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Renko

Ein Roman von Jorin Söker

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2021

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© the author

Cover: Irene Repp

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Bildrechte:

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© Sjstudio6 – shutterstock.com

© Just dance – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-466-7

ISBN 978-3-96089-467-4 (epub)

Inhalt:

Meister. So will Olaf genannt werden. Abends, wenn sie ihre Schicht bei der Polizei beendet haben und zu Renko nach Hause fahren.

Doch Renko merkt zunehmend, dass er alles andere als ein „Meister“ ist. Olaf ist unerbittlich. Ignoriert Renkos Safeword. Es wird immer schwerer, nach außen die Maske aufrechtzuerhalten. Aber die Sache zu beenden scheint fast aussichtslos, denn Olaf hat ihn in der Hand.

Kai und Steffen, ebenfalls Partner bei der Polizei und in ihrer Freizeit Doms aus Leidenschaft, entdecken durch Zufall Verletzungen an Renko, die Fragen aufwerfen. Obwohl Renko zunächst abblockt, geben sie nicht auf, bis er sich ihnen öffnet und sie die Chance haben, ihm zu helfen.

Könnte Renko tatsächlich der passende Sub für sie sein?

Ist eine Beziehung zu dritt überhaupt eine Option, oder schafft Olaf es, alles zu zerstören?

Und welche Rolle spielt Philipp dabei, der junge Kerl, der mit einer Waffe einen Apotheker bedrohte, und dessen Fall Kai und Steffen auf dem Tisch haben?

»Beweg dich gefälligst auf die Knie, Sklave!«, raunzte Olaf und trat mir mit voller Wucht in die Kniekehlen, sodass ich seinem Befehl automatisch nachkam.

Ich ließ mir den Schmerz, der durch meine Knie schoss, nicht anmerken, denn das würde die Situation nur verschlimmern. Olaf mochte es nicht, wenn ich Laute von mir gab. Dass ich erst kurz zuvor meine Wohnung betreten hatte, interessierte ihn einen Dreck. Hauptsache er konnte nach der Arbeit seine Wut bei mir abladen.

»Hat es dir mal wieder die Sprache verschlagen?! Wie wär’s mit einer Entschuldigung?!«, brüllte er weiter.

Wenn er doch nicht immer so schreien würde! Mir fielen fast die Ohren ab. Er konnte froh sein, dass die Wände in meinem Wohnblock dick waren, sodass die Nachbarn ihn nicht hörten. Ich wünschte mir oft, sie könnten ihn hören, in der Hoffnung, dass sie Hilfe holen würden. Wunschdenken.

»Entschuldigung, Meister«, gab ich unterwürfig von mir, bevor ich einen Tritt kassierte. Ich war ihm wohl zu langsam. Kurz blieb mir die Luft weg. Ein Schmerz breitete sich auf meinem Rücken aus. Ich gab keinen Mucks von mir.

»Zieh dich aus!«

Irgendwie war es sinnlos, dass er mich auf den Knien sehen wollte, nur um mich kurz darauf wieder aufzuscheuchen, damit ich die Klamotten loswurde. Aber so war er nun mal. Flink kam ich seiner Forderung nach. Diesmal war ich schnell genug und erntete keine weiteren Tritte.

Anschließend ließ ich mich auf die Knie sinken, die Arme hinter dem Rücken und aufrecht, die Brust raus, so, wie er es mir beigebracht hatte. Na ja, eingeprügelt passte eher.

»Dein Ehrgeiz lässt mal wieder zu wünschen übrig. Streck gefälligst die Brust weiter raus!«

Ja, man konnte es ihm nie wirklich recht machen. Trotzdem tat ich wie befohlen und gab mir mehr Mühe.

»Da werde ich wohl bald nochmal Hand anlegen müssen, was, Sklave?«, nörgelte er.

Er zog sich gemächlich seine Jacke aus und hängte sie an meine Garderobe, öffnete die oberste Schublade der Kommode und griff sich das Halsband und die Manschetten.

