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1. Wer bin ich?
„Ich pin wassich pin.“
Popeye, der Seemann

Ich habe mich nie ganz auf das Erwachsensein eingelassen. Ich erinnere mich, wie selig ich mit einem Stock auf der Erde malte oder den schneeweißen Wolken zuschaute, die bedächtig am tiefblauen Himmel entlangzogen; oder wie ich staunend verfolgte, wie ein Trautropfen mit jedem einfühlsamen Windstoß darum rang, sich aus einem Spinnennetz zu befreien. Kinder schauen wie Heilige.

Kindheit und Erwachsenenalter sollten nicht miteinander auf Kriegsfuß stehen, das habe ich schon immer so empfunden. Das war mein Gefühl als Kind, als ich mich auf das Erwachsensein vorbereitete. Die meisten von uns kapitulieren bekanntlich. Und dann vergessen wir. Wir lassen uns von dem Zuwachs an Macht verführen, der mit dem Erwachsenwerden verbunden ist.

Ich bin aus dem Spiel ausgestiegen

Meine Kindheit verbrachte ich nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan. Mit zehn Jahren erkannte ich erstmals den Widerstreit zwischen der Unbefangenheit des Seins und der Berechenbarkeit des Kontrollierens. Die Situation war folgende:

Ich hatte mit der Sportart Judo angefangen. Jeden Abend brach ich gleich nach dem Abendessen zum Dojo auf; meinen zusammengerollten Judoanzug trug ich am braunen Gürtel über der Schulter. Ich ging an kleinen, schwach beleuchteten Häusern vorbei, die in den schmalen, gewundenen Straßen von Yokohama eng an eng standen, wie Nachbarn, die über den hinteren Gartenzaun den letzten Klatsch aufschnappten, bevor die Dunkelheit Stille gemahnte. Aus Hibachi-Öfen, in denen Holz verbrannt wurde, durchzogen dünne, graue Rauchschwaden wie Geisterschlangen die ruhige Luft. Erst regten sie sich nicht, dann atmeten sie in der Dunkelheit und verschwanden langsam durch die Holzschindeldächer. Bald darauf pflegte der Soba-Mann zu kommen. Wie ein im ruhigen Wasser ausgeworfenes Fischernetz drang der gefühlvolle Ruf des Nudelverkäufers („Sooobaaaa“) in die Häuser und zog dadurch die Gedanken der Bewohner auf sich wie das Fischernetz silberne Fische.

Ich bog dann von der Straße ab in einen der zahlreichen verschlungenen Fußwege, die die Häuser voneinander trennten. Nur noch wenige Schritte und ich stieß auf einen Hof mit Gärtchen und auf das Haus, in dem ich bei meinem Meister Judo lernte.

Der Meister war damals weltweit einer von nur vier Trägern des Schwarzgurtes 10. Dan, der höchsten Auszeichnung in dieser Sportart. Ich spürte es zwar, erfuhr aber erst später, dass er auch von Frieden beseelt war. Er redete nicht viel, doch wenn er etwas sagte, drang sein Friede tiefer ein als seine Gedanken.

Mein Friede hingegen war im Schwinden begriffen. Ich bereitete mich ja auf das Erwachsensein vor. Als Amerikaner war ich körperlich größer als die meisten meiner japanischen Trainingspartner. Statt durch Technik bezwang ich meine Gegner lieber mit Gewalt. Eines Abends stellte der Meister mich buchstäblich groß heraus, als den Stärksten in diesem Kurs, er jubelte mich geradezu hoch. An diesem Tag sollte ich gegen einen Jungen antreten, der mir gerade mal bis zum Nabel ging. Erfüllt vom jüngsten Lob des Meisters, war ich mir des Ausgangs gewiss. Ich erinnere mich noch heute an meine Vision, wie ich diesen Kampf gewinnen würde: Ich plante, eine komplizierte und recht exotische Bewegung auszuführen und diese halbe Portion durch das Fenster aus Papier in den Hof zu befördern. Doch zu meinem Glück kam es ganz anders, als ich geplant hatte. Das ist eine schmerzliche Geschichte, deshalb fasse ich mich kurz:

Mein wendiger kleiner Gegner weigerte sich immer wieder, den Kurs vorzeitig durch das Seitenfenster zu verlassen – ja, er machte ein „Gegenangebot“, das ich nicht „abschlagen“ konnte. Ich erinnere mich, an diesem Abend einige Male die Decke angeschaut zu haben. Das hatte ich ursprünglich zwar keineswegs im Sinn, doch irgendwie gewöhnte ich mich an die Vorstellung. Ich glaube, die Vertreter der Verhaltenstherapie nennen so etwas „Neukonditionierung“. Mein Rücken und die Matte, die sich bisher recht fremd waren, wurden gute Freunde. Obwohl der Kampf wahrscheinlich nur zehn Minuten dauerte, kamen mir diese wie zehn Stunden vor. Alle Anwesenden im Dojo verkniffen sich taktvoll ein Lächeln, während der Tsunami-Teufel – wie ich ihn nannte – und ich uns verbeugten und so den Kampf beendeten. Um Salz in meine frischen Wunden zu streuen, teilte mir einer der anderen Schüler mit, der Junge sei erst sechs Jahre alt. Ich habe ihn nie vorher und nie mehr nachher im Dojo gesehen. Meiner Meinung nach war er ein unter Vortäuschung geringen Könnens eingeschleuster Judoka, sozusagen inkognito in einen Wettkampf eingeschmuggelt. Ich bin sicher, seine einzige Aufgabe bestand darin, die Runde durch verschiedene Dojos zu machen und aufgeblähte Egos im Judoanzug zurechtzustutzen.

Am nächsten Abend – ich hatte schon erwogen, gar nicht ins Dojo zu gehen – zeigte uns der Meister das Belly Water System. Das ist eine „Geist-ist-stärker-als-Materie“-Technik, die die Körperkraft erhöht, indem sie den Geist beruhigt. Als ich die Technik praktizierte, flossen Wut und Demütigung, die ich seit dem Abend zuvor in mir getragen hatte, aus mir heraus wie Wasser aus einem zerbrochenen Gefäß. Ich war leer. An ihre Stelle trat eine ruhige Präsenz oder Gegenwärtigkeit, die mein Tun nur zu beobachten schien. Ich hatte mich wieder mit meinem Selbst vereinigt. In dieser Gegenwärtigkeit war ich sicher, vollkommen. Ich empfand eine Art unerschütterlichen Friedens, der nirgendwo anders herkommt. Wegen des Kontrastes erinnere ich mich so deutlich daran. Erst war ich wütend und frustriert und dann war ich von einer ruhigen, inneren Stärke umgeben – innerhalb weniger Sekunden. Rückblickend bin ich sicher: Der Meister hatte das alles geplant.

Dieser Friede hob sich noch aus einem anderen Grund in meinem Geist deutlich ab. Bis dahin hatte ich ihn noch nicht oft erlebt. Das Wunder des Lebens begann in meinen Augen zu verblassen. Ich war schon dabei, dem Versprechen nachzugeben, wonach Macht durch schiere Kraft und Gewalt zu erreichen sei. Meine Eltern, meine Lehrer, ja sogar meine gleichaltrigen Kameraden brachten mir bei: Wenn ich erreichen will, was ich mir wünsche oder was sie sich für mich wünschen, dann muss ich sehr selbstdiszipliniert sein, viel Willenskraft aufbringen und hart arbeiten. Das Haar in der Suppe war, dass ich gerade erst die friedliche Kraft der Kindheit wiederentdeckt hatte und dass sie mir gefiel. Einerseits zwickte mich eine spielerische Gegenwärtigkeit in die Fersen. Andererseits wurde mir immer wieder versichert, ich würde mehr Erfolg haben, als ich mir in meinen kühnsten Träumen ausmalen könne, wenn ich nur lernte, mich selbst und mein Umfeld zu steuern und zu kontrollieren.

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit ich damals in diesem Dojo in Yokohama den Frieden wiederentdeckte. Ich habe gelernt, meine Umgebung zu kontrollieren, doch nicht so, wie mich meine Lehrer ermuntert hatten. Jetzt lasse ich das mein Selbst für mich machen. Ich bin aus dem Spiel ausgestiegen.

