Читать книгу: «Suche nichts - finde alles!», страница 3

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Inwiefern unterscheiden sich reines Gewahrsein, Selbst und „ICH“ vom „Ich“?

Wörter beeinflussen uns stärker, als wir ihnen gewöhnlich zutrauen. Ich möchte ganz klar darlegen, was ein Wort bedeutet und wie es verwendet wird. Viele Menschen haben die unbefriedigende und letztlich destruktive Gewohnheit, zu einem Thema Stellung zu beziehen, ohne die verwendeten Schlüsselbegriffe eindeutig zu definieren. Ein Beispiel: Eine Frau fragt ihren Mann, ob er sie liebe. Er antwortet: „Ja, sehr.“ Und schon tänzeln sie die Straße der Glückseligkeit entlang, wobei beide glauben, Liebe bedeute für sie das Gleiche. Wenn diese Seligkeit Ahnungslosigkeit bedeutet, wird ihre Glückseligkeit nicht lange währen. Ihre Partnerschaft wird sie zwingen, genauer zu untersuchen, was Lieben bedeutet; andernfalls wird die Liebe langsam von innen heraus schwinden.

Bezweifeln auch Sie, dass viele Menschen bei „wackeligen“ Wörtern einen festen Standpunkt haben? Bitten Sie einen Freund, Ihnen die Begriffe „Freund“ oder „Terrorist“ ausführlich zu erklären oder den Geschmack einer Banane zu beschreiben. Diese Übung kann Ihnen die Augen öffnen. Die Beschreibung unterscheidet sich garantiert, vielleicht sogar signifikant von Ihrer eigenen Definition. Wir denken gern, andere sähen die Dinge genauso, wie wir sie wahrnehmen, doch das ist praktisch nie der Fall. Über die Menschen lässt sich nur das Eine mit Gewissheit sagen:

Jede und jeder ist anders. Unsere Sicht der Welt ist völlig einzigartig, niemand sieht sie so wie wir. Wir sind relative Wesen – zumindest leben wir so. Wir leben, als gäbe es keine Grundlage, keinen gemeinsamen Bezugspunkt, der für alle Menschen gilt. Wir ähneln Stäubchen, die ziellos in einem schwach beleuchteten Raum umherschweben.

Falls es einen universellen Bezugspunkt gäbe, welcher wäre das Ihrer Vermutung nach? Wäre er im äußeren Raum oder im inneren Raum, innerhalb des Geistes oder außerhalb davon? Nun, zufällig gibt es diesen einzigen Bezugspunkt, den die ganze Menschheit teilt. Nicht nur die Menschen teilen ihn, sondern alles Leben, die ganze Schöpfung. Es ist der Stoff der Weisen. Es ist das Selbst. (Anmerkung: Die Begriffe Selbst, „ICH“ [engl.: „I“] und „ICH BIN“ [engl.: „I Am“] sind in ihrer Bedeutung austauschbar und ermöglichen uns, dieses einzigartige Konzept des Selbst aus verschiedenen erhellenden Blickwinkeln zu betrachten.)

Unsere grundlegende Natur, das Selbst, ist die erste Schöpfung der reinen Bewusstheit. Reine Bewusstheit ist unmöglich mit unseren Sinnen zu erfahren. Wir können sie nicht sehen, schmecken oder riechen. Die Quantenphysik bezeichnet die reine Bewusstheit als implizite Ordnung; es ist die Nicht-Form, aus der Energie und Form erschaffen sind. Der Verstand kann über dieses reine Gewahrsein nachdenken, doch wir sind hilflos, wenn es darum geht, es zu denken. Das sind Denkprozesse und reine Bewusstheit entzieht sich den suchenden Fingern des Verstandes. Reine Bewusstheit hat keine Form, nichts, was diese mentalen Finger greifen könnten.

