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Читать книгу: «Naturphilosophische Emergenz», страница 3

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3.1.1 Homopathisch und heteropathisch

Mill nimmt in seinen Überlegungen eine Situation an, in der mehrere Faktoren unter bestimmten Bedingungen zusammenwirken und so einen bestimmten Effekt hervorbringen. Da er davon ausgeht, dass jeder der an dieser Situation beteiligten Einzelfaktoren – für sich genommen – unter den gleichen Bedingungen auch einen Effekt gehabt hätte, stellt sich für ihn die Frage, ob sich die gemeinsame Wirkung der Faktoren schon dann bestimmen lässt, wenn man nur diese Einzelwirkungen kennt. Die Frage ist also, ob sich, anders ausgedrückt, die (zuvor bekannten) Einzelwirkungen der Faktoren zu einer Gesamtwirkung einfach summieren lassen?24 Mill sieht dies besonders im Bereich der Mechanik als gegeben. So führt er an einem Beispiel aus der Dynamik an, wie sich unterschiedliche Kraftwirkungen auf einen Körper miteinander addieren lassen. Und auch in der Physik könne man die Teile eines zusammengesetzten Körpers einfach zu seinem Gesamtgewicht addieren.25 Mill fasst dies in folgendem Gesetz zusammen:

„I shall give the name of the Composition of Causes to the principle which is exemplified in all cases in which the joint effect of several causes is identical with the sum of their separate effects.“26

Obwohl dieses Prinzip eine „general rule“27 darstelle, scheint es, Mill zufolge, nicht überall zu gelten. Jeder andere Fall sei mithin als Ausnahme zu sehen („the other case [is] exceptional“28). So gelte es nicht in den Bereichen der Physiologie, der Psychologie und der Chemie, da diese ihre Existenz gerade eben einem Bruch des Prinzips der Composition of Causes verdanken würden.29 Für die Chemie gibt er dabei folgendes Beispiel:

„The chemical combination of two substances produces, as is well known, a third substance with properties different from those of either of the two substances separately, or both of them taken together. Not a trace of the properties of hydrogen or of oxygen is observable in those of their compound, water. […] [A]nd we are not, at least in the present state of our knowledge, able to foresee what result will follow from any new combination […].“30

Diese Überlegung führt Mill zur folgenden begrifflichen Unterscheidung: Kann eine Eigenschaft bzw. eine Wirkung, wie im Beispiel der chemischen Reaktion, nicht als ‚Summe‘ aller an ihrer Hervorbringung beteiligten Einzelfaktoren verstanden werden, so spricht Mill von einer heterogenen Eigenschaft bzw. Wirkung. Jene Gesetze, welche den empirisch feststellbaren Zusammenhang zwischen den Ausgangsfaktoren und ihrer gemeinsamen Wirkung beschreiben, werden heteropathische Gesetze genannt. Ist es jedoch umgekehrt, und die Gesamtwirkung ergibt sich – wie im Fall der Addition der Teilgewichte eines zusammengesetzten Körpers – als Summe der Einzelwirkungen, so nennt man sie homogen. Die dazugehörigen Gesetze heißen homopathische Gesetze. Sie können aus den Gesetzen über die Einzelwirkungen gefolgert werden. In der Unterscheidung zwischen homo- und heteropathischen Ursachen und Gesetzen liegt Mills Bedeutung für den britischen Emergentismus. Es sind dabei die heterogen wirkenden Ursachen, welche spezifisch ‚neue‘ Wirkungen hervorbringen. Dabei sind die Gesetze, die diese Wirkung ausdrücken, nicht aus den Teilgesetzen ableitbar.31

Mills Beispiele beziehen sich in der Regel auf komplexe Systeme mit systemischen Eigenschaften – also solche Eigenschaften, die nur dem System als Ganzem und keinem seiner Einzelteile zukommen. Hierbei beschreibt er insbesondere das Verhalten von Lebewesen und die Eigenschaften chemischer Verbindungen.32 In Bezug auf heterogen zusammenwirkende Ursachen lassen sich mehrere Varianten unterscheiden:

„[T]hat in some instances, at some particular points in the transition from separate to united action, the laws change, and an entirely new set of effects are either added to, or take the place of, those which arise from the separate agency of the same causes […].“33

