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Speare konnte bestätigen, dass seine Frau und er an der Gedenkfeier zum dreihundertjährigen Bestehen der Harvard-Universität teilgenommen hatten, die 1636 gegründet worden war. Speare hatte drei Kurse bei Dr. Robinson belegt, und er erinnerte sich auch daran, dass seine Frau einmal zu ihm gesagt habe, sie habe Robinson lange vor ihm gekannt. Speare wollte es aber noch genauer wissen: Er setzte sich mit seinem noch lebenden Neffen im Cambridge in Verbindung, der ihm tatsächlich schrieb, dass sein Onkel von Verwandten und Freunden „Onkel Fritz“ genannt wurde und dass er jahrelang Mitglied des Appalachian Clubs und in seiner Jugend Bergsteiger gewesen sei. Dieser „Onkel Fritz“ sei im Alter von 95 Jahren gestorben und hätte in seinen letzten Jahren seine Anzugtaschen als eine Art Aktentasche benutzt, in dem er alle persönlichen Papiere aufbewahre. Dieser Neffe schrieb auch, dass sein Onkel im hohen Alter maßgearbeitete Knopfstiefel trug. Fords Buch „Bericht vom Leben nach dem Tod“ enthält zahlreiche derartige Berichte, die wie die Sitzung mit Speare dort wörtlich wiedergegeben wurden.

Interessanter noch als diese Episoden erscheint mir das oben erwähnte Fernsehexperiment zu sein, das ebenfalls einige Hinweise dafür hervorbrachte, dass es ein Leben nach dem Tod tatsächlich gibt. Es war im Jahr 1967. Allen Spraggett, Redakteur für religiöse Angelegenheiten beim Toronto-Star, gab ein Buch über spiritistische Phänomene heraus. James Pike war Bischof der Episkopalkirche von Kalifornien und Verfechter fortschriftlicher Ansichten über tägliche Fragen des christlichen Glaubens. Nun waren die beiden zusammen mit Ford dazu eingeladen worden, im Fernsehen über Spraggetts Buch zu diskutieren. Vor dem Auftritt bat Pike Ford noch um eine private Séance. Ford schlug vor, diese Sitzung während der Fernsehsendung abzuhalten. Pike war einverstanden und ebenso die Verantwortlichen vom kanadischen Fernsehen. – Nun war „Fletcher“ also als Fernsehmoderator gefragt. Während dieser Fernseh-Séance meldeten sich „mehrere jenseitige Persönlichkeiten“, die Pike gekannt hatten. Am meisten suchte sein verstorbener Sohn Jim den Kontakt mit dem Bischof.

Jim hatte sich im Februar 1966 im Alter von einundzwanzig Jahren in einem kleinen Hotelzimmer in New York erschossen. Warum er dies getan hatte, blieb ein Rätsel. Das Verhältnis zu den Eltern war bis zuletzt außergewöhnlich gut. Einen Abschiedsbrief gab es nicht. Krankheiten oder berufliche Schwierigkeiten hatte Jim Pike auch nicht gehabt.

Es waren etwa zwei Wochen seit Jims Beerdigung vergangen, als in Pikes Wohnung – er hielt sich zu dieser Zeit zu Gastvorlesungen in Cambridge auf – merkwürdige „poltergeistartige“ Phänomene auftraten. Neben Pike selbst wurden die Phänomene von seinem Sekretär und einem weiteren Geistlichen, einem gewissen David Barr, beobachtet. Es war Morgen, als alle Uhren in der Wohnung stehen blieben – sie alle standen auf acht Uhr neunzehn. Auf die europäische Zeit übertragen war es genau der Zeitpunkt, an dem Jim sich in New York das Leben genommen hatte! Aber damit nicht genug: Überall in den Räumen tauchten auseinander gebogene Sicherheitsnadeln und Büroklammern auf. Die Spitzen dieser Büroklammern glichen Uhrzeigern, die ebenfalls diese Zeit anzeigten! Bücher, die in irgendeiner Beziehung zu Jim standen, standen nicht mehr auf ihrem Platz. Gesang- und Gebetbücher waren an Stellen aufgeschlagen, an denen es um das ewige Leben ging. Pike, Barr und der Sekretär saßen im Arbeitszimmer zusammen, während sie ein Poltern im Kleiderschrank vernahmen. Als sie nachschauten, fanden sie die Kleidungsstücke, die dort aufbewahrt wurden, durcheinander gewühlt am Boden liegen.

