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Auroria und die zwei Brüder, Pyron und Azan

Auroria weinte bitterlich am Fuße der Statue ihres Verlobten Hyrus, langte mit ihren Händen nach dem kalten Stein. Die Meerhexe hatte der Meerfrau bei ihrem Gesuch eine Mahnung erteilt, darauf gerichtet, dass sie in ihrer Entschlusskraft, Hyrus zu heiraten, auch auf dessen Einsichtigkeit vertrauen könne. „Du hast dich darüber im Klaren zu befinden, ob zwischen euch – dir und Hyrus – nicht nur Liebe alleine, sondern auch ausreichend Weisheit vorhanden ist!“, so die Worte der Meerkönigin Nogard – ihre tatsächlichen Absichten geheim haltend.

Hier und jetzt hallte der gellende, kurze Entsetzensschrei Hyrus’ noch in Aurorias Ohren. Die große Königin der Meere, obwohl angeblich weise und gerecht, ward auch sehr gefürchtet – dies war es, das nun auch die vormalige Bittstellerin schmerzlich erkennen musste. Die Abenddämmerung wich jetzt geschwind der langsam einkehrenden Dunkelheit der aufziehenden Nacht. Innerlich zerrüttet saß Auroria kniend vor der Versteinerung Hyrus’ im feuchten Sand und fröstelte. Mit ihrem leichten Gewand aus Tang bekleidet, hörte Auroria, wie die Abendmöwen leise in der Ferne pfiffen, auch wie sich das Meer in seichten Wellen am Sandstrand brach, Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Erst recht jetzt, da sie die Prüfung der Meerhexe Nogard nicht bestanden hatten, würde sie nicht mehr zurückkehren können. Waren sie wirklich so einfältig gewesen?

Weiterhin versunken in Wehklagen, bemerkte Auroria nicht sofort, dass keuchend zwei Männer hinter sie getreten waren: Pyron und Azan waren von ihrem Heim, nachdem sie der Gottheiten Botschaft erhalten hatten, sofort zu der Stelle am Strand geeilt, welche ihnen Hyrus bereits vor seinem Abschied beschrieben hatte.

„Auroria?“, frug Pyron, der älteste der drei Brüder, zaghaft, vorsichtig bei der im Sand knienden Frau nach.

Diese erschrak, blickte hastig vom erstarrten Hyrus nach oben, wandte sich um. Die Brüder scheu musternd, antwortete Auroria zögernd zur Bestätigung, bevor sie ihren Mut zusammennahm und unter Tränen weiterfrug: „Ihr seid wohl die Brüder meines geliebten Hyrus?!“

Pyron und Azan hatten zuerst nicht bemerkt, dass ihr Bruder versteinert war, und so antwortete ein jeder der Meerfrau zuerst mit einem Kopfnicken, bevor ihnen dann richtig gewahr ward, was geschehen: Und klagevoller Zornesschrei verließ die Münder der beiden Brüder.

„Bei den Göttern! Das kann doch nicht wahr sein, was ist mit unserem Bruder geschehen?!“

Nicht wissend, an wen er sich in seinem Leide zu wenden hatte, setzte Azan Auroria mit dieser Frage, ohne es zu wollen, zu – Anklage schwang in seinen Worten mit. Doch Pyron legte beschwichtigend seine Hand auf seines Bruders Schulter, deutete auf Auroria und mahnte ihn an, zu schweigen.

„Ich bin mir sicher, Auroria kann nichts für den Zustand unseres Bruders. Was immer hier geschehen ist, sie wird uns mehr helfen als schaden können. Sie war die Lebensliebe Hyrus’! Was ist Euch und ihm widerfahren, werte Auroria?“