Somit können in einer ersten Variante die ‚neuen‘ Gesetze den Platz der vorherigen Gesetze einnehmen. Dies lässt sich – Mill zufolge – besonders gut am bereits zitierten Beispiel des Wassers zeigen. Hier verbinden sich die Elemente Wasserstoff und Sauerstoff, welche beide gasförmig sind, zu H2O. Dieses aber ist flüssig und nicht gasförmig. Und auch die Teilstoffe des Wassers sind nicht mehr gasförmig. In einer anderen Variante hingegen gelten die Gesetze, denen die Bestandteile eines komplexen Systems für sich genommen folgen, auch innerhalb des Systems. Dieses hat aber darüber hinaus zusätzliche, neue Eigenschaften, die keines seiner Bestandteile besitzt. Mill bezieht sich hierbei besonders auf solche komplexen Systeme wie Organismen, die im Unterschied zu ihren Bestandteilen heteropathische Eigenschaften aufweisen, wie, ‚lebendig‘ zu sein oder ‚atmen‘ zu können. Dennoch folgen die Bestandteile eines Organismus gleichzeitig homopathischen (z.B. mechanischen) Gesetzen.34

3.1.2 Abgeleitete und letzte Gesetze

Eine weitere Überlegung Mills ist für die geschichtliche Betrachtung des Emergenzbegriffs von Bedeutung: die Unterscheidung in letzte und abgeleitete Gesetze („[…] ultimate laws, and what may be termed derivative laws.“35).36 Ein Gesetz gilt für Mill dann als erklärt, wenn es auf andere Gesetze zurückgeführt werden kann. Seiner Ansicht nach lässt sich dies aber nur mittels drei Typen der Erklärung von Gesetzen vornehmen37:

1. Indem man das Gesetz einer komplexen Wirkung auf die Gesetze der Partialursachen und ihr Zusammenwirken zurückführt. Dies bedeutet nichts anderes, als das Ganze als Summe der Einzelwirkungen seiner Teile zu betrachten.

2. Durch Angabe eines Zwischenglieds, das die Verbindung zwischen dem zu erklärenden Gesetz und den verursachenden Gesetzen herstellt.

3. Indem man das spezifische Gesetz, das erklärt werden soll, unter ein allgemeineres Gesetz subsumiert.

In allen drei Fällen wird – Mill zufolge – das zu erklärende Gesetz in solchen Gesetzen aufgelöst, die allgemeiner sind als es selbst.38 In Bezug auf die Gesetzestypen (1) und (2) erscheint diese Behauptung zunächst nicht plausibel. Doch Mill führt an, wann für ihn ein Gesetz allgemeiner ist als ein anderes: So ist ein Gesetz, welches besagt, dass A von C gefolgt wird, weniger allgemein als – zum einen – ein Gesetz, welches besagt, dass A von B gefolgt wird und – zum anderen – ein Gesetz, welches besagt, dass B von C gefolgt wird. Dies begründet er damit, dass im ersten Fall A von B auch dann gefolgt würde, wenn B nicht von C gefolgt wird. Wenn B aber nicht von C gefolgt wird, kann A nicht (über B) von C gefolgt werden. Dies erklärt er in analoger Weise auch für den zweiten Fall (wo B von C gefolgt wird).39 Anders als man es üblicherweise erwarten würde, hält Mill somit nicht jenes Gesetz, in welchem A von C (über B) gefolgt wird, für allgemeiner, sondern jene, welche jeweils nur einen ‚Teil‘ davon (AB oder BC) beschreiben. Er verdeutlicht dies an einem konkreten Beispiel: Ein Gesetz mit dem Inhalt ‚der Kontakt mit einem Objekt verursacht eine Empfindung‘ (AC) ist für ihn weniger allgemein als das Gesetz ‚der Kontakt mit einem Objekt verursacht eine Erregung der Nervenbahnen‘ (AB). Denn das zweite Gesetz könne auch dann erfüllt sein, wenn zwar eine starke Erregung der Nervenbahnen, aber gleichwohl keine Empfindung hervorgerufen werde. Dies sei zum Beispiel dann der Fall, wenn man sich in einer Schlacht Verletzungen zuziehe, ohne dass man diese bewusst empfinde. Aber auch das Gesetz ‚eine Erregung der Nervenbahnen verursacht eine Empfindung‘ (BC) sei allgemeiner als das Gesetz ‚der Kontakt mit einem Objekt verursacht eine Empfindung‘ (AC). Denn die Empfindung könne auch dann hervorgerufen werden, wenn sie gar nicht durch den Kontakt mit einem Objekt verursacht werde, zum Beispiel bei Phantomschmerzen im Falle amputierter Gliedmaßen.40 Nach diesem Verständnis also können nach Mill Gesetze über die drei Typen von Erklärungen auf allgemeinere Gesetze zurückgeführt werden. Der Erfolg dabei ist für ihn jedoch von begrenztem Umfang, denn:

