Читать книгу: «"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!"», страница 10

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Ich hatte eines Nachmittags bei einem Blockhause – einer Indianerfamilie gehörend – eingesprochen und fand das Innere so gut, als ich solches bei den meisten ärmern amerikanischen Familien erwartet haben würde. Alles schien reinlich, ein paar ordentlich aussehende Betten waren darin. Ein oder zwei Frauen, in Calico31 gekleidet, nebst einigen Kindern – Knaben und Mädchen –, alle einfach, aber reinlich angezogen, waren da, die Frauen mit irgend einer Arbeit beschäftigt, ein kleiner Knabe sich im Bogenschiessen übend. Ein Stück schönes Land, 15–20 Ackers enthaltend, war in der Nähe des Hauses eingezeunt und bereits, wie es schien, mit Mais bestellt. Änliche Blockhäuser und kleine Felder konnte man in der Nachbarschaft noch mehrere sehen. Dieses schien zu beweisen, dass, wenn die Indianer wollten, sie ebenso gut als die Weissen von der Landwirtschaft ihr Leben machen könnten.

Bei einem andern Ausfluge an dem Flüsschen entlang aufwärts sah ich bei meiner Rückkehr auf der Prairie, nicht weit vom Waldsaume, den ersten Prairie-Wolf32, den ich gar zu gern geschossen hätte, wäre er nur nicht zu weit ab gewesen. Da gerade auf der andern Seite des Wolfes ein Indianer nahezu ebenso weit als ich von ihm entfernt, aber zu Pferde war, machte ich diesem durch Zeichen bekannt, er möge den Wolf mir entgegen treiben. Der Indianer schien mich vollkommen zu verstehen, denn alsobald sprengte er auf seinem Pony auf den Wolf los. Dieser schien aber nicht geneigt, sich mir zu nähern, und da ich die Nutzlosigkeit der Bemühungen des Indianers einsah, machte ich ihm durch ein anderes Zeichen begreifflich, dass er sich nicht länger damit abmühe.

Richter Morins Gesellschaft

Als ich wieder ein anderes Mal am Saume des Waldes dem Flüsschen entlang hinauf gegangen war und auf der entgegengesetzten Seite unserm Lagerplatz wieder zuschritt, kam ich ganz unerwartet auf ein einzelner Emigrantenwagen, bei welchem [ich] eine schöne junge Frau nebst drei Kindern und einer Dienstmagt fand, ein starkes, hellhariges Mädchen von etlichen zwanzig Jahren. Auf die Frage, wohin sie wollten, erhielt ich zur Antwort: «Nach California.» Auf die nächste Frage, warum sie denn nicht bei den Übrigen, wo auch wier lagerten, sich angeschlossen hätten, schien mir die Antwort ausweichend. Die Frau sagte, dass ihr Mann, Mr. Hopy33, nur gerade Abwesend sei, aber bald zurückkehren werde. Ich wurde gefragt, ob ich auch eine Familie bei mir habe, welches ich verneinte; wier wären unser fünf unverheirathete Männer, von welchen ich der Jüngste sei. Dieses hörend, wurde ich von dem kräftig gebauten Mädchen gefragt, wer [für] uns dann wasche. Natürlich sagte ich ihr, dass wier dieses Geschäft selbst verrichten. Das Mädchen bemerkte mir aber sofort, dass, wenn ich die Seife liefere, sie schon für mich waschen wolle. Die Frau machte aber dieser Bereitwilligkeit damit ein sofortiges Ende, indem sie, sich zum Mächen wendend, erklärte: «Lusinda34, lass Du das nur sein, Du sollst genug Arbeit bekommen, ohne dass du für andere Leute ausser uns noch waschest.» Mich hatte Lusindas schnelle Bereitwilligkeit, mir waschen zu wollen, ein wenig überrascht; ich betrachtete mich durchaus nicht verletzt, dass Frau Hopy ihre Dienstmagt an ihre Pflicht ermahnte. Von der Lusinda wird man spähter noch mehr erfahren, denn sie war eine Person, welche sich auszuzeichnen wusste, wenn auch nicht immer besonders Ehrenvoll.

Warum Mr. Hopy sich nicht zu den Übrigen lagerte, hiess es Gerüchtweis, er habe seine besondern Ursachen, und diese sollen, wie man sich zuflüsterte, folgender Art sein. Er habe in Missoury einen Negersklaven getödet und habe [sich], um sich der folgen sollenden Strafe zu entziehen, noch schnell genug ausserhalb der Grenzen von Missoury gemacht. Er habe sich selbst irgendwo in der Nachbarschaft versteckt und werde erst mit Aufbruch und Abfahrt der ganzen Gesellschaft erscheinen und sich derselben anschliessen, in der Hoffnung, dass man ihn dann ungehindert ziehen lassen werde, sollten allfällig noch Verfolger sich in der Umgebung befinden.

