Читать книгу: «Serva I», страница 2

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Die Soldaten jubelten.

«Wir werden in Pravin einmarschieren. Und ich sage euch, jeder Pravin, der Widerstand leistet, wird getötet. Alle aber, die sich uns unterwerfen, dürfen uns dienen.»

Erneut jubelten die Krieger, während der König eine Pause machte.

«Die Frauen und Kinder sollen unserem Volk als Sklaven dienen und die Männer Kriegsdienst leisten!»

Ein drittes Mal jubelte die Armee der Nehataner.

Und auch das Volk jubelte. Auf den Flachdächern rund um den Platz des Krieges hatten sich die Stadtbewohner, Bauern aus den umliegenden Gegenden und Händler, Steinmetze, Frauen, Kinder und Alte versammelt, um Zeuge dieses Spektakels zu werden. Es war seltsam. Gerade so als würde der ganze Zorn, den das Volk durch ihren König zu spüren bekam, sich nun auf den Nachbarn verlagern. König Atlacoya schaffte für sich ein neues Feindbild, das nicht im eigenen Land war. Das kein politischer Gegner oder Aufständischer war. Und das Volk genoss diese Verlagerung der Gewalt.

Feldherr Chantico stand neben seinem Bruder. Er liebte ihn, so gut er konnte. Er war sein Fleisch und Blut. Aber viel gemeinsam hatten sie nicht. Chantico war weder ein brillanter Stratege, was das Militär anbelangte, noch war er ein großer Krieger. Aber er tat sein Bestes um seinen Bruder zufrieden zu stellen. Die Aussicht auf einen Krieg gegen die Pravin jedoch machte ihm Angst.

«Und, wie waren meine Worte?», fragte Atlacoya. Es war keine Frage auf die er eine ehrliche Antwort erwartete, sondern vielmehr nach Bestätigung verlangte. Der König ließ kaum Kritik zu. Auch nicht durch seinen Bruder.

«Vater wäre stolz auf dich gewesen, Bruderherz!», sagte Chantico.

«Oh, er ist stolz. Dort oben in der Ewigen Sonne sitzt er neben Regnator und schaut auf uns herab. Und er schaut auf dich, mein Bruder. Auf den großen Feldherrn!»

«Ich werde mein Bestes geben!»

«Das Beste ist nicht genug für mich und mein Volk. Du musst mehr geben!», grinste Atlacoya: «Und nun lasse die Truppen abziehen!»

Chantico nickte. Er schaute hinüber zu seinem Feldmarschall und gab den Befehl den Platz zu räumen. Die Truppen sollten zurück in ihr Feldlager. Der König hatte gesprochen und war nun fertig.

3

Tornheim,

Siedlung im Ewigen Eis

Hedda hatte sich ihrer Fellkleidung entledigt und hängte sie an ihren persönlichen Haken in der Gemeinschaftsunterkunft. Die Kleidung eines Ragna war sein vermutlich wertvollster Besitz und sicherte sein Überleben in der eisigen Kälte des Ewigen Eises. Die Fellkleidung bestand aus graubraunem Rentierfell. Man jagte die Tiere im Süden nahe der Wälder der Hauptstadt Gunnarsheim. Die Felle boten einen guten Schutz vor Kälte und Nässe. Sie waren wasserabweisend und schafften zudem ein guter Windschutz. Doch das recht brüchige Haar war nicht lange haltbar. Um die dreißig Fälle benötigte eine durchschnittliche Familie in Tornheim pro Jahr. Sie dienten nicht nur als Kleidung, sondern auch als Decken. Ältere, nicht mehr ganz so gute Felle, wurden auf dem Boden der Gebäude ausgelegt und dienten in gewisser Weise als Teppich. Über die Jahre hinweg war so der gesamte Boden von Tornheim mit Fellen ausgekleidet worden.

Im Inneren der Siedlung war es angenehm warm. Traditionell trugen die Ragni innerhalb des Gebäudekomplexes lediglich ihre Unterkleidung. Dünne Hosen und Hemden aus Leinen. Man ging grundsätzlich barfuß, was angesichts des ausgelegten Fellteppichs kein Problem war.

«Wer ist der Mann?», flüsterte Hedda.

Loros schaute seine Tochter an und schüttelte dann den Kopf: «Ich weiß es nicht. Er kommt von weit her. Er ist ein Mani!»

«Aber wieso kommt er dann aus dem Norden?», fragte Hedda irritiert und schaute zu dem Fremden, der gierig den Fisch aß, den die Bewohner ihm angeboten hatten.

