entdecken. Die Ochsen waren Müde und folgten dem Komando des Fuhrmann nur noch ungern, da entschlossen wier uns, den Tag abzuwarten, wo wier uns gerade befanden. Wier ketteten unser Vieh Jochweis an je ein Wagenrad, nahmen ein wenig zu essen und legten uns zum schlafen, mit der Abrede, am nächsten Morgen recht früh aufstehen zu wollen. Ripstein war Heute recht Unwohl gewesen, er war im Wagen gefahren, hatte Fieber und keine Esslust.

Als am nächsten Morgen, am 25., der Tag kaum zu grauen begann, wollte Vater Thomen seine verschlafenen Kameraden nach Übereinkunft aufwecken, aber die kühle Morgenluft fühlte so angenehm, und wier hätten doch noch gar zu gern eine Weile geschlafen. Doch Vater Thomen war gerade diesen Morgen gar so freigebig mit seinen kräftigen Donner und Wetter, dass ich mich wenigstens auf unsern Kisten im Wagen zu regen begann und mir meine verschlafenen Augen rieb. Das Krachen der Kisten im Wagen wird wol dem Thomen als Beweis gedient haben, dass ich ihn gehört haben müsse. Thomen liess aber wieder seine Batterie Donnerwetter los, welches zur Folge hatte, dass Zins tüchtig zu schimpfen anfieng und meinte, es wäre ja doch nicht nöthig, dass man da ein solcher Lärm mache. Bei mir hatte es aber bewirkt, dass ich meine Füsse vorn zum Wagen hinaus hängte und mich Wach zu gähnen versuchte. Nur noch ein einziges Donnerwetter von ihm, und ich war auf dem Grund neben der Teichsel und unterstützte Vater Thomen in seinen Bemühungen. Und da Zins jetzt fand, dass er in der Minderheit sei, war er sowol als Diel endlich frisch und munter. Wier fanden in unserer Umgebung einiges Bunschgras234, welches wier abschnitten und unsern Ochsen vorlegten, welche es gierig auffrassen. Mit unserm Frühstück waren wier bald genug fertig, dann wurde angespannt, und nun gieng es wieder langsam durch die Schlucht hinauf.

Wier waren kaum 100 Yards weiter gegangen, als wier wirklich ein vielleicht 12 Fuss tiefes Brunnenloch neben der Strasse fanden. Wier hielten natürlich an, und ich begab mich mit einem bucket235 und einem kleinen Gefäss über die wenigen eingehauenen Stufen zum Wasser hinunter. Das Wasser war klar, kühl und von gutem Geschmak, und wier löschten natürlich zuerst unser eigener Durst und nahmen ein Wenig mit für Unterwegs. Für unsere Ochsen gab es noch so 2 Gallonen auf das Stück; wenn es auch nicht Hinreichend war, so verschaffte es den Thieren doch eine kleine Erleichterung. Wären letzte Nacht feindliche Indianer uns nahe gekommen, hätten sie wol kaum eine bessere Gegend finden können, um uns zu überfallen und zu Massakeriren. Von hinter den verschiedenen um unser Lager emporstehenden Felsen wäre es ihnen nicht schwergefallen, uns wie in einem Sack zusammen zu schiessen.

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9783857919183
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