Nebst uns und Kiburz gab es noch zwei deutsche Männer in unserer Reisegesellschaft, nämlich zwei Elsässer, wovon der Eine, der Eigenthümer des von zwei Gespann Ochsen bespannten Wagens, eine ebenfalls deutsche Frau und ein Kind bei sich hatte. Sein Name war Hermann, er mochte wol etliche vierzig Jahre alt sein, war beinahe ebenso breit als hoch, im ganzen ein guter, drolliger Kerl mit einem grossen und breiten Gesicht. Aber er war ein überaus starker Tabackkauer, welches man an dem immerwährenden abfluss einer Tabacksbrühe aus dem einen Mundwinkel sogleich an ihm wahrnehmen konnte. Hermann führte das Gepäck und verköstigte ein Mann namens Henry Hartmann, Zinnschmied von Proffession, welcher ein Maulesel ritt. Hartmann war vielleicht 28 Jahre alt, von kleiner Statur, aber lebhaften Temperamentes. Obschon er sowol als Herrmann deutsche Elsässer waren, sah Hartmann viel mehr einem Franzosen änlich als Herrmann; er sang auch öfters verschiedene französische Melodien und hatte ein entschieden französisches Wesen und Temperament an sich. Er war übrigens kein übler Kerl, um mit ihm auszukommen.

Unter den Amerikanern bildeten ein gewisser Mr. Harlan35 nebst Frau und Kindern und noch sonstigem Anhang ein Haupttheil der Gesellschaft, dann ein Peter Weimer36 nebst Frau und einer Anzahl von Kindern. Weimer war späther nebst Mr. Marshall einer der Entdecker des Goldes, wovon ich übrigens späther einiges zu bemerken haben werde. Endlich waren noch eine Anzahl Wagen von dem 24 Meilen entfernten Independence angelangt, wier zählten mit diesem Zuwachs, wenn ich mich recht erinnere, 26 Wagen. Die Hauptpersohn von den Letztangekommenen war ein grosser Mann, Judge Moore37, von etlichen fünfzig oder sechzig Jahren alt, mit Familie und mit ihm verschiedene Angestellte und noch mehrere andere Familien. Den alten Judge More machte man zum Captain der Gesellschaft,38 dessen Pflicht es sein sollte, Abends den Lagerplatz zu bestimmen und späther, sobald es als Nöthig erachtet werden sollte, die Wachen zu ordnen etc.

Gleich von Anfang an hatte man eine gewisse Regel eingeführt, wo jedem Wagen sein Platz angewiesen wurde, nämlich dasjenige Fuhrwerck, welches heute das Vorderste im Zuge war, musste am nächsten Tage zuhinterst hin, so dass von 26 Wagen in 26 Tagen derselbe Wagen nur Einmal ganz vorn oder ganz hinten zu sein brauchte. Abends, nachdem der Lagerplatz ausgewählt war, wurden die vordern dreizehn Wagen auf der einen, gewöhnlich rechten Seite im Halbkreis aufgefahren, die hintern bildeten dann den andern oder linken Halbkreis, wobei Hinten und Vorn Öffnungen von zirca 10–12 Fuss weite gelassen wurden. Auf diese Art erhielt man ein zimmlich geräumiger Platz inzwischen den Wagen, in welchen jeden Morgen das Vieh getrieben wurde, um Dasselbe darin aufzujochen. Sollte man je mit den Indianern in Unannehmlichkeiten kommen, würde dieser Platz als Sammlungs- und Vertheidigungsort benutzt werden.39

Aufbruch zur Reise über den Kontinent

Da man endlich der Ansicht war, dass man stark genug sei, um sich gegen etwaige Indianerangriffe vertheidigen zu können, gieng am 12. May der Ruf zum Aufbruch durch das Lager. Weil man aber nicht im Sinn hatte, eine grosse Station zu machen, indem es noch zimmlich viel Arbeit gab, alle Sachen in dem kleinen Raum eines Wagens zu verpacken, kam es erst nach Mittag zum wirklichen Aufbruch. Hurrah – wie knallten da plötzlich die Peitschen ringsherum, und Überall hörte man jetzt die Rufe «get up, chee» und «oh haw»40 u.s.w. Aber es gab doch noch einige Schwierigkeiten mit den Ochsen, bald da, bald dort. Unser kurzer, dicker Herrmann gelangte sogleich in eine weiche Stelle, wo seine Wagenräder so thief einschnitten, dass seine vier Ochsen [das Fuhrwerk] absolut nicht heraus ziehen konnten. Da mussten wier, kaum dass unser Wagen von der Lagerstelle weggezogen worden, schon mit ein paar Joch unserer Ochsen, vor die Herrmanns gespannt, ihm diesen helfen aus der weichen Stelle heraus zu schlepen. Herrmann, welcher in seiner ersten Klemme sein Tabackkneuel im Schnellschritt von einem Mundwinkel nach dem Andern hatte passieren lassen, war sogleich wieder guten Muthes, nachdem seine Ochsen auf soliderm Grunde mit ihrer Ladung ohne besondere Mühe voran schritten.

