Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 12

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Zins war jetzt still geworden. Bei mir war das ein wenig Anders, besonders da ich aus den laut geführten Reden zwischen Thomen und Diel zu vernehmen glaubte, dass man mir ganz Unrecht, Zins aber Recht gab; denn sie schienen zu glauben, dass ich Zinses Bettstoffe absichtlich an den Regen hinaus geschoben habe, damit ich ganz drocken bleibe. Dieses zu vernehmen, machte mich nicht wenig aufgebracht, ich glaube, ich hätte mich in jenem Augenblick mit Allen schlagen mögen; doch fand ich es für nöthig, meinen Kameraden den wahren Sachverhalt zu erzählen. Hätte Zins mich ganz über betastet, würde er gefunden haben, dass ich ganz über nass gewesen, nicht nur ein kleiner Theil wie an seinem Bettbündel. Dass er mich ohne weiteres wie ein boshafter Knabe behandeln wollte, liess und lasse ich mir auch in der Zukunft weder von Zins noch sonst Jemanden gefallen, und dass er mir, weil ich es mir nicht gefallen gelassen, die geladene, gespannte Büchse sogleich auf die Brust gehalten, dafür verdiente er allerwenigstens eine recht gute Züchtigung. Dem Ripstein sagte ich, dass er für Zins so viel als Partei genommen habe, ohne sich zuerst zu überzeugen, welcher von uns Recht oder Unrecht habe, und würde er in der Zukunft wieder änliches versuchen, werde ich die Sache der ganzen Gesellschaft vorlegen. Den Zins forderte ich auf, sich mit mir zu schlagen, auf welche Art er wünsche, selbst mit dem Dolch, womit er sich doch immer gross mache. Als meine Kameraden fanden, wie sich die Geschichte verhielt, hatte es natürlich ihre ersten, einseitigen Ansichten umgekehrt, und Zins erfuhr jetzt, dass er nicht mehr wie Anfangs Recht fand. Mit unserm Streit hatte auch der Regen aufgehört, ich schlüpfte wieder in mein Buffalopeltz, und Zins hatte sein Bett diesen Abend an einer andern Stelle aufgeschlagen.

Die Witterung war am nächsten Morgen wieder schön und sonnig, unser Frühstück war auf dem Grunde ausgespreitet, und wier setzten uns zum essen dazu nieder. Eine Zeitlang wurde zwischen uns Allen wenig gesprochen, bis wier nach und nach, unser Stillsein etwas komisch findend, ein wenig Lachen nicht verbergen konnten. Diese heitern Blicke mögen Zinses Galle ein wenig aufgerührt haben, denn jetzt wandte er sich mit folgender Frage an mich: «Nun, Lienhard, wie stehen wier jetzt zueinander? Hast Du die Ursache unseres Streites unsern Kameraden gestern Abend richtig erzählt, oder wie ist es?» Meine Antwort war, dass ich die volle Wahrheit gesagt habe. Damit aber die Kameraden dessen sicher seien, wolle ich den Verlauf von Anfang bis zu Ende noch Einmal erzählen; fänden dann die Kameraden, dass ich es anders erzähle, oder er selbst, dass ich nicht die Wahrheit sage, so mögen sie oder er nur sprechen. Ich erzählte den ganzen Hergang unseres Streites von Anfang bis zum Ende noch Einmal, wobei ich öfters pausierte, um die Kameraden zu fragen, ob ich anders erzählt, oder Zins selbst, ob es nicht wahr sei. Obschon er nicht immer gern meine Fragen bestähtigte, so war es ihm doch unmöglich, die Tatsachen abzuleugnen. Nur dass er seine Büchse aufgezogen und mir auf die Brust gehalten habe, hätte er Anfänglich lieber läugnen mögen. Da ich ihn aber auch darin ein wenig heftig anfuhr, sogleich zu sagen, ob ich auch darin die Wahrheit gesagt habe oder nicht, getraute er sich nicht länger, es abzuleugnen. «Nun», fragte ich, «welcher von uns hatte Recht oder Unrecht?», indem ich unsere Kameraden sowol als Zins offen anschaute, welche erstern mit ihrem gemeinsamen Lachen und Zins zugleich ansehend so zimmlich deutlich und verständlich genug Kund gaben, welcher Ansicht sie waren.

