Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 19

Шрифт:

Wier hatten endlich das Ende der Schlucht und damit die Hochebene erreicht. Obschon dieses Thal keine Salzlacken aufwies, war im Übrigen die Bodenbeschaffenheit dieselbe Kieseligsandige. Auf unserer rechten Seite fanden wier durch aneinander auf den Grund gelegten Cedernäste ein grosser Kreis gebildet, welcher nur eine weite Öffnung hatte. Da der Grund dieselbe drockene Beschaffenheit hatte wie aller Übrige, blieb der Zweck dieses Kreises uns zuerst ein Räthzel. Spähter habe ich jedoch von alten Jägern erfahren, dass die Indianer in diesen Kreisen die schnellfüssigen Antilopen fangen, und dieses werde auf folgende Art angefangen. Sind einige Indianer beisammen und eine Antilope wird unfern dieses Kreises sichtbar, so versuchen sie durch allmäliges sich dem Thiere nähern, dieses dem Eingange des Kreises näher zu bringen. Je mehr sich das Thier der Öffnung des Kreises nähert, desto mehr nehmen sich die Indianer in Acht, dass es ihnen weder Seitwärts noch Rückwärts entrinne. Die Antilope, welche die Indianer zu Seiten und Rücken ihr immer näher kommen sieht, findet sich zuletzt gezwungen, in die weite Öffnung vor ihr hinein zu flüchten, lieber, als ein Versuch zu wagen, durch schnelles Springen an einem Feinde vorüber zu entspringen. Sobald die Antilope innerhalb dieses Kreises gegangen, betrachten die Indianer ihre Jagt als Gelungen. Die besten Bogenschützen nehmen zu beiden Seiten neben der Öffnung hinder den Cedernzweigen Platz, Andere stellen sich ringsum theils in, theils ausserhalb des Kreises auf, und nun beginnt die eigentliche Jagt. Die Antilope sieht zu Allen Seiten die Feinde sich ihr nähern, sie hat Bange vor dem Cedernkreis, aber sie sieht die weite Öffnung – dahinein war sie gekommen, dahinaus hofft sie sich zu flüchten. Aber kaum ist sie diesem nahe gekommen, so hissen236 ihr von beiden Seiten die Pfeile in den Leib, und zwar so, dass, wenn sie nicht augenblicklich fällt, sie doch nicht mehr weit entfliehen kann und bald von den sie verfolgenden Indianern eingeholt wirdt.

Auf viel ähnliche Art sollen die grossen grauen Wölfe sich die Antilopen fangen, vielleicht haben die Indianer ihre listige Fangweise gar von den Wölfen gelernt. Jedenfall zeugt ihre Fangart von viel Berechnung und Verstand – wenn dieses letzte Wort erlaubt ist. Um eine gesunde Antilope zu fangen, müssen wenigstens vier Wölfe beisammen sein; nicht, dass sich ein einzelner Wolf fürchtete, sondern weil sie zu wol wissen, dass die Antilope viel zu schnell für ihn wäre. Ist nun eine solche Ehrenwerthe Gesellschaft von vier oder mehr grosser Wölfe beisammen, so verkriechen sie sich derart, dass sie die Antilope Anfänglich in einem weiten Kreis zwischen sich in der Mitte haben. Natürlich versuchen sie, die Antilope auf eine offene Ebene zu bringen. Nun kommen sie ihr allmälig näher, sie wird einen von ihnen gewahr, sie sucht sich nach entgegen gesetzter Richtung zu wenden, da gewahrt sie hier auch einen. Nun will sie Vorwärts oder Rückwärts, gewahrt aber plötzlich zu ihrem Schrecken, dass, wohin sie sich wendet, ihr die schrecklichen Feinde immer näher kommen. In ihrer Angst verliert sie ihr Bisschen Überlegung; sie sucht nun, wo möglich den Wolfskreis zu durchbrechen, aber diese kommen Alle behutsamm und schnell immer näher. Die Antilope wird vor Schrecken fast blind und wird plötzlich von einem der Wölfe gepackt, und bald nachher ist die noch vor kurzem so Schnellfüssige beinahe ganz Aufgezehrt.

