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Was macht Kolostrum so besonders?18

Kolostrum: wertvolle Bestandteile

•Es hat weniger Fett, weniger Kalorien, weniger Milchzucker und mehr Enzyme als die sogenannte reife Frauenmilch, die später gebildet wird. Dadurch ist es leicht und schnell verdaulich.

•Seine Inhaltsstoffe helfen bei der Gewinnung von Energie aus dem Unterhautfettgewebe. Es kann also einer Unterzuckerung des Neugeborenen vorbeugen oder sie beheben, wenn es unmittelbar gestillt wird oder Kolostrum bekommt, das per Handmassage gewonnen wurde.

•Der hohe Gehalt an Immunstoffen im Kolostrum schützt das Neugeborene vor Infektionen. 70 Prozent der Zellen im Kolostrum sind aktive Immunzellen, die das Neugeborene gegen Keime aus dem Umfeld der Mutter und gegen solche, mit denen diese in der Schwangerschaft und teilweise schon davor in Kontakt gekommen ist, „impft “19.

•Über die Milch und durch den Kontakt mit der mütterlichen Brust beim Stillen nimmt das Neugeborene eine Vielzahl gesunder Bakterien auf, die sich in seinem Verdauungstrakt vermehren, diesen auskleiden und so krankmachenden Bakterien den Raum zum Wachsen wegnehmen.

•Kolostrum hat einen relativ hohen Salzanteil. Das schützt vor Austrocknung.

•Der hohe Gehalt an der Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin im Kolostrum (erkennbar an seiner gelblichen Farbe) unterstützt den Abbau fetalen Hämoglobins. Zudem fördert es eine schnelle Ausscheidung von Mekonium, dem ersten Stuhlgang des Neugeborenen. Somit beugt es der Entwicklung einer behandlungsbedürftigen Neugeborenengelbsucht vor.

Die geringen Mengen an Vormilch sind genau auf die Bedürfnisse des Neugeborenen und dessen kleinen Magen abgestimmt. Direkt nach der Geburt fasst der kindliche Magen lediglich ein Volumen von fünf bis sieben Milliliter, ist also etwa so groß wie eine Kirsche. Eine Woche nach der Geburt, wenn die reichliche Milchproduktion begonnen hat, sind es schon 45 bis 60 Milliliter (vergleichbar mit dem Volumen einer Aprikose), die das Baby pro Stillmahlzeit aufnehmen kann.

Es ist nicht nötig, die Brust auf das Stillen vorzubereiten, wie beispielsweise das Abhärten der Brustwarzen, ebenso wenig hilft milchbildungsfördernder Tee in der Schwangerschaft. Die Größe der Brust spielt keine Rolle für den Stillerfolg, und es gibt keine Brustwarze, die zum Stillen ungeeignet ist. Auch wenn sich die Brustwarzen kaum von der Brustoberfläche abheben (Flachwarzen), sich bei Stimulation (wie Reiben mit den Fingern) zurückziehen (Schlupfwarzen) oder immer zurückgezogen sind (Hohlwarzen, s. Zeichnungen auf der nächsten Seite). Denn das Kind erfasst beim korrekten Anlegen neben der Brustwarze immer auch einen großen Teil des umliegenden Warzenvorhofs.


Abb. 1: Brustwarzenformen

Zweifelst du an deiner Stillfähigkeit, kannst du bereits in der Schwangerschaft einen Beratungstermin mit (d)einer Hebamme vereinbaren. Wichtig für den späteren Stillerfolg ist vor allem, deine selbstbewusste Einstellung, dass dein familiäres Umfeld dich unterstützt sowie eine gute fachliche Beratung durch eine Hebamme, Stillberaterin oder Krankenschwester im Kreißsaal und auch später auf der Wöchnerinnenstation und zu Hause.

Leider sind Empfehlungen zum Stillen von den Pflegepersonen auf den Wochenstationen manchmal widersprüchlich – aufgrund eines unterschiedlichen Wissensstands und persönlicher Einstellung zum Stillen. Gut ist es, wenn du eine Hebamme oder Stillberaterin hast, der du vertraust und an die du dich immer wenden kannst, wenn du Fragen hast. Hör weg, wenn dir Bekannte oder Freundinnen erzählen, welche Schwierigkeiten sie oder deren Bekannte mit dem Stillen hatten. Und sprich mit Frauen, die ihre Kinder mit Freude gestillt haben. Fakt ist: Nicht jede Frau kann stillen, aber die allermeisten!

