Читать книгу: «DAS SOZIALE LEBEN RUND UM UNBEWEGLICHE SACHEN», страница 3

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14. Farbe für die Hegergasse (Hegerg.8)

Der Verfasser erinnert sich nur sehr ungern daran: Die Sozialbau hatte als eine der ersten Stadterneuerungs-Aktivitäten ein Gründerzeithaus im 3. Bezirk in der Hegergasse gekauft. Es sollte renoviert werden. Es gab Mieter- Versammlungen mit Wolfgang Gräsel und Jimmy Ungersböck. Ein grafisch begabter Mieter zeichnet sogar drei Farbvorschläge für die Fassade. Nach langem hin und her war die Mietzinserhöhung für die Instandsetzung, die Förderung für den Personenaufzug und die Förderung für den Dachausbau genehmigt. Der Jimmy Ungersböck kommt zum Bauen.

"Ich brauche einen Farbvorschlag von Dir!"

"Das muss ich mir doch erst überlegen."

"Das geht jetzt nicht, wir brauchen die Farben sofort!"

Der Verfasser setzt sich also hin, färbelt binnen weniger Minuten eine Kopie der Fassade und schaut sich dabei die Mieter-seitigen Entwürfe gut an. Jimmy sagt: "Diese Farben haben wir nicht auf der Farbkarte."

"Zeig mir die Farbkarte".

Stimmt. Auf dieser Farbkarte gibt es nur ganz wenige Farben. Die ausgewählten Farben sind nicht dabei, nicht einmal annäherungsweise.

"Es gibt doch noch viel mehr Farben, kann man keine anderen nehmen? Kann man nicht mischen?“.

"Nein, das geht alles nicht mehr. Du musst aus dieser Farbkarte auswählen!"

Hätte er sich doch damals darauf nicht eingelassen! Er sucht die noch am ähnlichsten aussehenden Farben aus der Farbkarte heraus. Es sind leider sehr andere Farben, als die ursprünglich ausgewählten, besonders von der Helligkeit und vom Kontrast her.

Das Ergebnis ist schlimm. Mieter rufen ganz verwundert bei der damaligen Sekretärin Sabine Glasl an, warum denn um Gottes Willen die Hoffassade rosa angemalt wird! Aber für Beschwerden ist es zu spät. Das Ergebnis ist eines der schrecklichsten Beispiele der farblichen Gestaltung von Gründerzeit-Fassaden. Der Verfasser wird noch lange bei jeder passenden und, seiner Meinung nach noch viel mehr bei jeder unpassenden Gelegenheit, an die Hegergasse erinnert.

Sie haben die fertige Hegergasse niemanden gezeigt und keine Fotos davon herumgereicht. Das einzige Glück ist: Inzwischen waren schon wieder mehr als zwölf Jahre vergangen und die Hegergasse 8 würde in absehbarer Zeit eine, hoffentlich diesmal ansprechende, neue Fassade erhalten. Es sei heute angemerkt: dass dies einige Zeit nach dem Verfassen dieses Textes dann auch tatsächlich geschah.

15. Eine Watsch´n für den Johnny (das Team 7)

Der Verfasser sucht noch einen Mitarbeiter für die Gebietsbetreuung Ottakring. Er besucht aus diesem Grund eine Präsentation jener Projektgruppe auf der Technischen Universität Wien, die der „Projektgruppe Favoriten“ nachgefolgt ist

Er spricht dort auch einige Worte darüber, was sie in Ottakring so machen und ob nicht jemand Lust hätte, mitzuarbeiten. Daraufhin meldet sich mit seinem breiten Lachen der Johnny Winter und beginnt alsbald zuerst als freier, später als angestellter Mitarbeiter.

Timo nennt den Johnny "Querkopf“, einerseits weil sein Schädelbau tatsächlich an einen Quader erinnert, andererseits, weil er immer alles ganz genau wissen will und lieber eine Frage zu viel, als eine Frage zu wenig stellt. Johnny kümmert sich hauptsächlich um die grafischen Ausarbeitungen und betreibt das sehr intensiv, - wie auch an jenem Nachmittag.

