Читать книгу: «Der schwarze Atem Gottes», страница 4

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4. Kapitel

Immer wieder warf Bruder Martin einen Blick auf den Reiter neben sich. Auch Suitbertus, der vorausritt, schaute andauernd über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Nichts war in Ordnung!

Als Martin am vergangenen Abend Pater Hilarius reglos am Boden seines Zimmers gefunden hatte, hatte er zuerst befürchtet, der Geistliche sei tot. Der junge Mönch war neben ihm niedergekniet und hatte ihm den Puls gefühlt, so wie der heilkundige Pater Jakobus es ihm früher einmal im Kloster gezeigt hatte. Der Puls des Paters Hilarius hatte noch ganz schwach geschlagen. Gemeinsam mit Suitbertus, der sich schließlich aus seinem Zimmer herausgetraut hatte, als er sicher gewesen war, dass ihm keine Gefahr mehr drohte, hatte Martin den heiligmäßigen Geistlichen wieder zu Bewusstsein gebracht, indem sie ihm leichte Klapse auf die Wangen gegeben hatten. Martin hatte sich dabei wie jemand gefühlt, der einen Heiligen beleidigt und demütigt, doch er hatte nicht gewusst, was er sonst hätte unternehmen sollen. Schließlich war Hilarius aufgewacht und hatte seine beiden jungen Gehilfen und Beschützer aus dem Zimmer gejagt, ohne auch nur ein einziges Wort der Erklärung abzugeben.

Den gesamten Morgen hatte Hilarius im Gebet verbracht, und erst gegen Mittag waren sie aus dem Wirtshaus in Volkach abgereist und hatten sich auf den Rückweg zum Kloster Eberberg gemacht. Hilarius war bleich wie der Tod persönlich, und andauernd las er in seinem zerfledderten Brevier oder leierte Gebete herunter. Er konnte zwar reiten, aber er saß sehr unsicher im Sattel, und Martin hatte Angst, dass der Pater vom Pferd fallen und sich den Hals brechen könnte. Hilarius indes duldete keinerlei Hilfestellung, die ihm zu nahe kam. Dabei hatte er Schwierigkeiten mit seinem Pferd, das immer wieder bockte und den Kopf wiehernd hochwarf. Martin hatte schon früher bemerkt, dass Pferde den Pater nicht besonders mochten.

Sowohl Suitbertus als auch Martin hatten mehrfach versucht, das Gespräch auf den Besuch des edlen Herrn am gestrigen Abend zu lenken, doch Hilarius hatte sie jedes Mal mit finsteren Blicken bedacht und geschwiegen.

Schließlich hatte Martin zu fragen gewagt: »Wäre es nicht besser, wenn wir nach Burgebrach reisen und diesen Erzzauberer Laurenz Hollmann ergreifen?«

»Schweig, Satan!«, lautete die vernichtende Antwort. Mehr war aus dem glühenden Hexenschnüffler nicht herauszubekommen. Martin verstand die Welt nicht mehr. Aber insgeheim war er froh, wieder in sein Kloster und in sein enges, verständliches Zuhause zurückkehren zu können. Er hatte einen winzigen Zipfel der großen, gefährlichen, voll und ganz in der Macht der Hexen und Zauberer befindlichen Welt gelüpft, und das reichte fürs Erste.

Die Landstraße war staubig; schon lange hatte es nicht mehr geregnet. Zu beiden Seiten lagen Weizenfelder, deren Halme noch niedrig waren, und weit im Westen schloss sich ein dichtes Waldband an. Die Sonne hing bereits in den höchsten Wipfeln und schwärzte deren Umrisse, sodass sie wie rätselhafte Buchstaben gegen den dunkelblauen Himmel standen. Im Osten dagegen war nichts als Feld und Wiese; der Blick wurde erst in großer Ferne von einigen Hügeln unterbrochen.