Leidest du unter einer chronischen Erkrankung und/oder musst regelmäßig Medikamente einnehmen, lass dich von deiner Ärztin beraten. Mögliche mütterliche Faktoren, die in seltenen Fällen verhindern, dass nach der Geburt ausreichend Milch gebildet wirst, findest du im Kapitel 3.7.1.

2.1.2 Wie die Milch zum Fließen kommt

Etwa 36 Stunden nachdem Kind und Mutterkuchen geboren sind, fallen die Schwangerschaftshormone ab. Dann beginnt die hormonell („endokrin“) gesteuerte Laktogenese 2 – manchmal dauert diese auch bis zu sieben Tage nach der Geburt. Die Stillhormone Prolaktin und Oxytocin sorgen dafür, dass Muttermilch gebildet wird. Du kannst es daran spüren, dass du ein Spannungsgefühl in der Brust hast. Diese Phase wird initiale Brustdrüsenschwellung genannt (IBDS; umgangssprachlich Milcheinschuss), jetzt schwillt die Brust mehr oder weniger stark an, ihre Haut ist oft gespannt und glänzt, die Blutgefäße scheinen durch. Die Brust ist berührungsempfindlich und kann schmerzen. Manche Frauen fiebern während der IBDS kurzzeitig bis 39 °C auf. Die IBDS tritt unabhängig davon ein, ob das Neugeborene an der Brust saugt oder nicht. Also auch nach einer Früh- oder Totgeburt. Allerdings sind diese Begleitsymptome weniger unangenehm, je öfter und effektiver das Neugeborene an der Brust saugt oder die Mutter die Brust von Hand oder Pumpe entleert.

In diesen ersten Lebenstagen des Kindes bildet die Brust noch relativ kleine Mengen, die sogenannte Übergangsmilch. Die starke Schwellung der Brust ist vor allem durch die vermehrte Durchblutung und erhöhte Ansammlung von Lymphflüssigkeit bedingt. In den folgenden Tagen und Wochen steigt die Milchmenge stetig.

Während seiner ersten Lebenstage sollte das Neugeborene mindestens acht- bis zwölfmal innerhalb von 24 Stunden nach Bedarf angelegt werden. Das heißt, wenn es Hunger signalisiert und gilt auch für nachts. So stimuliert es ausreichend die Bildung des einzigartigen Kolostrums und die weitere Milchbildung. Ist dies nicht möglich, beispielsweise weil das Kind durch eine Erkrankung geschwächt ist oder zu früh geboren wurde, sollte die Brust ebenso häufig von Hand oder mithilfe einer elektrischen Milchpumpe entleert werden – um sie so dem Baby zu füttern. Auch das regt die Bildung und Ausschüttung der Stillhormone optimal an.

Wird die Brust nicht regelmäßig und gut entleert, reduziert sich die Milchmenge ab dem dritten bis vierten Tag nach der Geburt. Denn die in der Brust verbleibende Milch drückt auf die milchbildenden Zellen und signalisiert dem Körper, dass keine oder weniger Milch gebraucht wird. So beginnt sich die Brust einer verwaisten Mutter oder einer Mutter, die nicht stillen möchte, in ihren Zustand vor der Schwangerschaft zurückzubilden.

Oxytocin und Prolaktin: die Stillhormone

Oxytocin20 wird im Gehirn produziert. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Geburt, bei der es Wehen auslöst, nach der Geburt bringt es die Brustdrüsen dazu, die Milch fließen zu lassen und es beeinflusst allgemein soziale Interaktionen. Oxytocin wird oft auch als Bindungs- oder Liebeshormon bezeichnet.

Hautkontakt, das Saugen des Kindes an der Brust, Wärme und Massagen fördern die Ausschüttung von Oxytocin. Auch liebevolle Gedanken an das Kind oder dessen Schreien regen im mütterlichen Gehirn die Oxytocin-Ausschüttung und damit den Milchfluss an. Oxytocin wirkt auf Mutter und Kind stressreduzierend, beruhigend und blutdrucksenkend. Ferner macht es müde und stärkt das Vertrauen ineinander. Es kann sogar die Wundheilung fördern. Der Mutter verschafft Oxytocin beim Stillen angenehme und manchmal lustvolle Gefühle (was manche Mutter verwirrt) und verstärkt so die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind.

