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München, Innenstadt

Zur gleichen Zeit waren Mikael und die beiden Schwedinnen in einem Modehaus. Linnea war wie ein Duracel-Hase. Es sah aus, als hätte sie einen genauen Plan. Im Prinzip lief sie aber einfach nur los.

«Schau dir diesen Mantel an!», sagte Linnea: «Der ist doch Klasse.»

«Wir haben Sommer!», lachte ihr Onkel.

«Den kann man auch im Sommer tragen!»

«Ja, über dem Arm!» grinste er spöttisch.

«Sehr witzig. So warm ist es abends in Deutschland ja auch nicht.»

«Also einen Mantel würde ich jetzt auch nicht kaufen!», sagte Saga kopfschüttelnd.

«Wenigstens eine von euch ist vernünftig!», Mikael setzte sich auf einen Stuhl

«Wie wäre es mit einem Strohhut!», lachte Linnea und setzte diesen ihrem Onkel auf: «Der passt ganz gut zu deinem Kopf ... wegen des Strohs, meine ich!»

«Ha ha ha!», sagte er beleidigt: «Ich hätte doch lieber ein Bier trinken sollen.»

«Nun gut, dann mach das doch!»

«Ich dachte, wir wollen uns einen Bikini kaufen!», meinte Saga und schaute nach den Orientierungsschildern.

«Ich denke, dazu müssen wir einen Stock höher!», Mikael zeigte auf ein Schild.

«Du brauchst doch jetzt sicherlich ein Bier, oder? Dann können wir in Ruhe einen Bikini suchen!», meinte seine Nichte.

«Später!», sagte er: «Ich habe entschieden, dass es dafür noch zu früh ist!»

«Ja, ist klar!», sagte Linnea und meinte dann ernst: «Nein wirklich. Geh dein Bier trinken. Wir machen das wohl besser alleine!»

«In Ordnung!», seufzte er: «Wir treffen uns in einer halben Stunde am Marienplatz, okay?»

«Sagen wir in einer Stunde!», verbesserte seine Nichte.

«In einer Stunde? Wow!» Er überlegte sich, wie viele Biere nötig waren, um diese Zeit zu überbrücken: «Okay. Ihr seid die Gäste!»

«Danke, Onkel!», sagte Linnea und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Während Linnea bereits die Bikinis durchschaute, blickte Saga auf ihr Handy, dass eine Nachricht anzeigte: «Hallo Saga. Sei um 15 Uhr im Café Rischart am Marienplatz!»

Saga war völlig überrascht über die Antwort. Ihre Schwester klang nicht gerade überrascht. Vielleicht hatte ihre Mama doch etwas verraten. Zuzutrauen war es ihr. Dann schrieb sie: «In Ordnung. Finde ich das Café denn ohne Probleme?»

«Ja, das wirst du schon finden!», kam die Antwort.

«Ich habe ein Treffen um 15 Uhr mit meiner Schwester!», meinte sie dann zu Linnea.

«Cool!», sagte ihre Freundin: «Dann viel Spaß. Aber jetzt lass uns einen tollen Bikini suchen, hier gibt es ein paar schöne Modelle!»

Saga freute sich ihre Schwester wiederzusehen. Gut ein Jahr war das nicht der Fall gewesen. Selbst Weihnachten war Lova in Bayern geblieben. Saga wusste gar nicht so genau, ob sie den kennenlernen wollte. Lova hatte seltsame Dinge erzählt. Von irgendwelchen sexuellen Spielchen, die ihre Schwester angeblich so toll fand. Aber Saga hatte nicht allzu genau zugehört.

«Habt ihr eure Bikinis?», fragte Mikael.

Linnea nickte: «Ja. Haben wir. Saga trifft jetzt ihre Schwester. Was machen wir?»

«Wir könnten ein Bier trinken gehen!», lachte er.

«Wo sind deine schwedischen Gene? Du denkst ja wie ein Deutscher!»

«Nein, ernsthaft jetzt. Ich zeig dir den Viktualienmarkt!»

Das Café Rischart ist eines der beliebtesten Cafés in ganz München und sicherlich sein Bekanntestes. Es liegt sehr zentral direkt am Münchner Marienplatz und ist meist bis auf den letzten Platz besetzt. Man muss sich Zeit lassen, um einen Tisch zu ergattern. Es gibt jedoch auch einige recht kleine Tische, die man schneller bekommt.

