Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 13

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Wier setzten unsere Reise dem westlichen Ufer entlang in nordwestlicher Richtung fort und kamen dadurch dem Zusammenfluss des Süd- und Nordblatt immer Näher. Büffel bekamen wier wol wieder zu Gesicht, geschossen hatten wier aber keine mehr. Man wollte wissen, die Indianer seien hierherum sehr feindlich gesinnt, hielt des Nachts scharfe Wache und fühlte sich zufrieden, wenn des Morgens keine unserer Zugthiere fehlten. Wier passierten den Zusammenfluss der beiden Gabeln des Blatt, und zirca 6 Meilen oberhalb hatten wier die Stelle erreicht, wo wier die Durchfahrt durch den Südarm wagen wollten. Da es aber beinahe Abend war, lagerten wier nahe bei der Fuhrt86. Einige der Emigranten ziehen noch ein bis zwei kurze Tagereisen weiter auf dieser Seite des Südarms hinauf, ehe sie die [Fahrt] durch ihn wagen.

Nachdem am nächsten Morgen einige der Gesellschaft zuerst per Pferde und Maulesel die Tiefe des Wassers sondiert hatten an der Stelle, wo wier hindurch wollten, dabei aber gefunden hatten, dass das Wasser, wenn überhaupt, nur an wenigen Stellen zu den Wagenbetten hinaufreichen würde, wurde die Durchfahrt sofort unternommen, wobei es zuerst allerdingst ein guttheil Rufen, Schreien und Peitschenhiebe erforderte. Die Meisten Männer oder Diejenigen, welche nicht auf Pferden oder Mauleseln sassen, liefen mit oder neben ihren Wagen durch das Wasser, welches aber angenehm war. Auf der Nordostseite des Flusses angelangt, setzten wier Heute unser Weg nur kurze Diestanz, vielleicht eine halbe Meile, Weiter fort, machten dort für den Tag Halt und liessen unser Vieh, damit es sich gütlich thun könne, sogleich los. Man beabsichtigte, am nächsten Tag eine gute Strecke weges zurück zu legen, und wollte deshalb bei Zeiten aufstehen.

Thomen gehörte zu der letzten Wache, und um der Abrede nachzukommen, that er sein Möglichstes, uns Alle aufzuwecken. Ich war gerade im Begriff, aus unserm Wagen hinaus zu steigen, als ich in östlicher Richtung am Fusse der Hügel fünf Büffel im vollen Gallop daher rennen sah, wobei sie sich unsern Wagen theilweise nähern mussten, ohne dicht an uns heran kommen zu müssen. Vielleicht 100 Schritte hinter ihnen her kamen sieben zur Gesellschaft gehörenden Ochsen in ebenso schnellem Laufe wie die Büffel. Waren die Büffel 100–150 Yards gesprungen, machten sie plötzlich Halt, wandten sich um und betrachteten die ihnen nach Rennenden Ochsen, welche dann in ihrem Lauffe ebenfalls anhielten, und die Büffel sowie die Ochsen besahen sich dann aufmerksam. Den Büffeln schienen ihre sonderbaren Stammverwandten nicht ganz recht zu gefallen – wer weiss, vielleicht hielten sie die Ochsen als die Geister ihrer verstorbenen Brüder. Die Ochsen ihrerseits mochten die Büffel als eine art Rindviehungeheuer angesehen haben, worin sie ein wenig Recht haben mochten. Wier sahen sie zwei oder drei Mal springen, halten und sich gegenseitig anstaunen.

Der grosse Mike, welcher mit Hopy fuhr, wollte bedauern, dass er nicht eine gute Büchse habe, um einen der Büffel zu schiessen. Ich reichte ihm zu diesem Zweck mein Karobiner; er meinte anfangs, er werde wol damit keinem Büffel viel schaden, nahm ihn jedoch und gieng in der Richtung, wo die Büffel in ihrem Laufe bald ankommen mussten und welche ihn auch gar nicht zu beobachten schienen, obschon er gerade aufrecht nicht mehr weit vor ihnen stand – ihre Gedanken waren wahrscheinlich mit den muthmaasslichen sie verfolgenden Geister eingenommen. Jetzt kamen die Vordersten in Mikes Nähe, dieser zielte und gab Feuer. Einer wandte sich um und lief, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, zurück, wobei Mr. Young ihm mit einem seiner Maulesel nachsetzen wollte, die Jagt jedoch augenblicklich aufgab,87 als er sah, dass der Büffel bei jedem Sprung wenigstens noch einmal so viel grund hinter sich liess als sein langsamer Maulesel. Die Übrigen vier rannten sofort den nahen Hügel hinan, wo ihnen der Angeschossene mit gebrochenen linken Schulterblatt zu folgen suchte, dabei aber nur schlechte Fortschritte machte und gar bald von mehreren berittenen Schützen eingefangen und gethödet wurde. Das Lager wurde heute nicht aufgebrochen, denn es vergieng geraume Zeit, befor das Büffelfleisch eingebracht wurde, von welchem auf jede Partie ein gutes Stück zugetheilt wurde. Anstatt nun aufzubrechen, beschloss [man], für den Tag zu bleiben, wo man war, und viele benuzten diese Rast, das Büffelfleisch in Riemen zu schneiden und an der Sonne ein wenig antrocknen zu lassen.88

