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Читать книгу: «Frau Dirne», страница 13

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Ohne sich umzuwenden oder eine Antwort zu geben, schloß sich hinter ihr die Tür.

»Wir haben wohl auch genug?« fragte von Erdt.

»Ich verstehe gar nicht Ihre Unruhe,« erwiderte die Baronin. »Sie sind doch sonst für Gründlichkeit. Ihr Fräulein Tochter begreif' ich. Sie stößt sich trotz guten Zwecks und Aufgeklärtheit eben doch am Sachlichen. So sehr wir sie hier entbehren – ihrer Weiblichkeit macht das alle Ehre. Sie sind aber schließlich kein junges Mädchen.«

»Und Ihre Dramen und Romane zeugen auch nicht gerade von übertriebener Zimperlichkeit in erotischen Dingen«, trat der Professor der Baronin bei.

»Ich muß doch bitten, nicht persönlich zu werden«, forderte von Erdt in gereiztem Ton.

»Wenn Sie so erregt sind,« meinte Frau Ina, »geben Sie den Vorsitz vielleicht besser an die Herzogin ab.«

Von Erdt sprang auf, schlug mit der Hand auf den Tisch und sagte:

»Machen Sie, was Sie wollen!«

»Oh, wie unbeherrscht!« rief die Baronin vorwurfsvoll.

»Mag sein!« erwiderte von Erdt. »Aber schließlich verliert man eben die Geduld.« – Und er nahm von den Eingängen, die noch unerledigt waren, das oberste Blatt, warf wütend noch einmal einen Blick darauf und zerriß es. Dann schob er sämtliche Papiere Frau Olga hin und sagte:

»Bitt', gnädige Frau!« verbeugte sich und stürzte aus dem Zimmer – seiner Tochter nach.

Als er draußen war, fragte die Baronin:

»Was hat er nur? Er ist doch sonst so höflich.«

Frau Ina setzte mit feinem Instinkt das Papier zusammen, daß er, ehe er hinausgegangen war, zerrissen hatte, und sagte:

»Sollte etwa das der Grund sein?«

»Was ist es?« fragten alle.

Frau Ina beugte sich über das Blatt und las:

»Soweit ich es entziffern kann, steht hier:

Eingabe an den Vorstand, zu Händen des Herrn

von Erdt.

Ich beantrage, meinen Verlobten, den Privatdozenten an der Universität, Herrn Dr. phil. Edmund Keller, in den Vorstand des Vereins aufzunehmen, da ich sonst gezwungen wäre, aus dem Vorstand und damit auch aus dem Verein, auszuscheiden.

Hochachtungsvoll

Nelly Brückner.«

»Sie ist verlobt?« fragte Frau Olga.

»Das ist doch nicht möglich!«

»Daher seine Erregung!«

»So etwas gibt man doch bekannt.«

»Soviel ich weiß, erst seit gestern.«

»Das mag ihm schon nahe gehen.«

»Ich bitt' Sie, Kellers sind, wenn auch nicht adlig, so doch eine der ersten Familien.«

»Immerhin.«

»Man munkelt ja allerlei.«

»Diese Frau Brückner ist ja eine große Künstlerin . . .«

»Und ein vorzüglicher Mensch.«

»Gewiß! aber als Frau für Herrn von Erdt doch wohl etwas zu alt.«

»Und zu philiströs.«

»Die Kleine hat es jedenfalls hinter den Ohren.«

»So mimosenhaft, wie sie sich gibt, ist sie jedenfalls nicht.«

»Das heißt doch nicht etwa, daß sie und Herr von Erdt . . .«

»I Gott bewahre!«

»Wie können Sie denken!«

»Heutzutage ist nichts unmöglich.«

»Aber nein!«

»Bestimmt nicht!«

»Immerhin . . .«

»Gewiß! das sah man ihm an.«

»Und ihr auch.«

»Sie waren ja unzertrennlich.«

»Nah' mag es ihm schon gehen.«

»Wenn es nur in Ruhe abgeht.«

»Und keinen Skandal gibt.«

»Alles andere kann uns gleich sein.«

»Und kümmert uns nicht.«

»Er war jedenfalls sehr erregt.«

»Vielleicht, daß Sie ihm nachgehen und ihn beruhigen.«

»Unter welchem Vorwand?«

»Auf Grund dieses Schreibens.«

»Um seine Meinung zu hören?«

»Da es ja schließlich ihn angeht.«

»Wenigstens seine Familie.«

»Und wir von der Verlobung nichts wissen.«

»Er hat das Papier aber doch zerrissen.«

»Bei seiner Erregtheit kann man ihm einreden, er habe ein anderes zerrissen.«

»Das ginge!«

Frau Ina nahm einen Bogen und zerfetzte ihn.

»Etwa den.«

»Also gehen Sie!« trieb der Professor.

Frau Ina stand auf und ging.