«Wie gesagt, ich weiß es nicht. Und jetzt geh raus und versorge die Hunde. Bringe ihnen Fisch, sie sind hungrig!»

«Kann das nicht Hodi machen?», fragte sie beleidigt.

«Er soll bei uns Männern sitzen. Das Füttern der Hunde ist Frauenarbeit!», meinte Loros streng.

Hedda schaute ihn böse an. Sie arbeitete hart und viel. Und sie fand es ungerecht, dass ihr jüngerer Bruder oft besser behandelt wurde und bei den Männern sitzen durfte. Aber dann gehorchte sie. Missmutig stapfte sie Richtung Ausgang und kam dabei an dem Mani vorbei.

«Sie ist Eure Tochter, richtig?», grinste der Fremde und packte Hedda am Arm: «Sie ist wunderschön!»

«Lasst sie!», sagte Loros.

«Verkauft Ihr sie mir?»

Loros stand auf und griff zu seinem Dolch, den er an einem Gürtel trug: «Ich weiß, dass die Mani sich Sklaven halten. Genauso wie die Nehataner, die Pravin und die Shiva. Aber wir nicht. Bei uns sind alle Ragni frei.»

«Sehr bedauerlich!», grinste der Fremde und schaute in die stahlblauen Augen von Hedda. Schüchtern wich sie seinem Blick aus. Dann ließ er sie los und schaute ihr hinterher: «Sie würde Euch viele Taler bescheren!»

«Wie gesagt, wir Ragni haben diese Unart nicht andere zu unserem Eigentum zu machen!»

«Unart?», lachte der Mani: «Es gibt sieben Völker. Aber wir haben nur einen Gott.»

«Es gibt acht Götter!», korrigierte Loros.

«Wir haben einen Gott und sieben Nebengötter. Wie wir auch nur eine Sonne und sieben Monde haben. Aber der Punkt ist, dass wir auch nur ein Gesetz haben. Und das erlaubt uns Sklaven zu halten!»

«Es mag sein, dass wir die gleichen Götter haben. Aber dennoch hat jedes Volk seine eigenen Regeln!»

«Die Gesetze von Regnator stehen über den Regeln und Gebräuchen der Völker!», meinte der Fremde und stand auf: «Oder irre ich mich?»

«Wir alle wissen, dass die Gesetze unseres Gottes Regnator von einem Mani aufgeschrieben wurde. Vor Hunderten von Jahren.»

«Sie sind dennoch für alle bindend!»

«Aber sie sind von einem aritonischen Wesen verfasst worden.»

«Gott Regnator persönlich hat die Worte diktiert.», sagte der Mani. Er wusste, dass die Ragni ihren Götterglauben durch Erzählungen, Mythen und Sagen aufrecht hielten, nicht durch geschriebene Worte. Die wenigsten Ragni konnten lesen oder gar schreiben.

Loros schüttelte den Kopf: «Es spielt keine Rolle. Ihr sucht doch nur einen Grund meine Tochter zu … zu kaufen! Vergesst es. Ich lasse diesen Handel nicht zu.»

Der Mani ging einmal um den Tisch herum, an dem gut zwanzig Männer saßen: «Warum sitze ich an einem der anderen Tische ringsherum? Warum nicht an eurem großen Tisch in der Mitte?» Er schaute sich um. An den anderen Tischen saßen Kinder und Frauen.

«Ihr seid keiner von uns!», sagte Loros: «Nur Männer unseres Stammes dürfen an der großen Tafel Platz nehmen.»

«Ihr seid ein zurückgebliebenes Volk!», spottete der Fremde und öffnete dann einen Beutel. Er legte drei Taler auf den großen runden Tisch.

«Was tut Ihr?», fragte das Stammesoberhaupt.

«Oh, ich darf als Fremder nicht einmal euren Tisch berühren?», grinste der bärtige Mann. Aber er scherte sich nicht um die Regeln der Ragni und zeigte auf die Münzen: «Das sind drei Silbertaler. Vielleicht hat einer der anderen anwesenden Väter eine hübsche Tochter und würde sich gerne diese drei Taler verdienen?»

Es war still im Raum. Loros schaute sich um. Ein paar der Männer schienen tatsächlich zu überlegen. Drei Silbertaler waren in der Stadt Gunnarsheim viel Wert. Er durchbrach die Ruhe, nahm die Taler an sich und drückte sie dann dem Fremden in die Hand. Bevor jemand seiner Leute antworten konnte: «Nehmt euer schmutziges Geld. Hier geht keiner auf euer Angebot ein!»

