Читать книгу: «Frau Kaiser und der Dämon», страница 3

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Für Lenis Geburtstag Anfang Oktober hatte Max sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er war am Abend zuvor angereist, kam gleich morgens in die Klinik und stellte den Fernseher an. Er hatte mit Hilfe von Lenis Bruder Tobias ein Video zusammengestellt, in dem alle Freunde und Verwandte Leni zum Geburtstag gratulierten. Die beiden Brüder setzten sich zu Leni aufs Bett, wobei Johannes den Arm um sie gelegt hatte, und sie warteten gespannt auf ihre Reaktion. Zunächst schien sie nicht zu verstehen, was da vor sich ging, dann liefen ihr plötzlich Tränen über das Gesicht und sie versuchte, etwas zu sagen. Johannes nahm sie ihn den Arm, küsste sie sanft und gratulierte ihr zum Geburtstag und auch Max ließ es sich nicht nehmen, sie zu drücken und ihr zu gratulieren. Sie zeigte auf sich, schaute die beiden ungläubig an und versuchte „Geburtstag“ zu sagen.

„Ja, Frau Kaiser, mein liebes Schätz-chen, heute ist dein Geburtstag“, bestätigte Johannes und nahm sie erneut in den Arm.

Leni gab den beiden zu verstehen, dass sie das Video nochmals sehen wollte und Max tat ihr den Gefallen natürlich gerne. Sie versuchte, die Personen, die jeweils auf dem Bildschirm erschienen, zu erkennen und zu benennen. Aber ihre Sprachfähigkeit war immer noch sehr eingeschränkt.

Max war so begeistert von diesem erneuten Fortschritt, dass er ein Foto von Leni machte. Leider hatte er nicht viel Zeit und musste sich bald wieder verabschieden. Aber er schickte das Foto an alle Freunde und Verwandte von Leni und schrieb dazu: Dornröschen ist aufgewacht und bedankt sich für eure Glückwünsche. Worauf sein Handy noch stundenlang piepste und er unzählige Fragen beantworten musste.

Leni zeigte auf ihre Finger und versuchte zu fragen, wo ihre Ringe seien. Johannes überlegte und ihm fiel ein, dass seine Mutter bei Leni gewesen war, als sie bewusstlos wurde. Er rief daraufhin sofort seine Mutter an und die bestätigte, dass sie die Ringe an sich genommen und in das kleine Seitenfach von Lenis Tasche gesteckt hätte. Dort fand Johannes sie dann auch und streifte Leni mit feierlichem Gesichtsausdruck sowohl den Verlobungsring als auch den Ehering über den jeweiligen Ringfinger und küsste sie liebevoll, worauf sie ihn anlächelte. Er konnte nicht mehr an sich halten, nahm sie fast stürmisch in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Oh, meine süße, kleine Lene, ich liebe dich so sehr.“

Kurze Zeit später gab sie ihm zu verstehen, dass sie eigene Kleider anziehen und nicht mehr in diesem Krankenhaushemd rumliegen wollte. Johannes überlegte einen Moment und sah dann auf seinem Handy nach, wen Max als Nächstes eingeteilt hatte.

„Du hör mal, heute Nachmittag kommt Sarah. Die weiß sicher besser als ich, was du gebrauchen kannst. Ich ruf sie an und sag ihr, dass sie dir ein paar Sachen einpacken soll, wenn sie angekommen ist.“ Leni nickte zufrieden, machte dann aber ein nachdenkliches Gesicht. Sie konnte sich an nichts erinnern und fragte sich, warum sie an ihrem Geburtstag im Krankenhaus lag. Johannes gab sich große Mühe zu verstehen, was sie sagte, aber sie sprach so unverständlich, dass ein Gespräch fast nicht möglich war. Er erzählte ihr, dass sie eine Hirnblutung gehabt hatte und seit sechs Wochen in der Klinik lag. Sie weinte und tastete nach ihrem Bauch. „Den Kiddies geht es gut, mein Schätz-chen“, beruhigte er sie. Sie atmete erleichtert auf.

Während der nächsten Stunden kamen immer wieder mal Ärzte und Pfleger ins Zimmer, um Leni zum Geburtstag zu gratulieren. Alle waren begeistert über den munteren Eindruck, den Leni machte. Und wenn sie versuchte, sich für die Glückwünsche zu bedanken, hatte der ein oder andere Tränen in den Augen. Im Laufe der vergangen Wochen hatten alle Anteil an ihrem Schicksal genommen und freuten sich über diesen großen Fortschritt bei ihrer Genesung.