Er trat vor mich und legte mir zuerst das Halsband um. Straff, aber nicht so eng, dass ich kaum noch Luft bekam. Demnach war seine Laune noch nicht ganz im Keller. Ich hatte Schonfrist. Hoffte ich zumindest.

Die Manschetten für die Handgelenke waren ebenfalls schnell angebracht. Heute verband er sie mit einer Kette. So würde ich meine Hände zwar noch nutzen können, aber nur erschwert, weil nicht viel Spielraum blieb.

»Ab in die Küche. Koch was Ordentliches, ich hab Hunger. Ich setze mich in der Zwischenzeit vor den Fernseher.«

»Meister, erlauben Sie mir eine Frage?«

Genervt drehte er sich nochmal zu mir um. »Wenn du meinst, dass eine Frage angebracht ist. Eigentlich hatte ich mich klar ausgedrückt, oder nicht, Sklave?«

Das, was ich wissen wollte, war für mich in seiner Ansage nicht ersichtlich, also beschloss ich, dass die Frage angebracht war.

»Meister, soll ich für eine Person kochen oder für zwei?« Mit anderen Worten: Bekomme ich Essen oder nicht?

Olaf stampfte zu mir zurück, griff in meine Haare und zerrte mich in Richtung Küche. Er war so grob und rücksichtslos, dass ich einen Schrei ausstieß und versuchte, auf allen vieren mit ihm mitzuhalten. Er hatte es natürlich darauf angelegt, dass ich nicht mithalten konnte, sodass meine Kopfhaut brannte, als wir in der Küche ankamen. Mit einem Stoß, den ich gerade so mit den Händen abfangen konnte, ließ er mich los.

»Das sollte deine Frage beantworten«, sagte er kühl. »Ansonsten nochmal extra für dein mickriges Sklavenhirn: Du kriegst nichts, bist schon wieder zu fett geworden. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht heute Abend für eine Stunde auf das Laufband schicke.«

Mit den Worten drehte er sich um und verschwand im Wohnzimmer. Ich stöhnte leise. Also wieder ein Fastentag. Ich hasste das. Olaf und ich waren Polizisten. In unserem Beruf war es wichtig, dass wir in Bestform waren. So oft, wie er mich allerdings in den letzten Tagen hatte hungern lassen, war ich nicht mehr zu hundert Prozent fit. Heimlich essen wagte ich aber auch nicht, denn würde er mich dabei erwischen, würde er explodieren. Die Erfahrung hatte ich schon gemacht und es bedurfte keiner Wiederholung.

So machte ich mich als braver Sklave ans Kochen. Vorher brachte ich ihm aber noch eine Flasche Wasser, so, wie er es immer haben wollte. Wenigstens trank er keinen Alkohol. Nie. Auf der anderen Seite bedeutete das, dass er alles, was er mit mir machte, bei vollem Bewusstsein tat. Manchmal wäre der Gedanke erträglicher, dass er mir das antat, weil er zu besoffen war, aber das würde nie passieren. Er wollte mir das, was er tat, antun. Warum auch immer er ausgerechnet mich gewählt hatte: Ich kam aus der Nummer nicht so einfach raus. Deswegen ertrug ich alles – auch das erneute Fasten.

Das Abendessen verbrachte ich unter dem Tisch, mit seinem Schwanz in meinem Mund. Ich tat nichts, außer den Mund für ihn aufzuhalten. Denn beim Essen wollte er nicht verwöhnt werden. Er fand es nur toll, mir das Maul zu stopfen und mich hilflos würgen zu hören, weil er tief in meinem Rachen steckte. Mittlerweile kam ich damit gut zurecht, denn immerhin bekam ich durch die Nase Luft. Das Würgen war zwar unangenehm, aber da gab es weitaus schlimmere Dinge, die er mit mir anstellte.