Unser neuer Lagerplatz fanden wier ungefähr um Eilfuhr Vormittags, wo bereits eine Gesellschaft lagerte.237 An dieser Stelle hatte zwei Jahre vor uns eine Auswanderergesellschaft gelagert; sie sahen sich aber wegen Verlust eines grossen Theiles ihres Viehes veranlasst, ihre Wagen hier stehen zu lassen und [alles], was sie nicht mitnehmen konnten, in dem Grunde zu vergraben. Die Wagen wurden, als sie weggezogen waren, von den Indianern verbrandt; die ersten kürzlich hier angekommenen Reisenden sollen noch Überreste von den Wagen gefunden haben.238 Ripstein war Heute recht krank, er hatte die wahren Masern, welche sich auf der Haut zu zeigen anfingen. Von unserm letztnächtlichen Lager hatten wier bis hieher zirca 14 Meilen zurück gelegt. Hatten wier gerade kein Überfluss an Gras hier gefunden, so ging es doch leidlich. Das Wasser war auch Gut, und so beschlossen wier, auch am nächsten Tag, 26. August, hier zu bleiben und die Ankunft unserer Gesellschaft abzuwarten. Obschon uns keine Indianer zu Gesichte kamen, so konnten wier doch des Nachts ihre Feuer auf den Nahen Bergen und Hügeln sehen. Wier erlitten übrigens keinerlei Belästigung.

Da unsere Gesellschaft Gestern [26. August] wieder sich uns angeschlossen hatte, verliessen wier Heute [27. August] unser Lager wieder Zusammen. Unsere Strasse führte uns beinahe in gerader Richtung südlich. Nach zurückgelegten 14 Meilen hatten wier eine Stelle erreicht, wo wier genug Gras und Wasser [Flowery Lake] fanden; hingegen war kein Überfluss an Brennmaterial, doch behalfen wier uns mit den vorhandenen wilden Salbeistöcken. Die Beschaffenheit des Thalgrundes war Dieselbe wie früher. August 27.239 verliessen wier diesen Lagerplatz und fuhren zirka 14 Meilen durch den Thalgrund beinahe tireckt südlich, wo wier wieder bei einer Quelle guten Wassers, in deren Umgebung auch hinreichend Gras war, halt machten. Wildbret wurde häufiger angetroffen, ich hatte Heute wol wenigstens an 40 Antilopen gesehen.

Am 28. führte unsere Strasse beinahe ganz westlich durch eine Vertiefung des Berges (Gap) [Jasper Pass], und wier gelangten in ein ganz ähnliches Thal [Independence Valley] wie das soeben verlassene, welches wier durchschritten und am Fusse eines gegenüber ligenden Gebirges bei einer Frischwasserquelle [Mound Springs], in deren Umgebung wieder einiges Gras wuchs, uns nach zurück gelegten 14-Meiliger Distantz abermal lagerten. Die nahen Berge [nördlicher Ausläufer von Spruce Mountain] waren niedriger als die Heute überschrittenen [Pequop Mountains]. Die Witterung hell, des Nachts warmer Südwind. In diesem Thal sahen wier Heute mehrere Sandsäulen von 150 bis 300 Fuss Höhe sich sehr schnell um sich drehen oder wirbeln, wobei sie jedoch verhältnissmässig langsam sich vom Süden nach dem Norden des Thales bewegten.

Am 29. setzten wier unsere Reise sogleich den Bergabhang in westlicher Richtung hinauf [fort] und fuhren wieder über eine von Wasser befeuchtete, von spärlichem Grase und einigen niedrigen Cedern [bewachsene] Bergvertiefung zwischen vielen Weisserlen-Bäumchen hindurch in ein anderes drockenes Thal [Clover Valley] hinüber, durch welches die Strasse uns zu dem gegenüber ligenden Gebirge [East Humboldt Mountains] führte.240 Wier fanden am Fusse dieser Berge eine Quelle, und soweit deren Wasser den Grund befeuchtete, auch spärlich Gras, und an Salbei war kein Mangel.241 Unser heutiger Marsch mochte wieder zirka 14 Meilen betragen [haben]. Unweit von unserm Lager, rechts, stieg an mehrern Stellen Rauch auf, ein Beweis, dass Indianer in unserer Nachbarschaft sich aufhielten. Witterung Dieselbe wie Gestern.

Ankunft im Ruby Valley. Shoshoni-Besuch

August den 30. nahmen wier unsere Reise wieder auf, anfangs in südwestlicher Richtung. Die Vertiefung, wo wier den Berg überschritten, war eine zimmlich starke. Das vor uns ligende Thal [Ruby Valley] war wieder Breit und den früher durchschrittenen in jeder Beziehung viel ähnlich. Unser Weg führte heute in südwestlicher Richtung durch Dasselbe. Die Berge [Ruby Mountains], deren Füssen wier uns näherten, stiegen schroff und hoch neben dem flachen Thal empor. Eine grosse Zahl herrlich kühler Süsswasserquellen entspringen dem Fusse dieses Gebirges. Schon von weitem konnten wier den in der Nähe dieser Quellen gedeihenden, spärlichen Baumwuchs sehen, dessen sowie des hier vorhandenen Grases grün unsern Augen gut that.242