«Äußerst bedauerlich!», meinte der Fremde: «Wie dem auch sei. Ich bräuchte ein Nachtlager. Oder besser ein Ruhelager. Eine Nacht gibt es hier ja nicht.»

Loros gefiel der Ton des Mannes nicht. Man merkte deutlich, dass er das Gefühl hatte etwas Besseres zu sein. Es war tatsächlich so, dass die Mani die wohl fortschrittlichste Kultur besaßen. Dennoch waren vor Regnator, dem Gott aller Völker, alle gleich. Eine Herrenrasse gab es nicht. Aber er wollte den Fremden auch nicht verärgern: «Wir stellen Euch ein Bett zur Verfügung!»

«Das ist nett!», grinste der Fremde.

Draußen vor den Gebäuden ging Hedda auf die Hunde zu. Sie jaulten laut. Das Alphatier fing an und nacheinander stimmten die einzelnen Mitglieder des Rudels in den Gesang ein. Durch das markante Heulen festigte jeder einzelne Schlittenhund seine Zugehörigkeit zum Rudel. Zudem markierten sie damit ihr Territorium. Jetzt jedoch signalisierten sie Bereitschaft für die Jagd. Die im Grunde keine war. Denn es war Hedda, die kam und die Beute bereits erlegt hatte.

Hedda verteilte den getrockneten Fisch. Der frische Fisch des heutigen Tages war für die Ragni bestimmt. Den Hunden schien das nichts auszumachen. Gierig stürzten sie sich auf die Fleischbrocken.

Wer war dieser Mann? Hedda fröstelte bei dem Gedanken an ihn, obwohl sie warm eingepackt war. Er hatte sie kaufen wollen. Als Sklavin. So richtig war ihr nicht bewusst, was das bedeutete. Aber ein wenig konnte sie es sich denken. Aber warum? Warum kam er hierher und bot Geld für sie?

Die junge Ragni verdrängte den Gedanken. Diese Welt, in der sie lebte, war ein Paradies aus Eis und Schnee. Hier kamen normalerweise keine Fremden her. Hier gab es wenig Streit. Und wenn, dann war der schnell geschlichtet. Man musste sich zusammenraufen um zu überleben. Jede Familie half mit. Jeder einzelne Ragni trug seinen Beitrag bei. Fremde hatten hier nichts verloren.

Vor der Siedlung Tornheim gab es einen großen säulenförmigen Stein, der gut zwei Meter hoch war. Um ihn herum hatten die Bewohner lange Stäbe in den Boden gehauen. Für die Ragni war dies eine Art Sonnenuhr. Je nachdem auf welcher Seite der Stein seinen Schatten warf, wussten sie, welche Tageszeit sie hatten.

Im Grunde war die Ruhezeit der Ragni immer dann, wenn die Sonne vom Westen über den Norden nach Osten wanderte. Sagte man den Kindern, dass die Sonne bereits den Westen durchlaufen hatte, dann wussten diese, dass es Zeit für das Bett war. Nicht immer konnte man die Sonne sehen. Oft war sie durch Wolken verdeckt oder ging in einem Schneesturm unter. Dann funktionierte natürlich auch das Spiel von Schatten und Licht nicht. Aber der Sonnenstein, wie ihn die Ragni nannten, war ein wichtiges Hilfsmittel. An diesem Tag war die Sonne jedoch deutlich zu sehen.

Einundzwanzig Stunden hatte ein Tag. So lange brauchte der Planet um sich um seine eigene Achse zu drehen. Die Ragni hatten einen klaren Tagesablauf. Sieben Stunden wurde geschlafen oder zumindest geruht, sieben Stunden gearbeitet und sieben Stunden verbrachten sie für sich oder mit ihrer Familie.

Nachdem Hedda mit den Hunden fertig war, ging sie wieder hinein. Schnurstracks steuerte sie auf ihren Bruder zu.

«Du solltest nun schlafen gehen!», meinte Hedda zu ihm.

Hodi schnaubte böse. Er hatte keine Lust ins Bett zu gehen. Der fremde Mann erzählte Geschichten und einige Männer standen um ihn herum und hörten ihm zu: «Warum darf ich nicht von den fremden Ländern hören?»

«Hör auf deine Schwester!», meinte sein Vater streng und schaute dann misstrauisch in die Richtung des Fremden. Zumindest seinen Namen hatte er nun genannt. Ludwig von Battleton. Allzu viel brachte dieses Wissen Loros allerdings nicht. Dennoch hätte er zumindest vom Namen her wissen wollen, mit wem er es zu tun hatte. Aber er ging stark davon aus, dass er nicht ehrlich war.