„Wenn sich so etwas doch einmal in meiner Gegenwart ereignen würde!“, sagte ein Gast, nachdem Pike ihm von den Vorkommnissen erzählt hatte, und prompt löste sich der Rasierspiegel, den Jim einige Monate vorher bei einem Besuch in Cambridge benutzt hatte, vom Kommodenaufsatz und fiel auf den Boden. Drei weitere Zeugen waren anwesend. Mervyn Stockwood, Bischof von Southwark, der sich mit Spiritismus beschäftigte, kam auf den Gedanken, dass Jim Pike verzweifelt versuchte, mit seinem Vater in Kontakt zu treten und brachte Pike mit dem Medium Edna Twigg zusammen. Sie wusste nicht, wer ihr Séance-Partner war, übermittelte jedoch dem Bischof Botschaften, die offensichtlich von dessen Sohn stammten. Ein weiterer Geistlicher, John Pierce-Higgins begleitete Pike als Zeugen und erklärte später anhand seines Protokolls, Jim habe seinem Vater durch das Medium mitgeteilt, er bereue seinen Selbstmord aufs Schärfste und wollte seinen Eltern nicht wehtun, ja, er wünschte, er könne seine Tat ungeschehen machen. Druck vor einer Examensarbeit sei offensichtlich ein Grund gewesen, doch es war auch von Drogen die Rede und dass „er einfach durchgedreht“ habe, wie aus Pierce- Higgins’ Protokoll hervorging.

Nun befand sich Pike also in der Fernseh-Séance und konnte durch „Fletcher“ an Einzelheiten gelangen. „Jim“ erklärte durch „Fletcher“, dass es mit einem gewissen Halverston begann, doch „Fletcher“ korrigierte den Namen gleich auf „Halverson“, der auch im Jenseits sei. Er ist nach „Fletchers“ Aussage kurz nach Jim gestorben. Als Pike der Name Halverson nichts sagte, ergänzte „Fletcher“, dass er mit Vornamen „Marvin“ hieß und mit moderner Musik und Kunst zu tun hatte.

Jetzt konnte sich Pike erinnern: Marvin Halverson war für den National Council of Churches tätig. Er arbeitete für den Nationalen Kirchenrat über das Verhältnis der Glaubensgemeinschaft zu moderner Musik und Kunst. Pike hatte vor Jahren eine Fernsehdiskussion, danach hatte er nie mehr etwas von ihm gehört. Jim gestand, wie „Fletcher“ äußerte, dass Jim während seiner Collegezeit in Berkeley, Kalifornien, zur Einnahme von Drogen, insbesondere LSD, verführt worden sei. Jim wollte dem entrinnen, indem er nach New York ging, um dort weiter zu studieren, doch dort traf er einige seiner College- Kameraden wieder. Und unter ihrem Einfluss nahm er erneut Drogen. „Fletcher“ übermittelte auch den direkten Grund für den Selbstmord: Er war die Folge eines Horrortrips, das Leben erschien ihm auf einmal nicht mehr lebenswert.

Nach der Séance fanden Ford und Pike eine Bestätigung für das Gesagte: Sie telefonierten mit Kontaktpersonen in Los Angeles und London. Durch sie wurden die Angaben, die „Jim“ über „Fletcher“ machte, bis ins Detail bestätigt. „Fletcher“ hatte übrigens auch von einem alten Mann slawisch- jüdischer Herkunft gesprochen, der Jim geholfen habe, sich dort einzugewöhnen. Pike war sich sicher, dass es sich dabei um Jims Großvater mütterlicherseits handelte – er war ein russischer Jude.

„Fletcher“ vermeldete auch die Anwesenheit eines Louis Pitt, einem Universitätsgeistlichen, der vorgab, Pike zu kennen. Auch das stimmte. Er war Pikes Vorgänger an der Columbia-Universität. Noch eine weitere Person, die Pike kannte, meldete sich über „Fletcher“.

Das Echo auf die Fernsehsendung war überwältigend.

Eine lange fruchtbare Zusammenarbeit schien zwischen Pike und Ford zu entstehen. Doch es kam anders. Ein Jahr nach der Fernsehsendung unternahm Pike auf eigene Faust eine Fahrt mit einem Kleinwagen durch die Wüste Negev zu den Fundstätten der Schriftrollen am Toten Meer. Auf der unwegsamen Wüstenpiste hatte er eine Panne und beschloss, sich zu Fuß zu der nächsten Siedlung durchzuschlagen. Er verlor die Orientierung und wurde erst nach ein paar Tagen weitab von der Piste in der Gluthitze der Wüste Israels gefunden. Er war tot.