Erwachen

Friede ist, wie ich entdeckt habe, eine Begleiterscheinung. Er resultiert weder aus einer Erkenntnis noch aus einer Anstrengung. Meist kommt er insgesamt zu selten und immer unvorhergesehen, also wenn man nicht nach ihm sucht – das heißt: wenn man nicht weiß, wie man danach suchen soll. Das Geheimnis, wie man inneren Frieden findet, werden wir in diesem Buch lüften. Der Suche nach diesem Frieden habe ich mein Erwachsenenleben gewidmet. Ich verbrachte viele Jahre in stiller Meditation; ich zog mich buchstäblich auf Berggipfel in exotischen fernen Ländern zurück. Mehrere Stunden eines „normalen“ Tages brachte ich damit zu, zu meditieren und den Frieden zu finden und aufrechtzuerhalten. Nach 35 Jahren hingebungsvoller „spiritueller“ Arbeit war ich dem anhaltenden inneren Frieden keinen Schritt näher als zu Beginn meines Weges. Mutlos und frustriert gab ich die Sache auf. Ich gab alles auf, was mein Leben ausgemacht hatte, und fand an seiner Stelle nur Öde. Auch dort war kein Friede zu finden. Einen letzten winzigen Hoffnungsschimmer hatte ich noch.

Als ich eines Tages in Flint (Michigan) im Café einer Buchhandlung saß und in einen Styroporbecher mit Grüntee starrte, erlosch auch dieser. Danach bewegte sich nichts. Das Universum hatte aufgehört, zu atmen. In dieser Stille war, kaum wahrnehmbar, ein winziger Punkt des Friedens. Als dieser mein Gewahrsein auf sich zog, fühlte ich mich wie Alice, die in den Kaninchenbau fiel. Im Fallen wurde ich kleiner, wie ein Kieselstein, den man von einer hohen Brücke wirft. Unmittelbar vor meinem Ende gab es eine Explosion, die sich anfühlte wie der Urknall, außer dass statt Feuer und Steinen Friede da war. Die Wucht der Explosion erfüllte mein Universum mit einem unerschütterlichen Frieden. Eine Quantum-Entrainment-Erfahrung.

Während ich so am Tisch saß, brach die Sonne durch die Wolken hindurch und wärmte meinen Rücken; die Gespräche der Gäste erfüllten das Café und es lief eine Jazz-CD. Ich saß still da, meine Tasse lauwarmen Tees mit den Händen umfassend. Alles war genau wie vorher, nur war der Raum jetzt von einem klaren und strahlenden Licht erfüllt, dem Gesicht des Friedens. Wie sich das gesamte Universum in dieses kleine Café hinein ergossen hatte, in dem schon Menschen und Bücher zuhauf waren, kann ich nicht sagen. Doch es war da und niemand bemerkte es. Galaxien und der Stoff der Schöpfung durchdrangen mühelos unsere Körper, auch das nahm niemand wahr. Mein Atem rührte sich nicht, aber Tränen liefen mir das Gesicht hinunter und tropften links und rechts neben der Tasse auf den Tisch. Kurz begegnete vom Nachbartisch her eine junge Studentin meinem Blick, dann wandte sie sich rasch ab.

Wie auf einen unsichtbaren Hinweis hin schrumpfte mein Bewusstsein zu einer winzigen Vertiefung in einer schimmernden Energieexplosion und wurde kleiner als das kleinste subatomare Teilchen. Ich sah zu, wie Wolken reiner Energie erstarrten und sich anderen Wolken annäherten. Aus diesen formlosen Nebeln tauchten die lebenden Seelen von Bäumen und Meeren und der fruchtbaren Erde auf, nur um sich wieder in formlose Energie aufzulösen. Ich war überall, größer als das Größte und kleiner als das Kleinste.

Als diese wirbelnden Energien der Schöpfung wieder schwächer wurden, fand ich mich in der alltäglichen Gegenwart wieder, die wir selbstsicher die „reale Welt“ nennen. Augenblicklich kehrte der Geruch von Kaffee und getoasteten Bagels in mein Gewahrsein zurück. Der war alles andere als alltäglich und profan. Meine Tränen trockneten, ich sah wieder klarer. Alles erschien frisch und sauber und von innen her zu leuchten. Auch hier war jede Form Energie. Doch tief in den zartesten Energieformen war noch etwas versteckt. Es war nicht erkennbar, doch ich war mir seiner bewusst. Es war intelligent und gewahr. Vor allem aber war es mitfühlend – nein, „Es“ war Mitgefühl. Und irgendwie war ich „Es“.