Roswitha, eine Germanistik - Studentin, war von Timo Huber's Gattin Elfi als Sekretärin empfohlen worden. Sie liebt Pflanzen über alles und wird später auch die Hofbegrünungs- Beratung für die Gebietsbetreuung machen. An jenem Nachmittag allerdings will sie nur ihre Blumen gießen. Zu diesem Zweck geht sie mit voller Gießkanne hinter dem Johnny vorbei, ziemlich knapp, weil so viel Platz ist nicht.

Der Johnny, dadurch aus seiner Konzentration gerissen und in der dem Grafiker eigenen Angst vor fließendem Wasser, meint: "Mach das jetzt nicht!" Das sieht Roswitha allerdings nicht ein: "Führ Dich nicht so auf!" Johnnys Versuch, ihr die Gießkanne wegzunehmen beantwortet Roswitha mit ein paar Tropfen über Johnnys Kopf. Johnny wird laut, und daraus entwickelt sich eine Rangelei um die Gießkanne.

Roswitha tut dann genau das, was der Johnny absolut nicht will. Sie gießt nämlich einige Spritzer auf Johnny´s Papiere. Jetzt hat Johnny die Kanne und versucht, das Wasser über die Roswitha zu schütten.

Der Verfasser steht auf, geht hin, - und der Johnny hat eine Watsch´n. Mit einem Mal ist alles still. Der Johnny packt seine Sachen und verliäßt wortlos das Lokal.

An nächsten Morgen kommt er wieder, als wäre nichts gewesen.

Nach sechs Jahren beim Team macht sich der Johnny als Architekt selbständig. Inzwischen ist er Adolf Loos- Preisträger geworden, mit „BKK" und der „Sargfabrik", hat das goldene Verdienst- Zeichen der Stadt erhalten und ist leider an Krebs verstorben.

Die letzten Aufgaben, die das Team für ihn hatte, etwa Fertigstellung von Forschungs- Berichten über Holzhäuser und über die Wärmepumpe, haben ihn auch nicht mehr recht gefreut. Die hat dann, viel später, der „Luigi“, - der Helmut Krapmeier fertig gemacht. Dies wäre aber eine andere Erinnerung.

16. Fünfhundert Schilling für den Werner? (das Team 8)

Den Werner Scharf hat der Wolfgang Gräsel sehr "diskret" aufgenommen. Die anderen wussten gar nichts davon. Plötzlich ist der Werner da. Ein kleiner schnauzbärtiger Baumeister mit einem, wie man in Wien sagt, g'sunden Spruch; - jedoch in der Art irgendwie nobel.

Er hatte als Jugendlicher bei der „Admira" Fußball gespielt und läßt in jener Zeit keine Gelegenheit dazu aus. Seine kurzen Beine sind in der Lage, mit Nähmaschinen- Nadel- artiger Geschwindigkeit über den Boden zu fegen und die Art, wie er mit einem Ball umgeht, zeigt den Könner.

Sportliche Aktivitäten in der Gebietsbetreuung Ottakring hatten begonnen; in dem sie einen Schreibtisch als Tischtennisplatte und eine Reißschiene als Netz verwendeten.

Später sind zwei Schreibtische die Tore und Johnny und der Verfasser füllen mit einem echten Lederball die Arbeitspausen. Sie gehen einen Schritt weiter und Timo, Idi, Johnny und der Verfasser verbringen die Mittagspausen auf dem aufgelassenen Parkplatz der Ottakringer Brauerei in der Eisnergasse, wo heute der Gemeindebau steht. Sie spielen Fußball. Zwei gegen Zwei. Bald spielen die Jugendlichen des Stadterneuerungsgebiets mit.

Die vier, alle ursprünglich „Anti-Kicker“, sind bald mit den Eigentümlichkeiten des Spieles auf dem kleinen Platz vertraut. Sowohl die Jugendlichen aus dem Stadterneuerungsgebiet, als auch die Leute der Gebietsbetreuung Meidling sind keine ernst zu nehmenden Gegner mehr. Daher spielten sie weiterhin Zwei gegen Zwei, - Timo und der Verfasser, die Alten, gegen Idi und Johnny, die Jungen, - und es ist sehr ausgeglichen.