»Deck ab, ich bin satt!«, ließ er mich wissen und sah mir anschließend beim Aufräumen zu. »Du bist wirklich zu dick. Wenn du fertig bist, treffen wir uns im Fitnessraum zum Wiegen. Bis dahin bist du hoffentlich deine Klamotten losgeworden. Du bist nicht mehr wert, als der Dreck auf dem Boden, also brauchst du auch keine Kleidung. Merk dir das.«

Die Waage zeigte 81,2 Kilogramm. Bei einer Körpergröße von 1,87 Meter ging das meiner Meinung nach eher in Richtung Untergewicht. Immerhin hatte ich durch den Job und das Training auch einiges an Muskeln. Ich stieg von der Waage, ging in eine kniende Sklavenposition und wartete auf sein Urteil. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass das nicht gut ausfallen würde.

»Sag ich doch, zu fett.« Er sah auf seine Uhr. »Jetzt haben wir es halb neun. Du gehst noch eine Stunde aufs Laufband. Ich schaue derweil eine Runde fern. Und Sklave? Der Tachometer zeigt besser am Ende einen hohen Schwierigkeitsgrad an. Verstanden?«

Streng sah er zu mir herab. Er wollte immer, dass ich ihn direkt ansah. Er mochte mich demütig und wollte sehen, was in mir vorging, hatte er mal betont. Ich hatte festgestellt, dass er das nur wollte, um meine Blicke gegen mich auszuspielen. Denn ich war jemand, der ausdrucksstarke Augen hatte, in denen man jede Gefühlsregung ablesen konnte. Das war sein Glück und mein Pech. Umso härter waren die Bestrafungen, wenn er mir ansah, dass ich innerlich gegen ihn rebellierte.

Ich schaffte einen neutralen Blick, so hoffte ich zumindest. »Ja, Meister. Eine Stunde Laufband.«

»Ich komme und kontrolliere die Einstellungen. Danach entscheide ich weiter.«

Das klang nicht gut. Eher so, als ob noch mehr im Anschluss käme. Na super. Ruhige Nacht ade. Und das Fernsehprogramm würde mich auch nicht retten, so viel Blödsinn wie lief. Wahrscheinlich war er danach noch schlechter gelaunt.

Olaf wartete, bis ich mit dem Training begonnen hatte, und ließ mich dann allein.

Nur zwei Minuten später tauchte er wieder auf. »Komm nochmal runter, Sklave«, forderte er barsch.

Schnell kam ich dem nach und kniete mich vor ihm nieder.

»Es soll ja nicht ganz so langweilig für dich sein«, sagte er mit einem fiesen Grinsen. Er zeigte mir, was er in der Hand hielt. Einen Analplug. Damit war zu rechnen gewesen.

»Los, zeig mir deinen gierigen Arsch!«

Gehorsam beugte ich mich vor und streckte ihm meinen Hintern entgegen. Er setzte den Plug an und drückte ihn stetig weiter, bis er so saß, wie er sollte. Immerhin hatte er Gleitgel verwendet, sonst wäre es eine Qual gewesen. Er schlug einmal kräftig gegen die Basis des Plugs, was mich kurz ächzen ließ.

»Halt gefälligst dein Maul, Sklave!«, schnauzte er und schlug nochmal zu. Diesmal war ich gewappnet und hielt es aus.

»Geht doch. Du kennst deinen Job, also sieh zu!« Er drehte sich um und ging.

Ich rappelte mich auf und beeilte mich, das Training hinter mich zu bringen. Mit einem Plug im Arsch und den zusammengebundenen Manschetten war Laufen auf dem Laufband zwar nicht das Angenehmste, aber es hätte schlimmer kommen können.

Steffen

»Na, Ben, alles fit?«

»Ach, Hi Steffen. Ja, alles super. Wo hast du Kai gelassen?«

»Der kommt auch gleich. Wir sind mit unseren Privatwagen getrennt gefahren, damit jeder anschließend direkt nach Hause kann.«

»Ach so, ja, macht Sinn.«

Er wärmte sich für das Training auf. Ich stellte meine Wasserflasche neben seine auf die Bank und folgte dem Beispiel.

