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II.2.3 Altnordisch

Das Altnordische kann Adjektive ohne Suffix oder ein anderes grammatisches Mittel substantivieren. Dem altnordischen Artikel kann keine nominalisierende Funktion zugeschrieben werden. Unter den Belegstellen des Altnordischen kommen substantivierte Adjektive vor, die durch den freistehenden Artikel determiniert werden. Es liegen Adjektive im Positiv, Komparativ und Superlativ vor; vgl.

(81) anord. 7.35.22: Positiv


allt it sanna
all.PronAdj. das.Art. richtig.Adj.
Akk.Sg.n. Akk.Sg.n. Akk.Sg.n.
‚all das Richtige‘

(82) anord. 2.26.14: Komparativ


inn ellri
der.Art. älter.Adj.
Nom.Sg.m. Nom.Sg.m.Komp.
‚der Ältere‘

(83) anord. 4.28.8: Superlativ


inn elzti
der.Art. ältester.Adj.
Nom.Sg.m. Nom.Sg.m.Superl.
‚der Älteste‘

Substantivierte Adjektive werden im Altnordischen häufig als Appositionen zu Eigennamen verwendet; vgl.

(84) anord. 1.25.3–4


Hálfdanar sonar ins milda ok ins matarilla
Halfdan.EN Sohn.Subst. der.Art. mild.Adj. und. Konj. der.Art.
Gen.Sg.m. Gen.Sg.m. Gen.Sg.m. Gen.Sg.m. - Gen.Sg.m. Gen.Sg.m.
‚des Sohnes Halfdans des Milden und (Speise-)Geizigen‘

Leiss (2000) schreibt dazu:

„… Die genannte Konstruktion NOMEN+ARTIKEL+SCHWACH FLEKTIERTES ADJEKTIV erscheint nun aber fast ausschließlich mit Eigennamen, denen ein Beiname in Form eines quasi substantivierten Adjektivs beigefügt ist. …“2

Für das Altnordische kann abschließend folgendes Wortstellungsmuster abstrahiert werden: Art+BWAdj. Es wurde nur der freistehende Artikel als Definitheitsmarker nachgewiesen. Dieser wird durch die Flexion des Adjektivs hervorgerufen. So flektieren die substantivierten Adjektive mit Artikel ausschließlich schwach. Möglicherweise hat die schwache Adjektivflexion ursprünglich Definitheit gekennzeichnet und im Laufe der Entwicklung der Sprache eine Verdeutlichung durch den freistehenden Artikel erfahren. Diese Problematik wird in Kapitel II.4.4.3 erörtert.

II.2.4 Armenisch

Wie im Altnordischen so werden auch im Armenischen Elemente ohne den Einsatz eines Suffixes substantiviert und die Nominalisierung gehört nicht zu den Funktionen des Artikels. Unter den untersuchten Belegstellen kommen substantivierte Partizipien, Infinitive und Adjektive vor; vgl.

(85) arm. 1.1: substantiviertes Partizip


nawelocʿ-n
segeln.Verb-die.Art.
Prt.nec.
‚die Seefahrer‘

(86) arm. 11.6: substantivierter Infinitiv


paskʿeloy-n
durstig sein.Verb-der.Art.
Inf.Gen.Sg.
‚des Durstigen‘

(87) arm. 5.5: substantiviertes Adjektiv


xorocʿ-n
tief.Adj.-das.Art.
Dat.Pl.
‚[in] den Tiefen‘

Wenn eine Konstituente eine DP repräsentiert, dann muss sie die gleichen morphologischen Voraussetzungen wie ein Substantiv erfüllen, d.h. sie muss das Feature [+nominal] aufweisen. Der Infinitiv verfügt über ein nominales Merkmal, so ist er, laut van Damme (2004), „… ein abstraktes Substantiv. …“1 Partizipien und Adjektive erhalten durch die Substantivierung das Merkmal [+nominal]. Ferner flektieren Adjektive im Armenischen vorrangig, wenn sie substantiviert sind. Ebenso flektiert der Infinitiv, wohingegen das Partizip keine Agreement-Markierung zeigt. Laut Jensen (1959) flektieren Partizipien stets in nominalisierter Form.2 Die fünf vorliegenden Belegstellen können dies nicht bestätigen. Unter den Beispielen befinden sich Partizipien necessitatis und Partizipien im Aorist. Die substantivische Verwendung erschließt sich bei Agatʿangełos lediglich durch den Kontext.

