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Zurück im Haus, muss das Gemüse nun erst einmal gewaschen und geschnitten werden. Zum Glück bekomme ich Unterstützung. Sampurni und Hardy bieten mir ihre Hilfe an, die ich dankend annehme. Also dann mal los...kochen wir! Die Tomaten und die Paprika, auch die Zwiebeln und eine Knoblauchzehe werden in kleine Stücken geschnitten und verströmen einen frischen und gesunden Duft. Ja, hier kann man wirklich von gesunden Lebensmitteln sprechen, die ohne Chemie und Pestizide angebaut werden. Dafür steht der indonesische Bauer mit seinem Namen.

Unterdessen werden die Nudeln zum Kochen gebracht. Ich hatte anfangs gedacht, mich würde diese Kochshow zum Kochen bringen, doch es ist toll, wir sind ein gutes Team und eine lustige Runde. Immer wieder kommen auch einige Freunde und die Familie zum Gucken und Naschen, doch da ich Bedenken habe, dass dann recht bald die Zutaten aufgegessen sind, gibt es ein freundliches Verbot. Die Naschkatzen nehmen es mir nicht übel, sie lachen und erhaschen noch das eine oder andere Paprikastück und auch die aufgeschnittenen Sternfruchtscheiben munden ihnen köstlich. Die Nudeln sind jetzt fertig. Auch die Tomaten- und Paprikastücke, die ich in einer großen Pfanne leicht angebraten habe, aber nur kurz, so dass sie noch richtig knackig sind, werden nun zusammen mit dem Ketchup, der in einer anderen Pfanne erhitzt wird, vermischt. Dann wird alles noch abgeschmeckt und mit Oregano und etwas Chili getunt. Während die Familie und Freunde herbeigerufen werden, sie stehen übrigens fast alle bereits seit einiger Zeit vor der Tür, kommt alles auf die Teller und jeder Teller wird noch mit einer Scheibe Sternfrucht garniert. Das Auge isst schließlich mit.

Und, was soll ich sagen, alle Teller wurden komplett leer gegessen. Die einhellige Meinung war, dass es sehr gut schmeckte, dieses `typisch` deutsche Essen. Was mir aber danach noch auffiel war, dass nach diesem Abendessen so manch einer bzw. eine noch in der Küche verschwanden und mit einer Schüssel Reis zurück kam. Ich fragte Hardy, ob denn die Portionen nicht ausreichend waren, oder ob es vielleicht doch nicht so geschmeckt hat, wie sie es sagten, nur um höflich zu erscheinen? Darauf lachte mich Hardy an und sagte, dass Indonesier `ihren` Reis einfach brauchen. Jede andere Speise, auch diese leckeren Spaghetti sind nur ein Snack. Ohne Reis im Magen geht kein Indonesier ins Bett. Ich konnte darauf auch nur lachen...und war beruhigt über meine Kochkünste. Wie sagte schon Federico Fellini: „Das Leben ist eine Kombination aus Magie und Pasta“. Okay, der Mann war Italiener.

Ein Highlight dieser Reise wurde die Besteigung des Vulkans Merapi. Es ist kurz vor fünf Uhr. Noch umfängt uns die kühle Nacht. Alle paar Meter werfen Laternen einen fahlen Schein auf den schmalen und steinigen Weg. Wir sind froh, dass wir unsere Stirnlampen dabei haben. Doch all das gibt nichts von der Umgebung preis...noch nicht. Stellenweise geht es nur langsam vorwärts. Dann ist es endlich geschafft und wir hinterlassen unseren Fußabdruck! Der Gunung Merapi erhebt sich in Zentraljava mit einer Höhe von 2.914 Meter und wird als Hochrisikovulkan eingestuft. Nur vier Monate nach seinem Ausbruch stehe ich jetzt auf der nunmehr erkalteten Lava und sehe das Ausmaß der Zerstörung. Einhergegangen mit dem Vulkanausbruch war ein Erdbeben der Stufe 6,3.