„What is called explaining one law of nature by another, is but substituting one mystery for another; […] we can no more assign a why for the more extensive laws than for the partial ones.“41

Dennoch betrachtet er diese Form von Erklärung als sinnvoll, denn jede Zurückführung eines Gesetzes auf ein allgemeineres Gesetz bringe die Wissenschaft einen Schritt weiter:

„Every such operation brings us a step nearer towards […] comprehending the whole problem of the investigation of nature, viz. […] What are the fewest general propositions from which all the uniformities existing in nature could be deduced?“42

Alle jene Gesetze, die nach den drei beschriebenen Typen von Erklärungen auf allgemeinere Gesetze zurückgeführt werden können, nennt Mill abgeleitete Gesetze (‚derivative laws‘). Letzte Gesetze (‚ultimate laws‘) hingegen heißen jene, für die keine weitere Erklärung mehr möglich ist.43

Mill glaubt, dass es prinzipielle Grenzen für die Deduzierbarkeit bestimmter Gesetze gibt. Einige Gesetze sind daher notwendigerweise letzte Gesetze. Dies erläutert er an solchen Fällen, die phänomenale Qualitäten betreffen. Hierbei besteht für ihn eine prinzipielle Erklärungslücke zwischen dem physischen und dem psychischen Bereich, da sich auch durch Erweiterung des Wissens in den Naturwissenschaften nicht erklären lässt, wie und warum ein qualitativer Zustand aus physiologischen Prozessen hervorgeht:44

„It is therefore useful to remark, that the ultimate Laws of Nature cannot possibly be less numerous than the distinguishable sensations or other feelings of our nature; – those, I mean, which are distinguishable from one another in quantity or degree. […] I do not mean that it might not possibly be shown that some other phenomenon, some chemical or mechanical action for example, invariably precedes, and is the cause of, every phenomenon of colour. But though this, if proved, would be an important extension of our knowledge of nature, it would not explain how or why a motion, or a chemical action, can produce a sensation of colour; and however diligent might be our scrutiny of the phenomena, whatever number of hidden links we might detect in the chain of causation terminating in the colour, the last link would still be a law of colour, not a law of motion, nor of any other phenomenon whatever. Nor does this observation apply only to colour, as compared with any other of the great classes of sensations; it applies to every particular colour, as compared with others.“45

Wie Stephan schreibt, zeigt das Zitat somit, dass nach Mill jedem einzelnen phänomenalen Zustand ein spezifisches letztes Gesetz entspricht.46

3.1.3 Gesetzestypen bei Mill

Stellt man die Gesetzestypen, die bei Mill beschrieben werden, in einen Überblick, ergibt sich nach Stephan folgendes Bild: Da gibt es zum einen Gesetze, die nicht das Zusammenwirken mehrerer Ursachen beschreiben. Unter ihnen gibt es ableitbare und letzte Gesetze. Gesetze, die nicht das Zusammenwirken mehrerer Ursachen beschreiben, sind aus folgendem Grund für Emergenztheorien uninteressant: Es können sich nämlich nur aus dem Zusammenwirken mehrerer Ursachen neue Wirkungen im Sinne heteropathischer Wirkungen ergeben. Ein Gesetz, dem nicht eine Interaktion von Faktoren zugrunde liegt, kann daher auch nicht eine neue Wirkung beschreiben. Zum anderen gibt es Gesetze, die das Zusammenwirken mehrerer Ursachen beschreiben: Nur unter diesen Gesetzen gibt es solche, die homopathisch und solche, die heteropathisch zu nennen sind. Homopathische Gesetze lassen sich als abgeleitete Gesetze immer aus allgemeineren Gesetzen deduzieren. Sie können demnach keine letzten Gesetze sein. Bei den heteropathischen Gesetzen stellt sich dies anders dar: Einige von ihnen können abgeleitete Gesetze sein, wenn es gelingt, sie aus den Partialgesetzen über die zusammenwirkenden Ursachen und ein zusätzliches allgemeines Bildungsprinzip abzuleiten. Die meisten der heteropathischen Gesetze jedoch sind letzte Gesetze, weil sie nicht aus allgemeinen Gesetzen ableitbar sind.47 Wie Stephan zusammenfasst, „sind also [weder] alle heteropathischen Gesetze letzte Gesetze, noch sind alle letzten Gesetze heteropathische Gesetze“48.