Eines Tags ist der Timo nicht da und der Werner nimmt seinen Platz ein. Er darf sich den Partner aussuchen und wählt sich den Johnny. Sie spielen dreimal 10 Minuten und wissen, es würden sehr einseitige Partien werden.

Zur Überraschung aller gewimnnen ldi und der Verfasser ohne Probleme das erste Spiel. Der Werner, obzwar er den großen Fußballplatz gewohnt ist, kann dies kaum glauben. Jetzt würde er den Spieß umdrehen. In dem Idi und in seinem Partner wächst ein ungeheurer Ehrgeiz. 10 Minuten später haben sie auch die zweite Partie gewonnen, was der Werner mit den Worten "Das gibt es nicht" kommentiert.

Die dritte Partie soll für klare Verhältnisse sorgen. Sie tut es auch! Dem Idi als spielenden Torwart gelingen unglaubliche Fuß- Abwehren und dem Verfasser ist es vergönnt, dem Werner den Ball durch die Beine zu schieben, die durch die hohe Schrittfrequenz fast schon unsichtbar sind.

Drei Spiele hintereinander hat der Werner verloren! Er ist fassungslos. "Fünfhundert Schilling", sagt er, "bekommt Ihr, wenn Ihr den Johnny und mich beim nächsten Mal schlagt!" Im Rausch des Erfolges hält der Verfasser mit, und sagt: "Wenn Du mit dem Johnny das nächste Mal wirklich gewinnst, kriegt Ihr die Fünfhundert Schilling von mir!"

Alle sind nun gespannt auf das nächste Spiel. Doch dem Idi reisst bald darauf die Achillessehne und bevor er wieder rehabilitiert ist, hat der Johnny das Team verlassen. Sie hatten trotzdem noch jahrelang vor, das ausständige Spiel zu wiederholen. Es kam jedoch nicht dazu. Das vielbesprochene Spiel des Jahrzehnts wird nie nachgeholt werden.

17. Wohnungen und Vanillekipferl (Ass.Geb.Ottakring 1)

Im Stadterneuerungsgebiet Ottakring wird besonders darauf geschaut, dass Niemand in den Mietrechten beeinträchtigt wird. Etwa 15 Wohnungsmieter und -Mieterinnen sollen trotzdem in eine andere Wohnung umziehen. Die Ersatz ­Wohnungen kommen in der Regel von der Gemeinde Wien. Das Team übernimmt jedoch organisatorische Aufgaben, sorgt dafür, dass die neue Wohnung auch für die alten Möbel geeignet ist, und setzt sich für die besonderen Wünsche der Betroffenen ein.

Es gibt einige dieser Mieter, - aber auch Wohnungs- Suchende, die nicht aus diesem Kreis sind, - die ihrer Sache auch pekuniär nachhelfen wollen. Als Beispiel dafür die Geschichte der Frau W.:

Frau W. war nicht mehr jung tut sich beim Stiegen Steigen schwer. Die Gemeinde hatte ihr eine Ersatzwohnung angeboten. Die liegt zwar im Erdgeschoss, es sind jedoch quer durch die Anlage einiges an Höhe und an Stufen zu überwinden, um zu ihr zu gelangen. "Natürlich", sagt der Verfasser "ich werde mich für Sie einsetzen."

Frau W. hat plötzlichen einen Tausend- Schilling - Schein in der Hand. Der Verfasser wehrt ab. Das hat zur Folge, dass Sie ihm den Schein zwischen die Hemdknöpfe stecken will. Er weicht aus und steht auf. Erstaunlich, wie beweglich die Füße der Frau W. in einem Fall sind, den sie als Notfall ansieht.

Sie verfolgt den Verfasser durch das Lokal, durch die Verbindungstür ins benachbarte Wirtshaus und außen herum zurück ins Lokal. Dann wird es ihm zu bunt. Er sagt zur Frau W.: „Sie können sich erkenntlich zeigen und ich sage Ihnen, wie."

Endlich sitzen sie wieder in Ruhe einander gegenüber. Frau W. ist sehr gespannt. Der Verfasser beugt sich zur ihr hinüber und spricht ganz leise, so als ob es die anderen Gebietsbetreuer es nicht hören dürfen. Die Welt war für Frau W. wieder so, wie sie sie gewohnt war und sie wartet gespannt auf das, was jetzt kommt. "Ein Blech Vanillekipferln, " flüsterte der Verfasser, "aber: selbst gebacken!"