Ben arbeitete in einer Wohneinheit, die junge Erwachsene mit Gewalt- oder Drogenproblemen aufnahm. Sein Partner Mirco hatte die Einrichtung ins Leben gerufen, da er früher selbst drogenabhängig gewesen war und anderen Leuten helfen wollte. Ben war erst ein knappes halbes Jahr im Team. Ursprünglich war er als Schützling ins Haus aufgenommen worden – ebenfalls mit einem Drogenproblem. Mein Teampartner Kai hatte dafür gesorgt, dass Mirco ihn aufnahm. Bevor er auf die Polizeischule wechselte und sich ihre Wege trennten, war er eng mit Ben befreundet gewesen.

In der Zwischenzeit war viel passiert, da Bens Leben eine unschöne Wendung genommen hatte. Gemeinsam mit Mirco hatte Kai ihm den Anstoß gegeben, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.

Jetzt machte er hier eine sozialpädagogische Ausbildung. Daher durfte er momentan nur die Sporteinheiten leiten. Da es einfacher war, eine Gruppe zu bändigen, wenn man nicht allein war, waren Kai und ich oft hier, um Mirco und seine Leute zu unterstützen. Dann gab es noch André, der wiederum Mirco aus seinem Drogenproblem herausgeholfen hatte, und Tim, der unabhängig am Anfang des Projekts dem Team beigetreten war.

André und Mirco unterstützten Ben ebenfalls häufig bei den Sporteinheiten. Tim war Psychologe und kümmerte sich eher um die seelischen Belange der Schützlinge.

Kai und ich brachten hier oft den jungen Leuten Selbstverteidigung bei. Im gleichen Zug zu trainieren, war in unserem Job sowieso das A und O.

Mircos Scheune, in der der Sport stattfand, und die dazugehörigen Menschen waren uns immer eine willkommene Abwechslung zum Polizeialltag.

»Hast du Herrn Pollack auf der Wache nochmal gesehen?«, fragte Ben plötzlich.

»Wie kommst du darauf?«

»Ich weiß nicht. Irgendwie muss ich viel an den denken. Bei dem Verhör benahm er sich anders, als der olle Herr Häuser nicht mehr dabei war.«

»Das ist dir aufgefallen?«, gab ich erstaunt von mir.

Ben war während der Befragung, zu der er als Zeuge und Betroffener geladen gewesen war, mehrfach zusammengebrochen.

Das Verhör betraf seine unschöne Vergangenheit. Demzufolge war das ein starkes Stück, dass er das Verhalten von Herrn Pollack so detailliert hatte aufnehmen können.

Aber ich musste ihm zustimmen. Ohne seinen Partner war mir Herr Pollack auch positiv aufgefallen. Sonst kannte man ihn ruhig und still; eher als defensiven Polizisten, der nur im Notfall hart durchgriff. Aber bei dem Gespräch mit Ben war er aus sich herausgekommen. Er hatte die Vernehmung zielorientiert und einfühlsam zu Ende gebracht, nachdem es mit Herrn Häuser nicht so gut geklappt hatte, da der einfach zu grob durchgeprescht war.

»Na ja«, sagte Ben. »Er war halt nett. Und da er, während Herr Häuser das Gespräch geführt hatte, nur stillschweigend am Spiegel stand, fand ich es überraschend, dass er so ein gutes Gespür für die Sache zeigte. Er hat versucht, mir die Vernehmung so angenehm wie möglich zu machen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »So viel kann ich zu dem nicht sagen. Ich habe nicht viel mit den beiden zu tun, da sie in einem anderen Bereich arbeiten.«

»Vielleicht kannst du ihm trotzdem von mir danken. Wobei, wahrscheinlich kann er sich gar nicht mehr an mich erinnern. Ich war ja nur ein Fall von vielen.« Er winkte ab, wärmte sich weiter auf und machte Dehnübungen.

Ich zuckte nochmal mit den Schultern. Ben sah das nicht, weil er mich nicht anguckte. »Ich kann’s ihm ausrichten, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Er freut sich bestimmt, wenn ich ihm sage, dass er seine Sache gut gemacht hat.«

»Ja. Das hat er wirklich«, antwortete Ben und sah mich mit einem Lächeln an.

