Читать книгу: «Blinddate in the Night», страница 2

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Ein Langweiler

Eigentlich liebe ich ihn dann, wenn er nicht da ist.

Das scheint ein bisschen schizo zu sein. Ich würde Joe immer lieben, wenn er weg wäre, denkt sie, vielleicht käme die Liebe zurück, wenn sie durch die Fantasie beflügelt würde. Er ist das, was die meisten Frauen anmachen könnte, möglicherweise haben die ganz andere Fantasien als ich, sehen sich schon aufs Bett geworfen, wenn er sie mustert und vielleicht gerade mit seinem hungrigen Blick an ein Leberwurstbrot denkt, wer weiß...

Yasmin sieht ihn vor sich, was fehlt mir denn an ihm, ich weiß es nicht wirklich. Ein schöner Körper mit einer behaarten Männerbrust mit animalischer Ausstrahlung, die an die Horizontale mit einem Kribbeln in den weiblichen Ein geweiden denken lässt, ein Gesicht mit dem Appeal des forschenden Blicks eines Frauenjägers, dichte Haare und ein Gesicht, gemacht für einen Filmakteur. Aber mental, eine Fehlanzeige.

Was habe ich von einem schönen Mann, um den mich neunzig Prozent aller Frauen beneiden, wenn ich mit ihm außer im Bett nichts anfangen kann. Auch die geistige Begegnung müsste vorhanden sein, überlegt sie weiter. Er ist einfach zu lieb wie ein dressiertes Karnickel, man kann mit ihm nicht streiten.

„Kannst du nicht mal ein bisschen grob sein“, hatte sie vor einigen Tagen gesagt, „das könnte etwas Pfeffer nicht nur in unser sexuelles Verhältnis bringen.“

Wenigstens kann ich diese Seite der Sexualität ausnutzen, mir zu nehmen, was er bereit ist zu geben. Natürlich könnte es prickelnder sein, wenn ich ihn als Mann mit mehr Intellekt empfinden würde.

„Ich kann dich ja mal aufs Bett werfen, sozusagen unterwerfen, das würde mir auch mehr Spaß machen, aber ich dachte immer, du liebst das nicht.“

Johann hat oft keine Traute, Frauen sind für ihn Blumen, die man vorsichtig behandeln muss, besonders dann, wenn man sich verknallt hat und eine Liaison nicht kaputtmachen will. Aber genau das ist der Punkt, alles falsch zu machen, zu viel Rücksicht macht zu weich. Ich kann mal eine andere Seite aufziehen, dabei beim Akt nur an mich denken,- ob sie kommt oder nicht, vielleicht wirkt das Wunder...

Als Yasmin gar nicht daran denkt, sie bereitet gerade ein Abendessen vor, greift Johann ihr zwischen die Beine und zieht sie hoch, dass es weh tut, über den Flur in sein Schlafzimmer. Eigentlich müsste ich sie gleich im Flur 'rannehmen', denkt er blitzartig, ach da ist ´s zu hart, im Bett kann ich sie von allen Seiten nehmen. Überrumpelt lässt Yasmin es geschehen, ein Schauer fährt ihr über den Rücken - und dann ist er über und in ihr. Mit rasender Grobheit schnellt sein Glied hin und her, ihre Schreie genussvoll hörend, bis sie zum Höhepunkt kommen, beide zur gleichen Zeit.

Stille, erschöpftes Schweigen. Yasmin sinniert, ja, so macht es sie happy, wenn der Verstand einmal ausgeschaltet wird, der dann nicht merkt, was fehlt.

Ich muss eben lernen, man kann nicht alles haben... Die Männer, die zu aggressiv sind, nicht nur im Bett, die sind zu anstrengend, das Machogehabe würde eine Beziehung zu sehr belasten. Jetzt gibt es Joe nicht mehr...

Rückblick

Johann ist sich im Klaren, wenn er Yasmin so grob bedient, läuft er Gefahr, sie bald zu verlieren, sie ist jetzt erst richtig geweckt, und er hat an ihr eine Seite entdeckt, die ihn erschreckt. Sie wird andere Männer suchen, die ihr den Kick geben, den er nicht geben kann, da er nur als Werkzeug gesehen wird, dessen ist er sich langsam bewusst..

Sie will nach so einem Akt nicht mehr aufhören und kommt dauernd an, um wieder und wieder befriedigt zu werden, ob er das schafft?

