Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 14

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Dicht an der Stelle, wo wier den Südblatt verlassen wollten, wurde unser Lager aufgeschlagen. Am nächsten Tag wollten wier hinüber an den Nordarm des Blattfluss, an dessen Ufern wier unsere Route noch hunderte von Meilen fortzusetzen hatten. An dieser Stelle trennte sich eine Abtheilung von fünf Wagen, einem Mr. Young und dessen zwei Schwiegersöhnen gehörend, von unserer Gesellschaft ab; warum sie sich von uns trennten, ist mir niemals recht klar geworden.93

Zum Nord-Platte. Ash Hollow. Trennung von der Dickenson-Gesellschaft

Am nächsten Tag verliessen wier den Südblatt. Die Strasse führte eine Anhöhe hinauf, von deren höchstem Punkte wier dem Südblattthal Adieu sagten. Vor uns zu unsern Füssen lag ein tiefes, enges Thälchen, allgemein als Ash Hollow94 bekannt, durch welches unsere Straasse zu den Ufern des Nordblatt führte. Von der Anhöhe war die Strasse sehr steil dahinunter, unten angelangt hatte man keine besondere Hinternisse. Hier sollen einst eine grosse Anzahl Sioux-Indianer von Oberst Harney mit einer Abtheilung V. St.95 Dragoner eine schwere Schlape erlitten haben, indem sie ganz und gar unvorbereitet überfallen wurden. Dieses enge Thal soll von den Büffelheerden oft aufgesucht werden, wahrscheinlich weil es im Sommer hier Wasser und Gras gibt und im Winter die eisigen Nordwestwinde in der Thaltiefe nicht stark empfunden werden. Man kann wol an keinem andern Platz so viele Knochenüberreste als hier von Büffel etc. finden. Hier im Thale war auch einiger Wald, welches für die Blattfluss-Gegenden eine Seltenheit ist. Man ist genöthigt, da das Holz so sellten ist, sich des drockenen Büffeldüngers als Feuermaterial zu bedienen, welcher übrigens ein recht gutes Feuer gibt.96 Am Abend hatten wier das rechte Ufer des Nordblatt erreicht. Als Feuermaterial schlepten wier aus den verklüfteten Hügeln einige verdorten Cedern-Bäumchen.

An diesem Abend hielt unsere Seite des Wagenkreises eine Versammlung. Man wolle vor uns den Vortheil haben, und dieser Vortheil wäre nach Mr. Hopy, dass der linke Wagenkreis, wo die Wagen Captain Dikisen, der Gordons, Diky und anderer waren, allabendlich die nähere Flussseite einzunehmen gedächten, und derartiges Zeug. Dikisens Seite wäre auf der Nordseite des Südblatt näher am Flussufer gewesen; muthe man uns zu, die bis dahin innegehabte rechte Seite mit der andern vertauschen zu sollen, so sei dieses eine Anmassung, welche wier uns nicht sollten gefallen lassen. Hopy war der Ansicht, das Beste wäre, wenn wier uns von ihnen trennten und selbst unter uns einen Captain wählten und dass wier versuchten, am Morgen recht früh aufzustehen, um den andern Vorzukommen. Obwohl die Dikisen, Gordon etc. sich zimmlich viel einzubilden schienen, war mir sonst doch nicht bekannt, dass wier gründliche Ursache gehabt hätten, um uns desshalben von ihnen zu trennen. Unser Wagen befand sich aber einmal auf der rechten Seite, und ohne viel darüber nachzufragen, ob die angegebenen Gründe sich auf Wahrheit stützten, hatten wier Fünfe nichts dagegen, mitzugehen, wenn unsere ganze Seite es so wünsche. Da die ganze Seite damit einverstanden zu sein schien, wählten wier auch sogleich einen neuen Captain und übertrugen dieses Amt dem Mr. Hopy. Mr. Hopy war von Geburt aus dem Staate Virginia, von deutscher Abkunft und konnte die deutsche Sprache auch noch ganz gut sprechen; in allem Übrigen war er vollkommener Amerikaner. Es war zimmlich gut mit ihm auszukommen.