Die Spannung, die gerade noch im Raum war, ist mit einem Mal verschwunden. Lachend sitzen sie einander gegenüber. Im Laufe der Zeit ist der Verfasser zu einer Menge Vanillekipferl gekommen.

18. Willi 's Diskussionsrunde (WSG 1)

In der ersten Zeit in der Gebietsbetreuung Ottakring lernt der Verfasser die kleinen und die großen Probleme der Stadterneuerung kennen. Die „kleinen“ waren Dinge wie diese:

Die alte Frau Lehner hat einen viel zu großen Hund. Er heißt Stuppi. Täglich schleppt sie sich lauthals "Stuppi" schreiend durch die Friedrich Kaiser-Gasse, wo das Gebietsbetreuungs- Lokal ist. Sie bekommt eine Kündigungs- Klage vom Vermieter. Die anderen Mieter fühlen sich belästigt. Die Kündigung wird abgewendet. Die täglichen Probleme der Frau Lehner und ihres Hundes, der es besonders auf Schuhe abgesehen hatt, bekommen sie aber fast täglich zu hören.

Die alte Frau Gürtler ist davon überzeugt, dass vor vielen Jahren schreckliche Mordtaten in ihrer Familie begangen worden waren. Sie ist überglücklich, als das Team ihr mit dem Kontaktbeamten der Ottakringer Polizei einen wirklichen, uniformierten Polizisten in die Wohnung schickt, der sich ihren Fall anhört. Noch lange erzählte sie, der „Dr. Bassena" hätte ihr geholfen. Dieser ist der Verfasser, von ihr ohne weiteres zum Doktor gemacht und mit in das von ihr Verstandene übertragenem Namen. Die Kriminal- Geschichten der Frau Gürtler, die nur selbst spricht, da sie sowieso nichts hört, müssen sie sich noch lange anhören.

Doch es gibt auch die „großen“ Sachen: Die Kosten für die Reparatur der alten Häuser werden nach amtlicher Prüfung und von Amts wegen auf die Mieten der jeweils nächsten zehn Jahre umgelegt. Die Mieten sind dadurch so hoch, dass Wohnungs- Verbesserungen oder -Modernisierungen für die meisten Mietenden unerschwinglich sind, obwohl es für letztere öffentliche Förderungsmittel gibt, die direkt an die Mietenden ausbezahlt werden.

Die Kosten der ungeförderten Instandsetzung sind gleichsam der „Reisberg", durch den sich die Mietenden durchessen mussten, um in das Schlaraffenland der öffentlichen Förderung für die Wohnungs- Verbesserung zu kommen. Daher gibt es nur dort Wohnungs- Verbesserungen, wo die Häuser nicht reparaturbedürftig sind. Die Bewohnenden der schlechten Häuser bleiben über.

Der Verfasser erzählt dieses Problem dem Willi Kainrath am Telefon. Der sagt: "Du hast recht, aber ich kann da gar nichts machen. Mach doch eine Gesprächsrunde mit den Leuten, die sich damit beschäftigen."

"Ich kenne diese Leute aber noch nicht."

"Ich sag Dir ein paar Namen: der Maisel, der Leinweber, der Hartmann, der Holzinger..., und er sagt auch gleich die Telefon- Nummern dazu.

Der Verfasser ruft die von Willi genannten Leute an, zusätzlich den Horst Berger, den Ernst Roth und den Forschungs- Betreuer vom damaligen Bauten- Ministerium und nach einiger Mühe und nach einigen vergeblichen Telefonaten sitzen alle diese Leute, der Willi auch, um den Besprechungstisch der Gebietsbetreuung Ottakring.

Der Verfasser hatte alternativ engagierte Beamte aus den niedrigeren Rängen erwartete. Es kommen aber die einschlägigen Größen des Magistrats, Abteilungsleiter und deren Stellvertreter.

