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Helfen - aber wie?

„Hilfe ist wie eine Miete für`s Leben.

Indem man hilft, gibt man

dem Leben etwas zurück.“

(Jane Fonda)

Aus den Nachrichten hört man immer wieder Meldungen von Armut und Not in der Welt. Doch alles scheint so weit entfernt und betrifft unser Leben grundsätzlich nicht. Dabei leben heute mehr als eine Milliarde Menschen in Armut.

Es gibt sehr viele hilfsbereite Menschen, die aus ihrem Herzen heraus notleidende Menschen unterstützen möchten, es aber daran scheitert, dass man oftmals nicht weiß bzw. sicher gehen kann, wo das Spendengeld landet und wie viel davon auch wirklich bei den Bedürftigen ankommt.

Und schließlich ist wichtig, dass konkret geholfen und nicht nur alles zerredet wird. Hilfe soll helfen, wirksam und nachhaltig. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch etwas geben und vollbringen kann. Es muss auch nicht immer in Form von Geld sein. Ich bin auch überzeugt, dass man anderen helfen sollte und Hoffnung geben muss. Um Veränderungen und Verbesserungen zu erzielen ist meist erst einmal Hilfe von außen notwendig.

Doch zunächst muss man das Land, seine Menschen, seine Kultur, seine Bedürfnisse und seine Nöte erst einmal kennen lernen. Und wo kann man Land und Leute besser kennen lernen, als im Land selbst?

Deshalb sind wir dort präsent, wo die Menschen unsere Hilfe brauchen und genau dort setzen wir uns mit unserer Begeisterung für die Sache ein und können bedarfsgerecht und sinnvoll die Spendenmittel verwenden. Nah am Menschen und mit den Menschen. Wir möchten, genauso wie andere Helfer, aktiv mitgestalten und nicht von der Ferne nur Kommentare abgeben. Hilfe kann nur wirken, wenn man Taten folgen lässt.

Hilfe kann auf unterschiedliche Weise geleistet werden, sei es in ideeller oder materieller Art, in Form von Arbeitseinsatz, Spenden oder Patenschaften. Wichtig ist, dass man es tut, dass man hilft. Einfach machen! Über den Tellerrand schauen, sich einbringen, mitdenken, mitfühlen und handeln. Weg von engstirnigem Besitz- und Gewinndenken, weg von Egoismus, dafür aber hin zu Achtung für Mensch und Natur.

Wir haben Glück, in diesem Teil der Welt zu leben und damit aber auch die Verantwortung, Armen zu helfen. Und dabei muss man auch gar nicht unbedingt in die weite Welt schweifen, auch hierzulande gibt es Menschen, auch Kinder, die Hilfe bedürfen.

Mit unseren Patenschaften wollen wir als Verein den Kindern in Indonesien eine sichere, soziale und solide Grundlage für ihre Zukunft schaffen.

Die Vereinten Nationen haben im Jahr 1959 die Rechte der Kinder formuliert. Doch auch heute noch gibt es viele Kinder, denen diese Rechte bisher nicht zugänglich sind. Ihnen fehlt es an sozialer Absicherung, ausreichend Nahrung, Schulbildung, Gesundheitsvorsorge und medizinischer Behandlung. Kindern zu helfen, heißt für die Zukunft sorgen. Kinder können sich selbst am wenigsten helfen. Sie bedürfen unserer Fürsorge.

Viele Menschen, die helfen würden, stoßen sich daran, dass ihre Hilfe zu anonym ist und in einem großen Topf landet. Sie wissen nicht, was mit ihrem Geld geschieht und ob es überhaupt ankommt. Durch Patenschaften, ganz gleich welcher Art, wird die Hilfe persönlich und direkt. Patenschaft heißt auch, Verantwortung für einen Menschen, zumeist ein Kind, zu übernehmen. Persönliche Verantwortung für das Wohlergehen eines Kindes, bei gleichzeitigem Aufbau einer persönlichen Beziehung, gegen die Not und das Elend auf unserer Welt. Hier wird in kleinem Maßstab, aber dafür direkt und zielsicher geholfen. Man weiß, wen man unterstützt und wie das Geld eingesetzt wird.

