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8. Erinnerungen an eine unverwechselbare Gruppe aus Wiener Stadterneuernden 1978 bis 1991 (Das Team 1)

Ins Diktiergerät gesprochen in Suja, Kreta am 18.8.1991 und auf der Wiener Jesuitenwiese am 25.8.1991. Aktualisiert mit Ergänzungen 2004 und 2020

In Wien gibt es zur Zeit der Entstehung dieses ersten Teils dieser „ErinnerungGeschichten“ im August 1991 die Firma, „Stadt-projekt". Sie ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und hat rund 50 Angestellte und rund 15 freie Mitarbeitende. Der Name "Stadt-projekt" und das Team gehören erst seit Frühjahr 1986 zusammen. Zwischen Herbst 1985 und Frühjahr 1986 hieß die Firma "Fendi". Die 8 Jahre davor, seit 1977 waren die Mitglieder des Teams bei der „Sozialbau", einer gemeinnützigen Bauvereinigung, angestellt. In dieser Zeit wurde das Team aber meistens unter dem Namen "Urbanbau" bekannt, weil es auf Grund eines Betreuungs- Vertrages hauptsächlich für die Urbanbau, eine andere gemeinnützige Bauvereinigung der Gruppe, arbeitete.

Anfang Jänner 1991 war der Gesellschafter ein anderer geworden, nämlich die „ARWAG". Ab 1994 heißt der Arbeitgeber ARWAG Projektentwicklung und Planung, später umbenannt in „ARWAG Bauträger GmbH“. Alle diese Veränderungen hatten noch einige Jahre über den Umzug im September 1993 hinaus keine merklichen Konsequenzen auf die Aufgaben und auf die personelle Zusammensetzung des Teams mit sich gebracht.

Bereits vorher, seit etwa 1969; haben einige Angehörige dieses Teams unter Namen wie "Projektgruppe" oder "Projektgruppe Favoriten" zusammengearbeitet; zuerst als Studierenden- Gruppe, später zur Erfüllung verschiedener öffentlicher Aufträge.

Trotz all der verschiedenen Namen und Rechtsformen hatten sich Ziele und Stil des Teams bis zu der Neuausrichtung im zweiten Abschnitt dieser Erinnerungen kaum verändert, - oder nur insoweit, als es die wachsende Zahl von beteiligten Personen mit sich brachte. Es war also ein Team ohne Namen.

Trotzdem war es ein ganz unverwechselbares Team. Worum es ging, dürfte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ziemlich klar gewesen sein: Doch der

Verfasser glaubt nicht, dass es eine Person gibt, die das in kurzen Worten klar machen könnte. Jede und jeder würde etwas anderes als Haupt- Charakteristik herausgreifen. Daher bietet es sich an, ErinnerungGeschichten anvon diesesm Team festzuhaltenzu erzählen, - als ersten Teil dieser ErinnerungGeschichten- Sammlung.

Fünf der Erinnerung Geschichten des ersten Teils bereiten den zweiten Teil vor, - den mit dem „Wohnen und Arbeiten“. Das konnten die Beteiligten aber natürlich noch nicht wissen.

9. Der Anruf im Allgemeinen Krankenhaus (das Team 2)

"Gräsel hier. Sie haben eine Diplomarbeit über Stadterneuerung in Ottakring geschrieben. Haben Sie nicht Lust, an der Stadterneuerung im Assanierungs- Gebiet Ottakring zu arbeiten?". So, oder so ähnlich, lauten die ersten Worte eines Telefonates, das DI Wolfgang Gräsel im April 1978 mit dem Verfasser führt. Dieser sitzt damals an seinem Schreibtisch im Hochhaus- Dachgeschoss- Büro der ARGE der Architekten Planung Neubau Allgemeines Krankenhaus Wien. Der Anruf kommt für ihn unvermutet. Wolfgang Gräsel informiert, er rufe für die „Sozialbau" an. Der Verfasser sagt: „Die Sozialbau seid ihr? Da könnt ihr mich doch gar nicht leisten!" Er bedankt sich höflich für das Angebot und legt auf.

Einige Tage später ist der Verfasser mit einer starken Verkühlung im Krankenstand und Wolfgang Gräsel ruft ihn zu Hause an: "Informieren Sie sich doch, worum es geht! Besuchen Sie mich. Es kostet Sie ja keine Zeit, Sie sind sowieso im Krankenstand". Es ist dies des Verfassers letzter mehrtägiger Krankenstand bis zum Antritt seiner verspäteten Alterspension.

