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Читать книгу: «Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten», страница 15

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XIV

Alle begannen heranzutreten und zu schauen: der Floh trug tatsächlich an allen seinen Füßen wirkliche Hufeisen, der Linkser aber bemerkte, daß auch dies nicht das ganze Erstaunliche sei.

»Wenn« – spricht er – »ein besserer ‚Winzigschauer‘ da wäre, der fünfmillionenmal vergrößert, so würden Sie,« spricht er, »geruhen zu erschauen, daß auf jedem Hufeisenchen der Name steht: welcher russische Meister dieses Hufeisen schmiedete.«

»Ist auch dein Name dabei?«

»Keineswegs« – antwortet der Linkser – »eben mein Name fehlt nur.«

»Weshalb denn?«

»Aber deshalb« – spricht er – »weil ich noch feinere Arbeit leistete: Ich schmiedete die Nägelchen, mit denen die Hufeisen angeschlagen sind – die vermag schon kein ‚Winzigschauer‘ zu erfassen.«

Der Kaiser fragte:

»Wo ist dann aber euer ‚Winzigschauer‘, mit dem ihr dieses Wunder vollbringen konntet?«

Der Linkser antwortet:

»Wir sind arme Leute und haben wegen unserer Armut keinen ‚Winzigschauer‘, bei uns ist vielmehr unser Auge so gewöhnt.«

Da begannen auch die übrigen Höflinge, sehend, daß die Sache des Linksers gewonnen war, ihn zu küssen. Platow aber gab ihm hundert Rubel und sprach:

»Verzeih’ mir, Brüderchen, daß ich dich an den Haaren zog!«

Der Linkser antwortet:

»Gott wird dir verzeihen – da ist uns nicht zum ersten Male ein solcher Schnee auf den Kopf gefallen!«

Mehr aber sprach er nicht, und er hatte auch keine Zeit mit irgendwem zu sprechen, weil der Kaiser befahl, schon sogleich dieses behufte »Nymphusorium« einzupacken und nach England zurückzuschicken – in der Art eines Geschenkes, damit man dort verstehe, daß uns dies nicht erstaunlich sei. Und es befahl der Kaiser, daß ein besonderer Kurier, der alle Sprachen versteht, den Floh bringen, und daß sich der Linkser bei ihm befinden solle, damit er selber den Engländern die Arbeit zeigen könne, und was es für Meister bei uns in Tula gibt.

Platow bekreuzte ihn:

»Möge« – spricht er – »über dir Segen sein, auf den Weg aber werde ich dir meinen eigenen Bittern senden. Trinke nicht viel und nicht wenig, trinke vielmehr mittelmäßig!«

So tat er auch – er schickte ihm seinen Bittern.

Graf Kiselwrode aber befahl, daß man den Linkser in den Tuljakowschen öffentlichen Bädern bade, ihm beim Barbier die Haare schneide und ihm einen Paradekaftan von einem Hofsänger anziehe, damit es so aussehe, als habe er irgend einen besondern Rang.

Als sie ihn auf diese Weise umgebildet und zur Reise mit Tee und Platowschem Bittern getränkt hatten, zogen sie ihm den Gürtelriemen möglichst eng, damit die Därme nicht schlotterten, und führten ihn nach London. Von daher bekam der Linkser auch ausländische »Ansichten« zu schauen.

XV

Die Kuriere mit dem Linkser reisten sehr rasch, so daß sie von Petersburg bis London nirgends Rast machten, vielmehr zogen sie auf jeder Station den Gürtel noch um ein Loch enger, damit sich die Gedärme nicht mit den Lungen vermengen sollten. Da aber dem Linkser nach der Vorstellung beim Kaiser auf Befehl Platows auf Kronskosten eine Schnapsportion nach Gutdünken bewilligt war, so hielt er sich ohne zu essen damit allein aufrecht und sang durch ganz Europa hindurch russische Lieder, nur den Kehrreim sang er auf ausländische Weise: – »ai – ljuli – ssee tree schuli.«

Der Kurier brachte ihn nach London, zeigte sich, bei wem es nötig war, gab die Schatulle ab, führte den Linkser in ein Gasthaus und mietete für ihn ein Zimmer. Dem aber ward es dort bald langweilig, und ihn verlangte es zu essen. Er pochte an die Türe und deutete sich vor dem Aufwartenden auf den Mund. Der aber führte ihn sogleich schon in das Speisenempfangszimmer.