Ihre Mutter hatte von diesem Café erzählt und vom Schokoladenkuchen geschwärmt. Saga betrat das Lokal und war sofort fasziniert von der riesigen Theke, in der eine enorme Menge an Kuchen ausgestellt war.

Saga fand glücklicherweise ein nettes Plätzchen und setzte sich. Gespannt schaute sie abwechselnd zur Türe und dann wieder zum Handy. Es war bereits zehn nach drei und ihre Schwester war noch nicht zu sehen.

«Hallo Saga!»

Saga schaute sich überrascht um: «Woher kennen Sie meinen Namen?»

«Ich bin der Herr und Gebieter deiner Schwester!», sagte Daniel.

«Der was?», fragte Saga. Sie verstand kein Wort.

«Deine Schwester ist meine Lustsklavin!», meinte er und es klang so, als wäre es das Normalste auf der Welt.

«Sie ist was?», fragte Saga entsetzt.

Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern setzte sich: «Und ich möchte, dass auch du eine Lustsklavin wirst ...»

«Ich?» Sie wurde rot. Sie verstand nicht so richtig, was er wollte.

«Ja, du! So wie deine Schwester.»

«Ich versteh das nicht ...», sagte sie leise. In ihrer Stimme klang Nervosität mit.

«Hat sie dir nie davon erzählt?», fragte der Mann.

Saga schaute schüchtern auf ihren Kaffee: «Nun ja, eigentlich schon. Aber ich dachte, das wäre eher ein Spaß von ihr gewesen ...»

«Was hat sie erzählt?»

Sie wurde erneut rot und schaute sich nervös um. Dann flüsterte sie leise: «Das sie einem Mann als ... na ja, Sklavin dient ...»

«Deine Schwester hat sich dafür entschieden!», lächelte er: «Und ich möchte auch dich zu einer Sklavin machen!»

«Ich ... ich bin nicht so wie meine Schwester ...», sagte Saga unsicher.

«Ich weiß!», sagte er ruhig: «Du bist die Schüchterne.»

«Ja ... nein ... ich meine. Ich bin halt einfach anders!»

«Man hat auf dich gewartet! Allerdings wusste keiner, dass du so schnell kommen würdest», sagte er: «Du bist die Sklavenschwester!» Seine Stimme hatte etwas Bestimmendes. Gerade so als würde er genau wissen, was er wollte und sich das auch nehmen. Seine Stimme war ruhig und doch schaffte sie Unruhe. In ihrem Kopf hämmerten die Gedanken.

«Aber wenn ich nicht möchte?», fragte Saga.

«Nun, es ist deine Entscheidung!», erwiderte er: «Aber ich fände es schade. Du bist unglaublich schön. Schöner als deine Schwester dich jemals hätte beschreiben können.»

Saga wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Deshalb sagte sie nur: «Danke!» Sie schaute nervös auf ihr Handy. Es gab einen Ton von sich. Eine Nachricht auf Facebook.

«Du hast eine Nachricht bekommen?», fragte er: «Nun, von deiner Schwester ist sie nicht.»

«Nein!», meinte Saga: «Von meiner Freundin!»

«Was schreibt sie?»

Sie wusste nicht so richtig, ob sie es ihm sagen wollte oder nicht. Eigentlich ging es ihn nichts an. Dennoch verriet sie den Inhalt: «Sie schreibt, dass sie irgendeinen Fußballer des FC Bayern München gesehen hat!»

«Interessant!», sagte er: «Und sie steht auf ihn?»

«Keine Ahnung. Kann schon sein. Sie spricht oft von Fußballern. Oder schreibt halt auf Facebook oder WhatsApp.»

Er lächelte süffisant: «Sie teilt, liked und kommentiert also viel über Stars?»

«Ja!», sagte Saga.

«Und du?»

«Manchmal. Keine Ahnung. Wenn einer süß ist.»

«Süß», wiederholte er grinsend: «Okay.»

«Sportler, Sänger, keine Ahnung, alle Möglichen ...»

«In eurer virtuellen Welt sind diese Männer Helden für euch, oder? Aber ihr kennt nur das, was euch in den Medien aufgetischt wird!»

«Keine Ahnung, wie meinst du das?»