Gemeinwohl muss vor Eigeninteresse stehen. Die Menschheit gemeinsam kann wirkliche Veränderungen, Verbesserungen bewirken, Zeichen unserer Zeit erkennen und Handeln für die Zukunft...unsere Zukunft. Es gibt nur unsere eine Welt, sie gehört uns allen und alle sind dafür verantwortlich. Das Recht, hier zu leben verlangt auch die Pflicht, sorgsam mit allem umzugehen.

Wir sollten uns immer mal wieder darauf besinnen, welches Glück wir doch haben, dass es uns in unserem Land an nichts mangelt. In vielen Teilen der Erde leben die Menschen in Armut und Entbehrung, sind von Hunger gezeichnet und von Naturkatastrophen betroffen. Seien wir dankbar. Seien wir hilfsbereit zu diesen Menschen, damit jeder das Glück, auf dieser Erde zu leben, auch wirklich genießen kann.

Ein Jeder sollte sich Gedanken machen und für sich entscheiden, ob und wie er bzw. sie helfen möchte. Es kann jeder! Engagement kann man jedoch niemandem vorschreiben. Jeder sollte überzeugt sein und dementsprechend handeln. Viele Menschen gehen mit einem guten Beispiel voran. Das sollte den Elan der Mitmenschen wecken. Es kann nicht falsch sein, benachteiligten Menschen zu helfen. Die Welt kann nur besser werden durch ein Miteinander und Füreinander.

Und eines kann ich aus eigener Überzeugung sagen: für das, was man `investiert`, den Einsatz, das Engagement, bekommt man etwas Unbezahlbares zurück, nämlich Glück, Dank und Zufriedenheit.

Wie der einzelne Mensch sich einbringen möchte, sei Jedem selbst überlassen. Manch einer bevorzugt, sich mit einer finanziellen Unterstützung zu beteiligen, ein anderer möchte lieber seine Zeit und seine Arbeitskraft einbringen. Jede Hilfe ist wichtig. Manche Menschen haben ja selbst kaum ein Auskommen mit dem Einkommen, doch sie investieren aus Überzeugung und Gutherzigkeit zum Beispiel zwei ihrer Urlaubstage oder auch mehrere Wochenenden, um bei einer Bahnhofsmission Essen auszugeben, Menschen zu betreuen oder bei der `Tafel` aktiv mitzuarbeiten.

Wir brauchen nicht in die Ferne zu schauen und uns nicht von den Nachrichten abhängig zu machen, nein, es genügt, mit offenen Augen durch den Alltag zu gehen, Herz zu zeigen und seine eigenen Möglichkeiten auszuloten. Hauptsache, man tut etwas.

Ich ertappe mich selbst auch immer mal wieder, insbesondere zu Weihnachten. Man zerbricht sich den Kopf, weil man Freunden und der Familie eine Freude bereiten möchte und ein schönes Geschenk sucht. Schnell kommt man dann jedoch zu der ernüchternden Einsicht und Erkenntnis, dass der- oder diejenige eigentlich ja schon alles hat. Geht es Ihnen auch so? Es gibt jedoch Menschen, auf welche genau das Gegenteil zutrifft, die wirklich nichts haben. Hier könnte man doch auch ansetzen und beides zusammenbringen. Ein Geschenk, das alle verbindet.

Zum Beispiel handhabe ich es so, dass ich mir zum Geburtstag keine Blumen wünsche. Stattdessen wird das `Blumengeld` als Spende für unser Kinderhilfsprojekt zur Verfügung gestellt. Dafür haben wir auch die Möglichkeit geschaffen, im Kinderhilfe-Spendenshop online, direkt für die Patenkinder oder das Dorf, einzukaufen. So kann jeder ganz individuell einkaufen, sei es einen Sack Reis, eine Ziege, Hühner, Schulmaterial, Notfallausrüstung etc. und der Spender, also mein Geburtstagsgast, weiß ganz genau, was mit seiner Spende geschieht. Eine tolle Sache, wie ich finde.

Nicht nur zu Weihnachten, auch zum Geburtstag, zur Taufe oder einfach als ein Dankeschön, bietet sich eine Patenschaft an. Damit bereitet man nicht nur dem Beschenkten eine Freude, sondern insbesondere für das Patenkind eröffnet sich ein neuer Lebensweg und es hat wieder eine Zukunft.

So erhielten wir vor einiger Zeit die Anfrage einer Familie, die ihrer Tochter zum ersten Geburtstag ein Patenkind `schenken` wollten. Die Tochter wird mit dem Patenkind aufwachsen und auf diese Weise auch viel von einer anderen Kultur erfahren und Verantwortung übernehmen.