Der Linkser setzt sich dort an den Tisch und sitzt da. Irgend etwas auf englisch zu fragen – versteht er aber nicht. Darauf erriet er es: wiederum pocht er einfach mit dem Finger auf den Tisch und zeigt sich auf den Mund – die Engländer erraten und tragen auf, nur nicht immer das, was nötig ist. Er nimmt aber das nicht an, was ihm nicht paßt. Man gab nach ihrer Zubereitung heißen Pudding »im Feuer«. Er spricht: »ich weiß nicht, daß man so etwas essen kann« – und aß auch nicht. Sie tauschten es ihm um und gaben ihm ein anderes Gericht. Ebenso wollte er nicht ihren Schnaps trinken, weil er grün war – als sei er mit Grünspan angesetzt. Er wählte vielmehr das Allernatürlichste und erwartete den Kurier gemütlich hinter einem Fläschchen.

Die Leute aber, denen der Kurier das »Nymphusorium« gegeben hatte, beschauten es alsogleich durch den allerstärksten »Winzigschauer« und sogleich schickten sie auch eine Beschreibung in die öffentlichen Nachrichten, damit morgen schon zur allgemeinen Kunde ein »Kleveton« erscheine.

»Diesen Meister aber« – sagen sie – »wollen wir sogleich sehen.«

Der Kurier geleitete sie in das Gasthauszimmer und von dort in den »Speisenempfangsraum«, wo sich unser Linkser bereits gehörig gerötet hatte und spricht: »Da ist er!«

Die Engländer schlagen sogleich den Linkser auf die Schulter und wie einem ihnen Gleichen reichen sie ihm die Hand: »Kamerad«, sprechen sie, »du bist ein guter Meister, sprechen werden wir mit dir erst später, jetzt aber laßt uns auf dein Wohl trinken!«

Sie bestellten viel Wein und dem Linkser den ersten Becher. Er aber wollte aus »Höflichkeit« nicht zuerst trinken. Er dachte: vielleicht wollt ihr mich aus Verdruß vergiften.

»Nein,« spricht er, »das ist nicht in Ordnung; auch in Polen geht der Herr voran – trinkt selber zuerst!«

Die Engländer kosteten alle Weine vor ihm und dann begannen sie ihm einzuschütten. Er stand auf, bekreuzte sich mit der linken Hand und trank auf ihrer aller Gesundheit.

Sie bemerken, daß er sich mit der linken Hand bekreuzte und fragen den Kurier:

»Was ist er denn: Lutheraner oder Protestantist?«

Der Kurier antwortet:

»Nein, er ist kein Lutheraner und kein Protestantist, vielmehr von russischem Glauben.«

»Aber weshalb bekreuzt er sich denn mit der linken Hand?«

Der Kurier spricht:

»Er ist – ein Linkser und macht alles mit der linken Hand.«

Die Engländer verwunderten sich noch mehr und begannen dem Linkser und dem Kurier Wein einzupumpen, und so taten sie volle drei Tage nacheinander, und dann sprachen sie: »Jetzt ist es genug!« Jeder trank einen »Symphon« Wasser mit »Jerphiks«, sie wurden danach völlig frisch und begannen den Linkser auszufragen: Wo und was er gelernt habe und wie weit er die Arithmetik verstehe?

Der Linkser antwortet:

»Unsere Wissenschaft ist eine einfache: der Psalter ja und der Traumdeuter; von der Arithmetik wissen wir aber ganz und gar nichts.«

Die Engländer schauen einander an und sprechen:

»Das ist erstaunlich!«

Der Linkser antwortet:

»Bei uns ist das überall so.«

»Was ist das aber« – fragen sie – »für ein Buch in Rußland ‚der Traumdeuter‘?«

»Das« spricht er – »ist ein Buch, das sich darauf bezieht, daß, wenn König David im Psalter irgend etwas hinsichtlich des Wahrsagens nicht deutlich genug erklärte, dann erraten sie im Traumdeuter die Ergänzung.«