Auch das Hormon Prolaktin21 wird im Gehirn produziert. Es ist vor allem für das Brustwachstum während der Schwangerschaft und die Milchbildung nach der Geburt verantwortlich und hat psychische Funktionen. Prolaktin fördert bei Säugetieren (also auch dem Menschen) das Brutpflegeverhalten und wird bei der werdenden Mutter sowie dem Vater (hier aber in kleineren Mengen) vor der Geburt des Kindes vermehrt ausgeschüttet. Abhängig von der Dauer und Häufigkeit des Stillens wirkt Prolaktin schwangerschaftsverhütend. Damit dieses Hormon ausgeschüttet wird, muss die Brust durch das Saugen des Kindes stimuliert werden – beziehungsweise durch eine Handmassage oder eine elektrische Milchpumpe. Da die Zellen der Brustdrüse einige Stunden brauchen, bis Milch bereitgestellt wird, sollte die Mutter zunächst acht- bis zwölfmal innerhalb von 24 Stunden stillen. So hält sie die Prolaktin-Konzentration möglichst konstant. In der Gebärmutter verbliebene Reste des Mutterkuchens, hormonelle Störungen, unzureichende Stimulation und/oder Entleerung der Brust sowie Stress, Müdigkeit und Schmerz hemmen die Prolaktin-Ausschüttung22.

Hormonelle Störungen und/oder Übergewicht der Mutter erschweren den Stillstart. Auch wenn die Frau 20 bis 26 Kilogramm in der Schwangerschaft zunimmt. Der BMI läßt sich einfach bestimmen: Gewicht (vor Eintritt der Schwangerschaft) in Kilogramm durch Körpergröße in Meter hoch zwei. Von Übergewicht spricht man ab einem BMI von 25. Aber auch eine übergewichtige Mutter kann mit (vielleicht etwas mehr) Unterstützung erfolgreich voll stillen.

2.1.3 Wie die Milch im Fluss bleibt

Auch in dieser Phase ist ein optimales Zusammenspiel der Stillhormone Oxytocin und Prolaktin wichtig, aber die Milchbildung wird nun vor allem nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage geregelt. Je häufiger und effektiver die Brust entleert wird (Hunger, Nachfrage des Kindes) desto schneller und mehr Milch wird in der Brust gebildet (Angebot). Es braucht etwa drei bis sechs Wochen, bis sich die Milchmenge auf den Bedarf des Babys eingestellt hat. Sie bleibt in den darauffolgenden Monaten nahezu konstant, bis die Mutter nach zirka sechs Monaten mit der Beikost-Fütterung beginnt.

Manche Frauen bilden nach der Geburt mehr Milch als das Baby braucht. Andere haben vielleicht zu wenig Milch. Die fein ausgeklügelte Steuerung der Milchbildung ermöglicht der Mutter, sich auf den individuellen Bedarf des eigenen Kindes einzustellen; sie kann also auch Mehrlinge voll stillen. Auch führt dies zu einer großen Flexibilität in der Stillbeziehung und passt sich den jeweiligen Bedürfnissen an: Steigt der Energiebedarf des Kindes (zum Beispiel bei einem Wachstumsschub), steigert das Baby die Milchbildung, indem es häufiger die Brust fordert. So kann zum Beispiel ein Säugling oder Kleinkind, das schon fast abgestillt war, während einer Krankheitsphase, in der es feste Nahrung verweigert, innerhalb kurzer Zeit wieder zum Vollstillen kommen. Interessant ist auch, dass die Brüste die Milchbildungsrate unabhängig voneinander regulieren. Wird die eine Brust häufiger und stärker entleert als die andere, bildet diese auch mehr Milch.

Da die einzelnen Phasen der Milchbildung aufeinander aufbauen, kommt dem Stillstart eine besondere Bedeutung für die langfristige Milchbildung zu!

Übrigens23,24: Entgegen der Meinung vieler verändert nicht das Stillen die Brust, sondern die Schwangerschaft. Dies ist wissenschaftlich belegt. Aktuelle Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass Stillhormone die Regeneration der Zellen in der Brust fördern und deren Gewebe langfristig festigen.

