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METHODISCHES VORGEHEN

Da die Analyse von Diskursen neben Soziologen und Historikern wesentlich von Linguisten und Literaturtheoretikern mitentwickelt wurde, existieren in Bezug auf ihre Operationalisierung grosse Unterschiede. Entsprechend variiert je nach Methode auch das Verhältnis von technischem Aufwand und dem Nutzen für Historiker. Besonders die Disziplin der Soziolinguistik hat (im deutschen Sprachraum) mit Jürgen Link und Siegfried Jäger zwei produktive Verfechter der «kritischen Diskursanalyse».157 Methodologisch allerdings sind diese Ansätze nur mit grossen Schwierigkeiten auf das historische Feld übertragbar – die Fokussierung der Linguisten auf den Mikrobereich der Sprache, das heisst auf die Wort- und Zeichenebene, macht es für den Historiker ungeheuer aufwändig, längere Texte und oder gar serielle Textproduktionen zu untersuchen. Die Spannweite soziolinguistischer Ansätze reicht von der Lexikometrie, die lexikologische Analysen mit Hilfe von Computerprogrammen durchführt, über die Untersuchung von Fachtermini und politischem Vokabular bis zum semiotischen Ansatz von Jürgen Link, der die Funktionsweise sprachlicher «Kollektivsymbole» untersucht.158 Link nennt zum Beispiel den Terminus «Fairness», der sowohl in der «hohen Literatur» als auch in Alltagstexten und vor allem in mehreren Diskursen Verwendung findet; «Fairness» beschränkt sich nicht auf den Sportdiskurs, man findet den Begriff auch im juristischen, politischen oder religiösen Diskurs. Fairness ist im Sinne von Link deshalb ein typisches Beispiel für ein «interdiskursives Element».159

Auf das diffizile Feld der Operationalisierung für die historische Forschung wagen sich gewinnbringend vor allem Achim Landwehr, Peter Haslinger und Philipp Sarasin. Umfassend und überzeugend führt Landwehr von der Theorie zur Praxis. Auch Philipp Sarasin hilft methodisch weiter, obwohl er Diskursanalyse ausdrücklich nicht als Methode versteht, sondern «eher als eine theoretische, vielleicht sogar philosophische Haltung».160 Peter Haslinger schliesslich formuliert noch einmal zentrale Probleme der Diskursanalyse, wie sie auch Landwehr und Sarasin erörtern, und führt dann zu deren Bewältigung neue Instrumentarien ein: «die Diskursarena, die diskursive Versäulung, die diskursive Reichweite, die diskursive Kreativität des Individuums, den Rekurs auf Themen».161 Am Ende schliesst, wie bei Landwehr auch, ein stichwortartiges Modell an, eine Art Leitfaden zur praktischen Bewältigung der Diskursanalyse.162 Das in der vorliegenden Studie verwendete und im Folgenden erläuterte Vorgehen lehnt sich im Wesentlichen an die Arbeiten dieser drei Autoren an.

Für das Gelingen der Diskursanalyse zentral, darin sind sich alle Autoren einig, ist die Korpusbildung der Quellen. Selbstverständlich ist diese eng mit der jeweiligen Fragestellung verknüpft. Obwohl die historische Diskursanalyse zur klassischen Hermeneutik auf Distanz geht, beruht die Zusammenstellung des Textkorpus wesentlich auf hermeneutischen Verfahren; es besteht also ein nicht geringer Spielraum bezüglich der thematischen Eingrenzung und der damit heranzuziehenden oder auszuschliessenden Texte. Wichtig ist die Gleichförmigkeit der Quellen, die es erlaubt, die Wiederholungen von immer wieder ähnlich Gesagtem oder Geschriebenem zu analysieren. Denn es ist genau diese Aneinanderreihung von miteinander verbundenen Aussagen, konkret Einzeltexten – die «Einschreibung», wie sie Sarasin bezeichnet –, die die Diskursanalyse empirisch begründet.163 Die Hermeneutik spielt hier insofern eine Rolle, als die Eingrenzung des Textkorpus nicht ohne ein bestimmtes Vorwissen möglich ist. Von der Gesamtheit aller Äusserungen zu einem bestimmten Diskurs – dem sogenannten imaginären Korpus – ist in der Regel nur noch ein Teil der Texte erhalten und analysierbar. Aus diesem konkreten Korpus gilt es, nach Sichtung und Gewichtung eine möglichst repräsentative Auswahl an Texten vorzunehmen, die auch noch in ausreichender Zahl vorhanden sind und sich über einen gewissen Zeitraum erstrecken. Diese Auswahl ist natürlich bereits hypothesengeleitet und somit nicht «objektiv».