Und die Baronin dachte: »Die Mädchen machen uns weniger zu schaffen, als wir uns untereinander.« –

Nelly war kaum in dem kleinen Empfangssalon, als Wolfgang von Erdt, der drei Stufen mit einmal nahm, die Tür öffnete und eintrat.

»Also hier!« sagte er. »Endlich! Seit vierundzwanzig Stunden versuche ich, dich ein paar Minuten lang allein zu sprechen. Du weichst mir aus.«

»Genau wie du.«

»Inwiefern?«

»Du bist zwei Jahre lang meiner letzten Frage ausgewichen.«

»Das ist nicht wahr!«

»Du hast mich vertröstet. Ist das nicht dasselbe?«

»Um unseren Zusammenschluß zu ermöglichen, braucht es Zeit.«

»Hast du die Zeit etwa genutzt?«

»Gewiß! – Du weißt genau, daß deine Mutter längst nur noch dem Namen nach meine Frau ist.«

»Du hattest bis heute nicht den Mut, die letzten Konsequenzen zu ziehen.«

»Ich hatte bis gestern den Willen, es zu tun; ich hatte ihn die ganze Zeit über. Nur wollte ich, daß diese Loslösung schonend vor sich geht.«

»Die Ausführung eines solchen Entschlusses verlangt eine Tat; und deren bist du leider nicht fähig.«

»Weil ich ein Gewissen habe, zögerte ich.«

»Sonderbar! Vor mir hat dein Gewissen nicht haltgemacht.«

»Wollen wir uns gegenseitig Vorwürfe machen? Mir widerstrebt's jedenfalls, zu untersuchen, wen von uns beiden mehr Schuld trifft.«

»Schuld nennst du das? Wenn die Liebe zwei Menschen zusammentreibt ohne Rücksicht und ohne Hemmung?«

»Nenn' es, wie du willst, du wirst zugeben, daß unser Fall zum mindesten ungewöhnlich ist.«

»Es kommt nicht auf den Fall, sondern auf die Liebe an! Und auf die Menschen, die es angeht. Ehe du mich gewannst, tratst du in der Rolle des Helden auf; ich glaubte an dein Heldentum und ließ mich erobern. Als du mich besaßt, hattest du deine Rolle ausgespielt; es stellte sich heraus, daß du kein Held warst, sondern ein Feigling!!«

»Nelly!«

Sie zog die Schultern hoch und sagte:

»Du siehst es ja.«

»Du glaubst doch nicht, daß ich in diese Verlobung willige?«

»Als was willst du Protest erheben? – Mein Vater bist du nicht; mein Vormund auch nicht. Etwa als mein Geliebter?«

»Nelly!«

»Deine Einwände sind nicht sehr überzeugend.«

»Du weißt, daß ich es hindern kann.«

Sie lächelte gleichgültig, schüttelte den Kopf und sagte:

»Wie?«

Wolfgang von Erdt fuhr auf: »Indem ich . . .«

»Schrei nicht so. – Was du sagen willst, ist Blech. Denn: sagst du es ihm, so sag' ich's ihr! Du ziehst also allemal den kürzeren.«

»Du willst es ihr . . .? – das brächtest du fertig? – deiner Mutter . . .?«

»Für mich ist sie in erster Linie das Hindernis, das meinem Glück im Wege steht; dann erst meine Mutter. Für dich ist sie erst die Frau und dann – ja, dann vielleicht eine nicht einmal unangenehme Ausrede, mit der du mir gegenüber deinen Wortbruch entschuldigst.«

»Wenn einer von uns beiden sein Wort brach, bist du's! – Ich habe, seitdem ich dich liebe, keine Frau angerührt; hätte nie eine angerührt – auch wenn du dich mir verweigert hättest – bis wir am Ziele waren.«

»Und wie dachtest du dir's, an dies Ziel zu kommen?«

»Als wenn du das nicht wüßtest! als wenn wir das nicht hundertmal miteinander besprochen hätten.«

»Sobald du finanziell unabhängig von ihr warst, wolltest du mit ihr reden. Du bist es längst; aber du hast bis heute den Mut nicht aufgebracht.«

»Soll ich ihr sagen, woher das Geld stammt? daß es stinkt? daß wir sie getäuscht und sie da hineingetrieben haben, nur, um los von ihr zu kommen? Du weißt, wie ich, daß sie an den edlen Zweck des Instituts glaubt, sich da hineingekniet hat mit einer Hingabe und Leidenschaft, als gelte es, eine Mission zu erfüllen; daß der Glaube an ihre Tätigkeit sie so ausfüllt, daß sie den Mädchen zu liebe ihren Beruf, der ihr, man kann wohl sagen, bis dahin heilig war, vernachlässigt. – Ja, fühlst du denn nicht, daß, ihr diesen Schleier herunterreißen, gleichbedeutend mit einem Morde ist? – So grausam kann ich nicht sein!«

»Also!« sagte sie verächtlich. »Du gibst ja zu, daß du ein Feigling bist. Ein Mann, der eine Frau liebt, begeht auch einen Mord für sie.«

»Nelly!« rief von Erdt entsetzt.