Es schien ihm inzwischen besser zu gehen. Gott sei Dank hatte er Leute wie Mirco und André an seiner Seite. Und die Freundschaft zu Kai wurde auch wieder dicker. Ich freute mich für ihn, vor allem, weil ich gemerkt hatte, dass Kai viel an ihm lag. Aber klar, wenn man sich seit dem Sandkasten kannte, warf man das nicht so einfach weg.

Mein Gedankenflug unterbrach, da die Schützlinge reinkamen. Kai folgte der Gruppe am Ende und sie schlossen sich alle dem Aufwärmprogramm an.

»Puh, war das wieder ein Training«, schnaufte Kai hinterher. Wir standen an unseren Autos, im Begriff, uns voneinander zu verabschieden.

»Ja, hat aber wie immer Spaß gemacht.«

»Absolut. Aber manchmal wünschte ich, wir wären ein Trainer mehr, dann könnten wir besser mit den Schützlingen an der Feinarbeit üben.«

»Stimmt.«

»Vielleicht gibt es ja in unserer Schicht noch irgendwen, der Lust dazu hätte? Oder in einer der anderen Abteilungen?«, überlegte Kai.

»Hm«, brummte ich nur.

Ich war kein Mensch, der viel sprach. Ich war eher der absolute Ruhepol. Kai war derjenige, der vorne stand und das Zepter in der Hand hielt. Wobei ich trotzdem nicht weniger dominant war wie er. Das wusste er auch, deswegen begegneten wir uns immer auf Augenhöhe.

Wir praktizierten in unserer Freizeit BDSM, im softeren Bereich, und taten das hin und wieder auch zusammen, wenn sich ein geeigneter Sub für uns fand. Was Dauerhaftes strebten wir beide nicht an. Zwei Doms, ein Sub, ein Spiel. Mehr nicht. Danach fuhren wir alle getrennt nach Hause. Kai und ich hatten uns auch geschworen, dass wir nur gemeinsam loszogen, solange wir Single waren. Sobald einer von uns einen festen Partner fand, würde das aufhören. Auch wenn wir uns beide momentan noch nicht fest binden wollten, waren wir uns absolut einig.

»Du bist im Feierabendmodus, ich merk’s schon«, sagte Kai lachend, aufgrund meiner brummeligen Antwort. »Wir können ja morgen auf der Dienststelle überlegen, wer vielleicht in Frage kommt, hier mit uns zu trainieren. Sollte jemand sein, der auch längerfristig Interesse daran hat.«

»Hm«, brummte ich erneut, aber ein zustimmendes Brummen. Kai lachte abermals. »Schon gut, ich lass dich in Frieden. Wir sehen uns morgen Früh um sechs bei der Arbeit. Schlaf gut.«

»Danke, du auch«, gab ich zurück, schaffte ein Lächeln, welches Kai erwiderte, und hob zum Abschied die Hand.

Zu Hause angekommen machte ich mir nur noch ein Brot mit Spiegelei, ging duschen und legte mich ins Bett. So ein Tag mit abschließendem Training war zwar schön, aber auch verdammt anstrengend. Abgesehen davon interessierte mich das abendliche Fernsehprogramm nicht die Bohne.

Renko

»Na, liebster Kollege, alles fit?«, grüßte Olaf und grinste schleimig, bevor er sich mir gegenüber auf seinen Bürostuhl fallen ließ. Er griff zu der dampfenden Tasse Kaffee, die ich jeden Tag bei Schichtbeginn in der Küche für ihn machte. Würde ich das nicht tun, würde ich es abends bitter bereuen.

Auf der Arbeit ließ er sich nicht anmerken, dass sich unsere Wege nach Feierabend noch nicht trennten. Vor seinen Kollegen behielt er immer seine Maske auf. Nur ich bekam den Rest zu spüren, samt der Launen, die er nach Dienstschluss hatte. Die gute Stimmung blieb meistens aus.