Im Licht der eingehenden Informationen über die Verschränkung, die uns Froböse lieferte und die Aussage verschiedener Wissenschaftler, die sich dafür aussprachen, dass es ein Leben nach dem Tode geben müsse, scheinen Fords Darstellung gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Jetzt scheinen Spiritismus und Naturwissenschaft sich einander zu nähern, und das naturwissenschaftliche Tabu, von dem wir eingangs sprachen, verkleinert sich. Eines Tages wird es hoffentlich ganz überwunden sein.

Reinkarnation in den Religionen

Nehmen wir also einmal an, es gibt tatsächlich ein Leben nach dem Tod. Dann steht wieder die Frage im Raum, was mit der Seele geschieht, nachdem sie sich vom Körper gelöst hat und durch den Tunnel in eine andere Welt entschwunden ist – eine Welt, die die Spiritisten Jenseits nennen – ein Begriff, der sich längst im allgemeinen Sprachbereich durchgesetzt hat. Doch wie ist das Leben im Jenseits? Medien berichten, dass es eine „schönere“ Welt ist, dass es dort keinen Tod mehr gibt. Oft wird von verschiedenen Entwicklungsstufen gesprochen, die man dort durchlaufen muss, und manchmal ist die Rede davon, dass die Seele sich irgendwann wieder verkörpert und auf diese Erde zurückmuss, bzw. diese Entscheidung selbst trifft, weil sie noch einiges zu lernen hat, bevor sie die Vervollkommnung erreichen kann.

Unsere westlichen Weltreligionen lehren diese Reinkarnation (Wiederverkörperung) offensichtlich nicht, obwohl wir bald erkennen werden, dass auch sie nicht frei von Elementen der Reinkarnationslehre sind, ja, dass sie in verschiedenen Richtungen dieser Weltreligionen doch gelehrt wird, bzw. in der Vergangenheit gelehrt wurde.

Doch die Domäne der Reinkarnationslehre sind die östlichen Religionen. Sie lehren ganz unverhohlen und offiziell, dass die Seele sich ständig auf der Erde wieder verkörpern muss. Der ehemalige Staatspräsident S. Radhakrishnan, einer der bedeutendsten indischen Gelehrten des 20. Jahrhunderts, sah bereits im Rigveda Ansätze dieser Lehre. Er sagte: „Das unsterbliche Selbst wird wiedergeboren in einem neuen Körper entsprechend der Verdienste seiner Taten.“ (Rig Veda I, 164, 30 und 38 nach Michel 2002, S. 13, zitiert nach J. Head/S. L. Cranston. Reincarnation. New York 1979, S. 36)

Dieser Rigveda zählt zu den wichtigsten Schriften des Hinduismus. Er ist einer der vier Teile der Veden. Diese Veden wurden im 5. Jahrhundert niedergeschrieben und nach heutiger Vermutung westlicher Gelehrter zuvor mit großer Genauigkeit mündlich überliefert. Der Rigveda ist der älteste Teil dieser heiligen Schriften. Die Rigvedasamhita, der Kern des Rigveda, enthält zahlreiche Hymnen, die in zehn Bücher eingeteilt werden, die Mandalas (Lichtkreise) genannt werden. Die ersten vier Bücher (I-IX), zu denen der oben zitierte Text gehört wurden vermutlich zwischen 1750 und 1200 vor der Zeitenwende geschrieben, das 10. Buch (Buch X) 1200 vor der Zeitenwende. Ein Bestandteil der Veden und des Rigveda sind die Upanishaden, die zum größten Teil philosophische Abhandlungen enthalten. Insgesamt gibt es etwa 150 Upanishaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Diese Texte wurden vermutlich zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr. verfasst.

Die westliche Indologie geht derzeit davon aus, dass eine ausgeprägte Wiederverkörperungs-Philosophie erst mit den ersten Upanishaden entstand, doch der Religionswissenschaftler Peter Michel weist anhand des obigen Zitats nach, dass es bereits im Rigveda sehr deutliche Hinweise auf sie gibt. Wir werden später noch ausführlicher auf die Karma-Lehre zurückkommen. Diese Karma-Lehre, nach der das neue Erdenleben sich aufgrund der im vergangenen Leben ausgeführten Handlungen entwickelt, schält sich mit der Abfassung der ersten Upanishaden (ca. 750 n. Chr.) erstmals heraus.