Alle Gedanken und alle Dinge kommen aus dem reinen Gewahrsein und doch ist dieses substanzlos, hat nichts, was die Sinne wahrnehmen oder der Verstand erfassen könnten. – Wird es Ihnen jetzt etwas zu abstrakt? Bleiben Sie da. Diese Zeit wird sich für Sie lohnen. Ihrem Verstand fällt es nur gerade schwer, etwas zu untersuchen, was sich nicht untersuchen lässt. Aber es lässt sich erfahren. Oder genauer gesagt: Das bewusste Wahrnehmen der reinen Bewusstheit erfährt Ihr Verstand als nichts, als völliges Fehlen einer Erfahrung. Und genau das steht an.

Obwohl reine Bewusstheit grenzenlos und formlos ist, bringt sie einen ersten Vorläufer hervor, aus dem alle Energie und Form hervorgeht. Die Quantenphysik bezeichnet dieses erste, formlose Feld als Nullpunkt oder Vakuumzustand. Ich nenne es Selbst. Das tue ich, weil die Sprache der Quantenphysik nur auf seine unpersönliche Seite Wert legt. Das Selbst ist sowohl unpersönlich als auch unendlich vertraut. Das Selbst ist einzigartig in der ganzen Schöpfung. Es steht in zwei Welten: im unveränderlichen, alles durchdringenden reinen Gewahrsein und in seiner dynamischen Schöpfung, dem Feld von Geburt und Tod.

Das Selbst erhält und schützt unaufhörlich das, was Sie „Ich“ nennen, den Teil von Ihnen, der einen Körper hat, einen Verstand, eine Geschichte und eine Zukunft, Hoffnungen und Ängste. Das Selbst gleicht einem warmen Wintermantel. Auch wenn Sie sich gerade eifrig dem Leben widmen und vergessen haben, dass Sie einen Mantel anhaben, wärmt dieser Sie. Es spielt keine Rolle, ob Sie die Begriffe des reinen Gewahrseins und des Selbst völlig erfassen. Über beide lässt sich schwerer reden, als man sie erfahren kann. Ja, sowohl das reine Gewahrsein als auch das Selbst können Sie erfahren, auch wenn Sie von beiden nie etwas gehört haben.

Das Selbst zu erfahren ist äußerst subtil und großartig. Wahrscheinlich haben Sie Ihr Selbst bereits erfahren und wissen es nicht einmal. Das ist ein Problem. Falls Sie Ihr Selbst nicht kennen, können Sie Ihren tiefsten Wunsch nicht kennen. Auf den nächsten Seiten werde ich Ihnen die Schlüssel in die Hand drücken, die Ihnen das Tor zum Selbst öffnen. Voraussetzung dafür ist nur, dass Sie ein Mensch sind und dass Sie bewusst sind. Mehr braucht es nicht. Die Entdeckung Ihres Selbst ist Ihr Geburtsrecht.

Warum ist es so wichtig, Ihres Selbst gewahr zu sein? – Es ist mehr als wichtig, es ist lebensnotwendig, grundlegend, unverzichtbar. Das Selbst zu kennen bedeutet, frei zu werden von Hoffnungen und Ängsten. Sobald Sie Ihr Selbst erkennen (wozu uns ja schon vor langer Zeit Sokrates aufforderte), wird Ihre Sicherheit unerschütterlich. Dann fühlen Sie intensiv und positiv und Sie denken klar und eindeutig. Zudem werden Ihre Sinne (Hören, Sehen, Schmecken …) schärfer und lebendiger. Und Ihr Körper altert langsamer. Er wird entspannter, lässiger und viel widerstandsfähiger gegenüber Stress und Krankheiten. Keine schlechte Ausbeute für eine so einfache Entdeckung.

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken Sie an Ihre Kindheit zurück und dann an Ihre Jugend. Erinnern Sie sich jetzt an eine Zeit in Ihren Zwanzigern, Dreißigern… und so fort, bis zu Ihrem heutigen Alter. Denken Sie an das, was Sie jetzt gerade tun. Im Laufe Ihres Lebens haben Ihre Interessen und Ihre Gefühle sich gewandelt, Ihr Körper ist gewachsen und gealtert, Ihre Familienmitglieder sind reifer geworden, Freunde sind gekommen und gegangen. Doch da war ein Teil von Ihnen, den es schon immer gab, solange Sie zurückdenken können, und der heute immer noch da ist. Er hat sich nicht verändert.