»Den Einwand kenn' ich nun. – Und dich auch. Und darum eben werf ich mich diesem Dozenten an den Hals. Denn das ist die einzige Art, in der ich mich an dir für deine Feigheit rächen kann.«

»Du willst es uns für immer unmöglich machen?«

»Ich will dir eine letzte Gelegenheit geben.«

»Du setzt mir die Pistole auf die Brust. Auf mich fällt die Verantwortung. Unser Glück ist uns sicher. Aber nur, wenn wir nichts übereilen. Dann wird es uns eines Tages wie ein Naturereignis, das kommen muß, von selbst in den Schoß fallen.«

»Ich will, daß wir es erzwingen! Ich will, daß es heut' geschieht! Warten in der Liebe macht alt und häßlich und launenhaft. Wir werden keine Freude mehr haben, wenn wir unser Glück noch zehn Jahre lang wie ein Verbrechen vor der Welt geheim halten. Mich ekelt es an, noch weiter die alberne Rolle des jungen Mädchens mit dem verschämten Lächeln zu spielen. Die Grimasse, zu der ich nun schon jahrelang mein Gesicht verzerre, färbt allmählich auch auf mein Inneres ab. Ich rate dir: handle! Treibe mich nicht zur Verzweiflung! Diese Verlobung ist mein letzter Versuch, dich wachzurütteln!«

»Dann ist sie also nicht ernst gemeint?«

»Feierlich ernst, das schwör ich dir! Zwingst du mich, die Frau dieses reizlosen Menschen zu werden, so ruinier' ich dich.«

»Nelly!«

»Mit diesem ewigen ›Nelly‹ bringst du mich noch zur Verzweiflung.«

»Ja, liebst du mich denn nicht?«

»Jetzt kommst du mir vor wie ein Schulbub.«

»Antworte!«

»Lieben?« – Sie schüttelte den Kopf. »Das riecht so nach Romanen. Wenn ich das Wort ›Liebe‹ höre, stelle ich mir immer eine Mondlandschaft vor; im Vordergrund möglichst kitschig, wie hingeklext, ein Riesenbaum und darunter eine Bank im Dunkeln, auf der ein Soldat seine Braut abtastet.«

»Diese Vergleiche!«

»Du bist es, der sie mir aufdrängt, indem du solche Fragen an mich richtest.«

»Ja, wenn es nicht Liebe ist, was verbindet dich dann mit mir?«

»Der Glaube an dich! an dein Werk! Fühlst du denn nicht, daß das tausendmal mehr ist! Ich fühle in mir den Willen und die Kraft, dich zu immer Höherem emporzureißen. Ich ertrage nicht, daß deine Kunst an der Seite einer Frau verflacht, für die ein beifallklatschendes Parkett der Inbegriff alles Erhabenen ist. Für sie ist der Publikumserfolg alles. Und sie wird es noch dahin bringen, daß du dich zum Possendichter und Tantiemenschreiber erniedrigst.«

Wolfgang von Erdt machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte:

»Auf dem Wege bin ich freilich.«

»Ich verachte dich!«

»Und du meinst,« fragte er zaghaft, »ich hätte das nicht nötig? ich könnte mehr?«

»Alles kannst du, wenn du jemanden hast, der deinen Glauben stärkt.«

Wolfgang von Erdt war überzeugt; und zwar von sich. Er wuchs in diesem Glauben förmlich empor. Erhobenen Hauptes trat er an Nelly heran, nahm ihre Hand und sagte:

»Du bist die einzige, die mich versteht.«

»Die dich immer verstanden hat,« erwiderte Nelly. »Und darum schrecke ich auch vor keinem Mittel zurück, wenn ich sehe, daß du dich selbst verlierst.«

Er legte seinen Arm um sie und sagte:

»Das soll der Abschluß meines alten Lebens und zugleich der Beginn eines neuen sein.«

»Habe ich dich endlich wach gerüttelt?«

»Und du?«

Sie sah ihn an und fragte:

»Ich? – Das weißt du doch.«

»Und der Dozent?«

Sie lachte auf.

»Was wirst du ihm sagen?«

»Ins Gesicht werde ich ihm lachen und ihn fragen: ›Das konnten Sie glauben? daß ich Sie liebe? einen verstaubten Bücherwurm? wo ich seit zwei Jahren ihm gehöre, dem ewigen Leben!‹

Sie schlang die Arme um seinen Hals und sagte zärtlich:

»Weißt du, daß du mich in letzter Zeit vernachlässigt hast?«

»Ich wußte . . . ja . . . nicht . . .«

»Was, Lieber, wußtest du nicht?«

»Daß du so fest an mich glaubst.«

Und dabei drückte er sie mit aller Kraft an sich.

»Beweis' es mir!« bat sie ihn.