2.2 Milch von Hand gewinnen

Das Kolostrum der eigenen Mutter ist das ideale Nahrungsmittel, wenn eine Zufütterung nach der Geburt notwendig wird. Es kann unter bestimmten Voraussetzungen bereits in den letzten Wochen der Schwangerschaft oder jederzeit in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt von Hand gewonnen werden.

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes wird die Kolostrumgewinnung in der Schwangerschaft empfohlen. Denn deren Neugeborene haben in den ersten ein bis zwei Lebenstagen häufig zu niedrige Blutzuckerwerte und müssen neben dem Stillen oft mit Zuckerlösung zugefüttert werden. Bei diabetischen Müttern setzt die reichliche Milchproduktion zudem häufig etwas verspätet ein. Letzteres trifft aber auch auf Frauen zu, die per Kaiserschnitt entbunden haben und für Frauen mit Adipositas, einem polizystischen Ovarialsyndrom oder Multipler Sklerose. Diese Faktoren erhöhen beim Neugeborenen das Risiko für die Notwendigkeit einer Zufütterung in den ersten Lebenstagen. Da kann es nicht schaden, wenn die Mutter schon vor der Geburt ein paar Milliliter Kolostrum sammelt.

Wenn du möchtest und einige Kriterien beachtest, kannst du in der Schwangerschaft Kolostrum von Hand ausmassieren. Auch wenn du dies nicht möchtest oder es bei dir Kontraindikationen gibt, empfehle ich dir, dich bereits zum Ende der Schwangerschaft mit der Technik des Ausmassierens von Muttermilch vertraut zu machen. Die im Folgenden beschriebene Technik ermöglicht es dir, nach der Geburt schon früh Kolostrum zu gewinnen, ohne, dass du eine Milchpumpe brauchst. Das hilft dir vor allem, wenn dein Baby in eine Kinderklinik verlegt wurde.

Die Stimulation der Brustwarzen in der Schwangerschaft kann Wehen auslösen, deshalb solltest du auf die Kolostrumgewinnung mehrere Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bei bestimmten Voraussetzungen verzichten. Und zwar wenn du:

•bereits eine Frühgeburt hattest,

•in dieser Schwangerschaft vorzeitige Wehen hast oder hattest, die medikamentös behandelt wurden,

•bei dir eine Zervixinsuffizienz vorliegt oder

•du mit Mehrlingen schwanger bist.

Liegt bei dir eine der eben genannten Kontraindikationen vor, kannst du, wenn du magst, kurz vor einer geplanten Geburtseinleitung oder einem Kaiserschnitt mit dem Ausstreichen beginnen25.

2.2.1 Kolostrum und Muttermilch ausmassieren

Kolostrum sollte frühestens ab der 33. Schwangerschaftswoche (SSW) ausmassiert werden, dann nur einige Male pro Woche. Ab der 36. SSW kannst du dies zwei- bis dreimal täglich 3–5 Minuten pro Brust tun. Spürst du dabei ein Hartwerden der Gebärmutter (Kontraktionen) oder Ziehen im Bauch, beendest du das Ausstreichen.

Willst du in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt Vormilch ausstreichen, ist das Vorgehen dasselbe. Wenn es während der Massage im Bauch zieht, ist dann ganz normal. Diese Nachwehen (auch Stillwehen genannt) unterstützen die Rückbildung deiner Gebärmutter und reduzieren den Blutverlust nach der Geburt, was auch der späteren Milchbildung zugutekommt. Die hier beschriebene Technik kannst du zu jedem Zeitpunkt der Stillzeit anwenden. Darin geübte Mütter streichen mit ihr die Milch sehr effektiv aus und sind unabhängig von einer elektrischen Pumpe.

Vorbereitung:

•Besorge dir sterile (keimfreie) 1- oder 2-ml-Spritzen sowie passende Verschlussstopfen in der Apotheke. Diese dienen dem Aufsaugen, der Lagerung und dem Transport der kleinen Milchmengen. Möchtest du nach dem Beginn der reichlichen Milchbildung Muttermilch von Hand entleeren, benötigst du zum Auffangen ein gut gesäubertes und ausgekochtes oder vaporisiertes Gefäß – am besten eine Milchflasche mit Trichter.

•Lege für ein bis zwei Minuten ein feuchtwarmes Tuch auf die Brust oder nimm eine warme Dusche (dies fördert den Milchfluss), trockne die Brust gut ab.