Begegnung mit Pawnee-Indianern

Vor ich hier weiter fortfahre, habe ich eine Begegnung mit den Pawnee-Indianern zu erwähnen, welche mehrere Tage vorher stattfand und früher ihren Platz auf dem Papier hätte finden sollen. Ein paar Tage nach dem Abenteuer, welches Thomen und Peter mit der Büffelheerde hatten, waren unsere Leute soeben im Begriff, unser Vieh von der Weide zu holen, um Dieselben aufzujochen. Unser Wagen war der vorderste von dem rechten Halbkreis. Die Strasse führte gerade durch die Mitte unseres Wagenkreises, die Deichsel unseres Wagens reichte theilweise über Dieselbe hinüber. Ich war gerade eben beschäftigt, mein Karobiner zu laden, war vorn in unserm Wagen und dadurch ein paar Fuss über dem Grund erhaben, da sah ich in gerader Richtung zirca ½ Meile vor uns in und neben der Strasse eine dunkle Masse lebendiger Wesen, welche ich zuerst für eine Heerde Büffel hielt. Ich rief augenblicklich: «Büffel kommen!», wodurch Andere, von ihren Wagen aus schauend, auch derselben Ansicht waren. Obschon die dunkle Masse sich uns näherte, schien sie nicht in schnellem Laufe zu sein. Je mehr ich aber nach ihr ausschaute, desto weniger konnte ich einzelne Büffel unterscheiden, dagegen erkannte ich plötzlich verschiedene menschlichen Gestallten zu Fuss. Das waren Indianer – und laut erschallte mein Ruff: «Indianer in grosser Anzahl!» Der erste Ruf «Büffel!» hatte Alle froh aufgeregt, der Ruf «Indianer!» hatte eine ganz verschiedene Wirkung hervorgebracht. Alles wollte sie kommen sehen – und sie kamen. Nun gab es einiges fertig zu machen, um im Nothfall sich zu vertheidigen, und die ängstlichen Gesichter liessen deutlich erkennen, mit welchen Sorgen man die Ankunft so vieler feindlicher Indianer erwartete. Ich meinerseits hatte genug Zeit gehabt, um in beide Läufe meiner Doppelflinte schwere Ladungen Pulver mit je 16 Bockschroten zu laden, sie mit Zündhütchen zu versehen und mein schweizerisches Weidmesser an mein Leib zu schnallen.

Die Ersten waren ein Mann von nur mittlerer Grösse und mittlerm Alter mit zwei schlanken Jünglingen, sie wollten ohne Umstände mitten zwischen dem Wagenkreis über die Strasse hindurch. Ich hatte mich jedoch mit meiner Doppelflinte vor die Öffnung gestellt und machte mit meiner linken Hand eine Bewegung nach links, ihnen damit zu verstehen gebend, dass sie zur Linken des Wagenkreises vorbei müssten. Die Jünglinge leisteten sofort Folge, der Ältere resonierte einige für mich unverständlichen Worte, deutete auf die Strasse zwischen den Wagen und war, noch ehe ich es verhüten konnte, innerhalb des Kreises. Da aber die folgenden Indianer noch eine kleine strecke Weges zurück waren, folgte ich dem Alten, meine Flinte zum Schiessen fertig haltend, bis er hinten den Kreis wieder verlassen hatte.