Als Sie damals sagten: „Ich möchte zu meiner Mama“, oder später: „Ich verabscheue Sportunterricht“ oder „Ich werde dich immer lieben“ oder „Ich mag keine laute Musik“, identifizierten Sie sich mit Dingen, Ereignissen und Gefühlen, die Ihrem „Ich“ widerfuhren, aber nicht Ihrem „Selbst“ oder „ICH“. Die Dinge oder Gefühle Ihres Lebens (also sich nach Ihrer Mutter zu sehnen, die Sportstunden zu verabscheuen …), all das hat sich verändert und „ruht“ nun in dem Teil Ihrer Vergangenheit, der als Erinnerung bezeichnet wird. Dinge haben sich gewandelt, nicht aber das ICH.

Wenn Sie sagen: „Ich bin hungrig“, dann identifizieren Sie sich mit beiden Seiten Ihrer Existenz, mit dem unveränderlichen „ICH“ und dem veränderlichen „Ich“. Sie sagen, dass der Teil „ICH“ den Teil „Ich“ beobachte, der Hunger habe. Das „ICH“ ist wie ein stiller Zeuge oder Beobachter, der die Landschaft Ihres Lebens nur genießt. „Ich“ ist die Landschaft. „ICH“, das unzerstörbare und grenzenlose Selbst, war immer da. Es ist nicht gealtert und hat sich in keiner Weise verändert. Alfred Lord Tennyson schrieb zu diesem Mysterium der anhaltenden Unveränderlichkeit in seinem Gedicht The Brook sinngemäß: „Menschen kommen, Menschen gehen, ich aber gehe ewig weiter.“ Ebenso könnten wir, allerdings weit weniger elegant, formulieren: Meine Sicherheit, meine Gefühle, Gedanken, mein Körper und meine Umwelt kommen und gehen, doch „ICH“ bleibe immer. Dieser Satz berührt die Seele vielleicht nicht so stark, doch er bringt die Botschaft klarer „rüber“.

Die Sinne und der Körper sind wie Pferde, die einen Wagen durchs Leben ziehen. Der Wagenlenker ist Ihr Geist, Ihr Verstand. Ihr Selbst, das „ICH“, ist der Fahrgast, der Zeuge oder Beobachter von allem, was kommt und geht während Ihres Lebens und in der Zeit des „Ich“. Das Selbst bleibt unberührt und frei von den Kräften unserer Welt. Es ist das stille Zentrum des Friedens. Falls wir uns mit der umtriebigen Natur unseres Verstandes identifizieren, kommen wir nie zur Ruhe. Wenn wir das Leben von der Warte des Selbst aus wahrnehmen, bleiben wir von der offensichtlichen Mühe und dem Kampf unberührt, die uns auf der Straße des Lebens begegnen.

Das „Ich“ verändert sich ständig, das „ICH“ verändert sich nie. Wenn der Verstand auch zu wissen scheint, wohin er geht, so ist er doch verloren ohne die zarte Unterstützung des „ICH“. Das „ICH“ gleicht dem GPS-Satelliten, der die Position bestimmt: Es tut nichts, doch ohne das „ICH“ hat der Verstand keinen Bezugspunkt. Solange wir des „ICH“ nicht gewahr sind, werden wir vom Verstand, vom Körper und den Sinnen, also von den Bestandteilen des „Ich“, hinweggefegt. Pferd und Wagen gehen mit dem Fahrgast durch.