Das scheinen die ersten Anzeichen einer beginnenden – Sexgier zu sein, fragt sich Yasmin selbst. Sie will sich doch keinesfalls aus der Hand geben, hat sie sich geschworen...

Mit jeder negativen Erfahrung, auch bei sich selbst, wird sie später weniger Illusionen haben und härter Männern gegenüber sein können.

Schrulliger Typ

„Ich weiß, dass ich für die Damenwelt ein alter, unansehnlicher Sack bin“, erklärt der alte Robert in seiner Stammkneipe 'Zum strammen Jakob' dem Wirt, den er schon -zig- Jahre kennt. Sie duzen sich, und er hat Robert noch als jungen Mann gekannt, dem so manche von den Schlampen hier ins Netz gegangen war.

Das waren alle die, denen er nichts Besonderes bieten musste, außer einigen Bieren und Schnäpsen. Lustig war es damals, als er potent und gutaussehend nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, um die bestaussehenden Mädels an Land zu ziehen. Manche schaffte es auch, indem sie neben ihm stehend ihr kurzes Röckchen ein wenig hob, um zu zeigen, dass sie darunter nichts anhatte, ihn zu animieren. Schnell wurde danach im Hinterzimmer des Wirts oder auf dem Damenklo gebumst, ganz unverbindlich natürlich, ohne den Anspruch auf irgendwelche Versprechen auf beiden Seiten. Man konsumierte etwas Vergnügen, das war es... Manchmal kam eine von denen hinterher und wollte Geld dafür, dann knallte er ihr eine, dass sie wimmerte und verließ das verqualmte Lokal mit einem Wink zum Wirt hin, der Bescheid wusste, weswegen Roberts Rechnung dann angeschrieben wurde, bis zum nächsten Mal.

Inzwischen ist Robert nicht mehr der Hahn im Korb, wie er mehr und mehr bemerkt. Schöne, junge Hähne laufen ihm hier in der Kreuzberger Gaststätte den Rang ab, die den Frauen attraktiver vorzukommen scheinen.

Hin und wieder taucht hier auch so mancher Hipster auf, ignorant und selbstbewusst, gleichgültig dem gerade herrschenden Mainstream gegenüber, scheint Anregungen dubioser Art, oder willig-billige Frauen zu suchen, oder?

Die Jungs können mehr leisten, das weiß er. Aber Roberts Spielarten, die er anwenden kann, wenn er es schafft, eine 'abzuschleppen' und mitzunehmen in seine Bude, haben die sicher noch nicht drauf, das mache die Übung, erklärt er dem Wirt, seinem Freund Bernd.

„Was mach`ste denn mit so einer“, fragt Bernd neugierig, sich manchmal nicht bewusst, wie abwertend der Begriff -mit so einer- ist. In diesen sogenannten Kreisen wird auch meist nur von den “Tussis“ gesprochen, im Kreuzberger Milieu der Prolls.

Die Achtung vor Frauen im Allgemeinen ist niedrig, oft sind die selbst schuld daran durch ihr loses Gehabe und Be nehmen. Schnell wohlfeil zu sein, hat nicht immer mit deren sozialem Stand zu tun.

In allen gesellschaftlichen Schichten kommen solche Verhaltensweisen vor, nur auf unterschiedlich hohem Niveau. Bedürftigkeit sexueller Betätigung hängt auch von den Trieben und Hormonen ab, die ungleichmäßig verteilt im Menschen vorhanden sind. Niemand muss sich deshalb wegen seiner Gelüste schämen.

Robert zeigt Bernd auf Fotos, die er heimlich gemacht hat, welche Stellungen er bevorzugt. Ziemlich schamlos gespreizte Schenkel bieten Einblick in die geheimste Stelle der Frau, umgeben von dunklen oder blonden Haarkränzen, die klebrig verderbt mit Schleim besudelt sind. Frivol lachend holt er immer neue Bilder heraus, bei denen selbst Bernd rot wird und verlegen von 'Schweinebauch mit Soooße' redet.

„Kannst dich doch an deinen Bildern aufgeilen“, murmelt er, der auch kein Kostverächter ist.

„Das reicht mir aber nicht, die bewegen sich ja nicht mehr“, sagt Robert.