Zuerst öffnete die Meerfrau ihren Mund, um ihn wieder zu schließen, ohne etwas gesagt zu haben, dann aber, wenn auch zögerlich, begann Auroria den beiden Brüdern zu berichten, was vorgefallen war. Und wie sie mit ihrer Verbindung von vor vielen Monden anfing, ihrer gemeinsamen Liebe, da wurde es über ihre Erzählung hinweg finster, und wie die Meerfrau zu dem Bann, ihrer Prüfung und zu der großen Hexe der Meere Nogard kam, da ward es mittlerweile Nacht und sie schloss ihren Bericht mit der Versteinerung ihres geliebten Hyrus sowie der Begegnung mit ihnen, den beiden Brüdern Pyron und Azan. Hilflos und mutlos schauten sich die drei durch das Dunkel hinweg an. Am klaren Himmel über dem Meer prangte ein prachtvoller, blauer Mond. Obwohl es auch ihn an diesem späten Herbstabend fröstelte, entschied sich Pyron, seinen Mantel auszuziehen und ihn Auroria mit den Worten „Das wird euch guttun!“ über die Schultern zu legen.

„Unser Bruder ist versteinert, Euer Gemahl somit vielleicht nicht zu erreichen. Auch wir teilen Euren Schmerz, holde Maid, doch wir müssen einen Weg finden, ihn zu heilen, damit der Fluch gebrochen wird und Hyrus nicht für immer ein Fels bleibt! Ist die Meerkönigin Nogard Euren Worten nach nicht auch für ihre Weisheit bekannt? Versteht Ihr vielleicht den tieferen Sinn dieser grausamen Prüfung?“

Es war nicht nur für Auroria offensichtlich, dass Pyron sich an jeden Halm an Hoffnung zu klammern suchte, ein Empfinden, welches auch in seiner Stimme mitschwang und rauszuhören war. Doch Auroria schüttelte lediglich verbittert und traurig ihren Kopf, auch sie erfasste nicht den umfassenderen Sinn der Ereignisse: „Die Meerhexe, Königin Nogard, ist nicht dafür bekannt, dass sie in ihren Entscheidungen umzustoßen ist. Für gewöhnlich vermag niemand die wahre Absicht hinter ihren Erlässen und Befehlen zu erkennen.“

Für einen Moment lang war das Schweigen nahezu erdrückend, und für alle offensichtlich geschwächt, umrundete der Älteste mit den glatten Gesichtszügen die Steinstatue ihres Jüngsten, ergriff kurz darauf gedämpft das Wort: „Ich meine zu wissen, dass es sich bewahrheitet hat, dass es gerade in schwierigsten Situationen hilft, zum Rat der ‚Großen Sieben‘, der Gottheiten, zu beten. Lasst uns dies tun, denn jede noch so geringe Hoffnung darf nicht vertan sein! Ich glaube, wenn uns einer helfen kann, dann sicherlich nur er!“

Die aus dem Meerreich stammende Auroria war als ehemalige Vertreterin dieses Reiches ihrem Ursprung und ihrer Geschichte nach jenen, die auf dem Land leben, grundlegend verschieden und sah die Brüder in Besonnenheit an.

„Dieses Leid, das wir jetzt erleben, ist sicherlich das größte, das wir erfahren haben. Doch den Prüfungen der Gottheiten standzuhalten, birgt als Voraussetzung, dass wir diesem Leiden noch lange trotzen können müssen, bevor wir und Hyrus – und dann auch lediglich vielleicht – die gesuchte Erlösung empfangen. Manchmal, das habe ich gehört, sollen deren Prüfungen nicht zu schaffen gewesen sein.“

Doch ohne noch viele Worte zu verlieren, griffen zuerst die Brüder einander nach ihren Händen, bevor sie dann Auroria einluden, es ihnen gleichzutun, jeder mit einer seiner Hände eine der zarten Gliedmaßen der Meerfrau griff. Gemeinsam knieten sie sich zum Gebet und Pyron erhob zuerst das Wort, danach Azan mit seinen Denkerfalten, zum Schluss gefolgt von Auroria.

„Heiliger Rat der Götter und Göttinnen! Wir zitieren euch, die ‚Großen Sieben‘, bei dem Namen des Oras und der Macht des Ores, der Kraft des Hamor, dem Wissen und der Weisheit Horkats, der Pracht und Vielfältigkeit des Paares Surayo und Quoron, der allheiligen Kunst Penots.“ Niemand hatte den Namen der Gottheit der Schönheit ausgesprochen – Oraia zählte eben nicht zum Rat der „Großen Sieben“ dazu.