»Das ist schade, besser wäre es, ihr wüßtet etwas aus der Arithmetik, wenn auch nur die vier Spezies, – das wäre euch bei weitem nützlicher als den ganzen Traumdeuter zu kennen. Dann könntet ihr euch vorstellen, daß in jeder Maschine die Kraft berechnet ist, aber sonst, wenn ihr auch sehr kunstvoll mit den Händen seid, habt ihr nicht wissen können, daß ein so kleines Maschinchen, wie in dem ‚Nymphusorium‘, auf die allergenaueste Genauigkeit berechnet ist und eure Hufeisen nicht tragen kann. Deshalb springt auch jetzt das ‚Nymphusorium‘ nicht und tanzt kein ‚Dansé‘.«

Der Linkser stimmte bei.

»Darüber« – spricht er – »gibt es keinen Streit, daß wir in den Wissenschaften nicht kundig sind, nur sind wir unserm Vaterlande treu ergeben.«

Die Engländer aber sagen ihm:

»Bleibt bei uns; wir werden Euch eine große Gebildetheit beibringen, und aus Euch wird ein erstaunlicher Meister werden.«

Damit war aber der Linkser nicht einverstanden.

»Ich« – spricht er – »habe zu Hause Eltern.«

Die Engländer erklärten sich bereit, seinen Eltern Geld zu schicken, der Linkser nahm aber nicht an.

»Wir« – spricht er – »hängen an unserer Heimat, und mein Väterchen oben ist schon ein alter Mann, meine Mutter ein altes Frauchen und gewohnt in ihrer Gemeinde zur Kirche zu gehen; und auch mir wird es hier in der Einsamkeit langweilig sein, weil ich noch unverheiratet bin.«

»Ihr« – sprechen sie – »werdet Euch gewöhnen. Ihr werdet unsern Glauben annehmen, und wir werden Euch verheiraten.«

»Dies« antwortet der Linkser »wird niemals sein können.«

»Weshalb denn?«

»Weil« – antwortet er – »unser russischer Glaube der allerrichtigste ist, und wie unsere Vorväter glaubten, genau so sollen auch die Nachkommen glauben.«

»Ihr« – sprechen die Engländer – »kennt nicht unsern Glauben: wir sind von demselben christlichen Gesetz und haben dasselbe Evangelium.«

»Das Evangelium« – antwortet der Linkser – »ist tatsächlich bei allen eines, nur sind unsere Bücher dicker als eure, und auch der Glaube ist bei uns ‚voller‘«.

»Weshalb könnt Ihr das so beurteilen?«

»Wir haben dafür« – antwortet er – »alle augenscheinlichen Beweise.«

»Welche?«

»Aber solche:« – antwortet er – »bei uns gibt es sowohl wundertätige Heiligenbilder, öltropfende Schädel und Reliquien, bei euch aber gibt es gar nichts, und sogar außer dem einen Sonntag keinerlei außerordentliche Feiertage; aber auch aus einer zweiten Ursache wird es mir mit einer Engländerin zu leben, mögen wir auch nach dem Gesetze getraut sein, konfus sein.«

»Weshalb denn das?« – fragen sie. – »Ihr braucht die unsrigen nicht gering zu schätzen – sie kleiden sich gleichfalls sehr sauber und sind wirtschaftlich.«

Der Linkser aber spricht:

»Ich kenne sie nicht!«

Die Engländer antworten:

»Das ist nicht wichtig – Ihr werdet sie kennen lernen können. Wir werden euch ein ‚Grandewu‘ bereiten.«

Der Linkser ward verschämt.

»Weshalb« spricht er »umsonst die Mädchen irreführen,« und er bedankte sich. »Ein ‚Grandewu‘« spricht er – »das ist eine Sache für Herrschaften, uns aber ziemt es nicht, und wenn man davon zu Hause, in Tula, erfahren wird, wird man über mich ein großes Gelächter anstimmen.«

Die Engländer wurden neugierig.