Bei den seltenen Gelegenheiten, da wir einen kostbaren Moment lang die chaotische Welt in Schach halten können, ertappen wir uns vielleicht bei der Frage: „Was soll das alles?“ oder „Was ist mein Lebenssinn?“ Und wenn vom „Ich“ keine Antwort kommt, dann flüchten wir uns in Überarbeitung, Fernsehen, Drogen, Sex, Geldverdienen, Geldausgeben oder alles andere, was den Verstand von diesen unbehaglichen, ruhigen Momenten ablenkt. Die Antwort ist einfach. Sobald wir des „ICH“ gewahr werden, überkommt uns eine Art Stille. Das „ICH“, das Selbst, wird zuerst als zarter Friede empfunden. Wenn sich dieser Friede im Laufe der Zeit vertieft, treten Freude und ein Gefühl von Ehrfurcht in unser Gewahrsein. Das fühlt sich so an, als beobachteten wir einen wundervollen Sonnenuntergang, brauchten aber keine Sonne dazu. Wir brauchen nichts. Friede und Freude treten dann immer wieder bei den seltsamsten Gelegenheiten und an den seltsamsten Orten auf. Eines Tages werden Sie erstaunt feststellen, dass Sie inneren Frieden während eines traumatischen Ereignisses empfinden oder in einer brenzligen Situation am Arbeitsplatz. Friede, das Ergebnis von Selbst-Bewusstheit, beginnt sich mit Nicht-Frieden zu vermischen. Genau dieses Verschmelzen von „ICH“ und „Ich“ vertieft die Lebenserfahrung und erweitert unsere Sicht der Welt.

Wenn wir unseres Selbst gewahr werden, dann werden wir wie ein Meer. Der Meeresgrund ist unbewegt und ruhig. An der Oberfläche finden wir Schaumkronen, Blasen und Wellen. Die unvorhersagbare, sich stets wandelnde Oberfläche entspricht dem „Ich“. Das „ICH“ aber gleicht der ruhigen Tiefe. Doch auch die größte Welle besteht aus Wasser. Das stille Wasser in der Tiefe nennen wir „ICH“ und das tosende Wasser an der Oberfläche „Ich“. Letztlich ist alles Wasser. Das „Ich“ ist lediglich ein aktiver Ausdruck des „ICH“. Wenn wir an der Meeresoberfläche leben, identifizieren wir uns mit der Turbulenz und dem Wandel. Wir erheben uns und fallen mit unseren Hoffnungen und Ängsten, nur um an die Felsenküste der Illusion geschleudert zu werden. Indem wir einfach der Tiefen des „ICH“ gewahr werden, genießen wir mühelos Halt und Gelassenheit. Die Stürme an der Oberfläche gehen weiter, doch vom Blickwinkel des „ICH“ aus bleiben wir unberührt.

Ein anderer Ausdruck für „ICH“ ist „ICH BIN“. Mit dieser Bezeichnung weisen wir darauf hin, dass das „ICH“ nichts tut, es ist nur. „ICH BIN“ bedeutet, dass nur das „ICH“ existiert, sonst nichts. Ich verwende gern dieses „ICH BIN“, denn es vertieft das Gefühl von „ICH“. René Descartes, der französische Philosoph des 17. Jahrhunderts, ist berühmt für seinen Ausspruch: „Ich denke, also bin ich.“ Seltsamerweise hat er den Satz umgedreht. (Sehen Sie mir nach, wenn ich mich hier zu einem Wortspiel mit seinem Namen verleiten lasse: Er ist sozusagen aus dem Wagen gestiegen [de-cart], bevor er vom Pferd abstieg [de-horse] … In diesem Sinne meine ich das mit der Umkehrung.) Er hätte besser sagen sollen: „ICH BIN, deshalb denke ich.“ Wenn wir Descartes’ Argumentation folgten, dann würde er aufhören zu existieren, sobald er zu denken aufhörte. Das stimmt einfach nicht. Diese Schlussfolgerung würde zwar für jemanden Sinn ergeben, der ständig denkt und nur an der Meeresoberfläche des Selbst vor sich hinlebt. Was würde passieren, wenn Ihre Gedanken einfach aufhörten? Würden Sie dann wirklich nicht mehr existieren? Wären Sie dann einfach abgeschaltet, als ob ein schicksalhafter Finger Ihren Lichtschalter ausgeknipst hätte? Da sage ich: „Keineswegs!“ Und ich werde es Ihnen im nächsten Abschnitt beweisen.

*

Wenn Sie sagen: „Ich bin hungrig“, dann erkennen Sie damit den unveränderlichen wie den veränderlichen Aspekt Ihres Seins an. „ICH BIN + hungrig“ = „ICH“ + „Ich“. Normalerweise richten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf das hungrige „Ich“ und ignorieren den Wohlgeschmack des „ICH“. Wenn Sie nur den körperlichen Hunger stillen, dann werden Sie vom Tisch aufstehen und immer noch nach der Fülle des „ICH“ hungern. Beide Seiten der Gleichung müssen im Gleichgewicht sein. Ihre Probleme werden nicht verschwinden und der Friede wird nicht aufblühen, solange Sie nicht Ihres Selbst gewahr werden.

