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5.2.3. skrifa e-m e-t ‚jdm. etw. schreiben‘

Drei Belege haben neben dem Akkusativ- auch ein Dativobjekt. Der erste Beleg stammt aus der B-Redaktion, die sich deutlich von der A-Redaktion unterscheidet (vgl. Kap. II.5.2.7.a.):

a) senndi L(aurencius) biskup erkibiskupinum godar giafir. skrifanndi honum allann processum ok hvoratvegia sættar giordina ok eina scedulam j hueria hann hafdi *skrifat kirkiunar log at judices delegati voru enndadir sinu valldi eptir hina fyrri sættar giord. (LSB 121).

Bischof Laurentius sandte dem Erzbischof schöne Geschenke und schrieb ihm den ganzen Prozess und den Vergleich beider [Parteien] und ein Blättchen, in die er Kirchengesetze geschrieben hatte, dass die judices delegati ‚die beauftragten Richter‘1 gemäss dem früheren Vergleichsabschluss ihre Vollmacht verloren hätten (Übers. KM).

Skrifa ist hier ein Partizip Präsens als Attribut zu Bischof Laurentius, welcher folglich Agens ist. Daneben hat das Verb drei mit der Konjunktion ok ‚und‘ verbundene Akkusativobjekte für drei TEILE eines SKRIPTS, 1. allan processum ‚den ganzen Verlauf‘, 2. hváratveggja sættargerðina ‚den Vergleichsabschluss beider [Parteien]‘ und 3. eina schedulam ‚ein Blättchen‘. Im Folgenden wird die BOTSCHAFT boðskapr ‚Geheiss‘ genannt (vgl. LSB 122), so dass das SKRIPT wahrscheinlich den Wert bréf bekommt, da diese Botschaft üblicherweise in Briefen enthalten ist. Die TEILE verweisen wiederum auf INHALTE (processus, sættargerð) und auf eine QUELLE (kirkjunnar lǫg ‚Kirchengesetz‘). Die schedula stellt einen Sonderfall dar, weil das Lexem einen Wert für den SCHRIFTTRÄGER darstellt, der metonymisch zum SKRIPT verschoben ist. Dieses Skript hat Laurentius allerdings selbst erstellt (vgl. Kap. II.5.2.5.) und wahrscheinlich an seinen Schreiber als Vorlage für den Briefteil weitergegeben. Das Dativobjekt enthält den Erzbischof, der sich im Folgenden als EMPFÄNGER des Briefes herausstellt (vgl. LSB 122). Als Bote wird der Priester Egill erwähnt (vgl. LSB 122). Die Konstruktion skrifa e-m e-t gehört also eindeutig in den Korrespondenzframe, was auch die verschiedenen Attribute demonstrieren. Folglich muss das Agens von skrifa e-m e-t hier für das Attribut ABSENDER stehen.

Auch der zweite Beleg ist in der Form nur in der B-Redaktion überliefert, während der Text der A-Redaktion sich deutlich unterscheidet, u.a. weil das Dativobjekt fehlt (vgl. Kap. II.5.2.1.b.):

b) ok sem hann af henndi biskupi bref erkibiskups ok s(agdi) honum huersu hafdi geingit. þackadi hann Gudi fyrir ok suo honum fyrir trvligan sinn flutning huad erkibiskupinn hafdi honum skrifuat huersu dyggiliga sira Eig(ill) hafdi ræktat hans erindi (LSB 129f.).

Und als er dem Bischof den Brief des Erzbischofs überreichte und sagte, wie es gelaufen war, dankte er Gott und ihm für seine getreue Ausführung, was der Erzbischof ihm geschrieben hatte, wie zuverlässig Priester Egill sein Anliegen eingehalten hatte (Übers. KM).