«Nun ja!», meinte er: «In der virtuellen Welt haben wir viele Ideale. Viele Vorbilder und Idole. Aber keines kennen wir genauer. Wir kennen kaum ihre Fehler und Probleme. Wir kennen nur das, was sie uns präsentieren. Und wenn wir doch mal ein Skandal finden, dann ist das oft gar nicht so schlimm. Wenn wir von jemand begeistert sind, dann schauen wir schnell über ihre Fehler hinweg. Stell dir vor, du würdest die gleichen Fehler bei einem Menschen in deiner Umgebung sehen ...»

«Keine Ahnung!», sagte Saga: «Aber stimmt schon ...»

«Die virtuelle Welt gaukelt uns etwas vor. Sie gibt uns sogar vor, wie wir denken sollen. 90 Prozent unserer sozialen Kontakte sind nur virtuell oder werden zumindest überwiegend virtuell gepflegt. Ist das erstrebenswert?»

«Ich weiß es nicht, ich habe mir noch nie Gedanken darübergemacht.»

«Unser Leben rast. Es geht schneller vorüber als vor 50 Jahren. Weil wir unser Leben mit Internetschrott zumüllen. Unser Gehirn verarbeitet ständig irgendwelche Kommentare, sinnlose Phrasen auf Facebook oder auf Twitter. Das Schöne bleibt oft auf der Strecke, nämlich das eigene Erlebnis! Wir müssen viel mehr unser eigenes Leben leben, statt das zu leben, was andere teilen oder uns vorkauen ...»

Saga schaute ihn nur an. Oh Gott, wurde das jetzt eine Predigt?

«Was willst du erleben?», fragte er.

«Keine Ahnung ...»

«Etwas Greifbares, etwas Reales, oder? Nicht etwas, dass jemand Anderes gepostet hat.»

«Ja, schon!»

«Ich wette, deine Pussy schmeckt genauso süß, wie die deiner Schwester!», sagte er.

Saga hatte das Gefühl vor Scham im Boden zu versinken. Sie schaute sich um. Keiner der anderen Gäste schaute her. Alle waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber er gab sich nicht einmal die Mühe leise zu sprechen. Sie antwortete darauf nicht.

«Hat dich jemals einer geleckt?», fragte er.

Sie schüttelte verlegen den Kopf: «Nein!»

«Hat dich überhaupt schon jemals ein Mann berührt?»

Sie verneinte wieder.

«Du bist eine Jungfrau?», fragte er, obwohl er die Antwort bereits von ihrer Schwester kannte.

«Oh Gott, können Sie das bitte lassen?», fragte sie flüsternd.

Er grinste sie an: «Ist es dir peinlich?»

«Ja, schon ein wenig!», sagte sie. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie mit jemandem Details über derart private Sachen ausgetauscht: «Ich dachte eigentlich, ich könnte heute meine Schwester hier treffen!»

«Heute leider nicht!», sagte er: «Da muss ich dich enttäuschen.»

«Warum nicht?», fragte Saga.

Er lächelte: «Du stellst die falschen Fragen.»

«Ich wollte meine Schwester eigentlich überraschen!», meinte Saga etwas unsicher.

«Das habe ich mir gedacht!», meinte er sanft: «Sie hat viel von dir erzählt!»

«Okay!?», erwiderte Saga seufzend. Sie wusste nicht wirklich mit dieser Situation umzugehen: «Weiß sie denn überhaupt, dass ich in München bin?»

Er beantwortete ihre Frage nicht, sondern schaute ihr tief in die Augen: «Möchtest du die Welt deiner Schwester kennenlernen? So, wie sie wirklich ist?»

«Ich weiß es nicht, ich ...», Saga stotterte. Sie wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte.

«Lass dir Zeit», meinte er: «Wie lange bist du hier?»

«Zwei Wochen!», antwortete sie.

«Okay, und wo wohnst du?»

Saga wusste nicht, ob sie darauf antworten sollte. Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht. Aber in jedem Fall hatte er das Handy ihrer Schwester.

«Sag schon!», meinte er befehlend und doch in gewisser Weise so, dass es abschreckte.

«Mit meiner Freundin in Bad Tölz. Bei ihrem Onkel!»

«Okay!», sagte er: «Lass dir Zeit mit der Entscheidung. Und wenn du die Welt deiner Schwester kennenlernen möchtest, dann melde dich.»

Sie schaute ihn an und spürte seinen tiefen, durchdringenden Blick, sodass sie sofort wieder zu Boden schauen musste.

Daniel stand auf und ging.