An einer dieser Quellen lagerten wier. Wier fanden da eine uns voran ziehende Gesellschaft lagernd. Die Indianer waren hier nicht so schüchtern, wie die frühern, in deren Nachbarschaft [wir] gelagert hatten, zu sein schienen, denn zirca 30 Persohnen dieser Shoshanee – mit Ausnahme zweier alten, überaus hässlichen Squaws243 lauter erwachsene Männer im Alter von vielleicht 18 bis etlichen 50 Jahren – waren neben dem Lagerplatz erschienen.244 Die Zwei ältesten Indianer waren dickbäuchige, alte Burschen, der Eine ein vollkommen Rothhariger, der einzig rothhaarige Indianer, welchen ich je gesehen habe. Seine Haare waren übrigens grob, und in seinem ganzen Wesen und Körperbau war er wie die übrigen seiner Begleiter. Ein sauertölpischer Engländer rauchte sein Gibspfeifchen, [und] die Indianer gaben durch Zeichen ihm zu verstehen, er möchte so gut sein, sie auch einige Züge daraus rauchen [zu] lassen. Der Engländer schnurrte sie aber überaus unfreundlich ab. «Diese dreckigen Indianer sollen nicht aus meiner Pfeife rauchen», meinte er. Hatten die Indianer seine Worte auch nicht verstanden, so begriffen sie doch sein abstossendes Wesen als ihnen nicht freundlich [gesinnt], und man konnte den unangenehmen Eindruck auf ihren dunkeln Gesichtern sofort erkennen.

Das unfreundliche Benehmen des Engländers wurde ihm aber auch von seinen Mitreisenden nicht gut aufgenommen, man hielt sein Benehmen als Roh und unter den Umständen als recht Unklug. Wier befanden uns in dem Lande dieser Indianer, so lag es in dem Intressen eines Jeden von uns, sie freundlich zu behandeln. Denn durch eine rohe, feindliche Behandlung hätten wier diese Naturmenschen bald zu bittern, hinterlistigen Feinden verwandeln können, wonach sie uns auf gar manigfaltige Art hätten Schaden können, wenn sie es gewollt hätten. Eine ältere Amerikanerin, Mutter von fünf erwachsenen Kindern, welche – sowie ihr Mann – sich unter der neben uns lagernden Gesellschaft befand, hatte, um das ärgerliche Gefühl der Indianer wieder zu versöhnen, schnell ihr eigenes Pfeifchen mit Tabak gefüllt, angezündet und dem einen der ältern indianischen Dickbäuchen hingereicht. Dieser nahm sie unter allen Zeichen grosser Zufriedenheit in Empfang, that 10–20 grosse Züge daraus, wobei er den Rauch durch die Nase entweichen liess und dabei alle Zeichen grossen Behagens zeigte. Dann gab er sie seinem ebenso dickbäuchigen Kameraden an seiner Seite, dieser sie dem Nächsten neben ihm, nachdem er sich auf änliche Art befriedigt hatte, und Dasselbe wiederholte sich bei Jedem aufs Neue, bis auf den Letzten. Alle waren höchlich erfreut über die grosse Gefälligkeit, welche ihnen Allen durch des weissen Mannes Squaw erwiesen wurde; denn währenddem sie fortfuhren, den ungefälligen, rohen Engländer mit giftigen, rachsüchtigen Blicken zu verfolgen, blickten sie die Frau alle ohne Ausnahme freundlich und lächelnd an. Wäre diese amerikanische Frau hier zurück geblieben, würde der rothhaarige Häuptling sie vielleicht aus purer Dankbarkeit zur Frau Häuptling erhoben haben.

Die zwei alten Squaws waren abschreklich hässlich. Nur um ihre Lenden hatten sie ein kleines Stück Thierfell, wodurch ihr Körper sehr nothdürftig bedekt wurde. Mit ihren grossen, faltigen, dreckigen Bäuchen sahen sie alten Säuen, welche sich kurz vorher in irgend einem Schlamloch gewälzt hatten, viel gleich, nur glaube ich, dass eine halbwegs ordentlich aussehende Sau sie doch noch an Schönheit übertroffen haben würde. Diese Indianerinnen staunten über die zarten, glatten, beinahe weissgelben Haare eines schönen 6-Jährigen Knaben, ihr lautes Lachen glich einem überaus hoch und vielseitig tönenden Kreischen, wobei sie ihre Gesichter auf abschrekende Art verzogen. Sie konnten sich an dem Knaben kaum satt sehen, sie mussten immer nach ihm zeigen, und ihr Geschwäz, welches sie miteinander führten, hatte viel Verwandtes mit dem von einer Anzahl Elstern, wenn diesen irgend eine Katze oder ein Fuchs sich nähert. Diese Squaws sassen nicht bei den Männern, sondern von ihnen abgesondert.