Gleich werden Sie feststellen, dass der Verstand zu existieren aufhört, sobald Sie aufhören zu denken, doch das „ICH“ besteht ewig fort. Sowie der Gedanke an den Hunger schwindet, bleibt nur noch das „ICH BIN“. Oder wenn die Wut verschwindet, ist nur das „ICH BIN“ da. Alle weltlichen Wirren lösen sich auf in der grenzenlosen Umarmung des „ICH“, der Ganzheit des Selbst. Und wenn Verstand und Körper als Welle des „Ich“ wieder auftauchen, dann stützen sie sich auf das Meer des „ICH“.

Die gute Nachricht

Solange Ihre Identität auf Veränderung beruht, kommen Sie nie völlig zur Ruhe und kennen Ihr wahres Wesen nicht wirklich. Ihr Selbst ist der Teil von Ihnen, der sich niemals verändert. Lassen Sie mich das wiederholen: Ihr Selbst ist unveränderlich. Denken Sie darüber einen Moment nach. Das ist weder eine Philosophie noch Wunschdenken. Das ist konkreter, greifbarer als ein Stein. Ihr Selbst altert nicht, ermüdet nicht und erleidet nie Angst oder Schmerzen. Sobald Sie Ihr Selbst vollständig kennenlernen, werden Sie nicht mehr leiden oder von anderen verletzt werden. – Wie kann das geschehen? Alles, was man dazu braucht, ist eine Veränderung oder Verlagerung, ein Wechsel oder ein „Umschalten“ in der Wahrnehmung. Diese Veränderung ist rasch, leicht und mühelos vorzunehmen. Nicht durch alles Reden der Welt werden wir dieser Erfahrung auch nur einen Zentimeter näher kommen. Der Schlüssel dazu, das Herz des Erwachsenen zu öffnen und die kindliche Unbefangenheit ans Licht kommen zu lassen und zum Ausdruck zu bringen, besteht darin, dass man lernt, seine Aufmerksamkeit dem zu widmen, was man gerade JETZT tut! Sie haben schon alles, was Sie brauchen; also, fangen wir an.

Das „ICH BIN“ zu erfahren ist das Einfachste vom Einfachen, doch vielleicht brauchen Sie einige Versuche, um den Dreh herauszubekommen. Und zwar nicht, weil Sie es nicht können, sondern weil Sie zuerst nach etwas anderem suchen. Machen Sie sich keine Gedanken, diese Erfahrung gehört zu den normalen Erfahrungen des Menschen, jede und jeder ist dazu imstande. Gehen Sie es locker an, halten Sie sich an die einfachen Anweisungen und schon bald werden Sie Ihrem Selbst die Hand schütteln.

Verschiedene bedeutende Lehrer des 20. Jahrhunderts haben diese Technik genutzt, um das Denken anzuhalten. Sie ist eine direkte Herangehensweise, die keines Nachdenkens und keiner Meditation bedarf, und sie geht so:

Erfahrung 1: Die Gedanken anhalten

Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie Ihre Augen. Folgen Sie Ihren Gedanken, wohin sie Sie auch führen. Lenken und bewerten Sie sie nicht. Beobachten Sie einfach, wie sie kommen und gehen. Wenn Sie Ihre Gedanken fünf bis zehn Sekunden lang beobachtet haben, stellen Sie sich folgende Frage: „Woher kommt mein nächster Gedanke?“ Beobachten Sie dann sehr aufmerksam, was passiert. Warten Sie einfach und beobachten Sie.