Den Werken der Britischen Emergentisten und der Entwicklung ihrer Emergenztheorien dienten besonders die Überlegungen Mills über heteropathische und zugleich letzte Gesetze als Fundament.49 Am deutlichsten wird der Einfluss Mills im Werk C. D. Broads, der diese begriffliche und inhaltliche Unterscheidung aufgegriffen und weiterentwickelt hat.50

3.2 George Henry Lewes: „Problems of Life and Mind“

George Henry Lewes plädiert in seinem Werk „Problems of Life and Mind“ für die Metaphysik als Wissenschaft der allgemeinsten Prinzipien bzw. der abstraktesten Gesetze und versucht, sie in die Methoden der Naturwissenschaften zu transformieren. Lewes ist dabei im Wesentlichen als Schüler und Weggefährte Mills zu sehen. So schreibt Alexander Bain recht despektierlich:

„I met Lewes frequently when I was first in London in 1842. He sat at the feet of Mill, read the Logic with avidity, and took up Comte with equal avidity. These two works, I believe, gave him his start in philosophy.“51

Diese Nähe zu Mill zeigt sich auch deutlich in Lewes’ Werk: So übernimmt er von diesem die Unterscheidung zwischen homopathischen und heteropathischen Gesetzen und Wirkungen.52 Doch führt er dabei jenen Begriff der Emergenz ein, der später für eine ganze philosophische Strömung namensgebend sein sollte:

„There are two classes of effects markedly distinguishable as RESULTANTS AND EMERGENTS. […] Thus, although each effect is the resultant of its components, the product of its factors, we cannot always trace the steps of the process, so as to see in the product the mode of operation of each factor. In this latter case, I propose to call the effect an emergent.“53

Lewes stellt in seiner Definition von Resultants und Emergents – dem Millschen Gegensatz homopathischer und heteropathischer Gesetze und Wirkungen ähnlich – die Addition von homogenen Kräften dem heterogenen Zusammenwirken verschiedener Ursachen gegenüber.54 Resultants werden bei Lewes dementsprechend als die Summe homogener Kräfte definiert:

„Every resultant is either a sum or a difference of the co-operant forces: their sum, when their directions are the same; their difference, when their directions are contrary. Further, every resultant is clearly traceable in its components, because these are homogeneous and commensurable.“55

Emergents sind dann gegeben, wenn verschiedene Ursachen in heterogener Weise zusammenwirken:

„It is otherwise with emergents, when, instead of adding measurable motion to measurable motion, […] there is a co-operation of things of unlike kinds. […] [A]dd heat to different substances, and you get various effects, qualitatively unlike: expansion of one, liquefaction of a second, crystallisation of a third, decomposition of a forth […]. Here we have various emergents, simply because in each case there has been a different co-operant; and in most of these cases we are unable to trace the process of coalescence. The emergent is unlike its components in so far as these are incommensurable, and it cannot be reduced either to their sum or their difference.“56

Stephan sieht trotz der großen Nähe zu Mills Theorie eine entscheidende Modifikation in Lewes’ Überlegungen und verweist dabei auf folgendes Zitat:

„Unlike as water is to oxygen or hydrogen separately, or to both when uncombined, nothing can be more like water than their combination, which is water. We may be ignorant of the process which each passes through in quitting the gaseous to assume the watery state, but we know with absolute certainty that the water has emerged from this process. […] Some day perhaps, we shall be able to express the unseen process in a mathematical formula; till then we must regard the water as an emergent.“57