Die kühle Nachtluft wehte in leichten Brisen vom Meer zu ihnen rüber, sanft rauschte es in den Ohren der drei – eigentlich war es ein sehr harmonischer Moment, wäre nicht Hyrus eine kalte Statue gewesen. Eine Zeit lang geschah nichts, doch dann deutete der belesene Azan hastig und hektisch in den schwarzen Nachthimmel, formulierte ein: „Da! Dort kommt etwas!“

In der weiten Ferne zeichnete sich eine kleine, fliegende Lichtkugel ab, und obwohl diese weit entfernt und so winzig, war eindeutig ein Vogel darin zu erkennen. Innerlich zeitgleich mit Hoffnung und Schmerz erfüllt, hielten Pyron, Azan und Auroria mit dem Atmen inne. Es stellte sich ihnen die Frage, ob dieses Zeichen das der erwarteten Hilfe war? Noch etwas Zeit des Bangens verging, und wenngleich die Kugel eigentlich nicht größer wurde, kam sie dennoch näher. Einem warnenden, hellen Pfiff gleich, landete schließlich ein brauner, gefleckter Spatz im steinigen Sand vor den Füßen der drei.

„Bist du die erwartete Hilfe vom Rat der Gottheiten?“, frug Auroria diesen, ungeachtet der Tatsache, dass es sich dabei um ein Tier handelte. Azan, Pyron und die Frau aus dem Meer hatten sich mittlerweile von den Gebeten wieder aufgerichtet.

Der kleine Spatz tippelte wie nervös auf der Stelle hin und her, dann erwiderte er: „So ist es. Mein Name ist Pipus, ich bin der erwählte Bote der Gottheiten – der Götter und Göttinnen. Meine Aufgabe ist es, euch hiermit den Beschluss des Rates der Gottheiten, allen voran Göttervater Oras’, zu überbringen. So höret.“ Pipus zögerte einen Moment, gab den nach Hilfe Forschenden einen Augenblick lang die Möglichkeit, sich zu fassen, unterweil er sie eingehend musterte. So weit, so gut, dachte der Bote.

Auroria und mehr noch die zwei Brüder beschlich ein Gefühl unmerklichen Wiedererkennens.

„Der Rat der Gottheiten hat euch hiermit Folgendes mitzuteilen: Solltet ihr bereit sein, den Erwartungen und den Anforderungen der euch wohlgesonnenen Gottheiten gerecht zu werden – trotz aller Last und jedweder Hürden, welchen ihr auf euren sicherlich langwierigen und gefahrenvollen Wegen begegnen werdet –, sei euch somit eines gewiss: Als Geringstes werdet ihr die Genesung eures Bruders Hyrus erfahren, seine abermalige Fleischwerdung und Aurorias und Hyrus’ gemeinsame Hochzeit. Solltet ihr euch in den vom Rat der ‚Großen Sieben‘ aufgetanen Prüfungen bewähren und bewahrheiten – dieses setzt voraus, dass ihr bereit seid, bedingungslos euch kommend Auferlegtes anzunehmen –, so wird euch einst ein Platz im Elysium gewiss sein. Du, Auroria, jedoch hast als einzige Aufgabe, das Heim der Brüder zu bewachen. Wie lauten somit eure Entscheidungen?“

Weswegen teilte ihnen dieser Gottheitenbote Pipus, der Spatz, nicht gleich mit, worauf sie sich einließen? Waren die zu erwartenden Schwierigkeiten derart voller Gefahr?

„Ich erwarte eine Antwort“, war der nächste Satz des Vogels mit dem dunkel gefleckten Gefieder.

Auroria, Pyron und Azan schauten sich kurz in die Augen; trotz der Dunkelheit erkannten sie einander in ihren Blicken Zweifel und auch, dass diese gemehrt wurden, und dennoch dauerte es nur einen kleinen Moment, bis zuerst Pyron, dann einstimmig Auroria und Azan dem Gottheitenboten Zustimmung durch ein einstimmiges „Ja!“ entgegenbrachten.