Unsere Verhandlungen waren dem linken Kreise kein Geheimniss geblieben. Um uns zu zeigen, dass sie auch frühe aufstehen konnten, hatten sie uns überflügelt, so dass ihr Theil der Gesellschaft den Lagerplatz verlassen hatte, noch ehe wier dazu vollkommen fertig waren.97 Mittags machten wier von unsern frühern Kniffen Gebrauch: Als sie Mittag machen wollten, passierten wier an ihnen vorüber. Allein wier bezogen am Abend zuerst einen Lagerplatz, und unsere Rivalen zogen eine kleine strecke Weges an uns vorüber, befor sie zum Lagern anhielten. Als wier am nächsten Morgen von unserm Lager wegzogen, thaten sie Dasselbe gleichzeitig und blieben uns daher wieder bis Mittag vor; aber da sie wieder Mittagrast machten, passierten wier sie wie Tags vorher. «Heute Abend sollen sie uns nicht wieder Vorkommen», war jetzt der allgemeine Entschluss, «wier werden bis in die Nacht hinein fahren, wenn es sein muss. Erst dann wollen wier lagern, wenn wier sehen, dass die Andern dasselbe gethan haben.» Wier hatten den ganzen Tag zimmlich scharf getrieben, so dass wier unsern Rivalen nahezu um zwei Meilen voraus waren. Wier sahen, dass sie uns am Abend wieder überholen wollten, allein wier lagerten nicht eher, als bis wier sie das Lager beziehen sahen, dann thaten wier dasselbe, denn an den Ufern des Blatt konnte man beinahe Überall günstige Lagerplätze finden.

Am nächsten Tage waren beide Parteien frühe Marschfertig, aber sie konnten uns nicht mehr einholen, im Gegentheil, wier vergrösserten die Distanz zwischen uns. Und da sie auch die nächstfolgenden Tage einsehen mussten, dass wier allen Ernstes vorzubleiben beabsichtigten, schienen sie die Idee, uns zu überholen, ganz aufgegeben zu haben.

Entlang dem Nord-Platte. Chimney Rock, Scott’s Bluff

Die Bluffs, wie die plötzlich vom Thale sich erhebenden Hügel oder Abfälle des Hochlandes gegen das Flussthal heissen, haben hier oft die teuschensten Änlichkeiten mit verfallenen Fortifikationen, Burgruinen, alten Schlösser und Paläste.98 Es war, wenn ich mich recht erinnere, an unserm vierten Tagesmarsch durch dieses Thal, als wier Nachmittags an dem sogenannten Chimney Rock (Kamin-Felsen), diesen vielleicht eine viertel Meile zu unserer Linken lassend, vorüberzogen.99 Dieser Fels schien von dem Hochland abgeschnitten und muss mit dem hinter ihm ligenden Hochland einst verbunden gewesen sein. Ich fand nicht Zeit, ihn selbst zu besuchen; von Denjenigen, welche bei ihm waren, habe ich erfahren, dass seine Steinart gräulich und weich sei, so dass man sie mit einem Messer leicht schneiden könne. Er sah viel einem riesigen Heuschober oder auch einem ganz kleinen Vulkan ähnlich, auf dessen Spitzen man einen dicken Kamin, wol zehn bis fünfzehn Fuss hoch, aufzubauen begonnen, dann plötzlich unvollendet so bleiben liess. Wenn die Abbildungen, welche ich davon gesehen habe, naturgetreu waren, so müsste der Theil seines Kamins früher bedeutend höcher gewesen sein, als er mir vorkam, welches aber leicht möglich ist, da starker Frost, Regen, Luft und Sonne auf das weiche Gestein stark einwirken und ihn mit jedem Jahre um einige Zoll verkleinern müssen.

«Approaching Chimney Rock» von William Henry Jackson, 1931. Emigranten-Gesellschaften beenden ihre Tagesetappe und lagern in der Nähe des Chimney Rock.

William Henry Jackson (1843–1943) stützte sich in seinen Gemälden auf die Erfahrungen, die er als junger Mann in den Jahren 1866/67 auf dem Oregon und California Trail gesammelt hatte. Obwohl er nichts über Zugtiere und Warentransporte wusste, heuerte er als Fahrer eines Frachtwagens an und lernte auf der Reise nach Montana, mit Jochochsen und Wagen umzugehen. Diesen Erlebnissen ist es zweifellos zu verdanken, dass auf Jacksons Bildern im Gegensatz zu denjenigen anderer Maler keine Pferde-, sondern – weitgehend der Realität entsprechend – Ochsengespanne zu sehen sind. Nach Jacksons an schlies sender langer und erfolgreicher Karriere als Fotograf wandte er sich wieder der Malerei zu, kehrte an viele Plätze der von ihm dargestellten Landschaften den Trail entlang zurück und befragte für Szenen der frühen Jahre, die er nicht aus persönlicher Erfahrung kannte, noch lebende Zeitzeugen.