Junge Indianerinnen liessen sich keine blicken. Es hiess, die Männer hätten Bange, dass die weissen Männer sie ihnen entführen könnten, und [damit] man dieses so leicht nicht ausführen könne, müssten sie hoch oben in einigen Verstecken des hohen, felsigen Berges neben uns sich während der Anwesenheit der Weissen versteckt halten. Wahrscheinlich würden die Männer nichts dagegen einzuwenden gehabt haben, wenn die weissen Männer die zwei alten Squaws mitgenommen hätten, denen man erlaubt hatte, das Lager der Weissen zu besuchen. Als Verzierung hatten einige der Männer ein Halsband von grossen Bärenklauen, sonst waren sie beinahe ganz nakend. Ihre gesichtsfarbe war dunkler als diejenige der Sioux, auch waren sie nicht so gross und statlich als Jene. Sie sahen schon mehr den Californischen Indianern ähnlich.

Um die Ruby Mountains. Jeffersons «Tal der Quellen»

Am 1. September245 blieben wier da im Lager. Am 2. Sept. fuhren wier südwärts dieses Thal hinunter, machten aber keine lange Tagesreise. Der Weg führte einen grossen Theil über eine schöne, grasige, sich langsam abflächende Ebene, da die vielen und grossen Quellen ein bedeutender Theil des Landes befruchteten. Doch auch hier versiegten die grössern Quellen bald gänzlich, sobald sie das flache Thal erreicht hatten, so dass man dicht nebeneinander Wüstengrund und fruchtbare Erden sehen konnte. Am 3. Sept. setzten wier unsere Reise südwärts fort und hielten zum lagern nahe bei einem felsigen Vorsprung am südlichen Ende des Berges sozusagen, in Mitten mehrerer grossen und prachtvollen Quellen des besten, frischesten Wassers. Wären alle diese die letzten zwei Tage passierten Quellen beisammen, so müssten sie ein nicht unbedeutenden Fluss bilden, aber hier verlor sich das Wasser schon wieder nach einem kaum halb Meilen langen Laufe. Mehrere dieser Quellen würden Wasser genug geliefert haben, um grosse Mühlenwerke zu treiben.

Eine dieser Quellen unweit unseres Lagerplatzes zog Aller Aufmerksamkeit besonders auf sich. Sie bildete ein Basin von 12 bis 14 Fuss Durchmesser und vielleicht nahezu von dieser Tiefe. Sie hatte die regelmässige Form eines riesigen, bauchigen Trichters, das Wasser war kristallhell, die Seiten waren von aschengrauer Färbung. Vielleicht 5–6 Fuss unter der Oberfläche befand sich ein dunkelfarbiger Ring von ¾–1 Zoll Breite um das ganze Loch herum. Ganz unten in der Mitte des Loches quoll die helle Flüssigkeit empor, dabei kleine Stückchen Erde oder Steinchen einige Fuss in die Höhe treibend, welche aber seitwärts sofort wieder zurück sanken. Das Basin war ringsum flachvoll, nur vorn war eine kleine Öffnung, durch welche das Wasser abfloss. Was aber dieser Quelle noch mehr Intressen verschaffte, waren vielleicht ein halbes Dutzend kleiner, 4–5 Zoll langer Fischchen, welche in diesem natürlichen Aquarium spielten.246

Nirgends auf der ganzen Reise zwischen Missoury und Californien gab es so viele schöne Quellen und besseres Wasser als hier. Am Abend beim Finsterwerden kamen einige jungen Shoshanees zu uns ins Lager, denen wier ein wenig zu Essen gaben und ihnen dann bedeuteten, dass sie unser Lager verlassen müssten, welchem sie bereitwillig entsprachen.