»Meine Liebe?« fragte er, und sie gab zur Antwort:

»Deine Kraft!«

Und als er ihr diesen Wunsch erfüllte, gestand sie ihm:

»Denn die ist es, die ich am meisten an dir liebe.«

»Wolfgang von Erdt ließ sie los, sah sie entgeistert an und sagte mit zitternder Stimme:

»Ich denke, es ist dein Glaube an meinen Dichtergenius, der dich zu mir treibt.«

Er sah nicht, daß Nelly spöttisch lächelte.

»Und das hast du geglaubt?« lag es auf ihren Lippen; aber sie sprach es nicht aus, setzte sich hoch, fuhr ihm zärtlich durch's Haar, sah ihn groß an und sagte feierlich:

»Gewiß, Wolf! Ich glaube an dich! Ganz fest glaube ich an dich!«

Wolfgang von Erdt strahlte. Er wollte sie eben wieder an sich reißen, als draußen eine Stimme laut »Nelly« rief.

»Der Dozent!« sagte Nelly entsetzt.

Wolfgang von Erdt ließ sie los und fragte:

»Was nun?«

»Reiß' die Tür auf! stürze aus dem Zimmer!« drängte sie.

Wolfgang von Erdt folgte. Und als er auf dem Gang war, rief sie laut:

»Hilfe!«

Dr. phil. Edmund Keller, Dozent an der Universität, der seine Braut suchte, ging dem Schrei nach, stieß erst auf den verstörten Wolfgang von Erdt, glaubte an einen Überfall, stürzte an ihm vorbei, fürchtete, seine Braut sei in Gefahr, sah die offene Tür, stürmte ins Zimmer, erblickte Nelly, zerzaust, wimmernd, mit offenem Haar, eilte zur Chaiselongue, rieß sie hoch, schrie:

»Lebst du?«

»Ja, Geliebter!« hauchte sie.

»Gott sei Dank! – Ich kam zur richtigen Zeit.«

»Was war?« fragte Nelly und schlug die Augen auf.

»Man hat euch überfallen.«

»Uns?«

»Dich und deinen Vater!«

»Wo ist er?«

»Hinter ihnen her.«

»Waren es viele?«

»Ja, weißt du das denn nicht?«

»Ich . . . hatte . . . vor . . . Schreck . . . das . . . Bewußtsein . . . verloren.«

Ein furchtbarer Gedanke kam ihm.

»Ich . . . weiß . . . nur . . . noch . . . man . . .stürzte sich . . . auf . . . mich – riß . . . mich . . .auf . . . die . . . Chaiselongue.«

Der Dozent sank auf einen Stuhl und schloß die Augen.

»Mehr . . . weißt – du . . . nicht?«

Sie hauchte:

»Nein.«

Plötzlich fuhr sie auf, riß die Arme hoch und schrie laut:

»Edmund!«

Der Dozent erschrak. Nie hatte sein Name mit solcher Kraft sein Herz getroffen.

»Was ist dir?« fragte er entsetzt.

Wie eine Wahnsinnige stierte sie ihn an, und der Dozent glaubte, sie habe den Verstand verloren.

»Geht! geht!« rief sie und zuckte am ganzen Körper.

»Ich bin es ja! dein Edmund!«

»Rührt mich nicht an!« schrie sie, »Banditen!«

Er streichelte sie. Sie schüttelte den Kopf und wiederholte leise:

»Edmund«, dann sank sie auf die Chaiselongue zurück.

»Was haben sie dir getan?« fragte er und beugte sich über sie.

Sie sah ihn verzweifelt an, drückte ihre Hand an seine Stirn und sagte:

»Nun ist alles aus.«

»Aber nein!« redete er ihr zu. »Du gehörst mir und niemand wird uns trennen.«

Sie schüttelte den Kopf, schloß die Augen und sagte:

»Geschändet!« Dabei hatte sie das Gefühl: sehr wirksam.

»Soll die Schandtat irgendeines Buben unser Glück zerstören?« fragte der Dozent. »Für mich bist du rein.«

Das erlösende Wort war gesprochen.

Nelly schlang ihre Arme um den Dozenten und zog ihn zu sich auf die Chaiselongue.

»Du, Guter, du!« sagte sie.

Das ganze Haus lief zusammen. Draußen ging das Gerücht von einem Lustmord in der ›Neuf d'or‹. Und der Vorstand des Vereins verbreitete diskret:

»Ein Opfer ihres Berufs.«

Zwölftes Kapitel

Sie sind ein verrückter Kerl,« sagte Frau Ina zu Anton Drexler, dem der neue Ton des Hauses so wenig wie der dunkelblaue Frack und die seidene Kniehose behagte.