Die hochkarätige Runde ist an der Sache sehr interessiert. Sie treffen einander drei Mal und das Ergebnis ist ein Pilotprojekt, - die Sanierung des Althauses der Gemeinde Wien Lambertgasse 11 mit siebzehn Substandard-Wohnungen. Auf der Grundlage des damaligen Wohnbauförderungs- Gesetzes wird eine besondere Förderung "gestrickt", die die Förderung des späteren Wohnhaussanierungs- Gesetzes vorweg nimmt.

Das Urbanbau- Team bekommt den Auftrag vom Magistrat, diese Sanierung planerisch und technisch zu betreuen, was der Timo, der Werner und der Verfasser dann auch tun. Im Erdgeschoss dieses Hauses tritt dann der zuständige Gemeinderats- Ausschuss zwei Mal zusammen. Die Politikerinnen und Politiker aller Parteien stehen zu dem Projekt.

Auf das Bedenken, die förderbaren Kosten könnten nicht ausreichen, antwortet der Verfasser: "In diesem Fall machen wir eben einen Sockel - §7", - womit eine Mietenerhöhung gemäß dem damaligen Mietengesetz gemeint wist. Aus diesem Ausspruch wird, - wohl durch August Fröhlich, - dann das Wort "Sockelsanierung", womit in Wien die durchgreifende Sanierung bewohnter Häuser bezeichnet wird. Der Boden ist aufbereitet für die Wiener Handhabung des späteren Wohnhaussanierungs- Gesetzes.

19. Der "kleine" Hofmann und die Beistriche (WSG 2)

Der Verfasser hatte es ja von Anfang an gewusst: Er hatte über ihre Arbeit in Ottakring den Forschungsbericht für das damalige Bauten- Ministerium zu verfassen. Zuerst denkt er: "Das ist ja erst in zwei Jahren" und macht sich nicht viel Gedanken darüber. Doch dann sind die zwei Jahre um. In einem sonst den Prüfverbands - Prüfern vorbehaltenen Dachboden- Kammerl im Sozialbau-Gebäude zieht sich der Verfasser zurück.

Unter Schwitzen, Ächzen und Stöhnen entsteht der Bericht. Wolfgang Gräsel hatte einige kurze Texte verfasst und darin einen Stadterneuerungs- Fonds vorgeschlagen, den es ja inzwischen in Wien gibt. Den Rest der Texte hat der Verfasser zu verfertigen und Johnny Winter macht die Grafik dazu.

Der Verfasser schlägt ein neues Wohnungsverbesserungsgesetz vor, das mit Mitteln aus dem Wohnbauförderungs- Topf arbeiten soll und auf Grund dessen die Reparatur, die hausseitigen Installationen als Grundlage für die Wohnungs- Verbesserungen und die Wohnungsverbesserungen selbst gefördert werden sollen.

Bevor der Bericht an das Ministerium geht, bekommt ihn der „Sozialbau" - Direktor Magister Fritz Hofmann, - zum Unterschied zum Stadtrat gleichen Namens der "Kleine" genannt, - zu lesen. Der Verfasser denkt, "Der kann den Bericht nicht durchlassen. Weil: wenn das vorgeschlagene Gesetz kommt, müsste das Neubauvolumen der Sozialbau beträchtlich schrumpfen, da ja ein wesentlicher Teil der Förderungsmittel in die Altbausanierung fließen würde."

Fritz Hofmann ist tatsächlich verärgert über den Bericht. Er läd den Verfasser vor. Was kommt jetzt? Etwas völlig Unerwartetes: "Da fehlen eine ganze Menge Beistriche!" Perfekte Rechtschreibung ist für den ehemaligen Schriftsetzer eben besonders wichtig! Dass den Inhalt jemand Maßgeblicher ernst nehmen könnte, - das glaubt er sowieso nicht! Sie verbessern also die Beistriche, das Ministerium gibt die Veröffentlichungs- Genehmigung und die 300 Exemplare des Berichtes sind bald vergriffen.

20. Karikatur und Magistrats- Umbildung (Ass.Geb.Ottakring 2)

2020 eingefügt

Naturgemäß ist der Kontakt mit jenen Dienststellen des Magistrats, die für den jeweiligen Einzelfall zuständig sind, Aufgabe des Teams der Gebietsbetreuung. Den Kontakt herstellen ist ja recht leicht. Die Telefonzentrale verbindet. Etwas durch Koordination weiter zu bringen, das erweist sich bald als schwierig. Warum?