Am späten Nachmittag erschien dann Sarah mit einer Reisetasche voller Kleidung für Leni. Und da war er wieder, dieser verführerische Blick zu Johannes. Leni war von Anfang an aufgefallen, wie Sarah ihren Johannes anschaute. Zunächst war sie so verliebt gewesen, dass sie dachte, sie hätte sich getäuscht. Sarah war Gynäkologin und zudem um einiges älter als sie. Deshalb hatte sie dem keine weitere Beachtung geschenkt. Trotzdem hatte sie bei der jetzigen Schwangerschaft, solange sie noch in Freiburg wohnte, die ersten Untersuchungstermine ohne Johannes wahrgenommen. Nur beim letzten Termin, bevor sie zu ihm nach Leipzig gezogen war, hatte Johannes sie begleitet und da war sie sich ganz sicher, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Und später hatte Sarah ihr doch tatsächlich während eines Telefonats gebeichtet, wie sexy sie Johannes findet. Aber da Freiburg weit weg von Leipzig war, fand Leni das eigentlich nur amüsant und hatte es Johannes sogar erzählt. Als sie vor ein paar Monaten wegen des Prozesses gegen ihren Entführer in Freiburg gewesen waren, war sie so schlecht zuwege, dass Sarah dachte, Leni hätte nicht bemerkt, wie heftig es zwischen ihr und Johannes geknistert hatte. Doch obwohl Leni voller Beruhigungsmittel war, hatte sie trotzdem einiges davon mitbekommen und ihr Verhältnis zu Sarah war merklich abgekühlt.

Im Moment konnte Leni sich zwar an keine Einzelheiten erinnern, aber die Funken, die zwischen Sarah und Johannes sprühten, bemerkte sie auch jetzt. Und dann besaßen die beiden doch noch die Unverfrorenheit, hinter der Schranktüre beim Einräumen von Lenis Kleidung heftig miteinander zu flirten. Sie konnte nicht reden, aber ihre Ohren funktionierten ganz gut und sie regte sich mächtig auf. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie aus dem Bett gesprungen und so versuchte sie, so gut sie konnte, nach Johannes zu rufen. Aber der war so vertieft in das Geplänkel mit Sarah, dass er ihr wiederholtes „Jo“, das eher wie „oh“ klang, lange nicht hörte. Dann kam er aber an ihr Bett, sah sie fragend an und fragte dann relativ barsch: „Was ist los?“ Kein Schätz-chen oder sonst ein liebes Wort. Das brachte Leni mächtig auf die Palme und sie zeigte erst auf ihn und dann auf Sarah und drohte mit dem Zeigefinger. Sie gab ihm zu verstehen, dass sie hören konnte und zeigte zudem mit dem Zeige- und Mittelfinger auf ihre Augen und dann auf ihn. Johannes verstand und es war ihm furchtbar peinlich. Was mach ich da und dann noch vor ihren Augen?, fragte er sich selber. Er nahm sie zärtlich in den Arm und küsste sie sanft. Leni weinte und wollte Sarah nicht mehr sehen. Die jedoch tat, als wenn nichts wäre und fragte Leni, was sie denn jetzt anziehen wolle. Aber Leni blieb bockig und als Sarah Johannes bat, mit auf den Gang zu kommen, hielt Leni ihn fest. Sie gab Johannes, indem sie die Hand über ihren Kopf hielt und ein rauschendes Geräusch von sich gab, zu verstehen, dass sie duschen wollte.

„Hm, ja, wie soll ich das anstellen. Ich rufe eine Pflegerin.“ Die suchte dann zusammen mit Leni etwas zum Anziehen aus und mithilfe von Johannes brachte sie Leni ins Bad, zog sie dann aus und setzte sie auf einen Duschhocker. Leni war selig, als sie das Wasser auf ihrem Körper spürte. Dabei entging ihr, dass Sarah immer noch da war und wieder versuchte, mit Johannes zu flirten. Der blieb dieses Mal standhaft und schickte sie zu sich nach Hause, bat sie aber, am nächsten Morgen zu Leni zu kommen, da er einige Termine hatte.

„Und du?“, wollte Sarah wissen, trat ganz nah an ihn ran und legte ihm die Hand auf die Brust und hielt ihm ihren Mund entgegen. „Kommst du nicht nach Hause?“, fragte sie und sah ihn wieder mit diesem verführerischen Blick an.