Subjekt von skrifa ist der Erzbischof. Aus dem Kontext wird deutlich, dass der Erzbischof Absender sein muss, weil ein Chorherr den Brief geschrieben hat (vgl. LSB 128, Kap. II.5.2.g–h. und 9.3.d.). Skrifa ist Teil eines indirekten Fragesatzes, eingeleitet durch das Interrogativpronomen hvat ‚was‘, welches das Akkusativobjekt besetzt. Dieses wird durch einen mit dem Interrogativadverb hversu ‚wie‘ eingeleiteten Explikativsatz ergänzt, welcher den INHALT paraphrasiert. Das Dativobjekt honum ‚ihm‘ bezieht sich auf Bischof Laurentius, den EMPFÄNGER dieses Briefes. BOTE ist wieder Priester Egill. Wie beim obigen Beleg verbindet skrifa e-m e-t die Attribute ABSENDER, EMPFÄNGER und INHALT. Im Gegensatz zur BOTSCHAFT in skrifa e-t til e-s beschränkt sich der INHALT spezifischer auf bestimmte Teile der BOTSCHAFT, so dass die Attributsbezeichnung TEIL besser zutrifft als INHALT.

Der dritte Beleg, der in beiden Redaktionen bis auf die Graphie identisch vorkommt und hier nach der A-Redaktion zitiert ist, unterscheidet sich aber von diesen ersten beiden:

c) S[ira Þor]arinn kagge var klerkr godr. og hinn mesti nytsemda madur til leturs og b[oka] giorda. sem enn mega aud synast. margar bækur sem hann hefer skrifat Hola kirkiu og so Ualla staad (LSB 2f.)

Priester Þórarinn kaggi war ein guter Geistlicher und war ein ausgezeichneter Schreiber und schrieb viele Bücher ab, was man an den vielen Büchern sehen kann, welche er für die Kirchen von Hólar und Vellir geschrieben hat (Übers. KM).

Das Verb skrifa ist aktiv mit dem Pronomen hann ‚er‘ als Subjekt, welches für den Kleriker (klerkr) Þórarinn Kaggi steht. Die Position des Akkusativobjekts besetzt die Relativpartikel sem, welche auf margar bœkr ‚viele Bücher‘ als Wert für SCHRIFTTRÄGER und SKRIPT verweist. Die Komposita Hóla-kirkja ‚Kirche von Hólar‘ und Valla-staðr ‚Kirche von Vellir‘ sind bezüglich Kasus nicht eindeutig, da in beiden Paradigmata (maskuliner i-Stamm und femininer ōn-Stamm) Akkusativ und Dativ synkretistisch sind (vgl. Nedoma 2006: 48, 54). Weder skrifa noch rita haben zwei Akkusative. Theoretisch könnte es sich um Titel von Texten als Appositionen zu margar bœkr handeln, viel eher handelt es sich aber um Dative, wie bei der Kollokation rita bók e-m aus der Jóns saga helga (vgl. Kap. II.3.1.1.a. und 3.1.2.d.), wo das Dativobjekt auf den AUFTRAGGEBER verweist. Die beiden Kirchen stehen folglich als Institutionen metonymisch für den AUFTRAGGEBER der von Þórarinn geschriebenen Bücher stehen. Auch Jørgensen (1982: 40) übersetzt sie als Dativ mit der Präposition for ‚für‘. Das Dativobjekt der Kollokation skrifa bók e-m/e-u steht also nicht für den EMPFÄNGER eines Korrespondenzframes, sondern für den Empfänger eines Auftrages, also den AUFTRAGGEBER. Entscheidend für diese Zuordnung ist neben dem Lexem bók, das eindeutig ausserhalb des Korrespondenzframes steht, auch der Kontext, der im Gegensatz zu den obigen Belegen keine weiteren Anhaltspunkte für eine Korrespondenz nennt.

Obwohl die Valenz der drei Belege gleich ist, unterscheiden sich die Konzepte, da sie viel mehr von semantischen als syntaktischen Faktoren abhängen. Die ersten beiden Belege gehören in den Korrespondenzframe, weil die Textsorte bréf und die höheren Geistlichen biskup und erkibiskup im Subjekt ihn evozieren. Im Unterschied zur Konstruktion skrifa e-t til e-s wird mit skrifa e-t e-m dem Empfänger kein Brief als gesamtes gesendet, sondern Teile für ihn geschrieben. Im Kontrast zu den ersten beiden evoziert der dritte Beleg mit dem Schriftträger bók und dem klerkr als Subjekt den Schreibframe. Allen drei gemein ist der Empfänger als thematische Rolle im Dativobjekt, welche aber wieder abhängig vom Frame auf unterschiedliche Attribute (EMPFÄNGER und AUFTRAGGEBER) verweist.