Jedes substantivierte Element kann durch den enklitischen Artikel determiniert werden, aber der Artikel wirkt nicht nominalisierend. Jensen (1959) schreibt: „… Als Substantiv kann der Infinitiv den suffigierten Artikel annehmen …“.3 Das bedeutet auch, dass sich die Verwendung des Artikels nach den gleichen Regeln richtet, die für die Substantive gelten. In der Regel wird der Artikel auch an die nominalisierte Konstituente postponiert, auch wenn eine andere ihn aufnehmen könnte; vgl.

(88) arm. 20.2


iwrenacʿ tohmayinkʿ-n
sein.PossPron. verwandt.Adj.-der.Art.
Gen.Pl. Nom.Pl.
‚seine Verwandten‘

Insgesamt konnten die Wortstellungsmuster BWAdj-Art, BWInf-Art, BWPrt-Art ermittelt werden.

Das Beispiel (89) ist im Hinblick auf die Wortbildung interessant; vgl.

(89) arm. 2.2


z-karoɫel-n
AkkM-fähig sein.Verb-der.Art.
Inf.Akk.Sg.
‚der Fähige‘

Arm. z-karoɫel-n setzt sich neben dem Akkusativ-Marker und dem enklitischen Artikel aus dem Adjektiv arm. karoɫ ‚fähig‘ und der Infintivendung arm. -el zusammen. Der Ausdruck ist aufgrund der Endung als Infinitiv zu klassifizieren. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass die Grenzen zwischen den grammatischen Kategorien im Armenischen durchlässig sind.

II.2.5 Zwischenfazit

In allen vier Untersuchungssprachen wurden substantivierte Adjektive gefunden. Im Griechischen und Armenischen liegen zusätzlich nominalisierte Infinitive und Partizipien vor, während im Albanischen nur substantivierte Infinitive vorkommen. Im Altnordischen jedoch fehlen jegliche nominalisierte Verbalformen.

Substantivierte Elemente weisen grundsätzlich Kasus, Numerus und Genus auf. Doch im Armenischen flektiert das substantivierte Partizip nicht, während der Infinitiv Agreement-Markierungen aufweist. Im Griechischen hingegen flektiert der Infinitiv nicht, jedoch das Partizip. Im Albanischen wiederum übernimmt vornehmlich der Agreement-Marker die Kennzeichnung der Flexionsmerkmale. Hinsichtlich des Altnordischen kann keine Aussage hierzu getroffen werden, da keine substantivierten Verbalformen vorliegen.

Laut Giannakidou/Stavrou (1999) verfügen substantivierte Elemente über ein festgesetztes Genus.1 Olsen (1987) hingegen schreibt, dass substantivierte Adjektive und Partizipien hinsichtlich des Genus flexibel sind.2 Im Griechischen zeigen Adjektive und Partizipien in der Regel Genus und können je nach Kontext im Maskulinum, Femininum oder Neutrum stehen. Auch das Genus der albanischen sowie altnordischen substantivierten Elemente ist flexibel, wird aber für jede Phrase festgelegt und ist dann nicht mehr veränderbar. Die armenischen Daten sind für diese Überlegung unerheblich, da das Armenische nicht mehr über die Kategorie Genus verfügt. Für die anderen Sprachen ist festzuhalten: Das Genus wird zwar im Fall der Substantivierung festgesetzt, aber es ist flexibel, welches Genus gewählt wird. Speziell sind allerdings die nominalisierten Infinitive, da diese in den Untersuchungssprachen – das Griechische ausgenommen, denn hier stehen die nominalisierten Infinitive im Neutrum – gar kein Genus zeigen. Im Griechischen übernimmt der Artikel die Markierung des Genus, ebenso des Kasus und Numerus. In diesem Fall ist er dem albanischen Agreement-Marker zu vergleichen, da beide Morpheme die fehlende Repräsentation von Kongruenz-Merkmalen reparieren. Doch während der griechische Artikel substantiviert, kann diese Funktion dem albanischen Marker nicht zugeschrieben werden. Auch die Artikel des Albanischen und die der anderen Untersuchungssprachen nominalisieren nicht. Sie determinieren die Phrase lediglich.

