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2.3.1 Im Kreißsaal anlegen

Jedes Neugeborene verfügt über ein Spektrum angeborener Reflexe im Zusammenhang mit dem Stillen. Diese sind:

1.Frühreflexe, die etwas signalisieren. Dazu gehören Mund-Öffnen, Lippenlecken, Zunge herausstrecken, Schmatzen, Saugen, Hand-zu-Mund-Bewegungen, aber auch Beugen und Strecken der Finger sowie Rudern mit Armen und Beinen. Sie werden allesamt vom inneren Reiz Hunger ausgelöst.

2.Frühreflexe, die helfen, zur Brust zu finden. Der sogenannte Babkin-Reflex: Wenn du auf die Handinnenflächen deines Babys drückst, dann öffnet es den Mund.

Robb- oder Kriechreflexe: Bei Berührungen der Fußsohlen oder -rücken zieht das Neugeborene das Bein an. Mithilfe dieses Reflexes kann das auf dem Bauch liegende Baby zur Brust robben.

Babinski-Reflex: Bei diesem Reflex spreizt das Baby die Zehen, wenn die Außenkante seines Fußes von der Ferse zum kleinen Zeh gestreichelt wird. So kann das Baby sich in Bauchlage beim Trinken besser auf dem Bauch der Mutter halten.

Berührungen der unteren Gesichtshälfte lösen beim Neugeborenen Hebe-, Dreh-, Seitwärts- und Nickbewegungen aus. Sie helfen dem Baby die mütterliche Brust und Brustwarze zu finden und an ihr zum Trinken anzudocken.

3.Reflexe, die den Milchtransfer aufrechthalten (das Baby trinkt Milch aus der Brust): Wird das Baby am Mund berührt, beginnt es zu saugen, den Mund zu schließen und zu schlucken.

Reflexe der zweiten Gruppe können bei ungünstigen Bedingungen das Stillen stören oder sogar verhindern. Dies lässt sich beobachten, wenn eine im Stillen unerfahrene Mutter ihr Neugeborenes in aufrecht sitzender Position oder in Seitenlage anlegen möchte und das Baby mit hektischen, scheinbar abwehrenden Bewegungen reagiert und/oder Schwierigkeiten hat, die Brustwarze korrekt mit dem Mund zu fassen. Durch die Schwerkraft ist es schwer oder gar unmöglich für das Baby, richtig an der Brust anzudocken. Und auch für die Mutter ist Stillen in aufrecht sitzender Position eher anstrengend.

Manchmal – vor allem wenn das Kind scheinbar Schwierigkeiten beim richtigen Andocken an der Brust hat – empfiehlt sich das sogenannte Intuitive Stillen: Hier liegt die Mutter entspannt und bequem, etwas zurückgelehnt und das Neugeborene findet selbstständig zur Brust und beginnt zu trinken. Die Schwerkraft und die angeborenen Reflexe helfen dem Baby dabei26.

Intuitives Stillen

Für die ersten Stillmahlzeiten begibst du dich am besten in eine liegende, mit dem Oberkörper leicht (um 15 bis 74°) erhöhte Position. Dein Gewicht sollte nicht mehr von den Sitzbeinen, sondern vom Kreuzbein getragen werden. Dein Kopf und Nacken, Schultern, oberer Rücken und die Arme sollten durch Kissen gut gestützt sein. Eine zusammengerollte Decke oder ein Kissen unter deinen Knien tragen ebenfalls zu einer entspannten Körperhaltung bei. Das Neugeborene sollte bäuchlings – am besten nackt und nur mit einem wärmenden Tuch bedeckt – längs, quer oder schräg auf deinem Körper liegen, sein Köpfchen seitlich zwischen deinen Brüsten oder auf einer Brust. Die Händchen liegen am besten neben seinem Kopf, damit es sich leichter abstützen kann. Durch den engen Kontakt zwischen dir und der gesamten vorderen Seite (!) deines Babys, fühlt es sich stabil und gehalten. Das von den Drüsen der Brustwarze abgesonderte Sekret riecht ähnlich wie das Fruchtwasser und weist deinem Baby den Weg zur Brust.