Saga saß da. Sie starrte auf den Tisch. Er hatte zehn Euro hingelegt. Das reichte auch für ihren Kaffee.

Sie nahm ihr Handy und tippte für Linnea eine Nachricht: «Ich bin fertig, wo seid ihr?»

«Warte! Wir kommen zum Marienplatz!»

Saga ging hinaus. Sie wartete vor dem Café. Es dauerte auch nicht lange, bis die beiden kamen.

«Und?», fragte Linnea: «Hat sich deine Schwester gefreut?»

«Ja ...», log Saga. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Vermutlich war es eine dumme Idee ihre Freundin anzulügen. Aber sie wusste einfach nicht, was sie machen sollte.

Glücklicherweise ging Linnea gar nicht näher drauf ein: «Cool. Freut mich für dich. Wir wollen noch ein bisschen durch die Stadt gehen. Vor allem will ich auch das Hofbräuhaus ...»

«Bla bla bla!», das war alles was Saga hörte. Ihre Gedanken waren völlig woanders. Wer war dieser Mann? Wo war ihre Schwester?

Vom Marienplatz zur Frauenkirche, weiter Richtung Odeonsplatz, zum Hofbräuhaus und zurück zum Marienplatz. Saga bekam nicht allzu viel mit. Immer wieder war sie mit den Gedanken wo ganz anders: bei ihm ... und das änderte sich auch nicht auf der Rückfahrt.

«Hey, alles klar bei dir?», fragte Linnea. Sie waren bereits auf dem Weg nach Bad Tölz: «Du hast nicht mehr allzu viel geredet.»

«Alles in Ordnung!», meinte Saga: «Ich krieg alles mit!»

«Sicher. Ungefähr so viel wie ein 90-jähriger auf einem Rockkonzert!», lachte Mikael.

«Du warst schon mal auf einem Rockkonzert?», fragte Saga und lächelte ein wenig.

«Nein, aber er ist 90!», lachte Linnea laut: «Du hast mitbekommen, dass wir noch was Essen gehen wollen?»

«Ja, in irgendeinem Gefängnis!»

Mikael seufzte: «Es heißt zwar Jail House. Aber es ist kein Gefängnis!»

«Ja, habe ich schon verstanden.»

Die Bayerische Oberlandbahn fuhr im Bahnhof in Bad Tölz ein.

«Laufen wir dort hin?», fragte Linnea.

Er schüttelte den Kopf: «Nein, wir müssen mit dem Auto fahren!»

Linnea schaute Saga an: «Bist du noch bei uns?»

«Sicher, ja! Warum fragst du?»

«Weil du aussiehst, als wärst du gedanklich völlig woanders!»

«Nein, bin hier!», meinte Saga. Doch sie wusste, dass Linnea recht hatte. Sie konnte das Erlebnis vom Nachmittag einfach nicht vergessen. Der angebliche Herr und Meister ihrer Schwester hatte sie aus dem Konzept gebracht.

Giesinger Bräu, 19.00 Uhr

Daniel setzte sich zu mir: «Sitzt du hier schon wieder oder immer noch?»

«Wieder!», meinte ich und blätterte in meiner Zeitung: «Schon vergessen, dass ich eine Kundin von dir in der Zwischenzeit betreut habe? Diese Beate Müller. Eine Sächsin.»

«Sie ist nicht einfach, ich weiß!»

«Weil sie Sächsin ist?», grinste ich.

«Nein!», schüttelte er den Kopf: «Ich meinte jetzt trainingstechnisch!»

Ich nickte: «Sie hat die ganze Zeit davon gequatscht, dass sie es nicht mit der Ernährung hinbekommt. Nun, da kann sie trainieren, wie sie möchte. Mit dem Abnehmen wird das nichts!»

«Ich erklär ihr das auch immer wieder!», seufzte Daniel.

«Wie ist es gelaufen?»

«Du hast alles mitgehört!», meinte er und hielt sein Handy hoch. Er hatte es das Gespräch lang angehabt.

«Nicht alles. Ich hatte ja noch eine Kundin da. Aber das Meiste!»

«Und?»

Ich grinste: «Du hast viel gelernt von mir. Die Predigt über die sozialen Netzwerke, die hätte genau so von mir sein können!»

«Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl. Ich meine ... ich weiß einfach nicht, ob ich es Lova nicht doch sagen soll!»