Der Anblick, der gesamte Moment ist atemberaubend. Atemberaubend in der Form von Ergriffenheit. Es herrscht eine ehrfurchtsvolle Stille.

Nun stehe ich hier, direkt am Schutzbunker bei Kaliadem, in dem zwei Menschen ihr Leben verloren, weil der 300 Grad Celsius heiße pyroklastische Strom den Bunker umschloss. Ringsumher ist alles verschüttet und liegt dick eingehüllt in Schutt und Geröll, überzogen von einer grauen Ascheschicht. Es riecht noch immer stark nach Schwefel und Salpeter. Diese Naturgewalten im Mai 2006 kosteten etwa 6.000 Menschenleben. Zahlreiche Dörfer wurden zerstört, Acker- und Weideland vernichtet, Tausende Menschen wurden obdachlos. Zu meinen indonesischen Begleitern kann ich nur sagen: „Die Natur hier in Indonesien kann so schön sein – aber auch so gefährlich.“

Diese Begegnung im Inselinneren prägte mich und zeigte wieder einmal auf, wie klein und machtlos wir Menschen, die doch alles können wollen, sind. Es rüttelt wach und bringt Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Nach diesem Erlebnis wurde mir bewusst, dass wir als Kinderhilfe Indonesien etwas für die Menschen, die den Naturgewalten tagtäglich ausgesetzt sind, unternehmen müssen. Daraus entstand das Projekt `Soforthilfefonds für Naturkatastrophen`. Mit diesem Spendenfonds möchten wir unbürokratisch und schnell den Betroffenen Hilfe gewähren in Form von Nahrung, Trinkwasser, Zelten, Decken, Kleidung, Werkzeug, Baumaterial und medizinischem Bedarf.

Am selben Abend besuchen wir Freunde, die in unmittelbarer Umgebung des Vulkans wohnen. Wir essen Abendbrot und sitzen auf der Terrasse mit Blick auf den Merapi. So unwirklich und emotional die Umstände und die Begegnung mit dem Vulkan auch sein mochten, scheinbar verspürte jeder von uns die Besonderheit dieser Nacht an diesem Ort. Die glitzernden Sterne am tiefschwarzen Himmel, die Weite des Blicks und die Stille der tropischen Nacht; die Natur ließ uns alle nachdenklich werden.

Für mich waren dieser Tag und meine Gedanken dazu in dieser Nacht wie ein Schlag in ein Kartenhaus vorgefertigter Lebensvorstellungen. Ich ertappe mich ja selbst manchmal dabei, dass ich aus kleinen Problemen ziemlich große Probleme mache. Man beschwert sich über Dinge, die eigentlich harmlos sind, regt sich auf, wenn der Zug Verspätung hat, die Milch ausgegangen ist oder das Auto nicht anspringt. All diese Dinge wirken geradezu harmlos und klein, stellt man sich den wirklichen Problemen, wie zum Beispiel dem Leben am und mit dem Vulkan, der jederzeit wieder ausbrechen und Menschenleben fordern kann. Respekt – ihr Menschen hier am Feuergürtel Indonesiens!

Um 5:00 Uhr werde ich wach: `Piep, piep, piep`. Diese gnadenlose Piepshow ist das Geräusch meines Weckers, den ich mir am Vorabend extra gestellt hatte. Noch etwas verschlafen geht es unter die erfrischende Dusche und anschließend an den Frühstückstisch. Eine Tasse Tee weckt meine Lebensgeister. Das Morgenlicht erhellt die Straßen. Irgendwo in der Stadt ertönt der Ruf des Muezzin von der Moschee zum Morgengebet. Zeit aufzubrechen. Ich schultere meinen Rucksack und los geht’s. Wir fahren in ein Dorf, ein typisch indonesisches, kleines Dorf, wo es noch keinen Stromanschluss gibt und auch keinen Wasserzugang.