Die Luft war erfüllt vom Abendgesang der Vögel. Weit und breit war niemand sonst zu sehen. Die drei Reiter nahmen einsam ihren Weg und hatten sich in ihr Schweigen wie in schwere Pelzmäntel gehüllt. Martin wollte nicht an die Berichte denken, denen zufolge eine Räuberbande diese Gegend unsicher machte. Er hoffte, dass sie noch vor der Nacht die Herberge erreichten, in der sie auch auf der Hinreise genächtigt hatten. Es war ein elendes Loch, aber er zog es allemal einer Nacht im Wald vor.

Immer drückender legte sich die Dämmerung über die stille Welt. Nach und nach verstummten die Vögel, und nur noch das Klappern der Pferdehufe unterbrach die Ruhe des Abends. In solchen Augenblicken fühlte sich Martin Gott besonders nahe. Oder wollte er sich nur in die Obhut des Herrn flüchten, damit dieser ihn vor den Gefahren des Unbekannten bewahrte, die von jeder Stille und jeder Dunkelheit ausgingen?

Zuerst war es nur ein schwarzer Fleck, wie ein riesiges, sprungbereites Tier – wie ein kauernder Dämon, der unvorsichtigen Reisenden auflauerte. Martin hörte, wie Pater Hilarius neben ihm wieder laut den Rosenkranz betete. Suitbertus befahl seinem Pferd, langsamer zu gehen, und setzte sich an die andere Seite von Hilarius. Offensichtlich wollte der lebenslustige Mönch nun nicht mehr die Vorhut übernehmen.

Als sie dem Fleck etwas näher gekommen waren, sah Martin die beiden gelblichen Augen. Er hielt den Atem an und zerrte an den Zügeln. Sein Pferd schnaubte und wieherte, aber es gehorchte und hielt an. Auch Hilarius’ Reittier blieb stehen. Suitbertus tat es ihnen gleich.

»Jesus und Maria, was ist das?«, fragte er leise.

Hilarius sah erst ihn, dann Martin schweigend an. Er schüttelte den Kopf. »Ihr seid ja unvergleichlich mutige Dämonenjäger«, sagte er. Zum ersten Mal seit langer Zeit schwang so etwas wie Humor in seiner Stimme. »Ich vermute, es ist der Höllenschatten – eines Wirtshauses.« Dann trieb er sein störrisches Pferd unbarmherzig wieder an und setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe. Suitbertus lächelte verschämt und sagte: »Natürlich, was sollte es denn sonst sein?«

Martin aber hatte noch immer Angst. Je näher die finsteren Umrisse kamen, desto deutlicher konnte er erkennen, dass es sich tatsächlich um ein Haus handelte, an das der vorhin noch so weit entfernte Wald inzwischen sehr nahe herangekrochen war. Es machte jedoch einen so abweisenden und düsteren Eindruck, dass ihm auch angesichts des zu erwartenden Mahles und einer Schlafgelegenheit nicht froher zumute werden wollte.

Als sie die Herberge erreicht und ihre Pferde in dem winzigen Stall hinter ihr versorgt hatten, nahmen sie ihre wenigen Habseligkeiten, die sie in ledernen Säcken bei sich trugen, und betraten die von etlichen Kienspänen erleuchtete Wirtsstube.

Welch ein Unterschied war das zu dem anständigen Gasthaus, das sie in Volkach bewohnt hatten. Als sie auf der Herreise hier genächtigt hatten, war ihm alles noch neu und aufregend vorgekommen, doch inzwischen vermochte er bereits Unterscheidungen zu treffen.

Hier war der Sand auf den Bodendielen schon seit Langem nicht mehr ausgewechselt worden; er war an vielen Stellen zusammengeklumpt, wo Essen, Bier oder Erbrochenes sich auf ihn ergossen hatten; die Stube war dunkel und eng und stank entsetzlich nach Kienspänen; in Volkach hatte man Kerzen benutzt. Und auch die Gäste waren anders.

