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Читать книгу: «Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten», страница 16

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XVIII

Als man den Engländer ins Gesandtenhaus gebracht hatte, rief man sogleich einen Arzt und einen Apotheker zu ihm. – Der Arzt befahl, ihn in seiner Gegenwart in eine warme Wanne zu setzen, der Apotheker aber drehte sogleich eine Guttaperchapille und steckte sie ihm in den Mund, darauf aber legten sie ihn beide zusammen auf ein Federbett, bedeckten ihn mit einem Pelz und ließen ihn schwitzen, damit ihn aber niemand störe, ward in der ganzen Gesandtschaft der Befehl gegeben, daß niemand zu niesen wage. Es warteten der Arzt und der Apotheker, bis der Bootsmann eingeschlafen war, und dann bereiteten sie ihm eine zweite Guttaperchapille, legten sie neben das Kopfende auf ein Tischchen und gingen hinaus.

Den Linkser dagegen legte man im Polizeihaus auf den Fußboden und man fragte ihn: Wer er ist, und von woher, und ob er einen Paß, oder ein anderes »Tugament« besitze?

Er aber war von der Krankheit, vom Trinken und vom langen Schwanken so schwach geworden, daß er kein Wort antwortet, vielmehr nur stöhnt.

Darauf suchten sie ihn sogleich aus, nahmen ihm sein Kleid ab, nahmen ihm auch die Trepetiruhr und das Geld, und ihn selber befahl der Polizeimeister in der ersten besten Droschke kostenlos ins Krankenhaus abzuliefern.

Der Schutzmann führte den Linkser hinaus, um ihn auf einen Schlitten zu setzen, lange konnte er aber keinen einzigen Kutscher festkriegen, weil sie alle vor dem Polizisten davonlaufen. Der Linkser aber lag diese ganze Zeit über auf dem kalten Boden der Auffahrt; alsdann erwischte der Schutzmann einen Fuhrmann, nur ohne die warme Pelzdecke, weil sie sie in solchem Falle unter sich zu verstecken pflegen, damit dem Polizisten möglichst rasch die Füße kalt werden sollen. Man fuhr den Linkser so, unbedeckt; wie sie ihn von einer Droschke auf die andere übersetzen, lassen sie ihn immer fallen, wenn sie ihn aber aufheben, dann reißen sie ihn an den Ohren, damit er zur Besinnung komme. Man brachte ihn in ein Krankenhaus, man nimmt ihn nicht an ohne Tugament; man bringt ihn in ein anderes – auch dort nimmt man ihn nicht auf, und so in ein drittes und in ein viertes – bis ganz zum Morgen schleppten sie ihn über alle entfernten Krummwege und setzten ihn immer so von einem Schlitten auf einen andern, daß er sich völlig zerschlug. Da sagte ein Unterarzt dem Schutzmann, man solle ihn in das Obuchowsche Armenkrankenhaus bringen – wo man alle von unbekanntem Stande zum Sterben aufnimmt.

Dort befahl man eine Quittung zu geben, den Linkser aber bis zur Aufnahme auf den Boden im Korridor hinzulegen.

Der englische Bootsmann stand aber um diese selbe Zeit am andern Tage auf, verschluckte die andere Guttaperchapille, aß zum leichten Frühstück ein Huhn mit Reis, trank Schnaps und sprach:

»Wo ist mein russischer Kamerad? Ich werde ihn suchen gehen!«

Er zog sich an und lief davon.

XIX

Wunderbarerweise fand der Bootsmann sehr rasch den Linkser, man hatte ihn nur noch nicht ins Bett gelegt, er lag vielmehr im Korridor auf dem Fußboden und beklagte sich vor dem Engländer:

»Ich müßte« – spricht er – »unbedingt zwei Worte dem Kaiser sagen.«

Der Engländer lief zum Grafen Kleinmichel und machte Lärm.

»Kann man denn so! Wenn er auch einen Schafpelz trägt, so hat er doch eine Menschenseele.«

Den Engländer jagte man sogleich wegen dieser Bemerkung fort – damit er nur nicht wage, an die Menschenseele zu erinnern. Darauf aber sagte ihm irgend jemand:

»Geh’ du lieber zum Kosak Platow – er hat einfache Gefühle.«

Der Engländer traf Platow an, der jetzt wiederum auf der Kouschette lag. Platow hörte ihm zu und erinnerte sich des Linksers.