Bei einem anderen Beispiel wurde das zum Geburtstag anstatt von Geschenken gesammelte Geld gespendet. Dieses Geld kommt zu 100 Prozent unseren Hilfsprojekten und damit den Kindern zu Gute.

Ein sinnvolles und unvergessliches Geschenk. Leuchtende Kinderaugen und strahlende Gesichter sind das größte Geschenk, was einem dadurch zurückgegeben wird. Der Spender bekommt eine Dankesurkunde von unserem Verein und ein gutes und zufriedenes Gefühl zugleich.

Man kann im Leben so viel erreichen. Vorausgesetzt es erfüllt einen auch innerlich, wenn man liebt, was man tut und es sich gut anfühlt. Es ist oftmals ein harter Kampf und auch ein von Verzicht gepflasterter Weg, mit Ecken und Kanten und auch Fehler werden passieren. Das ist ganz normal. Fehler kann man machen und wenn man offen dazu steht, dann besitzt man eine der wichtigsten Eigenschaften glücklicher Menschen. Denn wir lernen am meisten, wenn wir Probleme meistern und aus Fehlern unsere Lehren ziehen. Dann kann man auch das Richtige schätzen.

Ein Chinesisches Sprichwort besagt: „Fürchte Dich nicht vor dem langsamen Fortschritt. Fürchte Dich nur vor dem Stillstand.“ Auf unsere Kinderhilfsprojekte bezogen heißt es für mich, dass alle Projekte, die wir haben, alle kleinen Schritte, die wir gehen, entscheidend sind.

Der Philosoph Ralph Waldo Emerson sagte einmal: „Was hinter und was vor uns liegt, ist nebensächlich, verglichen mit dem, was in uns liegt.“

Um unser eigenes Ding zu machen, brauchen wir Mut und müssen eventuell in einem gewissen Maß auf Sicherheit verzichten. Was gewinnen wir dafür? Nun, zuerst einmal, das tun zu dürfen, wofür wir brennen.

Unsere Zeit ist begrenzt, deshalb sollten wir sie nicht vergeuden, indem wir das Leben anderer leben. Keiner von uns ist ein Opfer der Umstände. Jeder hat die Wahl, seine Talente zu entdecken und etwas daraus zu machen oder aber vor sich hinzudämmern, als Teil der Kulisse im Hintergrund der Bühne der anderen.

Das Schlüsselwort lautet: Verantwortung. Wir haben das Recht und die Pflicht, Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen. Wir sind es uns selbst schuldig.

Dass wir älter werden, daran lässt sich nichts ändern, aber wie wir älter werden, dass lässt sich durchaus beeinflussen. Es gilt, nicht nur dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben zu geben – ein Leitspruch, der für alle Menschen gelten sollte.

Helfen ist eine Sache des Einbringens, des Engagements, auch irgendwie eine Ehrensache. Es ist auch eine Sache der vorhandenen Zeit und eine Geldsache. Doch zuallererst ist es eine Herzenssache. Helfen kann man ganz individuell. Helfen ist auch ein Zeichen, das man setzt und ein Stück Verantwortung, was man übernimmt.

`Hätte, wäre, wenn...`

Oft habe ich, und ich denke einige andere auch, das Gefühl, wir führten ein Leben im Konjunktiv. Hätten wir nur vor Jahren das schöne Haus mit dem großen Garten gekauft! Wie viel Geld würden wir jetzt sparen, wenn wir bereits vor fünf Jahren eine Solaranlage installiert hätten! Wenn wir für unsere Tochter schon vor Jahren einen Bausparvertrag abgeschlossen hätten, könnte sie jetzt eine kleine Studentenwohnung in Berlin kaufen!

`Ja, wenn...`

Rückblickend erscheint einem Vieles sinnvoll oder auch sinnlos, was man entschieden und gemacht hat. Mal fehlte der Mut, mal kam der Zeitpunkt ungelegen.

Und deshalb sollte man nicht immer nur zurückblicken und seufzen. Werfen wir unser Augenmerk verstärkt auf das, was kommt. Gehen wir alles Neue mit Konsequenz und Überlegung an; so wie es für den Moment das Richtige ist, auch wenn es sich irgendwann in ferner Zukunft vielleicht als doch nicht so wichtig und richtig herausstellen sollte. Wir leben im Heute – und das zählt.