Der ununterbrochene Körperkontakt und die leicht gegen die Schwerkraft gerichtete Haltung unterstützen seine angeborenen Stillreflexe und helfen ihm, die Brustwarze selbstständig zu finden und zu erfassen. Lass dich auf die Situation ein, schau es an, streichele es oder berühre seine Füße. All dies löst Frühreflexe bei deinem Baby aus.

Wichtig ist, dass du entspannst bist und dein Baby, wenn es unruhig wird, mit sanften Worten oder Streicheln beruhigst.

Verspürst du den Drang, dein Baby beim Finden und Andocken an der Brust etwas zu unterstützen, dann kannst du das gerne machen: Dazu kannst du deine Brust im C-Griff fassen (s. Kapitel 3.2), sie leicht zusammendrücken, damit etwas Vormilch austritt und mit der Brustwarze sanft die Lippen des Kindes kitzeln; dann wird es, wenn es trinken möchte, den Mund weit öffnen, um an der Brust anzudocken.

Oder du wartest ab, bis das Baby selbstständig die Brust erfasst hat und zu saugen beginnt. Hat dein Baby richtig angedockt, kannst du einen Arm näher an den Kopf des Babys heranziehen, damit es ihn bei dir anlehnen kann. Dein Kind trinkt richtig, wenn es die Brustwarze sowie einen großen Teil des Warzenvorhofs im Mund hat und sein Saugen dir keine Schmerzen bereitet. Lediglich ein ganz leichter Ansaugschmerz darf sein, der aber nach den ersten Zügen des Babys nachlassen sollte. Stillen ist nicht schmerzhaft! Wenn es doch mal so sein sollte, dann kannst du das Baby vorsichtig von der Brust lösen, indem du einen kleinen Finger in seinen Mundwinkel schiebst. Das Baby löst daraufhin automatisch das Vakuum an der Brust und du kannst es erneut andocken lassen. Grundsätzlich gelingt das Anlegen an der Brust am einfachsten, wenn sich das Baby in einem ruhigen Wachzustand befindet oder leicht schläfrig ist. Deutlich schwieriger wird es, wenn es schon vor Hunger schreit.


Abb. 6: Optimale Erfassung der Brust

So sieht es aus, wenn das Baby die Brust optimal erfasst hat: Die Lippen sind nach außen gestülpt und entspannt. Nase und Kinn berühren die Brust. Das Kind hat Pausbäckchen.

Intuitives Stillen lässt sich schwer beschreiben. Im Internet findet ihr zahlreiche Videos, die zeigen wie entspannt und einfach Stillen sein kann. Empfehlenswert finde ich diesen (englischsprachigen) Film: www.globalhealthmedia.org → our videos → breastfeeding → breastfeeding in the First Hours. Es zeigt wie Neugeborene nach der Geburt die Brust finden und zum ersten Mal stillen.

Hat sich das Stillen zwischen dir und deinem Baby gut eingespielt, fällt auch das Anlegen in aufrechter Position oder Seitenlage leichter, da aus den kindlichen Reflexen ein erlerntes Stillverhalten wird. Außerdem wirst du als Mutter routinierter und selbstsicherer. Optimal ist es, wenn das Neugeborene nach der Geburt direkt auf den Bauch der Mutter gelegt, abgetrocknet und mit einem vorgewärmten Tuch bedeckt wird. So hat es ununterbrochenen Hautkontakt mit der Mutter, bis es bereit ist zu trinken. Dies kann bis zu einer Stunde dauern.

Damit das erste Anlegen im Kreißsaal gelingt, brauchen Mutter und Kind Ruhe und Zeit. Die Mutter muss sich wohlfühlen und entspannen können, auch, um intuitiv handeln zu können. Hat die Mutter während der Geburt Schmerzmittel bekommen, können diese beim Kind die angeborenen Reflexe schwächen. Ebenso können hektische Betriebsamkeit, Anspannung, Angst, Schmerzen und technische Anleitungen bei der Mutter die Ausschüttung von Oxytocin und die Wahrnehmung der eigenen Intuition behindern.