„Nun denn!“, sprach Pipus, dann wandte er sich rasch und flog einfach von dannen.

Trotz des Mantels von Pyron fröstelte Auroria nun stark und auch den Brüdern war nicht mehr warm. Doch es war bereits zu spät, ihre Entscheidungen zu ändern, und unvermutet färbte sich der Nachthimmel vollends schwarz, es war, als ob von überall her gleichzeitig Wind und Wolken aufzögen und durch ihr Wirken die Umgebungstemperatur merklich senkten. Diese Veränderung für ein Zeichen der Kraft der „Großen Sieben“ haltend, quittierte Pyron den Wandel mit einem Nicken, wahrscheinlich bedeutete dieses Zeichen das Eingreifen und Handeln des Rates. Wie bereits oftmals in der Geschichte dieser Welt sollte es sich auch dieses Mal bewahrheiten, dass niemand die Hilfe des Rates leichtfertig erbete. Ja, so, wie sich die Wolken am Himmel verdichteten, war es unnatürlich und viel zu schnell, und urplötzlich formten sich währenddessen zeitgleich daraus zwei schwarze Finger, griffen nach Azan und Pyron; Auroria aber blieb von ihnen unbedacht. Wie undurchschaubarer, schwarzer Nebel, so dicht umhüllten jetzt die Finger die Brüder Pyron und Azan und die Temperatur schien auf einmal derart tief zu sinken wie im Winter, es war so kalt, dass Aurorias Atem sich zu verdichten begann. Mit dem Rauschen des Windes schwangen die Worte einer schneidenden, klirrenden Stimme, doch weder die Frau aus dem Meer noch die Brüder vermochten sie zu verstehen. Tatsächlich, Pipus, der Spatz, war verschwunden und nicht mehr wiedergekehrt. Auroria fürchtete sich und just, wie die unverständliche Stimme und das Gemurmel verklungen waren, hörte sie die befremdlichen Schreie der beiden Brüder, jedoch waren Pyron und Azan, umhüllt von dichtem Nebel, aus ihrem Blickfeld verschwunden. Ohne im Geringsten etwas dagegen tun zu können, verlor Auroria mit einem letzten Blick zur Statue ihres geliebten Hyrus das Bewusstsein.

Es soll spät am Morgen geworden sein, wie Auroria wieder zu sich kam, und noch immer befand sie sich am Strand mit den Brüdern. Nichts hatte sich in ihrer Umgebung geändert, es war wie in den letzten Augenblicken des Sonnenunterganges am Abend zuvor. Jedoch umso mehr die Ohnmacht der Klarheit wich, desto mehr gerieten die durch den Rat der Götter bewerkstelligten Veränderungen in Aurorias Blickfeld – und ein gepresster Aufschrei entkam ihrem Mund: Azan mit dem kurzen, braunen Haar durchwühlte mit gähnend leeren Augenhöhlen den Sand des Strandes, während Pyron mit dem vormals kurzen, schwarzen Haar kein Mensch mehr war. Der Mann war nun durch und durch von braunen Schuppen bedeckt und sein Kopf war, ähnlich wie es den Krokodilen gegeben, länglich gezogen, und aus seinem früheren Mund zuckte fortwährend eine gespaltene Zunge blitzschnell vor und zurück. Sein Körper war fast nackt, er war nun weitaus muskulöser und sehr sehnig: Der älteste Bruder hatte sich unglaublicherweise in einen Drachenartigen verwandelt!

Auroria hatte sich von dem Entsetzen noch nicht gefasst, da vernahm sie Azans heisere Worte: „Wo sind meine Augen? Wo, bei den Gottheiten, sind meine Augen??“

Es machte Pyron dem Anschein nach viel Mühe, mit dem Maul seiner neuen Gestalt ordentlich zu sprechen, er zischte lediglich, und während Auroria ihn insgeheim bedauerte, da sie vermutete, dass dieses Zischlaute bedeuteten, dass der Drachenartige etwas zu sagen versuche, schauderte sie dennoch zugleich fürchterlich: Inständig hoffte die Meerfrau, dass der verwandelte Pyron keine Gefahr für sie war.