Der Himmel hatte sich allmälig grau überzogen und sah nach Regen aus; wier hatten, seid wier das jetztige Kansas verlassen hatten, sehr sellten Regen gehabt. Unsere Strasse führte uns von dem Flussufer ab, da ein Theil der felsigen Hügel sich bis dicht an das Flussufer gedrängt [hatte], dadurch das bis dahin breite und flache Stück Thalland am Rechten Ufer des Nordblatt plötzlich unterbrechend.100 Dieser vorgeschobene Felsenhügel öffnete zwischen sich und den weiter zurück gelegenen, sonderbar gestallteten, Kastelartigen, hoch empor ragenden Felsenwänden eine Art Thalgrund, wo eine Quelle guten Wassers hervorsprudelte und einiges Gras zu finden war, wo wier uns lagerten, indem wier nicht wussten, wie weit es zu einem guten Lagerplatz sein möchte.

Am nächsten Morgen fiel ein feiner, staubartiger Regen, dabei war es oft ein wenig neblig. Da wier die letzte Zeit unser Vieh etwas stark gebraucht hatten, beschlossen wier, es hier einen Tag ausruhen zu lassen. Diese Zeit wurde benutzt theils mit repariren der Kleider oder zu verschiedenen andern Dingen. Ich meinerseits war beschäftigt, ein grosses Pulverhorn herzurichten aus einem Horn, welches ich in der Ash Hollow gefunden und bis hieher mitgenommen hatte, und meine Arbeit gelang mir vortrefflich. Dieses Pulverhorn hatte ich behalten, bis ich California spähter verlassen hatte. Ich hatte damals, als die vielen Pawnees gegen unser Lager kamen, schnell meine neue, in St. Louis gekaufte Kupferpulverflasche gefüllt und umgehängt und [sie], als die Indianer nachher von uns weggezogen waren, an einem der Bögen über den Wagen gebunden. Die Schnur muss durch das Hin- und herrütteln der Flasche sich zerschnitten haben, und die Flasche sammt dem Pulver gieng mir dadurch verloren. Nebst diesem und dem erwähnten Verluste meines grossen, scharfen Messers im Blatt an unserm ersten Lagerplatz an demselben hatte ich schon am zweiten oder dritten Tag, nachdem wier die Indian Creek verlassen hatten, das Futteral oder Scheide von meinem Waidmesser verloren, dadurch wurde mir das Tragen Desselben recht Unbequäm.

Seid wier den Südblatt verlassen, hatten wier noch einmal bis dahin Gelegenheit gehabt, Büffel zu treffen. Es war bekannt, dass nur ungefähr eine halbe Meile vom Fluss zurück eine Heerde dieses wilden Viehes weide; sogleich waren Einige von uns bereit, ihnen einen Besuch abzustatten. Wier schritten, auf dem Hochlande angekommen, dem bezeichneten Hügel zu und fanden am Wege dahin ein liegenden Antilopen, welcher sich durch unser herannahen gar nicht besonders genierte, so dass man ihn leicht hätte schiessen können, welches wier aber unterliessen, weil wier durch den Schall der Schüsse die Büffelheerde zu erschrecken fürchteten. Wier schliechen uns leise den Abhang des Hügels hinauf und schauten auf der andern Seite in eine Ebene hinab, wo wol fünfzig bis sechzig Büffel, kleine sowie grosse, versammelt waren, die einten ruhig auf dem Grund ligend und wiederkauend, die andern grasend. Zu unserm Leidwesen fanden wier, dass es für uns nicht möglich war, an sie heran zu schleichen, ohne von ihnen dabei entdekt zu werden; zudem blies die Luft von uns gegen sie hin, wodurch sie ohnehin bald erschrekt fliehen würden. Wier schauten ihnen eine Zeitlang zu, einige schienen bereits Wind von uns zu riechen, denn sie zeigten Unruhe. Als wier uns aber gar aufrichteten, da war sogleich die ganze Heerde auf den Füssen und war bald zwischen den Hügeln hindurch unsern Blicken entschwunden; nur der aufwirbelnde Staub liess noch erkennen, wohin sich die Heerde wandte.