In der Stadt waren es einfache Leute gewesen, die sich zwar lustig aufgeführt, aber durchaus die Schicklichkeit nicht verletzt hatten. In dieser Herberge jedoch tummelte sich ein wilder Haufen, der wie eine Räuberbande wirkte. Verwegene Gestalten mit verfilztem Haar, wirren Bärten und stechenden Augen saßen an den beiden Tischen des kleinen Raumes und tranken, was das Zeug hielt. Zwischen ihnen befand sich ein wunderschönes Mädchen mit kastanienbraunem Haar und einem feinen Kleid, das ihre jugendlichen Formen aufs Trefflichste hervorhob. Sie wirkte seltsam fehl am Platze inmitten all diesen Gesindels, doch sie schien zu ihm zu gehören, denn sie scherzte und neckte sich mit den bösen Buben. Drei Reisende, die wie verwilderte Landsknechte aussahen, saßen etwas abseits und waren in ein lautstarkes Würfelspiel vertieft. Als die drei Mönche eintraten, zischte einer der Spieler: »Pfaffengesindel dulden wir hier nicht! Macht euch aus dem Staube, wenn ihr nicht als Schweinefutter enden wollt!«

Martin versank vor Scham und Angst schier in den Boden. Weder Hilarius noch Suitbertus erwiderten etwas auf diese Frechheit.

Der Wirt kam um den Tisch herum und trat in seiner fleckigen Schürze auf die Neuankömmlinge zu. »Alles besetzt«, sagte er. »Selbst hier unten in der Stube ist kein Schlafplatz mehr frei.«

»Aber wir sind die drei Gottesmänner, die bereits vor einigen Tagen hier genächtigt haben«, erklärte Hilarius verwundert. »Ihr sagtet, dass wir auf unserer Rückreise wieder hier unser Quartier beziehen können.«

»Die Zeiten ändern sich«, sagte der Wirt hart. »Ihr seht ja, wie beliebt meine Herberge seitdem geworden ist. Und ich muss sagen, dass mir die neue Gesellschaft lieber ist als die Eure.«

»Ihr könnt uns doch nicht einfach die Tür weisen«, sagte Suitbertus verzweifelt. »Wo sollen wir denn nächtigen? Der Wald ist voller Räuber.«

Einer der Männer an dem langen Tisch lachte laut auf. »Ihr habt doch Gottes Beistand«, rief er. »Was kann euch da schon passieren?« Das Mädchen fiel in sein Gelächter ein. Ihr Blick begegnete dem von Martin. Er konnte ihm nicht lange standhalten.

Hilarius sagte: »Selbst in einer Bärenhöhle wäre ich lieber als in eurer Gesellschaft. Kommt, Brüder, wir gehen.«

Gerade als sich der Pater umwandte, sprang der Mann auf, der soeben noch voller Spott gegen die Geistlichen gewesen war. »Nichts für ungut, ehrwürdiger Vater«, sagte er und blinzelte Hilarius aus blassblauen Augen zu. »Ich hab’s nicht so gemeint. Bin immer gut ausgekommen mit Mutter Kirche. Ich biet euch mein eigenes Zimmer an, droben im ersten Stock. Es ist ein wenig eng, aber es stehen drei Betten darin, also gerade genug für euch. Meine Gefährten werden sich freuen, mit mir hier unten zu übernachten. Nicht wahr, Männer?« Vom Tisch kam ein nicht gerade sehr begeistertes Brummen. »Also ist es abgemacht. Wirt, zeig ihnen ihr Zimmer und wirf unsre eigenen Sachen hinaus. Es sind ja wenig genug.«

Hilarius schien von dieser Entwicklung sehr überrascht zu sein. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er das Angebot ablehnen, doch schließlich nickte er, und ohne ein Wort des Dankes ging er hinter dem Wirt zur Stiege. Suitbertus und Martin folgten ihm sofort.

»Essen gibt’s um neun«, murmelte der Wirt, als er das verdreckte Gepäck der drei Männer aus dem Zimmer schaffte. Er machte keine Anstalten, frische Bettwäsche zu holen, sondern schlurfte ohne einen weiteren Gruß aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.

»Das Ganze gefällt mir nicht«, sagte Suitbertus leise. »Diese Spießgesellen da unten machen keinen guten Eindruck – von dem Mädchen einmal abgesehen.«

Dafür fing er sich einen tadelnden Blick von Hilarius ein.