Diskursanalyse ist eine historische Methode, die sozusagen zwischen der Linguistik auf der einen und der klassischen historischen Kontextanalyse auf der anderen Seite liegt.164 In Bezug auf das Verhältnis von Text und Kontext bedeutet die Diskursanalyse eine Umkehr des Blickwinkels und damit der Arbeitsreihenfolge: Während in geschichtswissenschaftlichen Arbeiten in aller Regel «eine Beobachtung aus dem Kontext – ein Ereignis, eine Person, eine Institution, eine Entwicklung – zum Ausgangspunkt einer Fragestellung gemacht wird»,165 bilden bei der Diskursanalyse die Texte den Ausgangspunkt der Untersuchung. Um dieser Vorzugsstellung des Textes vor dem Kontext gerecht zu werden, muss ihr auch methodisch Ausdruck verliehen werden. Der hier vertretene Ansatz folgt dem Vorschlag von Landwehr, der nach der Korpusbildung als zweiten Schritt die vertiefte Kontextanalyse vorschlägt.166 Die abschliessende Analyse der Diskurse lässt sich indes nicht erfolgreich vornehmen, ohne vorgängig den Kontext zu erörtern, denn auch zur Bestimmung eines Diskurses wird es immer notwendig sein, sich über Zeitpunkt, Ort und Form der Aussagen im Klaren zu sein.167 In diesem Sinne wird der Vorschlag von Philipp Sarasin verfolgt, der für seine diskursanalytische Untersuchung des hygienischen Körpers im 19. Jahrhundert fünf Ansatzpunkte definiert:168 «erstens die serielle Erfassung dieser Textproduktion, um die Struktur ihrer materiellen Produktions- und Distributionsformen zu erkennen; zweitens die Untersuchung der Protokolle der Lektüre; drittens die Rekonstruktion der grundlegenden diskursiven Regelmässigkeiten; viertens eine Skizze des populärwissenschaftlichen Interdiskurses und fünftens die Konfrontation des Hygienediskurses mit konkurrierenden Formen des Aussagens über den Körper.»169

Die Bedeutung von «Diskurs», die im Folgenden verwendet wird, versteht sich als Gesamtheit der Begriffe, Redewendungen und Sprechakte zur protestantischen Sicht der Kirche in der sich verändernden, modernen Gesellschaft. Die gesammelten Aussagen sind Teil dieses Diskurses und beziehen sich jeweils aufeinander. Der imaginäre Korpus zum protestantischen Diskurs über den gesellschaftlichen Wandel enthält sämtliche Äusserungen zu diesem weit gefassten Themenbereich – seien es Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, Flugblätter, Radio- oder Fernsehsendungen. Aus dem davon noch erhaltenen und recherchierbaren Teil, dem virtuellen Korpus, bilden die Artikel aus protestantischen Zeitschriften die Grundlage der in dieser Arbeit vorgenommenen Diskursanalyse. Es handelt sich dabei um knapp 700 Artikel, die in den sechs verschiedenen kirchlichen und kirchennahen Zeitschriften im Zeitraum von knapp 60 Jahren erschienen sind. Der lange Untersuchungszeitraum von 1920 bis in die 1970er-Jahre erlaubt es, die diskursiven Konjunkturen zu verfolgen: Einzelne Themen erscheinen regelmässig auf dem Radarschirm der protestantischen Medien, nur um dann wieder für einige Jahre zu verschwinden. Anderes wiederum ist 40 Jahre lang kein Thema, wird dann aber in den 1950er- und 60er-Jahren umso intensiver diskutiert.