An unserm Rasttage kam ein kleiner Wagenzug an unserm Lager vorüber, es waren die Dickinson-Leute,101 [sie] schienen aber nicht besonders freundlich gegen uns. Als wier am nächsten Tage unser letztes Lager schon weit hinter uns hatten, begegneten wier einem einzelnen Reiter, er ritt nach der Richtung, von wo wier gekommen waren. Der Mann verrichtete einen Auftrag an uns von den uns voran fahrenden Kameraden, nämlich, sie wären uns jetzt voraus und sie beabsichtigten, es auch zu bleiben. An diesem Tage fanden wier zwei riesigen weissen Wölfe an der Strasse, tod, welche von den uns voran gezogenen Emigranten geschossen worden sein mussten. Es waren die ersten Exemplare von dieser art Wölfe, welche ich so nahe zu sehen bekam. Viele sollen behaupten, dass dieses und die grossen grauen Wölfe ganz dieselbe art seien, denn man habe noch keine weissen Jungen gesehen, nur durch höheres Alter würden sie weiss. Darüber lässt sich nicht gut streiten, doch kann man, soviel ich weiss, sellten oder nie die grossen grauen Wölfe mit den Weissen in Gesellschaft zusammen finden, sondern Weisse mit Weissen und dasselbe mit den Grauen. Die zwei getödeten weissen Wölfe, obschon so gross oder grösser als die grossen Grauen, hatten beide ausnehmend scharfe und lange, helle Zähne, welches kein Zeichen zu sein schien, dass sie Alt sein müssten. Die Zähne alter Thiere werden immer braun, stumpf und schadhaft, was bei diesen durchaus nicht der Fall war.

Fort Laramie. Begegnung mit den Clyman-Leuten

Als wier uns dem Fort Laramie näherten, fanden wier in dem flachen Lande neben dem Blatt endlich wieder einiges Holz, jedoch meistens Weiden und Baumwollen-Papeln (Cotton), immerhin genug, um kochen zu können. Heute war ich unser Fuhrmann, dieses war eine Beschäftigung, welche ich nicht ungern verrichtete, wenn die Strassen nicht gar zu schlecht waren. Heute mussten wier aber durch die klaaren, schnellen und kühlen Gewässer der Laramie-Gabel des Mittelblatt. Das Wasser war tief und reichte beinahe an die Wagenbetten hinauf, zudem war dieser Arm noch breiter, als ich anfangs meinte. Ich musste, den Wagen zu meiner Rechten, natürlich auf der oberen Seite des Wagens laufen und fand dabei bald, dass man doppelt aufzupassen hatte, nämlich, dass man richtig trieb und dass man stark sich gegen den Lauf des Wassers stemmen musste, um nicht unter die Wagenräder zu gerathen. Zudem war dieses von allen bisher passierten Flüssen bei weitem der Kälteste und das Wasser zum Drinken das Beste. Wier hatten jedoch das andere Ufer und dabei Fort Laramie ohne Unfall um 11 Uhr Vormittags erreicht. Die Laramyfork102 entspringt irgendwo in den Black hills am Fusse des zimmlich hohen Laramy Peak, wo er von den vielen kühlen Quellen gebildet wirdt, und da sein Lauf bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Nordblatt verhältnissmässig kurz ist, hat das schnellfliessende Wasser nicht Zeit gefunden, sich zu erwärmen.

Fort Laramy103 war früher nur eine Handelsstation einer französischen Peltzkompanie, wo man [mit] den Indianern und weissen Jägern gegen Thierfelle verschiedene Gegenstände austauschte. Laramie bildete ein Hauptposten, von hier aus versah man die verschiedenen kleinern Posten. Die Kompagnie hielt sich zu diesem Zweck immer eine Anzahl rüstiger, noch junger Leute, welche gewöhnlich auch gute Schützen sein sollten und denen es an Muth nicht fehlen durfte. Am meisten liessen sich Canadesische Franzosen zu diesem Zwecke anwerben, dann Schotländer, einige Schweizer, Franzosen und Deutsche. Hatte man nach irgend einer Station eine Nachricht zu schicken, so wurde irgend einer der Angestellten mit ein wenig Lebensmittel versehen, und nebst einer oder zwei wollenen Decken und seiner Schiesswaffe bei sich musste Derselbe sehen, wie er die bezeichnete Station erreichte, um sein Auftrag zu verrichten, mochte der Weg noch so weit und schwierig, die Witterung noch so schlecht sein. Kam er diesen Pflichten nicht gehörig nach, oder er desertierte und wurde wieder eingehollt oder von den Indianern gegen Bezahlung eingebracht, dann war diesem eine schwere Strafe sicher.