„Wieso, sind die tot?, du hast doch nicht etwa.“

„Natürlich nicht, aber ein Video wäre besser gewesen, so macht mich das nich` mehr an, versteh`ste.“

Hin und wieder findet sich noch eine Ältere, die froh zu sein scheint, noch einen Freier zu finden und bereitwillig mitgeht. Einen schnellen Bums auf dem Klo lehnt sie ab, oft spielt die fehlende Gelenkigkeit eine Rolle. Im Rausch hört nur sie das Knirpsen ihrer eigenen Knochen, froh darüber, dass Robert zu beschäftigt ist, seinen Orgasmus noch hinzukriegen und auf sie nicht achtet. Sehnlich nimmt sie das fleischliche Glück in seinem Bett an, 'selbst zu kom men'...

Warum sie das Licht nicht dabei anhaben will, kann nur sie wissen. Auseinanderfallende Brüste nach beiden Seiten ihres Körpers oder der Schwerkraft zum Boden sind kein schöner Anblick mehr, das hätte ihn sicher abgetörnt.

So ist es dann auch, schnell will Robert sie wieder loswerden und komplementiert sie ohne Abschiedsgruß mit jedoch freundlichem Gesicht aus der Wohnung.

*

Eines Abends verirrt sich Yasmin in diese Kneipe, 'Zum Strammen Jakob', sie sucht einen Mann, den sie vor einigen Tagen in einer Discothek kennengelernt hat.

Er schien dort der 'King' zu sein, sie jedoch hatte er nicht beachtet, das hatte sie geärgert, weil sie inzwischen eine ebenso auffallende Erscheinung zu sein glaubte. Als er zu später Stunden doch noch auf sie zukam, weil sie von mehreren Typen wegen ihres exaltierten Benehmens umringt war, konnte sie ein Date vereinbaren, eben in dieser Kneipe, Roberts Kneipe.

Weil der Typ nun nicht auftaucht, unterhält sie sich mit Robert, der auf sie fliegt, wie Motten aufs Licht, eigentlich wissend, er wird sich die Flügel verbrennen, wenn er wagt, sie anzubaggern. Sie ist doch viel zu jung für mich, die Zeiten sind vorbei, in denen ich Erfolg bei so schönen Frauen hatte, überlegt er.

Um ein Thema zu finden, fragt er sie, ob sie hier wohne, nein hier nicht. Nun erzählt er ihr etwas über die Sehenswürdigkeiten Kreuzbergs, zum Beispiel die East Side Gallery hier im Bezirk, die sie unbedingt sehen müsse. Was er nicht weiß, sie gehört zwar zu Friedrichshain, liegt jedoch am Kreuzberger Ufer der Spree.

„Es ist sehr interessant dort, du könntest an der Spree spazieren gehen und die großen Künstlerbilder bewundern, die ein authentisches Zeugnis der Wiedervereinigung sind.“ Keine Antwort, - wäre auch eine, denkt sich Robert frustriert, komische Ziege, aber wohl nicht an der deutschen Geschichte interessiert.

„Es ist die längste Open Air Gallery der Welt, die Mauer war mal die Grenze zwischen Ost- und Westberlin. Wenn du nich` allein gehen willst, es gibt auch Führungen.“

Robert schweigt nun, die Frau wartet anscheinend auf irgend so einen Typen und hat wohl den Tunnelblick, nichts mitzukriegen... Damit hat er ins Schwarze getroffen.

Sie hört kaum zu, mit einem Augen auf die Tür sehend. Robert ärgert sich, sie brauchte nicht so von oben herab zu sein, was bildet sich diese Pute denn ein... Als der Erwartete doch noch kommt, steht sie unvermittelt auf und verlässt mit dem Freund das Lokal ohne Gruß.

Lilli

Wütend geht Robert auch, er hat jedoch eine Idee, eine traurige Alternative zum echten Liebesgenuss. Er kauft sich in dem Erotikladen, an dem er oft schon vorbeigelaufen ist, aber nie stehengeblieben, eine Gummipuppe. Die Verkäuferin grinst verhalten mit einem Seitenblick auf Roberts Halbglatze, mitleidig, verstehend. Der Alte hat eben auch noch Gelüste, denkt sie. Zweihundertfünfzig Euro kostet die Billigvariation, und ein Reinigungsspray empfiehlt sie dazu.

„Lebensgroß und aufblasbar mit Vagina- und Anusöffnung, aufnahmebereit, wenn Sie verstehen... Das Material ist Silikon“, setzt sie nach, „ohne Kondom. Ganz sicher.“

Was sie nicht sagt, ist, die Puppe hat jemand zurückgegeben, - angeblich unbenutzt, da die nicht echten Beine störten, der wolle lieber nur einen Torso. Außerdem störe ihn der Kahlkopf, heute würden die schon mit Haaren angeboten.