Die gesammelten Artikel können unterschieden werden in solche, die sich ausschliesslich theologischen Fragen widmen, und in alle anderen, die theologiefremde Themen zum Inhalt haben. Während uns Erstere an dieser Stelle weniger interessieren, machen die gesellschaftsnahen Themen rund einen Viertel aus und ergeben damit einen zur Untersuchung zur Verfügung stehenden Korpus von ungefähr 175 Texten. In diesen Zeitschriftenbeiträgen äusserten sich die Autoren (zur grossen Mehrheit Pfarrer) zu verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themen. Die Zeitschriftenartikel in der protestantischen Basler Presse erfüllen weiter die Kriterien der «Einheitlichkeit des Mediums» und der Wiederholung und Gleichförmigkeit von immer wieder ähnlich Geschriebenem.170 Das verhältnismässig aufwändige Verfahren der Diskursanalyse verunmöglicht es jedoch, jede einzelne Diskussion und somit jeden einzelnen Text zu analysieren. Stellvertretend wurden deshalb einige repräsentative Debatten zur Analyse ausgewählt, und zwar mit folgendem Vorgehen: Diese Auswahl erfolgte nach einer qualitativen Sichtung aller Artikel – sie gab Auskunft über die Anzahl der relevanten Texte zu einem Thema, über die Regelmässigkeit und Häufigkeit ihres Erscheinens und somit über ihre Bedeutung im vorliegenden Kontext. Der sogenannte Oberdiskurs, hier als gesellschaftlicher Wandel in der Wahrnehmung der protestantischen Kirche bezeichnet, kann in verschiedene Unterdiskurse aufgeteilt werden: Armut/Arbeitslosigkeit/soziale Frage; Wirtschaft/Teuerung; Basels protestantische Kirche/Theologische Fakultät; Stellung der Frau (in der Kirche und der Gesamtgesellschaft); Neuer Lebensstil/Moderne (Neue Medien, Sexualmoral, Atomwaffen, Wahrnehmung der Prosperität etc.). Diese Unterdiskurse wiederum können in 15 verschiedene, thematisch eng begrenzte Bereiche unterteilt werden. Jeder der 175 ausgewählten Artikel wurde einem dieser Themenkreise zugeordnet.171 Sämtliche Themen berühren die Kirche in ihren Beziehungen gegen aussen und auch in ihrem Innern, über ihre Mitglieder, die gesellschaftliche Veränderungen in sie hineintragen. Zur Diskursanalyse ausgewählt wurden schliesslich die folgenden Themenbereiche: Die Nachfolge Karl Barths an der Theologischen Fakultät der Universität/die «Atom-Initiative»; Die Stellung der Frau in der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt; «Kirche und Sexualmoral»; Radio, Fernsehen und Kirche; Die Krisenzeit. Die Auswahlkriterien für diese Themenbereiche waren: 1.) Relative Häufigkeit des Themas, 2.) Anzahl der dazugehörigen Texte (die Relevanz eines Themas steigt mit der Anzahl der dazugehörigen Texte), 3.) Regelmässigkeit des Erscheinens (bevorzugt wurden Themen, die über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder in den Zeitschriften erscheinen), 4.) Relative thematische Relevanz.

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STRUKTUR- UND AKTEURSGESCHICHTE

Die Vereinigung dieser zwei in der Theorie gegensätzlichen methodischen Herangehensweisen gleicht einem Oxymoron – für die vorliegende Arbeit macht sie durchaus Sinn. Wenn hier auf eine eingehende Diskussion dieser beiden Methoden verzichtet wird,172 muss stattdessen auf die Vorteile eingegangen werden, die eine Verbindung beider Herangehensweisen bietet. Während die Strukturgeschichte als Teil der «Historischen Sozialwissenschaft» eben die überindividuellen Strukturen in Wirtschaft oder Gesellschaft und soziale Lagen von Schichten und Gruppen in den Blick nimmt, fokussiert die Personen- oder Akteursgeschichte auf genau jene Individuen, die als Kollektiv eine Gruppe oder einen gesellschaftlichen Stand ausmachen. «Als Produkt der Modernisierung machte die Sozialgeschichte das Studium der Gesellschaft in der Modernisierung zu ihrem wohl zentralen Projekt», postuliert Josef Mooser.173 Insofern eignet sich die Sozialgeschichte in besonderem Masse, den Einbruch der Moderne in die Kirchen zu erfassen. Von diesem grösstmöglichen Bezugsrahmen einer Gesellschaftsgeschichte (im Sinne einer «histoire totale»), kann, quasi unter dem Vergrösserungsglas, der individuelle Akteur im kulturgeschichtlichen Sinn in den Blick genommen werden. So erfährt die Sozial- beziehungsweise Strukturgeschichte eine sinnvolle Ergänzung durch die Kulturgeschichte als ihre Hauptkritikerin, die unter anderem das Handeln des Einzelnen unter mikrogeschichtlichen Vorzeichen zum Forschungsgegenstand hat.174 Im vorliegenden, auf die Regionalgeschichte beschränkten Untersuchungsraum können so neben den kirchlichen und kirchennahen Vereinsstrukturen auch die massgebenden Akteurinnen und Akteure des baselstädtischen Protestantismus identifiziert werden. Namen, Aktivitäten und Ziele dieser Protagonisten können umrissen und die vorhandenen Verbindungen untereinander offen gelegt werden. Es ergeben sich Fragen nach den Formen und Gründen des Engagements, nach den Formen der Beziehungen zwischen den Akteurinnen und Akteuren und der offiziellen Kirche. Es kann weiter danach gefragt werden, welche politische Grundhaltung sich in ihrem Engagement offenbarte, welchem Flügel (liberal/positiv/konservativ) sie angehörten und ob es einzelnen Exponenten gelang, über den Kreis der engen Anhängerschaft hinaus Wirkung zu entfalten.