Unsere Leute, so schien es mir, zeigten wenig muth, denn Anfangs hätte man beinahe glauben sollen, als ob es nur wenige Männer bei uns gäbe; vielleicht waren die Meisten mit dem Laden ihrer Gewehre noch nicht fertig. Der Erste, welcher mit seiner Büchse kam, war Ben Gordon. Ich war, um zu verhüten, dass die nachfolgende Masse der Indianer nicht wie der Erste in den Wagenkreis hineinkomme, schnell wieder neben unsern Wagen nach der vordern Öffnung zurück gekehrt, noch Zeitig genug, um das Eindringen zu verhüten. Thomen hatte sich auch da postirt. Wier hatten übrigens keine fernere Schwierigkeit, und die Indianer waren endlich Alle, die Wagen zu ihrer Linken lassend, an ihnen vorüber gegangen und hatten am hintern Ende aber Halt gemacht. Nur Wenige von ihnen waren mit Gewehren bewaffnet, fast Alle hatten Bogen und Pfeile mit eisernen Spitzen. Beinahe Alle waren zu Fusse, ihre Maulesel und Pferde hatten sie mit grossen Bündeln gedrockneten Büffelfleisch beladen, denn sie waren auf ihrem Rückweg von einem Jagtzuge. Hätten die Indianer wirklich feindliche Absichten gehabt und das Morden sogleich begonnen, fürchte ich, dass von unserer Seite nur schwache Gegenwehr geleistet worden wäre, da es mir vorkam, als ob mehr als nur Einer ein guter Theil von seiner Geistesgegenwart verloren hätte.

Ich war, nachdem die Indianer am hintern Ende sich versammelt hatten, den Thomen bei unserm Wagen lassend, ebenfalls nach hinten gegangen. Ben Gordon hatte gesehen, wie ein Indianer aus Hopys Wagen eine Weste im Busen seines Hemdes verschwinden liess, welches wier ihm sagten, dessen Wagen der hinterste vom rechten Halbzirkel war. Mit mehr Kühnheit, als ich dem Hopy zugedraut, griff er dem ihm von Ben bezeichneten Indianer zwischen dessen Hemdbusen und entriss diesem die Weste sogleich wieder, dann gab er demselben einen heftigen [Schub]89, welcher den Indianer beinahe taumeln machte. Es hatten sich allmälig mehr unserer Leute wolbewaffnet eingefunden, und unser Vieh war, noch während die Indianer da waren, an der vordern Öffnung zwischen die Wagen hingetrieben worden. Da wier aber noch immer nicht wussten, ob doch am Ende die Feindseligkeiten begonnen werden sollten, gab sich vorläufig Niemand mit Aufjochen der Ochsen ab, sondern [wir] warteten, die Waffen in der Hand, das Ende unserer Begegnung ab.

Unter uns war ein junger Mann, welchen man nur unter dem Namen John kannte; dieser Mann war imstande, etwas von der Pawnee-Sprache zu verstehen und sprechen. John erklärte ihnen, dass wier nicht wünschten, mit ihnen in Streit zu kommen, dass wier auch nicht hier bleiben, sondern weiterziehen wollten. Er drükte sich, wie er uns nachher sagte, über den Versuch, einiges uns stehlen zu wollen, unzufrieden aus. Die Indianer gaben nur kurze Antworten und redeten nur so halblaut unter sich. Die Zahl der Indianer muss die unserer Männer um das Vierfache überwogen haben und muss wenigstens 150 Köpfe gezählt haben. Endlich giengen sie, zur nicht geringen Erleichterung von uns Allen. Unsere Ochsen waren bald gejocht und an die Wagen gespannt, und man setzte den Weg fort, froh, dass es zu keinem Massaker gekommen war. Aber hatte man anfangs geglaubt, sie hätten uns auch gar nichts gestohlen, so fand man doch bald, dass auf unbegreiffliche Art zwei Pferdenzäume abhanden gekommen waren.

Neue Hochzeitsvorbereitungen

Auf dieser Seite des Platt spielte sich noch einmal eine Hochzeit ab – oder sollte sich abspielen –, wovon unser Zins wieder die Hauptrolle spielte. Es war in der Gesellschaft eine magere Witwe mit zwei Kindern. Sie war die Eigenthümerin eines kleinen, von einem Joch leichten Ochsen gezogenen Wagens, welcher zu Anfang der Reise von einem Mann, welcher nahe an 40 Jahre alt sein mochte, getrieben wurde und welchen wier als Gatten der Frau betrachteten. Die Wachthuenden jungen Leute hatten oft, wenn die meisten andern Personen im ersten Schlummer lagen, aus dem Wagen der Witwe90 ein eigenthümliches Geräusch bemerkt, welches sie einander mittheilten und sich dann leise an den Wagen schlichen. Der Mann, welchen wier als der Gatte der Frau hielten, hatte sich eines Abends ganz und gar aus unserer Gesellschaft entfernt, und nur einige wollten die Ursache, warum er dieses gethan, genau kennen. Er soll sich zu einigen seiner Vertrauten ausgesprochen haben, dass er es bei dieser Persohn nicht mehr länger aushalten könne, [dass,] wenn er den Tag hindurch das Fuhrwerck getrieben habe und dabei grösstentheils gelauffen sei, er des Nachts doch auch gern einige Ruhe haben möchte. Diese werde ihm nur sellten zutheil, und daher habe er sich entschlossen, nicht nur die Wittwe, sondern, um fernerer Veranlassung zu entgehen, auch die Gesellschaft zu verlassen.