«Das hat noch Zeit. Noch ist nichts passiert!», meinte ich: «Trinkst du ein Bier mit?»

«Sicher!», sagte er: «Immerhin sind wir in einer Brauerei!»

«Bist du immer noch hier oder schon wieder?», fragte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte den Braumeister des Giesinger Bräu: «Warum stellt mir heute jeder diese Frage?»

Der Bierbrauer grinste: «Nun ja, vielleicht bist du zu oft hier!»

«Man kann nicht oft genug hier sein!», grinste ich und zeigte auf Daniel: «Darf ich vorstellen, das ist Daniel. Einer meiner Fitnesstrainer!»

Daniel gab dem Braumeister die Hand: «Freut mich!»

«Das ist Steffen. Derjenige, der hier dafür sorgt, dass das Giesinger seinen besonderen Geschmack hat!», stellte ich nun auch den Bierbrauer vor: «Man beachte die Gummistiefel. Sein Markenzeichen!»

Daniel grinste, er erinnerte sich an eine Geschichte, die ich ihm erzählt hatte: «Das ist also der Münchner Braumeister, der beim Oktoberfest nicht ins Bierzelt gekommen ist, weil er Gummistiefel trug?»

«Genau. Der bin ich!», lachte Steffen: «Und dabei war ich in voller Tracht. Nur eben die Gummistiefel störten den Türstehern beim Marstall!»

«Gab es denn keine Möglichkeit dies irgendwie zu klären?», fragte Daniel überrascht.

«Nein!», meinte Steffen: «Es war einfach nicht das passende Schuhwerk! Und das Marstall-Zelt war damit erledigt.»

Ich nahm ein Bier, stellte es dann ab und sagte: «Das ist so eine Münchner Geschichte, die man sich gerne erzählt.»

«Lasst euch euer Bier schmecken!», sagte Steffen: «Ich bin dann mal wieder unten bei den Kesseln.»

Einen Moment lang saßen wir schweigend da und tranken eine Giesinger Erhellung.

«Wie geht es weiter?», fragte Daniel.

«Wir können das nicht planen!», sagte ich: «Aber irgendwann müssen wir sie ein wenig zu einer Entscheidung herausfordern!»

«Du willst das wirklich durchziehen?», fragte er.

Ich nickte: «Ja, das will ich.»

«Das Eigenartige ist, dass ich es nicht einschätzen kann, wie es sich entwickelt!»

«Gott, das wäre auch langweilig!»

«Aber was erzähle ich Lova?», fragte Daniel: «Ich meine, ich habe ihr Handy mitgenommen!»

«Sie hat es liegen gelassen!», sagte ich.

«Das macht keinen Unterschied. Ich habe es genommen und die Nachrichten durchgesehen. Und dann habe ich ihrer Schwester geantwortet. Beziehungsweise: du hast ihr geantwortet!»

«Du wirst Lova erst einmal gar nichts sagen!», meinte ich.

«Ein wenig habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Immerhin ist es ihre Schwester. Sie würde sie bestimmt gerne sehen und ...»

«Du hast Angst, dass es Ärger gibt?», grinste ich: «Komm schon. Das Leben ist viel zu kurz um Angst zu haben!»

Er seufzte: «Du bist im Endeffekt schlimmer als die Charaktere, die du in deinen Büchern beschreibst!»

«Moment!», erwiderte ich: «Wer hat denn das Handy entwendet und mir die Nachricht gezeigt?»

«Herrje! Wir hatten gestern über ihre Schwester geredet und dann kommt diese Nachricht. Mein Gott, ich musste dir das doch zeigen!»

«Und du hast dich mit ihrer Schwester schon getroffen!»

Er schüttelte den Kopf: «Weil du ihr eine Nachricht geschrieben hast, dass wir uns treffen! Aber egal wie ich es drehe und wende. Am Ende bin ich schuld!»

«Du willst das genauso wie ich!», sagte ich leise: «Also stell dich nicht so an. Spiel das Spiel mit!»

Jail House, Bad Tölz

«The american way of life» verspricht das Jail House und die Bar direkt an der Isar hält sein Versprechen. Bei Spare Ribs, Burger, einem original amerikanischen Bier und dem Klang amerikanischer Countrymusik, kommt definitiv amerikanisches Feeling direkt in Bad Tölz auf. Dabei wirkt das runde Gebäude auf den ersten Blick nicht wirklich wie ein amerikanisches Restaurant.