Zins hatte sein Gesicht nicht recht zu erheben gewagt und war ein wenig kleinlaut geworden. Ihn ärgerte es nicht wenig, sich als der Schuldige dargestellt zu wissen, und er suchte sich damit ein wenig zu rächen, dass er bemerkte: «Lienhard, ich habe Kochgeschirr, Du hast keines; kommt deine Zeit zum Kochen, so sage ich Dir – lass mein Kochgeschirr sein!», worauf Diel aber der Ansicht war, wenn Zins sein Geschirr nicht zum Gebrauch hergeben wolle, man Dasselbe aus dem Wagen schmeissen werde; denn wier hätten in St. Louis gemeinsam Geschirr kaufen wollen, Zins habe uns das Seinige zum Gebrauch angeboten, darum werden es wier auch gebrauchen bis nach California, wie wenn es uns Allen gehörte, und erst am Ende der Reise gehöre es wieder Zins allein. So endete ein unprovozierter Streit zwischen Zins – durch dessen Jährzorn – und mir, welcher leicht sehr üble Folgen besonders für mich hätte haben können! Da wier eine so grosse Distanz miteinander in ein und demselben Wagen noch zu machen hatten, bemühte man sich in der Zukunft so viel als möglich, den Frieden zu halten, obschon es nicht immer am besten gelang; denn es gab bald da, bald dort Manchmal wegen geringfügigen Dingen Wortwechsel.

Je weiter wier vorrückten, desto mehr ahnte man Indianergefahren, daher wurden unsere Wachen auch strenge und genau gehalten. Jeder hatte seine Schusswaffen immer scharf geladen und in Bereitschaft. Wier hatten eines Abends unser Lager am Fusse eines steilen, zimmlich hochen Hügels aufgeschlagen, und da Viele gar zu sehr Bange der Indianer wegen waren, benutzten Andere deren Furcht, um Spass darüber zu machen. Unter dieser Gesellschaft befand sich auch ein Mr. Young nebst Frau, Kindern, zwei Schwiegersöhnen etc.76, welche zusammen fünf Wagen führten. Unter diesen Schwiegersöhnen war der Eine ein schlanker Jüngling sozusagen von vielleicht 20–22 Jahren. Dieser und noch ein jüngerer Bursche hatten diesen Abend die erste Wache. Da sie in beinahe jedem dunkeln Gegenstande ausserhalb des Lagers Indianer witterten, sich aber sehr hüteten, den vermeintlichen Indianern nahe zu kommen, hatte Zins an einem Stock etliche 50 Yards oberhalb des Lagers an der Hügelseite sein dunkler Rock aufgehängt, welcher von der leichten Abendluft sich von Zeit zu Zeit ein wenig bewegte.

Zins hatte einige jungen Leute ins Vertrauen gezogen, welche denn sogleich unsere Wache davon benachrichtigten, dass man oberhalb des Lagers sich etwas bewegen sehe, das wie ein Mann aussehe, und Youngs Tochtermann konnte den muthmasslichen Indianer durch die Schatten der Nacht jetzt wirklich selbst sehen. Man meinte, es sei seine Pflicht als Wache, den Gegenstand näher zu untersuchen, allein dazu war dieser um keinen Preis zu bewegen. Man flüsterte im Unterton, was denn das Ding eigentlich sei, welches sich bewegte, aber doch nicht von der Stelle wich. Da Alles Zureden die Wache nicht bewegen konnte, den muthmasslichen Indianer näher kennen zu lernen, erbot sich endlich Zins, und zwar ohne Schusswaffe, nur mit seinem blosen Dolch, das Wagniss zu unternehmen, wovor der Wache förmlich graute. Langsam und bedächtig schritt er den Hügel hinan, bis man ihn selbst in der Dunkelheit nicht mehr recht von dem andern Schatten unterscheiden konnte. Jetzt hörte man plötzlich ein starkes Schnaufen, man sah die beiden Schatten sich heftig bewegen und endlich auf den Grund fallen, während welchem wier die Wachen vergeblich zu veranlassen suchten, als Hülfe hinzugehen, welche nicht wenig über die nahe Gefahr verduzt zu sein schienen. «Da kömmt er wieder!» Richtig, man sah deutlich, wie Zins irgend ein dunkler Gegenstand hinter sich herschlepte. «Wahrscheinlich ein Indianer», bemerkten welche der Vertrauten. Jetzt war er da, und anstatt eines getödeten Indianers entdekte man nur ein dunkler Rock, das Eigenthum von Zins selbst. Unsere zwei Wachen machten überaus lange Gesichter, blieben aber nicht lange unter uns, von welchen sie recht herzlich über ihr feiges Benehmen ausgelacht wurden.