Die Diskussion über die Verschiedenartigkeit alles Seienden zeigt sich ebenfalls in der upanishadischen Epoche. In den frühesten Upanishaden wird noch nicht strikt nach Belebtem und Unbelebtem unterschieden – alles Leben ist eins, und so wird hier noch die Möglichkeit der Reinkarnation in Tiere und Pflanzen gelehrt. Das Selbst des Einzelnen ist identisch mit dem All-Selbst. In der Bhagavad-Gita, die vermutlich im 5.bis 2. Jahrhundert vor Christus entstand, gründet die Lehre von der Seele ausschließlich auf dem Reinkarnationsmodell. Michel weist dies nach, indem er aus VI, 45 zitiert: „Der Yogin aber, der von allen Sünden gereinigt, in vielen Lebensläufen sich vollendend mit Eifer strebt, erreicht sodann das höchste Ziel.“ (Michel 2002, S. 14f, zit. Nach der deutschen Übersetzung der Bhagavad Gita nach S. Radhakrishnan, Die Bhagavad Gita, Wiesbaden, o. J.)

Und in II, 27 nach S. Radhakrishnan. Die Bhagavad Gita, Wiesbaden, o. J, (eben da) heißt es: „Wie die Seele bereits in diesem Körper Kindheit, Jugend und Alter hat, so geschieht es auch, dass sie einen anderen Körper ergreift. Der Weise wird daran nicht irre.“

Michel fällt im Denken der Bhagavad Gita der dynamische, evolutive Aspekt der Wiedergeburt auf. Die Reinkarnation würde nicht mehr im Umfeld mythologischer Erzählungen interpretiert, sondern stelle sich als ausschlaggebender Bestandteil des Entwicklungsprozesses dar. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Die Seele geht aus dem Absoluten, Brahman genannt, hervor, durchschreitet die Schöpfung und kehrt anschließend wieder zur Quelle zurück. Die Aufgabe der Seele ist es, sich durch Lernen weiterzuentwickeln. Dabei darf sie jedoch nicht im Reich der Schöpfung den schöpferischen Ursprung vergessen. Aber genau das tut sie: Die verkörperte Seele vergisst ihre eigentliche Heimat und sondert sich ab. Michel zitiert aus XIII, 21: „Die Seele genießt (…) die Erscheinungsweise der Natur. Ihr Hängen an den Erscheinungsweisen ist die Ursache für ihre Geburten in gutem oder schlechtem Mutterschoße.“ (Michel 2002, S. 15) Der Weg zur Rückkehr wird erst wieder möglich, wenn sich die Seele ihres eigentlichen Wesens bewusst wird.

Ob Menschen in Tierkörpern wiedergeboren werden, ist im Hinduismus umstritten. Der indische Mystiker Sri Aurobindo (Aurobindo Ghose, 1972-1950) lehnt diese Vorstellung ab, denn er sagt, es läge in der Gesetzmäßigkeit der Natur, dass ein einmal vollzogener Entwicklungsschritt nicht wieder aufgehoben würde: Ist eine Seele erstmal vom Tier zum Menschen aufgestiegen, ist nach Sri Aurobindo diese Entwicklung nicht mehr umkehrbar. Michel resümiert: „Der Weg der Reinkarnation stellt (…) bei den bedeutendsten indischen Denkern und Mystikern der 20. Jahrhunderts einen Weg der Lichtwerdung, der Vergöttlichung, dar. Alles von der Seele verursachte Dunkel muss auch von ihr wieder ins Licht gewandelt werden. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, kann sie auf neuen, lichteren Pfaden ihren Weg fortsetzen. Frei von Erdenkarma strebt sie jenen Welten zu, die sie einst verließ und zu denen sie über den Erdenweg zurückfinden soll.“ (Michel 2002, S. 17)

Der Forscher Ian Stevenson, der in den ersten Jahren seiner Forschungen hauptsächlich im östlichen Raum unterwegs war und mit reinkarnationsgläubigen Personen arbeitete, stellt fest, dass der Gedanke der Wiederverkörperung ein wichtiges Grundprinzip in der Religion des Hinduismus ist. Die große Mehrheit der Inder seien immer noch Hindus, der ältesten noch existierenden Religion der Welt. Bekehrungsversuche von islamischen und christlichen Eroberern hatten nur sehr wenig Einfluss auf den Fortbestand des Glaubens fast aller Inder. (Stevenson 1976)

Stevenson erklärt, dass die Hindus an die Fortdauer eines wesentlichen Elements, des Atman eines jeden Menschen, glauben. Dieser Atman – der wohl der Seele gleichzusetzen ist – besteht nach dem irdischen Tod der Person weiter. Nach einer individuell verschiedenen Zwischenperiode verbindet sich der Atman mit einem neuen physischen Organismus zum körperlichen Weiterleben entsprechend seinem Karma.