Er sagt einen Gesprächs- Termin zu, - auch deshalb, weil Wolfgang Gräsels Gattin Eva zum erweiterten Bekanntenkreis seiner Eltern zählt. Außerdem ruft der Verfasser den inzwischen leider früh verstorbenen Willi Kainrath an (den Vater der bekannten Sängerin Tini Kainrath). Der Willi sagt: "Mach doch etwas Vernünftiges aus Deinem Leben! Nimm das Angebot a ! Es ist eine gute Sache!"

Der Verfasser spricht daraufhin gut eineinhalb Stunden im damaligen Urbanbau-Büro in der Laudongasse mit Wolfgang Gräsel. Die Aufgabe der Betreuung des ersten Wiener Sanierungsgebietes zusammen mit dem Verfassen eines Forschungs- Berichtes darüber, beginnt ihn zu interessieren. Wolfgang Gräsel sagt, er würde gegebenenfalls bei der „Sozialbau" angestellt werden. Er, Gräsel, sei Prokurist dort und er werde sich um ein entsprechendes Gehalt bemühen.

Der Verfasser weiss, dass er nun die „Fleischtöpfe“ des Allgemeinen Krankenhauses verlässt, - dass er nun weniger verdienen würde und dass er sich das als Alleinverdiener mit Frau und Kind ohne sonstige Einnahmen sehr gut überlegen müsse. Dann kommt das Angebot: Neunzehntausend Schilling fünfzehn mal. Kein allzu großes Minus! Der Verfasser nimmt per 1. Juni 1978 an.

Bei der Vorstellung beim Sozialbau - Direktor Franz Fischerlehner sagt dieser: "Nach zwei Jahren müssen Sie rechnen, wieder gekündigt zu werden. Die Stadterneuerung wird eine sehr kurzlebige Sache sein". Der Verfasser glaubt es damals besser zu wissen und er fühlt sich Jahre später bestätigt, als ihn der andere damalige Sozialbau-Direktor, Magister Fritz Hofmann, fragt: "Woher haben Sie das gewusst?" - womit er die tatsächlich erfolgte enorme und dauerhafte Entwicklung der Stadterneuerung in Wien meint.

Der Verfasser gesteht auch, sich während der zweieinhalb Jahre im Allgemeinen Krankenhaus öfters ausgemalt zu haben, es riefe ihn jemand an, und sagte: "Sie haben doch eine Diplomarbeit über Stadterneuerung geschrieben. Wir brauchen Sie!". Aber das war eine reine Gedankenspielerei, - weil er war sich sicher, ein solcher Anruf würde im echten Leben nie kommen.

10. Die drei Musketiere (das Team 3)

November 78. Regen. Frühe Dämmerung. Durch Zufall trifft Timo Huber auf der Freyung in der Wiener Innenstadt den Verfasser. "Hallo Timo, wie geht's, lange nicht mehr gesehen". Arbeitet er noch beim Günter Feuerstein? „Nein, eigentlich nicht mehr“. Er suche eine vernünftige Arbeit neben seiner Collagen-Malerei und neben seinen Aktionen. "Wie wär's, wir haben doch früher öfters zusammengearbeitet? Das wär doch was, die alte "Nutzergruppe" aus der „Projektgruppe Favoriten“ als Team der Gebietsbetreuung Ottakring!"

Der Timo sagt in seiner bedächtigen Art einfach „ja, das mach ich" und kaum dass mehr als ein paar Sätze gewechselt wurden, gehen die beiden wieder ihrer Wege.

Der Verfasser erklärt dem Wolfgang Grasel, wer der Timo ist. Timo spricht mit Gräsel und schon im Dezember sitzen sich der Timo und der Verfasser in der Gebietsbetreuung Ottakring gegenüber und versuchen wie früher, herauszufinden um was es wirklich geht und was zu tun sei.

August Fröhlich, genauso wie Willi Kainrath früh verstorben, hatte die Arbeit der "Projektgruppe Favoriten" zusammen mit dem Rüdiger Reichel am längsten fortgeführt. Anfang 1979 waren sie mit einer groß angelegten Wohnbau- Forschungs- Arbeit über die Stadterneuerung in Österreich fertig. Der Verfasser trifft Gustl und Rüdiger im April 78, als sie sich bei Wolfgang Gräsel und Horst Berger im Bezirksamt Unterlagen über die Assanierung in Ottakring holen.