»Wenn aber« – sprechen sie – »ohne ‚Grandewu‘, wie verfährt man dann bei euch in solchen Fällen, um eine angenehme Wahl zu treffen?«

Der Linkser erklärte ihnen unsere Lage:

»Bei uns« – spricht er – »wenn ein Mann hinsichtlich eines Mädchens eine ernsthafte Absicht eröffnen will, so sendet er ein ‚redsames‘ Weib, und nachdem sie den Vorschlag machte, kommt man höflich ins Haus, und das Mädchen schaut man an, nicht sich heimlich versteckend, vielmehr in Gegenwart der ganzen Verwandtschaft.«

Sie verstanden, antworteten aber, bei ihnen gäbe es keine »redsamen« Weiber, und eine solche Gewohnheit sei nicht eingeführt.

Der Linkser aber spricht:

»Desto angenehmer ist es auch. Wenn man sich mit solchen Dingen befaßt, so muß man das mit wirklicher Absicht tun; da ich aber dies zu einer fremden Nation nicht empfinde, weshalb soll man dann die Mädchen irreführen?«

Er gefiel den Engländern auch in diesen seinen Urteilen, so daß sie wiederum anfingen, ihm freundschaftlich auf Schulter und Knie mit der Hand zu schlagen, selber aber fragen sie:

»Wir« – sprechen sie – »wünschten einzig und allein aus Neugierde zu wissen: welche fehlerhaften Kennzeichen Ihr bei unsern Mädchen bemerkt habt, und weshalb Ihr sie meidet?«

Da antwortete ihnen der Linkser schon ganz offen:

»Ich tadle sie nicht, mir gefällt nur nicht, daß die Kleidung um sie herumschlottert, und man nicht herausbekommt, was da eigentlich angezogen ist und für welche Notwendigkeit; da ist irgend etwas, und weiter unten ist noch irgend etwas anderes angesteckt, an den Händen aber so eine Art Strümpfe. Ganz genau wie ein Affe – ‚sapajou‘ – ‚Plüschtalma‘!«

Die Engländer brachen in Lachen aus und sprechen:

»Was für ein Hindernis liegt denn für Euch darin?«

»Ein Hindernis« – antwortet der Linkser – »ist das nicht, ich fürchte nur, daß es schamvoll sein wird, zuzuschauen und zu erwarten, wie sie sich aus dem allen herausschälen wird!«

»Ist denn wirklich« – sprechen sie – »euere ‚Fasson‘ besser?«

»Unsere Fasson« – antwortet er – »ist in Tula einfach: jede geht in ihren selbstgefertigten Spitzen, und unsere Spitzen tragen sogar auch die großen Damen!«

Sie stellten ihn auch ihren Damen vor, und dort goß man ihm Tee ein und fragte:

»Weshalb verzieht Ihr Euer Gesicht?«

»Weil wir« – spricht er – »nicht gewohnt sind süß zu trinken!« Darauf gaben sie ihm auf russische Weise Zucker zum Zubeißen. Ihnen scheint es, daß es so schlechter sei, er aber spricht: »Nach unserm Geschmack ist es so wohlschmeckender.«

Durch gar nichts vermochten die Engländer ihn zu bestimmen, daß er sich an ihr Leben fessele; sie überredeten ihn nur, kurze Zeit bei ihnen als Gast zu bleiben, sie würden ihn in dieser Zeit durch verschiedene Werkstätten führen und ihm ihre Kunst zeigen.

»Darauf aber« – sprechen sie – »werden wir ihn auf unserm eigenem Schiff fahren und lebendig nach Petersburg bringen.«

Damit war er einverstanden.

XVI

Die Engländer nahmen den Linkser bei sich auf, den russischen Kurier aber schafften sie zurück nach Rußland. Obgleich der Kurier einen Rang hatte und mehrere Sprachen verstand, interessierten sie sich nicht für ihn, für den Linkser interessierten sie sich aber; und sie begannen ihn zu führen und ihm alles zu zeigen. Er beschaute ihre ganze Produktion, sowohl die Metallfabriken wie die Seifen- und Sägewerke, und alle ihre wirtschaftlichen Einrichtungen gefielen ihm sehr, besonders hinsichtlich der Lage der Arbeiter. Jeder Arbeiter ist bei ihnen ständig satt und nicht in Lumpen angezogen, vielmehr jeder trägt geeignete Kleidung und ist beschuht mit dicken benagelten Stiefeln, damit man sich nirgends den Fuß verletzen kann, er arbeitet nicht mit irgend einem Brecheisen, vielmehr mit einem Werkzeug, und er hat Verständnis. Jedem hängt eine Rechentabelle vor Augen, und unter der Hand hat er eine Abwischtafel: bei allem, was nur ein Meister macht – schaut er auf die Tabelle und vergleicht mit Verständnis, darauf aber schreibt er etwas auf dem Täfelchen, anderes streicht er aus und führt es akkurat aus: Was mit Zahlen geschrieben steht, das kommt auch in der Tat heraus. Ist es aber Feiertag, so nimmt jeder sein Liebchen und in die Hand ein Stöckchen, und dann gehen sie spazieren, ehrsam, wohlanständig, wie es sich gehört.