«Du traust ihm doch nicht?», fragte Hedda.

«Bring deinen Bruder ins Bett!», meinte Loros. Er hatte keine Lust darüber zu diskutieren. Dann ließ er seine Tochter und seinen Sohn stehen und ging zu dem Fremden.

«Ihr kommt aus dem Norden!», sagte Loros. Es war eine Feststellung, keine Frage.

Der Fremde nickte: «Ja. Das ist richtig!»

«Im Norden gibt es nichts als Eis und noch mehr Eis!», meinte der Häuptling von Tornheim kritisch: «Es kommt mir einfach nicht in den Sinn, was Ihr da oben verloren hattet!»

«Ich war dort oben bei den Nomaden!», antwortete der Mann, der sich selbst Ludwig von Battleton nannte.

«Was wolltet Ihr dort oben? Fische gegen Gold tauschen? Versteht mich nicht falsch, Sir. Aber da oben gibt es wirklich nichts, was sich lohnt zu besitzen.»

«Ich verstehe, dass Ihr misstrauisch seid! Aber das ist nicht nötig. Ich bin nur ein einsamer Wandersmann, der das Land entdecken möchte!»

«Nun gut!», erwiderte Loros. Er hatte keine Lust mehr mit diesem Herrn zu diskutieren. Weil er ihm ohnehin nur das erzählte, was er auch wirklich erzählen wollte. Die Wahrheit würde er nicht erfahren: «Ich gehe schlafen, nachdem ich noch einmal meine Runde um die Siedlung gemacht habe. Ihr habt Euer Lager. Das sollte reichen!»

«Sehr großzügig!», sagte der Mani. Seine Worte hatten aber einen deutlichen ironischen Beigeschmack.

Währenddessen zog sich Hedda aus. Ihr Bruder betrachtete sie dabei.

«Schau weg!», meinte sie zu ihm.

«Dein Busen ist groß geworden!», sagte er grinsend.

«Schau weg!», sagte sie erneut.

«Gibst du damit irgendwann Milch?»

«Herrje. Hör auf zu fragen!», meinte sie und nahm sich ihr Fell, dass ihre Bettdecke war. Sie bedeckte damit ihren nackten Körper.

«Warum sagst du es nicht einfach? Was ist schon dabei?»

«Nichts ist dabei! Aber es ist unhöflich eine Frau so anzustarren!»

«Streichelst du dich da unten manchmal?»

Sie wurde rot: «Natürlich nicht. Und jetzt hör auf!»

«Jede Frau streichelt sich dort unten!»

«Wer sagt denn das, bitte?»

«Die älteren Jungs erzählen sich das. Die dunkelhäutigen Frauen machen es sich sogar gegenseitig, sagt man!»

«Es gibt drei dunkelhäutige Völker!», sagte sie und stieg auf ihr Bett: «Und ich glaube, die Jungs erzählen nur dummes Zeug. Selbst haben sie es noch nie gesehen!»

«Freilich haben sie es selbst noch nie gesehen. Aber sie waren in Gunnarsheim. Und da hat man das erzählt. Die Seeleute erzählen das.»

«Toll!», sagte Hedda: «Und trotzdem kann es nur Gerede sein. Auch von den Seeleuten. Außerdem habe ich noch nie gehört, dass ein Schiff der Ragna soweit in den Süden gefahren ist. Die fahren doch nur bis Manis!»

«Und auch dort erzählt man sich Geschichten!», grinste ihr Bruder.

«Sicher. Auch dort. Überall erzählen die Männer Geschichten. Und wenn die Geschichten dann hier oben angekommen sind, dann sind sie plötzlich voller blühender Fantasie!»

«Darf ich zu dir ins Bett?», fragte er.

Hedda schüttelte den Kopf: «Nein, darfst du nicht.»

«Früher durfte ich immer in dein Bett!»

«Früher, ja. Da war ich auch noch keine Frau. Die Zeiten ändern sich und jetzt schlaf, Bruderherz!»

«Die Jungs reden über dich!», meinte Hodi.

«Ach tatsächlich? Was reden sie denn?»

«Man sagt, du bist die schönste Ragni der ganzen Welt!»

«Hör nicht drauf!», erwiderte sie. Aber es machte sie Stolz. Unglaublich Stolz sogar.

«Ganz ehrlich. Das sagt man sogar in Gunnarsheim!»

«Woher wollen die das denn wissen?», fragte sie.