Eines Tages erzählt Wolfgang Gräsel dem Verfasser, er habe mit „dem Fröhlich“ gesprochen, er hätte Interesse, zum Team dazuzukommen, ob er ihn kenne und was er von ihm halte. Er sagt: "Der August Fröhlich, das ist einer der ersten Fachleute für Stadterneuerung in Österreich. Sie können keinen besseren für die Stadterneuerung in Meidling einstellen, als ihn. Aber für Sie wird es ein Rodeo!" Einige Wochen später ist der Gustl angestellt.

Er bringt den Fritz Hof gleich mit, der bei der Assanierungs- Studie die Pläne gezeichnet hatte, und der als jüngerer Student immer im Umfeld der "Projektgruppe Favoriten" zu finden war.

Für Wolfgang Gräsel wird es wirklich ein „Rodeo“. Zumindest empfindet er es so, wie seine Gattin Eva dem Verfasser erzählt. Schlussendlich wurde die Zusammenarbeit zwischen Wolfgang Gräsel und August Fröhlich sehr fruchtbar.

Der Verfasser ist beim Einstellungs- Gespräch zugegen und wünscht sich sehr, dass der Gustl zu seinem Team käme. Immer wenn der August Fröhlich und der Wolfgang Gräsel einen Auffassungs- Unterschied entdecken, - und das ist gar nicht so selten, - macht er einen Scherz dazu. Das ist, meint er, sicherlich seiner Seriosität abträglich, aber er glaubt bis heute, es habe die Einigung sehr erleichtert.

Schließlich geht es beiden damals um die gleiche Sache, wenn auch aus verschiedenen Blickwinkeln: Dem Wolfgang Grasel geht es um die Machbarkeit bei der Stadterneuerung, - und dem Gustl um deren Auswirkung auf die Betroffenen.

Anfang 1979 braucht das Team eine weitere Person für die Stadterneuerung in Meidling. Sie sollte Diplomingenieur der Architektur sein. Der Walter Stöckl hatte sich für die Aufgabe interessiert. Sind sich Walter und Gustl in der Arbeitsweise nicht vielleicht zu ähnlich? Wird das nicht zu viel Theorie und zu wenig Praxis?

Der Peter Mlczoch hatte doch in der Projektgruppe Favoriten so gut mit dem Gustl zusammengearbeitet. Der Gustl mit dem großen Wissen und der Peter mit seiner Stetigkeit, Konsequenz und Übersicht in der Arbeit. Der Gustl stellt die Weichen und der Peter schaut drauf, dass der ganze Bahnhof läuft.

Peter hatte im Büro Harry Glück gearbeitet und zuletzt ein Jahr in England verbracht. Der Verfasser erreicht ihn telefonisch im Büro Glück. Ob er Interesse hätte? "Es ist interessant. Ich weiß sowieso nicht, wie es für mich beim Glück weitergeht. Ich schau' mir das an.“

Der Verfasser berichtet dem Wolfgang Gräsel über das Interesse von Peter Mlczoch und von Walter Stöckl sowie über seine Meinung darüber. "Ich kenne den Mlczoch vom Studium. Der gibt keine Ruhe, bevor eine Sache fertig ist. Der ist eine richtige Arbeitsbiene. Darüber hinaus ist er die beste Ergänzung zum August Fröhlich."

Wolfgang Gräsel ist auf des Verfasser´s Einschätzungen der Leute, die er vom Studium kennt, angewiesen, da er selber einer früheren Studierenden- Generation angehört. Er setzt offenbar erhebliches Vertrauen in des Verfassers Einschätzungen, denn einige Wochen später ist auch der Peter beim Team angestellt.

11. Der Herr im lila Anzug (das Team 4)

Sie hatten von der „Projektbau“ leihweise den Baumeister Josef "Jimmy" Ungersböck für ein Jahr beigestellt bekommen. Der Jimmy kann nun wählen, bleibt er beim Team, oder geht er zurück zur Projektbau. Er sehnt sich zurück zu den großen Baustellen, wo das rasche Wachstum von Bauten zu sehen ist und sieht keine rechte Zukunft in Aufgaben wie: „Einbau eines Bades in die Wohnung des nicht eigenberechtigten Herrn Paracek“, „Vorschlag einer Lichthof-Verbauung“, die dann gar nicht zur Ausführung kommt und „Adaptierung des Lokales“ für die Gebietsbetreuung selbst.