Mit dem Auto fährt man am Einkaufszentrum des sogenannten Moraltparks auf die hinteren Parkplätze. Dort steht das Jail House, ein Szenetreff nicht nur für Biker. Für viele Oberbayern ist Bad Tölz die Renterhochburg. Und jeder, der von außerhalb kommt, für den ist Bad Tölz vor allem eins: die Heimat eines dicken Polizisten. So mancher bringt den Heilkurort vor allem mit dem «Bullen von Tölz» in Verbindung. Doch der Ort hat viel mehr und das Jail House ist der Beweis.

«Dort willst du uns wirklich reinbringen?», fragte Linnea irritiert.

«Es wird euch gefallen!», grinste Mikael: «Ich bin hier öfter.»

«Das heißt ja nichts!», sagte seine Nichte und schüttelte den Kopf: «Oh Mann, Männer!»

«Hey, ich bin szenekundig!», sagte ihr Onkel beleidigt.

«Was auch immer du unter Szene verstehst!», erwiderte Linnea.

Er öffnete die Türe. Rockige Countrymusik erklang.

Sie suchten sich einen freien Tisch. Saga und Linnea bestellten sich einen Burger. Mikael nahm sich die Spare Rips und ein amerikanisches Bier.

«Ich dachte, du bist Vegetarierin!», meinte Mikael zu seiner Nichte.

«Hä? Wieso sollte ich?»

«Keine Ahnung, weil deine Mutter Vegetarierin ist!»

«Ja. Das ist ungefähr so wie mit der Haarfarbe!», sagte sie spöttisch: «Meine Mutter ist blond, also bin ich auch blond. Meine Mutter isst kein Fleisch, also esse ich es auch nicht!»

«Gestern hat sie doch auch Wurst gegessen!», meinte Saga und biss dann in ihren Burger.

«Na ja, Wurst ist doch etwas Anderes!»

Linnea schaute von ihrem Teller auf: «Sicher. Wurst ist etwas anderes! Weißt du überhaupt, was ein Vegetarier ist?»

«In jedem Fall das Gegenteil von mir!», grinste er und rückte sich seine Spare Ribs zurecht.

«Du bist im Grunde wie ein Hund!», Linnea schaute ihn schräg von der Seite: «Der kaut auch immer gerne an Knochen!»

«Mikael. Was machst du denn hier?», fragte eine vielleicht fünfzigjährige Frau.

«Gertrud. Darf ich dir meine Nichte und ihre Freundin vorstellen? Das ist Linnea und das ist Saga.»

«Aus Schweden?»

«Ja!», erwiderte er.

«Freut mich!», sagte Gertrud und gab beiden Ladys die Hand: «Woher kommt ihr?»

«Aus Schweden?!», sagte Linnea: «Hatte mein Onkel doch gesagt.»

«Ja schon, aber wo aus Schweden?»

«Was kennen Sie denn in Schweden?»

Gertrud überlegte: «Stockholm ... und ... na ja. Nord- und Südschweden eben.»

«Oh, das ist viel!», grinste Linnea: «Dann sind wir aus Nordschweden!»

«Ziemlich kalt dort oben, oder?»

«Allerdings!»

«Nun, und dann besuchst du mit deiner Freundin also deinen Onkel. Das ist nett!», sagte Gertrud.

«Setz dich doch zu uns!», bot Mikael der resoluten Bayerin einen Platz an.

«Danke!», erwiderte diese und ließ es sich nicht zweimal sagen.

Die beiden jungen Frauen aßen ihre Burger und Mikael seine Spare Rips.

«Woher kennst du meinen Onkel?», fragte Linnea.

Gertrud grinste: «Schätzchen, Bad Tölz ist nicht allzu groß. Hier kennt jeder Jeden!»

«Sie übertreibt!», meinte Mikael: «So klein ist Tölz auch wieder nicht. Wir kennen uns vom Kegeln!»

«Vom Kegeln? Ernsthaft?», fragte Linnea: «Oh ...»

«Was soll das heißen?», Gertrud winkte den Kellner her und bestellte rasch ein Bier: «Kegeln ist ein ernsthafter Sport!»

«Ist es nicht!», lachte Mikael.

«Doch, natürlich!»

«Wir kegeln, weil es uns Spaß macht. Wir saufen mehr, als das wir uns bewegen!»