Die erste Unbedarftheit ist bald vorbei. Langsam stellt sich Überblick ein. Und Erstaunen. Es sind nämlich 38 Dienststellen befasst, aus allen neun Geschäfts- Gruppen des Magistrats und zusätzlich aus Magistratsdirektion und Bezirksamt. Das ist mehr als die Hälfte der Dienststellen, die es überhaupt damals gibt! Um diese Stellen alle zu koordinieren gibt es unterhalb des Bürgermeisters niemand! Da fühlst du dich als Gebietsbetreuer irgendwie in einem Hamster- Rad!

Aus dieser Stimmung heraus zeichnet der Verfasser alle diese Dienststellen auf, und wie sie mit Vorbereitung, Finanzierung, Ausführung und Kontrolle der vielen Einzel- Maßnahmen der Stadterneuerung zusammen hängen.

Heraus kommt eine Bestandsaufnahme von wissenschaftlicher Genauigkeit, die allerdings aussieht, als wäre sie eine Karikatur. Alle, die diese Zeichnung sehen, sind beeindruckt. Fritz Hof macht davon eine Reinzeichnung. Sie wird im Rahmen einer Veranstaltung neben anderen Ergebnissen aus Ottakring präsentiert und erscheint in verschiedenen Medien.

Und – kaum zu glauben, - Bürger-meister Leopold Gratz bildet den Magistrat um, damit die Stadt-Erneuerung besser organisierbar wird. So wechselt etwa die Baupolizei von der Geschäftsgruppe „Stadtplanung“ zur Geschäftsgruppe „Wohnen und Stadterneuerung“.

Natürlich werden die Erkenntnisse aus dem Assanierungsgebiet Ottakring von den Funktions- Trägern im Bezirk und später in der „Koordinationsstelle Stadterneuerung” weiter getragen. Natürlich gibt es auch Einflüsse aus den anderen Stadterneuerungs- Gebieten Wiens. Doch im Zug von all dessen kommt der Karikatur- haften Darstellung der magistratischen Wirklichkeit jedenfalls besondere Bedeutung zu!

Die Zeichnung wird in die im August 1981 erscheinende Kurzfassung des Forschungsberichts und in den ersten Teil des Forschungs- Berichts aufgenommen. Im „Endbericht“ über die Forschungs- Vorhaben im Juli 1984 kommt die Zeichnung gar nicht mehr vor. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan! Außerdem ist sie ja seit der Magistratsumbildung ohnehin nicht mehr richtig.

21. Als Betriebsrat bei der Staatsekretätin (WSG 3)

Beatrix Eypeltauer aus Oberösterreich ist damals die Staatsekretärin im Bauten- Ministerium. Sie ist als Mitglied der Bundesregierung für die Förderung des Wohnbaues und für den Forschungsbericht des Teams über Ottakring zuständig. Wolfgang Gräsel erzählt ihr anlässlich einer gemeinsamen Bahnfahrt nach Graz über die Ergebnisse der Arbeit des Teams im Stadterneuerungsgebiet Ottakring: über den Stadterneuerungsfonds, den er vorgeschlagen hatte und über das umfassende Wohnungsverbesserungs- Gesetz, das der Verfasser vorgeschlagen hatte.

Der Beatrix Eypeltauer erscheint der Vorschlag des neuen Wohnungsverbesserungs- Gesetzes für ihre politische Tätigkeit sehr brauchbar. Sie glaubt an die dahinter steckenden Ideen und glaubt daran, damit Erfolg haben zu können. Bald darauf stehen die Ergebnisse des Teams im Wohnbauprogramm der Sozialistischen Partei Österreichs (so hieß die Sozialdemokratische Partei damals).

Doch zu einem neuen Gesetz ist es noch ein weiter Weg. Beatrix Eypeltauer will ein neues Wort und sagt "Wohnhaussanierungs- Gesetz" anstatt dem bisher bekannten Wort "Wohnungsverbesserungs- Gesetz". Sie fürchtet sich nicht davor, dass unter „Sanierung“. in der Bundesrepublik Deutschland damals hauptsächlich Abbruch und Neubau verstanden wird. Sie beauftragt einen ihrer Beamten mit dem Verfassen dieses Gesetzes.