Diese Frau musste daher ihr Fuhrwerck selbst treiben. Da es aber als Hart für eine Frau angesehen wurde, gab dieses zu Allerlei Rathschlägen Anlass. Da wier unserer fünf jungen Männer zu einem Wagen waren, hörten wier oft von Amerikanern, dass wier oder doch einer von uns sich der Frau annehmen sollte, bei welcher Gelegenheit wier mit der Gegenfrage antworteten, dass es unter etwelchen Familien der Gesellschaft genug junge Männer gebe, warum denn nicht einer von diesen Dasselbe für die Wittwe thue, wozu man uns zu bewegen suche. Man fühlte allgemein, dass es nicht Recht sei, die Wittwe sich selbst zu überlassen, allein da es ebenfalls bekannt war, dass der Charakter der Persohn sehr zweideutiger Natur sei, war [keiner] geneigt, seiner eigenen Reputation zu schaden, welches, wenn er sich ihrer annähme, folgen würde. Die Wittwe schien aber ihr Augenmerk hauptsächlich auf uns five german boys gerichtet zu haben, denn ich hörte sie einst ganz in meiner Nähe laut die Worte – fast wie zu sich selbst – sprechen: «Ich sollte denken, da Ihr doch euer Fünf zu einem Wagen seid, dass Einer von Euch entpehrt werden und dafür mir, einer hülfelosen, verlassenen Frau, helfen würde.» Natürlich that ich, als ob ich kein Wort von Allem gehört hätte. Den Kameraden erzählte ich aber, was ich vernommen, und es mag vielleicht sein, dass Zins heimlich Lust verspürte, sich ihrer anzunehmen, und behufs dessen mit ihr gesprochen hatte.

Wie früher mit der Lucinda, so kam eines Abends für uns ganz unerwartet der grössere Theil der Gesellschaft an unser Wagen heran, welches wenigstens Vieren von uns nicht wenig auffiel. Auf meine Frage, was denn bei uns Sonderbares zu finden sei, dass sich so Viele hierher begäben, erhielt ich zur Anwort, man wolle der Hochzeit beiwohnen. «Was, einer Hochzeit beiwohnen? Soll denn schon wieder Einer von uns heirathen?» Die Antwort war Ja – einer von uns heurathe die Wittwe, Ben Gordon werde die Brautleute copulieren. Und richtig, da erschien der unvermeidliche Benjamin und die Wittwe in ihren Sonntagskleidern ebenfalls. Wie das Erstemal, so richteten wier jetzt wieder die Frage unter uns Aneinander, welcher denn der Wittwe versprochen habe, sie zu heurathen, wovon aber Keiner etwas wissen wollte. Endlich wurde die Wittwe selbst gefragt, welcher ihr versprochen habe, sie zu heurathen. Sie zeigte sogleich auf Zins, dieser sei der Mann! Zins wollte anfangs nicht recht eingestehen, dass er der Wittwe ein solches Versprechen gegeben habe, allein diese bestand auf ihrer Aussage, und man glaubte der Frau nur zu sehr, weil Zins ja bereits früher ein änliches Heirathsabentheuer veranlasst hatte. Ben Gordon war fertig, die Kopulation zu vollziehen, allein dazu war Zins jetzt wieder nicht. Zins wurde nun gefragt, was er denn eigentlich mit seinen heuraths Geschichten bezwecken wolle, worauf er in sehr schlechtem Deutschenglisch antwortete: «You see, I ish a poor feller, when me gets to California, me gets only one ox, then, when I got no more money, I yokes my wife under the other end of the yoke.» Auf diese famose Erklärung folgte ein allgemeines lautes Gelächter, wobei Zins mitlachte. Ein anständiges Frauenzimmer würde über eine solche Erklärung empört worden sein und sich sehr geschämt haben, bei der Wittwe schienen derartige Gefühle keinen Platz gefunden zu haben. Anstatt dessen sagte sie, sobald das laute Lachen vorüber war: «Never mind, laugh as much as you please, so I only get a husband!»