Der Verfasser erinnert sich noch gern der gemeinsamen Mittagessen in Ottakring, bei denen Jimmy, der Alt- Ranger des Bundesheers und Rotarier, - und er selbst, der Wehrersatzdiener und Stammgast bei der Mühl - Kommune, - gut und konfliktfrei zusammen kommen. Jimmy erzählt seine Geschichten, etwa von der Jägerprüfung, und der Verfasser erzählte seine, - wie er für die „Junge Generation der SPÖ –Ottakring“, - mit dem Jung-Politiker Michael Häupl, - selbst gestrickte Parolen ins Mikro des Lautsprecher- Busses bei der Demo gegen die Abbruch- Spekulation schreit, weil sich sonst niemand traut.

Der Jimmy verläßt also das Team und es muss Ersatz her. Wolfgang Gräsel hatte inseriert und es kommen eines Nachmittags halbstündig hintereinander sechs oder sieben Bautechniker in die Gebietsbetreuung Ottakring, sich vorzustellen. Gräsel sitzt im Hinterzimmer und spricht mit ihnen. Der Verfasser sitzt vorn im Informations- Raum. Er empfängt die Leute, - nur Herren, - und weist sie weiter.

Am Abend kommt Wolfgang Gräsel nach vorn und fragt:

"Welcher von den Bautechnikern hat Ihnen am besten gefallen, Sie haben ja alle gesehen?"

"Ich habe sie ja nur begrüßt und verabschiedet."

"Aber Sie haben vielleicht daraus einen Eindruck gewonnen."

"Es war bei den Herren einer dabei, der einen lila Anzug anhatte. Entweder, der Herr ist sich seines Könnens so sicher, dass ihm die Kleidung bei der Vorstellung unwichtig ist, oder aber er hat sie nicht Alle, - aber das müssten Sie im Gespräch mit ihm bemerkt haben."

"Er hat sehr vernünftig gesprochen", sagte Gräsel, „und ich bin zur gleichen Auffassung gekommen, wie Sie."

So kommt der Viktor Prinz zu uns. Der lila Anzug war, wie sich später herausstellte, seine Bekleidung als Amateur- Turniertänzer. Unmittelbar nach dem Vorstellungs- Termin geht er nämlich zum Turniertanz-Training. Der Viktor ist somit nicht trotzdem, sondern gerade weil er sich als bunter Vogel darstellte, ins Team aufgenommen worden. Nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit geht er in die Alterspension.

12. Der Idi und sein Mini (das Team 5)

Auch die Gebietsbetreuung Ottakring braucht mehr Mitarbeitende. Der Verfasser hat den Auftrag, sich darum zu kümmern. Bislang hatte Christoph Braumann für das Team gezeichnet, ein Student der Raumplanung. Sie hätten ihn auch angestellt und er war auch dazu bereit. Aus irgendwelchen Gründen verzögert sich die Anstellung bei der Sozialbau jedoch Woche um Woche und plötzlich sagt der Christoph, er habe eine andere Arbeit angeboten erhalten, in Salzburg, wo er herstammt, - und die würde er nehmen.

Er empfiehlt als Ersatz einen entfernten Bekannten, einen vor kurzem mit dem Studium fertig gewordenen Raumplaner, einen gewissen Hans Friedler, der dem Verfasser bis dahin unbekannt ist. Außerdem hatte sich bei ihm ein ehemaliger Mitarbeiter aus dem Allgemeinen Krankenhaus beworben. Er läd beide zum selben Termin in die Gebietsbetreuung Ottakring ein.

Kurz vor der vereinbarten Zeit geht die Tür auf, und es kommt ein großer, kräftiger junger Mann mit wallenden braunen über-schulterlangem Haar ganz aufgeregt bei der Tür herein:

"Mein Mini steckt im Schnee fest!".

"Ich helfe!".

Gemeinsam versuchen sie, den Mini hochzuheben und ihn in Park-Position zu hieven.

"Der ist gar nicht schwer!"

"Ein bisserl weiter rechts!"

"Jetzt, ho Ruck!"

„So, das passt jetzt".