Wir betreten ein Haus, es besteht lediglich aus einem größeren Raum. Auf der einen Seite der Hütte sehe ich eine Feuerstelle auf dem Lehmboden, die von großen Steinen eingesäumt ist. An der anderen Wand steht eine Art Bettgestell aus Bambus, welches wohl der ganzen Familie zur Nachtruhe dient. Es gibt keine Schränke, nur ein Regal für Küchenutensilien, ein paar Töpfe und Gläser, Messer, Löffel – viel mehr nicht. Keine Lampe, zwei wacklige Stühle und einen in die Jahre gekommenen und unansehnlichen Tisch. Strom gibt es, wie gesagt, auch nicht und auch kein fließend Wasser, auch keine Toilette. Auch die anderen Hütten ringsumher sind lediglich Bretterverschläge mit Bambusmatten, Pappe, Wellblech und Plastikplanen. Wasser wird vom Fluss geholt. Manche Familien müssen dafür mehr als eine Stunde Fußmarsch in Kauf nehmen - durch den Dschungel, was gerade in der Regenzeit nicht so einfach und dazu auch noch gefährlich ist.

Wir sprechen mit einem Mann, der uns zu verstehen gibt, dass er keine Möglichkeit sieht, sein Kind zur Schule zu schicken. Und es geht mir verdammt nahe, als dieser Mann uns zum Abschied diese Worte sagt: „Danke, dass ihr da ward und uns nicht vergesst“. ...Obwohl er ganz genau weiß, dass er zu den vergessenen und verlorenen Seelen gehört. Der Rundgang durch das Dorf hat mich stark beeindruckt und mitgenommen. Während wir das Armenviertel verlassen, muss ich, wie benommen, daran denken, welches Glück ich doch habe, nicht hier geboren zu sein. Ja, diese Gedanken kommen mir spontan zu dem, was ich gerade mit eigenen Augen gesehen habe. Es ist keine Abwertung der Menschen, die hier leben, absolut nicht, es ist vielmehr eine Mischung aus Respekt und Benommenheit, aus Mitleid und Leere.

Wieder zurück in Purwokerto nehmen wir einen der kleinen Stadtbusse. Diese öffentlichen Verkehrsmittel bestehen aus einem Fahrer und einem `Einpeitscher`, der sich mit einer Hand von draußen an der offenen Schiebetür fest hält und mit der anderen Hand Wechselgeld bereit hält und nach immer neuen Passagieren lautstark ruft und winkt. Für meine Verhältnisse ist das Fahrzeug bereits mehr als überfüllt. Schulter an Schulter und Knie an Knie sitzen wir hier auf kleinen Holzbänken. Doch da geht scheinbar immer noch was, so wie hier um weitere Passanten geworben wird. Ziemlich hektisch, wenn man es nicht kennt und chaotisch, wenn man es das erste Mal sieht. Doch man muss es einfach mit einem Lächeln miterleben.

Fliegende Händler prägen allerorts das Bild. Mit ihren rollenden Verkaufsständen, auf Fahrrädern oder einfach auf Kopf und Schultern getragen, bieten sie ihre Waren an, ziehen durch die Straßen und von Haus zu Haus. Ob Krupuk (Krabbenmehl-Gebäck, Sate (Fleischspieße), Bakso (Suppe mit Nudeln und Fleischklößchen), Eis oder Säcke voll Reis, Korbwaren, gefüllte Trinkwasserkanister, Gemüse. Jeder hat sein Markenzeichen – einen Ruf. Ob Fahrradklingeln, Klopfen auf Bambusrohr, Pfeifen. Jedermann weiß genau, welcher Händler gerade vorbei zieht. Nicht wegzudenken auch die wandernden Garküchen auf zwei Rädern.