Am 4. Sept. führte unser Weg um den oben erwähnten Felsenvorsprung herum nach südwestlicher Richtung, wobei wier allmälig etwas höher hinauf kamen. Da war wieder derselbe, von dornigem, niedrigen Gestrüp und Salbei bewachsene, sandig-kieselige Wüstengrund. Späth Nachmittags gelangten wier zu einem kleinen Quellen-Bächlein mit gutem Wasser, auch war da etwas Gras. Wier beschlossen, da zu lagern. Nachdem wier uns gelagert hatten, gieng ich kurze Distanz dem Bächlein entlang abwärts, da fand ich in demselben einen Menschlichen Schädel. Ob dieser Schädel von einem Weissen oder einem Indianer herrühre, liess sich da schlecht247 bestimmen. Ich hatte ihn mit zum Lager genommen, aber da Niemand über mein Fund besonders erfreut zu sein schien, trug ich ihn wieder dahin, wo ich denselben gefunden hatte. Einer aus der Gesellschaft hatte ein grosser, stark nach Aas riechender Aasgeier geschossen und mit nach dem Lager gebracht (ein s.g. Turkey Bussard248); seines wiederlichen Gestankes wegen hatte man ihn aber wieder weggeschmissen. Bald nachher stellten sich wieder einige Indianerjünglinge ein. Da sie den Vogel unbenützt ligen sahen, holte ihn einer von ihnen herbei und fragte durch zeichen, ob sie ihn mitnehmen dürften, da sie denselben Essen wollten. Wier willfahrten ihnen natürlich recht gern.

Am 5. Sept. fuhren wier anfangs noch in gleicher Richtung wie Tags vorher auf unserm Wege voran, je höher hinauf wier aber kamen, desto mehr wandte sich die Strasse nach Rechts herum. Auf dem Rücken der Bergvertiefung [Hastings Pass249] etwas nach Mittag angelangt, machte man Mittag, da es daherum verschiedene Quellen gab. Nach Fortsetzung unseres Weges kamen wier durch ein loses Wäldchen von Weisserlen und auch, wenn ich nicht irre, an einigen Cedern vorüber. Die Strasse wandte sich zuerst nach Nordwesten und endlich ganz nach Norden, dabei gieng es jetzt immer mehr Thalabwärts [Huntington Valley]. Als wier späht Nachmittags eine Stelle erreichten, wo wier genug Gras und Wasser fanden, lagerten wier wieder. Der hohe Berg, an welchem wier die letzten Tage nach Süden gefolgt und ihn dann umgangen und endlich überstiegen hatten, war an seiner westlichen Seite lange nicht so steil und felsig als auf seiner Östlichen und muss leicht zu Ersteigen sein, wohingegen die Ostseite oft nahezu Senkrecht sich erhebt. Diese wie die drei oder vier früher überstiegenen Bergketten mit den breiten, flachen, grossentheils unfruchtbaren [da]zwischen ligenden Thälern erstrecken sich beinahe paralell nebeneinander von Norden nach Süden. Das letzte Gebirge ist, soviel ich glaube, das Humbold-Gebirge.250

Sept. 6. – Letzte Nacht war die Kälteste, welche wier bis dahin gehabt hatten, diesen Morgend war sogar der Grund ein wenig gefroren. Nach Fortsetzung unserer Reise kamen wier beständig tiefer in das Thal hinunter, ganz in nördlicher Richtung. Unten im Thale begegneten wier einigen Indianern. Einer von ihnen erhob bei meinem Herannahen die eine Hand hoch über sein Haupt, schüttelte dieselbe wie ein begeisterter Prediger und fieng zugleich an, etwas in feierlichem Tone zu sprechen oder Predigen. Da ich davon keine Silbe verstehen konnte, liess ich ihn neben seinen Gefährten stehen und gieng an ihnen vorüber.251

Weiter unten im Thal kamen wier zu einem schönen, kleinen Flüsschen, welches auf der Westseite dieses hohen, theils umgangenen, theils überstiegenen Gebirges (Humbold?) entsprungen sein musste. Da dieses [ein] in einer hohen Gegend gelegenes hoches Gebirge ist, ist es Wahrscheinlich, dass der Schnee auf seinem Rücken erst im Spähtsommer ganz verschmiltzt. Diesem Umstande allein mögen die vielen grossen, kühlen Quellen ihr Ursprung verdanken. Wald scheint nur spärlich auch an seinem westlichen Abhange vorzukommen. Am Nachmittag folgte ich der Strasse, welche unweit des rechten Ufers wieder eine nordwestliche Richtung genommen, um ein paar Meilen unserer Gesellschaft voraus. Zu unserer beiden Seiten erhob sich niedrigeres Gebirge, auf welches zu die Strasse und das Flüsschen direkt führten, wobei sich das Thälchen immer mehr verengerte. In der Strasse fand ich oft die frischen Spuren von Indianern, dessen ungeachtet trug ich keine Schusswaffe mit mir. Die Wärme in diesem Thälchen war gross, da kein Lüftchen sich bewegte, dagegen die Sonne mit voller Macht hinein schien.