1 Robert Leuenberger in «Gottesdienst – Angebot ohne Nachfrage? Zwei Umfragen unter der reformierten Bevölkerung Basels, Basel 1969», hg. von der Evangelischen Kirche Basel-Stadt, S. 8.

2 Raulff, Ulrich (Hg.): Mentalitäten-Geschichte. Zur historischen Rekonstruktion geistiger Prozesse, Berlin 1987.

3 Burke, Peter: Stärken und Schwächen der Mentalitätengeschichte, in: Raulff, Ulrich (Hg.), Mentalitätengeschichte, Berlin 1987, S. 127–145, hier S. 128.

4 Ebd., S. 128

5 Möller, Johann Michael: Die eigene Epoche ist wie ein Vaterland. «Mentalitäten-Geschichte» – Aufsätze zur historischen Rekonstruktion geistiger Prozesse, in: FAZ 11. 5. 1988, zit. nach Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 182.

6 Le Goff, Jacques: Les mentalités: une histoire ambiguë, in: Ders., Pierre Nora (Hg.), Faire de L’histoire, Bd. 3, Paris 1974, S. 76–94, hier S. 76.

7 Sellin, Volker: Mentalität und Mentalitätsgeschichte, in: Historische Zeitschrift 241 (1985), S. 555–598; Ders: Mentalitäten in der Sozialgeschichte, in: Schieder, Wolfgang (Hg.), Sozialgeschichte in Deutschland: Entwicklungen und Perspektiven im internationalen Zusammenhang, Göttingen 1987, S. 101–121; Schöttler, Peter: Mentalitäten, Ideologien, Diskurse. Zur sozialgeschichtlichen Thematisierung der «dritten Ebene», in: Lüdtke, Alf (Hg.), Alltagsgeschichte. Zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen, Frankfurt a. M., New York 1989; Dinzelbacher, Peter: Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1993; Kuhlemann, Frank-Michael: Mentalitätsgeschichte. Theoretische und methodische Überlegungen am Beispiel der Religion im 19. und 20. Jahrhundert, in: Hardtwig, Wolfgang (Hg.), Kulturgeschichte heute, Göttingen 1996, S. 182–211; Ders.: Bürgerlichkeit und Religion. Zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der evangelischen Pfarrer in Baden 1860–1914, Göttingen 2002.

8 Geiger, Theodor: Die soziale Schichtung des deutschen Volkes, Stuttgart 1967, S. 77f.

9 Blessing, Werner K.: Staat und Kirche in der Gesellschaft. Institutionelle Autorität und mentaler Wandel in Bayern während des 19. Jahrhunderts. Göttingen 1982, S. 14.

10 Nipperdey, Thomas: Die anthropologische Dimension der Geschichtswissenschaft, in: Gerhard Schultz (Hg.), Geschichte heute, Göttingen 1973, S. 225–255, hier S. 245.

11 Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 187ff.

12 Ebd., S. 187.

13 Auch Ulrich Raulff fragt, «ob sich Mentales überhaupt theoretisch fassen lässt oder nicht vielmehr immer nur retrospektiv, von der positiven Realisation der Disposition her, beschrieben werden kann.» Raulff, Mentalitäten-Geschichte, S. 11.

14 Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 189.

15 Ebd., S. 193.

16 Schieder, Rolf: Mentalitätsgeschichte als Predigtgeschichte. Analyse einer Rundfunkpredigt aus dem Jahr 1932, in: Graf, Friedrich Wilhelm, Klaus Tanner (Hg.), Protestantische Identität heute, Gütersloh 1992, S. 176–191. S. 177f.

17 Schieder, Predigtgeschichte, S. 178f.

18 Schulze, Hagen: Mentalitätsgeschichte – Chancen und Grenzen eines Paradigmas der französischen Geschichtswissenschaft, in: GWU 36 (1985), S. 247–270, hier S. 255.