Der Linkser schaut auf ihr ganzes Leben, und auf alle ihre Arbeiten, aber am allermeisten Aufmerksamkeit verwandte er auf einen solchen Gegenstand, daß die Engländer sehr staunten. Nicht so sehr interessiert es ihn, wie man neue Gewehre macht, als in welchem Zustand sich die alten befinden. Überall geht er umher, lobt und spricht:

»Das können auch wir so.«

Wenn er aber zu einem alten Gewehr kommt – steckt er den Finger in den Lauf, fährt mit ihm an der Innenwand herum und seufzt:

»Das« – spricht er – »ist unvergleichlich besser als bei uns.«

Die Engländer vermochten durchaus nicht zu erraten, was da der Linkser bemerkt, er aber fragt:

»Kann ich nicht« – spricht er – »wissen, ob unsere Generäle dies irgendwann anschauten oder nicht?«

Man sagte ihm:

»Die hier waren, die müssen es wohl gesehen haben.«

»Wie aber« – spricht er »waren sie: in Handschuhen oder ohne?«

»Eure Generäle« – sprechen sie – »sind ausgeputzt, sie gehen immer in Handschuhen, so sind sie wohl auch hier so gewesen.«

Der Linkser sagte gar nichts. Plötzlich aber begann er unruhig zu werden und sich zu grämen und spricht zu den Engländern:

»Ergebenst danke ich euch für alle Bewirtung, und ich bin mit allem bei euch sehr zufrieden, und alles, was mir nötig war zu schauen, habe ich schon erschaut, jetzt aber möchte ich möglichst rasch nach Hause!«

Auf keine Weise vermochten sie ihn weiter zurückzuhalten. Zu Lande konnte man ihn nicht ziehen lassen, weil er keine Sprache kannte, auf dem Wasser zu schwimmen war aber nicht gut, weil es Herbstzeit war und stürmisch; er aber bestand darauf: »Laßt mich ziehen!«

»Wir« – sprechen sie – »haben auf den Sturmmesser geschaut: es wird Sturm geben, du kannst ertrinken: das ist ja nicht das, was bei euch der finnische Meerbusen ist, vielmehr ist da das wirkliche ‚festländische‘ Meer.«

»Dies ist alles einerlei« – antwortete er – »weshalb sterben – alles ist der Wille Gottes, ich aber wünsche möglichst rasch nach der Heimat zurückzukehren, weil ich mir sonst eine Art Geistesstörung holen kann.«

Man hielt ihn nicht mit Gewalt zurück: man fütterte ihn, belohnte ihn mit Geld, schenkte ihm zum Andenken eine goldene Uhr mit »Trepetir«, gegen die Frische des Meeres einen Friesmantel mit »Windkapuze« auf den Kopf. Sehr warm kleideten sie den Linkser und führten ihn auf das Schiff, das nach Rußland fuhr. Dort brachten sie den Linkser am besten Platz unter, wie einen wirklichen Herrn; er aber liebte es nicht, mit den übrigen Herrschaften in der Kajüte zu sitzen, und es war ihm peinlich. Er ging vielmehr auf das Deck, setzte sich unter das »Present« und fragte:

»Wo ist unser Rußland?«

Der Engländer, den er fragt, deutet ihm mit der Hand oder zeigt ihm mit dem Kopf, er aber wendet sich mit dem Gesicht dahin und schaut ungeduldig nach der heimatlichen Seite.