Über das berüchtigte Kastenwesen schreibt Stevenson: „Die Hindus haben den Kastenbegriff seit Jahrhunderten bewahrt, obwohl er jetzt schwächer wird, weil sie dachten, er drücke wichtige Unterschiede unter den Menschen aus und reguliere sie. Aber sie glaubten auch, dass jemand seine Kaste von dem einen zum anderen Leben zum besseren oder schlechteren verändern könne durch Verdienste oder einen Fehler.“ (Stevenson 1976, S. 150)

Hierzu schreibt die Wikipedia: „Der Begriff Kaste (portugiesisch/spanisch casta – Rasse von lateinisch castus – rein) wird von der Völkerkunde und der Soziologie in erster Linie mit einem aus Indien bekannten sozialen Phänomen assoziiert. Er wird aber auch umgangssprachlich oder soziologisch allgemein benutzt und auf einzelne Gruppierungen anderer und sogar Gesellschaften angewandt.“

(http://de.wikipedia.org/wiki/Kaste - Zugriff am 28.02.2010).

Das Kastenwesen treffen wir insbesondere in Indien, auf Sri Lanka, in Nepal und Bali und bei den kurdischen Jesiden vor. Bei Stevensons Fällen, bei denen sich Menschen (vor allen Dingen während deren Kindheit) an frühere Leben erinnern konnten, ging es oft darum, dass sie mit ihren Familien bestimmte Speisen nicht zu sich nehmen wollten, weil die Person in Wirklichkeit einer höheren Kaste angehörte – einer Kaste, der sie, wie aus ihren Erzählungen herauszuhören war, in einem vergangenen Leben angehörte.

Tatsächlich hatte die Kastenzugehörigkeit in Indien bis vor einigen Jahrzehnten Auswirkungen auf alle Lebensbereiche einer Person und das Verhalten des Kastenangehörigen. So bestimmte sie – und teilweise tut sie das heute noch – die Partner- und Berufswahl. Arrangierte Hochzeiten werden oft innerhalb einer Kaste organisiert.

Was das angesprochene Thema „Mahlzeiten“ betrifft, so waren früher grundsätzlich keine gemeinsamen Mahlzeiten erlaubt, denn Hochkastige empfanden das gemeinsame Mahl mit Niedrigkastigen als verunreinigend. Heute gilt das nur noch bedingt, ist in ländlichen Gebieten allerdings noch stärker verankert als in anderen Regionen. Bei dem Kastenwesen handelt es sich um eine Einteilung nach ritueller Reinheit und Aufgabenbereich, es hat nichts mit „arm“ und „reich“ zu tun. Allerdings findet sich durch Jahrhunderte lange Ausbeutung Armut öfter bei niedrigen Kasten wie Shudras und „Unberührbaren“ als bei anderen Kasten. Insgesamt gibt es vier Hauptkasten (Varna), die sich dann wieder in Untergruppen (Jati) aufteilen. Varna ist Sanskrit und bedeutet „Klasse, Stand, Farbe“. Die vier Varnas heißen:

1. Brahmanen (traditionell die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften, Priester)

2. Kshatriyas (traditionell Krieger und Fürsten, höhere Beamte)

3. Vaishyas (traditionell Händler, Kaufleute, Grundbesitzer)

4. Shudras (traditionell Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner).

Darunter stehen die Paria, die so genannten Unberührbaren. Sie gehören keiner Kaste an.

Der Ursprung des Kastenwesens ist ungeklärt. Ausgeformt wurden die Regeln des Kastenwesens erst in der Manusmiriti, dem Gesetzbuch des Manu, einer Schrift, die erst zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. entstand. Doch das bleibt umstritten. Auf die Untergruppen der Varna, die Jatis, soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Es reicht zu sagen, dass von 2000 bis 3000 Jatis ausgegangen wird. Weniger bekannt ist, dass es in Indien auch christliche und muslimische Kasten gibt. Über den Buddhismus – die zweite große östliche Religion schreibt Stevenson: „Der Buddhismus hat die Hinduideen und -praktiken über die Kasten vollständig aufgegeben.” (Stevenson 1976, S. 150)