Wäre die Frau eine respektable Person gewesen, möchte Zins dieses Mal doch ausgefunden haben, dass man selbst in der Wildniss nicht so ganz ungestraft die Frauen zum Narren halten dürfe. Ben Gordon, welcher schon zweimal zum Copulieren gerufen worden und sich wol selbst als zum Narren gehalten betrachten mochte, und mit ihm noch Andere fingen jetzt an, auf Zins hin ein wenig Spass zu machen. Und Zins, der mit seinem Kauderwelschenglisch keine entsprechende Erwiderung zu geben vermochte, wurde, da man über die vielen gesalzenen spöttischen Bemerkungen auf ihn allgemein herzlich lachte (und wobei wier, seine eigenen Kameraden, sogar recht mitlachten), plötzlich überaus roth vor Zorn, stand auf und entfernte sich, dabei bemerkend: «Die treiben es zu toll.» Wier Übrigen gönnten ihm sein Ärger, denn wier waren um seinetwillen ein paar Mal in Verlegenheit gerathen, weil er sich so gescheite Spässe erlaubte. Wier waren unter uns einig, dass derartige Spässe aufhören müssten.

Am Süd-Platte

Ich komme wieder zu dem Lager, wo wier den Büffel geschossen. – Am nächsten Tag brachen wier auf und setzten unser Weg dem linken Ufer des südlichen Arms des Blatt hinauf [fort], wo wier die Strasse eben und vortrefflich fanden. Wier machten Mittag wie gewöhnlich, um kurze Rast zu halten, Halt, dann gieng es wieder vorwärts. Ripstein machte mir den Vorschlag, wier (er und ich) wollten, währenddem die Wagen dem Fluss entlang aufwärts fuhren, über den Rücken einer langen Hügelkette (welche östlich an das Thal grenzte) laufen, dabei können wier vielleicht einen Büffel schiessen. Auf meine Bemerkung, dass ich es mit ihm im Laufen nicht aufnehmen könnte, weil ich durch das Hügel auf und ab Laufen leicht ermüdet werde, was bei ihm nie der Fall zu sein scheine, antwortete er, dass wier ja den Wagenzug zu Jederzeit unter uns sehen, daher wier ja auch bald bei diesen sein könnten, wenn wier oben keine Büffel oder anderes Wild fänden oder wenn es uns nicht mehr gefalle.

Von dieser Hügelkette zweigten sich kleine Ausläufer gegen das Thal ab und bildeten eine Anzahl kleiner Thälchen, in deren Tiefen man oft schönes, grünes Gras finden konnte, wenn Dasselbe oben auf den Hügeln beinahe drocken und gebräunt schien. In der Hoffnung, wier könnten einigen Büffeln begegnen, nahm ich anstatt meiner Doppelflinte mein Karobiner mit. Ausser diesem hatte ich keine Schusswaffe bei mir und nur ein kurzes, dabei stumpfes Messer im Gürtel. Wie ich früher schon bemerkte, hatte diese Büchse den Fehler, dass sie oft nicht abfeuern wollte, weil die Öffnung im Bistum sich mit Staub so verstopfte, dass das Feuer des Zündhütchens die Ladung nicht zu treffen vermochte. Aber der letzte Büffel war doch damit so verwundet worden, dass man ihn leicht einholen konnte, die Büchse war somit gut geeignet, um Büffel damit zu schiessen. Dass [sie], wenn ich es am nöthigsten haben würde, nicht losgehen könnte, daran dachte ich leider nicht.