19 Schöttler, Mentalitäten, S. 87. Insbesondere Peter Schöttler hat sich um die Rezeption der Französischen Mentalitätsgeschichte im deutschen Sprachraum verdient gemacht. Zum Verständnis des Mentalitäts-Begriffs bei den Vertretern der Annales-Schule: Burguière, André: Der Begriff «Mentalitäten» bei Marc Bloch und Lucien Febvre: zwei Auffassungen, zwei Wege, in: Raulff, Mentalitäten-Geschichte, S. 33–49.

20 Ariès, Philippe: Geschichte der Kindheit, München 1975 (franz. 1960); Vovelle, Michel: Die Französische Revolution – soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten, München 1982; Corbin, Alain: Pesthauch und Blütenduft. Kulturgeschichte des Geruchs, Berlin 1984 (franz. 1982).

21 Pollack, Martin: Abbrechende Kontinuitätslinien im deutschen Protestantismus nach 1945, in: Gailus, Manfred, Hartmut Lehmann (Hg.), Nationalprotestantische Mentalitäten. Konturen, Entwicklungslinien und Umbrüche eines Weltbildes, Göttingen 2005, S. 453–466, hier S. 454.

22 So Greschat, Martin: «Rechristianisierung» und «Säkularisierung». Anmerkungen zu einem europäischen interkonfessionellen Interpretationsmodell, in: Kaiser, Jochen-Christoph, Anselm Doering-Manteuffel (Hg.), Christentum und politische Verantwortung. Christentum im Nachkriegsdeutschland, Stuttgart 1990, S. 1–24, hier S. 9.

23 Le Goff, Jacques, in: Ders., Roger Chartier, Jacques Revel (Hg.): La nouvelle histoire, Paris 1978, S. 324.

24 Burke, Stärken und Schwächen, S. 134; Sellin, Mentalität und Mentalitätsgeschichte, S. 574ff.

25 Rohe, Karl: Wahlen und Wählertraditionen in Deutschland. Kulturelle Grundlagen deutscher Parteien und Parteiensysteme im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt 1992, S. 17.

26 Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 191. Der Ausdruck «Lebenswelt» stammt ursprünglich von Edmund Husserl: Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie, Den Haag 1954, bes. Teil III, 105ff., zit. nach Sellin, Mentalität, S. 573.

27 Ebd., S. 191.

28 Sellin, Mentalität, S. 573f.

29 Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 192.

30 Zitat M. R. Lepsius, nach Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 192.

31 Raulff, Ulrich: Vorwort Mentalitäten-Geschichte, in: Ders. (Hg.), Mentalitäten-Geschichte, Berlin 1987, S. 14.

32 Dahm, Karl-Wilhelm: Pfarrer und Politik. Soziale Position und politische Mentalität des deutschen evangelischen Pfarrerstandes zwischen 1918 und 1933, Köln 1965.

33 So z. B. Altermatt, Katholizismus und Moderne, S. 17. Für Altermatt rückt jede Religionsgeschichte Mentalitäten in den Vordergrund und schafft so ein fälliges Korrektiv zur bislang stark materialistisch orientierten Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; Mooser, Josef: Frommes Volk und Patrioten. Erweckungsbewegung und soziale Frage im östlichen Westfahlen 1800–1900, Bielefeld 1989; Schieder, Predigtgeschichte.

34 Blaschke, Olaf, Frank-Michael Kuhlemann: Religion im Kaiserreich. Milieus – Mentalitäten – Krisen, Gütersloh 1996.

35 Burke, Stärken und Schwächen, S. 127.

36 Lepsius, M. Rainer.: Interessen und Ideen. Die Zurechnungsproblematik bei Max Weber, in: Neidhardt, F. (Hg.), Kultur und Gesellschaft, Opladen 1986, S. 20–31, zit. nach Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 192. Volker Sellin rechnet sogar ideologische Aussagen den Quellen der Mentalitätsgeschichte zu, in Sellin, Mentalität und Mentalitätsgeschichte, S. 594.

37 Kuhlemann, Mentalitätsgeschichte, S. 203.

38 Lepsius, M. Rainer: Parteiensystem und Sozialstruktur. Zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft, in: Abel, Wilhelm (Hg.), Wirtschaft, Geschichte, Wirtschaftsgeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Friedrich Lütge, Stuttgart 1966, S. 371–393. Brakelmann, Günter: Ruhrgebiets-Protestantismus, Bielefeld 1987; Hübinger, Gangolf: Kulturprotestantismus und Politik. Zum Verhältnis von Liberalismus und Protestantismus im wilhelminischen Deuschland, Tübingen 1994; Mooser, Frommes Volk; Nipperdey, Religion im Umbruch.