Nachdem sie sich etwas auf den harten, strohgepolsterten Betten ausgeruht hatten, die einen leisen, stechenden Geruch verbreiteten, befahl Hilarius Suitbertus, er möge eine Kanne Wein von unten holen und etwas zu essen, wenn er oder Martin es wolle. Suitbertus sprang sofort auf, als habe er auf diesen Wunsch bereits die ganze Zeit gewartet, und rannte aus dem Zimmer.

Martin wünschte sich plötzlich, sie hätten das Angebot des lockeren Gesellen nicht angenommen. Der alte Pater Johannes hatte ihm während langer Winterabende manchmal hinter vorgehaltener Hand etwas von berüchtigten Herbergen erzählt, in denen die ahnungslosen Reisenden zuerst ausgeraubt und dann ermordet wurden; selbst die Diener Gottes seien vor einem solchen Schicksal nicht gefeit. Martin beruhigte sich aber mit dem Gedanken, dass während ihrer Übernachtung auf der Hinreise schließlich auch nichts Gefährliches geschehen war.

Suitbertus war schnell zurück. In der einen Hand jonglierte er mit einem riesigen, beinahe randvollen irdenen Weinkrug; in der anderen hielt er eine Wurst und ein Stück Braten sowie ein Messer. Er schenkte zuerst Hilarius ein, der wieder einmal das Essen verschmähte – er hatte nur am Mittag vor der Abreise etwas Brot zu sich genommen –, dafür aber den Trunk in einem einzigen Zug hinunterkippte und sich dann auf seinem Bett zurücklehnte. Der Mann musste wirklich heilig sein, wenn er so sehr auf menschliche Bedürfnisse verzichten konnte, dachte Martin. Suitbertus hockte sich auf das Bett seines Mitbruders und teilte mit ihm alles, was er von unten herbeigeholt hatte. Dabei flüsterte er ihm zu:

»Ich habe eine Verabredung für uns beide getroffen. Du hast doch bestimmt das schöne Mädchen gesehen, nicht wahr?«

Martin nickte.

»Sie wird uns zu Willen sein, heute Nacht. Wir müssen nur noch etwa eine Stunde warten, bis der Alte eingeschlafen ist«, er nickte in Hilarius’ Richtung; der Pater hatte sich inzwischen zur Wand gedreht, als ob er Schutz von ihr erwarte, und seine Atemzüge wurden immer regelmäßiger, »und dann sollen wir zum letzten Zimmer rechts am Ende des Ganges kommen – hinter der Biegung.«

Martin schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Das will ich auch nicht.«

»Du bist ein Dummkopf, Bruder Martin«, stöhnte Suitbertus. »Da bekommst du einmal die Gelegenheit, das richtige Leben kennenzulernen, und was machst du? Du kneifst. Na meinetwegen. Ich jedenfalls werde mir den Spaß nicht verderben lassen. Leg dich hin und träum etwas Schönes.«

Er kletterte in sein eigenes Bett, das unter dem kleinen, mit einer Holzplatte vernagelten Fenster stand, und nach wenigen Minuten tat er so, als schlafe er tief und fest. Er grunzte wie eine ganze Schweineherde. Aber Pater Hilarius stand ihm kaum nach.

Martin kratzte sich an der Tonsur. Er war hin und her gerissen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, so wollte er gern einmal die verbotenen Freuden der körperlichen Liebe genießen, aber er nahm seine Berufung als Mönch und damit ebenfalls die drei Gebote der Armut, des Gehorsams und leider auch der Keuschheit ernst. Er wusste, dass viele seiner Brüder es mit alldem nicht so genau nahmen, aber er brachte es nicht über sich, so nachlässig wie sie zu sein. Er wollte dereinst in das Himmlische Jerusalem einziehen und Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Über diesem Gedanken schlief er ein – trotz des Lärms, den seine Mitbrüder veranstalteten.

Als er erwachte, schien es mitten in der Nacht zu sein. Durch die Ritzen des Fensterverschlages drang nicht der geringste Lichtschein in die enge Kammer.

Etwas hatte sich bewegt. Er spürte den Luftzug, und etwas berührte ihn an der Wange. Dann war es vorüber.

Martin setzte sich benommen auf. Noch immer drang das laute Atmen des Paters zu ihm – aber dort, wo Suitbertus liegen sollte, war alles still. Zu still.