Der Buddhismus entstand in Indien im 6. Jahrhundert vor Christus. Er ist eine Reformbewegung des alten Brahmanismus. Begründer des Buddhismus war Siddharta Gotama. Sein Geburtsjahr war nach Ansicht westlicher Gelehrter vermutlich 563 v. Chr. Von ihm heißt es, dass er ein Leben von außerordentlicher Güte führte und die Erleuchtung über die wahre Natur des Menschen sowie seine Beziehung zum irdischen Leben und zum übrigen Universum erlangte. Nun war er ein Buddha bzw. Erleuchteter, der den Rest seines langen Lebens mit dem Lehren über Leben, Leiden und Wege der Befreiung von Leben verbrachte. Heute hat der Buddhismus in Indien nur noch wenig Anhänger, doch zählt Buddha zusammen mit anderen Hindu- Avataren5 wie Rama und Krishna zu den Hindu-Gottheiten. Während der Herrschaft des großen Ashoka im 3. Jahrhundert vor Christus blühte der Buddhismus auf und verbreitete sich weit über Indien hinaus. Missionare waren in Ceylon erfolgreich, und die Singhalesen, die Angehörige der indoeuropäischen Völkergruppe, von denen der größte Teil der Einwohner von Ceylon abstammte, wurden bekehrt. Sie blieben zum größten Teil Buddhisten, während die Mehrheit der Tamilen – das ist die Minderheit der Ceylonesen – Hindus sind.

Der Buddhismus spaltete sich in mehrere Richtungen auf. So gehören die Singhalesen zur Theravada-Schule, die manchmal auch Hinayana genannt wird. Deren Anhänger leiten ihre Glaubenslehren und Praktiken vom so genannten Pali-Kanon ab – das ist eine Sammlung von Buddhas Lehren, die im ersten Jahrhundert vor Christus zusammengestellt wurde. Ein anderer Zweig des Buddhismus ist die nördliche- oder Mahayana-Schule. Die Buddhisten glauben wie die Hindus, dass das irdische Leben Leiden mit sich bringt, das unvermeidbar ist, und dieses Leiden rührt von unserem Wunsch nach sinnlichen Freuden im irdischen Leben her. Diese Begierden seien es, die uns immer wieder in einander folgende Existenzen zurückführe. Die endgültige Befreiung vom so genannten Rad der Wiedergeburt könne erst nach der Aufgabe solcher Wünsche und der Freiheit von körperlichen Freuden erfolgen. Zahlreiche Techniken wie richtige Lebensführung und die Durchführung von Meditation könnten zu diesem Ziel führen. Diese Techniken führten allmählich zum Erlöschen (Nirwana) des Verlangens, das die Reinkarnation verursacht. (Stevenson 1976)

Michel schreibt ebenfalls, dass die hinduistische und die buddhistische Reinkarnationslehre einander ähneln. Problematisch sei allerdings die Frage nach dem Atman – dem Selbst. Die Frage, ob es eine individuelle Wesenheit gibt, die den körperlichen Tod überlebt und entweder sofort nach einem Jenseitsaufenthalt in einen neuen irdischen Körper zurückkehrt, ist hier nicht so einfach zu beantworten. Hier streiten sich zwei Gruppen: Die Vertreter der „Nicht-Selbst- Lehre” (Anatta) und die Befürworter einer individuell verstandenen Buddhanatur.

Auf alle Fälle gibt es zahlreiche Textüberlieferungen zur Reinkarnationslehre. Michel zitiert eine Stelle aus dem Dhammapadam, einer Anthologie von Aussprüchen des historischen Buddhas: „Vergangen Dasein, wer das kennt, So Unterwelt wie Oberwelt, Und die Geburten hat versiegt. Alleinig durch die Dinge schaut: Den Allvollendensendiger, Den heiß ich einen Heiligen.” (Michel 2002, S. 18, zit. nach Die Reden des Gotama Buddhas aus der „Mittleren Sammlung, übertragen von Nach Karl Egon Neumann a. a. O., Bd. 2, S. 701)

Michel meint, dass der Buddhismus im Gegensatz zum frühen Hinduismus und modernen indischen Lehren keine Wiedergeburt ins Tierreich kenne. Als Beleg zitiert er eine Stelle aus C. Humphreys, Karma und Wiedergeburt, München 1981, S. 87f: „Die Wiedergeburt kann im niedersten Wilden oder in einem König der Tugend stattfinden, aber nicht in etwas Tieferstehendem. Der degradierte Glaube an die Wiedergeburt in tierischer Form ist ein anderes Beispiel einer missverstandenen spirituellen Wahrheit.” (Michel 2002, S. 20)

Dies ist allerdings umstritten.