«Okay!», stimmte Gertrud ihm zu: «Das ist ein Argument. Trotzdem kann man das als ernsthaften Sport betreiben. Wie auch Dartspielen!»

«Dartspielen?», fragte Mikael: «Ach komm, Gertrud!»

«Also ich spiel gern Dart!», sagte Linnea.

«Und sie ist ziemlich gut!», fügte Saga hinzu.

«Wirklich?», Mikael klang überrascht: «Dann sollte ich meine Nichte wohl herausfordern! Hier gibt es eine Dartscheibe!»

«Gern, um was spielen wir?»

«Mhm!», er grinste süffisant.

«Okay!», sagte Linnea seufzend: «Lass uns einfach spielen!»

«Und, wie ist es bei Mikael?», fragte die Gertrud.

«Gut!», erwiderte Saga: «Er ist nett!»

«Cool!», sagte die Bayerin: «Freut mich. Ja, er ist ganz nett. Und die Frauen lieben ihn.»

«Wirklich?», fragte Saga.

Sie lachte: «Ja, er ist ein kleiner Schwerenöter. Ich dachte schon, er hätte jetzt zwei junge Damen irgendwo aufgegabelt.»

«Oh Gott, wirklich?», Saga war irritiert.

«Ich wusste ja nicht, dass er Familienbesuch hat! Das ist natürlich was ganz anderes!»

«Na ja!», machte Saga: «Ich bin ja nicht seine Familie.»

«Trotzdem wird er dich nicht so ansehen, wie er es machen würde ...», grinste die resolute Bayerin: «Glaub mir, wenn du irgendein junges Ding wärst. Dann hätte er so einen Blick ...»

Saga überlegte: «Nun ja ... irgendwie ...»

«Irgendwie was?»

«Ich weiß nicht so recht. Ich hatte so ein weißes, enges Shirt an ...»

«Okay, und?»

«Na ja, ich weiß nicht. Er hat mir auf die ... nun, auf die Brüste gestarrt!», meinte Saga: «Ich hatte keinen BH drunter.»

«Im engen Shirt ohne BH?»

Saga wurde ein wenig rot: «Ja ... ich dachte mir da nichts dabei!»

«Du dachtest dir nichts dabei?», sagte die Bayerin und lachte: «Du läufst im hautengen Shirt rum, ohne BH und dachtest dir nichts dabei.»

«Nein!»

Gerlinde lachte: «Schätzchen. Ich hatte auch mal so Titten wie du. Na ja, nicht ganz so schnuckelig klein wie deine. In deinem Alter hatte ich schon mehr. Aber sie hingen nicht so durch ...»

«Okay ...», sagte Saga und verdrehte ein bisschen die Augen.

«Was ich sagen möchte. Ich wusste damals ganz genau, was ich bei meinem Stiefvater für eine Wirkung hab, wenn ich ohne BH rumlief ...»

Saga schluckte: «Oh!»

«Ja. Damals waren sie noch fest und rund. Meine Güte, wenn ich heute keinen BH trage, dann könnte ich sie mir links und rechts über die Schultern werfen!»

Saga nahm sich vor darauf nicht zu antworten. Alleine die Vorstellung machte ihr in gewisser Weise Angst.

Gerlinde lachte: «Du bist ein schüchternes Mädchen, stimmt´s? Wir sind hier in Bayern, da musst du ein bisschen lockerer werden!»

«Na ja. In jedem Fall habe ich mir dabei nichts gedacht!»

«Okay, Schätzchen. Und was hat er getan? Dich angefasst?»

«Nein!», meinte Saga schockiert: «Natürlich nicht!»

«Dann ist ja alles gut. Es sei denn, du möchtest das natürlich.»

«Natürlich nicht!», erwiderte die junge Schwedin entrüstet.

Gertrud lachte laut.

Saga wusste nicht so recht, ob die Bayerin sich nun lustig über sie machen wollte oder sie einfach für naiv hielt: «Hattest du mal was mit ihm?»

«Mit wem? Mit Mikael?»

«Ja ...»

«Ich habe seinen Penis nie gesehen ...», lachte Gertrud: "Wenn du das meinst!"

Saga wurde rot: «Okay ...»

«Und nicht weil seiner so klein ist!», grinste Gertrud: «Ich habe eine Freundin, die kann bezeugen, dass er gut bestückt ist.»

«So genau wollte ich das gar nicht wissen!», meinte Saga.