Wier hatten bald den mit kurzem, halb verdrocknetem Buffalogras bewachsenen Hügelrücken unter unsern Füssen und liefen eine Zeitlang über denselben in gleicher Richtung wie unsere Wagen unten im Thale. Von frischen Buffalospuren war nichts zu entdecken, wiewohl wier einmal etliche auf einem entfernten Hügel zu sehen meinten, hatten uns aber nicht wenig getäuscht, als die vermeintlichen Büffel aufflogen und sich als eine Anzahl brauner Aasgeier erwiesen hatten. Auf dem kurzen, halbglänzenden Büffelgras wurden die Sohlen unserer Stiefel ganz glatt, wie halbpoliert, so dass ich öfter im gehen darauf schlipfte, wodurch ich mich bald ermüdete. Wier waren jetzt an einer der höchsten Stelle des Hügelrücken angekommen, von wo aus wier eine gute Fernsicht genossen, aber wohin wier auch blicken mochten, war nirgends ein Wildbrett zu entdecken. Ich machte den Vorschlag, wier wollen uns gegen unsere Wagen wenden, welche wier gut sehen konnten, allein davon wollte Ripstein nichts wissen. «Lass uns noch einige Meilen weiter hier oben laufen, vielleicht finden wier doch am Ende noch Etwas», war seine Antwort, allein ich fühlte wirklich zu sehr ermüdet, um seinem Rath zu folgen. Den Ripstein seines Weges gehen lassend, welcher ein wenig nach Osten von dem Rücken hinweg schritt, gieng ich der westlichen Abdachung des Hügels zu, wodurch der Hügelrücken uns bald derart voneinander trennte, dass wier voneinander weder etwas sehen noch hören konnten.

Ich hatte bald eine Stelle erreicht, wo ein plötzlicher Abfall von 60–80 Fuss am Hügel vorkam, wie man ähnliche Abfälle anderwärts über die Ebenen91 sehr häufig findet. Der Grund schien da wie auf Einmal abgeschnitten und bildete eine senkrechte Wand. Ich blieb, als ich am Rande dieser Schlucht hinunter gieng, öfters stehen, um in den Abgrund hinunter zu schauen. Oben war es sonnig und drocken, Unten war tiefer Schaten, und es sah feucht aus.92 Dem Rande dieser Schlucht entlang gehend, war ich beinahe ganz in das kleine Thälchen zwischen den zwei vom Haupthügel gegen das Blattthal auslaufenden, hochen Hügelrücken hinunter gelangt und hatte dabei Jedesmal, wenn ich in die Schlucht schaute, den Gedanken, dass dieses ein prächtiger Platz zum Verstecken für Wölfe sein müsste.

Selltsamerweise waren meine Gedanken zu sehr mit dem Abgrund beschäftigt, als dass ich mich sonst gehörig umsah. Plötzlich sprang einer der grossen, schwarzschwänzigen Hasen keine 25 Schritte vor mir auf, hielt wieder still und half sich eifrig von dem saftig-grünen Grase, setzte sich zur Abwechslung auf seine hintern Füsse, wobei er seine abgebissenen Gräser kaute, und dieses oft wiederholte. Ich dachte bei mir: «Habe ich keine Büffel geschossen, so schiesse ich jetzt doch einen Hasen, was immerhin besser ist als gar nichts.» Ich zielte jetzt mit dem Karobiner auf den Hasen, drückte los, aber der Schuss war nicht losgegangen. Mit einer Stecknadel, von welchen ich immer zu diesem Zweck einige in meiner Weste stecken hatte, suchte ich Luft im Bistum zu machen. Der Hase war auch trotz dem Knall, welchen das Abbrennen des Kapsel gemacht hatte, kaum ein paar Schritte weiter gehüpft und [hatte] sich dann wie vorher an dem Grase gütlich gethan. Wieder knallte das neu aufgesetzte Kapsel, ohne den Schuss zu entzünden, aber der Hase war desshalben nur wenig erschrocken und wäre noch immer in naher Schussweite gewesen. Ich bemühte mich jetzt, nachdem ich mit der Stecknadel ein wenig Luft gemacht hatte, ein wenig Pulver in die Öffnung des Pistums hinein zu reiben, da sah ich, wie der Hase auf einmal unruhig wurde, sich ein paar Mal auf seine hintern Füsse setzte und sich aufrichtete, dann einige Mal vorwärts hüpfte und endlich schleunig die Stelle verliess.