»Wie denn, Brüderchen« – spricht er – »ich bin sehr nahe mit ihm bekannt; ich habe ihn sogar an den Haaren gezogen; ich weiß nur nicht, wie ich ihm in einer so unglücklichen Lage helfen kann, weil ich schon ausgedient habe und völlige Entlassung erhielt. Jetzt achtet man nicht mehr auf mich. Du aber laufe möglichst rasch zum Kommandanten Skobelew, er ist in der Macht und gleichfalls auf diesem Gebiet erfahren – er wird irgend etwas tun.«

Der Bootsmann ging auch zu Skobelew und erzählte alles: was für eine Krankheit der Linkser hat und woher sie stammt. Skobelew spricht:

»Ich verstehe diese Krankheit, nur können sie die Deutschen nicht heilen, da braucht man vielmehr einen Arzt aus dem geistlichen Stande, weil die in diesen Sachen heranwachsen und zu helfen vermögen; ich werde sogleich den russischen Arzt Martyn-Solskij dahin schicken.«

Als aber Martyn-Solskij nur eben ankam, war der Linkser schon am Sterben, weil sein Nacken an der Eingangstreppe zerschlagen worden war. Und er vermochte nur eines vernehmlich zu sprechen:

»Sagt dem Kaiser, daß man bei den Engländern die Gewehre nicht mit Ziegel reinigt. Mögen sie auch bei uns sie nicht so reinigen, sonst, behüte Gott, sollte ein Krieg werden, so taugen sie nicht zum Schießen.«

Und mit dieser Wahrheit bekreuzte sich der Linkser und starb.

Martyn-Solskij ging sogleich, dies dem Grafen Tschernyschow zu berichten, damit der es dem Kaiser hinterbringe. Graf Tschernyschow aber schrie ihn an:

»Wisse« – spricht er – »deine Brech- und Abführmittel, mische dich aber nicht in das, was nicht deine Sache ist – in Rußland gibt es dafür Generäle.«

Dem Kaiser hat man es so auch nicht gesagt, und diese Reinigung der Gewehre ward fortgesetzt bis zum Krimkriege. Als man damals die Gewehre lud, wackelten die Kugeln in ihnen hin und her, weil die Läufe mit Ziegel gereinigt waren. Da erinnerte Martyn-Solskij den Tschernyschow an den Linkser. Graf Tschernyschow aber spricht:

»Geh zum Teufel, ‚Plesirspitze‘, mische dich nicht in das, was nicht deine Sache ist, sonst werde ich ableugnen, daß ich von dir hierüber hörte – dann wirst du selber hereinfallen.«

Martyn-Solskij dachte nach: in der Tat wird er ableugnen, und so schwieg er auch.

Hätte man aber die Worte des Linksers zu seiner Zeit dem Kaiser hinterbracht, so hätte der Kampf mit dem Feinde in der Krim eine ganz andere Wendung genommen.

Nachwort des Verfassers

Heute ist dies alles schon – »Sache vergangener Zeiten« und »Überlieferung des Altertums«, wenn auch eines nicht weit zurückliegenden; es liegt indes keine Notwendigkeit vor, diese Überlieferungen rasch zu vergessen, ungeachtet des märchenhaften Zuschnitts der Legende und des epischen Charakters ihres Haupthelden. Der eigentliche Name des Linksers ging, gleich dem Namen vieler größter Genies, für immer für die Nachkommenschaft verloren; aber als durch die Volksphantasie verkörperte Mythe bleibt er interessant, und seine Taten können zur Erinnerung dienen an eine Epoche, deren allgemeiner Geist scharf und richtig erfaßt ward.

Solche Meister wie der sagenhafte Linkser gibt es jetzt, versteht sich, schon nicht mehr in Tula: die Maschinen glichen die Ungleichheit der Talente und Begabungen aus, und das Genie kommt nicht auf im Kampf gegen Fleiß und Genauigkeit. Die Maschinen sind indes zwar der Erhöhung des Arbeitslohnes günstig, nicht aber dem künstlerischen Wagemut, der freilich manchmal auch nicht Maß hielt, indem er die Volksphantasie zum Schaffen derartiger, heute märchenhafter Legenden begeisterte.

Die Arbeiter wissen natürlich die Vorteile zu schätzen, die ihnen durch die praktischen Vorrichtungen der mechanischen Wissenschaft geboten werden, an die frühere Zeit erinnern sie sich aber mit Stolz und Liebe. Das ist ihr Epos, und dabei mit einer sehr »menschlichen Seele«.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
13 октября 2017
Объем:
230 стр. 1 иллюстрация
Переводчик:
Правообладатель:
Public Domain

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