»Ick kann mer nich helfen: früher war's hier reeller. Da wußte jeder, wo er war, wenn er hier rinkam; und unsereins wußte Bescheid, was er wollte. Heute muß man die Kundschaft erst beriechen. Wer früher nur zum Schmusen kam, wurde rausjesetzt.«

»Das hat alles seine Gründe.«

»Kann ick mer denken.«

»Sie werden sich schon gewöhnen, Anton.«

»Ne! – nie!« lehnte er ab. »Zwölf Jahre so und immer reelle Leute; und denn plötzlich, de soziale Note rauskehren, wie die Baronin sagt. Ne! da kommt nischt bei raus; det bleibt wat Halbes. Auf es Klavier können se nich flöten, det is zum klimpern. Und so is et mit die Mächens hier och. Die wer'n se keene Kirchenlieder beibringen. Die sind da, wozu se da sind. Zu nischt anderm. Aus Flaumenmus können Se keene Erdbeerbowle pressen, und 'n Hering wird keen Lachs, und wenn Se'n noch so zureden. Und ick bleibe ick, und wenn Se mir von oben bis unten in Seide wickeln.«

»Es kommt am Ende nur auf den Schein an«, erwiderte Frau Ina.

»Det strengt an.«

»Was?«

»Wenn man immer so tut als wenn – und im Jrunde is man janz anders. Det tun viele. Ick nich. Mir muß man verbrauchen wie ick bin.«

»Na ja, bei Ihnen, Anton, ist das was anderes.«

»Aber auf die Herzogin, da jeben Se Acht; det is nich koscher. So um mir rum, da kommt se noch nich recht raus mit de Sprache; aber ick brauchte mir nur mal mit se einzulassen, janz harmlos natürlich; aber doch so, daß se denkt, man hat for sie Interesse. Die will mir weg haben.«

»Weg? wohin?«

Anton Drexler zog die Schultern hoch.

»Ick weeß ja nich, was se vorhat; aber vor hat se was. Den ollen Döskopp von Mann sollten Se sich mal vorknöppen, der wees et, mit dem tuschelt se immer – na, und der is dof, der quatscht et aus.«

»Versuchen Sie's doch mal.«

»Jewiß! det will ick. Mit dem sein Kopp könn' Se Fußball spielen, der merkt es nich.«

»Gut, Anton, horchen Sie ihn aus. – Und nun rufen Sie mir die Änne.«

»Änne?«

»Ja! sie soll sofort zu mir herunterkommen.«

»Die sag ick nich jern was Unanjenehmes.«

»Sie wissen doch gar nicht, was ich von ihr will, Anton.«

»Det fühl' ick. Sie und die Änne . . .«

»Was ist mit uns?«

»Nischt is. Es kann jar nischt sein. Die is janz anders.«

»Wie denn?«

»Ick weeß nich. – Aber for die jenier ick mir.«

»Was? vor so einem Mädchen! lächerlich!«

»Ne! ne! die is anders.«

»Das reden Sie sich ein. Was soll da für ein Unterschied bestehen. Eine ist wie die andere!«

»O ne!« widersprach er lebhaft. »Det is nich wahr. Jede is anders. Und die schon gar!«

Frau Ina, die sich sonst so gut verstellte, konnte ihren Ärger nicht mehr unterdrücken. Gab es etwas, was ihre Wut gegen Änne noch steigern konnte, so war es das; dies instinktive Gefühl Antons für Ännes Qualität, die sie so reizte.

»Sie reden Unsinn!« schalt sie.

Anton schüttelte den Kopf und sagte:

»Nee!«

»Wenn ich es Ihnen sage!«

»Nee!« wiederholte Anton.

»Ich kenne sie.«

»Ick kenn' ihr länger.«

»Das ist alles Verstellung.«

Anton schüttelte den Kopf und sagte:

»Bei die nich.«

»Du liebst sie wohl?«

»Da trau' ick mir nich ran.«

»Stellst du sie etwa höher als mich?«

»Darüber habe ick noch nich nachjedacht.«

Frau Ina zitterte. Sie biß die Lippen aufeinander und sagte leise zu sich:

»Es ist die höchste Zeit!«

»Wollen Sie nu, daß ick ihr rufe?«

»Ja! – oder hast du Angst vor ihr?« fragte sie höhnisch.

»I Gott bewahre,« erwiderte er.

»Ick steh' mir sehr jut mit sie. Ick lüg' ihr auch nich an. Das weeß sie. – Also,« wandte er sich zur Tür – »ick jehe.«

›Ekelhaft!‹ dachte Frau Ina, als er draußen war. ›Schließlich wird der auch noch sentimental.‹ – Dann überlegte sie, wie sie Änne gegenübertreten sollte. Sie überlegte Derartiges sonst nie; verließ sich immer auf ihren Instinkt und täuschte sich selten. Dieser Frau gegenüber fühlte sie sich unsicher und, wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, geniert. Aber sie hatte es sich kaum gestanden, da belog sie sich auch schon. ›So ein Wahnsinn!‹ sagte sie sich. ›Ich, die geborene Baronesse Waltner, der jedes Haus offensteht, ich, in meiner gesellschaftlichen Position, fühle mich unsicher gegenüber einer Dirne?‹ – Sie lachte laut auf. – ›Die Ehe mit dem Grafen Scheeler muß so schnell wie möglich betrieben werden. Den Dispens bekomm' ich. Ich fühle, ich fange an, nervös zu werden. Dabei habe ich endlich wieder Boden unter den Füßen. – Lächerlich!‹ redete sie sich zu, richtete sich hoch auf, warf den Kopf zurück und sagte sehr von oben herab: »Endlich!« als Änne ins Zimmer trat. Dann setzte sie sich, ohne Änne aufzufordern, es auch zu tun.