Momentum

Der intensive Zustand von innerem Frieden und Glückseligkeit hielt ungefähr fünf Wochen an. Wenn ich meinen Alltagspflichten nachging, stellte ich fest, dass sich eine Art von Mühelosigkeit in meine gewohnten Abläufe eingeschlichen hatte. Ab und zu fühlte ich mich von den Dingen getrennt, als ob der innere Friede mich über das Getöse hinausgehoben hätte, und dennoch war ich so sehr Teil von allem Erschaffenen, dass ich eins damit war. Ich glaube nicht, dass diese Transformation für meine Familienangehörigen oder Freunde wahrnehmbar war. Sie war ebenso subtil wie tiefgreifend. Auch denke ich nicht, dass die Intensität stark nachließ, vielmehr integrierte ich die Erfahrung. Ich gewöhnte mich daran und alles erschien mir normal, wie vorher – außer einem Punkt: Da war etwas so wunderbar Feines, Delikates, Erquickliches und gleichzeitig völlig Normales, dass ich dieses Buch schrieb, um Ihnen davon zu berichten.

Seit diesem Tag brauche ich nicht mehr nach innerem Frieden zu suchen. Sicher, gelegentlich „verliere“ ich ihn, manchmal auch für einen großen Teil des Tages, mitunter noch länger. Doch er kommt immer wieder zurück – und zwar, ohne dass ich mich anzustrengen brauche. Der innere Friede findet zu mir zurück, wie ein Kind zu seiner Mutter läuft, wenn es zu lange von ihr weg war. Wir umarmen einander wie Eltern und Kind und machen gemeinsam weiter und kümmern uns dabei nicht sonderlich um die Härten des Lebens.

Ich bezeichne es als „Momentum“ [Eigendynamik, Kraftimpuls], wenn der Friede sich spontan wieder einstellt. Momentum besagt: Kampf und Frustration, Sorge und Unzufriedenheit lassen nach und haben Sie weniger fest im Griff. Negative Kräfte werden zu harmlosen Gespenstern, denn sie hungern nach chaotischen Emotionen, die sie aufrechterhalten. Wenn wir aufgebracht, verstimmt oder durcheinander sind, können wir tage- oder monatelang, ja sogar jahrelang in diesem Zustand bleiben. Dann kreist der Verstand nur noch um das Problem, käut das verletzende Ereignis wieder und probt Szenarien an Ihrem mentalen Gerichtshof. Ihr Geist wird vollständig von Gedanken vereinnahmt; die Zartheit, die jeder Moment mit sich bringt, entgeht ihm völlig. Im Grunde braucht das unkontrollierte Denken gar kein plötzliches Ereignis, um den Geist von diesem Moment wegzulocken: Sind Sie schon einmal an Ihren Arbeitsplatz gefahren und haben sich nachher an fast nichts mehr erinnert, was Sie auf der Fahrt gesehen haben? Ihr Verstand war anderweitig beschäftigt, während Ihr Körper und Ihr Auto ihn zur Arbeit fuhren. Sie mögen einwenden, auf Ihrem Weg zur Arbeit gebe es ohnehin nichts Bemerkenswertes – doch darum geht es nicht. Außerdem lägen Sie damit falsch. Dieses übliche Bewusstsein ist ein Problem. Genauer gesagt ist es ein Anzeichen dafür, dass auf einer tieferen Ebene etwas nicht stimmt.

Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben:

• Erstens wollte ich Ihr Interesse daran wecken, den inneren Frieden in Ihnen selbst zu finden. Sie stehen vor einer einfachen Wahl: Frieden oder Probleme. Letztlich ist das Ihre einzige Wahl.

• Zweitens würde ich Sie gern wissen lassen, wie einfach es ist, im Frieden zu sein. Sie brauchen nicht Ihr Leben darauf zu verwenden, ihn zu finden (wie ich es getan habe). Im Grunde würden Sie damit hundertprozentig sicherstellen, dass Sie keinen Frieden finden. Ich würde Sie gern am eigenen Leib erleben lassen, wie innerer Friede Probleme beseitigt, weil er Ihnen gestattet, die Fülle und Schönheit zu genießen, die Ihr Leben ausmachen.