Als ich dem voraus ligenden Gebirge mich näherte, konnte ich einen tiefen Einschnitt mit senkrecht sich erhebenden Felsen zu beiden Seiten erkennen, und dorthinein wandte sich des Flüsschens Lauf und zugleich unsere Strasse.252 Links neben der Strasse, am Ufer des ruhig dahin fliessenden, klaren Flüsschens, sass unweit von einem Emigranten ein dunkler Indianer. Ich setzte mich dicht an seine linke Seite und patschte ihm dabei Einigemal auf seinen sammetigen Rücken und drückte ihn an meine Seite, währenddem ich ihm freundlich in sein Gesicht schaute und ihm zunikte. Der Indianer schien weder erschrekt noch Böse darüber zu werden, im Gegentheil nickte und lachte auch er über mein Zutrauliches Wesen. Mit sprechen versuchten wier nicht, einander zu unterhalten, dagegen durch allerlei Zeichen und Bewegungen.

Ich erinnerte mich jetzt der Essbaren Wurzeln. Mein Stock so in die Hände nehmend und ein Zeichen damit machend, als ob ich etwas aus dem Grunde zu graben wünsche, dann meine Blicke über den Grund schweifen lassend, dann auf einen kleinen Finger und zulezt auf den Mund zeigend [und] meine Kinladen bewegend, als ob ich etwas esse, gab ich meinem dunkeln Freunde mein Spazierstock in die Hände. Der Indianer hatte mich vollkommen verstanden, er wusste, dass ich ihn ersuchte, für mich einige Wurzeln zu graben. Er war sogleich von seinem Sitz aufgesprungen, suchte neben der Strasse auf dem Grunde herum, grabte an einigen Stellen etwas aus dem Grunde und kam nach wenigen Minuten mit ein paar kleiner, gelblicher Wurzeln zurück. Ich deutete, dass er zuerst davon esse, welchem er sofort entsprach. Dann biss ich auch ein kleines Stück ab und kostete es vorsichtig – der Geschmack war dem einer Pastinake viel ähnlich, er gefiel mir, und ich ass die übrigen Stückchen mit Vergnügen.

Dem Indianer schien mein Zutrauen zu ihm zu gefallen, gar da mir seine gegrabenen Würzelchen zu munden schienen. Mein Stock mir aus den Händen nehmend, war er schnell wieder weggegangen und grub eifrig noch mehr Wurzeln. Sobald er davon eine kleine Anzahl hatte, sprang er hurtig einigen grossen Heuschrecken nach, von welchen er einige mit zurück brachte. Einer der Grössten drükte er mit seinen langen Springbeinen gegen ein Wurzelstück, offnete seinen Mund und machte mit seinem Kinladen eine Bewegung, als ob er essen wollte, ohne jedoch zu essen, dann wollte er mir den Grashüpfer sammt Wurzel überreichen, ungefähr so, wie man einem Kinde ein Butterbrod reichen würde. Der Indianer schien überrascht, dass ich Diessmal das Dargereichte nicht annehmen wollte. Um mich zu überzeugen, dass er durchaus nichts Absonderliches mir zumuthe, biss er jetzt selbst dem zabelnden Grashüpfer ein Theil von dessen Vorderkörper sammt Kopf nebst einem Stück Wurzel ab und kaute dieses Fleisch nebst Zugemüse lebhaft, dabei mir Zeichen machend, wie überaus Gut es so schmecke. Nachdem er dieser Art vollkommen mich überzeugt zu haben glaubte, offerirte er mir dieses famose Gericht noch einmal, ich war aber trotz seinen überredungs Künsten ohne zu Reden durchaus nicht zu bewegen, seinem guten Beispiele zu folgen. Er machte dabei ein Gesicht, als ob er halb Mittleiden mit mir hätte, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn er bei sich dachte, dass diese Weissen recht dumme Leute seien, die gar nicht wüssten, was Gut wäre. Die übrigen Wurzeln liess ich mir übrigens schmecken, und da der Thomen, welcher jetzt auch herbei gekommen, sie auch gern ass, war der Indianer noch Einmal hinweg gegangen und hatte uns eine zimmliche Anzahl davon zurück gebracht.