Lassen wir uns von den `Was-Wäre-Wenn-Gedanken` nicht einengen und missmutig machen. Versuchen wir lieber, uns Ziele zu setzen, die erfüllbar sind und die uns glücklich machen.

Oder machen wir uns glücklich, indem wir andere Menschen glücklich machen. Es ist tatsächlich bewiesen, und ich kenne es selbst aus meiner eigenen Empfindung, dass man glücklicher und zufriedener lebt, wenn man anderen Menschen, denen es nicht so gut geht, Hilfe gewährt.

Ich kann von mir berichten, dass ich, seitdem ich mein Patenkind Sinta unterstütze, mich einfach besser fühle. Nein, es ist nicht nur eine Einbildung. Es ist tatsächlich so. Ich weiß ganz genau, dass meine Unterstützung wichtig für die Kleine ist und dass Sinta dadurch eine bessere Zukunft haben wird, da sie die Schule besuchen kann, was nicht für jedes Kind in Indonesien selbstverständlich ist.

Ja, das macht mich glücklich. Und auch deshalb habe ich die Patenschaft übernommen. Wie sagt man so schön: „Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt“.

Ziel aller Unterstützungsleistungen muss es aber auch immer sein, die Menschen zur Unabhängigkeit zu führen – Hilfe zur Selbsthilfe, nach dem Motto: „Gib dem Armen keinen Fisch, sondern eine Angel“. Nur so kann auf Dauer etwas erreicht werden.

Reisebericht 2010

„Aus den Steinen,

die dir in den Weg gelegt werden,

kannst du etwas Schönes bauen.“

(Erich Kästner)

Von März bis April 2010 weile ich wieder in der Region Banyumas in Zentral Java. Dieses Mal begleitet mich ein weiteres ehrenamtliches Mitglied unseres Vereins, mein Vater Bernd.

Am 25.03. fahren wir mit dem Zug nach Berlin-Tegel. Gegen 14:45 Uhr hebt unser Flugzeug von Qatar Airways ab, bei Sonnenschein unter und über den Wolken.

Die erste Etappe, der Flug nach Doha, vergeht nur langsam. Es geht zunächst u.a. über Ungarn, Bulgarien, das Schwarze Meer, die Türkei, den Korridor zwischen Iran und Irak, Kuwait und den Persischen Golf. Um 22:15 Uhr Ortszeit erfolgt der Anflug auf Doha, die Hauptstadt des Emirates Katar. Eine der trockensten Landschaften der Erde, aber einer der aufstrebendsten der arabischen Wüstenstaaten.

Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt 2 Stunden und die Temperatur um Mitternacht liegt noch bei 25 Grad Celsius.

Der Weiterflug erfolgt um 1:55 Uhr am 26.03 nach Jakarta. 8,5 Stunden Flug stehen bevor. Die Müdigkeit nimmt zu. Nach der Arabischen See überqueren wir den Riesenstaat Indien, anschließend die Bengalische Bucht, das Andamanische Meer mit den Andaman- und Nicobar-Inseln, streifen Thailand, Malaysia, Sumatra, Singapur, überqueren den Äquator und landen schließlich und endlich um 14:20 Uhr Ortszeit in Jakarta, auf der Insel Java.

Die Einreiseformalitäten dauern, wie eigentlich immer, recht lange. Zuerst Visa und Einreiseformalitäten, dann Koffer holen, dann Zoll und Geld tauschen. Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt nun sechs Stunden. Wir sind schon etwas geschafft von der Anreise, aber noch lange nicht am Ziel.

Zu unserer großen Freude sind Yanti und Sangkam, ein befreundetes Ehepaar, als unser `Empfangskomitee` erschienen. Ich kenne die beiden schon seit Jahren. Sie hatten uns angeboten, zum Bahnhof zu fahren, der circa eine Stunde entfernt vom Flughafen liegt, wobei sich diese Zeitangabe auf `normalen` Straßenverkehr bezieht. Doch `normalen` Straßenverkehr gibt es in Jakarta nicht. Wir kommen nun auch noch in die Rush-Hour und es geht eher schleppend voran. Auto an Auto und zwischendurch schlängeln sich unzählige Mopeds. Man muss es gesehen haben. In Deutschland nicht vorstellbar, entlockt es den Menschen dort nicht einmal ein Kopfschütteln. Vielmehr wird gelächelt und augenzwinkernd gesagt: „...man kann es ja doch nicht ändern...“.