Was ist passiert? Gab es eine kurze Unterbrechung in Ihrem Denken, während Sie auf den nächsten Gedanken gewartet haben? Haben Sie einen Freiraum, eine Art Lücke bemerkt zwischen der Frage und dem nächsten Gedanken? – Lesen Sie die Anleitung noch einmal und führen Sie die Übung erneut durch. Ich warte …

Da …, ist Ihnen ein kurzes Zögern in Ihrem Denken aufgefallen, eine Pause … zwischen den Gedanken? Falls Sie nach der Frage „Woher kommt mein nächster Gedanke?“ ganz aufmerksam waren, werden Sie bemerkt haben, dass Ihr Verstand darauf gewartet hat, dass etwas passiert. Die kurzzeitige Pause in Ihrem Denken rührt daher, dass der Verstand zu „entscheiden“ versucht, woran er als Nächstes denken soll. Eckhart Tolle sagt, das sei etwa so wie bei einer Katze, die ein Mauseloch beobachte: Sie waren hellwach, warteten, aber in dieser Lücke waren keine Gedanken da. Bitte führen Sie diese Übung noch einige Male durch und achten Sie auf die Lücke, den Raum zwischen den Gedanken. Diese Lücke mag sehr kurz sein, aber sie ist da. In dem Maße, wie Sie dieser „Denk-Pause“ gewahr werden, wird sie sich erweitern, vertiefen, verlängern.

Sie haben diese Lücke vorher schon oft erlebt, aber ich wette, Sie haben nie sonderlich darauf geachtet. Wenn Ihr Verstand das „Ich“ ist, interessiert er sich nicht für Stille. In bestimmter Hinsicht betrachtet er Stille als kontraproduktiv. Der Verstand verabscheut ein Vakuum. Bestenfalls erachtet er die Lücke als Ärgernis oder Störung, als etwas, was es zu füllen gilt.

Ist es den meisten von uns nicht ein wenig peinlich oder sind wir nicht verunsichert, wenn uns etwas, was wir sagen wollten, nicht mehr einfällt? Das Wort oder der Gedanke liegen uns auf der Zunge, doch so sehr wir uns auch bemühen, wir bekommen die Antwort nicht heraus. Je mehr wir uns anstrengen, desto stärker sind wir blockiert … Wann kommt die Antwort? Sie fällt uns dann ein, wenn wir unsere Gedanken nicht mehr wie verrückt voranpeitschen, sondern sie zur Ruhe kommen lassen. Sobald wir von unserem Bemühen ablassen und ruhig werden oder an etwas anderes denken, strömen uns die Worte aus dem Mund – sozusagen wie aus der Pistole geschossen. Diese „widerspenstigen“ Worte kommen nicht aus dem aktiven Verstand, sie kommen aus den Tiefen des stillen Selbst.

Damit meine ich Folgendes: Wenn jemand Sie nach Ihrem Namen fragt, antworten Sie, ohne zu zögern. Die Antwort kommt sicher und automatisch. Werden Sie aber im Laufe des Tages nach Ihrem Frühstück gefragt, kommt es zu einer kleinen Lücke in Ihrem Denken, während Ihr Verstand die Antwort sucht. Ist die Frage schwieriger, dann braucht der Verstand länger für die Antwort. Das heißt, der Verstand wartet auf die Antwort, die aus dieser Stille heraus Form annimmt. Der Verstand selbst bringt also nicht die Antworten hervor. Er bringt gar nichts hervor. Er gibt nur wieder, was im Selbst erschaffen wird. Für den Verstand ist das eine bittere Pille, die er da zu schlucken hat, denn er ist in die Illusion verliebt, er sei der Schöpfer.

Unser Verstand – immer bestrebt, die Antwort parat zu haben – wird ungeduldig bei dem, was ihm als Zeitverschwendung erscheint. Unsere ständige Denkaktivität ist wie eine Nebelwand, die die Tatsache zu vertuschen sucht, dass Schöpfung, der schöpferische, kreative Akt oder Moment, aus der Stille kommt und nicht aus der Aktivität. Der Verstand will nach der Antwort greifen und damit noch stärker dirigieren und kontrollieren. Der in diesem Sinne unachtsame Verstand ist unnütz und richtet eher Schaden an.