39 Blaschke/Kuhlemann, Religion im Kaiserreich, S. 45ff.

40 Altermatt, Katholizismus und Moderne.

41 Brakelmann, Günter: Das kirchennahe protestantische Milieu im Ruhrgebiet 1890–1933, in: Schmale, Wolfgang (Hg.), Bericht über die 38. Versammlung deutscher Historiker in Bochum, 26.–29. September 1990, Stuttgart 1991, S. 175–179, S. 176; Nipperdey, Religion im Umbruch, S. 91ff.

42 Hübinger, Kulturprotestantismus, S. 306. Zum Konzept der «Versäulung» vgl. Luykx, Paul: Niederländische Katholiken und die Demokratie 1900–1960, in: Greschat, Martin, Jochen-Christoph Kaiser (Hg.), Christentum und Demokratie im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1992. Er verweist auf die Fragmentierung der niederländischen Gesellschaft in mehrere Subkulturen (katholisch, protestantisch, sozialistisch).

43 Kuhlemann, Frank-Michael: Protestantisches Milieu in Baden. Konfessionelle Vergesellschaftung und Mentalität im Umbruch zur Moderne, in: Blaschke/Kuhlemann, Religion im Kaiserreich, S. 316–349, S. 347.

44 Ebd., S. 348.

45 Zur Modernisierungstheorie in den Geschichtswissenschaft differenziert: Mergel, Thomas: Geht es weiterhin voran? Die Modernisierungstheorie auf dem Weg zu einer Theorie der Moderne, in: Ders., Thomas Welskopp (Hg.): Geschichte zwischen Kultur und Gesellschaft. Beiträge zur Theoriedebatte, München 1997, S. 203–232, hier S. 214ff. Mergel sieht in der «klassischen» Modernisierungstheorie fünf Vorannahmen und «eingebaute Probleme», u. a. ein strukturell-funktionalistischer, makrotheoretischer Ansatz; ein umfassendes Inderdependenztheorem; die Annahme einer Linearität; die Dichotomie von Tradition und Moderne.

46 Lepsius, Parteiensystem und Sozialstruktur, S. 383.

47 Kuhlemann, Protestantisches Milieu in Baden, S. 348.

48 Ebd., S. 349.

49 So Sperber, Jonathan: Kirchengeschichte or the Social and Cultural History of Religion?, in: Neue Politische Literatur, 43 (1998), S. 13–35, hier S. 15.

50 Lepisus, Parteiensystem und Sozialstruktur, S. 382.

51 Ziemann, Benjamin: Die katholische Kirche als religiöse Organisation, in: Graf, Friedrich Wilhelm, Klaus Grosse Kracht (Hg.): Religion und Gesellschaft. Europa im 20. Jahrhundert, Köln 2007, S. 329–351, S. 332.

52 In diesem Sinne Ziemann, Religiöse Organisation, S. 332; Schmidtmann, Christian: Katholische Studierende 1945–1973. Eine Studie zur Kultur- und Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Paderborn 2006, S. 18f.

53 Ziemann, religiöse Organisation, S. 331 sowie Fussnote 8, S. 331. Weitere Kritik am Milieukonzept siehe u. a. Dowe, Christopher: Auch Bildungsbürger. Katholische Studierende und Akademiker im Kaiserreich, Göttingen 2006, S. 15ff.; Schmidtmann, Christian: Katholische Studierende 1945–1973. Ein Beitrag zur Kultur- und Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Paderborn 2006, S. 17ff.

54 Pollack, Detlef: Rückkehr des Religiösen?, Tübingen 2009, S. 60f. Pollack hat sich um eine religionssoziologische Definition von Religion verdient gemacht. Siehe dazu ausführlich auch Pollack, Detlef: Säkularisierung – ein moderner Mythos?, Tübingen 2003, S. 29–55; Ders.: Religion und Moderne. Zur Gegenwart der Säkularisierung in Europa, in: Graf/Kracht, Religion und Gesellschaft, S. 73–103, insbes. S. 74–80; Ders.: Individualisierung statt Säkularisierung? Zur Diskussion eines neuen Paradigmas in der Religionssoziologie, in: Gabriel, Karl (Hg.), Religiöse Individualisierung oder Säkularisierung. Biographie und Gruppe als Bezugspunkte moderner Religiosität, Gütersloh 1996, S. 57–85.