5.2.4. skrifa e-t á e-t ‚etw. auf etw. schreiben‘

Die Belege der Konstruktion rita e-t á e-t in der Jóns saga helga und Sturlunga saga haben gezeigt, dass das Präpositionalobjekt auf das Attribut SCHRIFTTRÄGER verweist. Dies verhält sich ähnlich mit der Konstruktion skrifa e-t á e-t, die in folgendem Zitat aus der A-Redaktion dreimal erscheint; die B-Redaktion unterscheidet sich beim zweiten Beleg, worauf in der Analyse noch eingegangen wird:

a) audsynndi erchibyskup huern kærleika hann hafdi til sira Lafra(ns) ad hann gaf honum med sinu opnv jncigle þria membranas. ad þau bref erv so felld. ad jncigla skal en skrifa ecki aa skal sa sem vt er gefid. þaa slikt aa skrifa sem honum likar. og sueria eid adur. ad hann skal ecki þad skrifa áá. sem til skada sie þeim sem vt gefur. edur hans kirkiu. og þenna eid sor sira Laur(encius) og var jnciglath suo tueir trunadar menn erchibyskups uoru hia (LSB 31f.).

Der Erzbischof offenbarte, welche Zuneigung er zu Priester Laurentius hatte, indem er ihm mit seinem offenen Siegel drei Membranen gab. Diese Briefe sind so beschaffen, dass man sie versiegeln, aber nichts darauf schreiben soll. Derjenige, dem er gegeben wird, soll dann das drauf schreiben, was ihm gefällt, und davor einen Eid schwören, dass er nichts darauf schreiben werde, was demjenigen zum Schaden gereiche, der ihn gibt, oder seiner Kirche. Und diesen Eid schwor Priester Laurentius und es wurde im Beisein zweier Vertrauter des Erzbischofs gesiegelt (Übers. KM).

Alle drei Belege in der A-Redaktion haben dieselbe Diathese Aktiv und Valenzpotenz: 1. Subjekt, 2. Akkusativobjekt und 3. Präpositionalobjekt mit á. Die Realisierung sieht hingegen so aus, dass das Subjekt beim ersten Beleg leer bleibt, weil es unbestimmt ist. Bei den anderen beiden Belegen ist es der Priester Laurentius, welcher den Brief (bréf) erhält. Die drei Akkusativobjekte sind je durch ein Pronomen besetzt, 1. ekki ‚nichts‘, 2. slíkt ‚solches‘ mit einem Relativsatz, und 3. þat ‚das‘, ebenfalls mit einem Relativsatz. Das Präpositionalobjekt ist in allen drei Belegen elliptisch und fehlt beim zweiten Beleg in der B-Redaktion. Die Leerstelle des Präpositionalobjekts verweist auf bréf im vorangehenden Hauptsatz. Das Präpositionalobjekt mit á steht folglich eindeutig für den SCHRIFTTRÄGER mit dem Wert bréf, weil an dieser Stelle klar zwischen dem Material Pergamentblatt (membrana) und dem Schriftträger Brief (bréf) als gesamtes unterschieden wird, der sich aus Pergamentblatt und Siegel zusammensetzt, aber noch ohne Skript auskommt. Das Lexem bréf kann also an diesem Punkt keinen Wert für die Attribute SKRIPT oder TEXT darstellen. Das Akkusativobjekt steht für das SKRIPT oder den INHALT, die durch den Eid so bedingt sind, dass sie nicht dem Erzbischof zum Nachteil gereichen, der die Rolle des ABSENDERS einnimmt. Für den Priester Laurentius im Subjekt bleibt das Attribut SCHREIBER. Laurentius ist aber nicht nur Schreiber, sondern auch Autor, so dass die textuelle Konzeption bei skrifa dazugehören müsste. Andere Belege aus der Laurentius saga biskups demonstrieren aber, dass Schreiben (skrifa) und Verfassen (dikta) lexikalisch getrennte Prozesse sind, welche von derselben Person ausgeführt werden können (vgl. b. und Kap. II.6.2.b.). Das Verb skrifa fokussiert somit auf das Skript, welchem das Verfassen vorausgeht. Der Beleg zeigt ausserdem, dass die Botschaft erst als Skript auf dem Schriftträger Brief mit den Siegeln ihre Wirkung erhält.