Bei dieser Tätigkeit reden sie sich ganz selbstverständlich per Du an. Als fünf Minuten später der Bewerber aus dem Allgemeinen Krankenhaus kommt, sagt er bereits nach ein paar Worten, "Ich weiß, meine Bewerbung hat keine Chance, weil ihr euch ja kennt". Warum habe der Verfasser ihm das nicht gleich an Telefon gesagt?

So kommt der Idi zum Team. Er hatte gleich zu Anfang gesagt, dass er zwar Hans Friedler hieße, seine Freunde ihn aber immer "Idi" nennen, ein Spitzname, der über "Friedli" aus seinem Familiennamen kommt. Er steht damals, im Jänner 1979, kurz vor Abschluss eines Wirtschafts- Studiums als Zweitstudium, und dort steht er heute noch. Die Aufgaben beim Team hatten ihm zum fertig Werden keine Zeit gelassen.

13. Mit dem Kurt am Karlsplatz (das Team 6)

Vielleicht hat alles nicht 1977, ´78 oder ´79 angefangen, sondern schon viel früher. 1969 war es, soweit erinnerlich in der frühherbstlichen Inskriptionszeit, als den Verfasser am Karlsplatz ein nur vom Sehen bekannter Architektur- Student, - zwei Semester jünger, - anspricht und fragt: "Kommst Du mit zur Demonstration gegen den Abbruch der Otto Wagner Stadtbahn- Station? Das ist wichtig!". Sie stehen unter den Demonstranten, ohne von der Sache selbst, zwei Stadtbahn- Stations- Gebäude funktionslos zu erhalten, tatsächlich überzeugt zu sein.

Sie meinen aber beide, am Architekturstudium selbst müsse sich Einiges ändern. Beide sind sie froh, einen Gesinnungs- Genossen gefunden zu haben. Kurt Smetana, so hieß der Student, sagt, er kenne Jemand, der auch so denkt, einen gewissen Reinhard Morawecz. Sie treffen sich gemeinsam mit Reinhard und fahren gemeinsam mit ihren Freundinnen in den Wienerwald.

Bald sind sie sich einig, die nach der Auseinandersetzung um die Kündigung eines Lehrauftrags für Gegenwartsarchitektur eingeschlafenen Aktivitäten des "Aktionskomitees der Architekturstudenten" aufleben zu lassen. Dieses Komitee hatte Mitglieder wie den „Brumi“ Wolfgang Brunbauer, Bertram Mayer, Günter Matschiner und die Kooperative Himmelblau, - damals noch zu viert, - sowie als "Jungstudenten" Herbert Binder und den Verfasser.

Der Herbert macht auch jetzt wieder mit, auch ältere, von den Mitgliedern der neuen Gruppe fast bewunderte Studenten aus der Kultur- und Wohngemeinschafts- Szene wie August Fröhlich, Timo Huber und Hermann Simböck.

Es gibt eine Reihe von Treffen in der Waschküche neben dem ausgedienten Bügelzimmer am Dachboden, das der Verfasser damals zusammen mit Johanna Rengelshausen bewohnt. Gut dreißig Leute sitzen auf dem Asphalt neben dem Waschkessel und auf improvisierten Sitzgelegenheiten. Bald ist klar, ihr vornehmliches Ziel ist eine Reform des 1966 eingeführten Kompromiss - Studienplanes, durch den das Architekturstudium in Wien nach Helsinki das zweit-längste der Welt geworden war. Ein weiteres Ziel: Die Einrichtung eines "Kontaktraumes" auf der Technischen Hochschule (heute: Technische Universität), da die Waschküche keine Dauerlösung sein kann.

Den Kontaktraum gibt es einige Monate später wirklich. Herbert Binder. August Fröhlich und Kurt Smetana sowie als Ersatz Hans Lechner, Nikolaus Steinböck und der Verfasser sind in die Studienkommission gewählt. Als parteilose Namensliste! Die damaligen Studierenden- Parteien erringen kein einziges Mandat - die christlich-soziale ÖSU, der sozialdemokratische VSSTÖ und der freiheitliche RFS. Sie sie nicht, wie damals modern, „APO“, außerparlamentarische „Opposition“, sie sind ja im Besitz der absoluten Mehrheit! Tatsächlich gibt es den Kontaktraum einige Monate später wirklich. Herbert Binder. August Fröhlich und Kurt Smetana sowie als Ersatz Hans Lechner, Nikolaus Steinböck und der Verfasser sind in die Studienkommission gewählt. Als Namensliste ! Die damaligen Studierenden- Parteien ÖSU, VSStÖ und RFS gehen alle leer aus.