Durch das chaotische Gewühl der Großstadt Jakarta, immerhin leben in diesem Ballungsraum etwa drei Mal so viele Menschen, wie in Berlin, erreichen wir den Bahnhof Gambir. Leider verlässt gerade unser Zug den Bahnhof. Wir können nur noch hinterher schauen. Doch in einer halben Stunde fährt noch einer, also kaufen wir ein Ticket und verabschieden uns von unseren indonesischen Freunden mit einem kleinen Dankeschön-Geschenk. Es ist immer wieder gut zu wissen, dass man an vielen verschiedenen Orten Freunde hat, auf die man sich verlassen kann. Diese Freundschaften zu pflegen, ist sehr wichtig und auch selbstverständlich.

Um 17:30 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Der Abend bricht herein, da es ab 18:00 Uhr bereits dunkel ist. Es ist noch immer schwülwarm.

Die Randgebiete um die Hauptstadt kann man nur als Slums bezeichnen. Menschen leben (kann man es überhaupt leben nennen?) in zerschundenen Holzhütten direkt an den Gleisen, Kinder spielen und lassen Drachen steigen inmitten von Müllbergen. Ein Zug kommt entgegen. Auf dem Dach sitzen viele Menschen, auch Kinder, die kein Geld für ein Ticket haben. Es ist lebensgefährlich, doch es ist Realität. Leider!

Seit unserem Aufbruch sind wir nun bereits 27 Stunden unterwegs. Mir fällt es schwer, im Flugzeug oder auch im Zug zu schlafen. Manchmal schließe ich die Augen, manchmal fallen sie mir auch vor Übermüdung zu, doch es ist kein wirkliches Schlafen. Und irgendwie steht man auch unter Spannung.

Der Zug hat, wie eigentlich immer, Verspätung. Erst gegen 23:10 Uhr erreichen wir unser Ziel für die nächsten zwei Wochen: Purwokerto.

Und wie immer, und das ist eine sehr große Freude für mich, erwartet uns mein indonesischer Freund Kus Hardiyanto (Hardy) bereits am Bahnhof.

Die Wiedersehensfreude ist groß. Zu Fuß erreichen wir sein Elternhaus, wo wir wieder unsere Unterkunft haben. Seitdem ich das erste Mal in Indonesien war, habe ich immer bei Freunden und deren Familien gelebt.

Es war mir von Anfang an wichtig, das `normale` Leben zu sehen und den Alltag der Menschen mitzuerleben. Natürlich sind die Lebens- und Wohnumstände sehr einfach, aber durch den engen Kontakt und die Menschlichkeit und Freundlichkeit der Menschen fühle ich mich immer sehr wohl. Und nun konnte mein Vater all dies, was ich ihm immer von meinen Reisen erzählt hatte, selbst miterleben. Für ihn ist es die erste Reise überhaupt nach Indonesien. Um genau 0:09 Uhr, nach nunmehr 36 Stunden auf den Beinen, falle ich auf die Matratze und schlafe auch gleich ein.

Einigermaßen ausgeschlafen frühstücken wir und machen uns zunächst auf den Weg zur Polizeistation, um uns anzumelden. Der Mitarbeiter empfängt mich und meinen Vater mit einem Handschlag. Er erinnert sich an mich. “So viele Ausländer kommen nicht in diese Stadt...“, meint er schmunzelnd. Daher geht auch die Anmeldung rasch und wir können auch gleich noch `unseren` Kindergarten besuchen.

Es ist jedes Mal ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, dorthin zu kommen. Die Tür geht auf und 80 Kinderhände strecken sich einem winkend entgegen und rufen wild durcheinander, aber irgendwie doch melodisch: „Mr. Mike“. Da geht einem echt das Herz auf. Es ist wunderschön und in diesem Moment fehlen einem wirklich die Worte. Wir begrüßen die Erzieherinnen und versprechen, dass wir während unseres Aufenthaltes in Indonesien öfter vorbeischauen werden, denn dieser Kindergarten liegt direkt neben Hardys Haus und mir am Herzen.

Wir besprechen auch noch, dass wir sehr gern mit Reiner Meutsch und seinem Team den Kindergarten besuchen möchten.