Das Präpositionalobjekt mit á verweist bei skrifa aber nicht nur auf den SCHRIFTTRÄGER, wie folgender Beleg zeigt, der wegen einer Lakune in der A-Redaktion nur in der B-Redaktion erhalten ist: b) „þa kalladi herra Petur Laur(encium) til sin ok bad hann dikta ok skrifa þetta bref aa latinu sem hann kunni bezt“ (LSB 14). ‚Dann rief Herr Pétr Laurentius zu sich und bat ihn, diesen Brief auf Latein zu verfassen und zu schreiben, so gut er es konnte‘ (Übers. KM). Das Verb skrifa ist hier Teil einer AcI-Konstruktion, so dass das Agens Akkusativobjekt des Hauptsatzes ist, d.h. das Pronomen hann ‚ihn‘, welches auf den Priester Laurentius verweist. Somit ist prestr wiederum ein Wert für den SCHREIBER. Das im Thema enthaltene Lexem bréf ist ein Wert für das Attribut SKRIPT. Es ist aber gleichzeitig auch Thema von dikta, so dass es in dessen Frame ein Wert des Attributs TEXT wäre. Die beiden Verben teilen sich auch das Agens, so dass prestr auch ein Wert des Attributs AUTOR wäre (s.a. Kap. II.6.2.b.). Wie Agens und Thema ist auch das Präpositionalobjekt á latínu ‚auf Lateinisch‘ von beiden Verben abhängig, wodurch ein neues Attribut SPRACHE hinzukommt mit dem Wert latína. So wird der Text in dieser Sprache konzipiert und demnach niedergeschrieben. Dass die Sprache hier eine Füllung darstellt, hängt wohl einerseits damit zusammen, dass der junge Priester Laurentius seine Kompetenzen unter Beweis stellen kann und andererseits, dass bei einer Korrespondenz zwischen Laien wahrscheinlich die Volkssprache zu erwarten wäre.

Wie im vorherigen Kapitel (5.2.3.) lassen sich die Ergänzungen des Verbs nicht eindeutig einem Attribut zuweisen. Mitentscheidend sind auch semantische Faktoren. Dies zeigt sich beim Präpsositionalobjekt á e-t, das abhängig vom nominalen Kern (bréf, latína) entweder auf das Attribut SCHRIFTTRÄGER oder SPRACHE verweist. Die Belege mit ihren spezifischen Kontexten zeigen auch, dass das Substantiv bréf auch nicht unbedingt den Korrespondenzframe evozieren muss.

5.2.5. skrifa e-t í e-t ‚etw. in etw. schreiben‘

Wie bei rita kommt auch bei skrifa das Präpositionalobjekt í e-t als Ergänzung vor. Der einzige Beleg stammt aus der B-Redaktion, die sich an dieser Stelle von der A-Redaktion deutlich unterscheidet (vgl. Kap. II. 5.2.1.a.):

senndi L(aurencius) biskup erkibiskupinum godar giafir. skrifanndi honum allann processum ok hvoratvegia sættar giordina ok eina scedulam j hueria hann hafdi *skrifat kirkiunar log at judices delegati voru enndadir sinu valldi eptir hina fyrri sættar giord (LSB 121).

Bischof Laurentius sandte dem Erzbischof schöne Geschenke und schrieb ihm den ganzen Hergang, beide Vergleiche und ein Blättchen, in welches er Kirchengesetze geschrieben hatte, dass die Vollmacht der judices delegati ‚beauftragten Richter‘ gemäss dem früheren Vergleich zu Ende sei (Übers. KM).