II.3 Belege mit Pronomen

Der Begriff Pronomen setzt sich aus den lateinischen Wörtern lat. pro ‚für‘ und lat. nomen ‚Name, Nomen‘ zusammen. Ein Pronomen ist also ein Element, dass anstelle eines Nomens bzw. einer Nominalphrase steht. Dennoch gibt es auch die Möglichkeit, dass Pronomina in Nominalphrasen verbaut sind. Im Folgenden werden ausschließlich Phrasen untersucht, die sich aus einem Artikel, einem Pronomen sowie einem Bezugselement zusammensetzen. Dabei ist zwischen Agreement-Konstruktionen und Possessiv- bzw. Genitiv-Konstruktionen zu unterscheiden. Der Terminus Agreement-Konstruktion (agreement construction) wird von Sigurðsson (1993) übernommen. Sigurðsson (1993) benutzt den Begriff für Phrasen aus Bezugswort, Quantifizierern, Demonstrativa und Adjektiven, wenn alle Konstituenten im gleichen Kasus, Numerus und Genus stehen.1 Demgegenüber stehen die Possessiv- oder Genitiv-Konstruktionen. Diese bezeichnen nachfolgend diejenigen Phrasen, in denen das jeweilige Pronomen nicht kongruent ist, sondern im Genitiv erscheint. Dadurch wird eine possessive Relation erzeugt. Ob Artikel und Pronomen koreferentiell sind oder nicht, hängt vom Pronomen ab. In Agreement-Konstruktionen mit Artikel und Demonstrativum herrscht Referenzidentität beider Elemente vor, während in Phrasen mit Artikel und Possessivum in der Regel keine Referenzidentität vorliegt.

Pronomina haben einen deiktischen Wert und stellen eine sprachliche Relation zu einem Referenten her, ebenso wie der Artikel. Doch während ein Artikel per definitionem schwach deiktisch ist, ist ein Pronomen in der Regel stark deiktisch. Besonders die Konfiguration von Artikel und Demonstrativum ist eigentlich eine Überspezifizierung von objektaler Deixis. Possessiv- oder Personalpronomen dagegen sind personale Deiktika. Mit der Deixis ist die Referenzfähigkeit der Pronomina verbunden. Artikel und Pronomina wirken gleichermaßen identifizierend. Die Verbindung von Pronomen und Artikel ist also immer eine starke sprachliche Hervorhebung von Definitheit, Referenz und Deixis.

In diesem Abschnitt werden alle Belegstellen, die ein Pronomen innerhalb einer DP mit einem Artikel enthalten, untersucht. Von Interesse ist dabei, ob eine Interaktion zwischen dem Pronomen und dem Artikel stattfindet, welche Pronomina in der DP vorkommen können und welche Positionen die Konstituenten dabei einnehmen. Die analysierten Belegstellen zeigen Demonstrativa, Possessiva oder Personalpronomina, aber auch Indefinit- oder Reflexivpronomina sind möglich.2 In den Belegstellen kommen neben den Konstituenten Artikel, Substantiv und Pronomen auch andere Elemente wie Adjektive etc. vor. Diese werden hier nur am Rande besprochen, da sie in den entsprechenden Kapiteln detailliert diskutiert werden.