Tipps für verspäteten Stillstart

Hattest du keine Gelegenheit, dein Baby im Kreißsaal anzulegen oder hat es vor der Verlegung in die Kinderklinik nur kurz an der Brust gesaugt, empfehle ich dir folgendes Vorgehen: Um die Milchbildung anzuregen, ist es wichtig, so bald wie möglich nach der Geburt mit dem Ausstreichen von Vormilch aus der Brust oder dem Abpumpen zu beginnen. Nachgewiesenermaßen ist der Effekt für eine später ausreichende Milchbildung am größten, wenn innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt damit begonnen wurde27. Du kannst die Vormilch entweder von Hand ausstreichen oder eine gute elektrische Pumpe benutzen. Ausführliches dazu in 2.2 und 4.2.

In den ersten Tagen nach der Geburt empfiehlt sich eher das Ausstreichen von Hand, da die gewonnenen Milchmengen anfangs sehr klein sind und immer auch ein Teil der wertvollen Vormilch im Pumpset hängen bleibt. Lass dir das Ausstreichen von Hand von deiner Kreißsaalhebamme zeigen, dann bist du in den ersten Tagen nicht auf eine Pumpe angewiesen und kannst in der Kinderklinik am Bett eures Babys Milch gewinnen.

Stillen bei Flach-, Hohl- oder Schlupfwarzen

Auch mit flachen, Hohl- oder Schlupfwarzen kannst du erfolgreich stillen. Denn das Baby erfasst an der Brust nicht nur die Brustwarze, sondern einen Großteil des sie umgebenden Warzenvorhofs. Diese Normvarianten der Brustwarzen stellen meist kein Stillhindernis dar. Flachwarzen können durch sanftes Reiben der Finger direkt vor dem Anlegen animiert werden, sich aufzurichten. Geeignete Stillpositionen und Techniken sind Stillen im Rückengriff, der C-Griff oder die asymmetrische Anlegetechnik. Mehr dazu findest du im Kapitel 3.5.

Wichtig ist, auf künstliche Sauger zu verzichten, bis das Neugeborene gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.28

2.3.2 Stillstart nach Kaiserschnitt

Wurde dein krankes Kind per Kaiserschnitt geborenen, egal ob geplant oder ungeplant, kann sich der Stillbeginn etwas schwieriger gestalten als nach einer natürlichen Geburt. Aus Studien weiß man, dass die Milchbildung nach einem Kaiserschnitt oft verzögert einsetzt29,30.

Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem können Infusionen und Medikamente dafür verantwortlich sein, aber auch psychologische Gründe, insbesondere Stress. Auch eine frühe Trennung von Mutter und Kind nach der Geburt kann den Stillstart erschweren. Zudem sind viele Mütter in der ersten Zeit nach einer Kaiserschnittgeburt weniger mobil und brauchen mehr Unterstützung beim Anlegen des Babys31.

Auch bei einem geplanten Kaiserschnitt musst du dir wegen des Stillens keine zusätzlichen Sorgen machen. Am allerwichtigsten ist, dass ihr (du und dein Baby) medizinisch gut versorgt seid. Alles andere wird sich finden. Hast du den Wunsch, dein Kind mit Muttermilch zu ernähren, gibt es einige Dinge, die du beachten kannst. Sie können helfen, die durch den Kaiserschnitt und die räumliche Trennung vom Kind entstandenen Nachteile zu kompensieren und dir den Stillbeginn deutlich erleichtern.

Das kannst du vor der Geburt tun:

•Nimm so früh wie möglich Kontakt zu einer freiberuflichen Hebamme auf, die dich in der ersten Zeit nach der Entbindung betreut. Zusätzlich zu diesem Buch kann sie dir viele hilfreiche Still-Tipps geben und dich moralisch unterstützen.