Dazu muss ich noch anführen, dass die jetzige Reise nach Indonesien in Anlehnung an die Weltumrundung von Herrn Meutsch erfolgt, da er mit seiner Stiftung `Fly & Help` unser Kinderhilfsprojekt unterstützt und besucht, und ich es als Selbstverständlichkeit angesehen habe, ihm persönlich vor Ort zu danken und ihm `mein` Indonesien zu zeigen.

Reiner Meutsch ist in der Reisebranche schon eine Größe und nicht unbekannt. Er war von 1989 bis Juni 2009 Geschäftsführer des Reisedirektanbieters `Berge & Meer`. Nebenbei entwickelte er beim Radiosender RPR1 Europas meistgehörte Radioreisesendung `Mein Abenteuer`, die er allwöchentlich auch moderiert. Seit seiner Jugend ist das Fliegen seine Leidenschaft, diese Faszination merkt man ihm auch wirklich an. Er besitzt die Privatpilotenlizenz und schwebt, wann immer es geht, mit seiner Piper Cheyenne I über den Wolken. Seine Lebensphilosophie, anderen Menschen zu helfen, und seine Leidenschaft für das Fliegen, führen Reiner Meutsch in diesem Jahr um die ganze Welt. Aus diesem Grund hat er seine eigene Hilfsorganisation, die `Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help` ins Leben gerufen. Damit unterstützt er weltweit Kinderhilfsprojekte. Dazu gehören Schulen auf allen Kontinenten. Fliegen und dabei Gutes tun, dem hat sich der Westerwälder verschrieben. Respekt!

Nach dem Besuch beim Kindergarten habe ich noch einen Termin mit Mr. Djoko Indra, der die bauliche Planung für unser Wasserprojekt im Ort Binangun leitet.

Bereits Wochen vorher, eigentlich seitdem unser Verein die Zusage von Herrn Meutsch hatte, dass unser Kinderhilfsprojekt in Indonesien unterstützt wird, liefen die Vorbereitungsarbeiten. Man glaubt gar nicht, an was dabei alles zu denken ist. Zuerst einmal musste die eigene Reise organisiert werden. Nachdem dieser Zeitplan und auch die Ankunftszeit von Herrn Meutsch feststand, konnte ein Tagesplan erstellt werden. Auch ein Konzept für das Wasserprojekt sowie zu Hygienemaßnahmen im Umgang mit Wasser wurde in einigen `Nachtschichten` erstellt. Meine innere Anspannung stieg mit jedem Tag.

Insbesondere die Planung des Besuches von Herrn Meutsch und seinem Team sollte wohl überlegt und gewissenhaft erfolgen, da es mir ganz besonders am Herzen lag, dass der Aufenthalt abwechslungsreich, interessant und unvergesslich ausfällt. Somit habe ich mir selbst einen gewissen inneren Druck aufgebaut, da ich ja doch alles möglichst perfekt machen wollte.

Jetzt bin ich wieder etwas vom Tagesverlauf abgewichen. Aber es ist mir schon sehr wichtig aufzuzeigen, wie bedeutend dieser Besuch und die Unterstützung von der `Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help` für unseren kleinen Verein ist. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich sehr stolz darauf bin, dass unser Projekt als eines von nur fünf Projekten weltweit ausgewählt wurde und unser Verein der erste Verein in Asien ist. Bitte verstehen Sie stolz nicht in Hinsicht auf eingebildet. Ich bin, und das kann ich für alle unsere Mitglieder sagen, sehr glücklich über den Zuspruch und das Vertrauen in unseren Kinderhilfsverein.

Doch wieder zurück zum Tagesablauf. Am Abend des 27.03. treffen wir noch meine Briefpartnerin Sari und deren Familie und ich werde gleich mit „Welcome home, welcome back“ begrüßt. Es ist einfach unbeschreiblich, wie diese Worte nachwirken. Es fühlt sich an, wie nach-hause-kommen.

Unser erster Briefkontakt war vor nunmehr 26 Jahren. Sari war auch `verantwortlich` dafür, dass ich im Jahr 2000 das erste Mal nach Indonesien reiste. Der Grund für meine Reise war nichts geringeres als ihre Hochzeit, zu der ich eingeladen war. Diese Reise damals hatte mir so viel vom Leben der Menschen dort vermittelt, hatte mir auch die Schattenseiten aufgezeigt und ich empfand vom ersten Tag an eine enorme Freundlichkeit und Herzlichkeit.