»Wir haben heute viel zu tun. Hast du schon mit Lisa gesprochen und die Post geholt?«, sprach er weiter, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Jetzt wiederum erwartete er eine.

»Nein, ich war noch nicht bei Lisa. Die Post kommt ja erst um neun.«

Lisa war auf der Wache unser Mädchen für alles. Sie erledigte die Kleinigkeiten im Hintergrund, für die die meisten Polizisten keine Zeit hatten, oder, so wie Olaf, sich als was Besseres fühlten. Die Post für die unterschiedlichen Abteilungen landete auch bei ihr. Ich lief jeden Tag nach unten, um sie für uns zu holen.

»Ach ja, wir haben ja erst sechs Uhr, ist ja die Frühschicht heute«, stellte Olaf fest. »Hast du wenigstens schon die Akten für den neuen Fall angelegt?«

»Ja, bin fast fertig damit.«

»Dann sieh zu, das ist wichtig!«, schimpfte er.

Was in unserem Job war denn bitte nicht wichtig? Ich dachte mir meinen Teil, sprach es aber nicht aus.

Wir waren nicht die Einzigen in diesem Büro. Auch zum Nebenbüro, der Abteilung für Jugendkriminalität, gab es nur eine dünne Scheibe, durch die man das Gemurmel der Gespräche wahrnehmen konnte. Dass Olaf unerbittlich war und gerne mal etwas lauter wurde, das wussten hier alle. Es machte sich keiner mehr was draus. Deswegen erlaubte er es sich, so mit mir zu sprechen. Er wusste, dass keiner was dazu sagen würde. Ich sowieso nicht, denn damit schnitt ich mir nur ins eigene Fleisch.

»Ja, ist gut«, murmelte ich und wandte mich besagten Akten zu.

»Und die bestehenden Akten zu dem Fall, hast du die geholt?«

Wie sollte man bitte fertig werden, wenn man immer unterbrochen wurde? Ich sprach den Gedanken nicht aus, sondern hob nur den Kopf, da Olaf es erwartete.

»Nein, tut mir leid.«

»Dann holst du das sofort nach. Ich habe dir die Namen auf den Rechner geschickt, damit das nicht schiefläuft«, sagte er scharf.

Mit anderen Worten: Ich sollte verdammt nochmal auf den Bildschirm gucken und seinen Anweisungen folgen.

Bevor ich las, was er geschrieben hatte, wusste ich, dass es nicht die Namen der Personen sein würden. Der private Chataustausch zwischen den Teampartnern wurde nämlich nicht geprüft oder abgespeichert. Deswegen konnte Olaf in das Chatgespräch alles reinschreiben, was er wollte. Für mich hieß das: Egal was da steht, du befolgst es. Ich las:

›Du gehst die Akten holen. In fünf Minuten bist du aber bei den Toiletten.‹

Na super, das hieß nichts Gutes.

Da ich schlecht mit den Akten bei den Toiletten aufkreuzen konnte, denn das käme vor anderen Kollegen komisch, brachte ich sie ins Büro.

Da sich das Archiv mit den Akten im Keller befand, war ich über die fünf Minuten drüber. Das war Olafs Absicht gewesen, denn er wusste, dass ich, aufgrund meiner Klaustrophobie, keinen Fahrstuhl fuhr.

Ich eilte zu den Toiletten, bei denen Olaf auf mich wartete.

»Es ist noch ein Kollege drin. Du gehst rein und wartest auf mich«, wies er mir wie üblich an.

»Ja«, gab ich zurück und betrat die Toilettenräume.

Der Kollege, den ich als Steffen Remanns erkannte, war bereits bei den Waschbecken und wusch sich die Hände.

»Ach, hallo Herr Pollack«, grüßte er mich mit einem Lächeln. Überrascht entgegnete ich ebenfalls einen Gruß.

Ich war es nicht gewohnt, dass Kollegen sich an meinen Namen erinnerten, da meist Olaf das Wort führte und die Lorbeeren erntete. Ich wurde gerne von ihm unter den Scheffel gekehrt und fiel den Kollegen dadurch nie auf.