Pronomina als Vertreter eine NP bzw. DP werden hier nicht diskutiert, weil die Kombination von Artikel und weiteren Konstituenten im Vordergrund der Betrachtung steht. Wird allerdings ein Pronomen mit einem Artikel und keiner weiteren Konstituente verbunden, wird dies hier durchaus berücksichtigt.

Fälle, in denen ein Pronomen zwischen einem Artikel und dessen Bezugselement erscheint, aber eine separate DP repräsentiert, sind hier nicht von Interesse. In derartigen Beispielen liegen zwei DPn vor, wobei eine in die andere eingeschlossen ist, wodurch eine diskontinuierliche Phrase entsteht. Das wird im Kapitel IV.5 Thema sein.

II.3.1 Demonstrativa

Die Kombination von Artikel und Demonstrativum in einer Agreement-Konstruktion ist eine Besonderheit, die nicht in allen Sprachen der Welt möglich ist. Die Untersuchungssprachen jedoch verfügen über diese Art der Konstruktion.

Der Terminus Demonstrativum ist auf das lateinische Wort lat. demonstrativus ‚(hin)zeigend‘ zurückzuführen. Dum-Tragut (2002) beschreibt das Demonstrativpronomen als ein determinierendes Element, dessen Funktion darin liegt, den relativen Abstand zwischen einem Referenten und einem Bezugspunkt anzugeben.1 Durch die inhärente Deixis kann das Pronomen in die Richtung des Referenten deuten. Das heißt, ein Demonstrativpronomen besitzt die Merkmale [+definit], [+deiktisch]. In den analysierten Daten tritt ein Demonstrativpronomen nicht nur als attributiver Modifikator einer DP auf, sondern es kann auch eine possessive Funktion wahrnehmen.

In diesem Kapitel geht es um adnominale Demonstrativa. Es werden Serialisierungen besprochen, in denen ein definiter Artikel mit einem Demonstrativpronomen kombiniert wird. Dabei liegt entweder (a) eine Form von doppelter Definitheit vor oder (b) Demonstrativa mit possessiver Funktion. Bei Demonstrativa mit possessiver Funktion haben der Artikel und das Pronomen zwar das gleiche Bezugswort, aber das Pronomen steht im Genitiv. Pronomen und Artikel sind somit koreferentiell, aber nicht kongruent.

Von doppelter Definitheit wird in der Literatur im Allgemeinen nur gesprochen, wenn zwei definite Artikel in einer DP vorliegen.2 Hier wird u.a. mit Giusti (1994) angenommen, dass es sich ebenfalls um doppelte Definitheit handelt, wenn in einer DP ein determinierender Artikel und ein Demonstrativum auftreten.3 Schließlich markieren beide Konstituenten Definitheit und haben Einfluss auf die Referenz der Phrase. Ferner leiten sich die definiten Artikel der Untersuchungssprachen von den Demonstrativa ab. Zudem besitzen die Demonstrativpronomina ein nominales Feature, da sie zum einen determinieren und zum anderen in Vertretung einer NP erscheinen können. Bei doppelter Definitheit sind Artikel und Demonstrativ in der Regel kongruent und beziehen sich auf das gleiche Bezugselement. Doppelte Definitheit darf jedoch nicht mit Determiner Spreading verwechselt werden. Determiner Spreading bedeutet, dass mehrere Artikel in einer DP, die sich aus Substantiv und einem oder mehreren attributiven Adjektiven zusammensetzt, auftreten. Dieses Phänomen wird im Kapitel II.4.2 ausführlich besprochen. Im Folgenden werden die Konstruktionen im Hinblick auf Funktion, Serialisierungen und mögliche Besonderheiten untersucht.

II.3.1.1 Griechisch

Das Griechische kennt drei Demonstrativpronomen, i.e. gr. ὅδε, ἥδε, τόδε ‚der hier, dieser‘, οὗτος, αὕτη, τοῦτο ‚dieser‘ und ἐκεῖνος, ἐκείνη, ἐκεῖνο ‚jener‘. Die drei Demonstrativa verfügen jeweils über einen deiktischen Wert und stellen unterschiedliche deiktische Bezüge her.