Als sie aus der Bucht ins »festländische« Meer kamen, da überkam ihn eine solche Sehnsucht nach Rußland, daß man ihn auf keine Weise beruhigen konnte. Die Wasserströmung war furchtbar, aber der Linkser geht immer nicht hinunter in die Kajüte – er sitzt unter dem ‚Present‘, hat die Kapuze vorgerückt und schaut nach dem Vaterland.

Oftmals kamen die Engländer, um ihn in den warmen Raum nach unten zu rufen, er aber, damit sie ihn nicht langweilen, begann sogar drauflos zu schimpfen.

»Nein« – antwortet er – »mir ist es besser hier draußen, sonst wird aus mir unter dem Dach von dem Schwanken noch ein Meerschweinchen werden.«

So ging er denn die ganze Zeit bis zu einem ganz besonderen Fall nicht hinunter, und dadurch gefiel er sehr einem Bootsmann, der zum Unglück unseres Linksers russisch zu sprechen verstand. Dieser Bootsmann konnte nicht genug darüber staunen, daß ein russischer Landmensch auch so alle Unwetter aushalte.

»Ein forscher Kerl« – spricht er – »der Russe. Laßt uns trinken!«

Der Linkser trank.

Der Bootsmann sagt:

»Noch!«

Der Linkser trank noch, und sie betranken sich.

Der Bootsmann fragt ihn auch:

»Was für ein Geheimnis bringst du von unserm Reich nach Rußland?«

Der Linkser antwortet: »Das ist meine Sache!«

»Aber wenn so« – antwortet der Bootsmann – »so laß uns eine englische Wette eingehen.«

Der Linkser fragt:

»Was für eine?«

»Eine solche: nichts allein zu trinken, vielmehr alles in gleicher Weise – was der eine, das unbedingt auch der andere, und wer den andern übertrinkt, der ist auch obenauf.«

Der Linkser denkt: »der Himmel bewölkt sich, den Bauch treibt es auf – die Langeweile ist groß, der Weg ist lang, und die Heimat hinter der Welle nicht sichtbar – die Wette zu halten wird gleichwohl lustiger sein.«

»Schön« – spricht er – »es gilt!«

»Nur, daß es ehrlich zugehe!«

»Ja, schon darüber,« spricht er, »beunruhigt Euch nicht!«

Sie wurden einig und gaben einander die Hand.

XVII

Die Wette begann noch im »festländischen« Meere, und sie tranken bis zur Rigaschen Dünamünde, aber sie tranken immer gleich und gaben einer dem andern nicht nach, und bis dahin tat es einer dem andern gleich, daß, wenn der eine ins Meer blickte und sah, wie aus dem Wasser der Teufel hervorkriecht, sich sogleich auch dem andern ganz dasselbe offenbarte. Nur, daß der Bootsmann einen rothaarigen Teufel sieht, während der Linkser sagt, er sei dunkelhaarig, wie ein Mohr.

Der Linkser spricht:

»Bekreuze dich und drehe dich weg – das ist der Teufel aus der Meerestiefe.«

Der Engländer aber streitet:

»Das ist ein Taucher.«

»Willst du« – spricht er – »so will ich dich ins Meer schleudern, aber fürchte dich nur nicht, er wird dich mir sogleich zurückgeben.«

Der Linkser aber antwortet:

»Wenn das so ist, so wirf mich nur ins Wasser.«

Der Bootsmann nahm ihn auf den Rücken und trug ihn zum Bord.

Die Matrosen sahen dies, hielten sie an und teilten das dem Kapitän mit; der aber befahl, sie beide unten einzuschließen und ihnen Rum und Wein zu geben und kalte Speisen, damit sie essen und trinken und ihre Wette ausrichten könnten. Aber den heißen »Studing« ihnen brennend zu geben verbot er, damit bei ihnen im Innern der Spiritus sich nicht entzünden könne.

So brachten sie sie eingesperrt bis nach Petersburg, und jene Wette hatte keiner an den andern verloren, dort aber legte man sie auf gleiche Tragbahren und brachte den Engländer ins Gesandtenhaus auf dem »Englischen Quai«, den Linkser aber ins Polizeirevier.

Von da an begann ihr Schicksal sich gar sehr zu unterscheiden.

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12+
Дата выхода на Литрес:
13 октября 2017
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