«Fort Laramie» von William Henry Jackson, 1933. Das Gemälde zeigt die 1836 errichtete Pelzhandel-Station «Fort John on the Laramie», besser bekannt unter der Kurzform «Fort Laramie». Im Vordergrund ankommende Emigranten, die den Laramie River durchqueren, rechts ein Indianerlager. In der Ferne erhebt sich Laramie Peak, der höchste Gipfel (3133 m) der Laramie Range.

Bei unserer Ankunft befanden sich im Fort bereits V. St. Trupen. Ob nebstdem noch mit den Indianern wie früher gehandelt wurde, ist mir unbekannt. Das Fort ist ein längliches Viereck mit 16–20 Fuss hohen104 Backsteinmauern. Im Innern sind die verschiedenen Räumlichkeiten angebracht. Das Fort war aber als Militärstation jedenfall sehr unbequäm und hatte, soviel ich mich erinnere, nur ein Grosses [Tor], sonst gar keine Thüren. Beim Fort und in der nahen Umgebung lagerten verschiedene grupen Indianer. Sie waren von den grossen, Wolfähnlichen und Jedenfall mit diesen nahe verwanten Hunden umgeben, welche sie bei ihren verschiedenen Streifzügen zum Theil als Lastthiere verwenden. Das Geheul dieser Hunde ist dem der Wölfe sehr änlich, so dass ich kaum ein Unterschied wahrnehmen konnte. Die Körperform, die lange spitze Nase, dieselben falschen Augen, dieselben langen, spitzigen Ohren, der lange, zottige Schweif ist beinahe ganz wie die der Wölfe, nur in der Farbe ihrer Haare sind sie bald gelblich, schwärzlich oder schekig. Wollte man sich den Indianern nähern, so waren diese Pestien sogleich bereit, über einen herzufallen. Das Fort ist ganz im Gebiet eines Sioux-Indianerstammes. Diejenigen, welche wier sahen, waren reichlich mit Hirschledernen, reinlichen Kleidern angethan, es waren schlanke, schöne Leute.

Wier blieben beim Fort nur wenig über eine Stunde. Befor wier uns aber von da entfernten, erklärte die berüchtigte Witwe, dass, wenn sich ihrer kein Mann annehme, sie sich entschlossen habe, im Fort zu bleiben. Ein Mr. Wright, welcher zu unserer Gesellschaft gehörte, selbst eine Frau und Kinder bei sich hatte, versuchte, uns fünf German boys wieder zu bewegen, uns der Frau anzunehmen. Da er mit uns nichts ausrichtete, versuchte er, Andere dazu zu bereden. Als er aber nur abschlägige Antworten erhielt, erklärte er, dass, obschon er bereits Frau und Kinder bei sich habe, er sich doch der Frau annehmen wolle. Da trat aber die Frau Wright auf und sagte in Gegenwart Aller: «Mr. Wright, wenn Sie diese Person mitnehmen, so bleibe ich hier, denn neben ihr werde ich nicht mit Ihnen ziehen!» Mr. Wright war übrigens ein ganz respektabler Mann, und wenn er der Witwe mithelfen wollte, geschah es sicher nur aus edlen Beweggründen. Da aber seine brave Frau plötzlich so entschiedener Einwand erhob, sah er sie ganz überrascht eine Zeitlang an, ohne zu sprechen, und bemerkte endlich: «Ich habe es ehrlich gemeint; ich sehe aber ein, dass ich nichts für die Frau thun kann.» Und die Frau blieb.105 Ob sie spähter nach California kam, habe ich nie erfahren.

Links von der Strasse, unweit vom Fort, ist der Todtenplatz – nicht Begräbnissplatz – der Indianer. Es waren da eine Anzahl Gerüster, vielleicht 4–5 Fuss über dem Grunde, auf welchen mehrere todten Körper ganz in Thierfellen eingewickelt lagen. Da mich derartige Kurjositäten niemals sehr interessieren, blieb ich auch davon fern und behielt nur im Gedächtniss, was mir Andere erzählten. Wier fuhren heute noch zirka 7 Meilen und lagerten uns dann an den Ufern des nördlichsten Arms vom Blattflusse an einer grasreichen Stelle.

Am nächsten Tage, dem 27. Juni,106 erreichten wier ungefähr vier Meilen von unserm letzten Lagerplatz die ersten Ausläufer der Blackhills und fanden da zu unserer Rechten eine schöne Quelle dem steinigen Grunde entspringen.107 Die Black hills (jetzt Laramy hills108) waren die ersten wirklichen Berge, welche wier bis jetzt getroffen, und hatten mit dem badischen Schwarzwald einige Änlichkeit. Sie schienen von fern mit dichten Tannen, Fichten oder Föhrenwäldern bedeckt zu sein und machten einen heimathlichen Eindruck auf mich.