•Mach dich mithilfe dieses Ratgebers mit der Technik des Ausmassierens von Vormilch per Hand vertraut. Spricht aus medizinischer Sicht nichts dagegen, kannst du sogar im Laufe der letzten Schwangerschaftswochen ein paar Milliliter Vormilch sammeln. Mehr dazu im Kapitel 2.2.

•Ist direkt nach der Geburt eine Verlegung eures Babys in die Kinderklinik geplant, und ist es nicht möglich, dass du als Mutter im Zimmer deines Babys wohnen kannst, könnt ihr euch als Eltern im Vorfeld über eure Möglichkeiten informieren; siehe Kapitel 4.

Das kannst du nach der Geburt machen:

•Geht es eurem Baby gut und eine Verlegung in die Kinderklinik ist (zunächst) nicht nötig, dann kannst du es nach der Operation im Kreißsaal ein erstes Mal anlegen. Wurde der Kaiserschnitt in Regionalanästhesie durchgeführt, kannst du direkt stillen. Nach einer Vollnarkose musst du warten, bis du vollkommen wach und orientiert bist. Studien haben gezeigt, dass ein erstes Anlegen an der Brust innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt für eine gelingende Stillbeziehung optimal ist32. Lass dich von deiner betreuenden Kreißsaalhebamme dabei unterstützen.

•Wurde das Baby verlegt, kannst du innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt oder sobald wie möglich mit Unterstützung durch die Hebamme die Brust massieren und Vormilch von Hand ausstreichen. Oder du kannst ein erstes Mal mit einer elektrischen Milchpumpe pumpen.

•Wahrscheinlich wird es ein paar Stunden dauern, bis du fit genug bist, um dich von deinem Partner oder einer anderen nahestehenden Person im Rollstuhl zu deinem Baby in die Kinderklinik fahren zu lassen. Bis es soweit ist, kann dein Partner die ausgestrichene Vormilch in die Kinderklinik bringen, damit auch dein Baby direkt von ihr profitieren kann. Das macht eine Fütterung mit Glukoselösung oder künstlicher Säuglingsnahrung überflüssig.

•Meine Empfehlungen hier zum Stillstart gelten insbesondere nach einer Kaiserschnittgeburt. Das bedeutet eine regelmäßige Entleerung der Brust durch das Stillkind oder, wenn dies nicht möglich ist, von Hand oder mit der Pumpe alle zwei bis drei Stunden ab der Geburt (auch nachts). Das ist ebenso wichtig, um die Milchbildung optimal anzuregen, wie möglichst viel Hautkontakt!

2.3.3. Stillen von Mehrlingen

Wenn du Zwillinge bekommst, und eines oder beide Kinder krank sind, dann stehst du ganz besonderen Herausforderungen gegenüber. Aber auch dann ist es möglich, dass du deine Kinder sechs Monate voll stillst. Müttern von Drillingen oder noch mehr Mehrlingen gelingt das Vollstillen leider meist nicht besonders lange, da die Organisation des Alltags einen zu großen Kraftaufwand und logistische Aufgabe darstellt – ganz besonders, wenn eins der Kinder krank ist.

Die meisten Zwillinge kommen einige Tage bis Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt – das heißt, zu der Aufgabe mit einem (herz-) kranken Kind gesellt sich das Problem der Frühgeburtlichkeit. Für diese Kinder ist die Ernährung mit Muttermilch besonders gut, denn sie kann vor lebensbedrohlichen Komplikationen bewahren. Positiv ist, dass Frühchen in den ersten Lebenstagen und Wochen meist nur kleine Mengen Milch pro Mahlzeit benötigen. Aus diesem Grund ist eine volle Ernährung von Zwillingen und auch Drillingen mit Muttermilch in den ersten kritischen Wochen oft gut möglich. Allerdings nur, wenn die Mutter von Geburt an regelmäßig Milch mit einem Doppelpumpset abpumpt oder Milch von Hand ausstreicht.