Das Verb skrifa ist an dieser Stelle zweimal belegt. Der erste Beleg ist oben schon analysiert worden (vgl. Kap. II.5.2.3.a.). Der zweite Beleg kommt in einem vom Substantiv schedula ‚Blättchen‘ abhängigen Relativsatz vor, auf das sich das im Präpositionalobjekt mit í befindende Relativpronomen hverja (Akk. Sg. f.) bezieht. Das Subjekt hann verweist auf Bischof Laurentius. Im Akkusativobjekt steht kirkjunnar lǫg ‚Kirchengesetze‘. Die Konstruktion skrifa e-t í e-t beleuchtet wie rita e-t í e-t (vgl. Kap. II.3.2.2.a.) die Attribute SCHREIBER, TEIL und SKRIPT, bei diesem Beleg mit den Werten biskup, lǫg und schedula. Bischof Laurentius ist also der Schreiber, welcher Teile der Kirchengesetze auf einem Blättchen festhält. Die schedula, eigentlich ein Wert für das Attribut SCHRIFTTRÄGER, ist in diesem Kontext als SKRIPT zu verstehen, das für die Beendung der Vollmacht der judices delegati spricht. Die entsprechenden Kirchengesetze sind Argumente für diese Beendung und werden als TEILE diesem gesamten SKRIPT hinzugefügt. Das Kirchengesetz als Gesamtes ist wiederum die QUELLE. Das Substantiv lǫg (n. Pl.) ist diesbezüglich zweideutig, weil es sowohl einen Rechtstext als Gesamtes als auch einzelne Bestimmungen meint (vgl. Baetke 2002: 358).

5.2.6. skrifa í e-u ‚in etw. schreiben‘

Das bei rita vorkommende Präpositionalobjekt í e-u hat bei skrifa eine andere Funktion. Dafür gibt es nur einen einzigen Beleg in der A-Redaktion, wo Bischof Laurentius in der direkten Rede seinen Sohn Árni auffordert, ins Kloster Þingeyrar zu gehen, mit den Worten: „þuiat j klaustrinu aa Þing eyrum. mattu giora mikinn þrifnad. kenna og skrifa“ (LSB 135). ‚Denn im Kloster in Þingeyrar kannst du es zu grossem Erfolg bringen, unterrichten und schreiben‘ (Übers. KM). Subjekt ist das Personalpronomen þú, welches auf den SCHREIBER Bruder (bróðir) Árni verweist. Zweite Ergänzung ist das Präpositionalobjekt í klaustrinu ‚im Kloster‘. Ein Akkusativobjekt fehlt. Dadurch erinnert dieser Beleg stark an jene von rita mit derselben Valenzrealisierung in der Jóns saga helga und Sturlunga saga. Diese gehören in ein geistliches Umfeld, worauf die Ortsangabe í klaustrinu ebenfalls referiert. Somit hat skrifa hier die gleiche Bedeutung wie rita in den anderen Sagas, nämlich das Abschreiben inbesondere liturgischer Bücher. Schreiben war im Mittelalter ein Gottesdienst, so dass es weniger darum ging, was geschrieben, sondern dass überhaupt geschrieben wurde (vgl. Ludwig 2005: 199–123).