Stephan führt an, dass Lewes an dieser Stelle der Unvermeidlichkeit heteropathischer Gesetze in Chemie, Physiologie und Psychologie bei Mill einen eigenen Ansatz gegenüberstellt, welcher besagt, dass es an sich möglich sein müsse, eines Tages auch die bei einer chemischen Verbindung ablaufenden Prozesse mathematisch zu beschreiben.58 Damit wird der Begriff einer emergenten Wirkung in Fällen chemischer Verbindungen jedoch zu einem relativen Begriff. Denn würde die Erklärung der chemischen Verbindung von Wasser in einer mathematischen Formel gelingen, so wäre eine solche – vormals emergente – Wirkung fortan als resultierende Wirkung zu betrachten. Darüber hinaus fasst Stephan die Ausführungen Lewes’ so auf, dass hier nicht nur chemische Verbindungen gemeint seien. Vielmehr würde Lewes im letzten Satz des obigen Zitats andeuten, dass er es für nicht ausgeschlossen hält, dass sich mit dem Fortschritt der Wissenschaften vermeintlich emergente Wirkungen als resultierende Wirkungen herausstellen könnten, ohne dass dies auf einen bestimmten Bereich beschränkt bliebe. Nur so lange dies noch nicht möglich ist, hätten nicht-deduzierbare Phänomene als emergent zu gelten.59 Bei konsequenter Verfolgung dieser Betrachtung wäre Lewes somit nicht etwa ein Vordenker des Emergentismus im Sinne eines Nicht-Reduktionisten, sondern, da er emergente Phänomene durch Erkenntnisgewinn in den Wissenschaften letztendlich für reduzierbar hält, ein Reduktionist. Doch hier greift Stephans Betrachtung zu kurz, wie sich im weiteren Verlauf von Lewes’ Werk zeigt:

„Who, before experiment, could discern nitric acid in nitrogen and oxygen? […] Yet it is no extravagant hope that the day will arrive when we shall not only know the separate operations of agents, but their mutual modification in the product which emerges from their union. When an agent A has the value x, and another agent, B, has the value y, the resultant of A+B must be x+y. But this is only true when no other factor interferes. In truth, some other factor almost always does interfere, though it is generally thrown out of the calculation, either because it is arbitrarily set aside, being irrelevant to the purpose in view, or too small in amount to disturb our „approximation“. So that, strictly speaking, the real effect is always an emergent, since we never know with absolute accuracy enough of all the factors to trace their operation. This, which is true of reals, is no longer true of ideal constructions, wherein the factors are accurately defined.“60

Aus dieser Betrachtung Lewes’ folgt vielmehr, dass – entgegen dem Verständnis Stephans – der Begriff einer resultierenden Wirkung in allen anderen Fällen als in denen einer ‚ideal construction‘ als relativ anzusehen ist. Man wird, Lewes zufolge, nämlich in der Realität (in ‚reals‘) niemals alle Faktoren kennen, die außer den bereits bekannten Faktoren noch an einer Reaktion beteiligt sind, so dass die eigentliche Wirkung letztendlich immer eine emergente ist. Somit dürfte der Begriff einer resultierenden Wirkung – dieser Passage zufolge – strenggenommen auf ‚reals‘ gar nicht angewandt werden. Vielmehr muss man nach Lewes davon ausgehen, dass der Begriff einer emergenten Wirkung – gleichsam als epistemisches caveat – in den meisten Situationen des Zusammenwirkens mehrerer Ursachen anzuwenden ist, genauer: in allen Situationen mit Ausnahme all solcher, die ‚ideal constructions‘ zuzurechnen sind. Denn nur in ‚ideal constructions‘ sind alle Faktoren präzise definiert. Zum Beispiel der chemischen Verbindungen, die Lewes für mathematisch darstellbar hält, ist daher folgendes zu sagen: Solange man eine chemische Verbindung als eine ‚ideal construction‘, in der alle Faktoren bis ins letzte bekannt sind, durchdenkt, lässt sie sich als resultierende Wirkung beschreiben, wenn dies auch nicht in mathematischen, sondern eher in chemischen Formeln möglich sein dürfte. Sobald man aber versucht, eine chemische Verbindung aus dem realen Bereich (‚reals‘) in einer Formel darzustellen, wird man scheitern. Denn auch hier gilt, dass man sich bei ‚reals‘ nie sicher sein kann, alle Faktoren zu kennen, daher ist jede Wirkung in diesem Bereich eine emergente Wirkung. Die chemische Praxis bestätigt dies: Es gilt als unmöglich, eine ideale Versuchsanordnung zu konstruieren, die das Einhergehen bzw. die Einflussnahme anderer Faktoren vollständig ausschließt. Eine chemische Versuchsanordnung lässt sich höchstens weitestgehend gegen solche Faktoren abschirmen, die das Ergebnis verfälschen oder beeinflussen könnten. Somit lässt sich, selbst wenn ein Versuch den erwarteten Ausgang nimmt, nicht mit Sicherheit feststellen, ob nicht doch auch andere (unbekannte) Faktoren beteiligt waren, die den Versuchsausgang – wenn auch nicht nachhaltig – beeinflusst haben. Also ist, entgegen dem Verständnis Stephans, zu sagen, dass sich chemische Verbindungen, die – wie in Lewes’ Beispiel des Wassers – dem Bereich der ‚reals‘ zuzurechnen sind, in der Lewes’schen Konzeption auch in Zukunft nicht als genuine resultierende Wirkungen werden herausstellen können.