Fortwährend wiederholte sich der Geblendete in seiner Verzweiflung, tastete mal links, mal rechts von sich im Sand auf der Suche nach seinen Augen. Beständig lichtete sich das Feld, auch Pyron erlangte seine Fassung wieder und die schneidenden Worte seiner neuen Stimme unterbrachen jetzt das seichte Rauschen des Meeres und der morgendlichen Meeresbrise. Ungeachtet all der offensichtlichen Kraft seines neuen Körpers, schwangen Erschöpfung und Ermattung mit in seinem Gesagten: „Euch zweien droht keine Gefahr von mir, schaudert nicht, werte Auroria, bitte.“ Und trotz der ihm nun eigenen, furchteinflößenden Gestalt, vertraute Auroria Pyron.

In seiner nicht enden wollenden Suche im Sand interessierte sich Azan nur für sich, bis sich sein Bruder an ihn wandte. Und während die Meerfrau unterdessen vor Furcht zusammenzuckte, riss der Drachenartige einen Streifen Stoff von den verbliebenen Resten seines Gewands ab, tastete mit einer Hand nach der rechten Schulter des Geblendeten: „Erschrecke dich nicht, mein Bruder!“ Dann begann er wie mit einer Binde den Stoff um die Augen des Blinden anzulegen. Ruhig sprach er, ein zu heftiges Zischen mühevoll unterdrückend, zu Azan: „Deine Augen sind nicht hier, wie du sicher richtig vermutest, wurdest du geblendet.“

Auch Azan zuckte beim Klang der Stimme des Verwandelten zusammen, und sich vorsichtig zurückhaltend, frug er seinen Bruder: „Bist du es wirklich, Pyron?“

Azan rückte den Sitz seiner Binde zurecht, griff nach der Hand auf seiner Schulter, zuckte kurz, dann sprach er: „Bei den Gottheiten! Was ist dir widerfahren?!“

Der Blinde drehte sich um, griff nach dem Arm seines Bruders und zog sich vorsichtig daran hoch, bis er Pyrons Gesicht zu fassen bekam, er atemlos vor Furcht zu keuchen begann und der Verwandelte ihm entgegnete: „Ich, mein Bruder Azan, wurde zu einem Drachenartigen.“

Oraia, die Göttin der Schönheit

Den Völkern eigen wird erblühen der höllische Reigen, an meinen Willen sie zwingen, sie vom falschen Oras zu mir bringen.

Ihrer Frevel Lasten und Taten werden sie erdrücken, jene, die mich nicht bekannten und warteten, sie werden an ihrem Unrat ersticken.

Ich bin die älteste Gottheit, gekommen und gewesen noch vor Oras. Und obwohl ich ihn schuf, ist er nicht mein Sohn, nicht meines Fleisches und Blutes, nicht meines Geistes. Oras ist der, der sich selbst meiner Liebe entzogen, sich getrennt hatte von der ihn gütig gewähren lassenden Schönheit meiner. Sein und unser Fleisch, Ores, entzogen von ihm, dem selbst ernannten Göttervater, aus der aus voller Güte strahlenden Kraft der allgegenwärtigen Gunst seiner Mutter-Gottheit. Mata, er hatte verloren, doch er, der ich nicht bin, war Vorbote meines kommenden Triumphes über die verlogenen Gottheiten, den fauligen „Rat der Sieben“.

Jene mythische Entität, welche zur damaligen Zeit seiner unserer als Beheimatung aus unserem großen Wohlwollen heraus hatte dienen dürfen, das Drachenwesen, welches Mata als Gefäß und Körper diente, wurde heimtückisch niedergestreckt: So wurden Matas, seine unsere, noblen und hehren Absichten vereitelt.

Dieses Mal werde ich auf kein im Angesichte meiner Herrlichkeit als Göttin schwaches Medium wie das Drachenwesen zurückzugreifen, nein, meine Macht hat ausreichend Großes, mir jedwedes beliebige Gefäß als Diener oder Dienerin zu erwählen – und mit meinen Getreuen zum verdienten und gerechten Siege zu gelangen.