Mit dem ersten Tag hatte ich angefangen, täglich eine Art Journal zu führen. Diesem Umstande habe ich es wol zuzuschreiben, dass ich mich der Lagerplätze nicht mehr so recht erinnere, [denn] von dem Journal ist mir leider gerade vom ersten Theile der Reise ein guter Theil abhanden gekommen. Somit ist es mir Unmöglich, das genaue Datum anzugeben, wo man z. B. an gewissen Stellen angekommen oder sie verlassen habe. Sobald ich im Schreiben in jene Regionen gelange, wo mir noch einige Bogen des Journals darüber geblieben sind, werde ich dann auch wieder besser im Stande sein, genauer schreiben zu können.41

Da wier fünf Männer zu einem Fuhrwerck waren, so hatte Jeder nur jeden fünften Tag Dasselbe zu treiben, ebenso war es mit dem Kochen. Thomen war kein Fuhrmann, er verständigte sich darüber mit Zins, welcher für ihn das Fuhrwerck trieb, dieser dagegen für ihn das Kochen versah. Ripstein, Diel und ich verrichteten Jeder den ihm zukommenden Theil des Fuhrwerckens und Kochens, je nach der Reihe. Den grössten Theil durch Kanzas, damals Indianer-Teritorium42 genannt, hatten wier die drei Joch Ochsen an den Wagen gespannt. Die Kühe, welche mit jedem Tage kalben konnten, trieben wier mit anderm der Reisegesellschaft gehörendem Vieh neben oder hinter dem Wagenzuge her. Da wier weder Pferde noch Maulthiere eigneten, waren wier verbunden, das Treiben zu Fusse zu verrichten, welches zwar bei drockenem und warmen Wetter gerade keine besondere Anstrengung erforderte; war aber übernacht ein starker Thau gefallen, was eine Zeitlang beinahe jede Nacht geschah, oder war es Regnerisch und die Sonne blieb den Tag hindurch verhüllt, wovon wier ebenfalls einige solcher Tage hatten, so lässt sich leicht begreiffen, dass in dem hochen Gras dieser reichen, üpigen Prairie-Länder das Viehtreiben zu Fuss keine der angenehmen Beschäftigungen war. Dann wurden die Glieder oft bis zum Leib hinauf ganz nass, in diesen Kleidern legte man sich dann zum Schlafen nieder, und es gehörte nicht zu den Seltenheiten, dass die Kleider morgens beim Aufstehen noch feucht waren.

Thomen, Ripstein und Diel suchten zu Anfangs der Reise des Nachts innerhalb des Wagens ein Unterkommen über unsern Lebensmittel und verschiedenem Gepäck. Es war leicht zu errathen, dass da von vielem Comfort wol keine Rede sein konnte. Zins und ich machten unsere Betten (?) unter dem Wagen.43 Zins hatte sich von seinem Jungesellenleben her eine kleine Matratze, eine Wattendecke und eine wollene Decke nebst einem Federkissen mitgenommen und war folglich darin am bequämsten von uns allen eingerichtet. Was mich anbelangte, hatte ich als Bettzeug nur einen guten, grossen und warmen Buffalopelz, in welchen ich mich des Nachts einrollte, bei feuchter Witterung mit den Haaren nach Aussen. Um mein Bett zum Schlafen fertig zu haben, erforderte es nur wenig Arbeit, auch fand ich diesen Peltz recht Warm und Angenehm, und bei feuchter Witterung sozusagen auf offenem Boden hätte ich keinenfalls mit Zins tauschen mögen.