•Wasche dir die Hände gründlich mit Wasser und Seife und trockne sie an einem sauberen Hand- oder Papiertuch ab.

•Nimm eine entspannte Sitzposition ein und beginne mit der Massage der Brust. Dazu gehst du folgendermaßen vor:

Schritt 1: Brustmassage nach Marmet


Abb. 2: Massage nach Marmet

Stütze die Brust mit einer Hand. Massiere sie mit sanft kreisenden Bewegungen mit drei oder vier flach aufgelegten Fingerkuppen der anderen Hand. Die Finger sollten dabei nicht auf der Haut kreisen, sondern die Haut mitnehmen, damit das darunter liegende Drüsengewebe massiert wird. Dann setzt du die Finger leicht versetzt wieder an und wiederholst den Vorgang. Kreise so spiralförmig rund um die Brust Richtung Brustwarzenvorhof.

Alternativ, wenn es für dich angenehmer oder praktischer ist: Massage nach Plata Rueda


Abb. 3: Massage nach Plata Rueda

Du verschiebst die Brust zwischen beiden Handflächen sanft hin und her, indem du die Hände gegenläufig zueinander bewegst. Zur Massage legst du die Hände erst ober- und unterhalb der Brustwarze flach auf die Brust und danach seitlich.

Schritt 2: Den Milchspendereflex auslösen


Abb. 4: Milchspendereflex auslösen

Streiche sanft mit den Fingern vom Brustansatz bis über die Brustwarze hinweg. Streichle so um die ganze Brustwarze herum. Dann zupfst du noch leicht an der Brustwarze.

Schritt 3: Entleerung der Milch durch Ausmassieren


Abb. 5: Ausmassieren der Brust

Beuge dich ein wenig nach vorne. Dann legst du Daumen und Zeigefinger etwa drei bis vier Zentimeter hinter der Brustwarze auf die Brust. Die beiden Finger liegen sich gegenüber, zum Beispiel bei sechs und zwölf Uhr. Drücke mit den Fingern gerade gegen den Brustkorb, ohne die Haut zu spreizen. Dann bewegst du Daumen und Zeigefinger aufeinander zu und lässt die Milch in ein Gefäß laufen, oder du saugst austretende Vormilchtropfen mit einer Spritze auf. Wiederhole die Bewegung und versetze die Finger so, dass du nach und nach alle Bereiche der Brust entleerst.

Damit die Milch gut fließen kann, ist eine entspannte Körperhaltung wichtig. Versuche während des Ausstreichens, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Wechsele mit dem Ausstreichen mehrfach zwischen den Brüsten. Kolostrum (Vormilch) wird nur in kleinen Mengen in der Brust gebildet. Jeder Tropfen davon ist für dein Kind wertvoll.

Schritt 3 kann in der Klinik nach der Geburt alternativ mit einer guten elektrischen Milchpumpe erfolgen.

2.2.2 Ausgestrichene Milch aufbewahren

Die mit Vormilch befüllten und mit einem Stopfen verschlossenen Spritzen kannst du – mit einem Aufkleber mit Datum und Namen versehen – in einem verschließbaren Plastikbeutel einfrieren. Erfolgt das Ausstreichen kurz vor einem geplanten Kaiserschnitt oder einer Geburtseinleitung, kann es auch für drei bis fünf Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Im tiefgefrorenen oder gekühlten Zustand sollte die Milch auch zur Geburt mit in die Klinik gebracht werden. Wichtig ist, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird!

Auftauen kann man die Milch bei Zimmertemperatur oder – wenn es schneller gehen muss – unter fließendem, handwarmem Wasser. Einmal aufgetaut kann die Milch bis zu 24 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt werden. Diese Empfehlungen gelten auch für reife Frauenmilch.