Furchtlose Wölfe

Das Abbrennen der zwei oder drei Kapsel gegen den Hasen war an dem stillen Ort laut Vernehmbar. Als ich wieder Pulver in das Pistum und ein frisches Kapsel darauf gethan hatte, meinte ich, etwas zu meiner linken Seite sich bewegen zu sehen. Ich wandte jetzt meine Augen nach der Richtung und erblickte dort zwei Wölfe, welche ich anfänglich für Prairie-Wölfe hielt, doch kamen sie mir als solche etwas gross vor. Die Wölfe mochten etliche 40, vielleicht 50 Yards von mir entfernt sein, standen still und blinzelten zu mir herüber. Ich hielt diese Diestanz als nahe genug, um, wenn die Büchse losgienge, einem von ihnen das Lebenslicht auszublasen, zielte gemüthlich auf den einen und drückte los, aber wieder ohne Resultat. Noch Einmal probierte ich Alles, um Pulver in das Pistum hinein zu bringen und dasselbe mit einem frischen Zündhütchen zu versehen, zielte und drückte wieder ab, ohne bessern Erfolg. Jetzt geselten sich noch zwei Wölfe wie die erstern zu diesen, nur kamen sie mir etwas grösser und wolliger vor. Ich versah mein Karobiner zwar wieder mit einem Kapsel, ohne jedoch zu glauben, dass ich damit den Schuss abfeuren könne. Die Wölfe waren um einige Schritte mir näher gekommen, mich fortwährend anblinzelnd und ihre langen, spizigen Ohren sonderbar bewegend. Ich hob einige der herum ligenden, beinahe Faustgrossen Steine vom Grunde auf und schmiess mit diesen nach ihnen. Die Steine waren nahe bei ihnen auf den Grund gefallen, und beim Abprallen war einer der Wölfe fast getroffen [worden], wäre dieser nicht geschikt und schnell ausgewichen. Nach drei- oder vier-Maligem Schmeissen gab ich diesen Versuch auf, da ich gewahrte, dass die Wölfe Jedesmal sich mir ein wenig mehr näherten.

Meine Lage gefiel mir nicht, es gab da absolut keine Stelle, wo ich hätte Schuz gegen die Wölfe finden können, weder Fels noch Baum, und jetzt gesellten sich gar noch zwei Wölfe – entschieden grosse, graue, zottige Burschen – zu den Übrigen, es waren wahrscheinlich die Herren Papas der Andern. Ich gestehe, dass ich viel lieber an einem ganz andern Orte hätte sein mögen als da, wo ich war. Ich meinte, es giengen mehrere Mal leichte Frostschauer durch mich, und wenn meine Haare nicht aufrecht gestanden sind, war sicher nur der Strohhut daran schuld, weil er sie nieder hielt, aber eine art kalten Kribelns auf meinem Kopfe meinte ich doch zu empfinden. Ich bog mich zum Grunde nieder und füllte meine Taschen mit den nahen herumligenden Kieselsteinen, dann sprang ich plötzlich in die Höhe, um sie zu erschrecken, und schrie so laut und tief, als ob ich ein riesiger Bär wäre, der sie alle auf Einmal auffressen könnte. Aber ich gewahrte nur zu bald, dass mein Lärmen, Schreien und Gestickulieren keine andere Wirkung hervorbrachte, als dass sie einige kleine Schritte mir näher kamen.

Ich begriff nun vollkommen, dass es besser für mich sei, wenn ich mich von diesem Platze entferne. Ich fürchtete aber, dass, sobald sie sehen würden, dass ich mich entfernen wolle, sie über mich herfallen würden, allein es musste einmal risgiert werden. Ich gieng jetzt langsam der Stelle zu, wo der Hase vorher sich davon gemacht hatte, liess aber meine Blicke währenddessen immer über die Wölfe schweifen und war entschlossen, im Fall sie sich mir nähern wollten, sie zuerst mit den mitgenommenen Steinen zu begrüssen und im äussersten Fall meinen Karobiner als Knüttel zu gebrauchen. Oh, wie hätte ich da gewünscht, dass ich anstatt des verwünschten Karobiners meine Doppelflinte bei mir hätte! Denn ich glaube, wenn ich eine oder zwei dieser Pestien niedergestrekt hätte, würden die Übrigen bald genug das Weite gesucht haben. Allein so war ich ganz Machtlos, ihnen auch nur das geringste Leid anzuthun, ja ich musste jeden Augenblick gewärtigen, von ihnen angefallen und zerrissen zu werden.

Mit einiger Befriedigung bemerkte ich bald, dass diese Pestien mir nicht zu folgen versuchten. Ich fing an, den andern Hügel hinauf zu gehen und sah, dass die Wölfe an der Anhöhe hinauf giengen, von welcher ich kurz vorher herunter gekommen war, und sie waren an demselben nicht schneller hinauf gegangen als ich an diesem. Ich machte noch einmal Halt, schrie und pfiff, so laut ich konnte, an den Fingern, sprang in die Höhe, kurz, ich versuchte sie zu erschrecken. Aber das Resultat war, dass sie Miene machten, als ob sie zurück kommen wollten, wodurch ich mich vollkommen überzeugte, dass ich ihnen nicht im Geringsten Furcht eingeflösst hatte. Sie wussten sich zu sicher mir gegenüber, und sie gaben es mir deutlich zu verstehen. Man spricht vom Instinkt des Thieres und beim Menschen vom Verstand, ich fürchte aber, dass der wölfische Instinkt den s.g. Verstand vieler Menschen weit übertrifft. Mit ihrem Instinkt scheinen die Wölfe die Fähigkeit zu besitzen, um über irgend eine Sache zu reflektieren, zu berechnen – bei welchem viele sogenannten Verstandsmenschen es ihnen vielleicht nicht nachthun könnten.