Wier hatten den Littleblue77 jetzt bereits überschritten und näherten uns immer mehr dem Platt river. Das Land hatte den üpigen Graswuchs von den Kanzas-Gegenden allmälig verloren, die Gräser wurden kürzer und waren von den Frühern verschieden. Letzte Nacht hatte man unfern des Littleblue gelagert und hoffte, vielleicht in einem oder früh des folgenden Tages den Blatt zu erreichen. Ripstein schulderte seine Büchse und erklärte, er wolle in der Nachbarschaft des Littleblue aufwärts gehen, vielleicht gelinge es ihm, irgend ein Hirsch oder Antilop zu schiessen, er werde uns unterwegs schon wieder treffen. Wier hatten ihn wegen den Indianern gewarnt, denn es hatte geheissen, dass irgendwo am Littleblue ein grosses Lager von Pawnee-Indianern sein soll, deren Feindseligkeit gegen die Weissen man allgemein fürchtete. Ripstein war Gross, Nervig und Starck und ein ausgezeichneter Läufer, er schien gar nicht zu ermüden.

Wier setzten zu gewöhnlicher Stunde unsere Reise fort über offene Prairie und fanden uns von der Dämmerung überholt, ohne jedoch irgend ein Zeichen vom Platt river zu entdecken. Da wier einiges Holz mitführten, lagerten wier uns in der Nähe einiger Wasserlöcher voll von Musquitos-Brut, welches wier nach Durchseiehen78 durch ein reines Taschentuch dennoch zu Kaffee oder Thee benutzen konnten. Von Ripstein hatten wier, seit er uns diesen Morgen verlassen hatte, nichts mehr gesehen; wier hatten bange, er könnte feindlichen Indianern in die Hände gelaufen, gefangen genommen oder vielleicht gar getödet worden sein. Hätte man gewusst, wo man ihn zu finden vermöchte, würde man ein Versuch gewagt haben, ihm zu Hülfe zu kommen. Jetzt war aber die Nacht bereits da, und man hoffte, wenn er am Leben geblieben, würde er während des Abends von selbst nach uns suchen.

Am Morgen war er noch nicht erschienen, und man berathschlagte, was anzufangen sei, allein Niemand schien Lust zu haben, Ripstein aufzusuchen, weil man immer mehr zu fürchten anfieng, er sei in die Hände feindlicher Wilder gerathen. Nach resultatsloser Berathschlagung hob man am Morgen das Lager auf und setzte in nordwestlicher Richtung über die offene, Baumlose Ebene unsere Reise fort. Gegen 11 Uhr sahen wier die vordersten Wagen auf einer Erhöhung der Prairie halten, wobei die Nachkommenden eben dasselbe thaten. Wier fürchteten, es möchte eine üble Nachricht von Ripstein sein, fanden diesen aber selbst ganz gesund und ohne dass ihm etwas schlimmeres passierte, als dass er allein ohne Nachtessen auf der offenen Prairie hatte übernachten müssen. Er hatte von uns voran gehenden Emigranten ein wenig zu Essen bekommen und war durch diese versichert worden, dass wier noch hinter ihnen sein müssen, wo er dann den Rückweg angetretten hatte und uns an dieser Stelle begegnete.

Ankunft am Platte River. Der erste Bison

Nachmittags frühe hatten wier die Ufer des sehr breiten, seichten, aber trübwässrigen Platt river79 erreicht. Die Landschaft hatte sich entschieden verändert, die hoch liegenden Länder enthielten kein reiches Land, und nur spärliches, kurzes Gras wuchs an diesen Stellen. Die s.g. Bottom-Länder waren besser, gewöhnlich dunklerer Grund, oft ein wenig Sandvermischt; aber auch in diesen Flachthälern war das Gras lange nicht so gut, als wier es zwischen der Indian Kreek und dem Bigblue gefunden. Zum Erstenmal lagerten wier, den überaus trüben Blatt zu unserer Rechten, also an dessen [rechtem]80 Ufer, in der Nähe eines kleinen Insels, auf welchem nebst hochen Grase auch noch eine Anzahl armsdicke, theils drockene, theils noch grüne Weiden gestanden. Eine Anzahl Kraniche, deren Geschnatter wier schon seid einiger Zeit vorher vernommen hatten, wurde durch uns, da wier unser Brennholzbedarf von dort herholen mussten, aufgeschreckt. Obschon der Blatt im Allgemeinen überaus seicht ist,81 hat es in demselben doch auch tiefe Stellen. Eine solche Stelle fanden wier auf dem Rückweg von dem Insel an das Land, währenddem wier mit drockenem Weidenholz beladen waren. Mein langes, scharfes Messer, welches ich in einer Scheide am Gürtel trug, entfiel mir in das Wasser, welches an der Stelle, wo dieses geschehen, zwischen 3–4 [Fuss] Tief sein mochte. Ich dachte, das schnellfliessende Wasser könne es ein wenig Strohmabwärts genommen haben; bei versuchen, es wieder zu finden, fand ich plötzlich tiefes Wasser, nach welchem ich das fernere Suchen aufgab, obschon es mir um das noch aus der Schweiz mitgebrachte Messer recht leid that, besonders da ich es mit keinem andern ersetzen konnte.