„Ich weiß noch nicht“, wich er ihr aus und löste sich von ihr, obwohl die Versuchung groß war. Aber er hatte nicht vor, seine kranke Frau mit einer ihrer Freundinnen zu betrügen. Er liebte Leni sehr und wollte sie gar nicht betrügen, egal mit wem. Aber Sarah machte es ihm nicht leicht, standhaft zu bleiben.

„Am besten, du gehst jetzt“, sagte er mit belegter Stimme. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. „Verdammt noch mal, geh endlich“, sagte er jetzt aufgebracht.

Zum Glück rief ihn die Pflegerin, weil sie seine Hilfe brauchte, um Leni aus dem Bad zu bringen und fertig anzuziehen. Und als die beiden mit Leni ins Zimmer zurückkamen war Sarah zum Glück verschwunden.

Leni schaute ihren Mann nachdenklich an. Der nahm sie in den Arm und sagte leise: „Hmm, Frau Kaiser, Sie riechen aber fein heute“, und lächelte sie an. Als Leni ihn weiterhin vorwurfsvoll ansah sagte er: „Keine Angst Schätz-chen, Sarah ist gegangen, sie kommt erst morgen früh wieder. Da bin ich dann aber nicht da, ich habe einige Termine.“ Leni nickte und zeigte auf das zweite Bett und gab ihm zu verstehen, dass er in der Nacht dort schlafen solle. „Ja sicher, das mach ich. Hör zu, Liebes, ich liebe dich und zwar nur dich.“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich und war erstaunt, als Leni den Kuss erst sanft und dann heftiger erwiderte. „Na, Frau Kaiser, was wird denn das?“, fragte er scherzhaft und lachte sie an.

Als er sie wie gewohnt nach dem Abendessen einölte, nahm sie seine Hand und legte sie zwischen ihre Beine. Er war total überrascht und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Da lag sie, ziemlich abgemagert und immer noch mit einer Windel unterhalb des dicken Bauchs und zeigte so etwas wie Verlangen. Er fragte deshalb ziemlich unsicher: „Lene, was willst du?“ Sie nahm seine Hand und bewegte sie auf ihrem Venushügel hin und her. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst“, Johannes war schockiert. Will sie wirklich befriedigt werden? Das kann doch nicht sein, dachte er. Er deckte sie wieder zu und murmelte: „Also Lene, das geht doch wirklich nicht. Werd erst mal wieder gesund, Schätz-chen“. Leni blieb hartnäckig, fummelte an seiner Hose rum und versuchte, den Reißverschluss zu öffnen.

„Lene, bitte lass das“, keuchte Johannes mit belegter Stimme. Aber irgendwie schaffte sie es tatsächlich, sein mittlerweile erigiertes Glied aus der Hose zu befreien und sie dirigierte ihn so, dass er neben ihrem Kopf stand und dann nahm sie „Little Joe“, wie sie sein Glied in intimen Stunden nannte, tatsächlich in den Mund und begann, daran zu lecken und zu saugen. Zunächst versuchte er, sich dagegen zu wehren, aber der Genuss war zu groß und er kam relativ schnell, wobei Leni sich fast verschluckte hätte.

Er sah sie danach erst mal ganz verdutzt an. Alles hätte er erwartet, aber nicht das. Sie konnte nicht richtig laufen und sprechen, aber Gefühle hatte sie trotzdem und das Verlangen nach ihm war zurückgekehrt, vermutlich war es aber auch die Eifersucht, die sie dazu angestachelt hatte.

„Lene, Lene, du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut“, er lachte leise, zog sich wieder richtig an und nahm sie fest in den Arm. Sie kuschelte sich, so gut es ging, an ihn und bat ihn, die Nacht bei ihr zu bleiben.

„Ja klar, mein Schätz-chen, ich war doch sonst auch immer da. Ich lass dich nicht allein“, beruhigte er sie.

Als es am nächsten Morgen Zeit für ihn war zu gehen, um zu Hause zu duschen und seine Termine wahrzunehmen, war Sarah noch nicht da. Er verabschiedete sich von Leni und erklärte ihr, dass er einen Termin beim Therapeuten und in der Uni hätte. Da sie sich an nichts, was in den letzten Monaten geschehen war, erinnern konnte, versprach er, ihr am Nachmittag alles zu erklären. Außerdem versicherte er ihr, dass Sarah jeden Moment da sein müsste.