Verlegen zahlt Robert, erst einmal ist ihm alles vergangen.

Zu Hause trinkt er zunächst einmal zwei Whisky, um die Abfuhr der Schönen aus der Kneipe zu verdrängen, vergessen kann er das nicht so schnell.

Na, die wird auch mal alt, dann ist sie froh, wenn so ein fescher Kerl wie ich sie anquatscht, aber da fehlen ihr angenommen noch dreißig Jahre. Schlimm genug wird es, wenn sie keine Männer mehr findet, weil sie Falten, nicht nur am Ausschnitt hat und ihre angeschrumpelte Brust nicht mehr uneingeschränkt sehen lassen kann. Am Hintern sowieso. Das Gesicht kann sie ja liften lassen, die Haare an den Seiten, wo die Schnitte zu sehen sein würden, einfach drüberkämmen... So wild wird ´s ja dann nicht mehr zugehen, wenn einer das sieht. Notfalls könne man ja das Licht verdunkeln, um die Illusion einer schönen Frau zu erhalten, freut er sich diebisch.

Er macht sich ans Aufblasen der Puppe, die unhandlicher ist, als gedacht. Blonde aufgemalte Haare hat sie, vollbusig und weich ist sie.

Ihm geht die Puste aus. Das kann ja etwas werden, denkt er erschöpft, wenn ich jetzt schon vor dem Fick nicht mehr kann.

Er trinkt noch einen Whisky und bläst weiter bis sie stramm genug ist, um sie zu gebrauchen. Wie sie da so in seinem Bett liegt, bereitwillig lächelnd und kein bisschen hochmütig wie die Zicke in dem Lokal, spürt er plötzlich ein heißes Wallen im Körper und untenherum ein Prickeln in seinem besten Stück. Er umfasst das künstliche Frauenzimmer mit beiden Armen und drückt seinen nun angeschwollenen Penis in das vorgesehene Loch mit der ausgearbeiteten Muschi. Jedoch ist die Puppe zu fest aufgeblasen, sie quietscht laut, und er rutscht ab.

„Verdammt, was soll denn das, blödes Ding!“

Er ist sowieso herausgeglitscht und muss erst etwas Luft rauslassen, damit sie griffiger wird. Mit einem lauten Zisch, der sich wie ein Furz anhört, entweicht die Luft. Das törnt Robert jetzt an, das hat etwas Animalisches, darauf steht er. Wie wild geworden, wirft er sich jetzt wieder auf sie und kommt nach viel zu kurzer Zeit zum Erguss.

„Dafür kann ja Lilli nichts“, meint er laut, „du heißt Lilli, meine Süße, langsam kann ich mich mit dir anfreunden“, flüstert er.

Die Reinigung vergisst er.

Da sie so willig ist, nimmt er sie nach einer Verschnaufpause von einer Stunde nochmals...

„Ich bin ja schließlich keine zwanzig mehr“, sagt er entschuldigend zu ihr, die gleichbleibend lächelt.

Als er sie am nächsten Tag nochmals begatten will, gibt es einen lauten Knall und sie ist geplatzt.

„Ich war wohl zu heftig Lilli, du blöde Kuh, hältst auch gar nichts aus, na ja, wahrscheinlich war ´s Billigware aus Fernost...“

Bekanntschaft

Yasmin ist etwas verkrampft, weil der Typ, von dem sie nicht einmal den Namen kennt, sie in der Kneipe lange hat warten lassen. Vielleicht ist das ein Trick, um mir zu bedeuten, dass ich nicht so wichtig bin, denkt sie, dabei Haltung bewahrend, und lächelt ihn an. Das mache ihr nichts aus, sagt sie bei seiner verspäteten Entschuldigung. Natürlich stimmt das nicht, der Kerl spinnt wohl, denkt, weil er umwerfend aussieht, kann er sich solche Frechheiten erlauben.

Extra hat sie heute ihre Netzstrümpfe, die sie zu diesem Zweck gerade erstanden hat, angelegt, sowie die höchsten Schuhe, High Heels, auf denen sie gerade mal so laufen kann, alles, um ihm zu gefallen. Dabei sieht er mich gar nicht an, geschweige denn, meine Beine. Was sie nicht merkt, er mustert sie genau und hat längst ihre Aufmachung gesehen. Ein bisschen grinsen muss er, weil sie sich anscheinend Mühe gibt, ihm zu gefallen.