Am nächsten Tage bekamen wier zum Erstenmal alte, gebleichte Buffaloschädel zu gesicht, welche, je weiter wier vorankamen, desto häufiger wurden. Antilopen fanden wier wieder öfter als Früher, doch konnte man sich ihnen sellten auf Schussweite nähern. Unsere Durchschnitstagesmärsche betrugen zirca 15 engl. Meilen, welche wier je nach Umständen verlängerten oder abkürzten; am Blatt hieng viel – oder das Meiste – vom Brennmaterial ab, womit wier unser Abend- und Morgendessen bereiten konnten. An Wasser hatten wier dem Blatt entlang sicher keinen Mangel, und wenn Dasselbe auch überaus trüb war, so war es doch von keinem übeln Geschmack und schien Niemandem etwas zu schaden. Am dritten Tage wurden die Zeichen, dass man im Lande der Buffalos sei, häuffiger; man fand mehr und frischere Schädel – an welchen oft die Hörner noch waren –, gegen Abend sogar noch nicht sehr alter Mist.82

Ich war vielleicht der Begierigste, einen Buffalo zu sehen, ich spähte daher auch Fortwährend nach allen Seiten, ob ich nicht irgendwelche sehe. Mit ein paar meiner Kameraden der Gesellschaft vorausgehend, entdeckte ich über dem breiten Blatt uns gegenüber zwei schwarze, dicke Gegenstände, welche sich bewegten. «Hurrah – Buffalos, dort, über dem Fluss!», rief ich, was man mir anfänglich kaum glauben wollte, sich jedoch bald überzeugte, dass die schwarzen Klumpen sich wirklich bewegten. Als die Gesellschaft heran gekommen, machten wier sie auf die zwei schwarzen Gegenstände am jenseitigen Ufer aufmerksam. «Ja, das müssen wirklich Buffalos sein», hiess es allgemein, worauf man die Wagen halten liess. Sogleich waren 5 oder 6 Männer bereit, sich zu Pferde über den Fluss zu wagen, um wenn möglich einen der beiden Buffalos zu erlegen, Kiburz war einer, Hopy ein anderer der Partei. Wier hielten noch einige Zeit; da sie sich aber immer mehr dem jenseitigen Ufer näherten, ohne dass ihnen einen besondern Zufall passierte, wurden die Fuhrwerke wieder langsam in Bewegung gesetzt.

All unsere Blicke waren jetzt natürlich mit grossem Intressen nach unsern Jägern und den Buffalos gerichtet; letztere schienen nichts von Gefahr zu wittern, bis unsere Leute das Ufer bereits erreicht hatten. Nun gieng die Jagt los. Die Buffalos wandten sich sofort den Hügeln zu, von den Jägern zu Pferde hizig verfolgt. Wier vernahmen das Knallen verschiedener Schüsse, aber sowohl Jäger als Buffalos hatten sich bald unsern Blicken entzogen. Längere Zeit vergieng, ohne dass wier von unsern Jägern weder etwas sahen noch hörten. Um die Rückkehr unserer Leute abzuwarten, lagerten wier etwas früher als sonst. Unsere Aufmerksamkeit war fortwährend dem jenseitigen Ufer zugewandt, und endlich, nachdem bereits Einige zu fürchten anfiengen, es könnte ihnen irgend ein Unfall zugestossen sein, kamen sie plötzlich alle zwischen den Hügeln zum Vorschein, ritten die Pferde sofort in den Fluss hinein, kamen glücklich herüber und waren bald in unserer Mitte, Jeder mit einem tüchtigen stück Buffalofleisch beladen, wovon man jeder Partie ein Stück gab und welches man bald genug zu kosten bekam; denn unsere Lagerfeuer waren gerade im besten gange, und wier waren in bester Stimmung über die Jagt und fanden das Fleisch von recht gutem Geschmack.