Ich denke, auch das war ein Ausgangspunkt dafür, dass ich vor nunmehr fast genau 10 Jahren anfing, den Menschen von Banyumas zu helfen. Was zunächst mit einer Privatinitiative gestartet ist, hat jetzt, auch Dank der vielen Helfer, Spender, Sponsoren und Paten für unsere Verhältnisse schon eine gewisse Größe erreicht, die mich zuversichtlich macht, auch weiterhin unsere Kräfte gezielt einzusetzen und dort zu helfen, wo unsere Hilfe am Nötigsten und Dringendsten gebraucht wird. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei bei den Kindern von Indonesien.

Kurz nachdem wir Sari und ihre Familie begrüßt haben, trifft auch Sampurni ein und das Abendessen kann beginnen. Sampurni ist die Schwester von Sari. Wir verstehen uns wirklich sehr gut und sie hilft mir auch beim Kinderhilfsprojekt.

Am Sonntag, den 28.03.2010 heißt es bereits um 5:15 Uhr aufstehen. Für den heutigen Tag wurden wir, mein Vater und ich, von Sari und ihrem Ehemann Sapto eingeladen, in die Natur zu fahren. Mit dabei auch ihre Kinder Sinta (9 Jahre) und Rangga (10 Monate). Ganz nebenbei: Sinta ist mein Patenkind. Und Rangga wird es demnächst auch sein...doch das weiß noch niemand...

Es geht in den nahen Naturpark `Baturraden`, der durch seine Höhenlage etwas kühler ist (aber immer noch für Europäer sehr heiß) und der durch seine sattgrüne Natur mit zahlreichen mehr als zwei Meter hohen Bananenstauden, verschiedenen Palmenarten, Wasserläufen und Wasserfällen eine bezaubernde und intakte Natur darstellt. Dieser Tag ist eine gelungene Abwechslung und ich kann neue Kraft schöpfen für die kommenden Tage.

Auf dem Rückweg treffen wir uns wieder mit Hardy, um zwei Batikwerkstätten vorab zu besuchen, die wir in unser Besuchsprogramm von Herrn Meutsch mit aufgenommen hatten. Wir möchten uns einen ersten Eindruck verschaffen und einen Besichtigungstermin abstimmen.

Anschließend geht es zunächst wieder zurück nach Purwokerto. Sampurni hat heute Geburtstag und wir möchten ihr gratulieren. Happy birthday Samp!

Dann wird es Zeit, dass wir, mein Vater, Hardy und ich, uns an die `Arbeit` machen, wobei, wie ich bereits erwähnte, es ist keine Arbeit in dem Sinne, da wir sehr viel Freude an unserer Tätigkeit haben.

Wir fahren nach Binangun, um einige Absprachen in Bezug auf unser Wasserprojekt zu treffen und um mit dem Direktor der Schule, Mr. Joko, ein nun auch schon langjähriger und sehr guter Freund, zu sprechen. Auch der Dorfvorsteher ist dazu erschienen. Die Resonanz und die Freude auf unser Wasserprojekt ist groß, da es so etwas im gesamten Dorf bisher nicht gab. Es gibt keinen direkten Zugang zum Wasser. Bisher sind die Menschen mit einem Eimer, einem Stück Seife, einer Zahnbürste und einem Handtuch losgezogen, um sich im entfernten Fluss oder Wasserloch zu waschen. Es ist unvorstellbar, wenn man es nicht selbst gesehen hat.

Am späten Nachmittag besuchen wir die ersten zwei Patenkinder Tanti und Nurisky. Hierbei möchte ich noch einmal mit einfließen lassen, dass wir erst seit Ende 2008 Patenschaften in unser Kinderhilfsprojekt aufgenommen haben und bis zum heutigen Tag bereits 47 Kinder aus bedürftigen Familien bzw. Halbwaisen an Patenfamilien vermitteln konnten. Ich denke, das ist für uns ein toller Erfolg. Dafür möchte ich allen Paten ganz herzlich danken.