55 Pollack, Individualisierung statt Säkularisierung, S. 59.

56 Knoblauch, Hubert: Die Verflüchtigung der Religion ins Religiöse. Thomas Luckmanns Unsichtbare Religion, in: Luckmann, Thomas: Die unsichtbare Religion, Frankfurt a. M. 1991, S. 7–41, S. 12.

57 In diesem Sinne Pollack, Individualisierung, S. 59; Stolz, Jörg: Secularization Theory and Rational Choice. An Integration of Macro- and Micro-Theories of Secularization Using the Example of Switzerland, in: Pollack, Detlef, Daniel V. A. Olson (Hg.), The Role of Religion in Modern Societies, New York 2008, S. 251–270, hier S. 254f.; Wallis, Roy, Steve Bruce: Secularization: The Orthodox Model, in: Bruce, Steve (Hg.), Religion and Modernization. Sociologists and Historians Debate the Seculariziation Thesis, Oxford 1992, S. 8–31, S. 10.

58 Stolz, Secularization Theory and Rational Choice, S. 254; Wallis/Bruce, Orthodox Model, S. 9f.

59 Wallis/Bruce, Orthodox Model, S. 11.

60 Hölscher, Lucian: Religion im Wandel. Von Begriffen des religiösen Wandels zum Wandel religiöser Begriffe, in: Gräb, Wilhelm (Hg.), Religion als Thema der Theologie. Geschichte, Standpunkte und Perspektiven theologischer Relgionskritik und Religionsbegründung, Gütersloh 1999, S. 45–62, S. 45.

61 Pollack, Religion und Moderne, S. 78. Ausführlicher: Pollack, Rückkehr, S. 293–303.

62 In diesem Sinne Pollack, Religion und Moderne, S. 78.

63 Ebd., S. 80.

64 Luckmann, Die unsichtbare Religion, S. 57.

65 Ebd., S. 55ff.

66 Pollack, Individualisierung statt Säkularisierung, S. 57.

67 Luckmann, Die unsichtbare Religion, S. 58.

68 Pollack, Individualisierung statt Säkularisierung, S. 78f.

69 Einen solchen bietet Detlef Pollack, Rückkehr des Religiösen?, S. 1–16.

70 Pollack, Individualisierung statt Säkularisierung, S. 61.

71 Nach Pollack, Rückkehr, S. 7.

72 Ebd., S. 5. Er bezieht sich hier auf Casanova, José: The problem of Religion and the Anxieties of European Secular Democracy, in: Motzkin, Gabriel, Yochi Fischer (Hg.), Religion and Democracy in Contemporary Europe, Jerusalem 2008, S. 63–74.

73 Knoblauch, Verflüchtigung, S. 11.

74 Hach, J.: Gesellschaft und Religion in der Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 1980, zitiert nach Knoblauch, Verflüchtigung, S. 16.

75 Nach Pollack, Individualisierung, S. 63.

76 Hervieu-Léger, Danièle: Religion and Modernity in the French Context: For a New Approach to Secularization, in: Sociological Analysis 1990 (51), S. 15–25, S. 22.

77 Zum ökonomischen Marktmodell der Religionen siehe u.a. Iannaccone, Laurence R.: Religious Markets and the Economics of Religion, in: Social Compass 39 (1992) Nr. 1, S. 123–131; Ders.: Voodoo Economics? Reviewing the Rational Choice Approach to Religion, in: Journal for the scientific Study of Religion 34 (1995) Nr. 1, S. 76–89; Ders., Rodney, Stark: A Supply-Side Reinterpretation of the «Secularization» of Europe, in: Journal for the scientific Study of Religion 33 (1994) Nr. 3, S. 230–252; Stark, Rodney, William Sims Bainbridge: The Future of Religion. Secularization, Revival and Cult Formation, Berkeley 1985; für die Schweiz aktuell: Stolz, Jörg: Secularization Theory and Rational Choice. An Integration of Macro- and Micro-Theories of Secularization Using the Example of Switzerland, in: Pollack, Detlef, Daniel V. A. Olson (Hg.), The Role of Religion in Modern Societies, New York 2008, S. 251–270.