• Und drittens möchte ich, dass Sie „Momentum“ erreichen. Wenn in Ihrem Leben dauerhaft und mühelos Friede herrscht, ist meine Arbeit vollbracht.

Bevor wir tatsächlich Frieden erleben, wollen wir uns zwei Fragen anschauen, die es zu beantworten gilt:

Was wollen oder wünschen Sie?

Auf den ersten Blick kommt die Frage „Was wollen Sie?“ ganz arglos daher. Sich etwas zu wünschen, etwas zu wollen, das passiert automatisch. Es erscheint wirklich recht einfach. Ein Wunsch taucht auf und Sie wollen den Gegenstand dieses Verlangens, dieses Wunsches. Wenn Sie Hunger haben, wollen Sie etwas zu essen. Wenn Sie sich einsam fühlen, wünschen Sie sich Gesellschaft. Doch woher kommen diese Wünsche? Manche rühren von körperlichen oder psychischen Bedürfnissen her, etwa Durst oder Liebe. Andere scheinen an kein besonderes Bedürfnis geknüpft zu sein. Sie wünschen sich beispielsweise das rote Sportcabriolet statt der praktischeren Familienlimousine. Oder wie sieht es aus mit dem Wunsch nach einem knackigen Po, während Ihr derzeitiger doch völlig „funktionstüchtig“ ist? Was löst dieses Verlangen aus, sich etwas zu wünschen, ohne es zu brauchen, das einen so aus dem Gleichgewicht bringen kann und das letztlich so zerstörerisch ist?

Falls Sie sich die Zeit nehmen, diese einfache Frage mit mir zu beantworten, verspreche ich Ihnen: Ihr Leben wird sich nicht nur ein wenig verändern, sondern wahrhaftig tiefgreifend. Unmittelbar hinter Ihren Gedanken werden Sie eine verborgene Welt entdecken. Das ist keine Schattenwelt oder eine Widerspiegelung anderer Reiche, die Sie bereits kennen. Die Welt unter der Frage ist tief, umfassend und rein. Es ist die Welt, aus der Ihr derzeitiges Leben Atem holt, die letztendliche Antwort auf die Frage: „Was wollen Sie?“

Dieses Buch kann Ihnen viele faszinierende Türen öffnen, doch letzten Endes gibt es nur eine Tür, durch die Sie hindurchgehen müssen. Es ist nicht notwendig, über diese einzige Erkenntnis hinauszublicken. Vielleicht brauchen Sie eine gewisse Vorbereitung, bevor Sie diese Tür durchschreiten können, doch da lässt sich leicht Abhilfe schaffen. Hier wartet eine Menge Arbeit auf Sie und noch mehr Spaß. Sie sind dabei, eine Reise anzutreten, nicht von hier nach dort, sondern sozusagen „vom Hier zum Hören“ [engl.: from here to hear]. Sie werden erkennen, dass Sie nirgendwo hinzugehen brauchen, um vollkommen zu sein. Ebenso wenig brauchen Sie etwas dafür zu tun! Treffender stellt man sich diese Reise als ein Erweitern vor, als ein Öffnen der Wahrnehmung, das mit der Erkenntnis endet, dass das Leben bereits vollkommen ist.

Falls Ihnen diese Aussage abstrus oder unglaublich erscheint, dann bereiten Sie sich auf eine wilde Fahrt vor. Kommen Sie mit mir und Sie werden selbst das bemerkenswerte Leben kennenlernen, das Ihnen bisher entgangen ist. Sie entdecken die Wissenschaft des Sehens und die Kunst des Seins. In der Natur gibt es keine Probleme. Wenn ein Mensch seine wahre Natur, sein wahres Wesen erkennt, dann lösen Probleme sich auf, so, wie die Sonne in ein ruhiges Meer zu versinken scheint.