In dem Moment, als er zu Hause ankam, huschte Sarah fast nackt ins Gästebad und behauptete, dass sie verschlafen habe. Sie blieb kurz im Flur stehen und sah ihn herausfordernd an. Johannes tat, als hätte er es nicht bemerkt und ging ins Schlafzimmer, um sich frische Kleidung rauszusuchen. Dort bemerkte er, dass sie wohl im Bett auf ihn gewartet haben musste. „Das gibt’s doch nicht“, murmelte er kopfschüttelnd. „In unserem Ehebett, die schreckt ja vor nichts zurück“, und er wurde wütend auf diese Frau.

Er ging ins Bad und zog sich aus, um zu duschen. An das, was danach geschah, konnte er sich nicht richtig erinnern.

Sarah stand lange unter der Dusche, in der Hoffnung, dass Johannes doch zu ihr käme. Schalt sich dann aber selber eine dumme Kuh und bekam fast ein schlechtes Gewissen, weil sie mit dem Mann ihrer kranken Freundin schlafen wollte. Als sie nach dem Handtuch griff, um sich abzutrocknen, stand er plötzlich da. Als sie ihn so nackt und mit erigiertem Glied vor sich stehen sah entfuhr ihr ein „Wow“. Und sie fuhr bewundernd fort: „Du bist wirklich in jeder Hinsicht ein Prachtkerl, Johannes.“ Dann sah sie in sein Gesicht und seine Augen und bekam plötzlich Angst. Mit dem stimmt was nicht, dachte sie noch, als er sie auch schon gepackt und an die Wand gedrückt hatte. Er versuchte, im Stehen in sie einzudringen, aber sie konnte noch rechtzeitig ihr Knie hochnehmen und ihm zwischen die Beine stoßen. Sie hatte ihn zwar nicht voll erwischt, aber er ließ von ihr ab und krümmte sich zusammen. Als er wieder zur Besinnung kam, spürte er Schmerzen im Genitalbereich und die kalte Dusche, die Sarah ihm über den Kopf hielt.

„Du verdammtes Dreckschwein“, schimpfte sie.

„Warum? Genau das hast du doch gewollt, oder etwa nicht?,“ fragte er verwundert.

„Aber nicht so!“, schrie sie wütend. „Leni hat mir immer von ihrem liebevollen, zärtlichen Mann vorgeschwärmt, aber davon kann ja wohl keine Rede sein.“

„Du bist ja auch nicht Lene und wenn du mich die ganze Zeit scharfmachst, dann sollst du deinen Lohn dafür haben“, erwiderte er sarkastisch. Dann wurde er laut: „Am besten du packst sofort deine Sachen und verschwindest, ich will dich hier nie wieder sehen, du verdammte Nutte.“

„Verdammt Johannes, du bist krank. Du brauchst Hilfe“, versuchte sie einzulenken.

„Das weiß ich selber“, knurrte er. „Ich bin schon in Behandlung“, gab er kleinlaut zu.

Johannes war zum einen entsetzt über sich selber, aber auch verdammt sauer auf Sarah, die es darauf angelegt hatte, mit ihm zu vögeln. Zum Glück hatte er gleich einen Termin bei seinem Psychotherapeuten. Er hoffte inständig auf dessen Hilfe, denn weitere solche Aussetzer konnte und wollte er sich nicht erlauben.

Der Therapeut hörte Johannes dann lange aufmerksam zu und stellte nur ein paar kurze Fragen, wenn Johannes verstummte und riet ihm zum Schluss der Sitzung, sich in stationäre Behandlung zu begeben. Dies lehnte Johannes aber vehement ab, mit der Begründung, dass er seine Frau jetzt nicht alleine lassen könnte. Der Arzt verstand die Situation und verschrieb ihm daraufhin ein Medikament, machte ihn aber darauf aufmerksam, dass es zunächst zu Potenzstörungen führen könnte. Da seine Frau krank und zudem hochschwanger war, wäre das wohl im Moment das kleinste Problem, meinte Johannes und verabschiedete sich. Er fuhr anschließend zur Uni, um in die Technik des Hörsaals eingewiesen zu werden, da die Vorlesung, die er in der kommenden Woche halten sollte, digital übertragen werden sollte.

Danach machte er sich sofort auf den Weg zur Klinik und hoffte, dass Sarah nicht mehr dort war. Er öffnete vorsichtig die Zimmertür und sah, dass Leni mit dem Ergotherapeuten beschäftigt war. Erleichtert stellte er fest, dass sonst niemand im Raum war.