Apropos `Reis`. Reis heißt Leben. Die indonesischen Reisterrassen sind wahre Kunstwerke, von Menschenhand geschaffen. Die Technik ist seit Jahrhunderten von den Vorfahren überliefert. Es ist eine geniale Bewässerungstechnik und sie ist dabei stets an der Natur und den örtlichen Gegebenheiten orientiert. Weil mich diese Terrassenbaukunst interessiert, ich es schätze und bewundere, besuche ich mit Sampurni einen Reisbauern. Wir gehen über die schmalen Dämme, die die Reisfelder terrassenförmig trennen. Sampurni ist geübt darin, doch ich bin es nun mal nicht. Ich rutsche auf dem nassen Untergrund ab und stehe mit einem Fuß im Schlamm. Mit Mühe kann ich meinen Flip-Flop herausziehen. Eine Berührung mit Mutter Natur auf etwas andere Weise. Wir müssen beide lachen. Zwischen meinen Zehen klebt feuchte Erde. Es ist sehr fruchtbarer Schlamm...Wellness sozusagen.

Beim Anblick dieser Nassreisfelder kann man nur staunen. Ein sattgrüner Teppich, der sich vor den Augen ausbreitet und die Augen verwöhnt. Die Sonnenstrahlen blitzen im Wasser auf, Himmel und Wolken spiegeln sich darin...was für eine wunderschöne Natur und wie man hier als gutes Beispiel sieht, können Mensch und Natur wunderbar zusammen leben. Eine friedliche Stimmung macht sich breit. Ich genieße jedes Mal den Anblick und den Geruch. Als wir weiter durch die Reisfelder laufen, erzählt mir Sampurni, dass man manchmal auch Schlangen antrifft. Da horcht man als Mitteleuropäer schon auf. In meiner Heimat raubten mir die Mücken höchstens mal den Schlaf oder eine einzelne Fliege den letzten Nerv. Da ich aber der Mann bin und sie die Frau, zeige ich Stärke und sage ihr, dass ich sie beschützen werde. Wir müssen beide herzhaft lachen. Ein Bauer steht bis zu den Waden im Wasser, drückt seinen Holzpflug in die schwarzbraune Erde und zieht seine Bahn. Einen Wasserbüffel, der die Arbeit erleichtern würde, sieht man selten. Die Wenigsten können sich solch ein Tier leisten. Die Arbeit ist mühsam, doch die Bauern sind sehr strebsam und klagen nicht. Sie wissen, dass ihre Existenz von ihrer Arbeit abhängt. Sie bekommen nichts geschenkt. Bis zu drei Reisernten pro Jahr sind möglich. Reis ist das Grundnahrungsmittel in Indonesien. Reis ist mehr als ein Lebensmittel. Das weiße Gold ist Sinnbild des Lebens auf diesem Fleckchen Erde.

Der nahe Vulkan Gunung Slamet zeichnet sich am Horizont ab. Er erhebt sich stolz und mächtig über das Land. Der Vulkan ist Quell des Lebens, aber zugleich auch Gefahr und Verderben. Der Sitz der Götter.

Neue Errungenschaften aus den umliegenden Dörfern sind auch hier schon eingezogen. Bunte Plastik hat das Leben zum Teil nachhaltig verändert. Der vielfältigste Baustoff, Rohstoff und Hilfsmittel bleibt jedoch der Bambus. Vom Musikinstrument, über Transportmittel, von Wasserleitung über Gefäße bis hin zum Baugerüst, ist Bambus vielseitig einsetzbar. Auch dient er für geflochtene Körbe, für den Fischfang, Küchenutensilien, aber auch für Brücken und Flöße. Ein Baustoff der rasch nachwächst und überall verfügbar ist. Bambus ist leicht, biegsam und wasserdicht.

Hier am Reisfeld kommen wir mit einer Bauernfamilie ins Ge-präch. Ich frage sie, was Glück für sie und ihre Familie ist. Darauf die Antwort: „Regelmäßig etwas essen zu haben“.