In Kreuzberg gibt es viele Kaffees und Bars, sie trinken erst einmal an der Straße einen Latte Macciato an einem Stehpult zum Chillen und beobachten die vorbeispazierenden Leute.

Unauffällig schätzt Yasmin das Alter ihres Gegenübers und fragt dann unvermittelt: „Wollen Sie, willst du mir nicht deinen Namen sagen?“

„Sorry, ich heiße BO.“

„Das ist doch kein Name, also, jetzt mal im Ernst, wie heißt du, mit Leuten, die sich nicht vorstellen, kann ich nichts anfangen.“

Sie ist über sich selbst empört, sich mit jemandem verabredet zu haben, dessen Namen sie nicht zuvor erfahren hat. Das muss am Alkohol gelegen haben, entschuldigt sie sich vor sich selbst.

„Will`ste mich gleich dingfest machen“, antwortet der Mann schnodderig.

„Ich heiße tatsächlich so, mein Name ist eigentlich Adrian, BO sagen meine Freunde, ganz harmlos, wie du siehst.“ Dass es ein Deckname ist, das sagt er jedoch nicht.

Vieles mehr bleibt augenblicklich ungesagt, die Kleine ist zu neugierig, erst einmal abwarten, was man aus ihr machen kann...

Nach dem Kaffee Latte lädt er sie ein, mit ihm in die Discothek 'La Strada' zu gehen, die hier ganz in der Nähe sein soll. Es ist inzwischen schon fast dreiundzwanzig Uhr, die richtige Zeit in Berlin, das Nightlife zu genießen. Da es sich um eine Nobel-Discothek zu handeln scheint, kommen nur handverlesene Gäste hinein, zu denen Adrian offensichtlich gehört, er wird als alter Bekannter von den Türstehern begrüßt. Yasmin, die wenig Erfahrung mit Discos hat, wundert sich etwas, aber so hat sie ihn auch kennengelernt. Was sie nicht weiß und ahnt, er ist in noch ganz anderen Etablissements bekannt. Eines Tages wird sie dort agieren müssen, ob gewollt oder ungewollt...

Kein Durchkommen zunächst, doch BO, der Beau Adrian, der Schönling, drückt mit Rücksichtslosigkeit die Leute zur Seite. Sie beobachtet das und denkt sich ihren Teil. Wenn der immer so ist, würde ich mich sofort zurückziehen...

Es riecht nach schalem Bier, Alkohol und schwülen Parfüms. Vulgäre, grell aufgemachte Frauen mit weggeschminkten Falten, die das Leben schon in allen Nuancen ausprobiert haben müssen, tanzen zusammen und versuchen anscheinend, damit die umstehenden Männer anzumachen. Mit entgleisten Gesichtern, die bereits ihr Verfallsdatum verraten, wippen sie mit dem, was Yasmin nicht ausreichend hat, ihren Brüsten. Abstoßend sieht das aus, aber sie ist kein Mann, Männer scheint das zu animieren, denkt sie. Eine von den mittelalterlichen Frauen so um die dreißig - vierzig, transpiriert stark und wischt sich den Schweiß von den Wangen in einem Taschentuch ab, das sich braun-orange von Puder und Schminke färbt und verstohlen unter einen der Tische weggeworfen wird.

Der schöne BO zieht sie auf die Tanzfläche und umarmt sie dabei. Eng drückt er sie an sich, was bei ihr die Alarmglocken klingeln lässt, anstatt Glücksgefühle auszulösen.

Nanu, er sucht keinen Tisch für uns, will er gleich wieder gehen, will er das Geld für Getränke sparen? Seltsam kommt mir das vor...

„Wollen wir uns nicht hinsetzten?, ich habe Durst“, sagt sie mutig.

„Klar, wenn wir ´nen Tisch finden, du siehst ja, wie voll es hier ist.“

Yasmin ist nicht auf den Kopf gefallen, sie hat beobachtet, dass er auch die Barfrauen und Türsteher kennt, die ihn begrüßt haben. Sie bittet ihn, doch von denen Plätze für sie suchen zu lassen. Nun gut, meint er gedehnt, das mache er.

Dom Perignon muss es ja hoffentlich nicht sein“, meint BO etwas ironisch. Vermutlich kennt sie höchstens deutsche Billigsorten wie Rotkäppchensekt.