Am nächsten Tage sahen wier wieder mehrere Buffalos am linken Ufer. Da man aber die gestrige Jagt zimmlich anstrengend gefunden hatte, empfand Niemand ein grosses Verlangen, den breiten Blatt desshalben zu durchreiten. Zudem konnten ja jeden augenblick auch auf unserer Seite Buffalos zum Vorschein kommen, wo dann eine Jagt auf sie Jedenfall viel bequämer sein musste.

Missglückte Jagdversuche

Am nächsten Tag war unser Thomen und ein anderer deutscher Mann, welchen man nur den Peter nannte und [der] ein hochrothes Flanellhemd trug – ersterer mit seiner Doppelflinte, Letzterer mit einer Büchse bewaffnet –, der Gesellschaft um eine gute Strecke voraus gegangen. Ich war unserm Wagen nicht weit voraus, als ich vielleicht eine halbe Meile gerade vor uns eine sich gegen die bluffs83 erstreckende, dichte Linie entweder Indianer oder Buffalos direckt auf uns zukommen sah, wovon ich die Leute der Gesellschaft sogleich unterrichtete. Von den ein wenig erhöhten Stellen der vordersten Wagen glaubte man zu erkennen, dass es eine grosse Anzahl Buffalos seien. Sofort wurde Halt gemacht, und Jeder bereitete sich vor, seine Schusswaffen in gehöriger Bereitschaft zu halten, und man hoffte schon, man werde endlich eine Anzahl von dieser wilden Viehheerde erlegen. Da man sie bereits uns nahe glaubte und jetzt, nachdem die Gewehre in Ordnung waren, sie zu empfangen bereit war, konnten wier plötzlich nichts mehr von ihnen sehen, so dass wier beinahe glaubten, nur so eine Illusion gehabt zu haben. Eine solche Illusion wäre uns jedoch Allen ein wenig Sonderbar vorgekommen, wier schauten daher nach allen Richtungen hin und entdeckten endlich gerade noch zeitig genug, wie die Heerde Buffalo sich zwischen den Hügeln der Bluffs unsern Blicken gänzlich entzogen.

Die Fuhrwercke wurden jetzt wieder angetrieben. Nachdem wier zirca eine halbe Meile weit getrieben hatten, fanden wier Thomen und den Peter nahe bei der Strasse in erschöpftem Zustande im Grase ligen. Man richtete natürlich allgemein die Frage an sie, ob sie nichts von der grossen Buffaloheerde gesehen und warum sie keinen geschossen hätten. Da erzählten sie uns folgende Geschichte: «Wier giengen miteinander der Strasse entlang, als wier plötzlich links neben derselben eine grosse Heerde Buffalos ruhig im Grase ligen sahen. Da wier eine so günstige Gelegenheit recht zu benutzen gedachten, wollten wier uns Jeder eine schöne, fette Kuh aussuchen, da wier dachten, dass diese zarteres Fleisch haben müssen als die Bullen. Es lagen Alle wie eine Heerde zahmen Viehes – Kälber, Kühe und Bullen – durcheinander und zeigten Anfangs gar keine Furcht vor uns. Wier waren auf diese Art zimmlich links von der Strasse ab vor die Fronte der ruhig ligenden Heerde gekommen, als auf einmal die ganze Heerde aufgesprungen war und in einer einzigen breiten, dicht geschlossenen Linie auf uns losgesprungen kam.» Peter war weiter vor die Fronte gegangen als Thomen: «Wier suchten mit Anstrengung unserer äussersten Kräfte, bei dem linken Flügel vorbei die Strasse zu gewinnen, was aber dem Peter nicht gelang. Da die Buffalos die Köpfe nahe dem Grunde hielten, erwartete Peter jeden Augenblick, von diesen in die Luft geschmissen, um nachher unter deren Hufen zu Tode getretten zu werden.» – «Ich fühlte, dass ich nicht mehr, wie Thomen mit kurzer Noth gethan, entrinnen konnte. Da wandte ich mich plötzlich um und feuerte meine Büchse auf Gerathewol zwischen die dicht geschlossene Reihe der beinahe dicht an mich heran gekommenen Buffalos. Der Knall hatte glücklicherweise die gute Wirkung, dass die Fronte sich spaltete und unter mächtigem, donnerartigem Getrampel – wobei sich der Staub zu allen Seiten erhob – zu beiden Seiten an mir vorüberbrauste, ohne mich im geringsten beschädigt zu haben.» So sehr waren die Beiden erschöpft, dass sie sich kaum erheben konnten, und das Buffaloschiessen hatte bei ihnen einen guten Theil des Reizes verloren!