Ein Tagesausflug mit Freunden führt mich an die Südküste der Insel Java. Hier stehe ich nun und meine Freunde zeigen auf die hohen Felsen, die direkt am Strand stehen und fügen an: „Bis hoch zu den Felsen war die Flutwelle und sie hat alles zerstört, was im Weg stand“. Mit der Flutwelle meinen sie den verheerenden Tsunami von Weihnachten 2004. Am 26. Dezember trat ein gewaltiges Erdbeben im Indischen Ozean auf und löste eine Reihe von Tsunamis aus, die die angrenzenden Küsten unvorbereitet trafen. Insgesamt starben etwa 230.000 Menschen, davon allein in Indonesien circa 170.0000. Es gab unzählige Verletzte und Obdachlose. Hier begegne ich hoffnungslos wirkenden Menschen, die vergebens auf die Spendengelder warten, die ihnen zugesagt wurden, damit sie einen neuen Start ins Leben haben und wieder aufbauen können, was zerstört wurde. Bei vielen, so scheint es mir, ist jedoch der Wille bereits gebrochen. Immer wieder Versprechungen, immer wieder Hoffnung, doch es folgten nur Hinhaltung und leere Kommentare.

Gerade jetzt, im seichten Abendlicht mit seinen Rot- und Gelbtönen, entfaltet die untergehende Sonne mit ihren warmen Strahlen eine entspannte und friedliche Szene. Ich bin hier in einer Region, die so weit weg vom Rest der zivilisierten Welt entfernt liegt; eine Gegend, die von alltäglicher Armut gekennzeichnet ist und von der die Weltöffentlichkeit keine Notiz nimmt. Die Lebensumstände sind nicht nur äußerst hart, sondern auch ungerecht, betrachtet man einmal die Situation der fehlenden Gesundheitsvorsorge und der unzureichenden Bildungsprogramme.

Seit einigen Tagen lebe ich jetzt auch schon das asiatische Zeitgefühl, sozusagen im Schatten der Zeitlosigkeit. Doch es lässt sich leider nicht daran rütteln, dass meine Reisezeit zu Ende geht und ich mich auf den Heimweg machen muss...leider.

Mit dem Zug geht es zunächst zurück nach Jakarta, nachdem ich auf dem Bahnsteig in Purwokerto noch von allen meinen Freunden herzlich verabschiedet wurde. Aus dem Fenster schauend, rast eine friedliche Landschaft vorbei, grüne Reisfelder unter tropischer Sonne. Lauer Abendwind bläst sacht durch die geöffneten Fenster. Schnell wird es dunkel. Mein Glaube an die Verlässlichkeit des indonesischen Fahrplans ist zunächst stark ausgeprägt, doch der Zug gibt sein Bestes, um mein Weltbild an Plan und Zeit ins Schlingern zu bringen. Und mit dem gleichen Schlingern oder vielmehr Poltern rattert der Zug weiter gemütlich und anscheinend ohne Termindruck auf den holprigen Gleisen der Hauptstadt entgegen.

Als die Lichter der Stadt näher kommen, schaue ich auf die Uhr. Das wird verdammt eng. Stress pur! Durch die Verspätung wird es knapp mit dem Flug. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, nehme ich dieses Mal ein Taxi und nicht den Bus zum Flughafen. Was für ein Glück: als ich dem Taxifahrer sage, dass es eng wird, um meinen Flug noch zu erreichen, stellt er sich mir vor als „Indonesiens Michael Schumacher“. In rasanter Fahrt, streckenweise mit Tempo 100, jagt er durch Jakarta. Alles gut...ich erreiche rechtzeitig meinen Flieger. Ach so...auch der hatte Verspätung...

Die Erfahrungen, die ich auf all meinen Reisen durch Asien, insbesondere natürlich durch Indonesien gesammelt habe, bestätigen mir eins, und zwar, dass die genaueste Methode, um das wirkliche Leben wahrzunehmen, darin besteht, am richtigen Leben teilzunehmen, abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Man sollte nicht das sehen, was man aus Prospekten kennt und normalerweise erhofft, sondern unvorbereitet und vor allem unvoreingenommen alles entgegennehmen und aufsaugen. Eine Reise schult das eigene Bewusstsein für Dinge, die vorher alltäglich oder so fern waren.