Da man diesen Abend nicht mehr durch diese Schlucht hindurch wollte, beschloss man, auf dieser Stelle zu lagern. Wier five German Boys hatten auf Jeden von uns drei Kuchen aus Brodteig in Fett gebacken, nebst diesem ein Wenig Büffelfleisch nebst Thee oder Kaffee, ein Gericht, welches wier auf der Reise täglich zwei bis drei Mal wiederholten. Wier hatten unser Super in unserm Zelt einnehmen wollen und hatten uns dazu auf den Grund gesetzt, als das Zelt sich wieder öffnete und unser Indianerfreund zu mir und Thomen sich, ohne Komplimente zu machen, niedersetzte und uns dabei deutete, dass er jetzt auch Essen wolle. Die Sache war allerdings zum Lachen, und doch – wier gaben ihm Jeder ein halber Kuchen, etwas Fleisch und Kaffee, und unsere Kameraden gaben ihm auch ein Jeder ein Stück von ihren Kuchen. Unser Nachtessen wurde uns dadurch allerdings ein wenig Verschmälert, Allein es gieng doch noch, und der Indianer schien mit seinem neuen Nachtessen jedenfall recht zufrieden und gieng vergnügt von Dannen. Der Genuss roher, unbekannter Vegetabilien machte [sich] bei Thomen und besonders bei mir Bemerkbar; starke Leibschmerzen und Abweichen waren die Folgen, so dass ich oft während der Nacht wünschte, dass ich diese Indianische Pastinake nie Gesehen hätte. Gegen Morgen wurde jedoch Alles wieder besser.

Am 7. Sept. hatten sich 6 bis 8 Indianer bei unserm Lager eingefunden, unter ihnen befand sich auch mein Freund vom vorigen Abend, sie waren gerade gekommen, als wier den Lagerplatz verlassen wollten. Mein Wurzelfreund hatte seine beiden Hände ganz voll von Wurzeln, welche er mir noch schenken wollte, allein der Schmerz und die Läuferei, welche diese mir die letzte Nacht verursacht, hatten sie mir vollkommen verleidet. Der braune Kerl schien nicht recht begreiffen zu wollen, warum ich die Wurzeln nicht mehr haben wollte, da ich sie Gestern Abend doch so gern gegessen hatte. Da ich mich nur durch Zeichen mit ihm verständlich machen konnte, so bog ich mich nach Vorn, hielt mit beiden Händen mein Leib und stöhnte dabei, als ob ich starke Leibschmerzen hätte. Dann machte ich mit dem Munde einen gewissen Laut nach, der zu Zeiten einem ganz andern menschlichen Organe entweichen kann, und machte dabei mit den Händen rasch ein Zeichen nach Hinten. Die Indianer hatten mich vollkommen verstanden – ein wahrer Lachsturm ertönte aus jeder ihrer Kehlen, mein Freund lachte womöglich noch am meisten und schmiess seine Wurzeln dabei mir auf den Rücken. Wier lachten natürlich mit und schieden dessenungeachtet als gute Freunde.

Durch den den wilden South Fork Canyon

Kaum 200 Schritte vom Lagerplatze betraten wier die tiefe Schlucht, durch welche sich das Flüsschen seine Bahn gebrochen und wohindurch unsere Strasse führte. Die Felsenmassen erhoben sich an vielen Stellen beinahe senkrecht in die Höhe, dabei machte das Flüsschen viele grosse Windungen, bald Rechts, bald Links, dann verengte sich die Schlucht. Oft glaubte man, dass jede Öffnung aufhöre, bis man fast dicht daran hinkam. Stellenweis wuchs dichtes Gebüsch, wobei Weisserlen und Weiden der Hauptbestandtheil des Gebüsches ausmachten. Wenn ich mich recht erinnere, war die Durchfahrt durch diese Schlucht (Ecko Cannon?)253 sechs Meilen lang. Das Flüsschen hatten wier jeden Augenblick zu durchfahren, wobei das Wasser oft nahezu in die Wagenbetter hineinfloss, oder es gieng 3, 4 oder 5 Fuss beinahe gerade von der Uferbanck in das Flussbett hinab, um auf dessen anderer Seite wieder ebenso steil hinauf zu gehen.

Auf diese Art hatten wier bereits 13 Mal den Fluss hin und her durchfahren und befanden uns späth Nachmittags endlich an der letzten Durchfahrt. Ripstein und Diel waren voran gegangen, ohne sich im geringsten um den Wagen und Fuhrwerk zu bekümmern, trotzdem sie gesehen hatten, wie schlecht die Strasse war. Hier an der 14. und letzten Durchfahrt war die Strasse auf der rechten Seite bedeutend höher als auf der linken. Das Flüsschen war da breit, und es sah aus, als ob das Wasser zu unserer Linken tief wäre. Der rechte Ochs des vordersten Joches hiess Ben, er war ein grosser, schlanker Kerl mit sehr langen Hörnern, schielte mit dem einen Auge ein wenig, war übrigens in der Regel ein recht gutes, folgsammes Thier. Doch gab es Zeiten, wo er sein eigener Weg haben wollte, und dabei zeigte er so recht seine eigensinnige Ochsennatur. Als wier uns dieser letzten Durchfahrt näherten, schien unserm Ben das breite, tiefaussehende Wasser zu unserer Linken durchaus nicht zu gefallen, er schielte und blinzelte es an, als ob er dabei dächte: «Mit diesem Bache ist nicht Alles richtig, dahinein geh ich nicht.» Mehr rechts war das Wasser nicht tief, es floss über eine kieselige Stelle, und man konnte den Grund leicht sehen. Bens Ochsenverstand sagte ihm wahrscheinlich, dass ein Ochs von seiner Grösse da keine Gefahr laufe, in dem kaum 1½ Fuss tiefen Wasser zu ersaufen.