2.3 Das Baby ist da! – Oder: Das erste Anlegen nach der Geburt

Jede Geburt bedeutet für die Mutter eine enorme Kraftanstrengung. Der Moment, in dem das Kind in diese Welt gleitet und seine ersten Atemzüge macht, ist meist erfüllt von Staunen und einer großen Ehrfurcht gegenüber diesem Wunder. Viele Mütter und Väter fühlen sich von Glück und Liebe erfüllt, wenn sie ihr Baby zum ersten Mal erblicken und in die Arme schließen. Es kann aber auch sein, dass zunächst die Erschöpfung überwiegt und der Anblick des eigenen Kindes Befremden und Unsicherheit auslöst und sich das Gefühl der Mutterliebe erst einige Stunden oder sogar Tage später einstellt. Wenn das Baby krank zur Welt kommt, mischen sich zum verdienten Stolz über die gemeisterte Geburt und der Liebe zum Kind natürlich auch Sorgen um das Leben des Kindes und die gemeinsame Zukunft.

Ist bereits vor der Geburt eine (Herz-)Krankheit beim Baby bekannt und wurde es spontan geboren, wird es der Mutter kurz zum Kuscheln auf die Brust gelegt, abgenabelt, abgetrocknet und dann in der Regel einem Kinderarzt, einer Kinderärztin gebracht. Geht es dem Kind sehr schlecht, übernimmt der Kinderarzt direkt das Baby. Er versorgt das Neugeborene, macht die Erstuntersuchung (U1) und bestimmt nach fünf und zehn Minuten den sogenannten APGAR-Score. Dieser gibt Aufschluss über den aktuellen Gesundheitszustand des Neugeborenen, wie sich sein Kreislauf an die veränderten Bedingungen außerhalb des Mutterleibes anpasst; also bestimmt er das weitere medizinische Vorgehen. Alle Werte könnt ihr später auf der ersten Seite im gelben Kinderuntersuchungsheft nachlesen.

Geht es eurem kranken Baby den Umständen entsprechend gut, wird es euch zurück in den Kreißsaal gebracht und kann dort vielleicht noch eine Weile kuscheln, bevor es zur weiteren Beobachtung und Behandlung in die Kinderklinik verlegt wird. Ob das Kind direkt nach der Geburt Stillen kann, hängt sehr von seiner Grunderkrankung ab. Viele Kinder, selbst mit komplexem angeborenem Herzfehler, sind in der ersten Stunde nach der Geburt in der Lage, an der mütterlichen Brust zu saugen. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass die Geburt ohne Komplikationen verlaufen ist, das Neugeborene in einem guten Allgemeinzustand ist und zudem nicht durch starke Schmerzmittel, die die Mutter vielleicht unter der Geburt bekommen hat, müde ist.

Ist das Baby aufmerksam und wach, ist jetzt der richtige Moment, es mit Unterstützung der Hebamme ein erstes Mal an die Brust zu legen. Es ist wichtig, dass die betreuende Hebamme über euren Stillwunsch informiert ist und sich in diesen kostbaren Momenten Zeit für euch nimmt.

Wenn du schon eine erfahrene Mama bist, dann kannst du dein Baby, wenn es dazu bereit ist, selbstständig anlegen. Neugeborene sind direkt nach der Geburt meist in einem sehr aufmerksamen und wachen Zustand. Dieser hält in der Regel etwa anderthalb Stunden an, bevor das Baby müde wird und ein paar Stunden schlafen möchte. Wird das Neugeborene in dieser sensiblen und relativ kurzen Zeitspanne nach der Geburt ein erstes Mal erfolgreich angelegt (wenn es also die Brustwarze mit dem Mund gut erfasst hat und über einige Minuten saugt), erhält es die für seine Gesundheit so wichtige Vormilch. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit für Probleme beim Anlegen in den folgenden Tagen und Wochen, weil das Baby schon einmal „den Bogen raushat“.

Was ich hier beschreibe, ist der Ablauf, wie ich ihn aus meinem beruflichen Alltag an einer Universitätsklinik kenne. Ist der vorgeburtlich festgestellte Herzfehler nur klein und ist nicht mit negativen Auswirkungen auf den kindlichen Kreislauf zu rechnen, dann ist es auch möglich, dass das Baby zunächst bei der Mutter im Kreißsaal bleiben und nach einigen Stunden mit ihr auf die Wochenstation verlegt werden kann. Dies ist aber nicht die Regel. Das Klinikpersonal geht auf Nummer sicher. Es möchte das Neugeborene gerade in den ersten Lebensstunden und Tagen genau beobachten. Dies ist am besten möglich, wenn das Baby an einen Monitor in der Kinderklinik angeschlossen ist.

1 531,60 ₽
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253 стр. 39 иллюстраций
ISBN:
9783863215637
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