23 Vgl. Stephan (1999b). S. 78. Stephan betont außerdem, dass Mill nur den Begriff ‚heteropathisch‘ verwendet. Der Begriff ‚homopathisch‘ hingegen stamme aus der Sekundärliteratur [Vgl. Stephan (1999b). S. 78. Fußnote 6.].

24 Vgl. Mill (1843). S. 370-371 und Stephan (1999b). S. 78.

25 Vgl. Mill (1843). S. 370 und Stephan (1999b). S. 78.

26 Mill (1843). S. 371. Hervorhebung durch den Verfasser.

27 Mill (1843). S. 373.

28 Mill (1843). S. 373.

29 Vgl. Mill (1843). S. 374 und Stephan (1999b). S. 83.

30 Mill (1843). S. 371.

31 Vgl. Mill (1843). S. 373-376 und Stephan (1999b). S. 80-81.

32 Vgl. Mill (1843). S. 373-376 und Stephan (1999b). S. 82.

33 Mill (1843). S. 376. Hervorhebung durch den Verfasser.

34 Vgl. Stephan (1999b). S. 82-83 und Mill (1843). S. 373.

35 Mill (1843). S. 484. Hervorhebungen durch den Verfasser.

36 Vgl. Stephan (1999b). S. 87-88.

37 Vgl. Stephan (1999b). S. 87-88 und Mill (1843). S. 464-469.

38 Vgl. Mill (1843). S. 471 und Stephan (1999b). S. 88.

39 Vgl. Mill (1843). S. 466-467.

40 Vgl. Mill (1843). S. 466-467.

41 Mill (1843). S. 471.

42 Mill (1843). S. 472.

43 Vgl. Mill (1843). S. 484 und Stephan (1999b). S. 89.

44 Vgl. Mill (1843). S. 484-485 und Stephan (1999b). S. 89-91.

45 Mill (1843). S. 485. Hervorhebungen durch den Verfasser.

46 Vgl. Stephan (1999b). S. 90.

47 Vgl. Stephan (1999b). S. 91.

48 Stephan (1999b). S. 91.

49 Vgl. Stephan (1999b). S. 91.

50 Vgl. Broad (1925). S. 65, S. 68 und S. 77-81, Stephan (1999b). S. 97-98 sowie Abschnitt 4.3.

51 Bain, Alexander (1882). John Stuart Mill. A Criticism with Personal Recollections. Reprint. Key Texts – Classic Studies in the History of Ideas. Bristol: Thoemmes Press 1993. S. 76. Fußnote. Vgl. auch Stephan (1999b). S. 86. Fußnote 19.

52 Vgl. Stephan (1999b). S. 85-86.

53 Lewes (1875). S. 368. Hervorhebung (kursiv) durch den Verfasser.

54 Vgl. Stephan (1999b). S. 86.

55 Lewes (1875). S. 369.

56 Lewes (1875). S. 369.

57 Lewes (1875). S. 369-370.

58 Vgl. Stephan (1999b). S. 87 und Stephan, Achim (1992). „Emergence – A Systematic View on its Historical Facets“ in: Ansgar Beckermann/Hans Flohr/Jaegwon Kim. Emergence or Reduction? – Essays on the Prospects of Nonreductive Physicalism. Berlin/New York: Walter de Gruyter. S. 28-29.

59 Vgl. Stephan (1999b). S. 87 und Stephan (1992). S. 28-29.

60 Lewes (1875). S. 370-371.

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9783429060459
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