Allein in der Woche vor meiner Reise nach Indonesien kamen Anfragen für zehn Kinder. Für alle 10 konnten wir eine Patenschaft vermitteln. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie ich jeden Tag in mein E-Mail-Postfach geschaut habe und meinen Augen nicht trauen wollte...jeden Tag mindestens eine Anfrage. Und das alles kurz vor der Reise. Aber ich habe gern jede Mail und jedes Schreiben beantwortet, da es für eine gute Sache ist und mir die Kinder wirklich am Herzen liegen, wie jedem Mitglied von unserem Kinderhilfsverein. Nur mit dieser Einstellung kann man etwas bewegen und wir wollen noch so viel mehr bewegen.

Mit dem 29.03. beginnt die neue Woche. In aller Frühe fahren wir mit Hardy und seinem Bruder Bowo zum Obst- und Gemüsemarkt. Bekannte und unbekannte tropische Früchte leuchten uns in allen Farben entgegen. Auf dem Markt treffen wir auch Hermann, einen Indonesier, dessen Eltern meinten, er müsse einen deutschen Namen tragen. Hermann hat 13 Jahre in Deutschland gelebt und in Berlin studiert. Er spricht sehr gut Deutsch. Hermann hat einen kleinen Laden am Markt und gibt zeitweise Deutschunterricht an einer Schule. Zur Zeit ist er dabei, ein Lehrbuch in deutscher und indonesischer Sprache zu entwickeln. Er fragt uns, ob wir ihm beim Korrekturlesen und der Grammatik behilflich sein könnten, was wir ihm natürlich gern zusagen. Er lädt uns ein, seine Schulklasse zu besuchen, was wir in den kommenden Tagen auch machen werden.

So lernt man immer wieder interessante Menschen kennen, erhält neue Kontakte und man kann sich gegenseitig helfen.

Nach dem Gemüsemarkt geht es wieder nach Binangun, um nach den Bauarbeiten für das Wasserprojekt zu schauen, schließlich wird in genau einer Woche Herr Meutsch dieses Projekt besichtigen. Und weil in Indonesien eine andere Kultur herrscht, muss man halt schon einmal mehr nachschauen. Das ist nicht böse gemeint, doch es ist wie in vielen südlichen Ländern, dass man präsent sein muss, wenn etwas gebaut wird, um rechtzeitig einwirken zu können. Schließlich geht es auch um viel und wir können uns keinen weiteren Zeitverlust mehr erlauben, den wir durch die lang anhaltende Regenzeit bereits hinnehmen mussten.

Mit dem Direktor der Schule, Mr. Joko, wird besprochen, dass ein kleines kulturelles Programm für unsere Gäste dargeboten wird, bei dem die Schulkinder mitwirken.

Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Stopp beim Hospital `Puskesmas` in Banyumas und besuchen Mr. Edy Sukarno. Er ist der Chef des Hospitals und auch ihn kenne ich schon von Anfang an. Unser Verein unterstützt seine Einrichtung mit notwendiger medizinischer Ausrüstung und Sanitätsmaterialien. Er ist eine wichtige Person und wir sind sehr froh in ihm einen Mitstreiter und Vertrauten zu haben, der uns wichtige Tipps gibt und weitere Kontakte vermittelt.

Gleich im Nebengebäude befindet sich die `Musik- und Tanzschule`. Wir treffen einige Jugendliche bei der Probe für die große Parade anlässlich des Geburtstages der Region Banyumas. Der Leiter der Schule, Mr. Imam Raharjo, begrüßt uns und wir bitten ihn, seine Schule mit unseren Gästen in einer Woche besuchen zu dürfen. Er freut sich über unser Interesse und will ein kleines Programm mit traditionellen javanesischen Tänzen und Musik vorführen lassen. Wieder ein Stück weiter auf meinem Plan für das Besuchsprogramm von Herrn Meutsch und seiner Crew. Nun bleiben nur noch der Wunsch und die Hoffnung, dass auch wirklich alles klappt.

Wieder zurück in Purwokerto knurrt uns der Magen und wir machen Mittag. Obwohl ich nun eine lange Zeit nicht mehr hier war, erkennt mich der Besitzer des Imbisses, wo wir im Jahr zuvor gern eingekehrt waren, sofort wieder und stellt meinem Vater, Hardy und mir wie gewohnt und selbstverständlich meine Lieblingsspeise Bakso (Gemüsesuppe mit Fleischklößchen) auf den Tisch. Es fühlt sich gut an, so, als ob ich nach Hause gekommen bin. Anschließend packen wir unsere Tasche mit kleinen Geschenken der Pateneltern und besuchen einige Patenkinder in unmittelbarer Nähe zu Fuß.

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