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Читать книгу: «Die neue Magdalena», страница 23

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Dritter Auszug

»Kaum weiß ich, ob ich recht oder unrecht getan habe. Ich erwähnte gestern gegen Lady Janet des kühlen Empfanges, der mir bei meiner Rückkehr nach London zuteil wurde und dass meine Frau dies schmerzlich empfunden habe.

Meine Tante sieht ihre Sache von ihrem eigenen Gesichtspunkt und nimmt sie dem entsprechend leicht. Sie haben nie ein Verständnis für die Gesellschaft gehabt, Julian, und werden es nie bekommen, sprach die Lady. Die armen dummen Menschen wissen einfach nicht, was sie tun sollen. Sie warten nur darauf, dass ihnen jemand Vornehmerer sagt, ob sie Ihre Heirat anerkennen sollen oder nicht. Mit kurzen Worten, sie warten darauf, dass ich ihnen den Weg zeige. Betrachten Sie es als geschehen. Ich will ihnen den Weg zeigen.

Ich dachte, meine Tante spräche im Scherz. Das heutige Ereignis hat mir bewiesen, dass sie fürchterlichen Ernst daraus macht.

Lady Janet hat für eines ihrer großen Ballfeste in Mablethorpe-House die Einladungen ergehen lassen; und sie hat veranlasst, dass überall als der Grund der Festlichkeit die Feier der Vermählung von Mister und Mistress Julian Gray genannt werde!

Ich lehnte es zuerst ab, dabei zu erscheinen. Jedoch zu meinem Erstaunen stellt sich Mercy auf die Seite meiner Tante. Sie erinnert mich daran, dass wir beide Lady Janet so viel Dank schuldig sind, und so hat sie mich überredet, meinen Sinn zu ändern. Wir gehen zu dem Ballfest – auf ausdrücklichen Wunsch meiner Frau!

Den Grund hiefür suche ich darin, dass das arme Kind noch immer von der Furcht verfolgt wird, meine Heirat habe mir in der allgemeinen Achtung geschadet. Sie will alles erdulden, alles wagen, alles glauben, um von diesem einen quälenden Zweifel – vielleicht befreit zu werden. Lady Janet prophezeit einen gesellschaftlichen Triumph, und die Verzweiflung – nicht die Überzeugung – meiner Frau lässt sie daran glauben. Was mich betrifft, so bin ich auf den Ausgang vorbereitet; er wird sein, dass wir nach der neuen Welt ziehen und dort in Wald und Prärie die Gesellschaft in ihrer Kindheit aufsuchen. Ich will einstweilen im Stillen alles zur Abreise bereiten und zur rechten Zeit – das heißt nach dem Ballfest – mit meinen Leistungen hervortreten.«

Vierter Auszug

»Ich habe den Mann gefunden, der mir meinen Zweck fördern hilft – ein ehemaliger Universitätsfreund, jetzt Teilnehmer einer Schiffsgesellschaft, welche viel mit Auswanderern zu tun hat.

Eines ihrer Fahrzeuge segelt in vierzehn Tagen aus dem Londoner Hafen ab nach Amerika und berührt Plymouth. Durch ein glückliches Zusammentreffen der Umstände findet das Ballfest bei Lady Janet auch in vierzehn Tagen statt. Ich sehe nun meinen Weg vor mir.

Mit Hilfe der Güte meines Freundes habe ich Anstalt getroffen, dass, gegen eine geringe Anzahlung, eine Kabine für mich reserviert bleibt. Endet der Ball – und ich glaube, er wird dies – mit neuen Kränkungen für Mercy – so brauche ich bloß zu telegraphieren, und wir holen das Schiff in Plymouth ein. Ich weiß, welche Wirkung es haben wird, wenn ich mit dieser Nachricht hervortrete, allein mein Heilmittel dafür ist bereit. Die in vergangenen Jahren geschriebenen Blätter meines Tagebuches werden ihr deutlich zeigen, dass nicht sie es ist, die mich England den Rücken kehren lässt.

Sie wird sehen, dass sich darin mein Verlangen nach einer anderen Tätigkeit, nach einem anderen Schauplatz immer und immer wieder ausspricht, und zwar lange früher, ehe wir zum erstenmale einander begegneten.«

Fünfter Auszug

»Mercys Ballkleid – ein Geschenk der gütigen Lady Janet – ist vollendet. Ich durfte das Kunstwerk sehen, als es zum erstenmale probiert wurde. Ich verstehe mich nicht im geringsten auf den Wert von Seide und Spitzen, allein das eine weiß ich – meine Frau wird die Schönste auf dem Balle sein.

Noch am selben Tage sprach ich bei Lady Janet vor, um ihr zu danken, und hatte dabei Gelegenheit, meine Kenntnis des wunderlichen, originellen Charakters meiner lieben, alten Tante um einen neuen Zug zu bereichern.

Sie war eben im Begriffe, einen Brief zu zerreißen, als ich zu ihr in das Zimmer trat. Bei meinem Anblicke hielt sie inne und gab mit den Brief. Es war Mercys Schrift. Lady Janet deutete auf eine Stelle der letzten Seite. »Sagen Sie Ihrer Frau nebst meinen Grüßen«, sprach sie, »dass ich noch hartnäckiger bin als sie. Ich weigere mich auf das Entschiedenste zu lesen, wie ich mich weigere, zu hören, sobald sie es versucht, auf den einen Gegenstand zurückzukommen. Nun geben Sie mir den Brief wieder.« Ich tat es und sah, wie sie ihn vor meinen Augen in Stücke zerriss. Der eine Gegenstand, dessen Erwähnung sie Mercy so strenge verbietet, ist immer derselbe, dass sie sich nämlich für Grace Roseberry ausgegeben hat! Die Art und Weise, wie meine Frau darauf hinwies, hätte nicht natürlicher und zartfühlender sein können. Gleichviel. Das Lesen der ersten Zeile war genug. Lady Janet schloss die Augen und vernichtete den Brief – sie will leben und sterben, ohne die wahre Geschichte »Mercy Merricks« zu kennen. Welche unlösbare Rätsel wir Menschen sind! Ist es deshalb wunderbar, dass wir uns immer missverstehen?«

Sechster Auszug

»Der Morgen nach dem Ball.

Es ist geschehen und nun vorbei. Die Gesellschaft hat Lady Janet geschlagen. Mir fehlt Geduld und Zeit, um ausführlich darüber zu schreiben. Wir reisen mit dem Nachmittagsschnellzug nach Plymouth ab.

Wir kamen etwas spät auf den Ball. Die prächtigen Räume füllten sich rasch mit Gästen. Ich schritt an der Seite meiner Frau durch die Zimmer, als sie meine Aufmerksamkeit einem Umstande zuwandte, den ich bisher nicht bemerkt hatte. »Julian«, sagte sie, »sie dir einmal die Damen an, ob dir dabei nichts Befremdendes auffällt.« Als ich um mich blickte, begann die Musik eben einen Walzer zu spielen. Ich beobachtete, dass nur wenige Personen an uns vorbei nach dem Tanzsaal gingen. Bald sah ich, dass unter den wenigen Tänzerinnen noch weniger jung waren. Endlich wurde es mir klar. Mit einigen Ausnahmen, und diese waren so selten, dass sie eben die Regel konstituierten, fehlten die jungen Mädchen auf diesem Balle. Ich führte Mercy sofort zurück nach dem Empfangszimmer. Das Gesicht Lady Janets verriet, dass auch sie das Sonderbare dieser Erscheinung bemerkt hatte. Die Gäste kamen noch immer an. Herren mit ihren Frauen, mit ihren Müttern, ja Großmüttern wurden empfangen, aber anstatt ihrer unverheirateten Töchter brachten sie mit der kühnsten erstaunlichsten Höflichkeit weitläufige Entschuldigungen vor. Ja! Auf diese Art waren die ehrsamen Damen der vornehmen Kreise der Gefahr aus dem Wege gegangen, die in Lady Janets Hause durch eine Begegnung mit Mister und Mistress Julian Gray für ihre Töchter entstehen konnte.

Doch ich will keinem unrecht tun. Die Damen, welche anwesend waren, ließen es nicht an der schuldigen Achtung gegen ihre Wirtin fehlen. Sie taten, was ihnen zukam – nein, sie taten vielleicht sogar zu viel.

Ich hatte wirklich keinen rechten Begriff von der Rohheit und Härte, welche in neuerer Zeit in der Gesellschaft herrschend geworden sind, bis ich den Empfang sah, der meiner Frau bereitet wurde. Die Tage der Sprödigkeit und Vorurteile sind vorbei. Überschwängliche Liebenswürdigkeit und überschwängliche Freisinnigkeit sind die zwei Pole, um welche die heutige Generation sich bewegt. Zu sehen, wie die Frauen in freisinniger Weise das Unglück meiner Frau vergessen, wie die Männer voll liebenswürdiger Beflissenheit ihren Frauen dazu noch höheren Mut einflößen wollen – zu hören, wie dieselben Redensarten in jedem Zimmer wiederholt werden: ich freue mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mistress Gray; ich bin der verehrten Lady Janet sehr verpflichtet, dass sie mir diese Gelegenheit verschaffte – Julian, alter Knabe, welche Schönheit haben Sie da erobert! Ich beneide Sie darum; auf Ehre, ich beneide Sie! – Diese Worte des Willkomms, noch gesteigert durch zudringliches Händeschütteln, ja manchmal sogar durch Küssen meiner Frau, und dann umher zu blicken unter diesen selben Menschen, von denen unter dreißigen nicht einer seine unverheiratete Tochter mit auf den Ball genommen hatte, das war wahrhaftig, in einem schlechteren Lichte konnte sich die heutige Zivilisation nicht zeigen. Mögen Enttäuschungen uns auch in der neuen Welt erwarten – ein so verächtliches Schauspiel, wie wir es diesen Abend auf dem Balle bei meiner Tante gesehen, kann uns unmöglich wieder vor die Augen treten.

Lady Janet bekundete ihr besseres Gefühl gegenüber dem Benehmen ihrer Gäste dadurch, dass sie diese ganz sich selbst überließ; die Gäste ihrerseits fühlten deshalb aber noch keine Veranlassung, das Fest zu verlassen, sondern sprachen der Tafel recht herzhaft zu. Sie alle wussten aus Erfahrung, dass es in Mablethorpe-House nicht schlecht zu essen und zu trinken gab. So leerten sie Schüsseln und Flaschen bis auf den letzten Rest.

Mercy und ich hatten, ehe wir fortgingen, in den oberen Räumen des Hauses eine Unterredung mit Lady Janet. Ich hielt es für notwendig, meinen Entschluss, England zu verlassen, offen mitzuteilen. Die Szene, welche hierauf folgte, war so peinlich, dass es mir noch nicht möglich ist, sie hier zu schildern. Meine Frau ist mit dem Gedanken an unsere Abreise ausgesöhnt; und Lady Janet begleitet uns nach Plymouth – dies ist das Resultat. Ich fühle mich unbeschreiblich erleichtert, seitdem die Sache abgemacht ist. Und nur einen Schmerz soll ich von Englands Küste fortnehmen – den Schmerz über die Trennung von der teuren, warmfühlenden Lady Janet. In ihrem Alter ist dies eine Trennung fürs Leben.

So reißen denn die Verbindungen ab, welche mich an mein Heimatland knüpften. Mit Mercy, mir zur Seite, gehe ich der unsicheren Zukunft entgegen, im sicheren Bewusstsein, dass das Glück bei mir ist, wohin ich mich auch wenden mag. Fünfhundert solcher Abenteurer, wie wir selbst sind, treffen auf dem Auswandererschiff mit uns zusammen, sie wandern aus, weil das Vaterland keine Arbeit und keine Heimstätte für sie hat. Ihr Herren vom statistischen Büro, fügt zur Zahl der verfehlten Existenzen, welche England im Jahre des Herrn achtzehnhundert und einundsiebzig hervorgebracht, noch zwei hinzu – Julian Gray und Mercy Merrick.«

E N D E
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
400 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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