Indem aber seid einigen Tagen meine Kleider eigentlich gar nicht mehr drocken wurden, plagte mich bald genug das misserable Zahnweh ungemein, mehrere Tage nacheinander, und fieng erst dann an, ein wenig nachzulassen, als mir mein Gesichtstheil auf der Schmerzhaften Seite stark aufschwoll. Unter den Mitreisenden war ein Mann mit Namen McCutchen44, wenn ich nicht irre, welcher immer ein freundliches Lächeln auf seinem Gesichte zur Schau trug. Dieser gefühlvolle Mann erbot sich, mir den schmerzenden Zahn auszuziehen, wenn ich ihm dafür ½ Dollar zahle. Als ich ihm sagte, dass ich kein Geld mehr eigne, meinte er, ich soll so viel von meinen Kameraden borgen, um ihn damit zu bezahlen. Da ich zu diesem Zweck aber nicht auch noch Geld borgen wollte, behielt ich mein Zahnweh, bis es von selbst vergieng, und unser liebenswürdiger McCutchen verdiente keinen halben Dollar an mir.

Am ersten Tag nach unserer Abfahrt – wobei sich Mr. Hopy [mit] dem Wagen, worin sich seine Frau, Kinder und die famose Lucinda befanden, nebst noch einem grossen, starken jungen Manne45 und einem zweiten Wagen uns angeschlossen hatte46 – machten wier zirca 10 Meilen, dann lagerten wier in dem flachen Uferland eines kleinen Flüsschens. Die Reservation der Shawnee-Indianer war bald durchschritten und dafür Diejenige der ebenfalls halb zivilisirten Delaware-Indianer47 betretten. Die Gegenden blieben sich für eine beträchtliche Distanz im ganzen viel Ähnlich; es war grossentheils stark wellenförmiges, reiches Prairieland, durch welches sich zur Abwechslung irgendein Wasserlauf durch den an seinen Ufern wachsenden Baumwuchs schon von fern unterscheiden liess. Über Mangel an Gras, Wasser und Feuermaterial konnten wier uns Jedenfall nicht beklagen, für unsern Zweck fanden wier davon Überall genugsam.

Nach einigen Tagen hatte Alles eine gewisse Regelmässigkeit erreicht. Das Vieh liess sich besser Handhaben, jedes Stück fieng an, den ihm beigelegten Namen sowie die verschiedenen Komandorufe kennen zu lernen, auch war mit jedem Tag die Gefahr, dass das Eine oder Andere sich von der Hauptherde entferne, geringer. Die erste Beschäftigung allabendlich, nachdem der ausgelesene Lagerplatz erreicht und der Wagenkreis formiert war, bestand darin, das Zugvieh abzujochen. Dann beeilte sich Jedermann, das nöthige Feuermaterial sowie Wasser herbeizuschaffen. Diejenigen, welche Zelte mit sich führten, schlugen diese auf. Feuer wurden rings um den Wagenkreis herum angefacht, und bald hörte man das Knattern bratenden Speckes und roch das Aroma des Kaffees. Da und dort sah man verschiedene Personen an irgend einer Mehlpreparation arbeiten, sei es, um sogenannte bisquits oder um verschiedene Kuchen zu backen. War Jemand so glücklich, irgend ein Wildbret zu erlegen – welches übrigens für längere Zeit ausnehmend selten zu sein schien –, so wurde das Fleisch gewöhnlich sogleich gebraten oder gedämpft.

Sobald das Abendessen vorüber und das Geschirr beseitigt war, unterhielt man sich in verschiedenen Grupen über allerlei Dinge. Da erzählten sich welche Geschichten, dort wurde Gesungen, andere unterhielten sich über die zu passierenden Wege, Holz, Wasser, Gras, Indianer, Wildbret, Zweck der Reise und dergleichen. Die zunehmende Dunkelheit mahnte zur Ruhe, die Stimmen wurden allmälig weniger, die Leute hatten theils in den Zelten, theils in und unter den Wagen sich zum Schlafen hingelegt. Solange man sich im Lande der Shawnees und Delawares wusste, hielt man das Ausstellen von Wachen [für] ganz und gar unnöthig, man liess dieses den einzelnen Hunden über. Kiburz hatte ein kurzbeiniger, starker Hund – so ein halber Bull – mit sich, ein sehr wachsammes Thier, welcher aber nicht schnell Springen konnte. Da aber Andere ein paar Windhunde mit sich hatten, war diesem Fehler durch diese abgeholfen.

Obschon die Wege nicht immer die Besten waren, da Stellenweis kleine Wasserrinnen zu passieren waren, wo bei nassen Zeiten wahrscheinlich Wasser läuft, [die] jetzt aber oft sehr weichen Grund boten und wo die anfänglich grossentheils schwer beladenen Wagen tief einsanken, bei welchen Gelegenheiten man doppelt so viel Joch Ochsen vorspannen und noch mit Hebeln helfen musste, um das tief im weichen Grunde oder Schlamm steckende Fahrzeug wieder heraus zu bringen, so würden wier späther doch Manchmal recht gern diese Art Fuhrwege wieder vorgezogen haben. In solchen Fällen war es jedes Mannes Pflicht, Hand mit anzulegen, und Jeder, der in solche Lagen kam, glaubte sich berechtigt, seine Mitreisenden zur Mithülfe anrufen zu dürfen.