Dann fiel es ihm wieder ein. Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und nackte Füße verstohlen auf den Bohlen umhertappten. Ganz kurz sah er im Türrahmen den tiefschwarzen Umriss von Suitbertus. Er war unterwegs zu seinem Liebchen. Der Gedanke daran verursachte Martin ein Prickeln in der Leistengegend. Ein Teil von ihm wollte Suitbertus nachschleichen, ein anderer Teil hielt ihn zurück.

Da hörte er, wie Hilarius etwas murmelte. Martin zuckte zusammen. Zuerst glaubte er, der Mönch sei ebenfalls aufgewacht, doch dann erkannte er, dass er im Schlaf sprach.

»Apokalypse!«, rief der Pater plötzlich, und dann: »Geh weg, Satan, du wirst mich nicht holen! In meinem Kloster werde ich in Sicherheit sein. Soll doch die Welt um mich herum untergehen!« Die Stimme des Paters wurde immer aufgeregter. »Nein! Nein!«, rief er plötzlich. Martin bekam eine Gänsehaut. Der Pater schrie, winselte, röchelte. Martin hielt es nicht mehr aus. Er sprang auf und rannte aus dem Zimmer.

Als er auf dem Gang stand, war wieder alles still; kein Laut drang mehr aus der Kammer, in der Hilarius seinen eingebildeten Kampf ausfocht. Doch dafür hörte Martin andere Geräusche. Von unten quoll noch immer gedämpft das Gemurmel und Rufen der Gäste im Schankraum herauf, und hinten, am Ende des Ganges, hörte er leises, keckes Kichern. Suitbertus und dieses Mädchen! Bevor Martin bemerkte, was er tat, schlich er bereits um die Biegung des Flures und auf das Zimmer zu, in dem sich sein Mitbruder vergnügte. Der matte, gelbe Schimmer eines Kienspans drang durch die Ritzen der Tür und das Schlüsselloch auf den Flur hinaus. Martin pirschte sich an die Tür, ging in die Hocke und spähte durch das Schlüsselloch.

Suitbertus und das wirklich wunderschöne Mädchen standen in der Mitte des Zimmers, in dem sich zwei Betten rechts und links an den Wänden befanden. Suitbertus half dem Mädchen gerade, ihr Hemd auszuziehen. Was darunter hervorkam, raubte dem armen Martin beinahe den Atem. Er sah die prallen, großen Brüste, deren Zitzen frech in die Luft stachen. Suitbertus umfasste diese Liebeshügel und drückte heiße Küsse auf die Brustwarzen. Das Mädchen wand sich wolllüstig unter seinen Liebkosungen. Dann riss er sich von ihr los und zog ihr den Rock herunter. Wie eine Prinzessin stieg sie aus dem am Boden liegenden Kleidungsstück und griff dann unter Suitbertus’ Kutte. Sie schien zu reiben. Suitbertus stöhnte hemmungslos. Er riss sich die Kutte vom Leib und warf sie achtlos zu Boden. Martin sah, dass er eine starke Erektion hatte. Schamhaft stellte er fest, dass sie aber nicht so groß war wie seine eigene, die er bisweilen mit gewaltigem Entsetzen auf der Latrine oder nach dem Schlaf bemerken musste. War es nicht der ehrwürdige Kirchenvater Origines gewesen, der sich das Gemächt abgeschnitten hatte, damit er ohne Störungen Gott dienen konnte? Ein weiser Mann!

Jetzt ließ das Mädchen den Mönch los, kletterte in das Bett und kniete sich auf alle viere wie eine läufige Hündin. Voller Schrecken sah Martin, wie sie mit dem Hinterteil wackelte. Suitbertus stieß ein brünstiges Grunzen aus, das sich gar nicht so sehr von den Lauten unterschied, die Martin vorhin von Pater Hilarius hatte vernehmen müssen, sprang ebenfalls in das knirschende Bett, kniete sich hinter das Mädchen und stach mit seiner Lanze zu. Das Mädchen kreischte auf – nicht vor Schmerz. Nun begann der Tanz.