Für dich als Mehrlingsmama gelten alle Still- und Fütterungsempfehlungen aus diesem Buch sowie einige Besonderheiten:

•Nach der Geburt kannst du die Kinder noch im Kreißsaal ein erstes Mal an die Brust legen, vorausgesetzt natürlich, beide sind fit und müssen nicht direkt in die Kinderklinik verlegt werden. Am besten legst du die Kinder dieses erste Mal und vielleicht auch in den kommenden Tagen einzeln nacheinander an die Brust. So kannst du jedes Kind und dessen Saugverhalten kennenlernen und in Ruhe das korrekte Anlegen und Stillen in verschiedenen Positionen üben. Wenn die Kinder gut an die Brust gehen, kannst du sie mit Unterstützung durch das Pflegepersonal, Hebamme oder Stillberaterin auch gleichzeitig stillen. Dazu gibt es viele denkbare Positionen (s. Abbildung 7).

•Versucht euch nicht verwirren zu lassen, wenn verschiedene Pflegepersonen in der Klinik unterschiedliche Empfehlungen geben. Hier ist es besonders hilfreich, wenn du eine gute Hebamme oder Stillberaterin hast, die Erfahrung in der Stillberatung hat und der du vertraust. Auch in den ersten Tagen in der Klinik kann sie dir telefonisch mit Rat zur Seite stehen.

•Möglicherweise reicht deine Milchmenge den Kindern in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht aus. Dann lies im entsprechenden Kapitel dieses Buches nach, handele danach und mach dir keine allzu großen Sorgen deshalb. Das Stillen, vor allem von Zwillingen, muss sich meist erst einspielen.

•Vielleicht sind die Kinder aufgrund ihres Gesundheitszustands anfangs nicht in der Lage, korrekt und effektiv an der Brust zu saugen und zu trinken. Dann solltest du regelmäßig Milch abpumpen und/oder von Hand ausstreichen und diese Milch mit dem Becher, Brusternährungsset oder der Flasche füttern.

Wenn die Zwillinge zu früh geboren werden 33

Als Frühgeborene bezeichnet man Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden.

Gesunde Frühgeborene können frühestens ab der vollendeten 28. SSW die mütterliche Brustwarze suchen, mit dem Mund ergreifen und andocken. Ab der vollendeten 30. SSW können sie an der Brust saugen und auch ein wenig Milch schlucken. Ab der vollendeten 31. SSW können sie effektiv schlucken, eine Woche später schon 30 Mal in Folge. Für (herz-)kranke Kinder kann sich das anders gestalten.

Ab der vollendeten 33. Schwangerschaftswoche können gesunde Frühchen voll stillen! Aber auch diese Kinder gelten infolge ihrer Unreife als Risikokinder und bedürfen besonderer Beobachtung unabhängig von ihrem Gewicht und vor allem beim Stillen. Diese sogenannten späten Frühchen sind oft noch schläfriger als reif geborene Kinder und zeigen Hunger nicht so deutlich an. Das korrekte Anlegen an der Brust kann erschwert sein, weil der kindliche Mund im Verhältnis zur Brustwarze noch relativ klein ist und die Stillreflexe des Babys schwächer sind.

Ein spätes Frühchen sollte mindestens alle zwei bis drei Stunden gestillt werden und immer direkt, wenn es wach ist, da es über weniger Energiereserven verfügt und seine Wachphasen kürzer sind als bei einem reifen Kind. Auch sollte es nur so lange an der Brust bleiben, wie es effektiv saugt und danach zugefüttert werden. Ab der Geburt und solange, bis das Kind bzw. die Kinder das Saugverhalten eines reif geborenen Kindes zeigen, sollte eine Frühchenmutter regelmäßig Milch abpumpen bzw. von Hand ausmassieren34.

•Für frühgeborene Zwillinge, die gut und selbstständig an der Brust trinken können, eignet sich besonders das Stillen im Sitzen in Seitenhaltung (Rückengriff) – am besten in leicht zurück gelehnter Position. Das Kind sollte stabil auf einem festen Stillkissen liegen. Anfangs stillt man die Kinder am besten nacheinander.