5.2.7. skrifa e-t með e-m ‚jdm. ein Schreiben mitgeben‘

Bei zwei Belegen hat skrifa ein Präpositionalobjekt með e-m. Diese Ergänzung ist bei rita schon mehrfach vorgekommen und referierte auf das Attribut BOTE, was auch auf skrifa in der Laurentius saga biskups zutrifft. Der erste Beleg stammt aus der A-Redaktion, die sich an dieser Stelle von der B-Redaktion deutlich unterscheidet (vgl. Kap. II. 5.2.3.a.): a) „Sendi herra Laur(encius) byskup erchibyskupinum sæ[m]iligar presentur. skrifanndi med honum alla processum. senndanndi honum huoru tueggiu sęttar giord“ (LSB 121). ‚Bischof Laurentius sandte dem Erzbischof ehrenvolle Präsente und gab diesem [= Egill Eyjólfsson] den ganzen Verlauf [der Mǫðruvellir-Angelegenheit] geschrieben mit und schickte ihm beide Vergleichsabschlüsse‘ (Übers. KM). Das Verb steht hier im Partizip Präsens, welches ein Attribut zu Bischof Laurentius ist, so dass dieser Agens ist. Das Lexem lat. processus ‚Vorwärts-, Vorrücken, Vor-, Fortschreiten‘ (vgl. Georges 1998: II, 1942) im Akkusativobjekt ist ein Wert für das Attribut INHALT. Das Präpositionalobjekt með honum ‚mit ihm‘ bezieht sich nicht auf der Erzbischof, sondern auf den in der Erzählung vorher erwähnten Priester Egill Eyjólfsson, der für Laurentius zum Erzbischof nach Norwegen reist. Der Bote Egill evoziert den Korrespondenzframe. Somit agiert Laurentius als ABSENDER und der INHALT processus ist Teil der BOTSCHAFT. Nachfolgend wird noch für die BOTSCHAFT boðskapr ‚Geheiss‘ erwähnt (vgl. LSB 122), welches den Sprechakt bezeichnet. Eine Bezeichnung fehlt für das SKRIPT jedoch, so dass man dafür den Defaultwert bréf inferieren muss. Der EMPFÄNGER, der Erzbischof, ist eine Leerstelle, da er schon im Hauptsatz als Dativobjekt von senda ‚senden‘ vorkommt. Damit sind alle für den Korrespondenzframe nötigen Werte gegeben.

Der zweite Beleg ist in beiden Redaktionen bis auf die Graphie fast identisch und hier nach der A-Redaktion zitiert:

b) herra Jor(undur) byskup og broder B(iorn) skrifudu nordur med sira Sniolfe mest þess erinndis ad þeir villdu faa lata vrskurdar bref Laur(encij) honum til asak<a>nar. ef hann hefdi skiotliga vrskurdat og eigi laga geymt (LSB 40).

Bischof Jǫrundr und Bruder Bjǫrn schickten Priester Snjólfr mit einem Schreiben in den Norden vor allem mit der Botschaft, dass sie Laurentius’ Urteilsbrief ihm zu Vorwurf machen würden, wenn er vorschnell geurteilt und die Gesetze nicht berücksichtigt hätte (Übers. KM).

Das Verb skrifa ist hier aktiv und im Subjekt sind die ABSENDER Bischof Jǫrundr und Bruder Bjǫrn. Daneben gibt es ein Präpositionalobjekt mit með für den BOTEN. Im Akkusativobjekt ist das Adjektiv mest, welches die im Genitivattribut enthaltene BOTSCHAFT (ørendi) quantifiziert, welche in einem Explikativsatz ausgeführt wird. Das Adverb norðr ‚nach Norden‘ referiert auf das ZIEL, wohin das Schreiben geht, und somit auch auf den Ort des Empfängers, das in Nordisland liegende Kloster Munkaþverá, und folglich auf den Empfänger selbst, Þórðr, den Abt dieses Klosters, der vor dem Zitat in der Erzählung schon genannt wird (vgl. LSB 37, 39f.). SCHRIFTTRÄGER und SKRIPT bilden zwar Leerstellen, werden aber nachher in der Saga mit dem Lexem bréf bezeichnet (vgl. LSB 40).

Die Konstruktion skrifa e-t með e-m ist synonym mit rita e-t með e-m in der Jóns saga helga und gehört bei beiden Belegen in den Korrespondenzframe. Sie verbindet die Attribute ABSENDER, BOTSCHAFT und BOTE. Werte für die übrigen Attribute des Frames ergeben sich aus dem Kontext.

5.2.8. skrifa til e-s ‚an jdn. schreiben‘

Die weitaus häufigste Ergänzung von skrifa in der Laurentius saga biskups ist das Präpositionalobjekt til e-s, das auch in den meisten Fällen wie bei rita til e-s für den EMPFÄNGER des Korrespondenzframes, vereinzelt auch für das ZIEL oder den ZWECK steht. Die grosse Zahl der Belege erfordert eine Unterteilung in drei Gruppen: Als erstes werden die Belege mit Thema behandelt, als zweites jene mit Objektsätzen. Die dritte Gruppe hat keins von beidem als Ergänzung. Die drei Gruppen werden abschliessend in einer Zusammenfassung betrachtet (vgl. Kap. II.5.2.8.4.). Eine ausführliche Analyse gibt es im Kapitel II.5.2.11.

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