«Keine Ahnung ...»

«Von Erzählungen. Und die Erzählungen kommen von Leuten, die wieder Erzählungen gehört haben. So geht das immer weiter!»

«Nun, unser Volk ist nicht so groß!», meinte Hodi: «Da spricht sich das schnell rum! Vielleicht ist der Mann wegen dir hier!»

«Wie meinst du das?», fragte Hedda irritiert. Sie richtete sich auf und das Fell rutschte ein wenig hinunter.

«Du hast wirklich schöne Dinger!», grinste er.

Sie bedeckte rasch ihre Brüste: «Was meintest du mit diesem Mann?»

«Ich habe nur ein Witz gemacht!», sagte Hodi: «Aber irgendwann wirst du wegziehen. In eine andere Siedlung. Zu einem Mann!»

«Ja!», sagte Hedda: «Irgendwann!»

«Oder in die Stadt!»

«Nein, ich möchte nicht in die Stadt. Ich will hier oben im Ewigen Eis leben. Für immer!»

«Ich nicht. Ich möchte irgendwann mal in den Süden ...»

«Weißt du, Bruderherz. Der Süden ist nicht so toll, wie alle sagen. Es gibt dort Länder, da ist es immer heiß. Da schwitzt man wie verrückt!», sie grinste: «Würde dir das gefallen? Immer zu schwitzen?»

Er antwortete nicht.

«Hodi?», fragte sie und richtete sich zum zweiten Mal auf. Sie lauschte und hörte den ruhigen Atem ihres Bruders. Er war eingeschlafen.

Glaubte sie zumindest. Doch in Wirklichkeit war er noch wach. Er wusste, dass sie eine Träumerin war. Sie gingen immer zur gleichen Zeit ins Bett, aber sie konnte noch nicht schlafen. So auch an diesem Abend. Er beobachtete sie, wie sie aufstand. Nackt wie sie war, ging sie zum Kamin. Sie setzte sich davor und schaute auf das prasselnde Feuer.

Die Jungs hatten recht. Sie sah gut aus. Aber sie wussten nicht, wie gut sie aussah. Noch nie hatte sie einer nackt gesehen. Er schon. Es war nicht so, dass er auf seine Schwester scharf war. Dafür war er zu jung. Aber neugierig war er schon. Sie war die einzige Möglichkeit für ihn einen nackten weiblichen Körper zu sehen. Brüste zu sehen. Titten, wie die älteren Jungs sagten. Sie sprachen oft über die «Titten» seiner Schwester. Wenn sie ihn fragten, ob er sie jemals gesehen hatte, dann hatte er es immer geleugnet. Weil er Angst davor hatte, dass er dafür bestraft wurde. Dass man ihn dafür verurteilen würde, dass er seine Schwester beobachtete. So wie jetzt zum Beispiel. Natürlich würde das keiner. Vielleicht würde sein Vater ihm eine Ohrfeige geben, aber mehr auch nicht.

Hodi spielte an seinem Penis. Er wusste nicht warum. Es gab keine direkte Verbindung zwischen seiner Schwester und seinen unruhigen Fingern, die an seiner Vorhaut spielten. Oder doch? Es war die Tatsache überhaupt etwas Nacktes zu sehen. Nackte weibliche Formen zu sehen. Dabei war es vollkommen egal, ob es seine Schwester war oder jemand anderes.

Es fühlte sich gut an, wenn er mit seiner Hand die Vorhaut vor und zurückschob. Er wusste nicht, dass es Selbstbefriedigung war. Er spürte nur, wie sein Penis dabei steif wurde und es angenehm war sich dort unten anzufassen. Er machte es nicht um sich bewusst zu befriedigen, sondern weil es sich einfach gut anfühlte.

Hedda saß vor dem Kamin und starrte in die Flammen. Sie war noch nicht müde. Und sie saß gerne vor dem Feuer. Sobald ihr Bruder eingeschlafen war, konnte sie sich nackt davorsetzen. Ohnehin hatten die Ragni der Siedlung Tornheim stets recht wenig an. In den Gemeinschaftsräumen meist nur ein Hemd und eine leichte Hose. Die Frauen leichte Gewänder. Trug man zu viel am Körper und musste raus, dann würde man außerhalb der Gebäude ziemlich schnell frieren. Denn der Temperaturunterschied war enorm. Bis zu 50 Grad Unterschied konnte es zwischen draußen und drinnen haben. Also zog man sich im Haus aus.