Der Komplex des Selbst bildet den eigentlichen Kernpunkt in der Diskussion der buddhistischen Reinkarnationslehre. Nach Michel stellt sich die Frage, ob die Vertreter der Anatta-Lehre den Buddha korrekt zitieren, wenn sie ihm unterstelle, dass er die vollständige Auflösung der Individualität in der Erleuchtung interpretiert habe. Der Dhammapadam sagt jedenfalls: „Das Selbst nur ist des Selbstes Herr, Welch höhren Herren gäb’ es wohl! Mit allbezähmten Selbst, fürwahr, Erlangt man schwer erlangbaren, Besitzt man einzig seltnen Herrn.” (zit. Nach Michel 2002, S. 22)

Michel schreibt dazu: „Offensichtlich unterscheidet der Buddha zwischen einem vergänglichen Selbst (Ego, Persönlichkeit etc.) und dem wahren (ewigen?) Selbst, so dass es fraglich erscheint, ob eine Position wie die Glasenapps den Kern der Lehre trifft, wenn er ausführt: ‚Es gibt für ihn keine unsterbliche beharrende Seelensubstanz, welche eine vom Körper verschiedene unveränderliche Einheit darstellt, vielmehr beruht auch das geistige Leben nur auf das ganze geistige Leben, nur auf der gesetzmäßigen Kooperation flüchtiger Faktoren.’” (Michel 2002, S. 22, Zitat im Zitat nach Glassenapp, Helmuth von, Die Philosophie der Inder, Stuttgart 1974, S. 310)

Michel weist darauf hin, dass die Theorie Glasenapps im Widerspruch zu den Ausführungen etlicher prominenter abendländischer Buddhisten steht. So zitiert er den Theosophen Henry S. Olcott, der im 19. Jahrhundert in seinem buddhistischen Katechismus, der auch von asiatischen Buddhisten sehr geachtet wurde, darauf hinwies, dass sich während des Lebens die Skandhas beständig änderten. Von diesen Skandhas gab es nach Buddha fünf:

• Das Körperliche (Rupa),

• Lust und Unlust, Empfindungen (Vedana).

• Unterscheidungs- und Begriffsvermögen (Sanjna),

• Triebkräfte und Willensregungen (Sanskara), sowie

• Reines Bewusstsein (Vijana).

Während der Mann A. B. von 40 Jahren, was seine Persönlichkeit betrifft, mit dem Jüngling A. B. von 18 Jahren identisch ist, schreibt Olcott, sei er auf der anderen Seite aufgrund der fortwährenden Abnutzung und Erneuerung seines Körpers und der Veränderung des Geistes und Charakters ein verschiedenes Wesen. In seinem späteren Alter ernte der Mensch genau jenen Lohn oder jenes Leid, die aus seinen Gedanken und Taten auf jeder vorhergehenden Stufe seines Lebens folgten. Genauso ernte auch das neue Wesen eines Wiederverkörperten, das die gleiche Individualität von vorher ist, nur in einer veränderten Form bzw. neuer Gruppierung der Skandhas, genau die Folgen seiner Taten und Gedanken in der vorherigen Existenz.

Michel erklärt: „Die Idee des kontinuierlichen Wachstums birgt große Überzeugungskraft; nur muss es innerhalb dieses Wachstumsprozesses einen Wachsenden geben. Wie der alte Mann, auf die Bilder aus seiner Kindheit zeigend, sagen kann: ‚Das war ich’, so muss auch das ICH, wenn es einmal rückschauend seine Inkarnationen übersieht, feststellen können: ‚Das war mein Weg.’” (Michel 2002, S. 23)

Michel ist der Überzeugung, dass die Skandhas die Strukturen des Reinkarnationsvorganges erklärten, wenn man von ihrer gesetzmäßigen inneren Verbindung oder Verwobenheit durch die Verkörperungen ausgeht, doch er betont: „Aber sie gewinnen ihre Sinnhaftigkeit erst unter der Annahme eines ewigen Individuums.” (Michel 2002, S. 23)

Auch der Zen-Buddhismus bekenne sich zum Selbst. So sagte einer seiner prominenten Vertreter, C. T. Suzuki, dass ohne das Selbst keine Individualität existiere und es ohne diese Individualität keine Verantwortung gäbe. Ohne die Idee der Verantwortung würde die Moral verschwinden und menschliche Gemeinschaft nicht länger möglich sein. Also kommt er zu dem Schluss: „Wir müssen in irgendeiner Weise ein Selbst besitzen.”