Bei dem Hügelaufsteigen kam ich halbwegs oben an einer Stelle vorüber, wo das Gras niedergetretten und niedergerollt war. Da lagen auch zerstreut die Frisch benagten Knochen eines Prairie-Wolfes, den sie wahrscheinlich zusammen gefressen hatten. Ich hatte die hier speisende Gesellschaft, gerade als sie mit ihrem Diner fertig waren, mit dem Abschiessen der Kapsel nach dem Hasen neugierig gemacht. Sie waren wahrscheinlich zimmlich satt, wollten aber doch sehen, was denn die Ursache sei, was da drunten in der Tiefe einen so unbekannten Laut von sich gab. Wären die Thiere hungrig gewesen anstatt, wie es schien, nicht, so hätte mein Abentheuer mit ihnen einen lange nicht so günstigen Verlauf nehmen mögen.

Als ich oben auf dem Hügel angelangt war, waren die Wölfe oben auf dem Andern angekommen. Sie schienen mich während ihrem Aufsteigen fortwährend beobachtet zu haben. Um noch einmal zu sehen, welche Wirkung es bei ihnen machen würde, pfiff ich ein paar Mal recht laut an meinen Fingern und sprang einige Schritte den Hügel hinab, als ob ich nach ihnen kommen wollte. Dieses wirkte, dass einige sich absetzten, ein paar Andere sich wirklich umwandten und ebenfalls gegen mich zurück zu kommen schienen. Dieses war mir genügend, es bedurfte mir keinen weitern Beweis mehr; ich wusste jetzt, dass diese Burschen nicht die geringste Furcht vor mir gehabt hatten, und ich war wirklich froh, dass ich, ohne den geringsten Schaden erlitten [zu haben], davon kam.

Am nächsten Tag fuhren wier noch immer am Linken Ufer des Südblatt hinauf. Auf dem gegenüber ligenden Ufer sahen wier ebenfalls eine Gesellschaft Emigranten aufwärts ziehen, auf deren vordersten Wagen eine amerikanische Fahne von einer langen Stange wehte. Von den Leuten jener Gesellschaft waren mehrere mit Pferden versehen, aber Niemand ritt voraus. Ein Vorsprung des hohen Ufers schien ihnen die Aussicht nach vorn zu hemmen, dieses war vermutlich die Ursache, dass sie eine Heerde Büffel erst dann gewahrten, als der vorderste Wagen auf dem Landvorsprung angekommen war. Die Büffel schienen ebenfalls nicht das Geringste zu verspüren, dass Jemand in ihrer unmittelbaren Nähe sei, sie grasten ruhig weiter. Bald waren fünf Reiter fertig, und im vollen Gallop sprengten sie zwischen die erschrekte Büffelheerde hinein, welche ihrerseits zwischen die Hügel hinein zu entkommen suchten. Schon waren sowol Büffel sowie ihre Verfolger in den Hügeln verschwunden, und wier glaubten bereits, dass ihnen die Jagt missglückt sei, da erschien plötzlich hinter einem der Hügel hervor einer der Büffel im vollsten Laufe, welcher gerade auf die vordersten der Wagen zurannte, gefolgt von mehrern Reitern. Ganz nahe vor den Ochsen des vordersten Wagens vorüber rennend, sprang er ohne zögern in den Blatt und verschwand für ein Augenblick unter dem Wasser, das dort tief war, kam aber sofort wieder an die Oberfläche und hatte bald eine seichte Stelle gefunden, nicht weit vom Ufer, wo er ganz ruhig stehen blieb. Eilf Schüsse wurden auf ihn abgeschossen, vor er fiel, da peitschte er das Wasser kurze Zeit, das ordentlich schäumte. Die Gesellschaft machte natürlich auch Halt, es war aber für die doch ein wenig Unbequäm, den grossen Burschen draussen im Wasser des Flusses zu enthäuten und zu verschneiden.

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