Wier waren endlich im Lande der Kanzas- oder Kah-Indianer48 angelangt, ohne in der Beschaffenheit des Bodens viel Veränderung getroffen zu haben. Wie früher fanden wier Wald nur an Bächen und Flüssen, und gewöhnlich gar nicht breit zu beiden Seiten derselben. Alles war Laubholz, zum grössern Theil aus verschiedenen Eichensorten, Elmen, Hackberry, einigen Cotton und noch wenigen andern Sorten bestehend.49 Die Bäume dieser Wälder waren meistentheils schlank, schön und oft sogar schwer.

Wier hatten eines Tages eine schöne Landschaft durchfahren; zu unserer Linken hatten wier ein oder zwei s.g. Mounds – einzeln stehende Hügel, welche höher als die übrigen schienen – in einiger Entfernung passiert und waren ganz gegen unser Erwarten in der Nähe eines bewaldeten Flüsschens zu einem einzeln stehenden Blockhaus gelangt. Da mehrere von unsern Mitreisenden an der offenen Thüre dieses Hauses stehen blieben, um durch dieselbe in das Innere hinein zu schauen, that ich ebendasselbe und fand eine Halbindianerin von vielleicht etlichen dreissig Jahren, änlich einer weissen Frau in Calico gekleidet. Neben dieser sass ein sehr schönes, schlankes weisses Mädchen, ebenfalls in Calico, aber viel besser gekleidet als die ältere Person, vollkommen so gut als die behäbigen Farmerstöchter damals. Wier alle waren von der grossen Schönheit dieses Mädchens überrascht, sogar die Frauen schienen soviel Schönheit weit draussen in der Wildniss nicht erwartet zu haben. Obschon diese Frauen, besonders die Jüngere, das Englische vollkommen zu sprechen schienen, so waren sie, wie es mich dünkte, schüchtern und gaben meistens nur kurze Antworten auf die an sie gestellten Fragen. Allgemein wunderte man sich, was denn eigentlich diese Schöne hier in der Wildniss suche. Die Antwort konnte man kaum glauben: Sie sei die Tochter der neben ihr anwesenden Indianerfrau, und ihr Vater sei ein Weisser Mann, der hier herum wohne, wahrscheinlich ein Indianerhändler.

Da die Sonne sich dem westlichen Horizont stark näherte, wollte man Heute die Durchfahrt durch das Flüsschen und den niedrigen Uferwald nicht mehr wagen; wier trieben daher unsere Wagen an dem Rande des niedrigen bottom Landes50 nahezu eine halbe Meile Flussaufwärts, um da zu lagern. Nach dem Nachtessen, als es schon stark dämmerte, giengen einige von uns, um nach dem Vieh zu schauen, wobei ein dicker, fester Blattdeutscher, den wier nur unter dem Namen Fritz kannten, uns begleitete, als auf Einmal von einem zimmlich hochen Hügel auf der andern Seite des Flüsschens ein Geschrei ertönte, viel änlich demjenigen, welches zahlreiche Kinder machen, wenn sie plötzlich aus der Schule entlassen werden – alle Tonarten schienen darin vertretten, von Hoch bis Tief. Für uns war dieses jubelnde Gehaul51 noch etwas Neu; es bildete den Anfang von dem, was wier späther bald Allabentlich, sogar oft die ganzen Nächte hindurch, zu hören bekommen sollten. Fritz wollte wissen, von was dieses Gehaul herrühre. «Nun, von was sonst als von einem Rudel Wölfen!», war die Antwort. Diese Antwort hatte eine unerwartete Wirkung auf den Fritz, welcher jetzt keine Lust mehr verspürte, länger vom Lager fernzubleiben.