Fasste sie sich dort unten an? Sie fand die Frage ihres Bruders reichlich unverschämt. Und das sich jede Frau dort unten streichelte, dass glaubte sie nicht. Aber sie hatte es tatsächlich schon getan. Schon ein paar Mal hatte sie ihren Körper erkundet. Auch schon als sie jünger gewesen war. Deutlich jünger. Das war doch normal, oder? Aber sich bewusst streicheln? Nicht jede Frau machte das. Ganz bestimmt nicht. Oder doch?

Sie streichelte sich die blanke Scham. Die Evolution hatte ihnen jegliche Schambehaarung genommen. Aber das wusste sie nicht. Wie auch alle anderen Bewohner von Ariton das nicht wussten. Weil es für sie schon immer so gewesen war.

Sie teilte ihre Schamlippen und fuhr mit dem Mittelfinger zwischen der Spalte hoch und runter. Es fühlte sich gut an. Und sie spürte, wie sie automatisch feuchter wurde. Warum auch immer ihr Körper in dieser Weise reagierte. Sie wusste es nicht.

Was tat sie? Hodi lauschte. Seine Schwester atmete schwerer. Zumindest hörte es sich so an. Es war schwer es auszumachen. Immer wieder knisterte das Feuer. Er betrachtete ihren Körper. Sie saß schräg von ihm abgewandt. Ein wenig konnte er ihre linke Brust sehen. Im Schein des flackernden Feuers. Aber mehr nicht. Wo war ihre Hand? Sie streichelte sich doch selbst. Sie hatte ihn angelogen. Fühlte es sich ähnlich an wie bei ihm? Wenn seine Finger die Vorhaut vor und zurückschoben?

Wie gerne würde er sie berühren. Aber das war nicht mehr möglich. Seit sie älter worden war, durfte er ihr nicht mehr zu nahekommen. Früher hatte er in ihr Bett kommen dürfen. Aber jetzt war sie reifer und ließ es nicht mehr zu. Warum auch immer. Was war schon dabei?

Es war eigenartig. Die anderen Jungs sprachen häufig über sie. Er selbst nahm sie auf eine andere Weise war. Ja, er interessierte sich für ihren Körper. Weil er der einzige weibliche Körper war, den er zu Gesicht bekam. Aber er fand die anderen Mädchen der Siedlung toller. Die hübsche Kleine, die zwei Häuser weiterlebte, zum Beispiel. Die war viel schöner und viel interessanter. Aber er hatte sie eben nicht nackt gesehen. Das konnte er nur bei seiner Schwester.

Seine Hand bearbeitete weiter sein Glied. Es war angenehm. Und plötzlich passierte es. Alles zog sich zusammen. Sein Penis fing an zu zucken. Oh, bei den Göttern. Was war das? Er spürte, wie er eine milchige Substanz abspritzte. Sofort hörte er auf. Er war viel zu erschrocken. Es war kein unangenehmes Gefühl gewesen. Aber bei diesem ersten Mal viel zu intensiv. Und vor allem ungewohnt.

Er drehte sich um. Versuchte seinen Puls zu beruhigen. Er hatte seinen ersten Orgasmus gehabt. Aber so richtig bewusst war es ihm nicht.

Hedda hörte auf. Sie schaute zu ihrem Bruder. Er war unruhig. Schlief er doch nicht so tief, wie sie vermutet hatte? Zügig ging sie hinüber zum Bett. Nun war sie doch müde.

4

Xipe Totec,

Hauptstadt der Nehataner

Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Anders als bei den Ragni im hohen Norden wanderte sie recht hoch am Himmel entlang.

Chantico und Atlacoya standen noch immer auf dem Vorplatz des Palastes. Die Reihen der Soldaten lichteten sich. Einheit um Einheit rückte ab, um sich vor der Stadt im dortigen Feldlager auf den Marsch Richtung Norden vorzubereiten. Die Schwertkämpfer kämpften seit jeher mit nacktem Oberkörper und nur ihrem Lendenschurz bekleidet. Seit hundert Jahren hatte sich das nicht geändert. Chantico wusste natürlich, dass zum Beispiel die Mani mit Rüstungen kämpften und die Shiva zumindest Lederharnische trugen. Aber die Pravin, die sie bei ihrem Kampf erwarteten, kämpften ebenfalls ungeschützt. Und waren deutlich schlechter bewaffnet. Die Pravin kannten keine Bogenschützen und auch keine Reiter. Sie hatten nur ihre dreitausend mit Speeren bewaffneten Krieger. Sie würden nicht lange gegen die Schwertkämpfer der Nehataner bestehen. Davon war Chantico überzeugt. Aber seine Hoffnung lag vor allem in der schnellen Aufgabe. Er glaubte fest daran, dass sich die Pravin schnell ihrem Schicksal ergaben und die Waffen niederlegten.