Wier sahen jetzt beinahe alle Tage Buffalos, mehr jedoch auf der entgegengesetzten Seite als auf unserer, da sie dort von den Emigranten weniger beunruhigt wurden. Gar zu gern hätte ich auch einen dieser bärtigen Prairiefürsten erlegen mögen, obschon das Abentheuer von Thomen und Peter uns zur Vorsicht mahnte. In der Hoffnung, es möchte sich mir eine Gelegenheit bieten, wenn gerade kein Buffalo, so doch vielleicht eine Antilope zu schiessen, nahm ich eines Nachmittags meine Doppelflinte, deren beiden Läufe mit Bockschroth geladen waren, womit ich, sollte ich auch wieder aufgeregt werden, doch sicherer zu treffen hoffte als mit einer einzigen Kugel. Zur Vorsicht hatte ich noch einige Kugeln mitgenommen, welche zwar für die Flintenläufe viel zu klein waren, [die ich] aber, wenn ich sie gebrauchen sollte, mit Papier umwickeln wollte. Ich hatte, da das Wetter warm war, kein Rock an, und als Kopfbedeckung trug ich einen Strohhut. Ich war, um der Gesellschaft bald etwas weit voraus zu kommen, eine Zeitlang rasch gelauffen und mochte vielleicht einen Vorsprung von 4 Meilen gewonnen haben, da sah ich drei grosse Buffalos zur rechten Hand von der Strasse nahe bei dem Ufer des Blatt ruhig grasen. Zwischen mir und den Buffalos mochte die Distanz der offenen Grasfläche vielleicht eine halbe Meile betragen, und indem ich absolut kein Gegenstand fand, hinter welchem ich mich von ihnen unbeachtet hätte nähern können, wollte ich doch lieber warten, bis Männer zu Pferde ihnen auf den Leib rücken könnten, anstatt sie nutzlos fortzuscheuchen.

Ich gieng langsam meines Weges, die Strasse führte am Fusse der Hügel entlang, welche da und dort durch eine Vertiefung Gelegenheit boten, dass man zwischen hinauf kleinere Überblicke erlangte. Ich war bei einer solchen Runse oder Vertiefung angelangt und betrachtete mir die drei ruhig grasenden Buffalo zu meiner Rechten. Jetzt schaute ich auch wie Zufällig durch die Vertiefung zwischen den Hügeln hinauf, und – Oh, wie zitterte ich bereits schon wieder vor Begierde – da oben lagen auf einer erhöhten, grasigen Fläche, kaum 600 Schritte von der Strasse ab, sechs Buffalos, wie anderes Vieh ihr bereits einmal gekautes Futter wiederkauend, ruhig im Grase. Obschon mir das Abentheuer von Thomen und Peter wol in Sinn kam, war doch das Verlangen, einen Buffalo zu schiessen, wodurch ich die ganze Gesellschaft mit seinem Fleische zu tracktieren hoffte, zu mächtig, um mich abwendig machen zu lassen. In gebükter Stellung gieng ich durch die Vertieffung hinauf und fand, dass diese sich, je weiter oben, immer mehr ausflächte. Ich sah mich nach irgend einer Stelle um, wohin ich mich flüchten könnte, im Falle mich vielleicht ein angeschossener Buffalo zu verfolgen suchen sollte, fand aber durchaus nichts. Wäre ich nicht so gar Voreilig gewesen, so hätte ich die für Antilopen wol stark genug erachteten Ladungen aus der Flinte heraus gezogen und dafür viel stärkere Ladungen Pulver hinein gethan und dann von den mitgeführten Kugeln anstatt der Schrote hinein gethan. Ich hatte aber dazu, wie ich meinte, durchaus keine Zeit, sondern schob eine in ein wenig Papier gewickelte Kugel oben auf die Schrote in jeden Lauf; dadurch wurde dem verhältnissmässig wenigen Pulver seine Kraft nur noch mehr genommen.