Als wier an dieser Durchfahrt angelangt waren, hatten wier sogleich entdekt, dass Mr. Ben nicht gerade hinaus in das Wasser hinein wollte, er wandte sich besonders nach rechts (Chee), doch Zins, welcher heute Fuhrmann war, hielt noch rechtzeitig an. Thomen blieb hinten beim Wagen, um ihn zu halten, dass er nicht umstürze, denn derselbe machte eine starke Neigung nach Links. Ich hatte ein kleiner Strick254 an Bens rechtem Horn befestigt und suchte durch hartes Ziehen den eigensinnigen alten Burschen nach Links zu ziehen, und Zins knallte mit seiner Peitsche und komandirte «Oh haw!», aber Ben wollte Chee, und unsere rechten Wagenräder kamen dabei noch höcher, wodurch sich unser Wagen oben noch mehr nach der linken Seite neigte. Mit knaper Noth gelang es, die Ochsen noch einmal anzuhalten. Ich wandte mich jetzt auf die rechte Seite des Ochsen Ben, kommandirte «Oh haw!», während ich ihn mit beiden Händen an seinem rechten Horn hielt und ihn mit Leibeskräften nach der linken Seite zu schieben suchte. Aber als alle Ochsen zusammenhaft anzogen, wurde ich von dem schielenden Kerl so leicht nach der rechten Seite gehoben, als ob ich nur ein Kind wäre. Thomen und Zins schrieen zusammen – und hinüber gieng unser Wagen, in 4 Fuss tiefes Wasser hinein, die Bogen sammt Bedeckung unten, und die Räder erschienen da, wo die Bogen hätten bleiben sollen.

Die Bogen mussten natürlich gebrochen sein, alle unsere Sachen lagen im Wasser. Ich dachte: «Nun wird wol meine schöne Doppelflinte auch noch gebrochen sein, und meine Bücher werden verderben», allein ich sagte nichts dabei. Zins war auch still, aber ärgerlich; Thomen aber liess eine ungeheure Anzahl Donner und Wetter g…d d…m, g…d d…m vom Stapel, es war eine wahre riesen Lawine der kräftigsten Ärgerausdrücke, denen er zur Abwechslung die Frage folgen liess: «Was fangen wier nun an?», welche er mehrere Mal nacheinander repetirte. Unser Stillschweigen konnte Thomen gar nicht recht begreiffen, und immer wiederholte er obige Frage. An diesem Platze konnten wier nicht lange bleiben, und wenn wier alle miteinander geschimpft hätten wie die Rorspatzen oder wie Thomen, würde es uns kein Nutzen gebracht haben. So antwortete ich dem Letztern auf sein «Was fangen wir nun an?»: «Ich weiss, was wier anzufangen haben. Wier spannen die Ochsen ab, treiben sie auf jenes kleine Inselchen, kommen zurück und schlepen unsere Sachen ebendorthin, stellen den Wagen auf, ziehen ihn neben unsere Sachen, laden diese ein, spannen die Ochsen wieder an und treiben wieder weiter.» Thomen wurde über diese Worte gar arg aufgebracht, seine Donnerwetter folgten Hageldicht aufeinander, mit einer ganzen Reihe von G…d d…ms. Zins brach endlich in ein helles Lachen aus, womit aber Thomen nicht stiller wurde. Zins sagte: «Gerade wie der Lienhard es sagt, so müssen wier es machen. Wenn alle drei von uns nur so dastehen, schimpfen und schellten würden wie Du, würde unsere Lage nicht verendert.» Thomen, welcher noch immer nicht zur Ruhe kommen wollte, meinte, es seien nicht gerade meine Worte, welche ihn ärgerten, sondern weil ich bei der ganzen fatalen Lage diese Worte mit solcher Kaltblütigkeit gesprochen hätte, wie wenn das fast gar nichts wäre.

Бесплатный фрагмент закончился.

Возрастное ограничение:
0+
Объем:
1522 стр. 37 иллюстраций
ISBN:
9783857919183
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают