Читать книгу: «Angekommen in meinem L(i)eben», страница 2

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Hauptteil

E s ist einige Zeit vergangen. Ich habe all meinen Mut zusammengenommen, und nun sieht es so aus, als entstehe tatsächlich das nächste Buch, denn ich sitze hier und schreibe. Und ich spüre bereits jetzt, dass es nicht nur ein paar Zeilen werden – nein, es wird mehr. Wie bereits gesagt, habe ich das Gefühl, dass es nach mir „ruft“ und ich auch dieses Buch aus „höheren Gründen“ schreibe. Der Hammer an der Situation ist, dass momentan Buch eins noch gar nicht ganz fertig ist. Vor längerer Zeit habe ich es zwar fertiggeschrieben, sozusagen den Deckel draufgemacht, doch dann wollte das Leben anscheinend, dass es erst einmal ruht. Mein Leben war zu diesem Zeitpunkt sehr intensiv, aber das erfährst du später im weiteren Verlauf.

Und so soll es wohl sein, dass ich quasi das erste Buch noch in Arbeit habe und Band zwei schon jetzt, gerade in diesem Moment, ins Leben gerufen wird.

Da haben wir sie wieder, unsere deutsche Sprache, einfach und genial zugleich. Ich liebe es, denn die Worte sind so ausdrucksstark. Ich habe „ins Leben gerufen“ geschrieben. Eigentlich nichts Besonderes, aber wenn du genauer hinsiehst, dann „ruft das Leben“ bestimmt oft nach dir, oder?

Vielleicht fehlt dir in dem Moment der Mut, oder du hast einfach diese Sichtweise nicht. Wir Menschen sind hier, um unsere Erfahrungen zu machen. Das ist nach allem, was ich in der Vergangenheit gelernt habe, meine persönliche Überzeugung. Überprüfe bitte, ob es sich für dich stimmig anfühlt, da ich dir nichts überstülpen oder aufzwingen möchte. Jeder Mensch ist anders, besonders und gut, so wie er ist. Ich habe auch erst vor Jahren gelernt, auf diese Weise auf das Leben zu schauen.

H errje, wieder mal typisch, ich komme „von Höcksken auf Stöcksken“ und wahrscheinlich fragst du dich schon die ganze Zeit: „Welche fast gleiche Situation meint sie denn? Was ist passiert, dass sie mit Buch zwei jetzt beginnt und nicht später?“ Ich habe im ersten Buch berichtet, dass zwei Kater zu unserer Familie gehören. Als mein Seelenkater Sammy starb, setzte es kurioserweise so viel Energie in mir frei, dass ich einfach anfing zu schreiben. Nie zuvor hatte ich Dinge aufgeschrieben, und auf einmal floss es aus mir heraus.

Und nun – inzwischen sind drei Jahre vergangen – musste unser zweiter Kater Barny gehen.

Er wurde immer kränklicher und schwächer. Anfangs schoben wir es auf das Alter. Er hatte Probleme mit den Gelenken, der Herzklappe und dem Darm. Es war oft abenteuerlich, da es mit der Verdauung nicht mehr richtig klappte. Wir pürierten ihm sein Futter und ließen nichts unversucht. Alles bekamen wir irgendwie in den Griff, bis die Nieren nicht mehr richtig arbeiteten. Medikamente, Tierarztbesuche und eine Infusionstherapie konnten den Verlauf der Erkrankung nicht aufhalten. Als wir damals unseren Sammy einschläfern lassen mussten, hatten wir uns so sehr gewünscht, diese Entscheidung für Barny nicht treffen zu müssen.

Allerdings schien es jetzt ähnlich zu kommen. Er schlief viel, stand kaum noch auf und nahm das Futter nur, wenn wir es ihm brachten. Der Alltag war schwierig zu bewältigen, da alle zwei Stunden jemand zu Hause sein musste. Von einem Tag auf den anderen verschlechterte sich die Situation enorm und er fraß gar nicht mehr. Wieder mussten wir, auch wenn es alles andere als leicht war, eine Entscheidung treffen.

Barny gehörte schon so lange zur Familie, dass es unvorstellbar war, dass er uns nicht mehr an der Tür begrüßte, wenn wir nach Hause kamen. Laut mauzend war er immer durch die Wohnung gelaufen, und wenn Freunde bei uns zu Besuch waren, hatten sie ihn oft den „sprechenden Kater“ genannt, denn so hörte es sich an. Er hatte eine besondere Art und sein Schnurren glich dem Geräusch einer Wildtaube. Frech war er auch gerne mal auf den Tisch gesprungen und hätte am liebsten die Wurst von unserem Brot stibitzt. Und nun lag er wie das Leiden Christi auf seiner Decke und sah mich an, als wollte er um Erlösung bitten. Mein Seelenkater war Sammy gewesen und bei Barny war es eindeutig mein Mann, der diese besondere Verbindung zu ihm hatte. Barny hatte wie ein guter Freund zeitweise meinen Platz eingenommen, wenn ich mal wieder nicht daheim war. Aufgrund meiner Ausbildungen war ich in den letzten Jahren ständig auf der Durchreise gewesen. Kurios, dass es mir gerade jetzt auffiel, dass Barny immer auf der Couch zwischen meinem Mann und mir saß.

Um Gewissheit zu erlangen, dass mein Gefühl richtig war, dass die Zeit gekommen war, nahm ich Kontakt zu einer Freundin auf, die ich durch Human Therapy kennengelernt hatte. Sie konnte in die Seelen hineinspüren und ich bat sie, nach Barny zu schauen. Ich hatte ihr die Situation erklärt und dass wir bereits alles versucht hatten und ob es möglich war, dass er gerne gehen wollte. Ihre Antwort kam umgehend:

„Hallo meine Liebe. Ja, tut ihm den Gefallen, er möchte nicht mehr, er will sich ausruhen. Erkläre ihm, dass es im Licht so schön ist und er dort keine Schmerzen mehr hat. Er braucht keine Angst zu haben. Ich wünsche euch Kraft und alles Liebe.“

Ich dachte an diese Freundin, da sie mir schon einmal in einer solch besonderen Situation geholfen hatte, und vertraute ihr. Mir fiel ein Gespräch ein, das wir mal in einem Biergarten geführt hatten – damals hatte sie mir, stellvertretend für Sammy, eine Information zukommen lassen. Später einmal mehr dazu. Vielleicht brauchte unser Barny jetzt einen Botschafter, damit wir ihn loslassen konnten. Es machte uns unsagbar traurig, ihn so leiden zu sehen, trotzdem war das Loslassen nicht gerade leicht. Unter Tränen beschlossen wir, noch am selben Tag zum Tierarzt zu fahren. Barny hatte es verdient, würdevoll gehen zu dürfen. Wenn die Nieren versagen, vergiftet der Körper innerlich, und das ist schrecklich!

Kaum hatten wir unsere Entscheidung getroffen, da tigerte er durch sein Revier, als wäre ihm bewusst, dass es sein letzter Gang durch die Wohnung war. Er ging sogar noch einmal auf den Balkon, auf dem er oft in der Sonne gelegen und es genossen hatte. Dadurch kamen bei uns natürlich noch einmal Zweifel auf. War unsere Entscheidung richtig? Sollten wir ausgerechnet heute, an seinem sechzehnten Geburtstag, zum Tierarzt fahren? Ja – es war wichtig. Wir waren es ihm schuldig. Er hatte bei uns als Familienmitglied eine tolle Zeit gehabt. Wenn ich bedachte, dass wir ihn im Alter von eindreiviertel Jahren bekommen hatten und was er in dieser kurzen Lebensspanne schon alles erlebt hatte. Es war eine Vermittlung von „Tiere in Not“ gewesen. Wir waren bereits die vierten Besitzer und in der Zeit davor hatte er es nicht gut gehabt. Der Anfang mit ihm war recht schwierig gewesen und es dauerte einige Zeit, bis alles einigermaßen rund lief. Unsere Wände wiesen Spuren seiner Krallen auf, aber wir arrangierten uns damit. Er war ein dominanter und stolzer Kater, der genau wusste, was er wollte.

S o traten wir mit ihm den letzten Weg an. Auch diesmal nahmen wir die längere Autofahrt in Kauf, um zu unserer Tierärztin zu fahren. Auf dem Weg dorthin dachte ich über vieles nach. Mir ging es schon seit einiger Zeit gesundheitlich nicht ganz so gut. Ich schob es immer auf etwas anderes, vor allem auf die momentane stressige Zeit. Konnte es auch sein, dass ich Barny etwas abgenommen hatte? War es möglich, dass ich mit meiner Energie für ihn lange offen gestanden hatte wie ein Scheunentor? War es möglich, wo doch alles möglich war? Ich neigte dazu, wie ein Honigtopf für alle dazustehen, ohne es zu bemerken. Erst wenn mein Honig aufgebraucht war, fiel es mir auf. Es waren nur Gedankenfetzen, die sich mit der Trauer vermischten.

Bei der Ärztin angekommen, durfte Barny im Kreise seiner Familie gehen. Ich sagte zu ihm, dass er keine Angst haben müsse und dass es sehr schön dort drüben im Licht sei. Es war immer wieder eine Herausforderung. Wir waren erleichtert, als er losgelassen hatte. Unweigerlich dachte ich an die Situation mit Sammy. Mein Freund Thomas hatte mir damals deutlich gemacht, dass allein das Leben diese Entscheidung fällt, und dies auch nur dann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und dass es in diesem Moment unterstützende Kräfte gibt, die dazu beitragen, dass es so ist. Das hatte mich zwar beruhigt, trotzdem waren viele Tränen geflossen. Jetzt nach dem Warum zu fragen, brachte mich auf die falsche Seite der Waagschale und nahm noch zusätzlich kostbare Energie. Auf den tieferen Sinn zu vertrauen und ihn Schritt für Schritt zu verstehen, war stattdessen wichtig und gab Energie zurück. Es existierte ein „höherer Plan“, nach dem jede Erfahrung einen Sinn hatte, und auf diesen wollte ich vertrauen.

Ich spürte, dass mir meine Ent-wicklung in den letzten Jahren gutgetan hatte. Neue Sichtweisen hatten sich in meinem Leben breitgemacht, und das half mir besonders in solchen Situationen. Ich glaube fest daran, dass es mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern dass es neu beginnt. Jetzt war Vertrauen gefragt – Vertrauen in das Leben und auch in den Tod. Alles währt ewig! Keine leichte Aufgabe.

Wieder zu Hause angekommen, riefen wir im Tierkrematorium an. Auch Barny sollte eingeäschert werden, genau wie Sammy damals. Dieser Gang war für alle ebenfalls nicht einfach. Die kleine Urne in Form eines Herzchens sollte neben Sammys Urne in der Sonne auf der Fensterbank stehen. In der Zeit danach schmerzte der Verlust unsagbar. Vielleicht kennst du es, wenn der Schmerz dir körperlich wehtut und dir das Herz abschnürt. Anfangs fühlte es sich so an, als wäre Barny noch bei uns und wollte uns Trost spenden. Nach der Phase der Trauer stand es diesmal an, alle Dinge fortzuräumen und sie wegzugeben, da kein Kater mehr da war und in der nächsten Zeit auch keiner kommen würde. Eine besondere Situation, die aber noch Zeit hatte, denn das Ganze wollte erst einmal verdaut werden.

D er Anfang ist geschafft – nun möchte ich anknüpfen an das Ende meines ersten Buches und dich weiter mitnehmen bei dem, was ich nach und nach erleben durfte. Also mach es dir bequem, denn nun beginnt erneut unsere gemeinsame Reise durch mein Leben. Alle Emotionen sind möglich im Laufe der Zeit – die ganze Palette der Gefühle kann sich zeigen. Mach dich darauf gefasst, wenn du möchtest.

Bestimmt erinnerst du dich, dass sich der Kreis geschlossen hatte und Sammy gestorben war. Eine traurige Zeit brach an. Immer wieder quälten mich Gedanken, dass Sammy mir als mein Seelenkater so einiges abgenommen hatte. Dafür war ich ihm sehr dankbar. In der damaligen Phase, die alles andere als gut gewesen war, hatte meine Lebensenergie zu wünschen übrig gelassen. Vielleicht hatte ich zu wenig Pausen eingelegt, war immer vorgeprescht und unermüdlich gewesen. Jetzt war es an der Zeit das zu ändern, bevor es zu spät war.

M eine Selbstständigkeit mit Human Therapy forderte mich zu immer mehr Ideen auf, diese neuere Therapiemethode bekannter zu machen. In der Praxis lief es in einer Wellenbewegung. Oft wurden vereinbarte Termine abgesagt, was natürlich auch eine Be-deutung hatte. Es war nicht immer leicht zu nehmen, da die Miete und einiges mehr bezahlt werden wollten. Ich hatte mich klar dafür entschieden, da es mit all den gesundheitlichen Einschränkungen in dem alten Job nicht weitergegangen wäre. Jetzt hatte ich kein planbares Gehalt mehr mit allen Vorteilen, die eine Steuerkarte bot. Ich wollte diese neue Tür im Laufe der Zeit ganz öffnen können, ohne mir ein Hintertürchen offenzuhalten, und darauf vertrauen, dass es sich bewähren würde.

Nach all dem, was ich während der letzten Jahre auf die Beine gestellt hatte, wunderte es mich nicht, dass mein Körper eine Auszeit brauchte. Lange hatte ich über Gebühr meine Energie verbraucht.

In einem Telefonat mit einer Seelengefährtin brachte sie es auf den Punkt. Meine Seele wollte „mehr“, aber mein Körper kam nicht nach. Ich durfte noch mehr lernen, das ich für mich entscheiden konnte. Und ich wollte mich trauen, ein klares Nein auszusprechen, wenn es sich nicht gut anfühlte. Jedes NEIN für jemand anderen war ein klares JA für mich, das wusste ich, allerdings haperte es oft an der Umsetzung. Dabei schenkte ich meinem Gegenüber doch mein Vertrauen mit einer Absage und signalisierte ihm, dass er es selber schaffen würde, auch ohne meine Hilfe. Würde ich helfen, verwehrte ich ihm vielleicht das Lerngeschenk, das diese Situation für ihn bereithielt.

Nur ich konnte diese Dinge abwägen und mich für mehr Freude, Leichtigkeit und Fülle entscheiden. Ich wusste ja inzwischen um die Schöpferkraft meiner Gedanken. Ich hatte angefangen, ein großes Haus zu bauen, und mich in meiner Euphorie zu wenig um das Fundament gekümmert. Meine eigene Gesundheit forderte mich jetzt auf, genauer hinzuschauen. In der Vergangenheit hatte ich mich immer wieder für das Leben anderer verantwortlich gefühlt. Ich hatte zu viel geholfen und mir nicht erlaubt, mich für mich zu entscheiden. Dadurch waren meine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund gerückt. Vor langer Zeit hatte ich mich getraut, mir dieses Leben zu schnappen; es war mir allerdings noch nicht ganz gelungen, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen. Wahrscheinlich ging auch das nur Schritt für Schritt. Ich wollte Herz und Verstand endlich zusammenbringen. Nach vielen Vorleben in Opferhaltung hatte sich anscheinend das Dunkle in jeder meiner Zellen abgespeichert, und das konnte nun geändert werden. Wenn mein Licht immer mehr erstrahlen sollte, war es an der Zeit, mich bewusst zu entscheiden, das Alte loszulassen.

Wenn ich ein Geschenk für die Menschheit sein wollte, durfte ich mir eine Schleife um das Handgelenk binden und „JA“ sagen zu meiner Berufung und meinem Seelenauftrag. Alles Wissen, das ich erlangt hatte, wurde erst zur Weisheit, nachdem ich es noch mehr in die Tat umgesetzt hatte. Das war meine große Chance für mein Leben, bevor meine Seele die Lust verlor und sich einen anderen Körper suchte. Schließlich hatte ich es mir ausgesucht, gerade in dieser Neuen Zeit wiedergeboren zu werden. Und nur in diesem menschlichen Körper konnte ich all diese Gefühle – gute und sehr schmerzhafte – wirklich fühlen und erleben. Das empfand ich nicht immer als einfach. Dies alles – gerade die Dinge, die mir wehtaten, mich traurig und unzufrieden machten – anzunehmen, war eine Herausforderung. Es in allen Facetten zu fühlen und hindurchzugehen war dabei wichtig. Sich daran vorbeizuschlängeln, brachte mich nicht weiter, denn sie kamen wieder, um zu zeigen, dass sie angenommen und verwandelt werden wollten. Ich konnte daran wachsen und ich wollte daran wachsen. Die Zeit ist nur für uns Menschen wichtig, nicht für das Große Ganze. Mit aller Kraft wollte ich das Ruder herumreißen, besser nach meinen Bedürfnissen schauen und mich noch mehr lieben, das stand fest. Ich war schon so weit gekommen und würde es schaffen – es war möglich, wo doch alles möglich war. Mit dem Fokus auf das Positive wollte ich meinen Weg weitergehen.

W ie innen so außen, spiegelte es mir das Leben wider. Die Absagen der Klienten in der Praxis fielen also auch nicht einfach vom Himmel. Das eine bedingte oft das andere.

Ich beschloss, für ein paar Tage alleine wegzufahren. Nur ICH! Ein kleines Hotel, nicht weit entfernt, bot sich dafür an. Ich war schon mit den Kindern und auch mit meinem Mann dort gewesen. Hier wollte ich zur Ruhe kommen, das mit Sammy Erlebte loslassen und neue Wege einschlagen. Im Hotel angekommen, schrieb ich mir einiges von der Seele, und so nahm mein Weg, tatsächlich ein Buch zu schreiben, dort seinen Lauf. Ich ging spazieren, zum Essen und in das Hotelschwimmbad – alleine. Ich lag auf meinem Bett, alle viere von mir gesteckt – STILLE, nur sein. Ich konnte es gut mit mir „aushalten“. Für meine Familie und meine Freundinnen war es befremdlich, dass ich das tat. Für mich jedoch war es wichtig. Solange es laut und unruhig war, konnte ich meine innere Stimme nicht hören.

Bei einem Rundgang durch den Ort und um eine alte Burg herum hatte ich unzählige Gedanken im Kopf. Obwohl ich mit viel Mut auf meinem Weg so weit gekommen war, fühlte ich mich doch oft klein – ein ganz altes Muster. Manchmal ging auch mir „Energiebündel“ die Puste aus. Eine langjährige Freundin nannte mich immer liebevoll das „Pfeffermännchen“, womit sie meinen unermüdlichen Tatendrang auf den Punkt bringen wollte. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, lächelte ich und überlegte, ob es wohl „Pfefferfrauchen“ heißen müsste. Was meinst du?

Na ja, da wir männliche und weibliche Anteile in uns haben, ist es anscheinend nicht so wichtig.

Die Sonne war während meines Spaziergangs hinter mir und wärmte mir den Rücken. Es war noch recht kühl, der Frühling versuchte sich nach dem Winter zu behaupten. Ich blieb stehen und betrachtete meinen Schatten, der vor mir auf den Weg fiel. Da die Sonne tief am Himmel stand, war er riesengroß. Wow, wie das aussah! Ich musste lachen, blickte nach oben und bedankte mich. Ich liebte diese Botschaften von „oben“ und dass ich sie so annehmen konnte. Bei der Größe, die sich mir jetzt in Form des Schattens zeigte, konnte ich alles erreichen, wenn ich an mich glaubte. Eine Erkenntnis, die mir Flügel verlieh. Vielleicht war ich unter anderem deshalb hierhergefahren. Wenn ich also die Absicht hatte, Erfolg zu haben, würde er sich auch einstellen. Natürlich war es nötig, dass diese „Absicht“ Kraft hatte. Stell dir einen Bogenschützen vor, der seinen Bogen spannt – ganz ruhig und fokussiert. Mit seinem Pfeil visiert er das Ziel an und schießt ihn erst dann ab, wenn er sich sicher ist zu treffen. Diese Ruhe und Bestimmtheit sind sehr wichtig. Wird er irritiert, weil vielleicht etwas in sein Sichtfeld eintritt, kommt der Pfeil nicht am Ziel an. Genau das wollte ich beherzigen, dann würde in Zukunft bestimmt alles gelingen. Ich glaube, dass viele Menschen ihre Pfeile im Köcher lassen und sich nicht trauen, sie loszuschicken. Kennst du das auch? Aber wie soll dein Pfeil beziehungsweise wie sollst du dann ankommen?

Die Tage vergingen und das Alleinsein bescherte mir neue Erkenntnisse. Einen Tag vor der Abreise bekam ich einen Infekt mit Halsschmerzen, was mich nicht wunderte. Diese Erkältung kam nicht auch „noch hinzu“, sie war aus einem bestimmten Grund da. Nach meiner Überzeugung gingen „Konflikte“, wenn die Lösung dafür da war, in „Heilung“. Wenn die Energie zur Verfügung stand, versuchte der Körper zu „reparieren“, damit es wieder leichter weitergehen konnte. Ich hatte in der letzten Zeit einige Brocken „geschluckt“, und das wurde jetzt ausgeglichen. Im empfinde den menschlichen Körper mit all seinen Prozessen immer wieder als ein Wunder.

W ieder zu Hause ging ich zu meinem Arzt. Der Infekt war nicht so wild, aber es standen noch ein paar Untersuchungen an – EKG, Ultraschall, Blutabnahme –, damit die Tabletten, die mir in meinen Schmerzjahren gedient hatten, weichen konnten. Vor einiger Zeit hatte ich sie reduziert und nun war es an der Reihe, sie abzusetzen. Ein gutes Gefühl, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Mein Arzt war zufrieden mit der Ent-wicklung und nach der Besprechung meiner Auswertungen verließ ich die Praxis mit einem Lächeln auf den Lippen. Auf dem Weg zu meinem Auto fiel mir ein, dass ich in dieser Praxis vor Jahren die „Hitliste“ der Patienten, die am häufigsten anwesend waren, angeführt hatte. Über einen längeren Abschnitt hatte ich so viele Tabletten eingenommen, dass ich sie nach den Tageszeiten und der Einnahme in Döschen sortieren musste. Selbst für mich war es manchmal unvorstellbar, dass das nicht mehr nötig war. Ein Gefühl der Erleichterung – ich hatte es geschafft! Während der Autofahrt schaltete ich das Radio ein und drehte es laut auf. Ich sang die Lieder mit und schrie alles Alte heraus. Befreiung pur! Probiere es mal aus, wenn du magst. Fensterscheiben hoch – Radio auf volle Lautstärke und laut losbrüllen! Beim ersten Versuch brauchte es etwas Überwindung, aber es tut mir jedes Mal wieder gut.

N och immer war es Petras und mein Wunsch, Human Therapy im größeren Rahmen anzubieten. Wir waren davon überzeugt, dass es sich früher oder später durchsetzen würde. Diese geniale Kombination dieser Gesundheitstherapie sollte in die Welt getragen werden. Wir besuchten die verschiedensten Veranstaltungen, um zu sehen, was möglich war. Bei einem Treffen trafen Existenzgründer auf Investoren. In einem kurzen Statement – einem Pitch – stellte man „knackig“ sein Konzept vor und hoffte, dass ein Investor anbiss. Petra stand vorne am Mikrofon und brachte in nur zwei Minuten alles Wichtige auf den Punkt. Klasse gemacht, Petra – Daumen hoch! Und wahrhaftig, im Anschluss an die Beiträge zeigte während eines Gesprächs an einem der vorbereiteten Stehtische ein Investor Interesse an unserem Vorhaben. Wir freuten uns und tauschten Telefonnummern aus, um einen Termin zu vereinbaren. Unser Feuer für diese ganzheitliche Therapiemethode hatte Funken versprüht. Wer weiß, vielleicht kamen wir in diesem Moment unserer Vision, ein Gesundheitszentrum im Ruhrgebiet zu eröffnen, in dem verschiedene Methoden zusammenkamen, die sich ergänzten, einen Schritt näher. Einige Wochen und Termine später kamen wir allerdings mit dem Investor nicht überein und stellten unsere Pläne erst einmal nach hinten. Wenn die Zeit reif war, würde sich das Richtige schon zeigen. Wieder waren „Geduld“ und „Vertrauen“ meine Zauberworte.

H eute, einige Jahre später, bin ich mir sicher, dass die Menschen mit all ihren Prozessen, in denen sie in dieser Neuen Zeit steckten, noch nicht bereit waren, diese neuen Wege zu gehen. Und wenn ich es recht überlege, ich wahrscheinlich auch nicht. In naher Zukunft wird es geschehen, davon bin ich felsenfest überzeugt, denn ich spüre es. Einzig der Begriff „Gesundheitszentrum“ fühlte sich inzwischen nicht mehr stimmig an. Er passte nicht in diese Zeit, denn dabei handelte es sich um ein Wort aus der Vergangenheit. Und holterdiepolter etwas zu überstürzen, brachte niemanden weiter, denn es dauerte sowieso so lange, wie es halt dauerte.

Letztens unter der Dusche kam mir etwas in den Sinn. Was die Menschen in dieser neuen Energie brauchten, war: „Die Schule des Lebens“! Was konnte wichtiger sein, als den Menschen das Einfachste und gleichzeitig auch das anscheinend Schwerste wieder nahezubringen – das Leben. Die Therapiemethode Human Therapy war mit von der Partie. Eine Begegnungsstätte, in der gesundes Leben, Ent-spannung, Ernährung, Bewegung und vor allem ein gesunder Geist wichtig waren. Eine Schule, die Werte vermittelte und auf das Wesentliche hinwies. So manches hatten wir damals in der Schule gelernt, aber waren wir damit auch auf das Leben vorbereitet worden oder fehlten da womöglich einige wichtige Aspekte?

Dabei fällt mir ein Gespräch mit einer Freundin ein, die sagte, dass ich für sie eine „Lehrerin des Lebens“ sei – das passte doch wunderbar zusammen. Es war ein herrlicher Gedanke, dass es einen Ort der Freude und des Herzens geben würde. In so einem Haus – mir kam das Bild einer alten Schule vor Augen mit einer alten Holztür – wollte ich mit all meinem Wissen meinen Platz finden. Ich wollte abwarten, denn auch das ging nur Schritt für Schritt, und gewiss würde ich einen Impuls bekommen, den ich weder übersehen noch überhören konnte. Ich wollte es nicht mit dem Kopf suchen, es sollte mich quasi finden. Die Absicht war entscheidend, und die hatte ich. Ich hatte meinen Bogen gespannt und den Pfeil in meinen Händen – das Ziel, die Schule des Lebens, war anvisiert. Wie so oft war Vertrauen gefragt. Häufig können wir uns gar nicht vorstellen, was alles möglich ist. Irgendjemand im Außen würde diese Botschaft – meinen Pfeil – empfangen, da war ich mir sicher. Bestimmt hatten manche Menschen das entsprechende Geld, aber nicht die Ideen oder die Visionen. Und da kam ich ins Spiel! Das Große Ganze würde sich schon etwas einfallen lassen – ich war positiv gespannt, genau wie mein Bogen, und ich schoss diesen Pfeil ab.

M eine ältere Tochter hatte wieder mal einen Termin im Tattoostudio. Ich war es gewohnt, sie zu begleiten, und mir machte es jedes Mal große Freude mitzugehen. In diesem Fall handelte es sich allerdings um keinen gewöhnlichen Termin. Schon als sie mir von ihrem Vorhaben berichtete, verschlug es mir die Sprache. Und glaub mir, das passiert nicht so oft. Ich muss gerade selber herzlich über diese Aussage lachen, zumal Reden mein Element ist. Ein Schriftzug sollte gestochen werden mit der Bedeutung, dass ich ihr Schutzengel sei. Ich war tief berührt und fragte zugleich, ob sie sich sicher sei. Natürlich war sie es und sie freute sich riesig darüber. Wie oft hatte ich völlig selbstverständlich unzählige Kohlen für sie oder gemeinsam mit ihr aus dem Feuer geholt? Wie oft hatte ich sie unterstützt, ohne groß zu fragen? Sicher war es für mich normal, aber offenbar war es doch außergewöhnlich. Der Schriftzug zierte danach in englischer Sprache ihren Arm und ich bewunderte ihn mit Tränen in den Augen. „Mum is my Guardian Angel“. Wieder einmal war ich dankbar für dieses besondere Band in unserer Familie.

Ich war auch gespannt, ob ich dem Reiz eines neuen Tattoos dort im Studio widerstehen konnte, denn angeblich sollte sich ja eine gewisse Sucht einstellen, wenn man erst mal damit angefangen hatte. Und mein erstes und besonderes Tattoo – das HT-Logo – zierte schon eine ganze Weile mein rechtes Handgelenk. Ich würde sehen, was die Zeit brachte. Meine Tochter hatte noch ein paar Projekte in Planung und hinterließ im Tattoostudio ihre Handynummer für den Fall, dass ein Termin ausfiel.

E inige Wochen später klingelte mein Handy – die Nummern waren anscheinend verwechselt worden. Ich erfuhr, dass am selben Nachmittag ein Termin abgesagt worden war. Das gab es doch gar nicht – kurios. Ich telefonierte mit meiner Tochter, die den Termin allerdings so spontan nicht übernehmen konnte. Also legte ich auf und es ratterte in mir. Konnte das mit den vertauschten Telefonnummern ein Zufall sein, wo es doch gar keinen Zufall gab? Ich überlegte. Was wäre mir jetzt wichtig, wenn ich tatsächlich dort hinfuhr? Was war mir während der Schmerzjahre wieder und immer wieder verloren gegangen, wenn es mir schlecht ging? Es war das Vertrauen, das mir immer wieder durchrutschte, wenn ich einen Hänger hatte. Und wenn es futsch war, fehlten mir die Leichtigkeit und die Lebensfreude, die mich ausmachten. Genau, das war es! Vertrauen, Leichtigkeit, Lebensfreude – diese drei Worte in dieser Reihenfolge sollten es werden. Auf Deutsch, da ich die Be-deutung unserer Sprache so liebte. Ich hatte an diesem Nachmittag frei, auch das passte. Also rief ich im Studio an und erklärte, dass ich den Termin übernehmen würde.

Ver-rückt war es schon, aber so war ich nun mal. Meine jüngere Tochter meinte am Telefon, dass ich es mir lieber überlegen sollte. Vielleicht wäre es nicht gut, so spontan zu entscheiden. Obwohl doch diese Entscheidungen, die aus dem Bauch kommen, oft besser sind als manche, die der Kopf hin und her gewälzt hat. Mein Mann wunderte sich nicht, auch wenn er meinen Entschluss nicht verstand. Na ja, oft verstand ich mich ja selber nicht. Und so vertraute ich auf mein Bauchgefühl und fuhr in die Stadt. Dort angekommen, besprachen wir meinen Wunsch und legten los. Zunächst wurden die drei Worte in der falschen Reihenfolge angeordnet, und da bemerkte ich, wie groß für mich die Be-deutung war. Nach der Richtigstellung war es dann stimmig. Und ja, es tat wieder weh, und ja, es war auch wieder herrlich, es geschehen zu lassen. Wieder einmal hatte ich die Wahl – Schmerzen ja oder Schmerzen nein –, und das fühlte sich gut an. Danach hatte ich es schriftlich: Vertrauen – Leichtigkeit – Lebensfreude.

Sollte mir in Zukunft das Vertrauen in mich oder in das Leben mal wieder verloren gehen, dann konnte ich auf meinen Arm schauen und es war mitsamt dem Rest wieder da. So einfach war das für mich. Irgendwann wollte ich auch die Namen meiner Töchter verewigen lassen, aber dazu hatte ich noch keine optimale Idee. Dazu würde mir bestimmt im Laufe der Zeit noch etwas einfallen.

Ich habe dir bereits in meinem ersten Buch erzählt, dass mein Vater an ALS – Amyotrophe Lateralsklerose – erkrankt war. Diese Erkrankung hatte es in sich. Über Jahre zog sie sich durch unser Leben. Das war nicht nur für ihn, sondern für die ganze Familie eine große Herausforderung, denn es gab sehr unterschiedliche Verläufe. ALS ist eine neurologische Erkrankung. Nach und nach kommt es zur Lähmung verschiedenster Muskeln und einer gewissen Kraftlosigkeit. Die zunehmende Lähmung der Atemmuskulatur stellt ein zusätzliches großes Problem dar. Nach und nach wurde meinem Vater alles genommen, was für ihn das Leben lebenswert gemacht hatte. Er liebte es zu reden und war dann oft derart in seinem Element, dass er nicht zu stoppen war. Und da der Apfel ja nicht weit vom Stamm fällt, weiß du jetzt, falls du mich mal erleben solltest, von wem ich mein Mitteilungsbedürfnis wohl habe. Ich muss gerade lächeln, weil ich an ein aktuelles Gespräch denke, in dem ich kurz etwas von mir erzählen sollte, dabei vollkommen übersprudelte und immer mehr in Fahrt kam. Trotz logopädischer Behandlungen verschlechterte sich die Aussprache meines Vaters aufgrund der Lähmung der Muskulatur und wurde immer undeutlicher. Da er wegen einer Augenerkrankung fast blind war, wurde es zunehmend schwieriger, sich überhaupt mit ihm zu verständigen. Er war in der Lage, aus der Erinnerung heraus etwas aufzuschreiben, was er mitteilen wollte, doch lange Zeit tat er das nicht. Seine Verzweiflung, die verständlich war, blockierte alles in ihm, und das setzte uns zu.

Ich erinnere mich gut daran, dass er in diesen Situationen oft so sehr weinte, dass es nicht leicht war, es auszuhalten. Er schluchzte und schrie seinen Kummer heraus, während ich seine Hand hielt und sie streichelte oder ihn in den Arm nahm. Bei dem Gedanken an unsere nicht ganz leichte Lebensgeschichte war es für mich etwas Besonderes, das so tun zu können. Ich hatte in den letzten Jahren viel dafür getan, das in meiner Kindheit Erlebte zu verarbeiten, und wie es schien, war es mir mal mehr und mal weniger gelungen. Bei allem Trost versuchte ich auch, die „Ordnung der Familie“ nicht durcheinanderzubringen. Das war in früheren Jahren oft so gewesen. Ich hatte vieles darüber erfahren und daraus gelernt. Betrachtete man die Hierarchie in der Familie, war ich die „Kleine“ und mein Vater war der „Große“, und das wollte ich achten, egal in welcher Situation ich mich befand. Gerät die Ordnung durcheinander, bindet es Energie, die dann für andere Dinge nicht zur Verfügung steht.

399
669,35 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
310 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783969405505
Издатель:
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