„Ihre Frau hat aber mächtig Fortschritte gemacht“, begrüßte ihn der Therapeut und Leni lächelte ihn stolz an. Bisher hatte sie alle Therapien mehr oder weniger passiv über sich ergehen lassen. Aber jetzt hatte sie der Ehrgeiz gepackt, denn sie wollte so bald wie möglich wieder nach Hause.

Später fragte Johannes Leni, ob Sarah denn nicht gekommen wäre. Wie er aus ihrem Gestammel entnehmen konnte, war sie nur ganz kurz dagewesen und dann nach Hause abgereist. Leni spürte, dass mit Johannes etwas nicht in Ordnung war, aber er wiegelte ab und murmelte etwas von müde und Kopfschmerzen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihr auswich, aber im Moment machte es keinen Sinn, weiter zu bohren, das wusste sie auch.

Sarah war mächtig sauer auf Johannes und aus Wut und Enttäuschung rief sie bei Max an und berichtete ihm, was vorgefallen war, verschwieg aber wohlweislich, wie sie Johannes angemacht hatte. Daraufhin informierte Max seine Eltern und sie beschlossen, nach Leipzig zu fahren, um mit Johannes zu reden. So konnte es absolut nicht weitergehen. War denn jetzt keine Frau mehr vor ihm sicher, fragten sie sich bang. Sie kamen gegen Abend in Leipzig an und während die Eltern in der Wohnung blieben, fuhr Max zur Klinik.

Johannes sah erstaunt zur Tür, als Max in das Krankenzimmer kam. „Was machst du denn hier?“, fragte er deshalb auch verwundert.

„Komm mit auf den Gang“, forderte Max ihn auf. Johannes hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, merkte aber, dass Max ziemlich wütend war und folgte der Aufforderung.

„Also, was ist los?“, fragte er nochmal.

„Sarah hat mich angerufen“, zischte Max. „Sie hat mir erzählt, was du dir schon wieder geleistet hast“.

„Sarah?“ Johannes schaute seinen Bruder erstaunt an.

„Fuck! Tu doch nicht so unschuldig, Alter!“, Max war kaum noch zu bremsen. „Erst Leni, jetzt Sarah. Sag mal, hast du sie noch alle?“

Johannes schüttelte verzweifelt den Kopf. „Die wollte das doch, die hat mich die ganze Zeit scharfgemacht“, verteidigte er sich.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass du ziemlich Hochdruck hast, jetzt wo Leni schon so lange außer Gefecht ist, aber kannst du dir nicht selber einen runterholen?“, entgegnete Max seinem Bruder vorwurfsvoll. „Ich hätte nie gedacht, dass du Leni betrügst, was hast du dir nur dabei gedacht, Alter?“

Johannes seufzte tief und zuckte die Schultern. „Ich weiß doch auch nicht, es war nicht meine Absicht.“ Er sah seinen Bruder hilflos an.

„Fahr jetzt nach Hause, Mutti und Vati sind da und wollen mit dir reden“. Max gab seinem Bruder die Autoschlüssel. Als Johannes protestieren wollte, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: „Hau endlich ab, ich bleibe bei Leni.“

Johannes verabschiedete sich noch von Leni und schlich wie ein geprügelter Hund zum Ausgang. Zum einen hatte er Schmerzen im Genitalbereich und vor allem graute ihm vor dem Gespräch mit den Eltern. Auf dem Parkplatz fand er nach einigem Suchen den Wagen seines Vaters und fuhr langsam nach Hause.

Leni spürte, dass irgendwas im Gange war, aber keiner wollte ihr sagen, um was es ging. Sie sah Max fragend an, aber der wollte ihr nicht sagen, was Johannes getan hatte, das sollte er ihr schon selber beichten. Er sagte ihr nur, dass die Eltern da seien, um mit Johannes zu reden, man müsse sich ja überlegen, wie es in Zukunft weitergehen solle. Sie nickte, aber diese Information stellte sie keinesfalls zufrieden. Sie spürte, dass es um etwas Ernsteres ging, dachte aber, dass es wohl mit ihr und ihrer Behinderung zusammenhing und dass man ihr nicht die Wahrheit sagen wollte.

4

Johannes trat langsam ins Wohnzimmer, wobei er sich verlegen mit einer Hand durch die Haare fuhr und sah seine Eltern, Susanne und Paul von Moeltenhoff, die dort saßen und auf ihn gewartet hatten, kaum an.

„Guten Abend“, begrüßte er sie leise. Da ihm nichts Besseres einfiel, sagte er: „Max sagte mir, dass ihr da seid. Aber ihr hättet wirklich nicht herkommen müssen.“ Auch die Eltern wussten nicht richtig, wie sie das Gespräch beginnen sollten und sahen ihn vorwurfsvoll an.

„Was hast du dir nur dabei gedacht, Junge“, fing Susanne dann doch an zu reden. Es half ja alles nichts, sie waren nicht die ganze Strecke gefahren, um sich ihren schweigsamen Sohn anzusehen, dem das schlechte Gewissen förmlich aus dem Gesicht sprang. Und dass er nicht von sich aus reden würde, das war ihnen auch klar. Er war schon immer sehr wortkarg gewesen und hatte ihnen selten seine Probleme anvertraut, obwohl sie ein sehr gutes Verhältnis zueinander hatten.

„Ja, also, ähm, ich weiß ja nicht, was Sarah Max erzählt hat, aber die Frau hat mich wirklich provoziert“, begann Johannes dann zögernd zu sprechen. „Könnt ihr euch vorstellen, dass die doch tatsächlich in unserem Ehebett lag, um auf mich zu warten?“ Er wurde lauter und betonte jedes Wort: „In dem Bett, in dem ich mit Lene schlafe!“

„Das gibt es doch nicht!“, regte sich jetzt auch Susanne auf.

„Doch und das hat mich total wütend gemacht, denn eigentlich hätte sie schon längst bei Lene in der Klinik sein sollen, als ich nach Hause kam“, fuhr er fort. „Als sie hörte, dass ich komme, ist sie schnell nackt ins Bad gehuscht und hat mich auffordernd angesehen.“

„Hör zu, Joe“, meldete sich jetzt Paul zu Wort: „Das ist zwar nicht akzeptabel, was diese Sarah da gemacht hat, aber das ist doch kein Grund, ihr Gewalt anzutun. Hast du dich tatsächlich so wenig im Griff?“

„Scheinbar“, antwortete Johannes zerknirscht. „Ich merke ja selber, dass etwas mit mir nicht stimmt, denn es war wirklich nicht meine Absicht, Sarah etwas anzutun.“ Er schwieg einen Moment betreten, bevor er begann, sich seine Probleme von der Seele zu reden. „Damals mit den anderen Kindern, die ich verprügelt habe, war es genauso, aber ihr wolltet mir einfach nicht glauben, dass es nicht meine Absicht war.“ Er versuchte zu erklären, was in solchen Situationen mit ihm passierte: „Das ist, als wenn plötzlich ein Dämon über mich herfällt und mich Dinge tun lässt, die ich normalerweise nie tun würde. Ich kann mich dann einfach nicht mehr beherrschen.“

Die Eltern waren erschüttert und schwiegen betroffen.

„Weiß Leni darüber Bescheid, was du mit ihr gemacht hast?“, unterbrach die Mutter leise sprechend die Stille.

Johannes schüttelte den Kopf: „Nein, sie kann sich an gar nichts erinnern, ich habe noch nicht rausgefunden, wie weit sie sich zurückerinnern kann. Sie scheint offenbar zu wissen, dass ich ihr Mann bin und in dem Video, das Max an ihrem Geburtstag abgespielt hat, konnte sie bis auf Henrik, meinen Hamburger Freund, alle Personen beim Namen nennen.“

„Irgendwann wirst du es ihr sagen müssen“, meinte Susanne vorsichtig. „Sonst wird es dich noch mehr belasten.“

„Ja sicher, aber nicht in dem Zustand, in dem sie jetzt ist. Mein Therapeut meinte, dass sie, sobald sie sich stabilisiert hat, an einer Sitzung teilnehmen sollte, damit er ihr erklären kann, wie es um mich steht.“ Er seufzte tief. „Arme Lene, ich hoffe, sie verkraftet das.“

„Sie liebt dich abgöttisch, das wird ihr helfen“, sagte Susanne und nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Demnach bist du also in Behandlung?“

„Ja, ich habe mit der Psychologin in der Klinik gesprochen und die hat mich dann an einen Kollegen überwiesen. Der Therapeut hat mir heute ein Medikament verschrieben und ich hoffe, dass mir das helfen wird.“ Johannes war sichtlich unglücklich und die Eltern spürten, dass er sich mal so richtig aussprechen musste.

„Ich dachte, Leni macht dich glücklich und ich habe das Gefühl, dass sie dir gut tut. Warum dann plötzlich dieser Wandel?“, versuchte Susanne, ihren Sohn zum Sprechen zu animieren.

„Ja Mutti, Lene ist genau die Frau, die ich gesucht habe“, bestätigte er und ein kleines Lächeln huschte über sein ernstes Gesicht. „Sie macht mich unendlich glücklich und ich hatte gehofft, dass alle meine Probleme damit gelöst wären.“

„Was denn für Probleme, Joe?“, fragte Paul jetzt vorsichtig nach.

Johannes seufzte und hatte sichtlich Mühe, sich zu überwinden, mit seinen Eltern über das, was ihn schon seit seiner Jugend belastete, zu reden. Die Eltern sahen ihn auffordernd an und nach einigem Zögern begann er zu erzählen: „Na ja, ihr wisst doch selber, dass Max schon als kleiner Junge festgestellt hat, dass meiner“, er deutete auf seinen Schritt, „um einiges größer ist als seiner“. Die Eltern nickten. „Ihr habt ihm damals noch erzählt, dass ich ja älter und größer sei und seiner sicher noch wachsen würde, aber mit dieser Erklärung gab er sich natürlich nicht lange zufrieden. Als wir dann älter wurden, hat er immer so getan, als wäre ich abnormal, bis ich es wirklich geglaubt habe.“ Die Eltern schauten sich betreten an und nickten wiederum.

„Als uns dann später die ganzen Mädchen nachliefen, hat er eine nach der andern flachgelegt, das wisst ihr ja auch. Mir hat er dauernd erzählt, dass ich mit meinem Riesending die Mädchen kaputt machen würde und deshalb habe ich mich lange gar nicht getraut, es mit einer zu versuchen“.

Er sah jetzt seinen Vater vorwurfsvoll an: „Und du warst mir ja auch keine große Hilfe. Hättest du mir mal gesagt, dass ich ganz normal bin, dann hätte ich vielleicht keine so mächtigen Komplexe aufgebaut.“

Susanne sah ihren Mann vorwurfsvoll an: „Der Junge wollte mit dir reden?“, fragte sie ihn dann.

Paul wand sich: „Na ja, ich bin in solchen Sachen wohl auch nicht der große Ratgeber“, meinte er leicht verlegen.

Susanne schüttelte leicht den Kopf: „Wenn ich gewusst hätte, mit was für Problemen du dich rumplagst, mein Junge. Warum hast du denn nichts gesagt?“, wandte sie sich an ihren Sohn und fuhr fort: „Ich hätte eher gedacht, dass Max Minderwertigkeitsprobleme bekommt, weil er nicht so gut ausgestattet ist wie du.“ Nach kurzem Überlegen meinte sie nachdenklich: „Die hatte er vielleicht auch und hat das kompensiert, indem er dich als abnormal bezeichnet und die Mädchen der Reihe nach vernascht hat.“

„Aber das kann doch nicht die ganze Erklärung für deine jetzigen Aussetzer sein“, forschte Paul weiter.

Johannes schwieg eine Weile betreten und fuhr dann fort: „Diese Aussetzer waren fast immer da, außer während der Zeit, als ich die Tabletten genommen habe. Ich hab euch nur nichts gesagt. Aber die dämlichen Mädchen haben einfach nicht lockergelassen und haben mich ständig bedrängt. Vielleicht waren sie auch neugierig, ob das stimmt, was Max rumerzählt hat.“ Er atmete kurz durch, bevor er weitersprach. „Obwohl ich vielleicht nach außen so nüchtern wirke, bin ich doch sehr romantisch veranlagt und habe auf die große Liebe warten wollen. Jedenfalls, die ein oder andere hat sich mir angeboten wie eine Nutte und das hat mich dann doch so wütend gemacht, dass ich sie mir genommen habe. Hinterher waren sie natürlich schockiert und sauer, aber ich habe ihnen dann gesagt, dass sie es doch so gewollt hätten und dass sie nicht das Gegenteil beweisen könnten, da alle anderen gesehen hatten, wie sie mich angemacht hatten.“ Er schwieg betreten und war trotzdem froh, dass er es seinen Eltern gebeichtet hatte.

„Also wenn ich das recht verstehe, dann hast du diese Aussetzer immer dann, wenn du wütend bist?“, fragte Susanne nach und sah ihren Sohn forschend an.