„So anspruchsvoll bin ich nicht“, pariert sie seine Frechheit. Mal sehen, ob er überhaupt weiß, über was er spricht.

„Woher kommt denn der Dom Perignon?“

„Na, aus Frankreich – aber is` doch egal“, der sei ihm sowieso zu teuer, den kaufe er nur zu besonderen Gelegenheiten, antwortet er lakonisch. Was will die denn von mir, sie soll den Mund halten, tanzen und mich zu erotischen Fantasien anmachen.

Yasmin setzt die Lehrstunde kurz fort und erklärt ihm, die Sorte Sekt 'Dom Perignon' sei ein Champagner und Erzeugnis der französischen Weinkellerei Moét Chandon. Der Name Pérignon sei von einem Mönch entliehen.

Ihre Bildung törnt ihn eher ab, er sucht keine Lehrerin oder Ähnliches, er sucht – na, das behalte ich lieber erst noch für mich, sonst läuft sie mir noch weg... Was bildet sich denn dieses junge Ding ein, wen sie vor sich hat, ich will sie eigentlich nur aufs Kreuz legen, aber mit Charme.

Ich werde jetzt meine Verführungsmechanismen anwenden, sonst kommen wir hier nicht weiter. Sie scheint zwar ein unausgebrütetes Landei zu sein, auch wenn sie top gestylt ist, aber schlau dabei, da muss ich sie überlisten.

Mit seiner Bildung ist es nicht weit her, als Schulabbrecher der zehnten Klasse einer Realschule hat er manchmal Minderwertigkeitskomplexe vermeintlich gebildeteren Leuten gegenüber. Hinzu kommt, oft mit den Eltern unterwegs auf weiten Reisen gewesen zu sein, und darunter hat seine Schulbildung gelitten.

Das kompensiert er mit forschem Wesen und einigen schlauen Sätzen, die er sich angelesen hat, zum Beispiel über Bücher bekannter Autoren, Wirtschaftsnachrichten sowie Politik. Da er jedoch in der Politik nicht auf dem Laufenden ist, könnte er sich blamieren, aber die meisten seiner Freunde und Kumpels sind es ebenfalls nicht, das läge an seinem dubiosen Lebenswandel, sagt einer von denen, der als Akademiker mit abgebrochenem BWL-Studium nicht ganz ungebildet zu sein scheint, und dessen Freund nicht der Alkohol ist.

Adrian hat Beno ganz bewusst als Freund angeheuert, da er mit seinen Geschäften einen Betriebswirt braucht, der sich um seine Finanzen aller Art kümmern soll.

Sein, ein Dual-Studium, das bedeutet zunächst eine Fachschule mit Praktikum (bei einem Notar), dann anschließend das Uni-Studium hatte er fast abgeschlossen und wegen einer Krankheit das letzte Semester versäumt.

Für Adrian scheint er trotzdem vollwertig zu sein,- „das bisschen, was da fehlt“, meint er in seiner Unbedarftheit, ohne Achtung dem Wissen anderer gegenüber, „stört mich nicht.“

Beim Tanzen bemerkt Adrian Yasmins umherschweifenden Blick und zwingt sie mit einer Handbewegung, ihn anzusehen. Seine blauen Augen blitzen sie an. Mit einem hypnotischen Augenaufschlag und anschließend sanftem Blick, möchte er Vertrauen aufbauen, damit sie nicht mehr so viel überlegt, wie er erkannt hat.

Er kann ja richtig lieb aussehen, vielleicht sind meine Befürchtungen unangebracht. Vielleicht ist er ein wenig verliebt in mich...

Wenn die Kleine wüsste, wie ich dem ersten Mal mit ihr entgegengiere... nur darf ich nichts überstürzen.

Bei der brauche ich nicht mal einen Schutz...

Yasmin sieht ihn heimlich an, er ist so etwas wie der Prototyp, der fast allen Frauen gefällt. Nackenlange, volle Haare sind bei den Männern eigentlich nicht mehr IN, die jungen haben den Kurzhaarschnitt mit dem rasierten Seitenscheitel, das macht Yasmin nicht an, sein halblanger Schopf ist gut.

Nach einer halben Flasche Sekt unbekannter Sorte, hat sie einen Schwips, nicht an Alkohol gewöhnt. Sein Lachen klingt jetzt angenehm, sein Hypnoseblick erzeugt einen schwachen Schauer, den sie als angenehm empfindet, ein leichtes Kribbeln im Bauch müsste sie warnen.