Diese Reise nach Indonesien trug weiter dazu bei, die bereits im Jahr 2000 begonnene Kinderhilfe zu erweitern und konsequenter voran zu bringen. Die Umsetzung der einzelnen Hilfsprojekte vor Ort in Indonesien ist die eine Sache. Doch zunächst galt es hier in meiner Heimatregion mit den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten eine Struktur aufzubauen, Ideen zu entwickeln und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

Ich wendete mich an die Presse, um über die Situation in der ländlichen Region um Banyumas aufmerksam zu machen. Dann sprach ich mit einer Grundschule, um eine Schulpartnerschaft aufzubauen, berichtete vor Schülerinnen und Schülern dieser Schule über das Land Indonesien und über deren Bewohner. Mit zahlreichen selbst geschossenen Fotos untermauerte ich meine Eindrücke und Reiseerlebnisse.

Die ersten Sachspenden wurden abgegeben und jedesmal mit einem Übergabefoto festgehalten. Nach der nächsten Reise konnte ich der Öffentlichkeit in der regionalen Zeitung mit einem Foto zeigen und beweisen, dass genau diese Spenden auch tatsächlich bei den Bedürftigen angekommen sind. So wurde das Vertrauen gefestigt und die Bevölkerung nahm Anteil und unterstützte weiterhin mit Sach- und Geldspenden.

Familien räumten das Kinderzimmer auf und aus den Händen der Kinder erhielt ich sogar ein Lieblingsspielzeug mit der Bitte, es doch einem armen Kind zu übergeben. Wirklich rührend. Auch dieses Foto erschien in der Zeitung und beide Kinder waren glücklich und dankbar.

So nahmen die Hilfsleistungen immer mehr Gestalt an.

Sachspenden erhielten wir fortan von einem Sanitätshaus, einem Zahnarzt, aus der Apotheke und sogar von einem Kindergarten. Viele fühlten sich angesprochen und engagierten sich. Ein wunderbares Gefühl.

Im Sommer waren wir präsent auf einem Flohmarkt. Man bot uns einen kostenfreien Stellplatz an und wir konnten viele Dinge, die wir aufgrund der Größe und aus Transportgründen nicht nach Indonesien versenden konnten, verkaufen und den Erlös für unsere Kinderhilfsprojekte verwenden. Auch ich selbst, meine Familie und Freunde stellten den Haushalt auf den Kopf und `sponserten` das eine oder andere Teil zum Verkauf auf dem Flohmarkt.

Der örtliche Fernsehsender, der bereits von meiner ersten Reise berichtet hatte, nahm erneut einen Beitrag auf und auch das trug dazu bei, den Menschen aufzuzeigen, dass wir etwas aufgebaut haben, dass wir helfen, dass wir nahbar sind, dass wir handeln und dass wir ehrlich sind.


Auf dem Vulkan Gunung Merapi nur vier Monate nach dessen verheerenden Ausbruch





Mit Sampurni im Reisfeld




Besuch eines Dorfes



Kinder - unsere Zukunft

„Das Juwel des Himmels ist die Sonne;

das Juwel des Hauses ist das Kind.“

(Chinesisches Sprichwort)

Die Familie sollte der Anker im Leben sein, der Unterstützung und Halt bietet. Doch viele Kinder sind Waisen und haben diese Familie, diesen Anker, nicht mehr. Kinder brauchen nicht nur diesen familiären Halt und das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, sondern auch Spielraum zum Wachsen, Lernen und Entfalten. Alles zusammen bildet eine Basis der Zufriedenheit und schafft Glück.

Tränen sind ein Ventil für unsere Gefühle und auch eine Möglichkeit für Nahestehende, auf uns zuzugehen. Probleme sind Teil unseres Lebens und wenn wir diese Probleme nicht nur für uns behalten, sondern kundtun, also mitteilen, dann können sie auch gemeinsam gelöst werden.