Unbedeutend, was der Rat der verkommenen sieben Gottheiten auch anstreben wolle, meine mir getreuen Dämonen und gerechten Diener werden nimmer und niemals scheitern.

Zu Hofe König Atuks von Godan

Er, Seine Majestät Atuk, König von Godan, ein Mensch, war gerade neunzehn; der König hatte jungen Alters das Amt des Regenten über das Reich der Menschen beerbt und war seit zwei Sonnen, nun schon dem zweiten Sommer strebend, darin bemüht, in Weisheit zu herrschen. Zur erstmaligen, baldigen Kontaktaufnahme mit dem fürstlichen Herrscher Serktat aus Mino hatten er und die königlichen Berater sich etwas Besonderes einfallen lassen: die Glasblaskunst, das kunstvolle Anfertigen eines Schmuckstückes aus Glas, mit König Atuk als wertschätzendem Gastgeber. Neben dem geplanten Festbankett, der formellen Begrüßungszeremonie und den vertrauten Formalitäten würde Godans Hoheit das Können seiner Lehre als freundliche Überraschung am Rande dem willkommenen Gast Fürst Serktat aus Mino demonstrieren. Der Fürst würde in den frühen Stunden, im Morgengrauen, zur Mitte des mittleren Mondes dieses Herbstes eintreffen; sein Stab an Bediensteten würde ihn mit alledem versorgen, das Seine Hoheit Serktat benötigte, und er abermals fürsorglich vom Hofstab des Königs Atuk versorgt werden. Den Umständen entsprechend würde dafür gesorgt, dass zwischen den beiden Herrschern übersetzt werden könne, auch wenn die Sprachen des Reiches der Menschen und dem der Elfen – zumindest, was den Hofstaat angeht – bekannt und nur geringfügig verschieden sind. Bis es so weit wäre, sollten noch sieben Tage vergehen.

Zur geplanten Audienz standen selbstredend nicht nur Freundlichkeiten, sondern ebenso wirtschaftliche Themenfelder zum Gespräch und auch, wie dem Rat der Gottheiten zu dienen sei, um in Erinnerung an den unvorstellbaren „Großen Krieg“ vor neun Jahrhunderten ein solches Desaster wie dieses und die diesem Kriege zugrunde liegende Korruption zukünftig zu vermeiden. Weil Seher und Seherinnen sowohl aus Godan als auch Mino das Heraufziehen einer erneuten Katastrophe ankündigten, angekündigt hatten, war dieses Thema so aktuell und brandheiß wie schon lange nicht mehr zuvor.

In seinem prunkvollen Gemach vor dem Spiegel stehend, strich sich der junge König, welcher erst letzte Sonne Seine weibliche Majestät – Roya – kurz nach dem Tode seiner Eltern geheiratet hatte, über seine glatte Gesichtshaut. Er wollte sorgfältig darauf achten, dass sein Bartwuchs zum Eintreffen von Serktat die entsprechende Länge hatte: Weder zu kurz noch zu lange sollte sein Bart sein, um weder jugendliches Ungestüm noch Ungepflegtheit oder unangebrachte Verwegenheit zum Ausdruck zu bringen.

Die zu Hofe Atuks beschäftigten Seher und Seherinnen, sie waren Menschen und keine Elfen, welche für gewöhnlich herausragende Meister der Magie, da sie meistens von klein auf in ihrer Begabung geschult wurden – doch des Königs Bedienstete waren tatsächlich befähigte Geister. Wirklich, es war so: Kündete einer von ihnen oder kündigten sie einen Umstand an, ob guter oder schlechter Natur – in der Regel traf er ein. Elfen, unsterblich, waren diesem Talent bezüglich nicht befähigter, sondern einfach erfahrener – sie lebten länger – und falls sie und seine eigenen Wahrsagenden eine Katastrophe verhießen, musste gehandelt werden. Nur noch sieben Tage bis zum Eintreffen des Fürsten Serktat.

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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330 стр. 1 иллюстрация
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9783960082002
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