Zu Anfang lade ich Sie ein, genau so zu lernen, wie Sie schon Ihr ganzes Leben lang gelernt haben: linear und zielorientiert. Im Allgemeinen neigen wir dazu, die Dinge zu manipulieren; damit kontrollieren wir unsere Umgebung in gewissem Maß. Das ist normal, aber nicht natürlich – und es birgt Gefahren. Es gibt noch eine umfassendere Art und Weise zu leben, die das zielorientierte Verhalten mit einschließt, es aber in seinen Möglichkeiten weit übersteigt. Sie kommt nicht vom Verstand, sondern von jenseits davon und ist zwar schwer zu erklären, doch leicht zu erfahren, sobald man die richtigen Regeln anwendet. Die Kunst des „Seins“ wird automatisch aufblühen, während Sie in diesem Buch weiterlesen. Das werden Sie an der Leichtigkeit und der Freude merken, die nach und nach Ihren Alltag durchdringen. Die Zeit vergeht wie von selbst und die Probleme lockern ihren Griff. Sie werden sogar die alltäglichsten Erfahrungen bisweilen so sehr wertschätzen, dass Dankbarkeit und Freude Sie erfüllen, ja überwältigen. Wie ein Kind, das in die Welt verliebt ist, werden Sie die Welt mit den Augen der Unbefangenheit und Unschuld betrachten.

Ihre Erfahrung wird immer mit Ihrem Erkennen Schritt halten; dadurch wird Ihre Kenntnis vollständig. Ein Beispiel: Wenn ich Ihnen den Gedanken vorstelle, dass der innere Friede zwischen Ihren Gedanken zu finden ist, dann ist es nur recht und billig, dass ich Ihnen auch zeige, wie Sie diesen inneren Frieden selbst erleben können. Sie brauchen keine meiner Aussagen einfach zu glauben. Wenn Sie die Übungen durchführen, können Sie mir aufgrund Ihrer eigenen Erfahrung zustimmen oder widersprechen. Da wir schon bei dem Thema dieser vorgesehenen Übungen sind, die ich „Erfahrungen“ nenne [im Sinne von Selbsterfahrung, Anm. d.Verlags], mag es nützen, schon einmal im Voraus zu betrachten, was Sie da im Verlauf des Buches so erwartet.

In der ersten Erfahrung lernen Sie, Ihr Denken anzuhalten. Diese Erfahrung will veranschaulichen, dass Sie nicht Ihre Gedanken sind.Sie existieren auch dann, wenn Ihr Verstand ruhig ist. Diese Erfahrung soll zwar diesen einen Punkt demonstrieren, doch sie erfüllt auch noch einen anderen Zweck. Falls Sie nur diese erste Übung praktizieren (– machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie bereits versucht haben, Ihren Verstand von Gedanken zu befreien, und es nicht geschafft haben; diesmal wird es Ihnen keine Mühe bereiten …), dann werden Sie energievoller und gesünder sein und mehr Vertrautheit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden genießen. Und das ist nur die erste Selbsterfahrungsübung. Es folgen sieben weitere, die Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Immunsystem stärken, stressbedingte Beschwerden wie Verdauungsprobleme und Bluthochdruck verringern oder Ihr Energieniveau und Ihre geistige Klarheit steigern können. Noch wichtiger aber ist: Sie lernen, körperliche und emotionale Schmerzen sowie die Angst vor dem Tod zu überwinden; und Sie lernen, Probleme endlich auszuräumen.

Wenn diese Nachricht Sie begeistert, dann halten Sie Ihren Hut, Ihre Kappe gut fest. Schmerzen zu überwinden und Probleme auszuräumen ist nur Zeitvertreib. Täuschen Sie sich nicht: Diese Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert, um spezifische Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie aber die Meisterschaft des Lebens anstreben, dann müssen Sie vom Tun Abstand nehmen und das Sein lernen. Und genau das will ich Ihnen sagen. Das ist der Grundtenor dieses Buches: Sein ist wirkungsvoller als Tun. Wenn Sie die höchste Freude und den tiefsten Frieden erlangen wollen, die dieses Leben zu bieten hat, dann können Sie nichts tun, um sie zu erlangen. Die Ganzheit des Lebens liegt jenseits seiner Teile. Ganz egal, wie viel Geld, Macht oder Freunde wir haben – wir können nie genug bekommen, um ganz und gar glücklich zu sein. Dafür brauchen wir inneren Frieden. Wenn wir neue Fertigkeiten erlernen oder neue Beziehungen eingehen, dann tun wir das in der Vorstellung, unsere Umgebung stärker zu kontrollieren. In unserem Denken setzen wir mehr Kontrolle mit einem größeren Glücksgefühl gleich. Irgendwo tief im Inneren hoffen wir, dauerhaft glücklich zu sein, wenn wir unsere Welt nur ausreichend kontrollieren können. Dieser Irrglaube ist gefährlich und in diesem Buch geht es großenteils darum, diese Illusion aufzulösen. Es hat noch nie funktioniert, einzelne Teile zu kontrollieren in dem Bemühen, das Ganze zu kontrollieren. Kennen Sie jemanden, der immer glücklich ist? – Nein? Damit ist wohl (fast) alles gesagt …