Die sprichwörtliche Kinderliebe und Toleranz gegenüber den Kindern, die einem immerzu und überall in Indonesien entgegenschlagen sowie die Hilfsbereitschaft in Bezug auf Kinder, sind unbeschreiblich.

Den Kindern in Indonesien merkt man an, dass sie sich freuen, zur Schule gehen zu dürfen. Obwohl es eine staatliche Schulpflicht gibt, ist es, gerade bei der Landbevölkerung, schon auch noch ein Privileg. Eine gute Schulausbildung und eine nachfolgende Ausbildung für einen Beruf kann die Zukunft der ganzen Familie sicherstellen.

Leider haben nicht alle Kinder dieser Welt das Glück, in einer liebevollen, friedlichen und geborgenen Umgebung aufwachsen zu können. Viele Kinder, die sich danach sehnen, geliebt und beachtet zu werden, können nur davon träumen.

Diesen Kindern einen Ort der Freude zu schaffen, an dem ihr Traum von einer Familie und von Glück Wirklichkeit wird, ist unsere Aufgabe. Es gibt leider noch recht viele Kinder, die unsere Hilfe brauchen.

Auf dem Wunschzettel dieser Kinder steht lediglich: glücklich sein zu dürfen und die Schule besuchen zu können. Ja, für die Kinder ist es wirklich ein großes Glücksgefühl, in die Schule gehen zu können und zu lernen. Das sehe und erlebe ich selbst immer wieder bei meinen Besuchen. Selbst wenn es den jüngeren Kindern, den Schulanfängern, aufgrund ihres Alters noch nicht so bewusst sein kann, die Eltern wissen sehr wohl, wie wichtig es ist, eine schulische Ausbildung genießen zu dürfen. Denn nur so stehen weitere Möglichkeiten, wie eine Berufsausbildung oder auch ein Studium offen. Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft. Ohne Bildung keine Entwicklung, kein Fortschritt. Ohne Bildung kein Weg aus der Armut.

In den letzten Jahren, ja eigentlich seit Anbeginn unserer Hilfe in Indonesien, konnten wir schon viele Verbesserungen für die Kinder bewirken und mit dem Erreichten können wir zufrieden sein. Doch man kann nicht nur mit Geldern helfen, auch mit Einsatz und Herz...einfach da sein, zuhören, mitreden, anpacken und mitgestalten...einfach das Gefühl vermitteln, dass man nicht wegschaut, dass man gemeinsam für eine Sache eintritt und die Hand reicht. Das macht zufrieden und auch stolz.

Zufrieden und stolz sein heißt jedoch nicht, dass wir uns zurücklehnen können und wollen. Nein, uns ist sehr bewusst, dass vielen Kindern bisher keine Möglichkeit der Unterstützung geboten wird. Es gibt noch so viele Kinder, nicht nur in Indonesien, nein, überall auf unserer Welt, denen es nicht gut geht, die benachteiligt sind und in bitterer Armut leben. Wir für unseren Teil möchten, in dem für uns machbaren Rahmen, diesen Kindern die Hand reichen und weiteren Kindern die Chance auf ein besseres Leben und damit eine Zukunft geben.

Auch wenn wir nicht allen Kindern helfen können, so bedeutet jeder Zuspruch für das Kind, welches diese Unterstützung erhält, eine enorme Bereicherung seines Lebens und ein Glücksgefühl für dieses Kind, was man nicht in Worte fassen kann.

Es ist immer wieder ein imposanter Moment, wenn ich unseren Kindergarten und die Schulen besuche. Die Augen der Kinder leuchten und die Lehrer und Erzieher begrüßen einen freudestrahlend und dankbar. Die Herzlichkeit zeichnet die Menschen hier aus. Gänsehaut trotz Tropenhitze.

Es sind Eindrücke, die nichts kosten, aber ein Leben lang erhalten bleiben.

865,78 ₽
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ISBN:
9783753157122
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