»Haben Sie gleich einen Moment für meinen Partner und mich?«, erkundigte Herr Remanns sich und riss mich damit komplett aus dem Konzept.

Was wollten er und sein Teampartner von mir? War Olafs und mein Verhalten doch zu auffällig geworden? Bei dem Gedanken daran lief es mir eiskalt den Rücken runter.

»Ähm …. Ja … Klar«, stotterte ich. Herr Remanns zwinkerte mir aufmunternd zu. »Keine Sorge, es geht um nichts Schlimmes. Kommen Sie einfach gleich rüber, wenn Sie so weit sind.«

Mit den Worten nickte er mir nochmals zu und verschwand aus dem Raum. Kurz darauf trat Olaf ein.

»Was hat das so lange gedauert mit dem Remanns? Ach, egal, von dir wird er schon nichts gewollt haben.« Er winkte sogleich ab, während er die Tür zum Flur abschloss, damit ihn keiner störte. »Geh in die Kabine!«, ordnete er hart und folgte mir auf den Schritt.

Ich setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel, da mir auf dem engen Raum keine andere Möglichkeit blieb. Olaf drängte sich mit hinein und schloss auch diese Tür hinter sich ab. Durch meine Klaustrophobie bekam ich sofort ein mulmiges Gefühl. Meine Knie zitterten, weshalb ich froh war, zu sitzen.

»Stell dich nicht so an«, forderte er, sich meiner Not bewusst. »Aufstehen, umdrehen, Hose runter und nach vorne bücken, Arsch zu mir!«

Schnell kam ich dem nach und präsentierte ihm meinen Hintern.

»Zieh die Backen auseinander!« Währenddessen drückte er mich im Nacken runter, sodass mein Kopf auf dem Klodeckel zum Liegen kam. Ich hasste das, da die Toiletten nicht die saubersten waren, aber er ließ mir natürlich keine Wahl.

»Da du deinen Job heute Morgen scheinbar nicht zuverlässig machen kannst, muss ich dich wohl daran erinnern, wer hier das Sagen hat. Du wusstest ja schließlich gestern schon, dass die Akten heute fertig sein sollen. Außerdem solltest du nach fünf Minuten hier sein, hast aber doppelt so lange gebraucht«, belehrte er mich.

Das mit den Akten stimmte nicht ganz. Er hatte am vorherigen Tag gesagt, dass sie am Morgen fertig werden sollten und nicht, dass sie bereits fertig sein müssten. Natürlich hielt ich trotzdem meinen Mund. Er musste ja schließlich einen Grund finden, mir einen Plug in den Arsch zu schieben, nicht wahr?

Im nächsten Moment spürte ich den besagten Plug auch schon an meinem Hintereingang. Er war nicht der Kleinste, aber auch nicht der Größte, den Olaf bei sich trug. Damit würde es sich wohl noch arbeiten lassen. Zur Krönung quetschte er mir die Eier und zog sie lang, bis ich wimmerte.

»Schnauze! Steh das durch wie ein Mann!« Er erhöhte den Zug und wartete ab, ob ich mich muckste. Ich biss mir stattdessen hart auf die Lippe, um keinen Laut von mir zu geben. »Geht doch.«

Er ließ zum Glück von mir ab. »Du gehst jetzt zurück. Wenn ich wieder da bin, sind die neu angelegten Akten fertig auf meinem Tisch.«

Mit den Worten verließ er die Kabine, damit ich sie verlassen konnte, und ging in die angrenzende. Wahrscheinlich musste er sich da einen runterholen, in der Hoffnung, dass ihn keiner unterbrach, da ich die Tür zum Flur aufsperrte.

Ich dachte nicht mehr an ihn, sondern ging zielstrebig ins Büro und setzte mich an die Akten. Herr Remanns Bitte um ein Gespräch ploppte wieder in meinem Gedächtnis auf, aber ich beschloss, lieber erst die Akten zu erstellen, bevor Olaf einen Grund hatte, mich weiter zu bestrafen.

399
669,35 ₽
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341 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9783960894674
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
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