78 Dazu u. a. Graf, Friedrich Wilhelm: Dechristianisierung. Zur Problemgeschichte eines kulturpolitischen Topos, in: Lehmann, Hartmut (Hg.): Säkularisierung, Dechristianisierung, Rechristianisierung im neuzeitlichen Europa, Göttingen 1997, S. 32–66, S. 33; Schieder, Wolfgang: Säkularisierung und Sakralisierung der religiösen Kultur in der europäischen Neuzeit. Versuch einer Bilanz, in: Lehmann, Säkularisierung, S. 309–313, S. 310; Greschat, Martin: Rechristianisierung und Säkularisierung: Anmerkungen aus deutscher protestantischer Sicht, in: Lehmann, Säkularisierung, S. 76–85, S. 81; Hölscher, Lucian: Säkularisierungsängste in der neuzeitlichen Gesellschaft, in: Gailus, Manfred, Hartmut Lehmann: Nationalprotestantische Mentalitäten. Konturen, Entwicklungslinien und Umbrüche eines Weltbildes, Göttingen 2005, S. 133–147, S. 135.

79 Greschat, Martin: «Rechristianisierung» und «Säkularisierung». Anmerkungen zu einem europäischen interkonfessionellen Interpretationsmodell, in: Kaiser, Jochen-Christoph, Anselm Doering-Manteuffel (Hg.): Christentum und politische Verantwortung, Kirchen im Nachkriegsdeutschland, Stuttgart 1990, S. 1–24, S. 19; Schieder, Säkularisierung, S. 311.

80 Greschat, Säkularisierung 1997, S. 81.

81 Berger, Peter L. (Hg.): The Desecularization of the World: Resurgent Religion and World Politics, Washington 1999.

82 Casanova, José: Public Religions in the Modern World. Chicago 1994, S. 211ff.

83 Davie, Grace: Religion in Britain since 1945. Believing without Belonging, Oxford 1994.

84 Lehmann, Säkularisierung, Dechristianisierung, S. 13.

85 Graf, Dechristianisierung, S. 62. Er wiederholt seine These in: Graf, Wiederkehr, S. 55.

86 Ebd., S. 52

87 Pollack, Säkularisierung, S. 12: «Zuweilen erinnert das Argumentationsmuster ‹die Kirchen leeren sich, aber Religion boomt› an ein System kommunizierender Röhren, in dem keine Substanz verloren gehen, sondern sich allenfalls eine Umschichtung der Verteilungsverhältnisse vollziehen kann.»

88 Bruce, Steve: Secularization: The Orthodox Model, in: Ders. (Hg.): Religion and Modernization. Sociologists and Historians Debate the Secularization Thesis, Oxford 1992, S. 8–30; Ders.: God is dead. Secularization in the West. Oxford 2001; Wilson, Brian R.: Religion in Secular Society. A Sociological Comment, London 1966; Ders.: The Secularization Thesis: Criticisms and Rebuttals, in: Laermans, Rudi, Bryan Wilson, Jaak Billiet (Hg.), Secularization and Social Integration: Papers in Honour of Karel Dobbelaere, Leuven 1998.

89 Hölscher, Religion im Wandel, S. 48.

90 Sperber, Kirchengeschichte, S. 13.

91 Panesar, Rita: Religion im Abonnement. Zeitschriften als Medium religiöser Vergemeinschaftung in Deutschland um 1900, in: Geyer, Michael, Lucian Hölscher (Hg.), Die Gegenwart Gottes in der modernen Gesellschaft. Transzendenz und Religiöse Vergemeinschaftung in Deutschland, Göttingen 2006, S. 277–319, hier S. 277.

92 Nach Panesar, Religion im Abonnement, S. 309.

93 Zu den kirchlichen Zeitschriften im 19. Jahrhundert siehe Stalder, Paul: Fromme Zeitschriften in Basel im 19. Jahrhundert, in: Kuhn, Thomas K., Martin Sallmann (Hg.), Das «fromme Basel». Religion in einer Stadt des 19. Jahrhunderts, Basel 2002, S. 199–204; Hofmann, Urs: Adolf Stoecker in Basel. Antisemitismus und soziale Frage in der protestantischen Presse der 1880er-Jahre, Basel 2004 (unveröff. Lizentiatsarbeit Universität Basel). Zu den kirchlichen Zeitschriften im 20. Jahrhundert siehe Lindt, Andreas: Der schweizerische Protestantismus – Entwicklungslinien nach 1945, in: Conzemius, Victor, Martin Greschat und Hermann Kocher (Hg.), Die Zeit nach 1945 als Thema kirchlicher Zeitgeschichte, Göttingen 1988, S. 62–71; Zur Geschichte der Evangelischen Presse in Deutschland grundlegend: Mehnert, Gottfried: Evangelische Presse. Geschichte und Erscheinungsbild von der Reformation bis zur Gegenwart, Bielefeld 1983.

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498 стр. 65 иллюстраций
ISBN:
9783039198832
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