Am nächsten Tage, also am 28. Juni, setzten wier unser Weg über hohe, steile und steinige Hügel fort, wobei man die Peitschen nicht ganz müssig schwingen durfte, wenn man voran kommen wollte. Bald nach unserer Mittagsrast begegneten wier, oben auf einem steinigen Hügel angekommen, mehreren Männern und zwei Frauen, alle zu Pferde, welche auf unsere Fragen uns erzählten, dass sie von California kämen und nach den Staaten zurück reisen wollten.109 Von California? Das war ja das Land unseres Zieles! Es war natürlich, dass wier diese Leute um allerlei Auskunft fragten, aber oh – welche Auskunft erhielten wier von ihnen! Nach ihren Angaben hätte man leicht glauben können, dass das Land unserer Hoffnung eine unwirthliche Wüste wäre, von Herden dunkler, nakten Wilden bewohnt, für weisse Leute aber durchaus kein Land zum darin wohnen. Über Captain Sutter zogen sie besonders los, er sei weiters nichts als ein alter Spizbube. (Derselbe, der dieses uns sagte, hatte dieselben Pferde, welche er und vielleicht einige Mehr der Übrigen Personen [ritten], von Sutters gestohlen, welches ich späther in California erfahren hatte.) Aber die Männer waren in ihren Schimpfreden auf California nicht schlimmer als die Frauen, so dass sie dadurch einige der Frauen in unserer Gesellschaft derart erschrekten, dass diese sogleich anfiengen, in ihre Männer zu dringen, sie sollen doch lieber gleich wieder mit ihnen umkehren und nach den Staaten zurück fahren, so dass die derart bedrängten Gatten in grosse Verlegenheit geriethen und eine Zeitlang kaum wussten, was anzufangen.

Eine der schlimmsten, derart ihren Mann zur Umkehr zu bestimmen, war eine grosse Frau Bryant110, welche sich mit ihrem Mann kurze Zeit vor der Abfahrt von Independence erst verheiratet hatte. Sie weinte und drang unaufhörlich in ihren Mann, und die Frau Kiburz versuchte Dasselbe mit ihrem Gatten. Da schien dem Mr. Bryant eine glückliche Idee einzufallen. Er wandte sich mitten während des Weinens und Lamentierens seiner Frau plötzlich [an] die zurückkehrende California-Gesellschaft mit denWorten: «Sagt mir, wie viel müsste [ich] Euch bezahlen, um meine Frau nach Independence zurück zu nehmen?» Die Leute sahen sich überrascht an; sie hatten ein derartiges Resultat wahrscheinlich gar nicht erwartet und wollten nicht recht mit der Sprache herausrücken. Man konnte sehen, dass, wenn Mr. Bryant auf diesem Beschluss beharren sollte, man seine Bitte abschlägig beantworten würde. Mr. Bryants Frage hatte aber eine überaus ernüchternde Wirkung, nicht allein auf seine Frau, welche plötzlich mit Weinen, Bitten und Lamentiren aufhörte, sondern auch auf die andern Kleinmüthigen.

Die berittene zurückkehrende California-Gesellschaft hatte diese Windstille schnell benutzt und uns Good bye gesagt, und wier setzten unsere holperige Strasse wieder fort. Mehrere der jungen Männer aus unserer Gesellschaft waren zu mir gekommen und hatten mich gefragt, was ich von den Aussagen dieser Leute halte. Meine Ansicht war, dass diese Leute gar zu sehr über California und Alles, was dort sei, gescholten hätten, als dass ich ihnen Glauben schenken könnte. Was mich selbst anbeträffe, verspürte ich wenig Sorge, selbst wenn ein grosser Theil ihrer Angaben Wahr sein sollten; fände ich, dass jenes Land mir nicht gefallen sollte, liesse es sich gewiss auch wieder daraus entfernen.111