Bloß nicht schwach werden, falls der mich betrunken machen will und dann abschleppen, sind ihre Überlegungen. Sie nimmt seinen warmen lebendigen Körper wahr, noch nie hat sie pulsierendes Blut so nah erlebt. Nie hat die Mutter sie jemals an sich gedrückt, nur manchmal der Vater.

Ein Gefühlschaos wabert durch sie hindurch, und es schwemmt ein wenig ihre Ablehnungsmechanismen weg. Sie erschreckt nun nicht mehr, als sie seine Männlichkeit durch den dünnen Stoff ihres Tanzkleids spürt. Ich hätte besser einen Hosenanzug angezogen, geht ihr noch durch den alkoholisch eingelullten Kopf und Körper.

Sie versucht sich loszureißen, jedoch hält Adrian sie ganz fest und flüstert ihr ein paar beruhigende Worte ins Ohr. Manch anderer würde ganz schlimme Wörter flüstern, aber sie will er nicht erschrecken. Noch einen Cocktail spendiert er ihr, jetzt scheint sie fähig zu sein.

Fähig wozu? Nüchtern wäre sie zu keiner Hingabe bereit. Nicht, weil es sich nicht gehört, dieses Denken gebe es nicht mehr im einundzwanzigsten Jahrhundert, das hat sie längst erkannt. Nicht nur, weil es die allgemeine Meinung und der Lifestyle sind, sondern weil es das Liebesleben auch erleichtern würde.

Er zieht sie durch den Saal, vorbei an den grinsenden Barkeepern zu seinem schwarzen Sportsman Convertible Coupé, der wie ein Panther wirkt, und setzt sie auf den Nebensitz, in dem sie fast versinkt.

Es wird das erste Mal für sie sein, sinniert Adrian auf der Fahrt, ich werde ganz einfühlsam sein, auch wenn mir das schwerfallen wird.

Yasmin hat die Orientierung verloren, kein Zeitgefühl mehr, wollte sie sich auf keinen Fall abschleppen lassen? Weiß nicht, ihr dreht sich alles nach dem Cocktail und der anschließenden Autofahrt.

Seine Wohnung, trotz ihres Schwipses erkennt sie die Unordung, barocke, schwarze Seidenlaken, zerknüllte Kissen in einem runden Bett in der Mitte des Raums.

Also eine Zweitraumwohnung in Ostberlin, wie er sie angekündigt hat, ist das hier nicht, aber zu weiterer Kritik kommt sie nicht mehr.

Ziemlich heftig greift er sie sich trotz der vorgenommenen Rücksicht. Irgendwie findet sie es entwürdigend, wie er sich ihrer bemächtigt, als wäre sie ein Bund Flicken, und er flüstert leise: „Ich will dich jetzt.“

Schnell hebt er ihr Röckchen hoch und reißt ihr den winzigen Slip herunter, denkt kurz, die Weiber sind ja selbst Schuld daran, wenn man so geil wird – und stößt ohne weitere Ankündigung mit heftigem Ruck seinen Penis in sie. Yasmin, die lange Zeit nach Joe keinen Verkehr hatte, schreit. Da fällt ihm ein, dass er vorsichtig sein wollte mit der Defloration, wie er glaubt. Er kann sich aber nicht zurückhalten und macht mit schnellen Stößen weiter, bis er mit einem lauten Ächsen sich in ihr entleert...

Jasmin fühlt wenig, sie ist zu blau, der Alkohol wirkt immer erst nach einer Stunde voll. Das Erlebnis eines Orgasmus bleibt bei ihr aus. Sie hört ihn auf sich herumreiten, sein Stöhnen, als wäre er ein brünstiger Jungbulle.

Ich weiß gar nicht wie ein Bulle schnauft, geht ihr blitzartig durch ihr benebeltes Gehirn – und sie ist von dem Geräusch abgestoßen.

Müde ist sie, sehr müde und traurig, und der Schlaf kommt. In der Nacht fühlt sie ihn über sich, nochmals bedient er sich an ihrem Körper, wieder hört sie ihn stöhnen, als seine Manneskraft sich mit voller Wucht in sie ergießt. Lieb ist er jetzt danach, ganz sanft, anscheinend hat er endlich für heute seinen Frieden gefunden...

1 148,15 ₽
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9783738052305
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