Suitbertus rammelte wie ein Besessener, was dem Mädchen ausnehmend zu gefallen schien. Sie war wie im Fieber. Er beugte sich über sie, griff nach ihren herabbaumelnden, zitternden Brüsten und knetete sie. Das schien ihr noch besser zu gefallen. Martin sah, wie sich auf Suitbertus’ Rücken Schweißperlen bildeten. Und dann geschah es.

Es ging so schnell, dass Martin zunächst nicht begriff, was überhaupt passierte. Er sah nur, dass das Bett plötzlich noch viel heftiger schaukelte. Und auch das andere Bett schwankte. Suitbertus hielt in seiner Bewegung inne, und das Mädchen wirkte, als sei es erfroren oder zu einer Statue geworden.

Dann stürzten schwarze Schemen unter den Betten hervor und warfen sich auf Suitbertus. Der Mönch bäumte sich auf und schrie vor Überraschung und Schmerz. Martin wollte ihm zu Hilfe eilen, aber er traute sich nicht.

Es waren zwei der Männer aus dem Schankraum. Sie stachen mit Dolchen auf Suitbertus ein, dessen Rücken sich in Windeseile rötete. Das Mädchen schrie vor Entsetzen auf und raufte sich die Haare. Sie versuchte, in ihrer erregenden Nacktheit auf die beiden Männer loszugehen, doch einer von ihnen schleuderte sie fort. Dann vollendeten sie ihr blutiges Werk.

Jetzt drang auch aus dem vorderen Teil des Hauses ein Höllenlärm. Martin sprang auf die Beine und rannte zurück zu seinem Zimmer. Von der Stiege her sah er einen rötlichen Schimmer. Unten kreischten Menschen. Flammen leckten über die Stufen und in den Gang hinein.

Hilarius! Was war mit dem Pater? Martin warf sich in das enge Zimmer. Die flackernden Flammen, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf dem Flur ausbreiteten, leuchteten den Raum gespenstisch aus.

Pater Hilarius war verschwunden. Der Lederbeutel mit seinen Habseligkeiten lag noch neben seinem Bett, doch von ihm selbst war keine Spur mehr zu sehen.

Wenn Martin doch nur bei ihm geblieben wäre, statt sich von seinen schmutzigen Gelüsten überwältigen zu lassen! Es war allein seine Schuld! Er hatte versagt. Er musste Hilarius retten. Aber wie? Die Flammen fraßen sich bereits in das Zimmer hinein. Eine Hitze wie in der Hölle schlug Martin entgegen. Er konnte nicht mehr fliehen. Atemlos irrte sein Blick durch das Zimmer. Er saß in der Falle.

Das Fenster! Aber es war ja zugenagelt! Als wäre das alles genau geplant gewesen! Er sprang auf das Bett unter der Fensteröffnung und drückte gegen die Holzplatte. Sie gab nicht nach. Die Flammen knisterten und fauchten und versengten ihm mit ihrem Atem das Haar. Wie ein Wahnsinniger warf er sich gegen die Platte.

Jetzt löste sie sich rechts unten. Mit neuer Hoffnung rammte er mit der Schulter noch einmal gegen das Holz. Es splitterte, aber es hing noch immer zu fest im Rahmen. Die Hitze wurde unerträglich. Er konnte nicht einmal mehr auf dem schwankenden Bett Anlauf nehmen; die Flammen waren schon zu dicht hinter ihm. Er warf einen kurzen Blick zurück und sah, dass sie bereits an dem hölzernen Bettgestell nagten. Martin hämmerte mit den Fäusten gegen die Platte. Seine Knöchel drohten zu zerspringen. Da gab sie endgültig nach und knirschte aus dem Rahmen. Der Weg in die Nacht war frei.

Die plötzliche Öffnung in der Wand fachte die Flammen noch mehr an. Eine feurige Zunge leckte gierig nach Martin. Ohne zu zögern, stürzte er sich aus dem Fenster. Zu spät erinnerte er sich daran, dass es im ersten Stock lag.

399
669,35 ₽
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18+
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511 стр. 2 иллюстрации
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9783864020551
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