Wier machten an diesem Tage vielleicht an 20 Meilen und Kampierten an einem klarwässerigen Bache, der, aus den Black hills kommend, sich unweit dieser Stelle in den Blatt ergoss, an Gras und Holz hatten wier ebenfalls zur Hülle und Fülle. Am 29. führte unsere Strasse noch immer über felsige oder steinige Hügel und zwischen diesen durch sandige Tiefen. Und wie die vorige Nacht lagerten wier nach Zurücklegung von etwa 22 Meilen abermals an einem Klarwasserflüsschen, welches ebenfalls sein Ursprung in den Blackhills hatte und sein Ende im nahen Nordblatt fand. Die Witterung war, seid wier Laramy verlassen, immer hell und angenehm gewesen. Am nächsten Tag sah es nach Regen aus, denn der Himmel war überwölkt. Wier legten nur ungefähr 4 Meilen zurück, dann lagerten wier an einem andern klaren Bache, wo wier genug Gras und Holz fanden. Das Wetter hatte sich wieder schön aufgeklärt, und das warme, sonnige Wetter war für Wäsche sehr förderlich, denn zu diesem Zwecke hatte man so früh gelagert.

Am ersten Tag des Monats Juli brachen wier um 7 Uhr Morgens auf. Obschon die Strasse uns oft zwischen verschiedene Tiefen und felsige Hügel führte, war sie doch bedeutend besser als die vorigen drei Tage. Die Steinarten waren röthlich und etwas weich, an den Bächen fand man gewöhnlich Papeln und Weiden. Wild sah man hier wenig, mit Ausnahme einiger Antilopen. Eine Kolonie der Prairie-Hunde wurde passiert, und verschidene grosse Elksgeweihe gaben Beweis, dass diese Gegend auch von diesem Wilde zu Zeiten besucht wird. An Wölfen fehlte es nicht, wier hatten Gelegenheit genug, sie bei Tage zu sehen, und noch viel mehr, ihr unheimliches Geheul des Nachts in unserer Nähe zu hören. Wier mochten heute an 14 Meilen zurück gelegt haben.112 Wier begegneten heute wieder einer Partie Männer zu Pferde auf ihrem Rückwege von Oregon nach den Staaten. Sie wurden von unserer Seite mit Fragen überhäuft, was Oregon für ein Land sei, ob sie auch von California etwas gehört hätten und ob es wirklich ein so schlechtes Land sei etc. Über Oregon sprachen sie sich vollkommen befriedigt aus, und auch über California hätten sie nie so schlimme Nachricht gehabt, wie uns von der frühern Partie erzählt worden.

Am 2. Juli unsere Reise fortsetzend, überschritten wier wol 4 Meilen von unserm letzten Lagerplatz ein Bach mit klarem, kühlen Wasser, eine Meile weiters wieder einen änlichen und nach weitern 5 Meilen eine grössere Creek oder kleines Flüsschen, alle klares, kühles Wasser enthaltend und aus den Blackhill-Gebirgen hervorkommend. Nachdem wier von hier noch zirca 6 Meilen weiter gefaren, waren wier wieder an die Ufer des Nordblatt gekommen und lagerten an einem schönen, sich hier mündenden Flüsschen, welches als Deer Creek bekannt war. Wier hatten somit an diesem Tage zirca 16 Meilen zurück gelegt.113 Am Nachmittag hatten wier starken Wind, welcher den Strassenstaub fortwährend aufblies und das Reisen einigermassen Unangenehm machte. Am 3. Juli morgens hatten wier leichten Frost, das Wetter war hell, aber windig. Die Strasse war gut gewesen, wier hatten ungefähr 18 Meilen zurückgelegt, als wier abermals am Nordblatt uns lagerten.

Zwischenhalt am Nord-Platte. Jäger Philander Kellogg

Am 4. Juli machten wier zirka 6 Meilen und hatten unser Lager eine Strecke weit oberhalb der Fuhrt durch den Fluss aufgeschlagen.114 Unser Lager war zwischen den Bäumen des Bottomwaldes. Hier beabsichtigten wier, einige Tage zu verbleiben, um Jagt auf Büffel zu machen; denn es war bekannt, dass dieses die letzte günstige Stelle sei, wo sich viele Thiere dieser Art aufhielten, und um fünf gesunde Magen wie die unsrigen noch für so lange zu sättigen, erforderte [es] zimmlich starke Verproviantierung. Mit Ausnahme von unserm Wagen und demjenigen Herrmanns, bei welchem auch Hartmann noch war, setzte der übrige Theil unserer Gesellschaft die Reise am nächsten Tage fort, mit dem Übereinkommen, dass sie nur kurze Tagesmärsche machen wollten, damit wier späther sie einholen könnten. Da dieser der Tag der Unabhängigkeitserklärung war, feuerten wier diesem zu Ehren alle unsere Gewehre ab.