Unter den analysierten Belegstellen kommen in Kombination mit dem Artikel nur οὗτος, αὕτη, τοῦτο ‚dieser‘ und ἐκεῖνος, ἐκείνη, ἐκεῖνο ‚jener‘ vor; vgl.

(90) gr. 2.1.3


ταύτην μὲν τὴν ἡμέραν
dieser.DemPron. zwar.Part. das.Art. Tag.Subst.
Akk.Sg.f. - Akk.Sg.f. Akk.Sg.f.
‚dieser Tag zwar‘

(91) gr. 2.1.6


ἐκείνην τὴν ἡμέραν
jener.DemPron. der.Art. Tag.Subst.
Akk.Sg.f. Akk.Sg.f. Akk.Sg.f.
‚jenen Tag‘

Wie die Beispiele zeigen, sind der Artikel und das Demonstrativum kongruent und beziehen sich auf das gleiche Substantiv, d.h. alle drei Elemente befinden sich in einer DP. Nach der eingangs getroffenen Definition handelt es sich hier um doppelte Determination. Es liegt also eine gewisse Überspezifizierung vor. Vermutlich werden Demonstrativum und Artikel aus deiktischen Gründen in einer DP verbunden. Der Artikel selbst besitzt nur einen schwachen deiktischen Wert. Aber die Demonstrativpronomen gr. οὗτος, αὕτη, τοῦτο ‚dieser‘ vs. ἐκεῖνος, ἐκείνη, ἐκεῖνο ‚jener‘ sind stark deiktisch und deuten sprachlich eine räumliche Einordnung durch die Origo an. Nach der Klassifikation von Brugmann (1904) liegt Dér-Deixis vs. Jener-Deixis vor. Beide Deixis-Typen nehmen Bezug auf etwas Bekanntes, wie es auch in den angeführten Beispielen (90) und (91) der Fall ist, da der Autor mittels beider DPn jeweils auf einen konkreten Tag Bezug nimmt, der im Text zuvor erwähnt wurde, d.h. beide Pronomina fungieren anaphorisch.

Dass bei Xenophon nur gr.οὗτος, αὕτη, τοῦτο ‚dieser‘ und gr. ἐκεῖνος, ἐκείνη, ἐκεῖνο ‚jener‘ in Kombination mit dem Artikel in einer DP vorkommen, könnte daran liegen, dass sich das Pronomen gr. ὅδε, ἥδε, τόδε ‚der hier, dieser‘ aus dem Artikel und dem deiktischen Suffix gr. -δε ‚da, hier‘ zusammensetzt. So flektiert dieses Morphem vor dem Suffix (sozusagen im Inneren des Wortkörpers) und endet stets auf gr. -δε ‚da, hier‘. Denkbar ist möglicherweise Folgendes: Die Konfiguration aus Artikel+ὅδε/ἥδε/τόδε ist redundant und wird daher nicht verwendet. Es ist zu beachten, dass der Artikel auch in dem Pronomen gr. οὗτος, αὕτη, τοῦτο ‚dieser‘ als Wortbildungselement verbaut ist, „… sowohl im Anlaut (spir. asper od. τ: οὗτος/ὁ, αὕτη/ἡ, τοῦτο/τό, ταῦτα/τά) als auch im Inlaut (ου entspricht dem o-Laut, αυ dem a-Laut des Artikels). …“1 Die Flexion schließlich entspricht der des Artikels. Aber im Gegensatz zu gr. ὅδε ‚der hier, dieser‘ flektiert gr. οὗτος ‚dieser‘ am Ende des Wortes. Vielleicht konnte der Grieche bei gr. ὅδε ‚der hier, dieser‘ den Artikel noch erkennen, d.h. er konnte das Wort noch in seine Wortbildungsbausteine zerlegen und vermied daher eine zusätzliche Kombination mit dem Artikel. Bei gr. οὗτος ‚dieser‘ war die Wortbildung eventuell für den Sprecher nicht mehr durchsichtig, so dass es möglich wurde, die Morpheme mit dem Artikel zu verknüpfen. Ferner ist das Pronomen gr. ὅδε ‚der hier, dieser‘ kataphorisch, während gr. οὗτος ‚dieser‘ und gr. ἐκεῖνος ‚jener‘ anaphorisch wirken. Die Konfiguration aus gr. ὅδε, ἥδε, τόδε ‚der hier, dieser‘ + Artikel in Kongruenz mit dem gleichen Bezugswort kommt selten vor. Bei Thukydides in seinem Werk „Peloponnesischer Krieg“ können wenige derartige Belegstellen gefunden werden. Doch Autoren wie Isokrates oder Plutarch nutzen diese Konstruktion wiederum nicht.2 Bei Bornemann/Risch (1978) gibt es ein Beispiel mit gr. ὅδε, i.e. gr. ὅδε ὁ ἀνήρ ‚dieser Mann (hier)‘.3 Laut Bakker (2009) nimmt ein kataphorisches Demonstrativum keinen Einfluss auf die Definitheit der Phrase. Des Weiteren hat Bakker (2009) festgestellt, dass kataphorische Demonstrativa dem Bezugswort stets vorangestellt seien.4