„Ja genau, wenn ich wirklich so richtig wütend bin. Dann habe ich das Gefühl, jemand legt einen Schalter um und ich kann mich hinterher oft auch nur bruchstückhaft daran erinnern.“

„Und was war mit Melanie?“, wollte Susanne dann wissen. Wenn sie ihren Sohn schon zum Reden gebracht hatten, dann sollte er auch alles erzählen.

„Na ja, also Melanie, die hat das etwas schlauer angestellt als die anderen. Sie hat mich nicht bedrängt, sondern regelrecht umgarnt. Erst nach unserer Hochzeit hab ich erfahren, dass sie mit ihren Freundinnen gewettet hatte, dass sie mich rumkriegt und ich sie heirate. Jedenfalls hat sie dann später meine plumpen Versuche, mit ihr zu schlafen klaglos über sich ergehen lassen und sie hat mir dann auch das ein oder andere beigebracht. Aber als sie dann nach ein paar Monaten von heiraten sprach, war mir das doch zu früh. Ich wollte erst mein Studium beenden, bevor ich mich binde. Ich mochte sie zwar irgendwie, aber die große Liebe, die ich mir gewünscht hatte, war sie nicht. Ich sagte ihr, dass ich gerne eine Familie gründen möchte, aber erst wenn ich in der Lage bin, sie zu ernähren. Aber sie hatte damals schon Pläne gemacht und gemeint, dass sie ja bald mit ihrer Ausbildung fertig sei und wenn wir bei euch auf dem Hof leben könnten, dann würde ihr Verdienst für unseren Lebensunterhalt ausreichen. Da hab ich dann die Reißleine gezogen und bin nach Freiburg gezogen, um meinen Fachanwalt zu machen. Ich dachte, da wäre ich weit genug weg.“ Er zuckte die Schultern und fuhr fort mit seinem Monolog: „Aber sie hat mich ständig angerufen und mir erzählt, wie sehr sie mich liebt und vermisst und dann ist sie mir, nachdem sie ihren Abschluss in der Tasche hatte, tatsächlich gefolgt und da hab ich dann eben nachgegeben und sie geheiratet.“ Er hielt inne.

„Ja gut, das wissen wir ja, aber was ist dann passiert?“, wollte Susanne wissen. „Dass ihr nicht wirklich glücklich wart, war nicht zu übersehen und sie hat sich mehrmals bei mir beklagt, aber ich habe ihr nicht geglaubt.“

„Kaum hatte sie den Ring am Finger und meinen Namen im Pass, da war von Liebe keine Rede mehr. Als ich ihr sagte, dass ich Kinder möchte, hat sie mich ausgelacht. Sie hat mich nicht mehr rangelassen. Und manchmal war ich halt so wütend, dass ich sie mir mit Gewalt genommen habe. Wäre der Kleine nicht gewesen, dann hätte ich mich längst scheiden lassen. Aber ihr wisst, wie sehr ich meinen Sohn geliebt habe. Und nachdem er zur Welt gekommen war, hab ich Melli auch nicht mehr angerührt.“ Alle drei schwiegen und hingen einen Moment ihren eigenen Gedanken nach.

„Aber sag mal“, führte Susanne das Gespräch weiter, „wie war das mit Leni? Du hast sie doch kennengelernt bevor du das mit Jessica angefangen hast und nach Hamburg gezogen bist?“

„Ja natürlich, ich habe sie ja in Freiburg auf der Baustelle kennengelernt, als sie mir trotzig ins Gesicht geschaut und mir erklärt hat, dass ich als Kunde zwar der König, sie aber die Kaiserin sei“, er lächelte, als er an ihre erste Begegnung dachte. „Sie war so süß. Und als sie mir dann ihre Pläne erklärte, wie wir meine Wünsche und ihre Vorstellungen einigermaßen unter einen Hut bringen könnten, da hat sie mir echt imponiert und ich habe zu allem ja und amen gesagt.“ Er grinste verlegen. „Dann hab ich sie aber aus den Augen verloren und ich hatte auch keinen Kopf dafür, denn das war ja kurze Zeit nach dem Unfall und außerdem hatte ich angefangen, meine Doktorarbeit zu schreiben“.

„Aber ich dachte, ich hättet dann im selben Haus gewohnt?“, warf Susanne ein.

Johannes erzählte seinen Eltern von dem Schlabberlook, den sie in ihrer Freizeit trug und von der Party, auf der Leni sich zu erkennen gab. „Das war echt peinlich“, endete er.

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