»Sie werden bemerkt haben,« begann Frau Ina, »daß ich, im Gegensatz zu Frau Brückner, mit der Sie sich ja angeblich gut verstehen, vermeide, mit Ihnen und Ihren Kolleginnen in persönliche Berührung zu kommen.«

»Ich finde, man beschäftigt sich mehr als genug mit uns.«

»Ich glaube kaum, daß Sie qualifiziert sind, ein Urteil abzugeben. Im übrigen: ich kann Ihnen verraten: Freude macht es keinem. Wir tun es aus Gründen, für die Ihnen vorläufig noch das Verständnis fehlt.«

»Die Gründe interessieren mich auch nicht. Mich interessiert nur die Wirkung. Die Mädchen haben nie so viel geweint, wie in letzter Zeit, wo sie unter dem Einfluß der Frau Brückner stehen.«

»Darin sehe ich den Beweis, daß ihr Gewissen zu erwachen beginnt.«

Änne sah Frau Ina scharf an.

»Ein Freudenhaus ist keine Trauerhalle.«

»Vom ethischen Standpunkt aus schon.«

»Ethik und Bordell sind Gegensätze.«

»Wir wollen aber die Ethik in die Bordells tragen.«

»Das ist ungefähr dasselbe, als wenn Sie versuchten, eine Blindenanstalt in eine Malschule zu verwandeln oder aus einem Menschen, der unmusikalisch und taub ist, einen Instrumentenstimmer zu machen.«

»Sie maßen sich da ein Urteil an . . .«

»Durchaus nicht. Aber wenn ich nicht irre, so wollen Sie mit uns Geschäfte machen . . .«

Frau Ina sperrte den Mund weit auf und sagte:

»Wa . . .?«

»Ich glaube, daß ich Ihnen da manchen guten Rat geben kann. Vorbedingung ist, die Mädchen bei Stimmung zu halten. Ein Tete-a-tete mit einer melancholischen Dirne ist dasselbe wie ein Walzer ohne Musik.«

Frau Ina überlegte. Stellte dies Mädchen ihr eine Falle? Sie hatte sie rufen lassen, um ihr zu sagen, daß sie die Anstalt zu verlassen habe, weil sie einen schlechten Einfluß auf die Mädchen übe. Statt dessen erteilte ihr dies Mädchen Ratschläge, auf welche Weise sich die Einnahmen der Anstalt heben ließen. Im Grunde stimmte sie mit den Anschauungen dieser Änne ja überein. Zu fürchten war der Einfluß Mathilde Brückners; das sah auch sie. Und sie war entschlossen, ihn auszuschalten. Was für den Augenblick aber wesentlicher war: diese Änne interessierte den Grafen.

Daß sie auf Änne eifersüchtig war, gab sie nicht zu. Aber schon, daß sie in irgendeinen Zusammenhang mit diesem Mädchen trat, kränkte sie. Und es war ihre Absicht, statt Ratschläge von ihr entgegenzunehmen, sie die Distanz fühlen zu lassen, die sie voneinander trennte.

»Sie sollten sich um nichts kümmern, was außerhalb Ihres Berufs liegt. Denn Sie sind klug genug, um sich zu sagen, daß jemand, der sich wie Sie eigenwillig des Rechtes begibt, als vollwertiger Mensch zu gelten, keinen Anspruch hat, in der Beurteilung derartiger Fragen ernst genommen zu werden.«

Änne wehrte mit beiden Armen ab.

»Ich will gar nichts!« sagte sie. »Sie wollen von mir etwas. Quälen lasse ich mich nicht. Also bitte: warum haben Sie mich rufen lassen?«

»Sie vergessen, daß ich hier Herr im Hause bin!« fuhr Frau Ina sie an.

»Den Rang mache ich Ihnen nicht streitig«, erwiderte Änne nicht ohne Spott.