Nach Bakker (2009) ist die Verwendung des Artikels in Agreement-Phrasen mit Demonstrativum den einfachen DPn mit Artikel, ohne Demonstrativum zu vergleichen. In beiden Fällen ist der Referent der Phrase eindeutig identifizierbar und somit markiert der Artikel die Definitheit. Mitunter sorgt das Demonstrativum jedoch für die Kennzeichnung eindeutiger Referenz der Phrase, da es den Referenten von anderen möglichen Referenten abgrenzt. Das Pronomen dient also der Identifizierbarkeit und der Artikel erscheint, da der Referent definit ist. Insgesamt müsste man dieses Phänomen an weiteren Daten überprüfen. Dieser Untersuchung liegen nur sieben anaphorische AGR-Konstruktionen vor, was keinesfalls eine repräsentative Größe darstellt. Daher kann diese Problematik nur angerissen, aber nicht beantwortet werden.

In allen Belegstellen, in denen das Demonstrativum attributiv fungiert, steht es pränominal zum Bezugswort. Auch wenn die postnominale Stellung des Pronomens unter den untersuchten Belegstellen nicht zu finden ist, ist sie dennoch möglich.5

Es kann vorkommen, dass das Demonstrativum zur DP gehört, aber nicht mit dieser kongruiert, sondern im Genitiv steht, d.h. eine Genitiv-Konstruktion vorliegt. In diesem Fall übernimmt das Pronomen eine possessivische Funktion; vgl.

(92) gr. 2.2.8


τὴν ἐκείνου στρατιὰν
das.Art. dessen.DemPron. Heer.Subst.
Akk.Sg.f. Gen.Sg.m. Akk.Sg.f.
‚dessen Heer‘

Die griechische Wortstellung unterscheidet zwischen prädikativer und attributiver Stellung. In (92) steht das Demonstrativum in attributiver Stellung. In den oben genannten Belegen (90) und (91) erscheint das Pronomen dagegen in prädikativer Stellung zu Artikel und Nomen, i.e. DemPron-Art-BW. Als prädikative Stellung gilt es ebenfalls, wenn das Pronomen postnominal steht, i.e. Art+BW+ DemPron. Dafür liegt in den untersuchten Phrasen kein Beispiel vor. Insgesamt zeigen vier Belege die Serialisierung DemPron+Art und drei die Wortstellung Art+DemPron.6 Prädikative Stellung liegt also immer dann vor, wenn das Demonstrativum vor dem Artikel oder nach dem Substantiv steht. Bei attributiver Stellung befindet sich das Pronomen zwischen dem Artikel und dem Bezugselement. Bei Adjektiven in attributiver Stellung ist auch die postnominale Position möglich, wenn der Artikel wiederholt wird, i.e. Art+BW+Art+Adj. Auch andere Konstituenten können durch die attributive Stellung den Status eines Attributs erlangen. Durch die unterschiedliche Wortstellung wird somit angezeigt, welche Funktion die jeweilige Konstituente erfüllt.