«Die Palastwache und die Stadtwache. Mehr bleibt nicht zurück!», meinte Chantico.

Atlacoya nickte seinem Bruder zu: «Das reicht. Hier in der Heimat wird es ruhig sein, während ihr auf Eroberungszug seid! Oder hast du Bedenken?»

Chantico schüttelte den Kopf. Es war seine Idee gewesen alle fünftausend Männer der Streitkraft mitzunehmen. Allerdings mehr aus Unsicherheit. Der junge Führer der Streitkräfte hatte noch nie einen Krieg erlebt. Er hatte noch nicht einmal einen Mann getötet. Deshalb war er sichtlich nervös. Die Pravin hatten vor gut zwanzig Jahren gegen die Shiva gekämpft. Und vor acht Jahren gab es Krieg zwischen den Shiva und den Mani. Die Nehataner hingegen hatten die letzten hundert Jahre keine Schlacht geführt. Abgesehen vom Kampf gegen einige Nomadenstämme, die aus der Wüste heraus immer wieder die Bergwerke im Norden von Nehats attackierten. Und den Kampf gegen eigene Aufständische, die mit der Politik ihres Königs nicht einverstanden waren. Davon gab es eine Menge.

Atlacoya sah den Reitern hinterher, die in Zweierreihen aus dem Tor der Stadt Xipe Totec ritten. Für einen Moment lang dachte er nach und fragte dann seinen Bruder: «Glaubst du, es kommt zum Kampf?»

«Ich weiß es nicht. Ich hoffe doch schwer, dass sie sich sofort ergeben!», sagte Chantico. Beide waren unerfahren was den Krieg anging. Der König war zwar für seine Unbarmherzigkeit und gnadenlose Vorgehensweise gegenüber Feinden bekannt, aber eine tatsächliche Schlacht gegen eine andere Streitmacht, das war schon etwas Anderes.

«Ich hoffe es auch!», sagte Atlacoya: «Es wäre gut, wenn wir aus den Kriegern der Pravin eine neue Einheit aufstellen könnten.

«Eine neue Einheit für was?», fragte Chantico: «Um diese Küstenregion gegen ihre eigenen Landsleute zu verteidigen? Kein Pravin wird gegen einen anderen Pravin seinen Speer erheben. Das glaube ich nicht!»

«Nun!», sagte Atlacoya leise: «Vielleicht für den Marsch weiter Richtung Norden!»

«Durch die Wüste?»

«Durch die Wüste und dann gegen die Shiva.»

«Du willst auch Krieg gegen die Shiva führen?», fragte Chantico verwirrt.

Sein Bruder nickte: «Ich denke, das wird unsere nächste Aufgabe!»

«Das ist verrückt!», meinte der militärische Führer der Nehataner: «Und das weißt du. Ein Marsch durch die Wüste wird uns viel Kraft kosten. Und die Shiva warten dann am Ende der Wüste mit einer ausgeruhten Armee. Lass uns doch erst einmal den ersten Schritt tun!»

«Deshalb bist du nicht der König!», meinte Atlacoya wütend: «Weil du nicht weiter in die Zukunft denkst. Und jetzt scher dich raus aus der Stadt, Bruder. Geh ins Feldlager. Kümmere dich um deine Männer!»

Atlacoya ging hinein in den Palast. Er schaute sich nicht um. Er ließ Chantico, seinen Bruder, einfach stehen. Einem Burschen, der im Eingangsbereich stand und rasch den Kopf senkte, gab er einen Wink. Er wollte Wein. Sofort reagierte der junge Mann. Demütig rannte er davon um das gewünschte zu holen.

«Mein Gemahl, wie lief es?», fragte plötzlich eine Stimme.

Atlacoya war wütend. Doch die Wut wich, als er seine Frau hörte.

«Gut!», sagte er: «Die Truppen sind bereit. Ich weiß nur nicht, ob es auch Chantico ist!»

«Er liebt dich!», meinte sie: «Und er wird sein Bestes geben!»

Für einen Moment lang überlegte Atlacoya, ob er nicht auch ihr sagen sollte, dass das Beste einfach nicht genug war. Chantico musste über sich hinauswachsen. Aber er sagte es nicht. Stattdessen ging er zu ihr und strich ihr über die Wange: «Wie geht es meiner Königin? Der schönsten Blume in ganz Nehats?» Er strich ihr über die schwarzglänzenden Wangen.