Wenn Sie Ihren Verstand fragen: „Woher kommt mein nächster Gedanke?“, ist er gezwungen, innezuhalten und achtsam zu sein. Von seinem Wesen her neigt er dazu, sich den ersten auftauchenden Gedanken zu schnappen und damit davonzusausen. Doch falls Sie dieser Neigung, „produktiv“ zu sein, widerstehen und genau hinschauen, woher Ihr nächster Gedanke wirklich kommt, werden Sie mit einem kurzen Blick auf Ihr Selbst belohnt, mit einer erfrischenden Pause. Sie haben dann die Antwort gefunden auf die Frage: „Was wollen Sie?“ Es ist die Antwort auf Ihre Ausgangsfrage: „Was ist mein tiefster Wunsch?“ Die Keimzelle aller anderen Wünsche und gleichzeitig die Pein des ewig rastlosen Verstandes ist diese tiefe Sehnsucht, das eigene Selbst zu kennen.

Da Sie nun wissen, woher die Gedanken kommen, empfehle ich Ihnen, diese einfache Erfahrung einmal pro Stunde jeweils eine Minute lang durchzuführen. Nehmen Sie sich einmal stündlich irgendwann eine Minute Zeit und halten Sie Ihr Denken an. (Falls Ihnen das nicht möglich ist, machen Sie die Übung nur dann, wenn Sie können, und dafür länger: etwa fünf oder zehn oder sogar zwanzig Minuten lang. Allerdings sind kürzere und häufigere „Besuche“ bei Ihrem Selbst für unseren Zweck günstiger.)

Kämpfen Sie nicht dagegen an, wenn sich andere Gedanken aufdrängen. Die werden immer auftauchen, weil es nun einmal das Wesen des Verstandes ist, zu denken. Stellen Sie einfach mit vollständigem Gewahrsein immer wieder die besagte Frage, bis die Zeit um ist. Bleiben Sie dran, Sie werden es nicht bereuen. Anfangs werden Sie wahrscheinlich Ihre Augen schließen müssen, doch recht schnell werden Sie die Frage mit offenen Augen stellen können. Und schon bald werden Sie diese Erfahrung machen können, während Sie Auto fahren, sich mit einer Nachbarin unterhalten oder sich am Arbeitsplatz einem dringenden Projekt widmen. Es wird nicht lange dauern, bis Sie feststellen, wie sehr diese harmlose Erfahrung Ihr Leben verändern kann. Sie brauchen nicht mehr zu tun, als regelmäßig die Lücke zwischen Ihren Gedanken zu beobachten; für den Rest ist gesorgt. Sie werden entspannter, kreativer, energiegeladener und freundlicher sein. Nach wenigen Tagen werden Sie ein Gefühl tieferen Friedens wahrnehmen. Nach einigen weiteren Tagen wird die Erfahrung sich mühelos einstellen. Sobald das der Fall ist, ist es wichtig, die eine Minute pro Stunde beizubehalten und die spontanen Besuche Ihres Selbst als Segen zu betrachten. Nach einer gewissen Zeit werden Sie Momentum erreichen, also an den Punkt kommen, dass der Friede von selbst wieder eintritt, wenn er weg war. Nun brauchen Sie sich nur noch zurückzulehnen und die Reise zu genießen.

Rückblickend fasse ich kurz zusammen:

Wenn wir das Selbst vergessen, vergessen wir, dass die Gedanken aus dem „ICH BIN“ erschaffen werden. Sobald das geschieht, identifizieren wir uns mit unseren Gedanken und Gefühlen. In der Aussage „Ich bin wütend“ identifizieren wir uns mit der Wut. Dann sind wir dem verhaftet, was die Wut mit sich bringt: Verletzung, Frustration, Rache … Von hier ist es nur ein kleiner Schritt in einen massiven Ringkampf mit unseren Gedanken und Gefühlen. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Das Problem ist, dass wir glauben, unser Verstand zu sein; damit kommen wir in große Schwierigkeiten.

Das Selbst bringt den Verstand hervor, nicht umgekehrt. Ihr Selbst hat die Intelligenz. Ihr Verstand ist nur ein Werkzeug, das Sie nutzen, um Dinge auszuführen. Solange das Selbst den Verstand nicht anleitet und überwacht, funktioniert der Verstand „auf Autopilot“. Er meint zu wissen, was er tut, doch das ist nur eine Illusion.

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