•Kleine Frühgeborene und verschlafene, saugschwache Kinder – zum Beispiel, weil sie darüber hinaus auch noch (herz-)krank sind – kannst du mit Unterstützung in einer aufrechten Position anlegen, der hohen oder modifizierten Rückenhaltung (s. Kapitel 3.2). Diese Position erleichtert dem Kind die Koordination von Atmen, Saugen und Schlucken. Wichtig ist, dass Kopf und Körper des Kindes immer gut gestützt sind.

•Wenn das Kind saugschwach ist und die Brust nicht gut halten kann, bietet sich der DanCer-Handgriff an. Siehe Kapitel 3.6.

•Ist das herzkranke Kind saugschwächer als sein gesundes Geschwister, kann es helfen, das kräftiger saugende Kind zuerst anzulegen, damit es den Milchspendereflex auslöst. So hat es das kranke Kind einfacher, weil die Milch direkt zu fließen beginnt und es nicht so kräftig saugen muss. Zudem erhält das kranke Kind direkt zu Beginn der Stillmahlzeit fetthaltigere Milch.

•Manchmal hilft es, wenn du nur eines deiner frühgeborenen Kinder pro Mahlzeit stillst und das andere zeitgleich von deinem Partner oder einer Pflegeperson abgepumpte oder ausgestrichene Muttermilch aus der Flasche erhält. Bei der nächsten Stillmahlzeit ist dann das andere Kind dran35.

•Beim gleichzeitigen Stillen beider Kinder (Tandemstillen), ist es besonders wichtig, dass du eine für dich stabile und angenehme Stillposition findest. Hilfreich ist es, wenn dein Partner dir die Kinder nacheinander anreicht.

•Manchmal braucht es etwas Zeit und Geduld, eine angenehme Position zum Tandemstillen zu finden. Tandemstillen ist im doppelten Rückengriff, Überkreuzhaltung, Parallelhaltung, im Kreuzbeinsitz, auf dem Rücken oder seitlich liegend möglich36.

Tandemstillen in zurückgelehnter halbliegender Position


Stillen mit beiden Kindern im „Rückengriff“


Stillen der Kinder im Sitzen über Kreuz


Die Babys schauen in dieselbe Richtung.

Abb. 7: Positionen beim Tandemstillen

•Eine gute Organisation im Alltag mit Mehrlingen und (herz-)krankem Kind ist wichtig. Vor allem, wenn du stillst. Und es ist gut, wenn du mit deinem Partner festlegst, wer welche Aufgaben übernimmt. Du wirst gerade anfangs viel Zeit des Tages mit Stillen und Abpumpen verbringen und vor allem während des Tandemstillens immer wieder über eine längere Zeit in einer Position verharren müssen und im wahrsten Sinne des Wortes beide Hände voll zu tun haben. Da ist es besonders wertvoll, wenn dein Partner dich unterstützt.

•Generell ist es gut, wenn die Kinder die Brust häufig wechseln, insofern sie beide stillen können. Für die Milchbildung und das Gedeihen der Kinder kann es von Nachteil sein, wenn eines der Kinder zum Beispiel immer nur an der rechten Brust und das andere Kind an der linken Brust trinkt – vor allem, wenn eines der Kinder durch seine Erkrankung weniger kräftig an der Brust saugen kann.

•Ist eines eurer Kinder aufgrund seines Allgemeinzustands nicht in der Lage, an der Brust zu trinken, dann stillst du immer zuerst das fitte Kind und pumpst anschließend mit einer elektrischen Milchpumpe Milch aus beiden Brüsten für das kranke Geschwisterkind ab. Diese Milch ist besonders fettreich und deshalb gut für das Gedeihen des kranken Säuglings.


Buchtipp: „So kannst du deine Zwillinge und Drillinge stillen“ von Inga Sarrazin, Mutter von Zwillingen und Stillberaterin, und Gisela Otto, Hebamme. BoD – Books on Demand, 2. Edition 2019.

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