»Aus welchem Grunde ich dies Opfer bringe, geht Sie gar nichts an.«

»Ich sagte schon einmal: es interessiert mich nicht.«

»Da Sie aber den Bestrebungen, die wir verfolgen, hinderlich sind, und wir keine Lust haben, uns in unserer Tätigkeit von Ihnen stören zu lassen, so haben wir beschlossen, Sie zu entlassen.«

Änne stutzte, und ohne daß sie es wollte, entfuhr ihr die Frage:

»Wohin?«

Frau Ina lächelte überlegen und sagte:

»Die Wahl dürfte weder groß noch schwer sein.«

Änne dachte einen Augenblick nach und sagte:

»Sie haben recht.«

»Wir haben bereits ein Engagement für Sie in einem der ersten Häuser Hamburgs.«

Änne senkte den Kopf und sagte leise:

»Hamburg« – in einem der ersten Häuser? – nein! – nein! das geht nicht! – aber das verstehen Sie nicht – wie sollten Sie auch?«

»Ich finde das lächerlich; als ob die Stadt eine Rolle spielte. Die Männer sind hier wie da.«

»Mich interessiert nur einer – und der ist hier!«

Frau Ina zuckte zusammen und dachte: »Der Graf!« Sie trat an Änne heran, musterte sie verächtlich und sagte:

»Aber Sie nicht ihn!«

»Was wissen denn Sie?« erwiderte Änne. »Und wenn Sie es wüßten, Sie verständen es nicht. Sie nicht!«

»Größenwahn!« fuhr Frau Ina sie an.

Änne schüttelte den Kopf und sagte mit überlegener Ruhe:

»Nein! – vielleicht Charakter! vielleicht Trotz! vielleicht auch Wahnsinn; oder – wenn ich daran denke, wie ich darunter leide – möglicherweise auch eine Dummheit!«

»Das scheint mir auch!«

»Wie wollen Sie das beurteilen, wo sie doch gar nicht wissen . . .«

»Ich weiß.«

»Hat Ihnen etwa Frau Mathilde . . .?« – Etwas in Änne wehrte sich, das zu glauben.

»Ich habe Augen. Ich sehe, was hier vorgeht. Dies ewige ›Frau Mathilde‹ steht mir schon bis da hinaus.«

Änne war beruhigt. Sie wußte, Mathilde hatte geschwiegen.

»Wenn Sie sich auch verstellen,« sagte Frau Ina, »mir täuschen Sie nichts vor. Oder glauben Sie, ich habe nicht längst bemerkt, daß Sie sich an den Grafen hängen?«

Änne war nicht gleich im Bilde.

»An dem Grafen?« sagte sie. »An Ihrem Grafen?« Sie schüttelte den Kopf. »Für mich existiert er nicht.«

»Es ist zwecklos! Lassen Sie es sich gesagt sein! Es ist absurd! – Jedenfalls: es bleibt dabei, daß Sie das Haus verlassen.«

»Hat Frau Mathilde in diesen Entschluß eingewilligt?«

»Schon wieder diese Frau Mathilde! – Hier herrsche ich!!«

»Sie haben Furcht vor mir?«

Frau Ina zwang sich und lachte laut.

»Ich Furcht vor Ihnen? Kind, Sie sind naiv! Sie haben hier, scheint's, jeden Begriff für die Wirklichkeit verloren. Es wird Ihnen guttun, mal in eine andere Umgebung zu kommen.«

»Sie wissen, daß Sie mich nicht zwingen können.«

»Ich wüßte nicht, welche Wahl Ihnen bliebe. Es sei denn, daß Sie die Straße vorziehen.«

Änne zuckte zusammen.

»Sie wissen ja gar nicht. – Ich bin nicht so! – Sie können das nicht begreifen. Ich würde sonst versuchen, es Ihnen zu erklären. Es fällt mir schwer, Sie zu bitten. – Aber wenn ich Ihnen verspreche, daß ich den Grafen, der nur einmal bei mir war – nicht wie Sie denken –«

»Lächerlich! Sie wollen mir vorlügen, daß Sie hier wie eine Heilige leben.«

»Sie brauchen es nicht zu glauben. Ich gebe zu, es klingt sehr unwahrscheinlich. Aber es handelt sich ja nicht darum. Ich bin keine Heilige! will es nicht sein. Es gibt Menschen, die sind nicht, was sie scheinen; im guten und bösen. Ich bin nicht schlecht. Ich bin verzweifelt; und muß hier leben; muß! glauben Sie's! Sperren Sie mich ein! lassen Sie niemanden zu mir! Und wenn der Graf kommt, so sagen Sie, ich sei krank, fort, tot! was Sie wollen! – Bin ich wo anders, so findet er mich am Ende. Aber hier haben Sie die Macht, ihn von mir fernzuhalten.«

Frau Ina lächelte und überlegte. Es tat ihr wohl, daß Ännes Stolz gebrochen war. Sie war klein, bat, bettelte. Und was sie über den Grafen sagte, leuchtete ihr ein. War Änne wo anders, fand sie tausend Möglichkeiten, sich ihm zu nähern. Hier war sie! war Drexler! hier ließe es sich richten, daß man sie abschloß und überwachte.