Was bedeutet das überhaupt, glücklich sein? Streben wir wirklich danach, glücklich zu sein, oder ist auch das eine Täuschung? Darauf gehe ich später noch genauer ein; für den Moment ist wichtig zu wissen, dass das Glücksgefühl nicht das ist, was wir letztendlich wollen. Es ist nicht unser tiefster Wunsch. Glücksempfinden ist Teil des Problems, nicht das Heilmittel. Glücksempfinden ist – wie jener rote Sportwagen – etwas, was Sie begehren, aber es ist nicht das, wessen Sie wirklich bedürfen. Sie werden noch sehen: Egal, wie gut es Ihnen gelingt, Glück zu finden – es wird Ihnen nicht das bescheren, was Sie wirklich brauchen. Glück hängt von äußeren Umständen ab. Wenn sich die Umstände an Ihrer Glücksdefinition orientieren, dann sind Sie glücklich. Wenn sie das nicht vollständig tun, sind Sie weniger glücklich. Und Sie sind unglücklich, wenn die Dinge so gar nicht nach Ihrem Kopf gehen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie umso weniger glücklich sind, je mehr Sie sich am Glück festklammern? Warum ist das so? Warum sind Glücksgefühle so flüchtig?

Wir sind glücklich, wenn die Dinge gut laufen. Doch wie oft entsprechen die Ereignisse unseren Erwartungen? Wenn wir auf unser ganzes Leben zurückblicken, erkennen wir leicht, dass die Zeiten, in denen wir wirklich glücklich waren, nur kurzfristige Höhepunkte darstellten. Diese kurzen Glücksgipfel sind eingebettet in die monotonen Tiefebenen des gewöhnlichen Lebens. Freilich hegen wir das zarte Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn wir ein Glücksempfinden erhaschen können, wie kurz es auch sein mag. Es wird zu einer Art Zusicherung, dass mit uns im Grunde alles in Ordnung ist und dass die Dinge sogar noch besser werden. Doch über dieses unsichere Gefühl von Zufriedenheit blicken wir fast nie hinaus, weil wir uns vor den unbekannten Kräften fürchten, die sich tiefer in unserem Geist zusammenbrauen, gleich hinter dem Licht. Wenn wir das täten, würden wir diese fragile Illusion ins Wanken bringen, die wir so angestrengt aufrechterhalten. Glücklicherweise brauchen wir nicht immer in diesen trüben Gewässern zu schwimmen.

In seiner Unbeständigkeit ist das Glück ein hervorragender Lehrmeister. Ich fürchte jedoch, wir waren bisher schlechte Schüler. Wir sind im Unterricht eingeschlafen. Diese einzelne Stunde wird ständig wiederholt. Noch immer verschlafen wir selig unser Leben, während sich etwas Speichel in unseren Mundwinkeln sammelt. Wachen wir allerdings auf, dann erkennen wir, dass es nur folgende Lektion zu lernen gilt:

Sein bedeutet Freiheit. Tun, ohne zuerst zu sein, bedeutet Unfreiheit. Sein ist der einfache Akt des Nicht-Handelns. Nicht-Handeln bedeutet: Wir werden erst der reinen Bewusstheit gewahr und beobachten dann, wie unsere Welt durch das Selbst erschaffen wird. Das Selbst zu kennen löst ganz mühelos Probleme auf und das Leiden, das sie mit sich bringen. Die Ergebnisse sind ein innerer Friede und ein Wohlstand, die unsere Träume weit übersteigen.