Ich hatte natürlich meine Blicke so viel als möglich den Buffalos zugewandt, die ersten, welche ich bis dahin in der Nähe gesehen hatte. Jetzt erhob und strekte sich ein riesiger, bärtiger Bull – er sah aus wie ein riesenmässiger Löwe. Ich muss gestehen, dass ich einen Augenblick erschrocken war und beinahe wünschte, dass ich lieber an einer bessern Stelle wäre als da, denn der Bull kam langsamen schrittes nicht tirrekt auf mich zu, aber doch gegen meine Nachbarschaft. Ich legte mein Strohhut auf den Grund und schliech mich nach Kazenmanier auf dem Grunde gegen ein Büschel drockener, grosser Grashalme, hinter welchen ich mich flach auf den Grund legte. Der Buffalo war jetzt in gerader Schusslinie vor mich hingekommen, wol etliche sechzig Schritte entfernt, was für eine gute Ladung nahe genug gewesen wäre. Da ich fand, er würde durch sein Vorangehen die Distanz zwischen uns wieder vergrössern, zielte ich behutsam hinter das vordere linke Bein und zitterte auch nicht im geringsten. Der Schuss krachte und ich meinte, ein Aufschlagen der Kugel und Schrote vernommen zu haben. Auf den Schuss machte der Buffalo ein heftiger Sprung nach Vorwärts, dann blieb er stehen, blickte sich um, entdeckte endlich mein Strohhut, welcher eine kurze Distanz von mir abwärts auf dem Grunde lag, doch schaute er auch nach andern Richtungen, und sein Blick blieb kurze Zeit auf dem Graspüschel, hinter welchem ich so flach als möglich auf dem Grunde lag. Ich hatte nach dem Losdrücken gewagt, nach rechts zu blicken, wo die übrigen Buffalos gelegen, und sah dort eine kleine Staubwolke aufsteigen, ein Zeichen, dass sie davongerannt waren.

Der angeschossene, wol nur wenig verwundete Bull schien zu der Ansicht gelangt zu sein, dass an dieser Stelle nicht alles mit rechten Dingen umgehe. Er entfernte sich in gerader Richtung zirca 40 Schritte, stand still und schaute wieder nach dem Hut und [mehr] als ein Mal nach mir. Jetzt kehrte er sich gegen wo er vorher gekommen, schaute noch Einmal nach dem Hut, wobei er mir seine rechte Seite bot, und ich feuerte mein zweiter Schuss darauf ab. Und wieder machte er ein langen Sprung, schaute nach dem Hut zurück und fieng nun an, langsam seinen Rückweg anzutretten. Schnell hatte ich in jeden Lauf der Flinte eine starke Ladung Pulver gethan und darauf eine in Papier gehüllte Kugel nachgeschoben und die Zündhütchen84 auf die Bistume gesetzt, und jetzt erst erhob ich mich und gieng ohne Hut dem Buffalo nach, welcher alle paar Minuten stille stand, um sich umzusehen. Er war mir wol zweihundert Yards vorausgekommen, und da er lange Schritte zu nehmen schien, glaubte ich, mich ihm nicht schnell genug zu nähern, wenn ich, wie bis jetzt gethan, mich Jedesmal auf den Grund niederliess, wenn er, um hinter sich zu sehen, stehen blieb. Ich erinnerte mich zugleich eines Gerüchtes vom vorigen Abend, dass einige Emigranten, nicht sehr weit von dieser Stelle, auf der Buffalojagt eine kleine Distanz zurück von der Strasse von einer Partie Pawnees überrascht worden sein sollten, wobei man sie aller ihrer Kleider und Waffen beraubte und sie noch dazu tüchtig durchgepeitscht haben soll. Um nicht am Ende in eine änliche Lage zu gerathen, dachte ich jetzt, das mich auf den Grundlegen ganz zu unterlassen; komme der Bull dann auf mich los, so sei ich für ihn Diessmal schon fertig. Es währte auch gar nicht lange, als sich der alte Bursche wieder umschaute. Als er mich aber Aufrecht tirrekt auf ihn zueilen sah, da kam er durchaus nicht auf mich los, sondern rannte in einem so schnellen Gallop von dannen, dessen ich ihn, ein so plumpes Thier, für ganz Unfähig gehalten hätte. Da ich die Erfolglosigkeit, ihn einzufangen, sogleich einsah, wandte ich meine Schritte zuerst zu meinem Strohhut und dann [den] Holweg hinab der Strasse zu.

Die Buffalos waren unten noch alle beinahe auf derselben Stelle geblieben, wo ich sie zuerst gesehen hatte. Ich wartete ruhig die Ankunft der Gesellschaft ab, welche nach Verlauf zirca einer Viertelstunde endlich kam, wo ich sie sogleich auf die Buffalos aufmerksam machte. Sofort machten fünf Männer zu Pferde jagt auf sie, ohne jedoch den Wind der Thiere gegen sich zu haben, kurz, ohne eine Regelmässigkeit oder System zu beobachten. Schon das nahende Getrampel der Pferde machte die Büffel aufmerksam, und kaum hatten sie die herannahenden Jäger erblickt, da rannten sie mit einer solchen Schnelligkeit gegen die Hügel hin, dass die meisten Reiter zurück blieben. Zweien der Jäger waren ihre Pferde [in] tiefe Höhlen – wol Wolfshölen – getretten und hatten dabei ihre Reiter weit über ihre Köpfe hinweggeschmiessen, wobei der Eine sich an einem Beine Wehe that und sein Büchsenschaft noch brach. Der Andere kam mit einem ordentlichen Burzelbaum ohne weitere Beschädigung davon.