Michel ruft als Kronzeugen den Dalai Lama auf, der anlässlich eines Vortrags an der Harvard-Universität sagte, dass durch unsere eigene Verantwortung gewiss würde, dass das Selbst existiert. Würden wir eine vollkommene Selbstlosigkeit annehmen, gäbe es niemanden, der Mitgefühl entwickeln könne. Er sagt: „Selbst im Nirvana besteht die Kontinuität des Bewusstseins; die Kontinuität von Geist und Form (body) ist nicht aufgelöst.” Und weiter: „Wenn sich die Kontinuität von Geist und Form auflösen würde, während Nirvana verwirklicht wird, dann gäbe es niemanden, der Nirwana verwirklicht.” (Michel 2002, S. 24, zit. nach Suzuki, The Field of Zen, London 1969, S. 58, zit. in: Sylvia Cranston/Cary Williams, Reincarnation, New York 1984, S. 239)

Michel stellt fest: „Der moderne Buddhismus bejaht in seinen hervorragenden Repräsentanten die Existenz eines höheren Selbst, einer Buddha- Natur. (…) Allerdings darf die, was zu den bemerkenswerten Lehren des Buddhismus überhaupt zählt, nicht als statische Wesenheit verstanden werden. Ein ewiges Hallelujah-Singen findet nicht statt! Auch das höhere Selbst befindet sich, wie unbegreiflich dieses Geheimnis auch dem unerleuchteten Verstand erscheinen mag, in einem unabschließbaren, dynamischen Prozess der Annäherung an das Absolute. Nirvana ist nicht das Ende, sondern ein (neuer) Anfang des unendlichen Pfades.” (Michel 2002, S. 24)

Michel findet auch Hinweise auf einen rudimentären Reinkarnationsglauben im Judentum. So verweist er auf die Bibelstelle Hiob 14,14, in der es in der Bibelübersetzung nach Menge6 heißt: „Doch wenn der Mensch gestorben ist, - kann er dann wohl wieder aufleben?”

Als Hiob Gott diese Frage stellte, erhielt er keine Antwort. Darin erkennt Michel eine „dogmatische Offenheit” in der Frage nach der Frage nach der Reinkarnation im Alten Testament; doch möglicherweise handelt es sich hier nur um eine rhetorische Frage. Michel jedenfalls erkennt einige wenige Textstellen, die sich im Sinn der Reinkarnationslehre deuten lassen. So zitiert der aus dem Buch der Weisheit, wozu allerdings gesagt werden muss, dass es nur dem katholischen biblischen Kanon angehört. Im Protestantismus gehört es zu den so genannten Apokryphen, das heißt „verborgenen” Büchern. In der Luther-Übersetzung von 1914 sind sie wie in der (evangelischen) Menge-Übersetzung 1949/84 als zusätzliche Texte zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zu finden. Luther schreibt in der Einleitung zu dem Apokryphen: „Das sind Bücher, so der heiligen Schrift nicht gleichgehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind”. In neueren Ausgaben der Luther- und Menge-Übersetzungen fehlen die Apokryphen, so dass sie allein in katholischen Übersetzungen zu finden sind, wo sie fest ins Alte Testament eingebettet sind.

Doch kommen wir nun wieder zu dem Text aus dem Buch der Weisheit zurück, wo es in Kapitel 8,19+20 heißt: „Ich war aber ein wohlbeanlagter junger Mann, der besaß auch ein gutes Gemüt, oder vielmehr, weil ich gutgeartet war, war ich in einen unbefleckten Leib gekommen.”

Michel nennt noch zwei Verse aus dem „unumstrittenen” Alten Testament, die nachfolgend aus der Menge-Übersetzung entnommen dargestellt werden: „Du lässt die Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kommet wieder (=kehr zurück), ihr Menschenkinder!’ Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen (Anm. Menge: A. Ü.: wann er verging (oder entschwand). Die kurze Dauer eines Tages wird am stärksten fühlbar, wenn er seinem Ende entgegengeht), und wie eine Wache in der Nacht. Du schwemmst sie hinweg: sie sind wie ein Schlag am Morgen, dem sprossenden Grase gleich; am Morgen grünt es und sprießt, am Abend welkt es (oder: man mäht es) ab, und es verdorrt.” (Psalm 90,3-6)

399
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9783750249080
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