Zur gleichen Zeit kommt es zu Differenzen zwischen dem Sozialbau - Direktor Hofmann, der die gemeinnützigen Bauvereinigungen von ganz Wien vertritt, und Beatrix Eypeltauer. Es geht wohl um die Frage, ob das Honorar der Bauvereinigungen für „Bauverwaltung" nicht wieder vier Prozent anstelle von drei Prozent betragen solle. Fritrz Hofmann fühlt sich schlecht behandelt und glaubt, dass die Maßnahmen des Ministeriums auch für das Personal der Sozialbau negative Auswirkungen hätten. Daher regt er bei den Sozialbau- Betriebsräten an, sie sollten die Staatssekretärin Eypeltauer besuchen, - und aus ihrer Sicht das Problem darlegen.

Die Sozialbau - Betriebsräte setzen den Verfasser nach kurzer Firmen- Zugehörigkeit auf die Kandidaten- Liste für die Betriebsrats- Wahl. Er hat Erfahrungen als Studentenvertreter und beim Aufbau des Betriebsrates der Architekten-ARGE im Allgemeinen Krankenhaus.

Zwei Listen, - beide unter dem Namen „Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter", - kandidieren gegeneinander. Es gibt Stimmen- Gleichheit. Das Los entscheidet für die Liste, auf der der Verfasser steht.

Er tritt, - um all die lieben Leute, die ihn vorschlagen, nicht zu enttäuschen, - diskret im der Bezirkssekretariat am Praterstern der SPÖ bei. Bald darauf verlässt der Vorsitzende der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter in der Sozialbau die Firma. Er schlägt den Verfasser als Nachfolger vor, - zum allgemeinen Erstaunen. Sie wählen ihn als Vorsitzenden. Daher hat er auch die Aufgabe, die Delegation zur Staatssekretärin zu führen.

Beatrix Eypeltauer, ein ausnehmend freundlicher Mensch, begrüßt die Betriebsräte herzlich, bewirtet sie und sagt "Ich möchte besonders die Meinung jener Leute hören, die die Arbeit machen, weil solche Leute manches besser verstehen, wie die Geschäftsführer und Vorstände." Zumindest das Herstellen eines guten Klimas ist ohne Aufwand geglückt. Der Verfasser bringt den Fall vor, um den es dem Fritz Hofmann gegangen war. Was damit weiter geschieht, weiß er konkret nicht. Die „Bauverwaltung“ wird jedenfalls nicht angehoben.

Am Schluss des Gespräches meint Beatrix Eypeltauer, sie habe eine „kleine Kommission" mit der Vorbereitung des Wohnhaussanierungs- Gesetzes beauftragt und sie lädt den Verfasser ein, an den Beratungen dieser Kommission teilzunehmen.

Er ist überzeugt, sie hat keine Ahnung, dass ausgerechnet er es war, der sich die Inhalte des Gesetzes ausgedacht und sie niedergeschrieben hat. Sie sieht in ihm wohl einen Gebäudeverwalter gemeinnütziger Wohnbauten.

So erhält er durch einen Zufall die Möglichkeit, die Erkenntnisse des Teams aus Ottakring und die Schlussfolgerungen daraus jenem Beamten, der das Gesetz zu schreiben hatte, im direkten Gespräch zu erklären. In der kleinen Kommission trifft der Verfasser den Dr. Otto Maisel aus der Gesprächsrunde wieder und auch - welcher Zufall - den Wolfgang Gräsel, seinen Chef.

Als dann Anfang 1985 das Wohnhaussanierungs- Gesetz und die zugehörigen Wiener Verordnungen beschlossen sind, sieht der Verfasser sich seine seinerzeitigen Vorschläge im Ottakring - Bericht an. Er kann hinter jeden einzelnen der zwölf Vorschläge ein Hakerl machen: sie sind alle Wirklichkeit geworden, - einige sogar noch von der legistischen Wirklichkeit übertroffen!

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