Daneben liegen Belege vor, in denen das Demonstrativum einer DP mit Artikel untergeordnet ist und zwischen dem Artikel und dessen Bezugswort erscheint. Hierbei handelt es sich weder um Agreement- noch um Genitiv-Konstruktionen, sondern um diskontinuierliche Phrasen; vgl.

(93) gr. 2.4.5


Κλέαρχος δὲ ἀπεκρίνατο τοῖς ταῦτα λέγουσιν
Klearchos. EN aber.Part. antworten.Verb das.Art. dieses.DemPron.
Nom.Sg.m. aber 3.Sg.Aor.Ind.Med. Dat.Pl.m. Akk.Pl.m. Prt.Prs.Akt.Dat.Pl.m.
‚Klearchos aber antwortete den Redenden dieses‘

(68) gr. 2.3.11


τῶν πρὸς τοῦτο τεταγμένων
der.Art. in Bezug auf.Präp. dieses.DemPron. anordnen.Verb
Gen.Pl.m. + Akk. Akk.Sg.n. Prt.Perf.MP.Gen.Pl.m.
‚der Anordnungen diesbezüglich‘

Bei diesen Beispielen handelt es sich nicht um Konfigurationen mit doppelter Definitheit, sondern um untergeordnete Phrasen, in denen das Demonstrativum in Vertretung einer Nominalphrase erscheint. In Beleg (68) bspw. bezieht sich der Artikel auf das Partizip und diesen beiden Konstituenten ist die Phrase gr. πρὸς τοῦτο ‚diesbezüglich‘ untergeordnet. Ebenso ist das Beispiel (93) aufgebaut. Die attributive Stellung des Pronomens in (93) bzw. der Präpositionalphrase in (68) verleiht den Konstituenten attributive Geltung, d.h. sie müssen als Attribute der übergeordneten Phrase interpretiert werden. Es könnte angenommen werden, dass die Phrasen mit Demonstrativum in den Beispielen (68) und (93) aufgrund des Gesetzes der steigenden Glieder zwischen dem Artikel und dem Bezugswort erscheinen. Das bedeutet, dass das Griechische die Konstituenten innerhalb der nominalen Phrasen nach ihrem syntaktischen „Gewicht“ (syntaktisch leicht vs. syntaktisch schwer) bzw. nach ihrem Umfang anordnet. Eine Konstituente erscheint weiter rechts, je länger sie ist.

Hinsichtlich der Serialisierungen wird zwischen Agreement- und Genitiv-Konstruktionen differenziert. Anhand der Unterscheidung prädikative vs. attributive Stellung des Demonstrativums können bezüglich der AGR-Konstruktionen zwei Wortstellungsmuster abstrahiert werden. Bei prädikativer Stellung lautet das Muster DemPron+Art+BW und bei attributiver Art+DemPron+BW.8 Die Serialisierung Art+BW+DemPron kommt unter den Belegstellen zwar nicht vor, ist aber ebenfalls möglich. In Genitiv-Konstruktionen konnte das Schema Art+[Gen DemPron]+BW festgestellt werden. Die Wortstellungen der diskontinuierlichen Phrasen schließlich lauten Art+[DemPron]+BW und Art+[Präp+DemPron]+BW. Diese Muster werden im Rahmen der Demonstrativa nicht weiter besprochen. Vielmehr ist auf das Kapitel IV.5 zu verweisen. Zum Artikel ist abschließend festzuhalten, dass dessen Verwendung unabhängig von den Demonstrativa ist, d.h. diese beeinflussen den Artikel nicht.

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