Am nächsten Tag brachen wier unser Lager Zeitig auf. Wier mussten das Blockhaus passieren, dann führte die Strasse zum Flüsschen hinunter, welches seichtes, aber klares Wasser enthielt, dann durch den zimmlich breiten bottom Wald, welchen wier ohne Schwierigkeit durchfuhren. In dem Blockhause nahen Waldbäumen zogen eine Anzahl sehr laut schreiender grüner Vögel unsere Aufmerksammkeit auf sich; es waren grüne Papageien, die Ersten wilden derart, welche ich gesehen, und die Einzigen, welche ich je in den Vereinigten Staaten getroffen habe. Wier begegneten heute zum Erstenmal einer Anzahl Kah-Indianer, welche am frühen Morgen in unseres Lagers nähe erschienen waren, ohne jedoch uns im geringsten zu belästigen. Es waren grosse, halbnackte, aber schmuzig aussehende Burschen, die noch wenig im Wesen von ihrer ursprünglichen Natürlichkeit verloren zu haben schienen. Je weiter wier voran kamen, desto mehr fuselte52 man von oder über verschiedene Indianergefahren etc., dennoch hatte man es bis jetzt noch unterlassen, des Nachts Wachen auszustellen. Unsere Gesellschaft war durch Anschluss einiger Wagen mehr zu etlichen in die Dreissig angewachsen. Uns schien das Verhältniss durch diesen Zuwuchs nicht viel sich gebessert zu haben, auch [begann] sich bei einigen wahrscheinlich sich über andere erhabenen Familien eine art aristokratischen Geistes zu zeigen, den ersten Anfang zu Unzufriedenheit unter anderen veranlassend; zu besondern Ruhestörungen kam es indessen nicht.

Zins und Lucinda

An den Abenden, welche fast ohne Ausnahme meistens lieblich waren, wollten die vielen jungen Leute, aus welchen die Gesellschaft grossentheils bestand, irgend eine aufregende Unterhaltung haben. Einen der ersten Anlässe der Art vernahmen wier fünf Kameraden – oder doch Viere von uns – eines Abends nach dem Nachtessen zu unserer Überraschung. Wier fanden die Leute der verschiedenen andern Wagen sich bei unserm Wagen versammeln; neugierig zu wissen, warum gerade unser Wagen der Sammelplatz der vielen Personen sein sollte, erfuhren wier, dass man gekommen sei, um der Hochzeit beizuwohnen – einer von uns, so heisse es, wolle sich diesen Abend verheirathen. Wier hielten es anfangs als irgend ein Spass, den man uns bereiten wolle; da jedoch die Meisten darauf bestanden, es sei kein Spass, sondern voller Ernst, richteten wier gegenseitig darüber Fragen aneinander, wobei Jeder es positiv abläugnete, irgend etwas davon zu wissen. Da aber einige von uns den Zins mit der zuvorkommenden Waschjungfer Lucinda am Arm laufen gesehen hatten, fiel unser Verdacht auf ihn. Zins leugnete jedoch ebenso viel als wier Andern. Ein junger Mann namens Benjamin Gordon53 sollte das Amt eines Justice of the Peace übernehmen, um die Brautleute aus Zweien Eins zu machen, ebenso erschien Fräulein Lucinda in einem etwas bessern Anzug als dem Gewöhnlichen.

Die Geschichte sollte natürlich aufgeklärt werden, uns wurde das allgemeine Angaffen doch etwas dick. Ich wandte mich daher an Ben54 Gordon mit der Frage, er wolle denn doch Denjenigen nennen oder ihn uns zeigen, welcher durch ihn mit der heirathsbedürftigen Lucinda verbunden werden sollte. Wie wier erwartet hatten, zeigte er auf unser Kollege Zins als der Mann, der ihn selbst bestellt habe, die Kopulation mit Lucinda zu übernehmen. Aber Zins rührte sich nicht von der Stelle; er suchte zu erklären, dass er zum heirathen zu arm wäre und dass er nur so ein wenig Spass hätte haben wollen. Unter allgemeinem Lachen hatte die Geschichte damit geendet, und Lucinda war wieder nach dem Wagen zurück gekehrt, in welchem sich ihre wenigen armseligen Kleidungsstücke befanden, und Zins betrachtete sich für diesen Abend [als] der Hauptspassmacher.

Lucinda hatte Mr. Hopy späther verlassen und hatte by der Familie Harlan Aufnahme gefunden, by welchem auch ein armer, aber schöner, gutmüthiger Junge von 18 Jahren zum Treiben eines der Ochsenfuhrwercke angestellt war. Alfred, so nannte man den Jüngling, hatte sich plötzlich entschlossen, Lucinda zur Frau zu nehmen, und wurde von irgend einem Manne unserer Gesellschaft nach Squire-Manier, aber ohne Licence (Erlaubnisschein) zusammen gekopelt, wonach die Beiden als Mann und Frau für die erste Nacht in ein und denselben Wagen hinein verpackt wurden. Die goldene Nacht, meint man doch, sollte allen frisch verheiratheten Eheleuten besonders Angenehm sein; es war daher Sonderbar, dass der arme Alfred und Lucinda sich wahrscheinlich übereinander dermassen ärgerten, dass sie am nächsten Morgen absolut nichts mehr miteinander zu schaffen haben wollten. Die Ursache, warum sie uneinig wurden und ihr soeben feierlich gegebenes Eheversprechen (nicht vor einem Altar, sondern vor einem gewöhnlichen Emigranten-Wagen) so bald beiderseitig als gelöst betrachteten, wurde zwar nicht laut ausgesprochen, sondern sich nur so unterm gewöhnlichen Tone gegenseitig zugeflüstert.