Innerer Friede stellt sich immer dann ein, wenn wir der reinen Bewusstheit gewahr sind. Sie mögen einwenden: „Ich bin schon gewahr.“ Das stimmt auch. Sie sind gewahr, dass Sie dieses denken und jenes tun. Aber sind Sie der reinen Bewusstheit gewahr? Alles Erschaffene kommt aus dem reinen Gewahrsein. Das erste erschaffene Ding, das erste Schimmern der Individualität, das aus dem reinen Gewahrsein geboren wird, ist das Selbst. Sind Sie Ihres Selbst gewahr? „Natürlich“, antworten Sie entrüstet, „ich bin gewahr, dass ich dieses Buch lese. Ich bin auch meines Körpers gewahr und dass ich einen Job und eine Familie habe.“ Diese Dinge machen das aus, was ich das „Ich“ nenne. Es sind die Besonderheiten Ihres persönlichen Lebens. Aber Ihr Selbst ist keineswegs das Gleiche. Wie Sie sehen werden, ist Ihr Selbst unbeschreiblich und unzerstörbar. Ihres Selbst gewahr zu sein, das bringt ein Element der Unzerstörbarkeit in Ihre Existenz. Wenn Sie unzerstörbar sind, verschwindet jeglicher Anlass zur Sorge und innerer Friede breitet sich aus. So einfach ist das. Wenn Sie Ihres Selbst gewahr werden, muss das zu innerem Frieden führen. Innerer Friede ist eine Begleiterscheinung eines Lebens frei von Problemen – aber er ist noch viel, viel mehr.

Bei Ihrer weiteren Lektüre dieses Buches wird eine erstaunliche Veränderung in Ihnen stattfinden. Zunächst wollen Sie vielleicht lernen, wie Sie insbesondere störende Emotionen oder Ihre Angst vor dem Tod lindern können. Das unterstütze ich, zumindest anfangs. Diese Art des Lernens entspricht dem Führen eines Kampfes. Der Angriffsplan lautet: das Problem mit Wissen und einer Technik in den Griff bekommen. Es ist nichts verkehrt daran, eine bestimmte Methode anzuwenden, um eine Art von Herausforderung auszuräumen, doch glauben Sie nicht, Sie könnten je genug wissen oder tun, um frei von Problemen oder in Frieden frei zu sein. Vielleicht verstehen Sie inneren Frieden nicht umfassend genug oder er liegt Ihnen nicht am Herzen, falls Sie ihn verstehen. Wie dem auch sei, das spielt keine Rolle. Diese Reise ist sehr persönlich, nur Sie können sie unternehmen. Ich habe keine Pläne für Sie. Ich habe eine Art Lebensstil entdeckt, der das „normale“ Leben mit einschließt, es aber unglaublich bereichert. Meine Absicht ist es, mich mit Ihnen dort zu treffen, wo Sie sich wohlfühlen. Es gibt zwar nur eine Tür, doch zu ihr führen viele Wege. Ich nähere mich dieser einzigen Lektion aus verschiedenen Richtungen an; so können Sie entscheiden, welche Ihnen am meisten zusagt. Eine leichte Verlagerung der Wahrnehmung kann, wie ich Ihnen zeigen werde, Ihre „Kampfneigung“ reduzieren und durch eine Geschmeidigkeit ersetzen, die das Leben annimmt, statt mit ihm zu kollidieren. Nur Angst und Leiden bleiben dabei auf der Strecke. Es ist ein reines Leben, das alle führen können, sofern sie sich dafür entscheiden. Ja, Ihr tiefster Wunsch, aus dem alle anderen hervorgehen, ist der Wunsch: „Erkenne dein Selbst!“ Er ist Ausgangspunkt und letztendliches Ziel. Während Sie ein Kapitel nach dem anderen lesen, werde ich Sie immer wieder daran erinnern. Er ist nicht nur das bestimmende Motiv dieses Buches, sondern auch sozusagen die „Strömung“, die unser ganzes Leben durchzieht, die Unterströmung unseres Lebens.

Bisher habe ich viele Fragen gestellt und nur wenige Antworten angedeutet. Die Antworten folgen noch. Erst müssen wir auf einige Punkte näher eingehen, doch in Kürze werde ich Ihnen die erste „Erfahrung“ Ihres Selbst anbieten. Achten Sie darauf, diese Übungen gewissenhaft durchzuführen, damit Sie von den Erfahrungen profitieren. Ich wünsche mir, dass diese Worte für Sie lebendig werden, und das kann nur geschehen, wenn Sie auch die „Musik“ hören, für die dieser Text geschrieben wurde.

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