«Rauchst du?»

«Nein!»

«Gut. Wie du meinst. Dann geh ich eben alleine eine rauchen. Das brauche ich jetzt. Man darf ja hier drinnen nicht mehr rauchen. Man war es früher schön ...»

«Man durfte früher hier drinnen rauchen?»

«Ja, klar, Schätzchen!», grinste Gerlinde: «Das Rauchverbot gab es früher in Gaststätten nicht. Wie ist das bei euch in Schweden?»

«Da ist man ziemlich streng in der Sache.»

«Ja, genau wie beim Alkohol, oder?», lachte die Bayerin: «Ja, ihr habt nicht viel Spaß in eurem Land!» Dann holte sie sich eine Zigarette aus der Schachtel und ging hinaus.

«Mir scheint, du hast eine neue Freundin!», grinste Linnea.

«För Guds skull! Under inga omständigheter!!», sagte Saga: «Um Himmelswillen. Auf keinen Fall!»

«Ihr habt euch dafür aber recht viel unterhalten!»

«Sie hat mir gesagt, dass sie sich in der Zwischenzeit die Brüste über die Schultern legen kann!», flüsterte Saga: «Wenn sie es auch nicht wirklich ernst gemeint hat. Alleine schon der Gedanke!»

«Wie alt wird sie sein?»

«Hundert? Keine Ahnung!»

«Wir bleiben eh nicht mehr allzu lange!», grinste Linnea: «Ach übrigens, ich habe gewonnen!"

Saga nickte: "Hatte ich nicht anders erwartet!»

«Über was redet ihr?», fragte Mikael.

«Über deine Niederlage!», sagte Saga und trank ihre Cola aus.

«Und vor allem über meinen Sieg!», grinste Linnea und setzte sich hin.

«Ja, macht euch nur lustig. Wo ist Gertrud?»

«Sie raucht!», antwortete Saga und zeigte zur Türe.

«Habt ihr euch gut unterhalten?», fragte Mikael und trank sein Bier: «Sie ist manchmal etwas schräg!»

«Etwas schräg?», Saga zog die Stirn kraus: «Das ist noch etwas untertrieben, findest du nicht?»

«Über was habt ihr euch denn unterhalten?»

Saga schaute bewusst weg: «Nichts wirklich Interessantes!»

«Das ist aber Schade!», Mikael lachte laut: «Sie hat nämlich viel zu erzählen. Wollen wir gehen?»

«Ja!», nickte Linnea.

«Da kommt Gertrud zurück!», nickte ihr Onkel und stand auf: «Dann lasst uns verabschieden!»

Als sie wieder zu Hause waren, warf sich Saga aufs Sofa: «Ich bin ganz schön kaputt von dem herumgelaufe!»

«Ich auch!», sagte Linnea und setzte sich daneben: «Wir relaxen jetzt erst mal!»

«Wie wäre es mit der Sauna!», meinte Mikael. Er hängte den Schlüssel des Fahrzeugs ans Schlüsselbrett und zog sich die Schuhe aus.

«Du hast eine Sauna?», fragte Linnea.

Er grinste: «Sonst würde ich es nicht anbieten, oder?»

«Ja keine Ahnung. Vielleicht machst du auch nur Spaß!»

«Hey!», meinte er: «Finnen und Schweden ohne Sauna, das ist doch eher unwahrscheinlich!»

«Ja, das stimmt! Aber du bist doch in der Zwischenzeit sehr deutsch. Schon alleine wie viel Bier du trinkst ...», seufzte Linnea.

Mikael grinste und schaute auf die Flasche, die er in der Hand hielt: «Komm schon, das musst du mir jetzt gönnen. Wir waren mit dem Auto beim Essen. Da ging leider nur ein kleines Bier. Deshalb habe ich mir jetzt so ein Gustl verdient!»

«Ein Gustl?», fragte Linnea.

Ihr Onkel nickte und zeigte die Flasche: «Ja, so nennt man in München das Augustiner.»

«Warum sagst du nicht einfach Bier?»

«Weil Bier nicht einfach Bier ist!»

«Interessant!», seufzte Linnea und man hörte durchaus raus, dass sie mit solchen Informationen wohl eher weniger anfangen konnte.

«Ich mach euch die Sauna an, in Ordnung?»

Saga stand auf: «Das wäre toll. Ich geh dann mal ins Zimmer nach oben. Rufst du uns?»

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