Schwieriges Viehtreiben

Mit unsern Kühen hatten wier in letzter Zeit viel Mühe und Arbeit, denn beide hatten gekalbt, deren Kälber wier bereits am zweiten Tage schlachteten und das Fleisch theils frisch, theils gesalzen mit uns nahmen. Man wird daher kaum sagen können, dass wier die Kälber zum Schlachten hätten zu alt werden lassen, allein unsere Verhältnisse waren derart, dass man kaum Anders hätte handeln können. Verliessen wier dann am nächsten Tag den Lagerplatz, wo die Kuh zuletzt ihr Kalb noch gesehen hatte, konnte man sie nur mit der grössten Mühe mit dem übrigen Vieh voran treiben, indem sie jede Gelegenheit benutzen wollte, um wieder nach dem verlassenen Lagerplatz zurück zu kehren.

Wier waren, nachdem wier der ersten Kuh ihr Kalb genommen, von dem Platz wol zwei Meilen entfernt, bis wohin wier sie nur mit vieler Mühe gebracht hatten, da benutzte sie die erste Gelegenheit und war uns entronnen, ohne dass einer von uns schnell genug gewesen wäre, sie wieder einzuholen, wobei ich wenigstens mein Bestes versucht hatte. Ein zirca 12 Jahre alter Knabe sass auf einer Stute, auf deren Rücken ein Damensattel geschnallt war;55 diesen Knaben ersuchte ich, mir das Thier zu überlassen, um die Kuh zurück zu holen, wozu mir der Knabe gern willfahrte. Da der eine Steigbügel des Sattels viel zu kurz für mich war, konnte ich diesen natürlich nicht gebrauchen, und indem die Kuh in ihrem schnellsten Gallop zurück rannte und ein bedeutender Vorsprung vor mir erhielt, bis ich auf dem Sattel sass, hatte ich keine leichte Aufgabe, sie einzuholen. Es war eine abschüssige Ebene nach dem verlassenen Lagerplatz zu, wobei die Stute, obwol klein, ihr Bestes that und die Kuh auch bald eingeholt hatte. Diese aber machte Jedesmal plötzlich Halt, wenn ich vor sie hinritt, und war ich dann an ihr vorüber gerannt, setzte sie nur ihr Lauf um so viel schneller wieder fort. Ich war aber entschlossen, nicht ohne Kuh umzukehren, und setzte die wilde Jagt immer wieder aufs Neue fort. Wier waren aber dabei unserm Lagerplatz ganz nahe gekommen, da schien die Kuh mit Einemmal zufrieden zu sein, indem sie sich plötzlich willig treiben liess.

Als ich zurück kam, war der Vater von dem Knaben, welcher mir die Stute geliehen hatte, zimmlich Mürisch und verbot seinem Sohne in meiner Gegenwart, in der Zukunft die Stute Niemanden mehr zu leihen ohne seine Erlaubniss. Es scheint, dass man mir allgemein nachgeschaut hatte und der Ansicht war, ich werde noch vom Pferd stürzen und dabei mein Hals brechen. Da nichts von dem geschah, hatte man keine üble Idee von meiner Reitkunst, obschon ich eigentlich damals noch kein Reiter war. Um die Kuh am fernern Zurücklaufen zu verhindern, mussten wier sie hinten am Wagen anbinden, wobei sie anfangs sich überaus eigensinnig benahm und dabei ihre Hörner jeden Augenblick in Gefahr kamen, abgebrochen zu werden.

Die nächsten Tage nachher kalbte die andere, eine weisse Kuh, wier thaten mit ihrem Kalb Dasselbe. Ich war an diesem Tage unser Fuhrmann, und meine Kameraden liessen die Kuh Nachmittags wirklich zurück rennen. Da uns Niemand [seine] Pferde anvertrauen wollte, um die Kuh zu holen, nahmen wier gern das Anerbieten von zwei Amerikanern an, diese für uns zu holen; wier mussten aber jedem für sein Dienst einen Dollar geben, was eigentlich als Mitreisende nicht fair von ihnen war. Von dieser Zeit an hatten wier Morgends und Abends viel mit dem Melken der Kühe zu schaffen, wobei Diejenige, welche zuletzt gekalbt hatte, sich dabei sehr Wiederspenstig benahm. Aber auch dieses wurde überwunden, wobei ich der Hauptbezwinger war. Um nicht länger mit dem Treiben der Kühe uns extra Mühe zu machen, setzten wier ihnen eines Morgens ein leichtes Joch auf und spannten sie vor die Teichselochsen hinter die zwei vordern Joche, wo ihnen all ihr anfängliches Streuben nichts half und sie, wahrscheinlich die Nutzlosigkeit einsehend, alles Wehren bald aufgaben und uns als Zugthiere nützlich wurden.