«Es geht mir gut, mein Gemahl und König!», erwiderte sie: «Mit Freude registriere ich, dass du große Ziele hast und sie umzusetzen weißt!»

«Die Pravin werden vor unserer Armee erzittern!», sagte er.

Sie nickte: «Das werden sie. Und vielleicht fällt die eine oder andere Sklavin für mich ab!»

Er grinste: «Ja, das wird wohl so sein!» Er fasste ihr an den Po und zog sie näher zu sich: «Du willst eine hübsche, junge pravinische Sklavin? Du weißt, dass sie kleiner sind als wir und kleinere Titten haben?»

«Ja, das weiß ich, mein Gemahl!», seufzte sie und schmiegte sich an ihn.

«Dreh dich um!», befahl er und drängte sie zu einer Säule.

Sie gehorchte. Drehte sich um und krallte sich dann an dem sandfarbenen Stein fest.

Grob und gierig lupfte er den Rock ihres Kleides. Fasste ihr an den dunkelhäutigen Hintern. Mit seinen eigenen Beinen drängte er die ihrigen etwas weiter auseinander. Sie streckte ihm indes den Hintern zu.

«Nimm mich, mein Herr und Gebieter. Mein König!», hauchte sie.

Er entledigte sich seines Lendenschurzes geschickt mit einer Hand. Sein Schwanz stand wie eine Eins und drängte sich nach vorne. Und dann drang er von hinten in sie ein.

5

Tornheim,

Siedlung im Ewigen Eis

Tornheim war noch nie angegriffen worden. Aber es gab immer wieder räuberische Nomaden, die in die Siedlungen schlichen und versuchten die Bewohner auszurauben. Deshalb waren die Eingänge des miteinander verzweigten Gebäudekomplex von innen fest verschlossen. Zudem sorgte eine Wache auf dem Dach der Haupthalle für Sicherheit. Wenn sich Banditen näherten, dann würde sie Alarm schlagen und ganz Tornheim sich in den Verteidigungsmodus begeben.

Die zwei jungen Burschen, die sich an diesem Tag die Wache teilten, hatten sich in ihre Felle eingehüllt. Es war verboten während des Wachdienstes Alkohol zu trinken, aber allzu oft wurde dagegen verstoßen. In den letzten zehn Jahren konnte sich keiner auch nur annähernd daran erinnern, dass etwas Größeres vorgefallen war. Ein wildgewordener Eisbär auf der Suche nach Nahrung oder ein hungriges Rudel Wölfe, das an die Vorräte wollte. Solche Sachen kamen öfters vor. Der schlimmste Vorfall war vor drei Jahren passiert. Da hatten zwölf Wölfe die Siedlung heimgesucht und fast alle Schlittenhunde getötet oder zumindest verletzt. Die treuen Arbeitstiere waren ein wesentlicher Bestandteil bei der Jagd. Ihr Verlust war wahnsinnig gewesen. Die Wache hatte sofort Alarm geschlagen und die Einwohner von Tornheim hatten die wildgewordenen Verwandten ihrer Hunde vertrieben.

Über derartige Probleme oder gar Schlimmeres machten sich die beiden Ragni keine Gedanken. Sie tranken den Wein, den sie teuer in Gunnarsheim erworben hatten. Noch nie in ihrem Leben hatten sie Trauben gesehen und auch in der Hauptstadt des Reiches gab es die Früchte, die als Grundlage für dieses berauschende Getränk dienten, nicht. Selbst die Landschaft der Mani war nicht geeignet für einen guten Weinanbau. Viele Kilometer wurde der Wein von den Shiva mit Schiffen hier in den Norden gebracht und kostete entsprechend viel. Günstiger war das Bier, das von den Mani kam. Aber das schmeckte den Ragni bei weitem nicht so gut. Die Inselbewohner und Seeleute, die Noaten, brauten Honigwein, aber sie verkauften ihn nicht an die Nordleute. So war der Wein aus dem Land der Shiva die teure Alternative und ein enormer Luxus.

Weinbeseelt lachten und feixten die beiden jungen Männer.

«Es gibt ein Land im Süden!», sagte Einer von ihnen: «Da ist es so warm, dass die Frauen fast nackt herumlaufen!»

«Das wäre ein Traum!», grinste der Andere und trank aus dem tönernen Gefäß. Teuer erstanden auf dem Markt in Gunnarsheim und tagelang über Eis und Schnee hier hochgebracht nach Tornheim.

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9783742781352
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