Wier hatten nahe bei der Fuhrt zwei sogenannte Mountainiers (Yäger und Fallensteller) getroffen und dabei erfahren, dass der Einte ein Bruder zu den zwei Brüdern namens Kellog sei,115 welche in einem der Wagenzüge lange mit uns gefahren waren und welche jetzt nicht weit von uns in dem Walde lagerten. Es war bekannt, dass die Büffelheerden von den uns voran ziehenden Emigranten stark gelichtet, schüchtern gemacht und weit vom Flusse ab zurück getrieben worden wären. Unserer eigenen Unkenntniss im Erlegen dieser Thiere bewusst, hielten wier es für das Beste, wenn wier den Yäger Kellog zu diesem Zweck anstellen könnten, es zu thun, da wier annahmen, dass er als alter, erfahrener Jäger das Wesen dieser Thiere besser kenne als wier und dass es ihm nicht schwer falle, ein paar gute Büffel für uns zu schiessen. Für acht Pfund Kaffee erbot er sich, zwei Büffel am folgenden Tage für uns zu schiessen. Es war allerdings ein grosser Preis, allein wier konnten so viel leicht entpehren, und Lebensmittel mussten wier haben, da wier den grössern und weit schwierigern Theil der Reise noch vor uns hatten.

Diel schoss, nachdem der grössere Theil unserer Gesellschafter unser Lager verlassen hatten, am zweiten Tage unseres Aufenthaltes an dieser Stelle in den nahen, mit Tannen und Fichten bewaldeten Bergen einen schwarzschwänzigen Hirschen, dessen Fleisch vortrefflich schmekte. Wier lagerten hier, wie man sagte, auf sogenanntem neutralem Grunde zwischen den Crows (Krähenindianer)116 und Sioux. Solche neutrale Gegenden werden von den weissen Jägern gern aufgesucht, da es auf ihnen das meiste Wild aller Art gibt und sie zugleich am wenigsten an solchen Stellen von den Indianern belästigt werden. Diese Gebirge gehörten noch zu der Blackhillkette, und da es viel des besten Wassers, auf den Bergen Wald und in den Thälern gute Weiden gibt, soll es Wildbrett in Hülle und Fülle geben, solche wie verschiedene Hirschsorten, Elk, Antilopen, Bergschafe, Biber, Bären und Büffel. Kellog hatte gesagt, dass man in den nahen Bergen leicht kleine Heerden der grossen Bergschafe treffen könne, und etwelche waren auch so glücklich gewesen, solche zu schiessen, deren Fleisch sehr Wohlschmeckend sein soll. Kellog und sein Gesellschafter oder Theilhaber hatten zwei dicke Bündel gedrockneter Biberfelle, worin ein bedeutender Werth lag.117

Unsere Abrede mit Kellog und unter uns selbst in Bezug auf die beforstehende Büffeljagt war wie folgt. Am 5. sollten wier, nämlich Kellog, Ripstein, Hartmann, Thomen und ich, uns auf das linke Ufer des Nordblatt hinüber [begeben], auf welcher Seite die Büffel zu treffen seien. Kellog war der Ansicht, dass wier vielleicht 10 Meilen weit zu gehen haben könnten, ehe wier zu den Heerden der Büffel stössten. Zins sollte im Lager warten, bis Thomen ihm von dem entgegengesetzten Flussufer rufen und mit ihm nach der Stelle zurückfahren werde, wo die Buffalos geschossen worden. Diel sollte im Lager bleiben und das Kochen versehen, [während] wier Übrigen die von Kellog erlegten Thiere ausschleizen und das Fleisch fertig zum Aufladen haben sollten.

Kellog, welcher von seinem jüngern Bruder begleitet wurde, ritten jeder ein Maulthier, Hartmann ebenfalls, wier Übrigen waren zu Fusse. Die beiden Kellogs, Ripstein und Hartmann waren uns Voraus. Thomen und ich verfolgten dieselbe Richtung tirrekt vom Fluss hinweg hinaus über sandige Hügel, an einem kleinen Sumpfe vorüber, welchen wier vielleicht fünf Meilen vom Flusse fanden und wo ein einzelner Büffel weidete. Wo die Kellogs, Ripstein und Hartmann waren, konnten wier nicht sagen, da wier sie schon seit einiger Zeit aus unserm Gesichtskreise verloren hatten. Dem einsammen Büffel uns zu nähern, unterliessen wier, weil wier ihn nicht hinweg scheuchen wollten, sondern beabsichtigten, den Kellog davon zu benachrichtigen, sollte dieser keine andern für uns geschossen haben.

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