Es gelingt ihnen durch beharrliches Sperrveto, den zwar in Gebrauch befindlichen, aber noch nicht rechtskräftig beschlossenen Studienplan von 1966 wesentlich zu verändern und zu verkürzen. Dies kommt auch des Verfassers eigenem Studienabschluss zugute.

Sie alle haben aber das Bedürfnis, sich nicht nur mit Protest zu beschäftigen, sondern vorzuführen, wie es ihrer Ansicht nach besser zu machen sei.

August Fröhlich hatte viel gelesen und überzeugt zuerst das Team und später mit dessen Hilfe auch dessen Lehrer davon; einen Versuch mit einem Fächer- übergreifenden „Projektstudium“ zu starten.

Zu dem Versuch melden sich insgesamt dreizehn Leute, nämlich August Fröhlich, Kurt Smetana, Peter Mlczoch, Timo Huber, Herbert Binder, Maria Auböck, Ursula Haslinger (später Brunbauer), Rüdiger Reiche!, Wolfgang Kaitna, Reinhard Morawecz, Hans Lechner, Nikolaus Steinböck und der Verfasser.

Betreut werden sie, etwas widerwillig, von Professor Rudolf Wurzer, dem späteren Planungsstadtrat, - und, - nicht widerwillig, - von Leuten wie Egon Matzner, Ernst Gehmacher, Ralph Gälzer, Alois Machatschek, Horst Hausa, Jürgen Messelhäuser und Wilhelm Kainrath. Es geht um die Stadterneuerung im Bezirk Favoriten.Betreut werden sie, etwas widerwillig, vom Städtebau- Ordinarius Rudolf Wurzer, dem späteren Planungs- Stadtrat, - und, nicht widerwillig, von Leuten wie Egon Matzner, Horst Hausa, Jürgen Messelhäuser und Wilhelm Kainrath. Es geht um die Stadterneuerung in Favoriten.

Die Arbeit wird im Juni 1973 von Rudolf Wurzer nach einigem hin und her bei einigen vom Team, - auch beim Verfasser, - als gerade noch positiv anerkannt, - bei anderen, - etwa bei Maria Auböck, - nicht bewertet.

Eine strukturell gleichartige Arbeit, im Herbst des selben Jahres vom Verfasser als Leiter des Städtebaubüros der Arbeitsgemeinschaft der Architekten Erwin Christoph und Hannes Lintl auf den Donaubereich Wien angewendet, führt 1974 zum Gewinn eines der gleichrangigen Hauptpreise, - samt Planungsaufträgen, - des Wettbewerbs „Donaubereich Wien“, ausgewählt von einer internationalen Jury mit Vorsitz Jakob Maurer aus der Schweiz. Eine völlig gleichartige Arbeit, diesmal vom Verfasser auf den Donaubereich Wien angewendet, führt Anfang 1974 zum Gewinn eines der gleichrangigen Hauptpreise, - samt Planungs- Aufträgen, - der ersten Stufe des Wettbewerbes „Donaubereich Wien“ durch die Arbeits- Gemeinschaft der Architekten Christoph und Lintl, ausgewählt von einer internationalen Jury mit Vorsitz Professor Maurer aus der Schweiz.

Das Team macht dann noch als "Projektgruppe" eine Arbeit für die Stadt Wien: Grundlagen für ein Stadterneuerungs- Programm. Bei dieser Arbeit fungierten Harry Glück und Willi Kainrath als Auftragnehmer der Stadt und die Mitglieder des Teams gleichsam als freie Mitarbeiter.

Einige aus der Projektgruppe machen dann noch gemeinsam weitere Auftrags- Arbeiten über Hochschuldidaktik und Stadterneuerung. Der Verfasser, inzwischen Alleinverdiener einer Familie mit kleinem Kind, musst sich in dieser Zeit um einträglichere Arbeiten umsehen. Er macht, wie im Vorspann berichtet, auf Hannes Lintl´s Empfehlung für die Architekten - ARGE als Projektleiter die Umplanung der Bettenhäuser des Neubaus des Allgemeinen Krankenhauses, sowie nach Wehrersatzdienst-Pause die Planung der dortigen Technik – Geschosse, - bis Wolfgang Gräsel ihn anruft.

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9783753194530
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