Als unser Hopy sah, dass die Büffel unserm Haltepunkt nahe in die Hügel hinein kommen würden, borgte er sich schnell Hermanns grosse geladene Tragonerpistole; mit dieser und mit seiner Büchse hoffte er, gerade beim Eingang zwischen die Hügel einem der Büffel ein Ende zu machen. Hopies Reitpferd war eine junge Stute, welche früher auch noch nie einen Büffel in unmittelbarer Nähe gesehen hatte. Als sie plötzlich diese riesigen wolligen Thiere [sah], die tief schnaufend gerade auf die Stelle zugerannt kamen, wo Hopy ihrer wartete, erschrekte sie ganz entsetzlich und versuchte wegzurennen, und es gelang ihr zuletzt, Hopy mitsammt dem Sattel, der sich umdrehte – wobei er in einem der Steigbügel hängen blieb und derart noch eine kurze Strecke am grunde mitgeschlept wurde – loszuwerden, wonach die Stute sammt dem losen Sattel und mit Herrmanns Pistole hinter und zwischen den Hügeln verschwand.

Unsere heutigen Büffeljagten waren also sammt und sonders verfehlt: Ich hatte vielleicht einen verwundet, aber er lief weg; von den fünf Männern zu Pferd hatten zwei sammt ihren Pferden Burzelbäume gemacht, wovon sich der eine noch Wehe that; Mr. Hopy, welcher glaubte, er würde ganz sicher Glück haben, kam aber noch am schlimsten weg – er verlor sein Pferd, Zaum, Sattel, Herrmanns Pistole und hatte, da er auf dem Grund geschleift wurde, sich noch theilweise verschunden. Aber Alles war nur so gekommen, weil wier eigentlich nichts von dieser Jagt verstanden hatten.

Präriehunde. Durch den Süd-Platte

Nach dieser aufregenden, erfolglosen Jagt setzten wier unsere Reise wieder fort, und da die Strasse über eine höcher gelegene Fläche führte, kamen wier jetzt zu einem s.g. Prairie-dog85 setlement (einer Kolonie von Prairiehunden). Die Kolonie schien uns zwar gross, und doch muss sie im Verhältniss, wie man solche anderwärts oft treffen kann, klein gewesen sein. Auf einem schönen, flachen Stück Wiesengrunde befanden sich eine grosse Anzahl kleiner Erhöhungen, zwischen welchen herum das Gras mehr als sonst zu grünen schien. Zwischen und auf diesen Erhöhungen waren viele Murmelthierartige Geschöpfe, welche, als wier uns ihnen näherten, sich in ihren Höhlen verschlupften, dann vorsichtig wieder langsam zum Vorschein kamen, um zu sehen, ob wier uns entfernten oder nicht. Die Meisten sassen auf ihren hintern Füssen und liessen einen lauten, durchdringenden Pfiff hören, wobei sie ihre kurzen Schwänzchen wie ärgerlich schnell hin und her bewegten.

Mit Hunden hatten sie sehr wenig Ähnlichkeit, und ihr Geschrei oder Gepfeiffe ähnelte noch weniger dem Gebell eines Hundes. Sie sind meiner Ansicht nach nur eine Amerikanische Art Murmelthiere, denn ihre Form sowie ihre Lebensart sind beinahe ganz Dasselbe. Mit ihnen scheinen kleine Eulen sowie verschiedene Schlangen auf gutem Fusse zu leben, wenn sie am Ende nicht vielleicht sich dort befinden, um von den Jungen oder Gebrächlichen der Gesellschaft sich zu ernähren. Es gelang uns nicht, irgendeines der Thierchen zu schiessen. Selbst wenn man sie auch treffe – wenn sie nicht durch den Kopf geschossen würden, hatten uns erfahrene Jäger gesagt, gelänge es ihnen immer, zu entschlüpfen, noch ehe man ihrer habhaftig würde. Ihr Fleisch soll ahngenehm schmecken und zart sein.

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