Inmans Hauptmannschaft56

Eines Tages rief mich ein junger, lustiger Mann namens Sherman zu sich in den von ihm getriebenen Wagen. «Wier müssen auf den Abend einen kleinen Spass haben, es ist dazu schon Alles verabredet, und Sie können es Ihren Kameraden auch mittheilen, damit sie es auch wissen. Nur müssen sie bei der Sache stille sein, damit uns der Spass nicht verdorben wird.» Er erzählte mir, dass in unserer Gesellschaft ein Mann namens Inman57 sei, welcher gar so gern Captain von unserer Gesellschaft werden möchte. Er habe schon zu wiederholten Malen erklärt, dass der alte Richter Moore nicht die nöthige Energie als Captain habe; wenn er Captain wäre, wollte er Da und Dort und Überall besser thun. Man habe beschlossen, Mr. Inman zum Captain zu machen, ohne den Richter Moore von seinem Amt abzusetzen. Dabei werde Alles einverstanden sein; nur Einer, der grosse Halbindianer in Richter Moores Begleitung, werde Scheinbar sehr gegen die Anstellung des Inman auftretten, welcher dann im Laufe des folgenden Tages allerlei gegen die Verordnungen von Inman auszusetzen haben werde, worin bis am Abend noch Mehrere ihm beipflichten würden und man dann Inman wieder werde absetzen. Inman war ein Mann in den Dreissigen, hatte ein Wagen mit zwei Joch Ochsen bespannt, hatte eine Kuh nebst Kalb bei sich und ritt eine schöne Stute. Er war natürlich Familienvater, hatte eine Frau und drei Kinder mit sich, wovon der älteste, ein Knabe von vielleicht 12 Jahren, ihm schon zimmlich behüflich war. Inman war zimmlich schlank, drükte beim Sprechen beinahe immer das eine Auge ein wenig zu, war im ganzen recht Nasenweis und Vorwizig, dabei ein wenig eitel, aber sonst kein übler Kerl.

Als man an diesem Abend mit dem Nachtessen fertig war, hörte man plötzlich die Passtöne von Mr. Harlans grossem, blechenen Mittagshorn und das Zusammenrufen zu einer allgemeinen Versammlung. Unter Lachen und Scherzen versammelten sich die meisten Männer der Reisegesellschaft, wobei Peter Inman natürlich nicht fehlen durfte. Er schien sogar einer der Fröhlichsten zu sein, denn er hatte bereits einen Wink erhalten, zu welchem Zweck die Versammlung berufen wurde. Unser kleiner Sherman spielte, wie es mir schien, eine Hauptrolle bei der Geschichte, denn durch ihn wurde die Versammlung eröffnet und deren Zweck durch eine kleine Rede erklärt. Sherman unterliess nicht zu bemerken, dass man gegen Richter Moore weiters nichts einzuwenden habe, als dass er für dieses wichtige Amt schon zu alt sei und daher auch nicht die gehörige Energie entfalte. Wier bedürften ein unternehmender, jüngerer Mann, welcher Willig, Einsichtsvoll und imstande sei, etwas Ordentliches zum Wohl und der besseren Beförderung der gesammten Gesellschaft zu leisten. Man glaube, in Peter Inman, Esqr., den zu diesem Zwecke ganz passenden Mann gefunden zu haben. Sherman bemerkte ferner noch, dass Derjenige, der dieses Ehrenamt zum allgemeinen Wohle der Gesellschaft bis nach California zur Zufriedenheit derselben erfülle, auch dort auf die Dankbarkeit rechnen dürfe, und dass es Jeder als eine art schuldiger Pflicht zu erachten habe, dem Betreffenden in dem neuen Lande unserer Hoffnungen zu einem höhern und womöglich einträglichen Amte zu verhelfen. Es sprachen nach dem noch Einige mit änlichen Worten, aber man rief stürmisch nach Mr. Inman, um sich selbst vor allen offen zu erklären, ob er denke, er würde das hohe Amt zur allgemeinen Zufriedenheit ausführen können.

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