»Es handelt sich nicht um den Grafen,« log Frau Ina, »sondern um Ihren Einfluß auf die Mädchen. Aber Sie tun mir leid! und darum will ich es mir überlegen. Separiert werden Sie, das muß sein, im Interesse der andern. Ob ich Sie hier behalte, weiß ich noch nicht. Jedenfalls wissen Sie nun, daß Ihr Wille nicht gilt, und daß Sie sich zu fügen haben.«

Änne wußte, daß es nicht Mitleid war. Dennoch sagte sie:

»Ich füge mich!«

Aber auch das ließ Frau Ina nicht gelten. Sie mußte den Triumph voll auskosten, und so sagte sie denn:

»Ich wüßte auch nicht, was Ihnen sonst übrigbliebe.«

Während des Mittagessens erzählte Änne den Mädchen von ihrer Unterredung mit Frau Ina.

Marianne wurde tieftraurig; dicke Tränen standen ihr in den Augen, sie schmiegte sich fest an Änne an, drückte ihr die Hand und sagte nur immer:

»Bleibe!«

Seit jenem Tage – das lag nun weit zurück! –, an dem die Hündin aus Kummer über den Verlust der Jungen eingegangen war, hatte Marianne diesen Schmerz nicht mehr gespürt.

»Und wenn du gehst,« sagte sie, »so komme ich mit dir.«

»Ich auch!« rief eine andere; und schließlich stimmten sie überein und sagten:

»Wir alle!«

»Das geht nicht,« redete Änne ihnen zu, »wo sollen wir hin? Wir sind unfreie Menschen, die man einfängt wie wilde Tiere und in Ketten legt.«

»Warum?« fragte Marianne; »warum tut man das? – Wir sind doch Menschen und tun niemandem etwas zuleide.«

»Das ist nun einmal so,« erwiderte Änne, »und wir können's nicht ändern.«

»Traurig ist das,« sagte Marianne. »Ich wußte nicht, daß das Leben so schwer ist.«

»Warum sollst du fort?« fragte Motte.

»Euretwegen.«

»Unsertwegen?« fragten sie erstaunt.

»Sie glauben, daß ich einen schlechten Einfluß auf euch übe.«

»Das lügt sie!«

»Gerade das Gegenteil ist der Fall!«

»Du beruhigst uns.«

»Und redest uns zu, wenn wir traurig sind.«

»Du denkst mehr an uns als an dich.«

»Wir sind nicht gemein, solange du bei uns bist.«

»Du bist die einzige, die für uns eintritt.«

»Wer soll an deine Stelle, wenn du fort bist?«

»Frau Mathilde!«

»Die ist gut, aber sie versteht uns nicht.«

»Und wir sie nicht.«

»Aber du kennst uns.«

»Und verstehst uns.«

»Ohne dich sind wir hilflos.«

»Und schlecht.«

»Bleibe!«

»Bleibe!!«

Marianne lag jetzt vor ihr auf den Knien, hatte den Kopf in ihren Schoß gelegt und weinte bitterlich.

»Wenn du fortgehst, bring' ich mich um!« sagte sie schluchzend.

»Und wir Frau Ina!« drohte eine andere.

»Die soll uns kennenlernen!«

»Was haben denn wir zu verlieren!?«

»Das dreckige Leben!«

»Ich pfeif' drauf!«

»Ich auch.«

»Sie soll uns kennenlernen.«

»Wir können auch anders!«

»Wir stecken die ganze Bude in Brand!«

»Und binden sie fest!«

»Die ganze Bagage!«

»Du bleibst!«

»Wir lassen dich nicht!«

»Was wollt ihr tun?«

»Wir wehren uns.«

»Man kann uns nicht zwingen.«

»Und zu einem Skandal lassen sie es nicht kommen.«

»Wo ist Frau Ina?«

Motte riß die Tür auf und schrie:

»Frau Ina!«

»Seid ihr verrückt?« brüllte Anton Drexler, der im Flur stand. »Für euch ist sie die gnädige Frau.«

»Und für dich?« fragte Lona.

»Das geht dich einen Dreck an!«

»Frau Ina!!« schrien sie nur noch lauter.

»Ruhe!« befahl Drexler und drückte die Tür zu.

Aber die Mädchen stemmten sich dagegen. Nur Änne half nicht mit. Sie lehnte am Fenster, betrachtete die Mädchen und war bewegt.

Drexler unterlag.

»Ich werde euch mir einzeln vornehmen«, sagte er wütend.

Änne trat auf ihn zu und sagte:

»Das wirst du nicht.«

Er sah sie groß an und fragte:

»Warum nicht?«

»Sie tun's für mich.«

»Für dich?« fragte er erstaunt.

»Weil ich hinaus soll.«

»Wer sagt das? – Frau Ina?«

»Ja!«

»Du bleibst!«

»Hilf uns!«

Frau Ina und von Erdt erschienen im Flur.

»Was ist das hier für ein Skandal?« fragte Frau Ina.

Drexler wies auf Änne und sagte:

»Ihretwegen.«

»Schon wieder? – Es ist die höchste Zeit; sie muß hinaus.«

Ein Lärm brach los.

»Sie bleibt!«

»Hütet euch!«

Und die Mädchen drangen drohend auf Frau Ina ein.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
30 ноября 2019
Объем:
270 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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